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Diagnose und Therapie neurologisch bedingter ... - Integra

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<strong>Diagnose</strong> <strong>und</strong> <strong>Therapie</strong><br />

<strong>neurologisch</strong> <strong>bedingter</strong><br />

Schluckstörungen (Dysphagie)<br />

Holger Grötzbach, M. A.<br />

Asklepios Klinik Schaufling<br />

Abteilung Sprachtherapie<br />

D - 94571 Schaufling<br />

Fortbildung integra Wels<br />

Wels 19.09.2008


Agenda<br />

Anatomie <strong>und</strong> Physiologie des<br />

Schluckens


der Schluckvorgang<br />

„Wenn Flüssigkeit geschluckt wird, geht<br />

ein Teil zur Lunge, <strong>und</strong> von dort wird es<br />

in die Herzbeutel gefiltert, wo es das<br />

fiebernde Herz befeuchtet <strong>und</strong> kühlt.<br />

Der Rest der Flüssigkeit wird als Wasser<br />

ausgeatmet.“<br />

Hippokrates, 460 – 370 v. Chr.


Das Schlucken<br />

� am Schluckakt sind 56 Muskelpaare beteiligt<br />

� der Mensch schluckt zwischen 580 <strong>und</strong> 2.000<br />

Mal pro Tag im Wachen <strong>und</strong> Schlafen<br />

� außerhalb von Mahlzeiten wird im Wachen<br />

ca. ein Mal pro Minute geschluckt<br />

� dabei wird ca. 0,5 ml Speichel aufgenommen<br />

� der Kehlkopf hebt sich während des<br />

Schluckens 1,5 bis 2 cm


Dysphagie: Auswirkungen 1 (1)<br />

„Vor anderthalb Jahren konnte Heinrich auch nicht mehr<br />

essen. Er kam ins Krankenhaus <strong>und</strong> kriegte diese<br />

Magensonde. Als er wieder zu Hause war, stapelten<br />

sich hier die Behältnisse mit Flüssignahrung. Genau<br />

einen Tag lang habe ich das mitgemacht! Dann habe<br />

ich Heinrich eine ordentliche Portion Tee gegeben, <strong>und</strong><br />

durch die Flüssigkeit wurde er wieder wacher im Kopf.“<br />

1 Quelle: Edda (2004). Er hätte dasselbe für mich getan. In N.-M. Brüdigam (Hrsg.). In guten wie in schlechten<br />

Zeiten. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 115 – 126, S. 124.


Dysphagie: Auswirkungen 1 (2)<br />

„Siehe da: Plötzlich konnte er wieder kauen! Und<br />

seitdem isst er wieder. Die ganze Flüssignahrung<br />

habe ich zurückgegeben. Ich denke, dass ist ein<br />

Stück Lebensqualität, wenn ich noch ein bisschen<br />

etwas schmecken kann. Statt immer nur diese blöde<br />

Flüssignahrung.“<br />

1 Quelle: Edda (2004). Er hätte dasselbe für mich getan. In N.-M. Brüdigam (Hrsg.). In guten wie in schlechten<br />

Zeiten. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 115 – 126, S. 124.


