Enzymatische Herstellung von Galactooligosacchariden aus Molke
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<strong>Enzymatische</strong> <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>Galactooligosacchariden</strong><br />
<strong>aus</strong> <strong>Molke</strong><br />
Dissertation<br />
zur<br />
Erlangung des Grades<br />
Doktor-Ingenieurin<br />
der<br />
Fakultät für Maschinenbau<br />
der Ruhr-Universität Bochum<br />
<strong>von</strong><br />
Dipl.-Ing. Anika M<strong>aus</strong>e<br />
<strong>aus</strong> Dortmund<br />
Bochum 2016
Dissertation eingereicht am: 15.09.2016<br />
Tag der mündlichen Prüfung: 09.12.2016<br />
Erster Referent: Prof. Dr.-Ing. Görge Deerberg<br />
Zweiter Referent: Prof. Dr.-Ing. Rolf Wichmann
Danksagung<br />
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als Doktorandin am Fraunhofer-Institut<br />
für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberh<strong>aus</strong>en in der Zeit <strong>von</strong> Oktober 2012<br />
bis Mai 2016.<br />
Ich danke Herrn Prof. Dr.-Ing. Görge Deerberg, stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts<br />
UMSICHT sowie Leiter des Bereichs Prozesse, für die Übernahme des Referats und die damit<br />
verbundene Möglichkeit zur Durchführung dieser Arbeit, seinen wissenschaftlichen Rat sowie seine<br />
engagierte und freundliche Betreuung.<br />
Ebenfalls vielen Dank an Herrn Prof. Dr.-Ing. Rolf Wichmann, Leiter der Arbeitsgruppe<br />
Bioverfahrenstechnik an der TU Dortmund, für die Übernahme des Koreferats.<br />
Ich danke Herrn Josef Robert, Leiter der Abteilung Verfahrenstechnik des Fraunhofer-Instituts<br />
UMSICHT, für kreative Anregungen und die mir entgegengebrachte Unterstützung.<br />
Ganz besonders möchte ich mich bei den Mitarbeitern der Analytik und des biotechnologischen<br />
Labors bedanken. Stellvertretend gilt mein Dank Herrn Thomas Ombeck, der mich unermüdlich bei<br />
der Analyse und Auswertung des Großen Organischen Proben-Sumpfs unterstützt hat. Herzlichen<br />
Dank auch an: Patrick Woitek, Kurt Erdmann und Alwin Grebe, die mir im Technikum unermüdlich<br />
mit Teflon-Gewinde-Dichtband und Schlauchklemme zur Seite standen. Darüber hin<strong>aus</strong> danke ich<br />
allen Studenten, die mich in den Jahren an Kugelmühle, Trockner, Membran-Rührzelle oder einem<br />
anderen Versuchsstand unterstützt haben.<br />
Für das Korrekturlesen der Arbeit danke ich Kerstin Hölscher, Bettina Sayder und Dr.-Ing. Nick<br />
Schöwe. Letztgenanntem Danke ich insbesondere für seinen Kampf gegen erstgenanntes Wort.<br />
Bettina Sayder zu Dank verpflichtet ich bin für die Beseitigung <strong>von</strong> Yoda-Sätzen <strong>aus</strong> dieser Arbeit.<br />
Mein Dank gilt ebenfalls Dr.-Ing. Nick Schöwe, Frank Hokamp, Dr.-Ing. Christoph Glasner, Joanna<br />
Kurek und Philipp Mörbitz für fachlichen Rat, regenerierende Mittagsp<strong>aus</strong>en und geschlossene<br />
Freundschaften.<br />
Der größte Dank gilt meiner Familie, die mir Studium und Promotion ermöglicht hat und auf deren<br />
Rückhalt ich bedingungslos zählen kann. Ohne euren Zuspruch wäre diese Arbeit nicht entstanden.<br />
Anika M<strong>aus</strong>e Dortmund, Dezember 2016
Kurzfassung<br />
Galactooligosaccharide (GOS) zählen als unverdauliche Kohlenhydrate zu den Präbiotika, die<br />
derzeit in der Lebensmittelindustrie im Bereich der Functional Foods zunehmend an Interesse<br />
gewinnen und zukünftig auch als Additive in Tierfutter eingesetzt werden könnten. Vor dem<br />
Hintergrund einer ganzheitlichen Nutzung <strong>von</strong> Ressourcen ist dabei zukünftig die Verwendung<br />
<strong>von</strong> lactosehaltigen Neben- und Restströmen der <strong>Molke</strong>reiindustrie als Substrat für die Synthese<br />
<strong>von</strong> Oligosacchariden anzustreben. Die vorliegende Arbeit thematisiert deshalb die<br />
wissenschaftliche Untersuchung der enzymatischen Synthese <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong>, genauer<br />
Sauermolkenpermeat (MP). Die experimentellen Ergebnisse dienen letztlich der Entwicklung<br />
eines Verfahrens, das die Gewinnung der Oligosaccharide <strong>aus</strong> MP in einer handelsüblichen<br />
Reinheit ermöglicht.<br />
Die für die effektive GOS-Synthese notwendigen hohen Lactosekonzentrationen werden durch<br />
die Konzentrierung des MP mittels Nanofiltration realisiert. Durch diese Vorbehandlung wird ein<br />
Trockensubstanzgehalt (TS) <strong>von</strong> rund 40 % im Sauermolkenpermeatkonzentrat (MPK) erreicht<br />
und die Rückhaltecharakteristik der <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffe im Bereich <strong>von</strong> TS-Werten über 25 %<br />
wird erstmals betrachtet.<br />
Die enzymatische Umsetzung der Lactose zu GOS wird durch den Einsatz einer β-Galactosidase<br />
<strong>aus</strong> Aspergillus oryzae im sauren pH-Bereich untersucht. Im Rahmen dieser Arbeit wird eine<br />
Charakterisierung des Enzyms bezüglich seiner Aktivität und Stabilität durchgeführt und<br />
einflussnehmende Parameter der GOS-Synthesereaktion werden identifiziert. Ausgehend <strong>von</strong><br />
diesen Untersuchungen wird die Übertragbarkeit der GOS-<strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> synthetischen<br />
Lactoselösungen auf das zuvor hergestellte MPK aufgezeigt. Die GOS-Ausbeute ist dabei linear<br />
proportional zum Konzentrierungsfaktor der nanofiltrierten <strong>Molke</strong> und erreicht Werte <strong>von</strong> bis zu<br />
27 Gew.-%. Die Wiedergewinnung des Biokatalysators wird durch die Kopplung der<br />
enzymatischen Synthese <strong>von</strong> GOS im Rührkessel mit einer Ultrafiltrationseinheit aufgezeigt.<br />
Unter Berücksichtigung wichtiger Prozessparameter und Rahmenbedingungen wird die GOS-<br />
Synthese im Membranbioreaktor im Recycle-Batch-Betrieb und als kontinuierliches Verfahren<br />
umgesetzt.<br />
Mit Hilfe des Einsatzes <strong>von</strong> Aktivkohle wird die Aufreinigung der gebildeten GOS erarbeitet. Die<br />
Adsorption ermöglicht eine selektive Abtrennung des Zielproduktes <strong>von</strong> nicht umgesetztem<br />
Substrat, den gebildeten Nebenprodukten sowie den restlichen Bestandteilen der <strong>Molke</strong>. Aus<br />
dem einstufigen Aufreinigungsschritt resultiert eine deutliche Erhöhung der GOS-Reinheit auf<br />
rund 90 Gew.-%.<br />
Vor dem Hintergrund einer industriellen Umsetzung liefern die experimentellen Ergebnisse die<br />
Basis für die Entwicklung verfahrenstechnischer <strong>Herstellung</strong>soptionen. Eine exemplarische<br />
Bilanzierung der Prozesse sowie eine Kostenabschätzung stellen die unter wirtschaftlichen<br />
Aspekten geeignete Verfahrensvariante für die GOS-Synthese <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> im industriellen<br />
Maßstab her<strong>aus</strong>.
