Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV
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Expositio missae<br />
161<br />
genießen nämlich die Glückseligkeit Gottes. Gloria ist hier also anstelle der göttlichen<br />
Herrlichkeit verwendet – niemand vermag ja Gott ebenbürtig zu sein.<br />
Es folgt im Hymnus der Engel: et in terra pax hominibus bonae voluntatis –<br />
und auf Erden Friede den Menschen guten Willens. Christus ist nämlich unser<br />
Friede, der die Kirche aus Juden und Heiden versammelt und somit aus beiden eine<br />
Einheit geschaffen (Eph 2,14) sowie uns mit Gott und den heiligen Engeln versöhnt<br />
hat (vgl. Röm 5,10; 2 Kor 5,18.19). Ferner ist Christus unser Friede in objektiver und<br />
kausaler Hinsicht: denn in Bezug auf die angenommene Natur ist er Verdienstursache<br />
des Friedens; in Bezug auf die Gottheit ist er aber Wirk- und Hauptursache unseres<br />
Friedens, ja auch Ziel- und Objektursache, weil in ihm unser Friede als letztem Ziel besteht.<br />
Der Friede nun ist in formaler Hinsicht die Stille oder Ruhe des Geistes in Gott:<br />
und dieser ist nach allgemeiner Ansicht in den Menschen guten Willens vorhanden,<br />
weil deren höchste Herzensempfindung in der Ehre und dem Ruhm Gottes besteht,<br />
und so ruhen sie geistig in Gott. Und da dieser Friede uns von Gott geschenkt worden<br />
ist, deshalb lobt die Kirche dafür Gott mit den Worten:<br />
Laudamus te – Wir loben dich, d.h., erklären Dich würdig des Lobes. Benedicimus<br />
te – Wir preisen dich, d.h., sagen Gutes von Dir bzw. zu Dir. Wir preisen<br />
(benedicimus) Gott, und Gott segnet (benedicit) uns; dies sind sehr verschiedene Handlungen.<br />
Denn die Segnung Gottes ist nach Gregor 13 die Gewährung göttlicher Gaben<br />
und ihre Vervielfachung. Die Segnung Gottes ist also Ursache der Gutheit, der Gnade<br />
und der Heiligkeit in uns; denn wir bitten darum, von Gott gesegnet zu werden, d.h.,<br />
seine Gnade und Barmherzigkeit zu erlangen. Unser Preisen Gottes hingegen ist eine<br />
Art offenes Bekenntnis, durch das wir alle Güter Gott als Quelle der Gutheit, der Heiligkeit<br />
und der Gnade zuschreiben. Daher ist eine Benediktion zweifacher Natur: nämlich<br />
Heiligung und Lobpreis. Mit der ersten segnet uns Gott, mit der zweiten preisen wir<br />
Gott oder im eigentlichen Sinn: erhöhen ihn.<br />
Adoramus te – Wir beten Dich an, d.h., mit einem einzigartigen und ganz herausragenden<br />
Kult ehren wir Dich als ersten und höchsten Herrscher, der Du als Einziger niemanden<br />
brauchst, von niemandem abhängig bist, alles vermagst, alles siehst, als Einziger<br />
aus eigener Kraft helfen und retten kannst, ja sogar verhärten und zugrunde richten, wie<br />
man in Deuteronomium lesen kann: Ich werde töten und ich werde lebendig machen (Dtn<br />
32,29). Die Anbetung ist nun ein Kult und ein Akt der Latrie {Verehrung}, der allein Gott<br />
erwiesen werden darf. Die Latrie ist eine Tugend, die der göttlichen Natur Kult und Zeremonien<br />
entgegenbringt; und diese Tugend wird mit anderem Namen ›Religion‹ genannt. 14<br />
Glorificamus te – Wir verherrlichen Dich. Man sagt, wir heiligen oder verherrlichen<br />
Gott, wenn wir ihm in Heiligkeit und Gerechtigkeit dienen und so zeigen,<br />
13 Vgl. Thomas, Sent. II, d.15 q.3 a.3 c.; d.18 q.1 a.2 s.c.1.<br />
14 Zu adoratio »Anbetung« vgl. Thomas, STh II/II q.84; zu religio »Religion« vgl. ebd. q.81.