Akteure des Stiftungsbooms - PP Business Protection GmbH

Ausgabe 1/10 › Januar 2010 › 9,90 € www.die-stiftung.de
Akteure des
Stiftungsbooms
Familien, Bürgerstiftungen und der Philanthrop von nebenan
Was sich mit ganz alltäglichen Ersparnissen bewirken lässt
Anlage in Immobilien: Direktinvestments, Fonds & Co.
Haftung: Reform, Risiken, Versicherungen
Ein Stifter auf Weltreise – und sein kühner Plan

24 | DIE STIFTUNG
„Der Markt ist
sehr überschaubar“
Im Gespräch mit Gunhild Peiniger (PP Business Protection GmbH)
über Versicherungs angebote für Stiftungen und ihre Organe
Stiftungsarbeit ist erfüllend, aber auch riskant: Mängel in
der Buchführung, unvorteilhafte Vermögensanlagen oder
auch eine fehlerhafte Spendenbescheinigung sind nur einige
Beispiele, weshalb Stiftungsorgane in die Pflicht genommen
werden. Der Abschluss einer entsprechenden Versicherung
kann sich daher auch für kleine Stiftungen schnell
bezahlt machen. Worauf Stiftungen bei der Suche nach geeigneten
Angeboten achten müssen, verriet Gunhild Peiniger
(PP Business Protection GmbH) im Gespräch mit der
STIFTUNG.
DIE STIFTUNG: Ab welcher Größenordnung
benötigt eine Stiftung überhaupt Versicherungsschutz?
Gunhild Peiniger: Grundsätzlich haften Stiftungsorgane
– völlig unabhängig von der
Größenordnung der Stiftung bzw. des Vermögens
– für durch eigene Pflichtverletzung
verursachte Vermögensschäden mit
ihrem gesamten Privatvermögen. Für die
Beweislastverteilung sind die im Recht der
Haftung des Vorstandsmitglieds einer AG
bzw. des GmbH-Geschäftsführers geltenden
Grundsätze entsprechend anzuwenden.
Zur Absicherung dieser Risiken sollten
alle selbstständigen Stiftungen eine Kombination
aus Directors & Officers- (D&O)
und Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung
(VHV) bei einem Versicherer abschließen.
Diese Sparten richten sich an
selbstständige Stiftungen des privaten sowie
öffentlichen Rechts. Vertrauensschaden-
und Straf-Rechtschutz-Versicherungen
können das Versicherungspaket abrunden.
Unselbstständige Stiftungen benötigen
mangels Rechtspersönlichkeit dagegen keinen
D&O/VHV-Versicherungsschutz. Dieser
ist in solchen Fällen beim jeweiligen
Treuhänder des Vermögens anzusiedeln.
DIE STIFTUNG: Welche Konsequenzen hat
das neue Haftungsprivileg im Ehrenamt?
Peiniger: Nach dem Gesetz zur Begrenzung
der Haftung von ehrenamtlichen Stiftungs-
vorständen haften ehrenamtliche Vorstände
nur noch für grobe Fahrlässigkeit und
Vorsatz. Dies stärkt einerseits das Ehrenamt,
geht haftungsrechtlich jedoch zu
Las ten der Stiftung, da diese sich nicht in
Fällen von Vermögensschäden aufgrund
einfacher und mittlerer Fahrlässigkeit bei
den ehrenamtlichen Vorständen schadlos
halten kann. Für diese Fälle greift die VHV
mit ihrer Eigenschadendeckung, die an
jede Form der fahrlässigen Pflichtverletzung
anknüpft. Versicherungsnehmerin
ist stets die Stiftung, so dass alle Mitarbeiter
und Organe vom Versicherungsschutz
erfasst werden.
DIE STIFTUNG: Wie umfangreich ist eigentlich
der Markt für Stiftungsversicherungen,
und wie sehr unterscheiden sich die einzelnen
Angebote?
Peiniger: Der Versicherermarkt im Bereich
Vermögensschaden-Haftpflicht ist sehr
überschaubar. Gerade einmal eine Handvoll
Versicherer bieten sowohl D&O- als
auch Vermögensschaden-Haftpflichtversicherungsschutz
an. Speziell im Bereich
der Besonderen Bedingungen zur VHV
sind Unterschiede auszumachen.
DIE STIFTUNG: Worauf sollten Stiftungen bei
der Auswahl einer Versicherung achten?
Peiniger: Wichtiger als eine geringe Prämie
sind – wie so häufig – die Inhalte des
Gunhild Peiniger ist Juristin und Geschäftsführerin
der PP Business Protection GmbH, Spezialmakler
für beratende Berufe und Management.
PP Business gehört zur Ecclesia Gruppe, die mit
rund 1.200 Mitarbeitern zu den größten Versicherungsmaklern
Deutschlands zählt. In seinen
traditionellen Geschäftsfeldern Kirche, Wohlfahrtspflege
und Gesundheitswesen ist das Unternehmen
nach eigenen Angaben Marktführer.
Versicherungsschutzes. Vorab lässt sich
jedoch feststellen, dass sich trotz derzeit
globaler Krise die D&O-Prämien weiterhin
auf historischem Tiefstand befinden. Inhaltlich
sollten Punkte wie eine unbegrenzte
Rückwärtsversicherung, mehrjährige
Nachmeldefristen und die Mitversicherung
leitender Angestellter zwingend
vom Versicherungsschutz umfasst
sein. Auch die Wahrnehmung externer
Mandate in Organen anderer Non-Profit-
Orga ni sationen (sog. ODL-Mandate) sollte
vom D&O-Versicherungsschutz abgedeckt