Abstract<br />
Galactooligosaccharides (GOS) are indigestible carbohydrates known as prebiotics, which are<br />
currently facing an upward trend in the food and feed industry. At the backdrop of recycling<br />
lactose-containing byproducts from the dairy industry, a creation of value through their application<br />
as substrates for the synthesis of the aforementioned oligosaccharides should be targeted in the<br />
future. The work presented here, therefore, deals with the scientific investigation of the enzymatic<br />
synthesis of GOS from whey (particularly: acid whey permeate). The experimental results are<br />
ultimately used to develop a process, by which the production of GOS from acid whey permeate<br />
in customary purity is possible.<br />
The high level of lactose that is necessary for the GOS synthesis is gained through a<br />
concentration of the acid whey permeate via nanofiltration. Due to this pretreatment a dry matter<br />
content of up to 40 % is reached in the acid whey permeate concentrate. The retention<br />
characteristics of the ingredients in the range of dry matters above 25 % are discussed for the<br />
first time.<br />
A biocatalyst from Aspergillus oryzae is assayed for the enzymatic conversion of lactose in the<br />
acid pH range. Within the scope of this research a characterization of the biocatalyst regarding<br />
its activity and stability is performed and process parameters that wield an influence on the GOS<br />
synthesis are identified. Based on these investigations, the transferability of the GOS production<br />
from synthetic lactose solutions to the previously manufactured acid whey permeate concentrate<br />
is revealed. An associated linear relationship between the GOS yield and the concentration factor<br />
of the nanofiltered whey can be stated. A yield of up to 27 % (w/w) is reached. The recovery of<br />
the biocatalyst through the coupling of the enzymatic synthesis in a stirred tank reactor with an<br />
ultrafiltration unit is demonstrated. Taking account of important process variables and boundary<br />
conditions, the GOS production in the membrane bioreactor is implemented as a recycle batch<br />
operation and as a continuous process.<br />
With the aid of an adsorption onto activated carbon, a separation of GOS from the remaining<br />
substrate, the byproducts as well as from the components of the whey, is obtained. Owing to this<br />
purification step, the GOS purity improves up to 90 % (w/w) in terms of sugar fraction.<br />
In the context of an industrial implementation, the results provide the basis for the development<br />
of procedural manufacturing options. A generic equilibration of the processes on a larger scale<br />
as well as an estimation of costs of the alternatives is conducted for the purpose of identifying the<br />
option with the highest potential for an economic GOS synthesis from whey on an industrial scale.
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung ............................................................................................................................ 1<br />
2 Stand des Wissens ............................................................................................................. 2<br />
2.1 <strong>Molke</strong> ............................................................................................................................ 2<br />
2.1.1 Verwertungsmöglichkeiten .................................................................................... 3<br />
2.1.2 Nanofiltration <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> ........................................................................................ 6<br />
2.2 Konzept der Präbiotika ............................................................................................... 7<br />
2.3 Galactooligosaccharide .............................................................................................. 9<br />
2.3.1 Präbiotische Wirkung ........................................................................................... 10<br />
2.3.2 <strong>Enzymatische</strong> GOS-Synthese ............................................................................. 11<br />
2.3.3 Verfahren zur Aufreinigung <strong>von</strong> GOS .................................................................. 17<br />
2.3.4 Kommerzielle β-Galactosidasen und GOS-Produkte .......................................... 20<br />
3 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit ................................................................................. 22<br />
4 Material und Methoden..................................................................................................... 25<br />
4.1 Enzymcharakterisierung mittels oNPG-Assay ....................................................... 25<br />
4.1.1 Aktivität ................................................................................................................ 26<br />
4.1.2 (Langzeit-) Stabilität ............................................................................................. 26<br />
4.2 GOS-Synthese im Batch-Versuch ............................................................................ 27<br />
4.3 Filtrationsversuche ................................................................................................... 28<br />
4.3.1 Nanofiltration (NF) zur Konzentrierung <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> .............................................. 28<br />
4.3.2 Ultrafiltration (UF) zur Enzymwiedergewinnung .................................................. 29<br />
4.4 Versuche zur Adsorption .......................................................................................... 30<br />
4.4.1 Adsorption im Batch-Versuch .............................................................................. 30<br />
4.4.2 Säulenversuche ................................................................................................... 31<br />
4.5 Kostenabschätzung .................................................................................................. 32<br />
5 Ergebnisse und Diskussion ............................................................................................ 34<br />
5.1 Vorbehandlung der <strong>Molke</strong> ........................................................................................ 34<br />
5.1.1 Membranscreening .............................................................................................. 35<br />
5.1.2 Nanofiltration <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> ...................................................................................... 36<br />
5.1.3 Zusammenfassung .............................................................................................. 47<br />
5.2 Enzymcharakterisierung und GOS-Synthese im Batch ........................................ 48<br />
5.2.1 Bestimmung der enzymatischen Aktivität............................................................ 48<br />
5.2.2 Bestimmung der enzymatischen Langzeitstabilität ............................................. 52<br />
5.2.3 Kinetik und Einflussparameter der GOS-Synthese ............................................. 55<br />
5.2.4 GOS-Synthese <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> ................................................................................... 62<br />
5.2.5 Zusammenfassung .............................................................................................. 68<br />
5.3 Konzentrierung <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> mit integrierter GOS-Synthese .................................. 68<br />
5.4 GOS-Synthese im Membranbioreaktor ................................................................... 71<br />
5.4.1 Ultrafiltration zur Enzymwiedergewinnung .......................................................... 72<br />
5.4.2 Verfahrensmodi ................................................................................................... 74<br />
5.4.3 GOS-Synthese <strong>aus</strong> konzentrierter <strong>Molke</strong> im Membranbioreaktor ...................... 81<br />
5.4.4 Zusammenfassung .............................................................................................. 86<br />
