11.12.2012 Aufrufe

Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV

Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV

Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

184 Nikolaus Gorges<br />

in welchem Zeitabschnitt eine schwere Krankheit zum Tode führt. Solche Diagnosen<br />

treffen die Menschen oft wie ein Todesurteil. Daraus wäre eigentlich zu folgern, dass<br />

der Schock nach einer solchen Diagnose auch zu Umkehr, Reue und Aussöhnung mit<br />

Gott und den Menschen in den Sakramenten führen müsste, aber es ist eben nicht so.<br />

Mehr denn je wird das Sterben tabuisiert. Man fürchtet offenbar mit dem Kommen des<br />

Priester, dass sich der Kranke und die Angehörigen mit dem Sterben auseinandersetzen<br />

müssten. Wenn der Seelsorger überhaupt gerufen wird, wird er nicht selten gebeten,<br />

dem Kranken die Sakramente geheim zu spenden, was natürlich nicht möglich ist,<br />

trotzdem aber auch praktiziert wird. So sollte doch gerade der Blick auf das Sterben<br />

helfen, Ordnung zu schaffen und die sakramentalen Hilfen zu ergreifen, einen gnadenhaften<br />

Zustand zu empfangen, der dann eine Ewigkeit andauern wird.<br />

8.3. Die Frage nach dem ewigen Leben spielt nicht mehr eine große Rolle<br />

Wenn man in gesunden Tagen wenig nach Gott gefragt und wenig mit ihm gelebt<br />

hat, ist es keine leichte Aufgabe für den Seelsorger, einem Schwerkranken oder Sterbenden<br />

das Beichten beizubringen, und noch schwieriger ist es, ihn von der Wichtigkeit<br />

der sakramentalen Beichte zu überzeugen. Ohne Zweifel gehört zu den besten<br />

Sterbevorbereitungen ein gutes geistliches Leben, die regelmäßige Reue, und der<br />

regelmäßige Empfang der Sakramente. Im allgemeinen Bewusstsein aber, dass wohl<br />

alle in den Himmel kommen, wenn es einen solchen überhaupt gibt, erscheinen die<br />

Sakramente, auch die Sterbesakramente, wenig notwendig. Viel zu wenig werden die<br />

Krankensakramente von den Seelsorgern thematisiert. Früher saßen Pfarrer stundenlang<br />

am Bett der Sterbenden, um ihnen zu einem fruchtbaren Empfang der Sakramente<br />

zu helfen und sie in die Ewigkeit zu begleiten. Heute findet der Priester meist<br />

nur dann den Weg an ein Sterbebett, wenn er gerufen wird. Meist werden Priester<br />

erst angegangen, wenn es um die Vorbereitungen zur Beerdigung geht. Manchmal<br />

legen Angehörige größten Wert auf das Kommen eines Priesters, wenn der Kranke<br />

schon verstorben ist. Mir sind Fälle bekannt, dass Priester der Leiche ein Kreuz auf<br />

die Stirn mit Weihwasser zeichnen, um die Angehörigen nicht zu enttäuschen, die die<br />

Spendung der Sakramente erwarten. Die letzte Stunde im Leben eines Menschen ist<br />

die entscheidendste. Die ernsthafte Sorge um die Seelen im Leben der Priester, gerade<br />

in der Sterbepastoral, ist eine nicht zu unterschätzende Predigt an die Angehörigen.<br />

Die Spendung der Krankensalbung an alte Menschen in größeren Gruppen erscheint<br />

mir in vielfacher Weise problematisch. Die ernste Krankheit ist Vorbedingung für<br />

die Spendung, Alter aber ist keine Krankheit. Zudem wird der Weg damit versperrt,<br />

wenn es ernst wird, einen Priester zu rufen. Alles Notwendige erscheint schon erfüllt,<br />

– armes Sterben!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!