� Aussehen<br />

� Geruch<br />

� Volumen<br />

� Geschmack<br />

� Temperatur<br />

Nahrungs-Charakteristika<br />

� Konsistenz: flüssig, schmelzbar, breiig, fest<br />

� Beschaffenheit: krümelig, faserig, cremig, glatt


Selbsterfahrung Schlucken<br />

� Achten Sie bitte auf:<br />

� Verhalten von Ober- <strong>und</strong> Unterlippe<br />

� Wangen<br />

� Bewegung der Zunge<br />

� Bewegung des (Unter-)Kiefers<br />

� Atmung<br />

� Kehlkopf


Schluckphasen<br />

1. orale Vorbereitungsphase<br />

2. orale Phase<br />

3. pharyngeale Phase<br />

4. ösophageale Phase


Neuronale<br />

Steuerung<br />

1. Großhirnrinde:<br />

• Gyrus praecentralis<br />

• prämotorischer Kortex<br />

• Mandelkern (Amygdala)<br />

•Hypothalamus<br />

• Mittelhirnhaube<br />

• Verbindung zw. Hirnrinde<br />

<strong>und</strong> Hirnnervenkerne<br />

2. Hirnstamm (Pons <strong>und</strong><br />

Medulla oblongata)<br />

• Hirnnerven V, VII, IX, X, XII<br />

• obere Cervicalsegmente


Lokalisation der Hirnnerven im<br />

Hirnstamm


Agenda<br />

<strong>Diagnose</strong> der Dysphagie


Neurologische Erkrankungen mit<br />

Störungen des zentralen<br />

Nervensystems<br />

Störungen des peripheren<br />

Nervensystems<br />

Störungen der Signalüberleitung<br />

Nerv - Muskel<br />

Erkrankungen der Muskulatur<br />

Schluckstörungen<br />

- Schlaganfall<br />

- Morbus Parkinson<br />

- Multiple Sklerose<br />

- Schädel-Hirn-Trauma<br />

- Amyotrophe Lateralsklerose<br />

- Myasthenia gravis<br />

- Muskeldystrophien


Schätzung der Häufigkeiten von<br />

Schluckstörungen<br />

� 16 - 22% der über 55-Jährigen<br />

� ca. 30–50% der Bewohner von<br />

Pflegeheimen<br />

� ca. 50% der <strong>neurologisch</strong>en Patienten


Beispiel: Schlaganfall<br />

Häufigste Ursache für neurogene Dysphagien<br />

Akutphase: Akutphase<br />

→ 50 % der Schlaganfallpatienten haben<br />

Schluckstörungen.<br />

Chronische Phase: Phase<br />

→ 25 % der Schlaganfallpatienten haben<br />

Schluckstörungen.


Spezifische Symptome bei<br />

� häufiges Verschlucken, Husten, Räuspern<br />

� Steckenbleiben von Nahrung im Hals<br />

� Nahrung / Speichel läuft aus dem M<strong>und</strong><br />

� belegte, raue, heisere Stimme<br />

Schluckstörungen<br />

� Schmerzen, Angst vor dem Schlucken<br />

� vorsichtige, sehr langsame Nahrungsaufnahme<br />

� Vermeiden bestimmter Speisen<br />

� Essen in Gesellschaft wird vermieden


Klinische Anzeichen von Aspiration<br />

� gurgelndes Atemgeräusch<br />

� Husten<br />

� verstärkte Schleimbildung<br />

� Stimmveränderungen: raue, gurgelnde Stimme<br />

� Kurzatmigkeit<br />

� chronisch obstruktive Lungenveränderungen


Orientierende Schluckuntersuchung<br />

Die orientierende Untersuchung umfasst:<br />

� Spontanschluck<br />

� Speichelschluck<br />

� Wasserschluck <strong>und</strong> Schlucken von Götterspeise<br />

� Beurteilung des Stimmklangs nach dem Schlucken<br />

� willkürliches Husten <strong>und</strong> Räuspern<br />

� Die orientierende Untersuchung wird durch die<br />

Ergebnisse der flexiblen Nasenendoskopie ergänzt.


Der 50-ml-Wasser-Test:<br />

50-ml-Wasser-Test<br />

� sukzessive Wasser-Schlucke von 5 ml, kombiniert<br />

mit der Untersuchung der Sensibilität im<br />

Pharynxbereich (beidseits mit Wattestäbchen)<br />

� Nach der Gabe ca. fünf Minuten auf Aspirationshinweise<br />

achten.<br />

� Aspirationshinweise: Verschlucken oder<br />

Erstickungsanfälle, Husten oder Veränderung der<br />

Stimmqualität<br />

� Abbruch: Auftreten von Aspirationszeichen


pharyngeale Sensibilität<br />

� mit einem Watteträger je ein Mal links <strong>und</strong> rechts an<br />

der Pharynxrückwand tupfen<br />

� falls die Rückwand schwer zugänglich ist, Zunge mit<br />

Hilfe eines Spatels herunterdrücken<br />

� Patient danach fragen, ob die Berührungen wahrgenommen<br />

werden <strong>und</strong> ob Seitenunterschiede<br />

bestehen<br />

� mit dem Watteträger den Würgreflex prüfen<br />

� Cave: ein fehlender Würgreflex ist kein<br />

pathologisches Zeichen!