I
5.5 GOS-Aufreinigung ..................................................................................................... 87<br />
5.5.1 GOS-Aufreinigung mittels Adsorption an Aktivkohle ........................................... 88<br />
5.5.2 Einsatz <strong>von</strong> Aktivkohle im Säulensystem ............................................................ 90<br />
5.5.3 Adsorptionsisotherme .......................................................................................... 98<br />
5.5.4 Charakterisierung der aufgereinigten GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> ....................................... 99<br />
5.5.5 Zusammenfassung ............................................................................................ 101<br />
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung ............................................................. 102<br />
6.1 Identifizierung der optimalen Verfahrensvariante ............................................... 103<br />
6.2 Betrachtung des Gesamtverfahrens ..................................................................... 111<br />
6.3 Zusammenfassung .................................................................................................. 112<br />
7 Zusammenfassung und Ausblick ................................................................................. 114<br />
8 Literatur ........................................................................................................................... 116<br />
9 Anhang............................................................................................................................. 140<br />
9.1 Anhang zu Kapitel 2 ................................................................................................ 140<br />
9.2 Anhang zu Kapitel 4 ................................................................................................ 149<br />
9.3 Anhang zu Kapitel 5 ................................................................................................ 160<br />
9.4 Anhang zu Kapitel 6 ................................................................................................ 165<br />
9.5 Verzeichnisse ........................................................................................................... 178<br />
9.5.1 Abkürzungsverzeichnis...................................................................................... 178<br />
9.5.2 Symbole und Indizes ......................................................................................... 179<br />
II
1 Einleitung<br />
1 Einleitung<br />
Bei <strong>Galactooligosacchariden</strong> (GOS) handelt es sich um langkettige Saccharide, die als<br />
Bestandteile des Kohlenhydratspektrums <strong>von</strong> Milch Einfluss auf die Entwicklung der Darmflora<br />
<strong>von</strong> Neugeborenen nehmen. GOS zählen damit zur Gruppe der so genannten Präbiotika [1].<br />
Diese üben durch die selektive Stimulierung des Wachstums sowie der Stoffwechselaktivität<br />
bestimmter Mikroorganismen im Darm einen gesundheitsfördernden Effekt <strong>aus</strong> [2], der <strong>von</strong> einer<br />
Erhöhung der Mineralienresorption [3, 4] über eine positive Wirkung bei chronisch-entzündlichen<br />
Darmkrankheiten [5, 6] bis zu einer Immunmodulation [7–9] reichen kann. Synthetische GOS sind<br />
aufgrund ihrer Wirkung bereits fester Bestandteil <strong>von</strong> Säuglingsnahrung. Zunehmendes Interesse<br />
erfahren sie weiterhin im Bereich der Lebensmittelindustrie als Zusätze <strong>von</strong> Functional Foods.<br />
Neueste Überlegungen sehen nun ein Potenzial im Einsatz <strong>von</strong> GOS als Futteradditive in der<br />
landwirtschaftlichen Tierhaltung [10]. Dort sind erhöhte Sterblichkeitsraten vor allem<br />
Darmkrankheiten zuzuschreiben. Um dem Produktivitätsverlust und der Kontaminationsgefahr<br />
<strong>von</strong> Produkten für die menschliche Ernährung entgegenzuwirken, zählte die subtherapeutische<br />
und prophylaktische Vergabe <strong>von</strong> Antibiotika lange zur verbreiteten Praxis [10, 11]. Der Einsatz<br />
dieser Mittel steht dabei nach aktuellen Erkenntnissen im direkten Zusammenhang zur<br />
Entwicklung und Ausbreitung <strong>von</strong> bakteriellen Antibiotikaresistenzen, die auch in der<br />
Humanmedizin zunehmend Probleme nach sich ziehen [12–14]. Durch das novellierte<br />
Arzneimittelgesetz soll erstmals eine systematische Reduzierung der Antibiotikavergabe<br />
durchgesetzt werden [15]. Folglich steigt das Interesse an alternativen Ansätzen, die als<br />
vorbeugende Maßnahmen bereits das Auftreten <strong>von</strong> Erkrankungen beim Tier verhindern könnten.<br />
Präbiotika, insbesondere GOS, könnten in diesem Zusammenhang einen bakteriellen<br />
Antagonismus zwischen der natürlichen Darmflora und pathogenen (Darm-) Keimen fördern [16].<br />
Für einen breiten Einsatz müssen ressourcenschonende Verfahren entwickelt werden. Grundvor<strong>aus</strong>setzung<br />
hierfür ist ein breites wissenschaftliches Verständnis der biotechnologischen<br />
Zusammenhänge der GOS-Synthese, die über eine enzymkatalysierte Transgalactosylierungsreaktion<br />
<strong>aus</strong> Lactose erfolgt [17]. Lactose ist hierbei mit einer Konzentration <strong>von</strong> 45 g/L<br />
wesentlicher Bestandteil <strong>von</strong> <strong>Molke</strong>. Diese gilt bisher als Abfallstrom der milchverarbeitenden<br />
Industrie, der weltweit in einer Menge <strong>von</strong> über 200 Mio. t/a bei der Käseproduktion anfällt [18].<br />
Vor dem Hintergrund der jährlich steigenden Käseproduktion und der damit einhergehenden<br />
Abwassermenge, besteht die Notwendigkeit, alternative Lösungen für den Umgang mit <strong>Molke</strong> zu<br />
schaffen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll daher eine Untersuchung der<br />
biotechnologischen GOS-<strong>Herstellung</strong> <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> erfolgen. Der Erkenntnisgewinn soll letztlich die<br />
Möglichkeit eröffnen, <strong>Molke</strong> als Feed für die Synthese präbiotischer Oligosaccharide einzusetzen<br />
und so einer Wertschöpfung zuzuführen. Der Verfahrensentwurf soll integriert in den<br />
Produktionsablauf einer <strong>Molke</strong>rei die direkte Verarbeitung der <strong>Molke</strong> ermöglichen und im<br />
großtechnischen Maßstab ein GOS-Produkt generieren, das hinsichtlich seiner Reinheit den<br />
derzeitigen Marktansprüchen gerecht wird.<br />
1
2 Stand des Wissens<br />
2 Stand des Wissens<br />
Im Folgenden werden die theoretischen Grundlagen der für diese Arbeit relevanten Aspekte<br />
dargestellt. Im Einzelnen geht es um die Charakterisierung des Substrats <strong>Molke</strong>, das Konzept<br />
der Präbiotika und um eine Darstellung der Eigenschaften und Synthesewege <strong>von</strong> GOS.<br />
2.1 <strong>Molke</strong><br />
<strong>Molke</strong> ist die flüssige Phase, die im Verlauf der Käseproduktion als Überstand nach der<br />
Ausfällung der Caseinfraktion der Milch verbleibt. Pro kg Käse muss mit der neunfachen Menge<br />
gerechnet werden [19]. Unterschieden werden generell zwei Arten <strong>von</strong> <strong>Molke</strong>, die sich <strong>aus</strong> der<br />
Methode zur Caseinfällung ableiten. Süßmolke (pH > 5,1) entsteht, wenn der Milch Labenzyme<br />
zugesetzt werden, der Einsatz <strong>von</strong> Milchsäurebakterien führt dagegen zum Nebenprodukt<br />
Sauermolke (pH < 5,1) [20]. Die wesentlichen Unterschiede zwischen beiden <strong>Molke</strong>arten sind,<br />
neben dem pH-Wert, der Mineralgehalt und die Zusammensetzung der Proteinfraktion. Die durch<br />
LAB gebildete Säure führt zur Absenkung des pH-Werts der Milch und zur Ausfällung der<br />
Caseine. Die Konformationsänderung der Proteine führt zur Freisetzung <strong>von</strong> Calcium, das mit in<br />
die Sauermolke gelangt. Die Konzentration des Calciums ist in Süßmolke daher nur halb so hoch.<br />
Die Proteinfraktion der Süßmolke besteht zu 20 % <strong>aus</strong> einem Glycomacropeptid, das <strong>aus</strong> dem<br />
enzymatischen Abbau des ĸ-Caseins resultiert. Letzteres ist in Sauermolke nicht enthalten [21].<br />
Die Zusammensetzung <strong>von</strong> Sauermolke ist in Abbildung 2-1 dargestellt.<br />
