Ausgabe 04 / 2007 - BankPraktiker

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200 Beitrag » Die MaRisk fordern die Festlegung von Abgabekriterien – die Umsetzung dieser Anforderung führt in vielen Häusern aufgrund wenig homogenerKreditnehmerstrukturen noch zu Problemen. Problemen. « 04 / 2007 BankPraktiker Vorstand Kredit Konto Anlage Recht Handel Controlling Revision IT MaRisk-Status Sanierung – Anforderungen an Sanierungsgutachten Praxisbericht zur Umsetzung von Erleichterungsregelungen im Sanierungsprozess. Autoren: Heinz Tilgner, Bereichsleiter Kredit-Marktfolge, Raiffeisen-Volksbank Erlangen-Höchstadt eG Walter Friedrich, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Genossenschaftsverband Bayern e.V. Michael Gebhard, Prüfungsassistent, Genossenschaftsverband Bayern e.V. Die nachfolgenden Ausführungen geben die persönliche Auff assung der Autoren zu derartigen Problemen und Frage stellungen wieder. 1 Vgl. MaRisk, BTO 1.2.5, Rdn. 3; vgl. dazu auch Habel, BP 3/2006 S. 112. I. Einleitung w Die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) fordern die Festlegung von Kriterien, die die Abgabe eines Engagements an auf Sanierung bzw. Abwicklung spezialisierte Mitarbeiter oder Bereiche regeln. Die Umsetzung dieser Anforderung führt in vielen Häusern aufgrund wenig homogener Kreditnehmerstrukturen noch zu Problemen und Fragestellungen. Hierbei bieten sich Gestaltungsmöglichkeiten, z.B. nach Größe oder Komplexität, die ein Kreditinstitut nach individuellen Verhältnissen nutzen kann. Vor allem kann das Kreditinstitut unter Risikogesichtspunkten festgelegte Kredite unterhalb einer selbst bestimmten Größenordnung von der Problemkreditbearbeitung ausnehmen. II. Anforderungen der MaRisk Bereits durch die MaK wurde von der Bankenaufsicht gefordert, dass in den Organisationsrichtlinien Kriterien festzulegen sind, die die Abgabe eines Engagements an auf die Sanierung bzw. Abwicklung spezialisierten Mitarbeiter oder Bereiche bzw. deren Einschaltung regeln. Hinsichtlich eines Sanierungskonzepts ergeben sich nunmehr aus den MaRisk jedoch Erleichterungen, die mit sofortiger Wirkung in Anspruch genommen werden können. Entscheidet sich das Kreditinstitut für die Begleitung einer Sanierung, muss es sich ein Sanierungskonzept vorlegen lassen. Die Umsetzung des Sanierungskonzepts sowie die Auswirkungen der Maßnahmen sind vom Kreditinstitut nur noch zu überwachen 1 . III. Erfahrungen aus der Praxis In der Praxis zeigt es sich, dass insbesondere zwischen den Organisationsrichtlinien und den Arbeitsabläufen oft Umsetzungs- und Abgrenzungsprobleme bestehen. Teilweise werden auch die Erleichterungsmöglichkeiten, die sich aus den MaK bzw. MaRisk ergeben, noch nicht in vollem Umfang genutzt. Schwierig gestaltet sich dabei, dass die organisatorischen Vorga- Abbildung 1 : Handlungsalternativen eines Kreditinstituts zur Unterstützung des Sanierungsprozesses Hilfe bei der Sanierung Beratung/Unterstützung Überbrückungsmaßnahmen Sanierunghilfen Moderation eigene Beratung Kontakt zu Investoren Vermittlung von Beratern besondere Produkte Organisation eines Pools Stillhalten Stundung/Moratorium Überbrückungskredit Stundung/Moratorium/Stillhalten Kapitaldienstanpassung Freigabe Sicherheiten Verzicht auf Zinsen Umwandl.v. Forderungen in EK Rangrücktritt Forderungsverzicht außerger. Vergleich neue Kredite
en im täglichen Geschäft grundsätzlich einerseits auf den „kleinen Handwerksbetrieb um die Ecke“ als andererseits auch auf das „international operierende Unternehmen“ anzuwenden sind. Bei einer Beteiligung an einer Sanierung stehen den Banken verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Unabhängig von den Vorgaben der Bankenaufsicht wird es vor allem bei Gewährung von Überbrückungsmaßnahmen und Sanierungshilfen notwendig sein, auf Basis eines strukturierten Konzepts bzw. Maßnahmenplans (einschließlich zeitlicher Vorgaben) Entscheidungen zu treffen und die weitere Vorgehensweise festzulegen. Ohne adäquate Grundlagen kann sich ansonsten