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Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV

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Er versucht Antriebe und Motive des Ikonoklasmus<br />

nachzuzeichnen, indem er diese auf<br />

die Ablehnung der bestimmten göttlichen Offenbarung<br />

zurückführt. Damit aber wird aber<br />

auch die »Umschreibbarkeit« des göttlichen<br />

Bildes in Jesus Christus, worauf jede (christliche)<br />

Lehre vom sakralen Bild gründet, hinfällig.<br />

Die Ablehnung des christlichen sakralen<br />

Bildes, so Wimmer, geschieht um einer neuen<br />

geistigen Ordnung willen.<br />

Zwei Essays handeln vom Kirchenbau.<br />

Während der Architekt Ducan G. Stroik die<br />

Verwurzelung der modernen Kirchenarchitektur<br />

in den ideellen Voraussetzungen der säkularen<br />

Moderne und ihrer Übersetzungen<br />

in der Architektur nachzeichnet, beleuchtet<br />

sein Kollege Ciro Lomonte die Frage, ob die<br />

Ausdruckformen der Architektur der Moderne<br />

mit der katholischen Liturgie kompatibel<br />

sind. Er verneint die Frage, indem er ebenfalls<br />

einen ideengeschichtlichen Rekurs auf<br />

die moderne Architekturtheorie unternimmt.<br />

Le Corbusiers (über die interessante Etymologie<br />

dieses Namens erfährt man ebenfalls etwas)<br />

Ronchamp erweist sich dabei als sehr<br />

anschauliches Beispiel nicht kongruenter Interesselagen<br />

zwischen der Glaubensbotschaft<br />

der Kirche in und mit ihren sakralen Räumen<br />

und dem Interesse des modernen Architekten.<br />

Das von der architektonischen und künstlerischen<br />

Avantgarde des 20. Jh. übernommene<br />

und in eine Frage umgewandelte Motto<br />

»Bei Null wieder anfangen?« muss der Autor<br />

konsequenterweise verneinen: er setzt für die<br />

Zukunft des kirchlichen Sakralbaues auf eine<br />

– wie er selbst einräumt – schwierige Synthese<br />

aus klassischer Tradition und Moderne.<br />

Bei der Architektur bleibt auch Inge Scheidl,<br />

die einen Überblick über die Entwicklung des<br />

Kirchenbaus im späten 19. Jh. in Wien gibt.<br />

Sie zeigt auch, dass das Projekt des ›idealen<br />

Kirchenbaus‹ auch von einem so bedeutenden<br />

Architekten wie Otto Wagner nicht zufriedenstellend<br />

realisiert werden konnte. Allein<br />

schon die Vorstellung, eine ideale Kirche<br />

bauen zu wollen, ist uns heute – da der Pluralismus<br />

das dominierende Paradigma ist – außerordentlich<br />

fremd. Zu anderen Zeiten hat<br />

Dokumente, Briefe, Informationen 217<br />

man darüber anders gedacht – auch das sollte<br />

bisweilen in Erinnerung gerufen werden. Anders<br />

denken konnte man aber nur solange,<br />

wie bestimmte ästhetische Paradigmen sich<br />

noch nicht aufgelöst hatten.<br />

Der mittlerweile auch in Rom wirkende Londoner<br />

Oratorianer Uwe Michael Lang sucht<br />

in seinen umsichtig formulierten Überlegungen,<br />

ganz im Sinne der Hermeneutik der Kontinuität<br />

einen Brückenschlag zwischen Aussagen<br />

des Lehramtes vor dem II. Vat. (etwa<br />

Pius’ XII.) und der Konzilskonstitution Sacrosanctum<br />

Concilium. Die Überlegungen Langs<br />

stimmen nicht nur wegen des zitierten Hölderlin-Verses<br />

hoffnungsvoll. Der Autor macht auf<br />

etwas Wichtiges aufmerksam: die Möglichkeit<br />

von sakraler Kunst ist nicht in erster Linie eine<br />

Frage des »Könnens«, sondern Geschenk.<br />

Walter Brandmüller unternimmt eine tiefsinnige<br />

Diagnose der Krise der sakralen Kunst in<br />

der Kirche, indem er souverän und mit deutlichen<br />

Worten den Bruch des kulturellen Konsenses<br />

zwischen Kunst und Kirche benennt.<br />

Nachdem die einst gemeinsamen philosophisch-weltanschaulichen<br />

Grundlagen auseinandergedriftet<br />

sind, konnte in Verbindung<br />

mit einem Verfall des Kultischen auch in der<br />

sakralen Kunst Verfall einsetzen und schließlich<br />

zu Sprachlosigkeit führen.<br />

Schließlich sieht Gerhard Schuder in der<br />

neuen Sicht zahlreicher katholischer Theologen<br />

und Amtsträger auf Luther und seine<br />

Lehren den Grund dafür, dass auch dessen<br />

Gottesbild Einzug in den katholischen Raum<br />

gehalten hat (Luther als heimlicher Gast auf<br />

dem II. Vat.!). In einem überblickshaft geführten<br />

Vergleich von einschlägigen Passagen aus<br />

Luthers Werken mit Zitaten aus der Väter-Literatur<br />

will der Autor zeigen, dass Luther eine<br />

ganze Reihe problematischer, wenn nicht sogar<br />

häretischer Aussagen zum Gottes- und<br />

Christusbild trifft. Der Autor resümiert, dass<br />

Luthers Gedankenwelt »ikonoklasmus-tauglich«<br />

ist, so dass das Eindringen seiner Ideen<br />

in den katholischen Raum den hiesigen Ikonoklasmus<br />

angestoßen und befördert hat.<br />

Alle Essays des Bandes sind auch auf Englisch<br />

und auf Italienisch abgedruckt. Der Band

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