Wasser;<br />
93,4 %<br />
Lactose;<br />
4,2 % Protein;<br />
0,9 %<br />
Milchsäure;<br />
0,6 %<br />
Mineralstoffe;<br />
0,6 %<br />
Fett;<br />
0,3 %<br />
Abbildung 2-1: Zusammensetzung <strong>von</strong> Sauermolke in Gew.-% [22]<br />
Bedingt durch den geringen Trockensubstanzgehalt der <strong>Molke</strong> gilt diese als Abfallstrom. Gängige<br />
Praxis in der Vergangenheit war deren ungeklärte Entsorgung. So wurden noch im Jahre 1979<br />
beispielsweise in Kanada <strong>von</strong> den 1,2 Mio. t <strong>Molke</strong> 43 % verworfen; 17 % wurden hierbei in die<br />
Kanalisation geleitet, 26 % auf Landflächen aufgebracht. Im selben Jahr wurden in den USA 42 %<br />
2
2 Stand des Wissens<br />
<strong>von</strong> 13,4 Mio. t <strong>Molke</strong> entsorgt [23]. Die Ausbringung auf Landflächen kann nach neueren<br />
Erkenntnissen jedoch zur Abnahme der Bodenqualität und damit einhergehender Verringerung<br />
des Ernteertrages führen sowie das Grundwasser belasten und letztlich eine Gesundheitsgefahr<br />
darstellen [24]. Problematisch sind der hohe BSB- (30- 50 g/L) und CSB- (60- 80 g/L) Gehalt<br />
der <strong>Molke</strong> [22]. So liegt der BSB um das 175-fache höher als derjenige Wert typischer Abwässer<br />
[25]. Aufgrund ihrer komplexen Anforderungen hinsichtlich der Bioabbaubarkeit stellt <strong>Molke</strong> eine<br />
zu hohe Belastung für konventionelle Abwasseraufbereitungsanlagen dar. Sie kann<br />
entsprechend nicht gemeinsam mit anderen Abwässern des <strong>Molke</strong>reibetriebs behandelt werden<br />
und muss gesondert aufbereitet werden [26]. <strong>Molke</strong> gilt nicht nur durch den hohen BSB- und<br />
CSB-Gehalt als größter Schadstoff in Abwässern der Milchwirtschaft. Vor allem das große<br />
Volumen stellt die Industrie vor Her<strong>aus</strong>forderungen [27]. Selbst kleine <strong>Molke</strong>reien verarbeiten<br />
täglich einen Durchsatz <strong>von</strong> 100.000 kg Milch. Große industrielle Anlagen kommen auf eine<br />
Menge <strong>von</strong> 2 - 3 Mio. kg/d [28]. 90 - 95 % des Volumens der Milch findet sich später als <strong>Molke</strong><br />
wieder [19]. Kommunale Kläranlagen bieten meist nicht die Kapazität, um das <strong>Molke</strong>naufkommen<br />
einer einzelnen Produktionsstätte aufzufangen. So ist die organische Abwasserbelastung <strong>von</strong><br />
100 t/d <strong>Molke</strong> etwa äquivalent zu derjenigen, die eine Stadt mit 55.000 Einwohnern pro Tag<br />
produziert [22]. Ein Verbot zur Einleitung <strong>von</strong> ungeklärter <strong>Molke</strong> in städtische Abwassersysteme<br />
gilt deshalb derzeit in der EU, den USA, Canada, Australien und Neuseeland [25]. Seit 1990 liegt<br />
der zulässige Grenzwert für Abwässer in Deutschland bei einem CSB <strong>von</strong> 110 mg/L [22].<br />
Durch die stetig steigende Käseproduktion und den damit einhergehenden <strong>Molke</strong>anfall wird diese<br />
zum Überschussprodukt, deren Entsorgung zunehmend Probleme und Kosten für die <strong>Molke</strong>reien<br />
bedeutet [22, 28]. Speziell die Menge an Sauermolke ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen,<br />
bedingt durch die zunehmende Produktion <strong>von</strong> Griechischem Joghurt [18]. Es besteht somit die<br />
Notwendigkeit, einfache und ökologische Lösungen für den Umgang zu schaffen. Die<br />
Inhaltsstoffe der <strong>Molke</strong>, vor allem die Lactose, bieten hierbei Potenzial zur Wertschöpfung durch<br />
Reststoffnutzung.<br />
2.1.1 Verwertungsmöglichkeiten<br />
Industrielle Verwertungsmöglichkeiten bestehen derzeit vor allem für die Süßmolke. Diese kann<br />
mittels Sprühtrocknung in ein pulverförmiges Produkt überführt und zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong><br />
Backwaren eingesetzt werden. Die Trocknung <strong>von</strong> Sauermolke stellt sich demgegenüber als<br />
problematisch dar. Grund ist unter anderem die durch die enthaltenen Säuren verursachte<br />
Hygroskopie und ihr thermoplastisches Verhalten während des Prozesses [29, 30]. Industriell<br />
werden bisher weiterhin zwei Inhaltsstoffe der <strong>Molke</strong> über verfahrenstechnische Maßnahmen<br />
separiert und einzeln genutzt. Mit Hilfe einer Ultrafiltration lässt sich die <strong>Molke</strong>nproteinfraktion<br />
aufkonzentrieren. Diese so genannte Serumproteinlösung wird anschließend getrocknet und als<br />
<strong>Molke</strong>nproteinkonzentrat oder -isolat in verschiedenen Bereichen der Lebensmittelindustrie für<br />
Säuglings-, Diät- und Sportlernahrung eingesetzt [31]. Das Permeat dieser ersten Aufarbeitung<br />
enthält im wesentlichen Lactose. Diese kann über eine Konzentrierung mittels Verdampfung und<br />
3
2 Stand des Wissens<br />
durch Kristallisation gewonnen werden [32]. Der Feststoff wird anschließend gewaschen,<br />
separiert und getrocknet (Abbildung 2-2). Auch in diesem Fall wird vor allem Süßmolke als<br />
Rohstoff eingesetzt [29]. Lactose findet als Zucker in der Lebensmittelindustrie wegen ihrer<br />
geringen Süßkraft und Löslichkeit nur eingeschränkte Verwendung. Sie wird vor allem im Bereich<br />
der Säuglingsnahrung eingesetzt, um deren Zusammensetzung derjenigen der Muttermilch<br />
anzupassen. Aufgrund ihrer geringen Hygroskopie eignet sich Lactose zusätzlich zur <strong>Herstellung</strong><br />
<strong>von</strong> Pharmaka in Tablettenform [33]. Der Milchzucker wird mittlerweile als Überschussprodukt<br />
angesehen, dessen Preisentwicklung einem negativen Trend folgt [34].<br />
Vorlage<br />
(<strong>Molke</strong>)<br />
Eindampfer<br />
Kristallisator<br />
Waschwasser<br />
Zentrifuge<br />
Washer<br />
Settler<br />
Wirbelschichttrockner<br />
Recycle<br />
Flashtrockner<br />
Lactose<br />
Mutterlauge<br />
Abbildung 2-2: Konventionelles Verfahren zur Aufarbeitung <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> zur Gewinnung <strong>von</strong> Lactose<br />
(vereinfachte Darstellung nach [32])<br />
Peters (2005) [28] betrachtet die ökonomischen Zusammenhänge zwischen der Käseherstellung<br />
und der <strong>Molke</strong>naufarbeitung anhand verschiedener Prozessalternativen und Anlagengrößen. Die<br />
<strong>Herstellung</strong> und der Preis <strong>von</strong> <strong>Molke</strong>nproteinkonzentrat haben hierbei nur eine untergeordnete<br />
Bedeutung für die Kostenbilanz der <strong>Molke</strong>rei, da die Abtrennung der Proteinfraktion zwangsläufig<br />
einen wässrigen Lactosestrom generiert. Der Schlüssel zur wirtschaftlichen Behandlung der<br />
<strong>Molke</strong> ist laut Peters (2005) [28] eine Wertsteigerung dieser Fraktion. Alle in den USA zwischen<br />
2002 und 2005 errichteten oder im Bau befindlichen <strong>Molke</strong>reien konzentrieren sich jedoch<br />
lediglich auf die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> WPC und Lactose. Die industrielle <strong>Herstellung</strong> höherwertiger<br />
Produkte wird nicht realisiert.<br />
Alternative Ansätze umfassen vor allem den Einsatz <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> als Substrat für<br />
Fermentationsprozesse zur <strong>Herstellung</strong> verschiedener Produkte. Hierbei kann zunächst die<br />
Biomasse selbst als Produkt dienen. Kefir-Hefe, die auf einem molkebasierten Medium kultiviert<br />
wird, kann z. B. in getrockneter Form als Starterkultur für die Käseproduktion oder Backindustrie<br />
dienen [35–37]. Größere Bedeutung hat demgegenüber die Gewinnung <strong>von</strong> mikrobiellen<br />
Stoffwechselendprodukten. Dies können organische Säuren wie Essigsäure [38–40],<br />
Zitronensäure [41] und Milchsäure [22, 42], aber auch Butanol [43], Bioethanol [44–48], Biogas<br />
4
2 Stand des Wissens<br />
[49–51], Glycerol [52], Biotenside [53] oder Karotin [54] sein. Trotz der vielen Möglichkeiten ist<br />
der direkte Einsatz <strong>von</strong> Rohmolkenpermeat zur biotechnologischen <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Produkten<br />
im industriellen Maßstab noch nicht realisiert. Lactose muss beim Einsatz als<br />
Fermentationssubstrat häufig zunächst in die Monosaccharide Glucose und Galactose gespalten<br />
werden, da viele Organismen das Disaccharid nicht direkt verstoffwechseln können. Häufig ist<br />
