Kleines Marienlexikon - Una Voce Deutschland eV
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216 Dokumente, Briefe, Informationen<br />
anderen populären Gesängen den besonderen<br />
französischen Charakter dieses im gebildeten<br />
Kirchenvolk einmal sehr beliebten Buches.<br />
Mit einem Preis von 55 Euro bei den<br />
Editions Sainte-Madeleine in Le Barroux ist<br />
die Neuerscheinung auch ökonomisch interessant<br />
und bislang unschlagbar.<br />
Unwillkürlich drängt sich hier die Frage<br />
auf, ob es nicht an der Zeit wäre, eine entsprechende<br />
Ausgabe mit deutschen Übersetzungen<br />
und auch all den vom gläubigen Kirchenvolk<br />
geliebten Gesängen in Angriff zu<br />
nehmen, die in den neueren Gesangbuchausgaben<br />
unter den Tisch gefallen sind, zumal<br />
das in Vorbereitung befindliche neue Gebet-<br />
und Gesangbuch Gotteslob nach allen bisherigen<br />
Informationen sich nur einseitig auf<br />
die sog. ordentlichen Ritusform bezieht, eben<br />
nicht im Geiste von Summorum Pontificum.<br />
Nachdem die vorliegende Ausgabe des Missel<br />
Vespéral Grégorien aus Le Barroux sich<br />
noch vollständig aus privaten Mitteln finanzieren<br />
musste, böte sich jetzt eine Gelegenheit<br />
für die deutschen Bischöfe, mit einer<br />
Finanzierung schon allein der reinen Produktionskosten<br />
einer parallelen Version für den<br />
deutschen Sprachraum einmal ihre Verbundenheit<br />
mit dem Papst unter Beweis zu stellen,<br />
vielleicht aus Anlass des ersten offiziellen<br />
<strong>Deutschland</strong>besuches von Benedikt XVI.<br />
(GMS)<br />
Heidemarie Seblatnig (Hg.)<br />
Hetzendorf und der Ikonoklasmus in der<br />
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts,<br />
Wien (Facultas-Verlag) 2010, 309 S.<br />
Eines ebenso schwierigen wie für die Kirche<br />
eminent wichtigen Themas nimmt sich<br />
die von der Wiener Kunsthistorikerin, Malerin<br />
und Filmerin HEIDEMARIE SEBLATNIG herausgegebene<br />
Essaysammlung an: die sakrale Kunst<br />
und Architektur. Dabei steht im Brennpunkt<br />
aller Überlegungen, die im Christentum von<br />
sakraler Kunst handeln, das christologisch<br />
›aufgeladene‹ sakrale Bild. Von den ersten Katakombenmalereien,<br />
von Jesus als lehrendem<br />
Philosophen in frühchristlichen Reliefdarstellungen,<br />
von der Idee der byzantinische Ikone<br />
über die vielen Phasen christlicher Kunst<br />
im Westen, hin zu den zahlreichen Ikonoklasmen<br />
in der Geschichte der christlichen Religion<br />
bleibt das Diktum HANS BELTINGS gültig:<br />
»Bilderfragen sind Glaubensfragen.« Der Frage,<br />
wie es in der katholischen Kirche gegenwärtig<br />
um diese Glaubensfragen steht, widmen<br />
sich in historischer Perspektive Autoren<br />
verschiedener Fachrichtungen.<br />
Die vorgelegten Essays sind originell um ein<br />
Fallbeispiel aus einem Wiener Vorort in den<br />
50er Jahren des letzten Jahrhunderts gruppiert.<br />
SEBLATNIG zeigt in einer detaillierten Chronologie<br />
Methoden, Zielrichtung und ideologische<br />
Hintergründe der ›Umgestaltung‹ des<br />
Innenraums der Rosenkranz-Kirche in Wien-<br />
Hetzendorf. (Bereits MARTIN MOSEBACH hatte in<br />
seinem wichtigen Buch »Häresie der Formlosigkeit«<br />
nachkonziliares ›Zerstörungstreiben‹<br />
in Kirchen beschrieben). Erstaunlich ist, dass<br />
diese Umgestaltung – die Autorin spricht von<br />
»mutwillige[r] Zerstörung« (S. 49) – nicht etwa<br />
Folge der Beschlüsse des II. Vat. war, wie man<br />
meinen könnte, sondern in dessen Vorfeld –<br />
im Rahmen des vorkonziliaren theologischen<br />
Diskurses – stattgefunden hat. Die Akteure<br />
dieser ›Umgestaltung‹ – zu denen auch der damals<br />
neu ernannte Erzbischof von Wien KÖNIG<br />
gehörte – haben gegen den Widerstand der<br />
Gläubigen und vieler anderer mit der Angelegenheit<br />
Befasster und ohne jede inhaltliche<br />
Notwendigkeit – etwa Vorgaben des Lehramtes<br />
– die Kirche nach ihrem Verständnis von<br />
Liturgie und sakralem Raum ›umgebaut‹.<br />
Das Fallbeispiel Rosenkranz-Kirche in Wien-<br />
Hetzendorf macht wieder einmal deutlich,<br />
dass das II. Vat. und seine Folgen – wie auch<br />
immer diese bewertet werden – weit in innerkirchliche<br />
Entwicklungen vor der Einberufung<br />
des Konzils zu suchen sind. Eine befriedigende<br />
ideengeschichtliche Aufarbeitung dieses<br />
Themenzusammenhangs steht noch aus.<br />
Mit dem Thema des sakralen Bildes und der<br />
Frage nach dem ›echten‹, offenbarten Bild im<br />
engeren Sinn und seiner Ablehnung beschäftigt<br />
sich der Aufsatz von Michael M. Wimmer.