Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV
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Die moderne Handkommunion – ein Beitrag zur Vertiefung oder Zerstörung<br />
der eucharistischen Frömmigkeit in der katholischen Kirche<br />
Von Siegfried Lochner<br />
145<br />
Der renommierte deutsche Literat und Träger des Büchnerpreises, Martin Mosebach,<br />
der in katholischen Kreisen vor allem durch sein außerordentlich empfehlens- und lesenswertes<br />
Büchlein »Häresie der Formlosigkeit« von sich reden machte, traf in einem<br />
im Vatican Magazin 5/2010 publizierten Interview folgende Bewertung über die ersten<br />
fünf Jahre des Pontifikats Benedikt XVI:<br />
»Benedikt XVI. hat sich die schwerstmögliche Aufgabe gestellt: Er will die schlimmen Folgen<br />
der innerkirchlichen 68er Revolution auf nicht-revolutionäre Weise heilen. Dieser Papst ist<br />
eben kein päpstlicher Diktator, er setzt auf die Kraft des besseren Arguments, und er hofft,<br />
daß die Natur der Kirche das ihr nicht Gemäße von selbst überwinden wird, wenn ihr dazu<br />
gewisse kleine Hilfestellungen gegeben werden.«<br />
Für Mosebach steht es außer Zweifel, daß die 68er Kulturrevolution Chinas nicht getrennt<br />
von ähnlich fatalen Kulturbrüchen in der westlichen Welt gesehen werden kann.<br />
Zweifelsohne stellt die in diese Jahre fallende faktische Beseitigung und widerrechtliche<br />
Unterdrückung des römischen Meßritus in seiner auf Gregor den Großen zurückgehenden<br />
Form den schwersten Eingriff in die abendländische Kulturgeschichte dar.<br />
Schließlich war dieser Ritus und der ihm zugrunde liegende Glaube an die durch ihn<br />
bewirkte Erneuerung des Erlösungsopfers Christi am Kreuz und die daraus resultierende<br />
wahre, wirkliche und wesenhafte Gegenwart Christi als Mensch und Gott, mit Leib<br />
und Seele unter den Gestalten von Brot und Wein über mehr als anderthalb Jahrtausende<br />
eine schier unerschöpfliche Quelle der Inspiration für das Kulturschaffen Europas.<br />
Denken wir an die himmelstrebenden Kathedralen der Gotik, die Festsäle des Barock,<br />
die Malerei, die Musik, die Lyrik und aller anderen Kunstwerke, die zur Verherrlichung<br />
dieses unaussprechlichen Geheimnisses entstanden sind. Es ist auffällig, wie mit dem<br />
weitestgehenden Versiegen dieser Quelle des Kultes auch die Kultur mehr und mehr<br />
austrocknet und in Pseudomysterien eines Hermann Nitsch bestenfalls noch den Geruch<br />
einer leeren Flasche der Erinnerung an Verlorenes erahnen läßt.<br />
Vor diesem Hintergrund ist auch das Bemühen des Heiligen Vaters verständlich,<br />
eine »neue liturgische Bewegung« zu initiieren, die letztlich zu einer Reform der<br />
weithin fehlgeschlagenen nachkonziliaren Liturgiereform der ausgehenden 60er Jahre<br />
des vergangenen Jahrhunderts führen soll. Studiert man sein 2002 in 6. Auflage