nur eine Teilsubstitution der Kohlenstoffquelle durch <strong>Molke</strong> möglich [38, 48, 54, 55]. Weiterhin ist<br />
eine zusätzliche Supplementierung z. B. mit Hefeextrakt notwendig [56]. Vielversprechender<br />
erscheint die direkte enzymatische Umsetzung <strong>von</strong> Lactose in höherwertige Derivate (Abbildung<br />
2-3).<br />
Hydrolyse<br />
Glucose +<br />
Galactose<br />
Isomerisierung<br />
Tagatose<br />
Isomerisierung<br />
Lactulose<br />
Polymerisation<br />
GOS<br />
Polymerisation<br />
Lactosucrose<br />
Lactose<br />
Oxidation<br />
Lactobionsäure<br />
Reduktion<br />
Lactilol<br />
Fermentation<br />
Milchsäure<br />
Dehydrierung<br />
Lactid<br />
Polymerisierung<br />
Polymilchsäure<br />
Fermentation<br />
Ethanol<br />
Abbildung 2-3: Derivate der Lactose nach [57]<br />
Denkbar sind vor allem solche Produkte, die als Zusätze zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Functional Foods<br />
derzeit in den Fokus der Lebensmittelindustrie rücken. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang<br />
vorrangig Lactulose, GOS oder Tagatose. Letztgenannte wird als kalorienarmer Süßstoff<br />
vertrieben [57]. Abbildung 2-3 gibt einen Überblick über die Derivate der Lactose. Seki (2012) [57]<br />
und Nath et al. (2015) [58] geben in ihren Reviews einen Überblick über die <strong>Herstellung</strong> und<br />
Anwendungsmöglichkeiten der gelisteten Derivate.<br />
5
2 Stand des Wissens<br />
2.1.2 Nanofiltration <strong>von</strong> <strong>Molke</strong><br />
Die Nanofiltration (NF) kann hinsichtlich ihrer Trenncharakteristik zwischen Ultrafiltration (UF) und<br />
Umkehrosmose (RO) eingeordnet werden. Sie erlaubt die Abtrennung <strong>von</strong> Partikeln bzw.<br />
Molekülen im Größenbereich <strong>von</strong> 1 nm [59]. Hierbei begründet sich der Rückhalt auf komplexe<br />
Mechanismen wie sterische Hinderungen oder Donnan- und dielektrische Effekte im Falle<br />
geladener Moleküle. Wesentliche Membraneigenschaften sind der effektive Porenradius und die<br />
Oberflächenladung der Membran. Da die NF-Membranen zumeist <strong>aus</strong> einem polymeren<br />
amphoterischen Material (häufig Polyamid) bestehen, zeichnet sich die aktive Trennschicht durch<br />
hydrophile Eigenschaften und ihre Anfälligkeit für eine Hydratisierung sowie Ionisierung <strong>aus</strong>. Die<br />
Konformation der Polymerketten ist somit abhängig <strong>von</strong> der Ionenstärke und dem pH-Wert der<br />
zu filtrierenden Lösung. Diese übt damit einen direkten Einfluss auf die Filtrationsleistung der NF<br />
<strong>aus</strong> [60]. Die Vielfältigkeit der Wechselwirkungen zwischen der Membran und der zu filtrierenden<br />
Lösung bedingt einerseits ein breites Anwendungsfeld der NF in der industriellen Praxis,<br />
andererseits ist eine Vorhersage der Filtrationscharakteristik aufgrund der komplexen<br />
Stofftransportvorgänge schwieriger als bei anderen Filtrationsprozessen [61].<br />
NF kann, unter der Vor<strong>aus</strong>setzung des Einsatzes einer geeigneten Membran, zur Konzentrierung<br />
der Lactose in <strong>Molke</strong> bei gleichzeitiger Abtrennung <strong>von</strong> Salzen und niedermolekularen<br />
Komponenten wie Milchsäure eingesetzt werden. Bisherige Ziele des Einsatzes <strong>von</strong> NF zur<br />
Konzentrierung <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> sind die Wiedergewinnung der organischen Wertstoffe und die<br />
Reduzierung der Abwasserbelastung in der <strong>Molke</strong>reiwirtschaft [62]. Der Einsatz der NF stellt<br />
damit eine kostengünstigere Alternative zu Elektrodialyse und Ionen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch dar [63]. Mittels<br />
NF werden Trockensubstanzgehalte <strong>von</strong> 17 - 25 % bei gleichzeitiger Reduzierung des<br />
Salzgehalts um bis zu 40 % (60 % bei Einsatz der Diafiltration) und einer Entsäuerung <strong>von</strong> 30 %<br />
erreicht [62, 64]. Zudem existiert ein Patent, das ein Verfahren zur Gewinnung <strong>von</strong> Lactose <strong>aus</strong><br />
<strong>Molke</strong> beschreibt [65]. Hierbei wird die <strong>Molke</strong> bei 60 bar mittels NF konzentriert bis die Lactose<br />
in einer Konzentration <strong>von</strong> 295 g/L vorliegt. Die übersättigte Konzentratphase wird anschließend<br />
in einen Tank überführt, um die Kristallisation des Disaccharids durch Zugabe <strong>von</strong> Impfkristallen<br />
<strong>aus</strong>zulösen. Ein Überblick über die Literatur zur Konzentrierung <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> mittels NF ist in<br />
Tabelle 9-1 (Anhang) hinterlegt.<br />
Polyvalente Ionen werden durch die NF-Membranen in höherem Maße zurückgehalten als<br />
monovalente. Die zumeist negative Ladung <strong>von</strong> NF-Membranen bedingt zudem eine erhöhte<br />
Permeation monovalenter Kationen im Vergleich zu Anionen. Um die Elektroneutralität des<br />
Systems zu gewährleisten, treten Anionen jedoch ebenfalls über die Membran. Im Falle der<br />
Filtration <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> kann lediglich Cl - aufgrund seiner geringen Größe die Membran passieren.<br />
Durch den Donnan-Effekt kann das Anion im Permeat eine höhere Konzentration aufweisen als<br />
im Konzentrat und einen geringeren Rückhalt als die monovalenten Kationen erreichen [66, 67].<br />
Die Rückhalte der Ionen in der <strong>Molke</strong> sinken entsprechend gemäß folgender Reihenfolge:<br />
Ca 2+ > Mg 2+ > P > Na + > K + > Cl - . Die Demineralisierung steigt hierbei mit der Konzentrierung [66].<br />
Gleichzeitig steigt auch der Lactoseverlust mit steigender Konzentrierung. Entsprechend muss<br />
6
2 Stand des Wissens<br />
ein Kompromiss zwischen erreichter Konzentrationssteigerung und der Ausbeute an Zucker<br />
gefunden werden [67].<br />
2.2 Konzept der Präbiotika<br />
Das komplexe Verhältnis zwischen der mikrobiellen Darmflora und der Gesundheit <strong>von</strong> Mensch<br />
und Tier ist bisher noch nicht vollständig erforscht [16, 68]. Das Konzept sieht jedoch allgemein<br />
einen Zusammenhang zwischen einer <strong>aus</strong>balancierten mikrobiellen Darmflora und der<br />
Widerstandsfähigkeit gegenüber Infektionen vor. Die Ansiedlung pathogener Keime soll hiernach<br />
über die Konkurrenz um Nährstoffe und Adhäsionsplätze oder die Bildung toxischer<br />
Komponenten durch die Bakterien der Darmflora unterbunden werden [16].<br />
Unmittelbar mit der Geburt eines Säuglings beginnt die Aufnahme <strong>von</strong> Mikroorganismen <strong>aus</strong> der<br />
Umwelt und damit die Besiedlung seines bis dahin sterilen Magen-Darmtrakts. Vorwiegend<br />
handelt es sich hierbei um Enterococcen, Lactobacillen, Straphylococcen und Bifidobacterien.<br />
Die Ernährung des Neugeborenen bestimmt <strong>von</strong> da an wesentlich die morphologischen,<br />
funktionellen und immunologischen Reifeprozesse des Verdauungstraktes und damit der<br />
intestinalen mikrobiologischen Flora [69]. Vor allem die Bifidobakterien und Lactobacillen gelten<br />
hierbei als Grundlage einer gesunden Flora, die vor Infektionen schützt [70].<br />
Ein Vergleich der mikrobiellen Zusammensetzung der Darmflora <strong>von</strong> Kleinkindern, die <strong>von</strong> ihren<br />
Müttern gestillt wurden, mit derjenigen <strong>von</strong> Kleinkindern, die Babynahrung erhielten, zeigt einen<br />
deutlichen Unterschied. So ist die Zahl an Bifidobakterien innerhalb der Bakterienpopulation bei<br />
erstgenannten dominierend, während bei nicht gestillten Kindern eine Gleichverteilung aller<br />
Bakteriengattungen vorzufinden ist [71, 72]. In diesem Zusammenhang wird <strong>von</strong> einem<br />
„bifidogenen“ Effekt der Muttermilch gesprochen, dessen Ursache nicht allein einer einzelnen<br />
Substanz zuzuschreiben ist, sondern der vielmehr das Ergebnis einer Kombination verschiedener<br />
Inhaltsstoffe darstellt [73]. Dennoch zeigen Copper et al. (2006) [73] in ihrem Review, dass die<br />
Hauptkomponente, die das Wachstum <strong>von</strong> Bifidobakterien ohne Zweifel begünstigen kann, die<br />
Kohlenhydratfraktion der Milch ist. Muttermilch enthält mehr als 130 verschiedene Human-Milch-<br />
Oligosaccharide (HMO) in einer Konzentration <strong>von</strong> 5 - 10 g/L. Sowohl die strukturelle Vielfalt als<br />