intentionaler Speichelschluck<br />

� den Patienten auffordern, Speichel im M<strong>und</strong> zu<br />

sammeln <strong>und</strong> dann zu schlucken<br />

� mit Hilfe des Schluckkontrollgriffs Informationen über<br />

Zungenbewegungen (orale Phase), Einsetzen des<br />

Schluckreflexes (pharyngeale Phase), Ausmaß der<br />

Kehlkopfhebung erhalten<br />

� nach dem Schlucken das Husten prüfen<br />

� Cave: bei abgeschwächtem oder fehlendem Hustenstoß<br />

kann penetriertes oder aspiriertes Material nur<br />

schwer oder gar nicht aus den Atemwegen entfernt<br />

werden


Schluckkontrollgriff


<strong>Diagnose</strong> bei Trachealkanülen<br />

� vor Schluckversuch auf „nasses<br />

Tracheostoma“ achten<br />

� vor dem Schlucken Trachealkanüle<br />

entblocken, ggf. vorher absaugen<br />

� 1 ml blau angefärbtes Wasser geben<br />

� auf Austritt des gefärbten Wassers aus dem<br />

Stoma achten<br />

� nach dem Schluck tracheal absaugen<br />

� das abgesaugte Material auf gefärbtes<br />

Material untersuchen


Hinweise (1)<br />

� „Schluckanleitungen“ schriftlich fixieren <strong>und</strong> am Essplatz in einer<br />

Folie hinterlegen.<br />

� Betreuende Personen über das „Schulterklopfen“ bei<br />

Verschlucken informieren!<br />

� Betreuende Personen für das Eingeben von Essen / Trinken<br />

(„füttern“) sensibilisieren.<br />

� In Zweifelsfällen eine Nahrungsbilanz <strong>und</strong> Temperaturprotokoll<br />

führen lassen.<br />

� Über Hintergründe der Gabe von Koststufen aufklären.<br />

� Bei Ablehnung von therapeutischen Maßnahmen durch<br />

Patienten oder Angehörige den Sachverhalt schriftlich festhalten<br />

<strong>und</strong> unterschreiben lassen.


Koststufe I - Essen<br />

Hinweise (2)


Risiko der rein klinischen Dysphagie-<br />

Diagnostik<br />

� Nur ca. 42 – 66 % aller Patienten mit einer<br />

Dysphagie, die aspirieren, werden in einer klinischen<br />

Diagnostik als aspirierende Patienten identifiziert.<br />

� Symptome, von denen ein erhebliches<br />

Aspirationsrisiko ausgeht (z. B. Residuen in<br />

Valleculae oder Sinus piriformis) können durch eine<br />

rein klinische Beobachtung nicht erkannt werden.<br />

� stille Aspiration („silent aspiration“): Eindringen von<br />

Bolusbestandteilen in die Luftwege unterhalb der<br />

Stimmlippen ohne klinische Zeichen (insbesondere<br />

kein Hustenstoß): Tritt bei 25 % – 30 % der<br />

neurogenen Dysphagien auf.


Standard-Diagnostik<br />

� <strong>neurologisch</strong>e Untersuchung<br />

� logopädische Anamnese- <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>erhebung<br />

� HNO/phoniatrische Untersuchung mit flexibler<br />

(Nasen-)Endoskopie (meist videodokumentiert)<br />

� Videofluoroskopie oder Röntgenkinematographie


Phoniatrische Diagnostik<br />

Nasenendoskopie:<br />

� Prüfung des Schluckakts mit Hilfe eines transnasal<br />

eingeführten Endoskops<br />

Ziele:<br />

� Prüfung des Verhaltens von Zungengr<strong>und</strong>,<br />

Pharynxmuskulatur, Kehlkopf <strong>und</strong> Stimmlippen<br />

� Überprüfung der Wirksamkeit therapeutischer<br />

Maßnahmen (Kopfhaltung, „Leerschlucken“,<br />

Schlucktechnik, Modifikation der Bolusmenge, -<br />

konsistenz, -darbietung)


Flexible (Nasen-)Endoskopie (1)


Flexible (Nasen-)Endoskopie (2)


Quelle: Bartolome, G. & Schröter-Morasch, H. (2006). Schluckstörungen. München: Urban & Fischer.


