Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV
Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV
Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Expositio missae<br />
155<br />
Autors, sondern auch seine liturgischen wie aszetischen Werke. Dionysius kann als<br />
beispielhaft dafür gelten, wie dogmatische Theologie in Liturgik, ja in Asketik eingebracht<br />
werden kann und soll. Mit der ihm eigenen discretio bzw. prudentia zeigt<br />
dieser Theologe die via regia zwischen irrationalem Mystizismus und superfiziellem<br />
Formalismus auf.<br />
Zu den Inhalten der beiden Werke:<br />
Expositio missae – ›Messerklärung‹<br />
Die Schrift ist in 39 Artikel strukturiert: art. 1-5 behandeln die innere Einstellung des<br />
Zelebranten. art. 6 enthält die Gliederung der Messe. art. 7-39 bieten eine fortlaufende<br />
Erklärung der Messliturgie; davon beschäftigen sich art. 18-36 mit dem Kanon, art. 23<br />
fokussiert das Sakrament der Eucharistie, art. 30 seine Wirkungen.<br />
Der Schwerpunkt liegt auf den Messtexten des Ordinarium 1 , zu denen Dionysius<br />
eine glossierende Kommentierung bietet: einen philologisch-theologischen Kommentar,<br />
durchzogen von Passagen im Stil einer scholastischen Abhandlung, insgesamt geprägt<br />
durch eine aszetische Ausrichtung. Es finden sich einzelne Elemente allegorischer<br />
bzw. symbolischer Messerklärung, doch zeigt Dionysius deutliche Zurückhaltung gegenüber<br />
einer systematischen Allegorisierung jeglichen Bestandteils von Liturgie und<br />
Sakralität, wie sie im Gefolge des Trierer Bischofs Amalar v. Metz (9.Jh.) im Mittelalter<br />
gepflegt wurde (sog. rememorative Messallegorese). Die Auslegung des Dionysius rezipiert<br />
Vorgängerliteratur – es lässt sich aber beobachten, dass der Kartäuser zur Semantik<br />
der sakralen Texte eigene Überlegungen anstellt oder unter den tradierten Erklärungen<br />
bzw. Deutungsalternativen eine sorgfältige Auswahl trifft und keineswegs unbedacht<br />
Meinungen übernimmt.<br />
De sacramento altaris et missae celebratione dialogus – ›Dialog über das Altarsakrament<br />
und die Feier der Messe‹<br />
Das 34 Artikel umfassende opusculum ist in das Gewand eines Dialoges gekleidet, der<br />
zwischen einem Priester (sacerdos) – und der Wahrheit (veritas), also Christus höchstpersönlich,<br />
geführt wird. Im Mittelpunkt steht das Sakrament der Eucharistie; damit<br />
eng verbunden wird die innere Gesinnung des Priesters als Dieners des Sakramentes<br />
behandelt – hierauf bezieht sich der zweite Teil des Titels, de missae celebratione. Vorbildhaft<br />
hat auf Dionysius sicherlich die Imitatio Christi von Thomas a Kempis gewirkt<br />
1 Die von Dionysius zitierten Textpassagen des Missale stimmen zumeist mit dem römischen<br />
Ritus überein, Abweichungen sind vermerkt und gegebenenfalls erläutert.