auch die Menge an HMO sind einzigartig und bisher durch künstliche Kindernahrungsmittel nicht<br />
abbildbar [74].<br />
Auf dem Wissen über die Wirkung <strong>von</strong> HMO gründet sich das Konzept der Präbiotika. Die<br />
International Scientific Association of Probiotics and Prebiotics (ISAPP) definiert diese seit 2008<br />
als “selectively fermented ingredient that results in specific changes in the composition and/or<br />
activity of the gastrointestinal microbiota, thus conferring benefit(s) upon host health” [75]. Gemäß<br />
dem allgemeinen Verständnis müssen Präbiotika folgende Kriterien erfüllen [2]:<br />
7
2 Stand des Wissens<br />
<br />
<br />
<br />
Resistenz gegenüber Verdauungssäften, dem Abbau <strong>von</strong> Enzymen und<br />
gastrointestinaler Absorption<br />
Fermentation durch intestinale Mikroflora<br />
Selektive Stimulierung des Wachstums und/oder der Stoffwechselaktivität intestinaler<br />
Bakterien, die mit Gesundheit und Wohlbefinden in Verbindung gebracht werden<br />
Das Konzept der Präbiotika setzt entsprechend die Existenz <strong>von</strong> Mikroorganismen im Darm<br />
vor<strong>aus</strong>. Demgegenüber ist das Ziel des Einsatzes sogenannter Probiotika die Steigerung der<br />
Anzahl <strong>von</strong> Bakterien einer bestimmten Gattung über die Aufnahme lebender Mikroorganismen<br />
mit einem Nahrungsmittel [70].<br />
Bei den Oligosacchariden (OS) handelt es sich um kurzkettige Polysaccharide, die <strong>aus</strong> zwei bis<br />
20 Molekülen aufgebaut sind [70]. Folgenden Sacchariden werden präbiotische Wirkungen<br />
nachgesagt [76]: Inulin, Fructooligosaccharide (FOS), GOS, Soya-OS, Xylo-OS, Pyrodextrine,<br />
Isomalto-OS, (Lactulose). McFarlaine et al. (2006) [76] stellen in einer Literaturstudie dar, dass<br />
vor allem den FOS, den GOS und der Lactulose nachweislich präbiotische Wirkung<br />
zuzuschreiben ist. Auch Roberfroid (2007) [77] kommt in seinem Review zu dem Schluss, dass<br />
<strong>aus</strong> derzeitiger Sicht lediglich bei den drei genannten Substanzen der Status des Präbiotikums<br />
bewiesen ist. Lebensmittel, deren gesundheitsfördernde Wirkung durch Oligosaccharidadditive<br />
erhöht wird, werden unter dem Begriff der Functional Foods zusammengefasst [78]. Patentiert<br />
wurden in diesem Zusammenhang vor allem Produkte auf Milch- und <strong>Molke</strong>nbasis, deren<br />
Lactosegehalt simultan zur GOS-Anreicherung reduziert wird [79–83]. Darüber hin<strong>aus</strong> werden<br />
alternative Süßungsmittel mit gesundheitsfördernder Wirkung vorgeschlagen [84–86].<br />
Antibiotika und Präbiotika in der landwirtschaftlichen Tierhaltung<br />
Die <strong>von</strong> Tierärzten abgegebene Menge an antibiotika-wirksamen Medikamenten in Deutschland<br />
wurde erstmals repräsentativ im Jahr 2011 im Rahmen der Studie „VetCAb 1 -Pilot“ im Auftrag des<br />
Bundesinstituts für Risikobewertung ermittelt. Aus dieser Studie geht hervor, dass ein Schwein<br />
während seiner 115-tägigen Mast an durchschnittlich 4,2 Tagen Antibiotika erhält. Hähnchen<br />
werden innerhalb ihrer 39-tägigen Lebensdauer an 10,1 Tagen mit einem antibiotischen Wirkstoff<br />
behandelt [87]. Laut einer Erhebung des Bundesamts für Verbraucherschutz und<br />
Lebensmittelsicherheit wurden in Deutschland in den letzten Jahren rund 1500 t/a Antibiotika in<br />
der Nutztierhaltung eingesetzt [88].<br />
Ein großer Anteil der eingesetzten Medikamente wird prophylaktisch verabreicht. Grund hierfür<br />
ist ein wachstumsfördernder Effekt auf das Tier, der sich in einer 3 - 5 %igen Steigerung der<br />
Futterverwertung und der Massezunahme zeigt [89]. In der intensiv betriebenen Tierzucht wird<br />
beim Auftreten <strong>von</strong> Krankheitserscheinungen bei einem Tier häufig zudem der gesamte Stall<br />
prophylaktisch mit Antibiotika versorgt, um einer Ausbreitung entgegenzutreten [90].<br />
Dieser hohe Einsatz <strong>von</strong> Antibiotika begünstigt zunehmend das Auftreten <strong>von</strong> resistenten<br />
Krankheitserregern. Die Ergebnisse des nationalen Resistenzmonitorings (2011/2012)<br />
1<br />
Veterinary Consumption of Antibiotics<br />
8
2 Stand des Wissens<br />
tierpathogener Erreger (GERM-Vet 2 ), das vom Bundesamt für Verbraucherschutz und<br />
Lebensmittelsicherheit durchgeführt wurde, beziffern hohe Resistenzraten. Insbesondere bei<br />
Darmkeimen wie E. coli und S. aureus, die als Auslöser <strong>von</strong> Durchfallerkrankungen bei Ferkeln<br />
und Kälbern gelten, werden Unempfindlichkeiten gegenüber gängigen Antibiotika <strong>von</strong> 50 - 80 %<br />
notiert [91]. Bereits seit 2006 sind deshalb mit Antibiotika versetzte Futter zum Zwecke der<br />
Leistungsförderung in der EU verboten [11]. Im Jahr 2014 ist ergänzend die 16. Novelle des<br />
Arzneimittelgesetzes in Kraft getreten, die den Einsatz <strong>von</strong> Tierarzneimitteln über ein<br />
umfangreiches Dokumentationssystem überwachen sowie letztlich regulieren und reduzieren soll<br />
[15]. Der zunehmende Druck auf die Landwirte und das öffentliche Interesse fördern nun die<br />
Suche nach Alternativen.<br />
Sterblichkeitsraten in der Viehzucht sind vor allem Darmkrankheiten zuzuschreiben. Der damit<br />
einhergehende Produktivitätsverlust und eine Kontaminationsgefahr der Produkte für die<br />
menschliche Ernährung stellen für die Industrie die größten Probleme dar [11].<br />
Forschungsarbeiten der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass die Widerstandsfähigkeit<br />
gegenüber Krankheiten durch intestinale Mikroorganismen erhöht werden kann, deren Zahl durch<br />
die Aufnahme bestimmter Kohlenhydrate (Präbiotika) begünstigt wird [16]. Sowohl für Geflügel,<br />
Schweine als auch für Wiederkäuer wurden deshalb bereits mit Oligosacchariden angereicherte<br />
Futterpräparate patentiert [92–95]. Wissenschaftliche Artikel weisen auf positive Effekte hin, die<br />
<strong>von</strong> einer Wachstumsförderung und besseren Futteraufnahme bis hin zur Veränderung der<br />
mikrobiologischen Darmpopulation und Immunantwort bei den genannten Tieren reichen [96–99].<br />
Auch im Bereich der Fischzucht werden ähnliche Effekte dokumentiert [100, 101]. Hoseinifar et<br />
al. (2015) [102] fassen in ihrem Review aktuelle Studien zu diesem Thema zusammen.<br />
2.3 Galactooligosaccharide<br />
Bei den <strong>Galactooligosacchariden</strong> (GOS) handelt es sich um langkettige Saccharide, die über eine<br />
Transgalactosylierungsreaktion durch das Enzym β-Galactosidase synthetisiert werden. Diese<br />
Oligosaccharide sind hierbei sowohl <strong>aus</strong> technologischer als auch <strong>aus</strong> ernährungsphysiologischer<br />
Sicht interessant [103].<br />
GOS sind eine inhomogene Mischung <strong>aus</strong> Oligosacchariden, die jeweils <strong>aus</strong> einem<br />
Glucosemolekül sowie ein bis fünf Galactoseeinheiten aufgebaut sind (Galn-Glu, n = 1 - 5). Sie<br />
unterscheiden sich anhand des Polymerisierungsgrades sowie der Art der glycosidischen<br />
Verknüpfung. Möglich sind β1-3, β1-4 sowie β1-6 Verbindungen zwischen den<br />
Monosaccharideinheiten. Die Zusammensetzung der GOS-Fraktion hängt hierbei in erster Linie<br />
vom Ursprung des eingesetzten Enzyms ab [1]. In Abbildung 2-4 sind die drei Arten der<br />
glycosidischen Verknüpfungen zwischen den Monosacchariden der GOS-Struktur abgebildet.<br />
Eine <strong>aus</strong>führliche Übersicht über bisher bekannte GOS-Strukturen ist dem Review <strong>von</strong> Torres et<br />
al. (2010) [104] zu entnehmen.<br />
2<br />
German Resistance Monitoring in Veterinary Medicine<br />
9
2 Stand des Wissens<br />
Abbildung 2-4: GOS-Strukturen (n = 1 - 4) nach [17]<br />
GOS sind farblos und wasserlöslich. Sie besitzen nur einen mäßig süßen Geschmack, der dem<br />
0,3 - 0,6-fachen der Süßkraft <strong>von</strong> Saccharose entspricht. Entsprechend geeignet sind sie für den<br />
Einsatz als Bulkmaterial in Lebensmitteln. Darüber hin<strong>aus</strong> werden GOS weder <strong>von</strong> den Bakterien<br />
der Mundhöhle und durch Speichel zersetzt noch durch Enzyme und Verdauungssäfte im<br />
Dünndarm abgebaut. Sie besitzen lediglich 50 % des Kaloriengehalts <strong>von</strong> Saccharose und<br />
zeichnen sich durch einen geringeren glycämischen Index als andere Zucker <strong>aus</strong>. In<br />