Schluckambulanz


Mobile Endoskopie


(Nasen-)Endoskop<br />

ohne Videoanschluss


(Nasen-)Endoskop<br />

mit Videoanschluss


Lebensmittel


Untersuchungssituation


Vor- <strong>und</strong> Nachteile der Endoskopie<br />

� + bedside-Diagnostik möglich (damit auch bei<br />

noch schwer beeinträchtigten Patienten<br />

einsetzbar)<br />

� + beliebig oft wiederholbar (keine Strahlenbelastung)<br />

� + geringe Kosten<br />

� + zuverlässiges Instrument zur <strong>Diagnose</strong><br />

einer stillen Aspiration<br />

� - Fremdkörper im Nasen- Rachenraum<br />

� - nicht alle Schluckphasen sind einsehbar


Penetration/Aspiration<br />

� Penetration: Eindringen von<br />

Bolusbestandteilen in die Luftwege oberhalb<br />

der Stimmlippen<br />

� Aspiration: Eindringen von<br />

Bolusbestandteilen in die Luftwege unterhalb<br />

der Stimmlippen


Aspirationszeitpunkte<br />

� prädeglutitive Aspiration:<br />

� Aspiration vor Auslösung des Schluckreflexes<br />

� intradeglutitive Aspiration:<br />

� Aspiration während der Auslösung des Schluckreflexes<br />

� postdeglutitive Aspiration:<br />

� Aspiration nach Auslösung des Schluckreflexes


„Erste Hilfe“ bei mäßigen<br />

Schluckstörungen<br />

� aufgerichteter Oberkörper während <strong>und</strong> bis zu 30<br />

Minuten nach der Nahrungsaufnahme<br />

� vorzugsweise breiige bzw. angedickte Kost<br />

� keine Milchprodukte<br />

� kleine Schlucke oder Bissen<br />

� Essen <strong>und</strong> Trinken zeitlich trennen<br />

� nach jedem Schluck (mehrmals) „leerschlucken“<br />

� Husten unterstützen (Heimlich-Handgriff), nach dem<br />

Husten (erneut) schlucken<br />

� während des Schluckens nicht sprechen<br />

� Cave: Suppe, Brühe <strong>und</strong> Getränke!


