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Kunsthaus Zürich Zürcher Kunstgesellschaft Jahresbericht 2010

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vergleichbar ist der fiktive Arbeitstisch einer fernöstlichen<br />

Textilarbeiterin von Cat Tuong Nguyen, während<br />

die Installationen von Stefan Burger und Keren Cytter<br />

auf Film- resp. Videoprojektionen beruhen.<br />

Nach der Albert von Keller-Ausstellung hatte der<br />

Sammlungskonservator das Vergnügen, die Säle im<br />

ersten Stock links wie selten wohlgeordnet und präzise<br />

zu hängen. In den mittleren Hauptsälen entfalten<br />

sich Böcklin und Hodler geradezu ideal. Auf der Heimplatzseite<br />

folgt auf das intime ehemalige «Verkaufszimmer»,<br />

in dem das Wesentliche der <strong>Zürcher</strong> Kunst<br />

von Asper bis Freudweiler zu studieren ist, der quadratische<br />

Klassizismus-Saal: Programmatisch flankieren<br />

hier Angelica Kauffmanns «Amor und Psyche»<br />

und Tischbeins «Brutus» das Selbstbildnis Füsslis mit<br />

Bodmer, sekundiert von den Skulpturen Trippels und<br />

Wüests «Rhonegletscher». In der anschliessenden<br />

Galerie hängen in allzu knapper Auswahl die Hauptwerke<br />

der Kunst im jungen Bundesstaat zwischen<br />

Zünds «Eichenwald» und Kollers «Gotthardpost». Auf<br />

der anderen Seite gelangt man über das Welti-Rondell<br />

zu Füssli, um im letzten Saal von der Farbenpracht<br />

Amiets und Giovanni Giacomettis überrascht zu werden.<br />

–Die Verschiebung der Seerosen-Panneaux in die<br />

Ausstellung der Sammlung Bührle eröffnete die Möglichkeit,<br />

im Bär-Saal die repräsentative Sammlung von<br />

Gemälden Oskar Kokoschkas auszubreiten, parallel<br />

zur Ausstellung seines schriftlichen Nachlasses in der<br />

Zentralbibliothek.<br />

Im Dezember wurden die seitlichen Säle im ersten<br />

Stock links für die Karl Moser-Ausstellung (s. S.<br />

24) geräumt und zu ihrer Ergänzung in zwei Interieurs<br />

die ursprüngliche Kunstpräsentation rekonstruiert.<br />

Im Anbau von 1925 hat nur die Skulpturengalerie mit<br />

ihren Klinkerplatten den alten Charakter bewahrt; wie<br />

einst füllen nun ziemlich dicht auf dunklen Sockeln in<br />

originalen Proportionen die Plastiken von Rodin bis<br />

Haller den Gang mit seinen grossen Fenstern. Bei der<br />

Renovation 2005 kam in der Loggia über der Treppe<br />

überraschenderweise die 1925 verschalte originale<br />

Wandgliederung samt ihrer dunkelgrünen Fassung<br />

zum Vorschein; so konnten nun die seit dem Zweiten<br />

Weltkrieg magazinierten sieben Panneaux des «Jungbrunnens»<br />

wieder zur Geltung gebracht werden, die<br />

Amiet in einem langen und wechselvollen Prozess<br />

entwickelt und an Ort und Stelle im Herbst 1918 nochmals<br />

weitgehend überarbeitet hat. Fredy Pfenninger<br />

und Gabriel Cantieni komplettierten die Ausstattung<br />

durch die Rekonstruktion der Heizungsverkleidungen;<br />

Robert Brändli stöberte die originalen Serpentin-Sockel<br />

der zugehörigen Halbfiguren Hallers auf.<br />

Die «museologische Zeitreise» in von «period flower»<br />

intensiv durchtränkte Gefilde löste gemischte Gefühle<br />

und viel positives Echo aus; wichtige Momente in der<br />

Geschichte des Geschmacks oder der Kunstrezeption<br />

und des <strong>Kunsthaus</strong>es werden so vergegenwärtigt<br />

und man wird sich überlegen, ob man diese den eigenen<br />

Charakter des Museums stark akzentuierenden<br />

Ensembles belassen will.<br />

Der Leihverkehr bewegte sich mit 107 Gemälden<br />

und Skulpturen und 116 Werken auf Papier im<br />

üblichen Rahmen. Das Frye Art Museum in Seattle,<br />

dessen Sammlungsschwerpunkt in der deutschen<br />

Malerei des späten 19. Jahrhunderts liegt, übernahm<br />

die auf dreissig Gemälde reduzierte Albert von Keller-<br />

Ausstellung, die Gian Casper Bott und Joe-Anne Birnie<br />

Danzker betreuten. In Dubrovnik wurde einmal mehr<br />

die «kleine» Giacometti-Ausstellung präsentiert, die<br />

um die Lithographien von «Paris sans fin» wenige<br />

repräsentative Skulpturen und Gemälde gruppiert,<br />

wie immer von Franziska Lentzsch kompetent kuratiert.<br />

Besonders gern liehen wir dem Landesmuseum<br />

in die spektakuläre Ausstellung «Soie pirate –Textilarchiv<br />

Abraham» vier Gemälde aus der Sammlung von<br />

Gustav Zumsteg, die das künstlerische Umfeld der von<br />

diesem grossen Kunstliebhaber und Mäzen produzierten<br />

Seidenstoffe evozierten. –Leider muss hier auch<br />

festgehalten werden, dass sich zunehmend selbst an<br />

scheinbar stabilen und folglich öfter ausgeliehenen<br />

Werken Langzeitschäden bemerkbar machen. So kann<br />

die bisherige liberale Ausleihpolitik, auch angesichts<br />

der Überfülle von Gesuchen, kaum in gleichem Masse<br />

aufrechterhalten werden.<br />

ChK

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