Lebensmitteln können sie so als zahnfreundlicher, kalorienarmer Zuckerersatzstoff eingesetzt<br />
werden, der sich auch für Diabetiker eignet [105].<br />
Im Vergleich zu Fructooligosacchariden und Inulin zeichnen sich GOS durch eine deutlich höhere<br />
Stabilität <strong>aus</strong>. So bleibt die Struktur selbst bei einer Temperatur <strong>von</strong> 120 °C für 30 min erhalten.<br />
Auch bei längerer Lagerung bei pH 3,6 und 30 °C für 14 Monate bleiben die Gesamtkonzentration<br />
wie auch die Zusammensetzung unverändert. Hygienetechnische Maßnahmen innerhalb <strong>von</strong><br />
Produktionsprozessen, wie eine Pasteurisation oder Sterilisation, sind entsprechend möglich<br />
[106].<br />
2.3.1 Präbiotische Wirkung<br />
Um als Präbiotikum zu wirken, muss eine Substanz unverdaut in den Darm gelangen. Im<br />
Zusammenhang mit Oligosacchariden spielt die Konfiguration der am anomeren C-Atom<br />
gebundenen OH-Gruppe der Monomere eine wesentliche Rolle. Oligosaccharide, deren<br />
Monosacchariduntereinheiten über die OH-Guppen in β-Stellung (Position liegt über der<br />
jeweiligen Ringfläche) verknüpft sind, erweisen sich als unverdaulich [107]. GOS werden <strong>von</strong> den<br />
Enzymen des menschlichen Verdauungstraktes nicht abgebaut, da diese eine Spezifität<br />
gegenüber α-glycosidischen Verknüpfungen aufweisen, die Verknüpfung zwischen den<br />
Oligosaccharideinheiten jedoch der genannten β-Konfiguration entspricht [108]. Die<br />
unterschiedlichen physiologischen Effekte <strong>von</strong> GOS sind nachfolgend aufgeführt:<br />
10
2 Stand des Wissens<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Bifidogener Effekt: Die Stimulierung des Wachstums bifidogener Bakterien mit<br />
einhergehender Zunahme an kurzkettigen Fettsäuren führt zu einem Absinken des pH-<br />
Werts im Darm [109–116].<br />
Aufnahme <strong>von</strong> Mineralien: Da die Löslichkeit <strong>von</strong> Mineralstoffen insbesondere <strong>von</strong><br />
Calcium im sauren Milieu höher ist, wird ein Zusammenhang zwischen der Resorption<br />
und der erhöhten Aktivität säurebildender Bakterien bei GOS-Aufnahme genannt [117–<br />
119].<br />
Schutz des Magendarmtraktes vor der Adhäsion/Kolonisierung durch potenzielle<br />
Krankheiterreger: GOS imitieren hiernach die Bindungsstellen <strong>von</strong> Krankheitserregern<br />
auf der Oberfläche intestinaler Epithelzellen. Sie wirken entweder selbst als molekulare<br />
Rezeptoren oder stellen Antiadhäsive dar, die kompetitiv eine Anhaftung <strong>von</strong> Bakterien<br />
an der Darmwand verhindern. Bakterien, die an GOS binden, werden <strong>aus</strong>geschwemmt.<br />
Eine Kolonisierung wird verhindert [120–122].<br />
Immunmodulatorische Wirkung: Stärkung der Immunantwort und damit einhergehende<br />
Verringerung des Antibiotikabedarfs [123–127].<br />
Weiterhin sehen neueste Studien eine vorbeugende Wirkung im Zusammenhang mit<br />
kolorektalem Krebs [128]. Der gesundheitsfördernde Effekt hängt wesentlich <strong>von</strong> der aufgenommenen<br />
Menge an GOS bezogen auf das Körpergewicht der Testperson ab [109, 110, 124].<br />
Depeint et al. (2008) [110] vergleichen das kommerzielle Vivinal ® GOS (β-Galactosidase <strong>aus</strong> B.<br />
circulans) mit einem Produkt eines Enzyms <strong>aus</strong> B. bifidum. Sie stellen fest, dass der bifidogene<br />
Effekt im Falle des <strong>von</strong> ihnen hergestellten Produktes höher, als beim kommerziellen GOS ist.<br />
Sie schließen dar<strong>aus</strong>, dass die Selektivität des Präbiotikums vom bakteriellen Ursprung des<br />
Enzyms abhängt. Ein <strong>aus</strong>führlicher Überblick über Studien zur präbiotischen Wirkung ist<br />
verschiedenen Reviews zu entnehmen [1, 75, 105].<br />
2.3.2 <strong>Enzymatische</strong> GOS-Synthese<br />
2.3.2.1 β-Galactosidasen und der Reaktionsmechanismus<br />
Zur Synthese <strong>von</strong> Oligosacchariden werden Glycosidasen (Glycosid-Hydrolasen E.C. 3.2)<br />
eingesetzt. Diese katalysieren die hydrolytische Spaltung <strong>von</strong> glycosidischen Verknüpfungen in<br />
Oligo- und Polysaccharide mit hoher Stereospezifität [129]. β-Galactosidasen (E.C. 3.2.1.23; β-<br />
D-Galactosid Galactohydrolase [130]) sind in der Industrie zur <strong>Herstellung</strong> lactosefreier Produkte<br />
weit verbreitet. Bei geeigneter Reaktionsführung kann neben der Hydrolyse auch eine<br />
Transgalactosylierung zur Synthese <strong>von</strong> Oligosacchariden erfolgen [105]. Der allgemeine<br />
Reaktionsmechanismus gliedert sich hierbei in zwei Schritte (Abbildung 2-5). Das aktive Zentrum<br />
des Enzymes enthält zwei Carbonsäurereste. Einer fungiert als nucleophiler, der andere als<br />
Säure/Base Katalysator. Der erste Schritt der Reaktion verläuft gemäß einem Doppel-<br />
Verdrängungsmechanismus (Double-Replacement-Mechanism), bei dem das anomere Zentrum<br />
des Kohlenhydrats die Angriffsstelle des deprotonierten Carboxylats darstellt. Die glycosidische<br />
11
2 Stand des Wissens<br />
Säure/Base<br />
Hydrolyse<br />
Nucleophil<br />
C-O Bindung wird getrennt, und es entsteht ein kovalenter Enzym-Substrat-Komplex. Die<br />
Reaktion wird dabei durch den Carbonsäurerest, der als Säure reagiert, unterstützt. Der Enzym-<br />
Substrat-Komplex tritt im zweiten Schritt der Reaktion mit einem nucleophilen Akzeptor in<br />
Wechselwirkung. Dieser Schritt wird durch die konjugierte Base der zweiten Carboxylgruppe<br />
unterstützt. Das Verhältnis zwischen Hydrolyse und Transgalactosylierung wird <strong>von</strong> dem<br />
Verhältnis k2·[H2O]/k3·[Akzeptor] bestimmt. Damit spielen die Konzentration des Akzeptors und<br />
die intrinsischen Eigenschaften des Biokatalysators, wie seine Affinität zur Bindung des<br />
Akzeptormoleküls anstelle <strong>von</strong> Wasser, eine übergeordnete Rolle [129].<br />
Enzym-Substrat-<br />
Komplex<br />
Transgalactosylierung<br />
Abbildung 2-5: Schematische Darstellung des Reaktionsmechanismus <strong>von</strong> β-Galactosidasen nach [129]<br />
Im Zusammenhang mit der in dieser Arbeit angestrebten Synthese <strong>von</strong> GOS, stellt die Lactose<br />
das Substrat dar (Abbildung 2-6). Im ersten Schritt der Umsetzung wird das Disaccharid<br />
gespalten und Glucose freigesetzt. Der Galactosyl-Enzym-Komplex kann im zweiten Schritt<br />
entweder mit Wasser (Hydrolyse) oder mit einem Zucker (Transgalactosylierung) reagieren. Als<br />
Resultat wird entweder Galactose oder entsprechend ein Oligosaccharid freigesetzt. Das<br />
Verhältnis <strong>von</strong> Hydrolase- zu Transferaseaktivität bestimmt den Anteil an freigesetzten<br />
Monosacchariden zu den Oligosacchariden. Entscheidender Faktor ist die Konkurrenz zwischen<br />
Wasser und den alternativen Akzeptoren um den enzymgebundenen Galactosylrest. Hohe<br />
Zuckerkonzentrationen begünstigen die Bildung <strong>von</strong> Oligosacchariden, eine hohe Wasseraktivität<br />
begünstigt vor allem Monosaccharide [105].<br />
12
2 Stand des Wissens<br />
Gal<br />
Zucker<br />
Gal<br />
Zucker<br />
E<br />
Transgalactosylierung<br />
Zucker<br />
Gal-Glu<br />
+<br />
E<br />
Gal-Glu<br />
E<br />
Gal<br />
E<br />
Gal<br />
Glu<br />
Wasser<br />
Hydrolyse<br />
Zucker =<br />
Mono-, Di-,<br />
Oligosaccharid<br />
Gal-Glu<br />
=<br />
Lactose<br />
Glu<br />
Gal<br />
= Glucose = Galactose<br />
Abbildung 2-6: Modellvorstellung der Umsetzung <strong>von</strong> Lactose durch β-Galactosidasen nach [131]<br />
Bei der Enzymreaktion handelt es sich um eine kinetisch kontrollierte Reaktion. Die Konzentration<br />
des Produktes steigt zunächst mit der Umsetzung des Substrates bis zu einem Maximum an. An<br />
diesem Punkt entspricht die Bildungs- der Hydrolyserate [129]. Zu den Einflussparametern der<br />
enzymatischen Reaktion zählen die Lactose- sowie die Enzymkonzentration, der<br />
Enzymursprung, der pH-Wert und die Temperatur sowie die Anwesenheit verschiedener Ionen.<br />
2.3.2.2 Einflussparameter der enzymatischen GOS-Synthese<br />
Lactose- und Enzymkonzentration<br />
Bei der zur GOS-Synthese eingesetzten Lactose kann es sich sowohl um aufgearbeitete reine<br />
Lactose handeln [132, 133] als auch um ultrafiltriertes <strong>Molke</strong>npermeat. Letztgenanntes kann<br />