sehr schnell das Problem stellen, dass „dem schlechten Geld weiteres gutes nachgeworfen wird“. Dabei ist auch auf die Gefahr des Verfalls von Sicherungswerten, die Bevorzugung anderer Gläubiger oder die Verschiebung von Vermögenswerten zu achten. Insgesamt sollten die bankindividuellen Organisationsrichtlinien – unter Berücksichtigung von Art, Größe und Komplexität der getätigten Geschäfte – realitätsnah gestaltet werden, um flexible und einzelfallabhängige Handlungsalternativen zu ermöglichen. Zu starre und praxisferne Regelungen bergen die Gefahr von wesentlichen Verstößen gegen die Organisationsrichtlinien, die bei internen oder externen Prüfungen aufgegriffen werden. Dies zeigt sich auch aus den Feststellungen der MaK-Sonderprüfungen nach § 44 KWG durch die Deutsche Bundesbank. Als wesentliche Feststellungen wurden u.a. genannt: ß ß ß ß Konkrete Kriterien fehlen. Fehlende Beachtung der Kriterien. Anpassung einer Musterarbeitsanweisung an bankindividuelle Kriterien ist nicht erfolgt. Bei Privatkunden fand keine Intensivbetreuung statt, obwohl keine Ausnahmeregelungen bestehen. Eine Bank definiert z. B. in ihrer Organisationsrichtlinie, dass mit der Einstufung in die Risikogruppe 3 gem. PrüfbV zwingend eine Zuordnung zum Bereich Problemkreditengagements verbunden ist. Ohne gleichzeitig Erleichterungen für das Mengengeschäft zu regeln, bedeutet dies in der Konsequenz, dass selbst für „kleinere Kreditengagements“ (z.B. Kleinhandwerker mit 50 T€ Kredithöhe) die vorgegebenen Folgemaßnahmen (an IDW- FAR 1/1991 orientiertes Sanierungsgutachten eines unabhängigen branchenerfahrenen Dritten) zwingend erforderlich sind. Praktikabilität und Kosten-Nutzen-Effekt stehen in derartigen Fällen wohl außer Frage. IV. Allgemeine Erleichterungen der MaRisk Zur Vermeidung solcher Konstellationen kann für die Bereiche Intensivbetreuung und Problemkreditbearbeitung Rdn. 76 der MaK analog angewendet werden. Unter Risikogesichtspunkten können bestimmte Arten von Kreditgeschäften oder Kredite unterhalb bestimmter Größenordnungen von der Anwendung des Verfahrens ausgenommen werden. Gleiches gilt im Regelungsbereich der MaRisk 2 . Unter Berücksichtigung von Größe, Struktur und Komplexität der getätigten Geschäfte sollten deshalb vertretbare Kriterien gewählt werden, die Kreditengagements von der Problemkreditbearbeitung nach den strikten Vorgaben der MaK/MaRisk befreien. Des Weiteren liegt es im Ermessen des Hauses, ob Kriterien für einen Übergang in die Problemkreditbearbeitung einen Automatismus statuieren oder ob es sich lediglich um Indikatoren handelt, auf deren Grundlage die Überprüfung durchgeführt wird. Auch hier sollte sich die Bank im Vorfeld ausreichend damit beschäftigen, inwieweit es für die Handhabe in der täglichen Praxis sinnvoll ist, zwingende „Muss-Kriterien“ für einen Übergang zur Problemkreditbearbeitung festzulegen. Die BaFin weist bei der Veröffentlichung der Endfassung der MaRisk ebenfalls darauf hin, dass ihr viel daran liegt, dass die MaRisk risikoadäquat umgesetzt werden können 3 . Nachfolgend werden individuelle Lösungsansätze vorgestellt, wie sie aktuell in der Raiffeisen-Volksbank Erlangen-Höchstadt eG (Bilanzsumme 2005: 790 Mio. €) erarbeitet wurden. V. Kriterien für die Zuordnung zur Intensivbetreuung bzw. Sanierung Nachfolgend dargestelltes Diagramm stellt vorab die Prozesse schematisch dar 4 (siehe Abb. 2). 04 / 2007 BankPraktiker Beitrag » Unter Berücksichtigung von Größe, Struktur und Komplexität der Engagements sollten vertretbare Kriterien die Problemkreditbearbeitung von den strikten MaRisk-Vorgaben befreien. befreien. « 2 Vgl. Anlage 1 zu den MaRisk der BaFin – Regelungstext mit Erläuterungen; zu BTO 1.2.5 bzw. 1.24. 3 Vgl. Schreiben der BAFin vom 20.12.2005 zur Veröffentlichung der Endfassung der MaRisk, S. 5. 4 In Anlehnung an die Muster-Arbeitsanweisung „Intensivbetreuung und die Problemkreditbearbeitung“ des Genossenschaftsverbands Bayern e.V., S. 5. 201
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