Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV
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Expositio missae<br />
167<br />
heit und in der Majestät die Gleichheit angebetet werde: d.h., wir sollen die<br />
wahre und ewige Gottheit so bekennen, dass »in den Personen die Eigenheit«, d.h.<br />
das, was eine Person von der anderen unterscheidet, nämlich die reale, subsistierende<br />
Relation »angebetet werde«, d.h. durch Anbetung verehrt und geglaubt werde: Der<br />
Vater unterscheidet sich nämlich vom Sohn durch die Vaterschaft, und der Sohn vom<br />
Vater durch die Sohnschaft, und der Heilige Geist von beiden durch den ›Hervorgang‹<br />
oder die passive ›Hauchung‹. Es folgt: »und im Wesen die Einheit: es gibt schließlich<br />
nur ein Wesen im Bereich des Göttlichen; »und in der Majestät«, d.h. der gewaltigen<br />
Macht der göttlichen Personen, »die Gleichheit angebetet werde«, d.h. als<br />
anbetungswürdig geglaubt und verehrt werde. Denn alles, was die eine Person vermag,<br />
vermag auch die andere, da eine jede als allmächtig bezeichnet wird; ja, wie es bei den<br />
drei Personen eine einzige Natur gibt, so gibt es auch eine einzige Tätigkeit im absoluten<br />
Sinn, wie: verstehen, wollen, erschaffen, regieren usw.<br />
Es folgt: Quam – Diese, nämlich die göttliche Majestät, laudant Angeli atque<br />
Archangeli, Cherubim quoque ac Seraphim – preisen die Engel und Erzengel,<br />
Cherubim und Seraphim. Unter diesen vier Ordnungen, von denen zwei, nämlich<br />
die Engel und Erzengel, ganz zuunterst in der unteren Hierarchie stehen, und die<br />
beiden anderen ganz zuoberst in der ersten Hierarchie, sind auch die fünf anderen<br />
Ordnungen dazwischen mitgemeint. Qui non cessant – Die nicht ablassen, d.h.<br />
niemals aufhören, quotidie clamare 18 – täglich zu rufen , d.h. mit glühendem<br />
Affekt zu preisen, und mit einer Stimme zu sprechen: Heilig, heilig, heilig. In<br />
der himmlischen Heimat existiert weder Tag noch Nacht und das Tun der Seligen wird<br />
nicht in Zeit (tempus) bemessen, sondern in ewiger Dauer (aevum). Dennoch heißt es,<br />
dass die Engelwesen Tag und Nacht nicht ruhen (vgl. Offb 4,8) bzw. »täglich rufen:<br />
Heilig, heilig, heilig«, weil sie unablässig mit geistiger Stimme und innerem Lob<br />
Gott preisen in einer Dauer oder einem Maß, das alle Zeiträume einschließt, was man<br />
›uneigentliche Ewigkeit‹ (aeviternitas) oder ›Teilhabe an der Ewigkeit‹ (participata aeternitas)<br />
nennt. 19<br />
18 Wortumstellung: im tridentinischen Missale lautet die Wortfolge: CLAMARE QUOTIDIE.<br />
19 In der scholastischen Philosophie nimmt aeviternitas bzw. aevum eine Mittelposition zwischen<br />
tempus und aeternitas ein, vgl. STh I q.10 a.5 c.: »... Die Zeit hat ein Früher und ein Später, die<br />
ewige Dauer hat in sich kein Früher und Später, sondern lässt sich damit in Verbindung bringen;<br />
die Ewigkeit hat kein Früher und kein Später und ist mit solchem auch nicht vereinbar« (... tempus<br />
habet prius et posterius, aevum autem non habet in se prius et posterius, sed ei coniungi possunt,<br />
aeternitas autem non habet prius neque posterius, neque ea compatitur). »... Sie (sc. die Engelwesen)<br />
besitzen ein unveränderliches Sein mit einer Veränderlichkeit ihrer Wahlentscheidung<br />
... und mit einer Veränderlichkeit in der Erkenntnis, in der Neigung und den sie betreffenden<br />
Orten« (quod habent esse intransmutabile cum transmutabilitate secundum electionem, quantum<br />
ad eorum naturam pertinet; et cum transmutabilitate intelligentiarum et affectionum, et locorum<br />
suo modo).