Agenda<br />

<strong>Therapie</strong> der Dysphagie


Dysphagie-<strong>Therapie</strong> (1)<br />

� restituierend: ursachenorientierte<br />

Wiederherstellung gestörter Funktionen<br />

� „krankengymnastische Übungen“ für Lippen, Zunge,<br />

Wangen <strong>und</strong> Kehlkopf


Mimikübungen


Übungen für die Kaumuskulatur


Zungenübungen


Leitlinie Neurogene Dysphagie<br />

„Die Wirksamkeit restituierender Verfahren<br />

wurde bisher unzureichend untersucht.“


Dysphagie-<strong>Therapie</strong> (2)<br />

� kompensatorisch: Ersatzstrategien,<br />

die das Schlucken erleichtern, ohne auf<br />

die Ursache einzuwirken<br />

� Haltungsänderungen<br />

� Schlucktechniken


Leitlinie Neurogene Dysphagie<br />

„Kompensatorische Verfahren Haltungsänderungen,<br />

Schlucktechniken) sind bei<br />

bestimmten Störungsmustern sehr<br />

wirksam.“


Dysphagie-<strong>Therapie</strong> (3)<br />

� adaptierend: Anpassung der Umwelt durch<br />

Maßnahmen zur erleichterten <strong>und</strong><br />

selbständigen Nahrungsaufnahme<br />

� diätetische Maßnahmen („Koststufen“)<br />

� Einsatz industriell hergestellter Produkte (Trinknahrung)<br />

� Verwendung von Verdickungsmitteln<br />

� Ess- <strong>und</strong> Trinkhilfen<br />

� Plazierung der Nahrung


Leitlinie Neurogene Dysphagie<br />

„Diätetische Maßnahmen, wie z. B.<br />

Andicken von Flüssigkeiten sind, sofern<br />

ihr Effekt mittels Videofluoroskopie<br />

<strong>und</strong>/oder Schluckendoskopie kontrolliert<br />

wird, ebenfalls sehr effektiv.“


Effektivität von Dysphagie-<strong>Therapie</strong><br />

„Es existieren (...) einige nicht randomisierte Studien,<br />

die zeigen, dass es auch nach abgelaufener<br />

Spontanremission (> 6 Monate) zu signifikanten<br />

Veränderungen durch die Schlucktherapie kommt<br />

bzw. dass sich > 50 % der vorher sondenabhängigen<br />

Patienten wieder vollständig oral ernähren können.<br />

Auch ein stabiler Langzeiteffekt konnte belegt<br />

werden.“ 1<br />

1 Quelle: Leitlinie Neurogene Dysphagie (2004)


Agenda<br />

Trachealkanülen bei Dysphagie


Geblockte Trachealkanüle


Geblockte Trachealkanüle mit<br />

Aufstau


Vorteile:<br />

Geblockte Trachealkanülen<br />

� Sicherung der Atemwege<br />

� Schutz vor Aspiration<br />

Nachteile:<br />

� Ausschalten des Nasen-Rachen-Raums, damit keine<br />

olfaktorischen <strong>und</strong> gustatorischen Reize mehr<br />

� keine Phonationsmöglichkeit<br />

� Fremdkörpergefühl, evtl. Schmerzen, Angst<br />

� Kanülenverlegung durch Verschleimung<br />

� Schädigungen von Trachealschleimhaut <strong>und</strong><br />

Ringknorpel sind durch den Cuff möglich


Gefensterte blockbare Kanüle


Vorteile:<br />

Gefensterte blockbare Kanülen<br />

� bei intakter Glottisfunktion <strong>und</strong> ausreichendem<br />

subglottischen Druck kann phoniert werden<br />

Nachteile:<br />

� die Fensterung kann den Schutzmechanismus der<br />

Blockung wieder aufheben<br />

� Indikation für gefensterte blockbare Kanülen ist für<br />

Dysphagie-Patienten unklar


Aufbau:<br />

Vocalaid/Suctionaid-Kanülen<br />

� geblockte Kanüle mit zwei Zugangsschläuchen:<br />

� (1) ein Schlauch zur Cuff-Regulierung;<br />

� (2) ein Schlauch zum Absaugen oder zur<br />

Zuführung von (Sprech-)Luft oberhalb des<br />

Cuffs


Vocalaid-Kanüle


Suctionaid-Kanüle


Vor- <strong>und</strong> Nachteile der Vocalaid-<br />

Vorteil:<br />

oder Suctionaid-Kanüle<br />

� leichteres Absaugen von Material oberhalb<br />

des Cuffs<br />

Nachteil:<br />

� eine vollständige Entfernung von liegen<br />

gebliebenem Material ist nicht garantiert


Leitlinie Neurogene Dysphagie<br />

„Bei Notwendigkeit eines Tracheostomas mit<br />

geblockter Trachealkanüle hat sich eine<br />

zusätzliche Absaugvorrichtung oberhalb der<br />

Manschette als wirksam gegen Pneumonien<br />

erwiesen.“


Komplikationsrate<br />

Granulationen<br />

Plastische vs. perkutane<br />

Verengter Tracheostomiekanal<br />

Blutungen<br />

Läsionen des Schildknorpels<br />

Stomainfektionen<br />

Prolaps des Schildknorpels<br />

operative Revision<br />

Quelle: Schelling, 2000<br />

Tracheostomie<br />

plastisch<br />

25 %<br />

8%<br />

13 %<br />

4 %<br />

4 %<br />

4 %<br />

--<br />

21 %<br />

perkutan<br />

83 %<br />

58 %<br />

58 %<br />

33 %<br />

25 %<br />

--<br />

8 %<br />

83 %


Schlucken <strong>und</strong> Tracheostomie<br />

Eine Tracheostomie beeinträchtigt das<br />

Schlucken, weil<br />

� die Fixierung der Trachea an der Halshaut zu<br />

einer Behinderung der Larynxelevation führt.<br />

Dadurch kommt es<br />

� zu einem unzureichenden Kehlkopfverschluß<br />

<strong>und</strong> zu einer unvollständigen Öffnung des<br />

oberen Ösophagus-Sphinkters.


Zeitweise Entblockung<br />

Eine zeitweise Entblockung ist möglich, wenn<br />

� kein Sekret (mehr) aus dem Tracheostoma<br />

austritt;<br />

� ein reflektorisches Husten vorhanden ist oder<br />

� eine gurgelnde Stimmqualität verläßlich<br />

wahrgenommen wird <strong>und</strong> effektives<br />

willkürliches Husten möglich ist.


Therapeutisches Vorgehen<br />

Bei hoher Aspirationsgefahr<br />

� keine <strong>Therapie</strong> im entblockten Zustand;<br />

� Durchführung kausaler <strong>und</strong> kompensatorischer<br />

<strong>Therapie</strong>methoden mit geblockter<br />

Kanüle;<br />

� Anleitung zum Speichelschluck, wobei es das<br />

Ziel ist,<br />

� den Speichel wahrzunehmen, ihn auszuzuspucken<br />

oder regelmäßig (ca. ein Mal pro<br />

Minute) zu schlucken.


