Mittelstandsmagazin 01-2017
Neue Wege im Mittelstand: Einzelhandel geht online | E-Government: Deutschland verpasst den Anschluss | Handwerk stärken: Zurück zum Meister | "Digitales Entwicklungsland: Jens Spahn im Interview
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MIt:tItel<br />
QUalIfIkatIon IM HanDWeRk StÄRken<br />
Zurück zum Meister<br />
Mit der Handwerksnovelle von 2004 wurde für zahlreiche Berufe die Meisterpflicht<br />
abgeschafft. Der eU reicht das noch nicht. Sie sieht im deutschen<br />
Meisterbrief eine Marktabschottung für ausländische anbieter. In Deutschland<br />
regt sich Widerstand in Handwerk und Politik: Man will nicht weniger, sondern<br />
mehr Berufe mit Meisterpflicht – um Qualität und ausbildungsplätze zu retten.<br />
Der treppenaufgang zu andreas löfflers Büro wirkt<br />
wie ein Meisterbrief-Museum: Die auszeichnungen<br />
vieler seiner Mitarbeiter hat der 58-jährige<br />
ofenbaumeister dort an die Wand gehängt – sieben Stück<br />
reihen sich aneinander. Mit Stolz zeigt löffler auf sie und<br />
erzählt von der langen tradition seines Unternehmens in<br />
Großenhain bei Meißen. 1946 wurde der Betrieb gegründet,<br />
der sich um ofenbau und fliesenarbeiten kümmert.<br />
Seit 30 Jahren führt löffler das Unternehmen. Doch wenn<br />
er über die Gegenwart spricht, wirkt er ratlos. löffler arbeitet<br />
sechs tage die Woche, meist zwölf Stunden am tag.<br />
Vor kurzem hat er seinen letzten lehrling ausgebildet. aktuell<br />
befindet sich kein angehender Handwerker in löfflers<br />
ausbildung. Das liegt vor allem an den entwicklungen<br />
der vergangenen Jahre. löffler hat keine lust mehr und ist<br />
sauer auf die Politik. „Die Meisterpflicht abzuschaffen war<br />
ein großer fehler. Wir leiden sehr darunter.“<br />
Mit der Änderung der Handwerksordnung 2004 hat der<br />
Bundestag für 53 Berufe die Meisterpflicht abgeschafft. Bis<br />
zu diesem Zeitpunkt brauchten Handwerker diese Qualifikation,<br />
um sich mit einem Betrieb selbstständig zu machen.<br />
Die Änderung gilt beispielsweise für fliesenleger, Uhrmacher<br />
und feinoptiker. Ziel waren mehr Wettbewerb und<br />
Unternehmensgründungen. Heute, fast 13 Jahre später, sind<br />
die entwicklungen durch die Deregulierung dramatisch. Das<br />
lässt sich vor allem am Beispiel der fliesenleger festmachen.<br />
laut des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH)<br />
stieg die Zahl der Betriebe in diesem Gewerk von rund<br />
20.000 im Jahr 2004 bundesweit auf rund 70.000 an. aber:<br />
Zum großen teil setzen sich diese fliesenleger-Betriebe aus<br />
Ich-aGs zusammen. obwohl die Zahl der Betriebe seit 2004<br />
so stark wächst, werden deutschlandweit trotzdem 50 Prozent<br />
weniger lehrlinge ausgebildet. Die Zahl der Meisterschüler<br />
ging seit 2004 sogar um 80 Prozent zurück.<br />
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