11.12.2012 Aufrufe

Kunsthaus Zürich Zürcher Kunstgesellschaft Jahresbericht 2010

Kunsthaus Zürich Zürcher Kunstgesellschaft Jahresbericht 2010

Kunsthaus Zürich Zürcher Kunstgesellschaft Jahresbericht 2010

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

96<br />

THOMAS STRUTH, SPACE SHUTTLE 1<br />

KENNEDY SPACE CENTER, CAPE CANAVERAL, 2008<br />

CHROMOGENER ABZUG, 199,3 x376,7 CM<br />

Die Fotografie der Unterseite des Space Shuttle im<br />

Wartungsdock gehört zur jüngsten Werkserie von<br />

Thomas Struth. In dieser verbindet sich die Faszination<br />

des Düsseldorfer Fotokünstlers (*1954, heute in Berlin<br />

und New York lebend) für komplexe visuelle Strukturen<br />

mit seinem Interesse an den technologischen und<br />

architektonischen Spitzenleistungen der Menschheit<br />

–dem Genie, aber auch dem Hochmut, die darin zum<br />

Ausdruck kommen. Entsprechende Recherchen führten<br />

Struth in den vergangenen Jahren zu unterschiedlichsten<br />

Produktions- und Forschungsstätten, wo<br />

Teams von Spezialisten im Bereich der Hochtechnologie<br />

zusammenarbeiten. Dazu gehörten Forschungslabors<br />

und Industriekomplexe in Deutschland –etwa die<br />

Max-Planck-Institute für Plasmaphysik in Greifswald<br />

und Garching, das inzwischen im Abbau befindliche<br />

Kernkraftwerk Würgassen in Beverungen, Ineos Phenol<br />

in Gelsenkirchen und das ThyssenKrupp-Stahlwerk<br />

in Duisburg-Bruckhausen –aber auch Anlagen<br />

in Griechenland, Argentinien, Nord- und Südkorea,<br />

Israel, Schottland und den Vereinigten Staaten.<br />

Zweimal besuchte Struth, fasziniert von der technologischen<br />

Potenz der NASA, auch das Kennedy<br />

Space Center in Cape Canaveral in Florida und war<br />

beeindruckt. –Nicht nur vom gewaltigen technischen<br />

Programm der vergangenen fünfzig Jahre, sondern<br />

ebenso sehr von der engen Verflechtung von Wissenschaft,<br />

Politik und Macht.<br />

Diese Besuche bei der NASA bestätigten Struths<br />

Wunsch, diesen Ort, «…die Schnittstelle zwischen Technologie<br />

und Ambition, wo die Grenzen des Machbaren<br />

ständig neu herausgefordert werden», zu fotografieren.<br />

Die bei der NASA entstandenen Arbeiten Struths<br />

reflektieren insofern das Interesse des Künstlers an<br />

dem «…Höchstmass an menschlicher Anstrengung,<br />

Überzeugung, Organisation und vielleicht auch Hybris.<br />

Die Arbeit des Space-Shuttle-Programms hat etwas<br />

Episches, ebenso wie der Bau einer mittelalterlichen<br />

Kathedrale. Beides sind komplizierte Strukturen, die<br />

Menschen von Hand erschaffen.» Um diese hochkomplexen<br />

kollektiven Konstruktionen «auf kondensierte<br />

Weise darzustellen», um zu zeigen, welch ungeheures<br />

Ausmass an Imagination und Knowhow sie erfordern –<br />

und dass sie tatsächlich von Menschenhand gemacht<br />

sind –, wollte Struth die Bilder, wie seine frühesten<br />

Strassenfotografien, weitgehend menschenleer halten.<br />

(Tatächlich ist, wie in einem Suchbild, auf dem<br />

Space-Shuttle-Foto inmitten des Gewimmels der<br />

Apparaturen halbverdeckt eine Technikerin zu erkennen.)<br />

Und die Enormität des Abgebildeten spiegelt sich<br />

auch in den Formaten von Struths Fotografien.<br />

Anlässlich seines zweiten Besuchs bei der NASA<br />

erhielt Struth Zutritt zu den Arbeitsbereichen des<br />

NASA-Komplexes, so auch zu den Werkstätten, in<br />

denen die Space Shuttles zwischen zwei Weltraumflügen<br />

gewartet und repariert werden. Struths Wahl<br />

des Space Shuttle als Motiv einer seiner grössten<br />

und ambitioniertesten neueren Arbeiten ist also alles<br />

andere als ein Zufall. Die Raumfähre Space Shuttle als<br />

solche verkörpert idealtypisch die utopischen Hoffnungen,<br />

aber auch die kommerziellen und militärischen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!