Dauerhafte Entblockung<br />

Eine dauerhafte Entblockung ist möglich, wenn<br />

� ein Abschlucken von Speichel gelingt;<br />

� kein Verdacht (mehr) auf eine ausgeprägte<br />

Aspiration vorliegt;<br />

� jedoch noch kein konstantes Abhusten<br />

möglich ist;<br />

� gelegentliches Absaugen noch erforderlich<br />

ist.


Orale Ernährung bei geblockter<br />

Kanüle (1)<br />

Keine orale Ernährung, weil<br />

� die Blockung nicht konstant dicht ist;<br />

� angestautes Material durch seine Masse<br />

Druck auf den Cuff ausübt <strong>und</strong> er dadurch<br />

<strong>und</strong>icht werden kann;<br />

� angestautes Material zu Entzündungen<br />

führen kann;<br />

� vom Patienten keine intentionalen Schutz<strong>und</strong><br />

Reinigungsfunktionen angewendet oder<br />

erlernt werden können.


Orale Ernährung bei geblockter<br />

Orale Ernährung, um<br />

Kanüle (2)<br />

� eine Teilnahme an den Mahlzeiten zu<br />

gewährleisten <strong>und</strong> damit die Lebensqualität<br />

zu steigern;<br />

� motorische, sensorische <strong>und</strong> sensible<br />

Bahnen zu aktivieren;<br />

� ein „Design of learning situation“ zu schaffen<br />

(Konzept des motorischen Lernens).


Orale Ernährung <strong>und</strong> geblockte<br />

Kanüle<br />

Eine orale Ernährung bei geblockter Kanüle<br />

kann indiziert sein, wenn<br />

� vorangegangene (kausale <strong>und</strong> kompensatorische)<br />

<strong>Therapie</strong>methoden keine Erfolge<br />

gebracht haben <strong>und</strong><br />

� Vorsichtsmaßnahmen während der oralen<br />

Nahrungsaufnahme beachtet werden.


Vorsichtsmaßnahmen<br />

� begleitende Fieberkontrolle<br />

� radiologische bzw. endoskopische Kontrolle<br />

� Kontrolle des Cuff-Drucks vor, während <strong>und</strong><br />

nach der Nahrungsaufnahme<br />

� Wechsel der Kanüle bei nachlassendem oder<br />

unzureichendem Cuff-Druck<br />

� sorgfältiges Absaugen von liegen<br />

gebliebenem Material


Agenda<br />

PEG-Anlage bei Dysphagie


Ernährung über die PEG-Sonde<br />

die Anlage einer PEG-Sonde bedeutet:<br />

� der M<strong>und</strong>- Rachenraum wird umgangen, damit keine<br />

(Schluck-)Reize mehr für das Gehirn;<br />

� kein Geschmack mehr;<br />

� trotzdem die Gefahr einer Aspiration bei Reflux;<br />

� es können unerwünschte Nebenwirkungen wie<br />

Erbrechen <strong>und</strong> Durchfall auftreten;<br />

� die Medikamentengabe über PEG ist im Einzelfall<br />

problematisch.


PEG-Anlage nach Schlaganfall<br />

� Eine PEG-Sonde ist in der Akutphase nachteilig,<br />

da sie im Vergleich zur nasogastralen<br />

Sonde zu einer signifikanten Risikozunahme<br />

von Tod oder schwerer Behinderung von 7,8<br />

% führt.<br />

� Bei andauernder Dysphagie wird empfohlen,<br />

eine PEG frühestens vier bis sechs Wochen<br />

nach Beginn eines Schlaganfalls zu legen 1 .<br />

1 Quelle: Prosiegel, M. (2006). Schlucktherapie evidenzbasiert durchführen. Der Neurologe & Psychiater, 3, 26 – 30.


Schluss (1)<br />

Vielen Dank für Ihr Interesse <strong>und</strong> Ihre Aufmerksamkeit ☺<br />

Asklepios-Klinik<br />

Schaufling


Schluss (2)<br />

Bei Interesse an den Folien: e-Mail genügt!<br />

h.groetzbach@asklepios.com<br />

Sanatorium Hausstein/Schaufling<br />

um<br />

1930

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