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Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV

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146 Siegfried Lochner<br />

erschienenes Buch »Der Geist der Liturgie«, wird dem Leser klar, daß er zielstrebig<br />

offensichtliche Mißstände nach und nach beseitigen will, ohne dabei neue Brüche zu<br />

riskieren.<br />

In den ersten Jahren seines Pontifikates sind dabei einige markante Neuorientierungen<br />

zu seinem Vorgänger sichtbar geworden: Der Papst kleidet und geriert sich wieder<br />

als römischer Pontifex, er greift in den päpstlichen Liturgien bewußt auf traditionelle<br />

Elemente zurück, sei es die päpstliche Ferula, seien es die sieben Leuchter auf dem<br />

Altar mit dem Kruzifix als zentraler Mitte, seien es die herkömmlichen Paramente des<br />

römischen Ritus. Daß es ihm dabei nicht nur um belanglose Äußerlichkeiten geht,<br />

wurde am Fronleichnamsfest 2008 offensichtlich, als der Heilige Vater eine neben<br />

dem sogenannten »Volksaltar« bis dahin als sakrosankt tabuisierte Praxis durchbrach:<br />

Bei der feierlichen Papstmesse vor der Lateranbasilika spendete der Pontifex keine<br />

Steh- und Handkommunion, die dem in den 60er Jahren angeblich mündig gewordenen<br />

Christen von den Progressisten als »Errungenschaft des Konzils« oktroyiert<br />

wurde, sondern ausschließlich die seit der frühen Kirche übliche kniende Mundkommunion.<br />

Allen Beschwichtigern zum Trotz, es habe sich dabei nur um eine einmalige<br />

Ausnahme anläßlich des Fronleichnamsfestes gehandelt, hielt der Heilige Vater fortan<br />

bei allen seinen heiligen Messen weltweit an dieser Praxis fest, um zu zeigen, daß es<br />

sich dabei um die ordentliche Form des römischen Ritus handelt, die hl. Eucharistie<br />

zu empfangen.<br />

Zweifelsohne gab es in der antiken Kirche da und dort den Brauch, den Gläubigen<br />

das konsekrierte Brot auf die flache Hand zu legen, mancherorts mußten die Frauen<br />

hierzu ihre Hände mit einem weißen Linnentuch, dem sogenannten »Dominicale«<br />

verhüllen. Allerdings muß man gleich hinzufügen, daß sich diese Form von der heutigen<br />

Praxis in einem wesentlichen Punkt unterschied: Das eucharistische Brot, das<br />

damals noch nicht die Form der uns geläufigen Hostie hatte, wurde prinzipiell in die<br />

rechte Hand gelegt, und wurde daraufhin mit dem Mund aus der Hand aufgenommen,<br />

wobei es bei den frühchristlichen Schriftstellern nicht an Ermahnungen fehlt,<br />

genau darauf zu achten, daß kein Brosamen verlorengehe. Der von den Befürwortern<br />

der Handkommunion oft zitierte Cyrill von Jerusalem schreibt in seiner mystischen<br />

Katechese 5, 21:<br />

»Gehst du hin (zur hl. Kommunion), so komme nicht mit flach ausgestreckten Händen<br />

oder gespreizten Fingern, sondern mache die linke Hand zum Thron für die Rechte, die<br />

den König empfangen soll. Nimm den Leib Christi mit hohler Hand entgegen und erwidere:<br />

Amen. Heilige behutsam deine Augen durch Berührung mit dem heiligen Leibe, dann<br />

empfange ihn – und paß auf, daß du nichts davon verlierst. Denn wenn du etwas verlierst,<br />

so ist das, als wenn du eines deiner eigenen Glieder verlieren würdest. Sage mir doch: Wenn<br />

dir jemand Goldstaub gäbe, würdest du ihn dann nicht mit großer Vorsicht festhalten und<br />

aufpassen, daß du nichts davon verlierst und du keinen Schaden erleidest? Wirst du also

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