werden. Bezüglich der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung
ist in jedem
Fall neben dem Drittschaden auch der
Eigenschaden mitzuversichern, wobei
nicht auf die gesetzliche Haftpflicht, sondern
auf die fahrlässige Pflichtverletzung
Bezug genommen werden sollte. Die jeweiligen
Versicherungssummen sollten
ausreichend hoch bemessen sein. Orientierung
bietet hier die Höhe des Stiftungsvermögens.
Darüber hinaus ist auf Grund
der globalen Finanzmarktkrise das Rating
des jeweiligen Versicherers durchaus von
Interesse.
DIE STIFTUNG: Was ist Voraussetzung,
damit eine D&O-Versicherung zahlt?
Peiniger: Die D&O schützt das Privatvermögen
der Stiftungsorgane. Versicherungsfall
ist die Geltendmachung von
Schadenersatzansprüchen gegen versicherte
Personen. Der Versicherer zahlt
die Abwehrkosten für unbegründete Ansprüche
und für den Fall von begründeten
Ansprüchen, neben den Abwehrkos-
ten, auch die Entschädigungsleistung.
Denkbare Schadenszenarien erstrecken
sich von der Spendenhaftung über das
Unterlassen der Beantragung von Fördermitteln
bis hin zur Haftung aus Steuerschuldverhältnissen,
dem Verjährenlassen
von Forderungen oder der fehlerhaften
Vermögensanlage.
DIE STIFTUNG: Sie bieten in Zusammenarbeit
mit dem Bundesverband Deutscher
Stiftungen eine insbesondere für kleine und
mittlere Stiftungen konzipierte D&O/VHV-
Versicherung an. Warum war es notwendig,
so ein Spezialangebot zu entwickeln?
Peiniger: Der angesprochene Gruppenvertrag
D&O/VHV für Stiftungen im Bundesverband
wurde unter anderem entwickelt,
um ehrenamtlich tätigen Vorständen umfassenden
Versicherungsschutz zu günstigen
Prämien zur Verfügung zu stellen.
Vor dessen Ausarbeitung war es für kleine
und mittlere Stiftungen unverhältnismäßig
teuer und sehr aufwendig, Versicherungsschutz
zu erlangen. Abgeschlossene
PRAXIS | 25
Versicherungslösungen boten aufgrund
diverser Ausschlüsse wenig Versicherungsschutz.
Mit dem Gruppenvertrag konnten
günstige Jahresprämien sowie erhebliche
Deckungserweiterungen verhandelt werden.
Darüber hinaus findet keine alljährli
che und oft umständliche Risikoprüfung
statt.
DIE STIFTUNG: Und warum fiel die Wahl auf
Sie als Makler dieser Versicherung?
Peiniger: Der Bundesverband Deutscher
Stiftungen erteilte der PP Business Protection
GmbH nach Marktsondierung den
Auftrag, umfassenden und kostengünstigen
Versicherungsschutz am Markt zu ermitteln.
Wir führten daraufhin eine Ausschreibung
durch und entschieden uns für das
Angebot einer großen deutschen Versicherung.
DIE STIFTUNG: Vielen Dank für das aufschlussreiche
Interview.
Das Gespräch führte Gregor Jungheim.