Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV
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Die moderne Handkommunion<br />
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nicht noch viel sorgfältiger auf das achten, was wertvoller ist als Gold und Edelsteine, um<br />
kein Brosämlein herabfallen zu lassen?«<br />
Cyrill spricht in seinen Worten klar die Glaubenswahrheiten der eucharistischen<br />
Realpräsenz unter der Brotsgestalt an, und zwar auch unter den kleinsten Partikeln derselben.<br />
Gerade diese Überzeugung führt in den kommenden Jahrhunderten zu gesteigerter<br />
Ehrfurcht gegenüber dem Allerheiligsten Sakrament, was in der Einführung der<br />
heute noch gebräuchlichen Hostien und dem strengen Verbot der Berührung der hl.<br />
Eucharistie durch Laien seinen Ausdruck fand, wodurch ein Höchstmaß an Ehrfurcht<br />
gegenüber den konsekrierten Spezies sichergestellt werden konnte. Der heilige Thomas<br />
lehrt folgerichtig in seiner Summa Theologica III 82, 3, daß<br />
»der Priester als Mittler zwischen Gott und dem Volke aufgestellt ist. Wie es daher seines<br />
Amtes ist, Gott die Gaben des Volkes darzubringen, so ist es auch seines Amtes, die von Gott<br />
geheiligten Gaben dem Volke zu übergeben. … Weil dieses Sakrament aus Ehrfurcht nur von<br />
geweihten Gegenständen berührt wird, … werden auch Hostienlinnen und Kelch geweiht,<br />
ebenso auch die Hände des Priesters, um dieses Sakrament zu berühren. Darum darf es<br />
kein anderer berühren, außer bei Notwendigkeit, z. B. wenn es auf die Erde fiele, oder in<br />
irgendeinem anderen Notfalle.«<br />
Vor diesem Hintergrund nimmt es nicht wunder, daß die häretischen Glaubensneuerer<br />
des 16. Jahrhunderts, welche ein vom allgemeinen Priestertum nicht nur dem Grade,<br />
sondern auch dem Wesen nach verschiedenes Amtspriestertum leugneten, die eucharistische<br />
Praxis in ihrem Sinne umgestalteten. Luther leugnet mit den übrigen »Reformatoren«<br />
die eucharistische Wesensverwandlung. Für sie bleibt das Brot Brot. Aus<br />
diesem Grund wird bei ihnen die Kommunion in die Hand und unter beiden Gestalten<br />
gegeben, da die Gegenwart unseres Herrn unter jeder der beiden Gestalten von ihnen<br />
geleugnet wird. Zum besseren Verständnis ist es von Nutzen, den Bericht über die ersten<br />
sogenannten »evangelischen Messen« zu studieren, den Léon Christiani in seinem<br />
1910 erschienenen Buch »Du Luthéranisme au Protestantisme« bietet:<br />
»In der Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1521 strömt die Menge in die Pfarrkirche.<br />
… Die ›evangelische Messe‹ beginnt, Karlstadt besteigt die Kanzel. Er predigt über die<br />
Eucharistie. Er verkündigt, daß der Empfang der Kommunion unter beiden Gestalten obligatorisch<br />
sei, die vorausgehende Beichte unnötig. Karlstadt erscheint am Altar in weltlicher<br />
Kleidung, betet das Confiteor und beginnt die Messe wie gewöhnlich, bis zum Evangelium.<br />
Das Offertorium, die Elevation, kurz, alles, was an den Opfergedanken erinnert, wird<br />
weggelassen. Nach der Konsekration kommt die Kommunion. Von den Teilnehmern haben<br />
viele nicht gebeichtet. Viele hatten vorher getrunken und gegessen und sogar Schnaps zu<br />
sich genommen. Die gehen zur Kommunion gleich wie alle anderen. Karlstadt teilt die<br />
Hostien aus und reicht den Kelch. Die Kommunizierenden nehmen das konsekrierte Brot<br />
in die Hand und trinken, wie es ihnen beliebt. Eine der Hostien entgleitet, und fällt auf