Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV
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156 Dionysius Carthusianus<br />
– das vierte Buch der Imitatio, welches dem Sakrament der Eucharistie gewidmet ist,<br />
zeigt ebenfalls dialogische Form (Dialog zwischen Christus und einem discipulus).<br />
Dionysius versucht in dem Dialog eine Annäherung an das Wesen dieses Sakramentes,<br />
indem er die wichtigsten Namen, die ihm beigelegt wurden, untersucht: Eucharistie,<br />
Erinnerungszeichen [memoriale] d.h. Realgedächtnis, Speise [cibus], Wegzehrung<br />
[viaticum], Kommunion, Gabe [donum] (bzw. ›Wohltat‹ [beneficium]), Opfer [sacrificium],<br />
Heilmittel [medicina] und Sakrament des Altares; zudem ›Hostie‹ [hostia] und<br />
›Unterpfand der künftigen Herrlichkeit und des künftigen Heiles‹ [arrha et pignus futurae<br />
gloriae ac salutis]. Die Betrachtung der Würde des Priestertums, die der Würde des<br />
Sakramentes korrespondiert, leitet zum zweiten Teil des Werkes, dem aszetischen, über<br />
(art. 13-19): Christus erörtert dort die Vorbereitung des Priesters auf das Sakrament<br />
(art. 13-16), welche Anforderungen an das gesamte Leben des Priesters sie beinhaltet<br />
(art. 14-15). Im Zentrum der geforderten inneren Gesinnung steht die devotio, die<br />
»Hingabe«; Christus behandelt ihr Wesen (art. 17), ihre Arten (art. 18), ihre Ursache<br />
(art. 19). Der dritte Teil widmet sich den Wirkungen des Sakramentes (art. 20-22).<br />
Es schließen sich meditative Passagen bzw. Gebetstexte an (art. 23-26). Sodann folgt<br />
ein vierter Part mit sakramententheologischen Erörterungen (art. 27-31). Zwei weitere<br />
Artikel beschäftigen sich mit den Wundern des Sakramentes und Äußerungen des berühmten<br />
Mystikers Ruusbroec zur Eucharistie (art. 32-33).<br />
Peter Barthold, M.A. (Carthusianus-Verlag)<br />
Leseproben<br />
Expositio missae<br />
Begriff der ›religiösen Hingabe‹<br />
1. Artikel<br />
Was ist religiöse Hingabe (devotio)?<br />
Der Apostel sagt: Möge mir fernerhin niemand lästig fallen; denn ich trage die Wundmale<br />
des Herrn Jesus an meinem Leib (Gal 6,17). Zu einem solchen Leben ist jeder Priester<br />
aufgrund des gewählten Standes und des damit verbundenen Amtes verpflichtet, dass<br />
die eingangs zitierten Worte des Apostels auf ihn passen und er sie in eigener Person<br />
äußern kann. Er muss nämlich den Kreuzestod ständig am eigenen Leib umhertragen<br />
(vgl. 2 Kor 4,10), wie das selige Haupt der Apostel mahnt, wenn er in seinem ersten kanonischen<br />
Brief sagt: Christus hat für uns gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, dass<br />
auch ihr in seinen Spuren geht (1 Petr 2,21). Deshalb haben die heiligen Satzungen des<br />
Kirchenrechtes bestimmt, dass die Priester sich zur Keuschheit verpflichten, damit sie<br />
die Reize des Fleisches zurückweisen und so den Sohn der Jungfrau mit ganz keuschen