Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV
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166 Dionysius Carthusianus<br />
der Menschwerdung, ›Heiliger Geist‹ hinsichtlich der Rechtfertigung, insofern er durch<br />
Eingießen der Gnade die Menschen rechtfertigt. Sabellius stellte nämlich die These auf,<br />
dass der Vater Mensch geworden sei; daher sind die Sabellianer auch Patripassianer genannt<br />
worden, weil sie behaupteten, der Vater sei Mensch geworden und habe gelitten.<br />
Macedonius glaubte zwar an die Gottheit und Wesensgleichheit von Vater und Sohn,<br />
leugnete aber die Gottheit des Heiligen Geistes, indem er behauptete, der Heilige Geist<br />
sei ein reines Geschöpf, geringer als der Sohn und dessen Diener, wie es Arius geäußert<br />
hat: Deswegen sind die Macedonianer auch Semiarianer genannt worden, weil sie der<br />
Häresie des Arius in ihrem mittleren Teil gefolgt sind. Alle diese äußerst schädlichen<br />
und völlig abwegigen Irrtümer werden durch die zuvor genannten Worte zunichte gemacht,<br />
so dass der Sinn ist: Du, Gott Vater, bist mit dem Sohn und dem Heiligen Geist<br />
ein Gott und Herr, »nicht in der Einzigkeit EINER Person«, d.h. nicht so, dass Du<br />
so, wie Du mit dem Sohn und dem Heiligen Geist ein einziger Gott und Herr bist,<br />
mit ihnen auch eine einzige Person bildest, als ob Vater, Sohn und Heiliger Geist eine<br />
einzige Person wären, »sondern in der Dreiheit EINES Wesens«, d.h., so bist Du mit<br />
dem Sohn und dem Heiligen Geist ein Gott und ein Herr, dass trotzdem eine Dreiheit<br />
in den Personen besteht, denen eine einzige Substanz oder Natur zukommt. Daher bedeutet<br />
die Aussage »nicht in der Einzigkeit einer Person« usw. soviel wie: nicht in<br />
Identität der Person, sondern in Identität des Wesens. Und dies erklären die folgenden<br />
Worte. Es folgt nämlich:<br />
Quod enim – Was wir nämlich, Gott Vater, de tua gloria – von Deiner Herrlichkeit,<br />
d.h. von Deiner wesenhaften Vollkommenheit oder Vorrangigkeit, revelante<br />
te credimus, hoc de Filio tuo, hoc de Spiritu Sancto, sine differentia<br />
discretionis sentimus – auf Deine Offenbarung hin glauben, das halten wir<br />
von Deinem Sohn, dasselbe vom Heiligen Geist, ohne den geringsten Unterschied<br />
für wahr, d.h. ohne Trennung oder Verschiedenheit des Wesens. Denn<br />
wie wir vom Vater glauben, dass er ewig ist, unermesslich, allmächtig, unbegreiflich,<br />
anbetungswürdig, überwesenhaft 17 , ganz vollkommen und in unendlicher Glückseligkeit<br />
befindlich, so halten wir dies vom Sohn und ebenso vom Heiligen Geist für<br />
wahr. Alles nämlich, was für den Vater in einem absoluten Sinn zutrifft, dies kommt<br />
den einzelnen Personen zu und ist der ganzen Trinität gemeinsam. Daher schließt der<br />
Passus an:<br />
Ut in confessione – Damit im Bekenntnis, d.h. in der mit Lobpreis verbundenen<br />
Bekanntmachung, verae sempiternaeque Deitatis, et in personis proprietas,<br />
et in essentia unitas, et in majestate adoretur aequalitas – der wahren und<br />
immerseienden Gottheit in den Personen die Eigenheit und im Wesen die Ein-<br />
17 Zu »überwesenhaft« (superessentialis): Sowohl der von Dionysius hier verwendete Terminus superessentialis<br />
wie das Synonym supersubstantialis sind Übersetzungen des von Ps.-Dionysius<br />
Areopagita für Gott häufig verwendeten Begriffs hyperousios.