direkt durch Ultrafiltration <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> gewonnen [132–134] oder <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong>npulver in gewünschter<br />
Konzentration angesetzt werden [132, 133, 135–137].<br />
Bei der Transgalactosylierungsreaktion handelt es sich ebenfalls um eine kinetisch kontrollierte<br />
Umsetzung. Eine hohe Lactosekonzentration begünstigt entsprechend die GOS-Bildung, da die<br />
Verfügbarkeit des Saccharids gegenüber Wasser als Akzeptor für den Galactosyl-Rest steigt<br />
[138–141]. Unter Einsatz des kommerziellen Enzympräparats Maxilact ® L2000 ist so<br />
beispielsweise eine Zunahme der GOS-Ausbeute <strong>von</strong> 13 auf 31 Gew.-% durch eine Erhöhung<br />
der Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration <strong>von</strong> 100 auf 300 g/L zu erreichen [142]. Huerta et al. (2011)<br />
[143] und Iwasaki et al. (1996) [139] setzten jeweils um die 550 g/L Lactose ein und erzielen<br />
ebenso eine GOS-Ausbeute <strong>von</strong> etwa 30 Gew.-%. Torres et al. (2010) [104] stellen in ihrem<br />
13
2 Stand des Wissens<br />
Review dar, dass bis zu einer Ausgangslactosekonzentration <strong>von</strong> 300 g/L eine proportionale<br />
Abhängigkeit zwischen der Disaccharidmenge und der GOS-Ausbeute besteht. Für Werte über<br />
300 g/L ist keine weitere Optimierung zu verzeichnen. Die maximale Startkonzentration des<br />
Milchzuckers wird hierbei durch seine geringe Löslichkeit in Wasser begrenzt. Eine Erhöhung der<br />
Lactosekonzentration wirkt sich laut Vera et al. (2012) [144] nur unter der Vor<strong>aus</strong>setzung der<br />
vollständigen Löslichkeit positiv auf die GOS-Bildung <strong>aus</strong>. Die Forscher untersuchen die GOS-<br />
Bildung durch ein Enzym <strong>aus</strong> Aspergillus oryzae in übersättigter Lactoselösung (bis 600 g/L).<br />
Durch die Kristallisation der Lactose bei Konzentrationen über 400 g/L (T < 50 °C) entsteht eine<br />
heterogene Lösung und die Ausbeute sinkt [144]. Eine Möglichkeit höhere<br />
Lactosekonzentrationen zu nutzen, bietet der Einsatz <strong>von</strong> hyperthermophilen Enzymen. Diese<br />
erlauben eine GOS-Synthese bei 80 °C und Lactosekonzentrationen <strong>von</strong> 600 g/L. Park et al.<br />
(2008) [145] zeigen jedoch, dass hierdurch zwar eine höhere GOS-Konzentration erreicht werden<br />
kann, die Ausbeute dennoch für Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentrationen <strong>von</strong> 300 - 600 g/L<br />
weitestgehend unverändert bleibt.<br />
Neben der Ausbeute wirkt sich die Lactosekonzentration auch auf die Zusammensetzung der<br />
Oligosaccharidfraktion, genauer den Anteil langkettiger Moleküle, <strong>aus</strong> [146]. So steigt der Anteil<br />
an Tetrasacchariden laut Palai et al. (2012) [147] um das Dreifache bei einer Verzehnfachung<br />
der Substratkonzentration. Pentasaccharide können erst ab einer Konzentration <strong>von</strong> 420 g/L<br />
Lactose nachgewiesen werden.<br />
Die Menge an Enzym hat demgegenüber keinen Einfluss auf die maximale GOS-Konzentration.<br />
Eine höhere Biokatalysatormenge beschleunigt einerseits die Umsetzung des Substrats Lactose,<br />
sodass die maximale GOS-Menge in einer kürzeren Zeitspanne erreicht wird, andererseits<br />
bedingt sie jedoch auch eine Erhöhung der Geschwindigkeit der GOS-Hydrolyse [138, 144].<br />
Enzymursprung<br />
Am häufigsten wird in der Literatur die GOS-Synthese mit Enzymen <strong>aus</strong> der Hefe Kluyveromyces<br />
lactis [132, 134, 140], der Pilzgattung Aspergillus [136, 139, 143, 144] sowie mit Biokatalysatoren<br />
<strong>aus</strong> den Bakterien Bacillus circulans [147–149] oder Bifidobacterium sp. [150, 151] genannt. Die<br />
β-Galactosidasen zeigen je nach ihrem mikrobiellen Ursprung Unterschiede hinsichtlich der<br />
Kinetik, der GOS-Ausbeute, der Massenanteile <strong>von</strong> Di-, Tri- und höheren Sacchariden sowie der<br />
Art der glycosidischen Verknüpfung zwischen den Monosaccharideinheiten [131, 137, 146, 152,<br />
153]. Enzyme des Bakteriums B. circulans zeigen im direkten Vergleich die höchste GOS-<br />
Ausbeute, gefolgt <strong>von</strong> den Biokatalysatoren <strong>aus</strong> A. oryzae, K. lactis und K. fragilis [146, 154].<br />
Enzyme der Hefe Kluyveromyces ssp. (K. fragilis und K. lactis) zeigen hierbei dasselbe<br />
Oligosaccharidmuster, das lediglich Trisaccharide umfasst. B. circulans demgegenüber<br />
synthetisiert nennenswerte Mengen an Tetra- und Pentasacchariden. Auch die Chromatogramme<br />
der GOS-Fraktion eines Enzyms <strong>aus</strong> A. oryzae zeigen längerkettigte Moleküle [146]. Die<br />
Verteilung und der Anteil der jeweiligen glycosidischen Verknüpfung zwischen den<br />
Monosaccharideinheiten sind spezifisch für jedes Enzym. Das Enzym <strong>aus</strong> K. lactis bildet<br />
Oligosaccharide, die zu 41 % β1-6 Verbindungen zwischen den Galactoseeinheiten aufweisen.<br />
14
2 Stand des Wissens<br />
Demgegenüber zeigen GOS-Produkte, die durch ein Enzym <strong>aus</strong> B. circulans synthetisiert<br />
werden, einen hohen Anteil (55- 72 %) an β1-4 Bindungen [138]. Eine detailliertere Analyse der<br />
Struktur der gebildeten GOS durch Enzyme <strong>aus</strong> A. aculeatus [155], A. oryzae [156, 152] und<br />
K. lactis [140, 157] ist den genannten Veröffentlichungen zu entnehmen. Eine Übersicht<br />
mikrobieller β-Galactosidasen mit Transgalactosylierungsaktivität ist dem Review <strong>von</strong> Park und<br />
Oh (2010) zu entnehmen [158].<br />
Inhibitoren und Aktivatoren (Monosaccharide und Ionen)<br />
Verschiedene Stoffe können Einfluss auf die enzymatische Reaktion nehmen. Insbesondere die<br />
Hydrolyseprodukte und verschiedene Ionen sind in diesem Zusammenhang zu nennen.<br />
Verschiedene Autoren haben die GOS-Bildung in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Konzentration der<br />
Monosaccharide untersucht [147, 159, 160]. Je nach Enzym können beide Hydrolyseprodukte,<br />
oder aber nur eins, eine hemmende Wirkung auf die Hydrolyse und die<br />
Transgalactosylierungsreaktion haben [159]. Biokatalysatoren <strong>aus</strong> B. circulans zeigen eine<br />
stärkere Beeinflussung durch Glucose, Enzyme <strong>aus</strong> A. oryzae werden deutlicher durch Galactose<br />
inhibiert [146]. Demirhan et al. (2008) [159] zeigen, dass sich die Hydrolyserate <strong>von</strong> Lactose durch<br />
ein Enzym <strong>aus</strong> K. lactis in Anwesenheit <strong>von</strong> 0,584 mol/L Galactose im Vergleich zur<br />
galactosefreien Probe um bis zu 39 % verringert. Die Monosaccharide beeinflussen die Kinetik<br />
über unterschiedliche Mechanismen [160]. Galactose wirkt als kompetitiver, Glucose als nicht<br />
kompetitiver Inhibitor [138].<br />
Ionen können sowohl als Aktivatoren als auch als Inhibitoren wirken [161]. Sie treten als<br />
Ladungsträger mit funktionellen Gruppen des Enzyms im Wechselwirkung. Auf diese Weise<br />
können sie eine bestimmte Konformation stabilisieren, die die Aktivität des Biokatalysators<br />
begünstigt oder sie sind direkt Teil der aktiven Stelle des Enzyms [162]. Insbesondere der Einsatz<br />
<strong>von</strong> Milch und <strong>Molke</strong> zur Lactosehydrolyse/GOS-Synthese kann durch die jeweilige Abhängigkeit<br />
der enzymatischen Aktivität <strong>von</strong> gelösten Salzen beschränkt werden [137, 159, 163].<br />
pH-Wert und Temperatur<br />
pH-Wert und Temperatur wirken sich auf die Aktivität und die Stabilität <strong>von</strong> Biokatalysatoren <strong>aus</strong>.<br />
Enzyme <strong>aus</strong> der Hefe Kluyveromyces ssp. sind im neutralen pH-Bereich und bei Temperaturen<br />
um 40 °C aktiv. Demgegenüber erweisen sich β-Galactosidasen der Pilzgattung Aspergillus als<br />
thermo- und säurestabiler. Enzyme <strong>aus</strong> dem Bakterium B. circulans besitzen ein<br />
Aktivitätsoptimum im Bereich <strong>von</strong> 65 - 75 °C und pH 6,2 - 6,6 [32].<br />
Die Temperatur und der pH-Wert haben im Allgemeinen gegenüber der Substratkonzentration<br />
nur eine untergeordnete Bedeutung für die GOS-Synthese. Zwar hängt die Aktivität der Enzyme<br />
<strong>von</strong> diesen Parametern ab, jedoch weisen verschiedene Autoren übereinstimmend nach, dass<br />
kein Einfluss auf die GOS-Ausbeute besteht [141, 146, 147, 160]. Lediglich bei sehr geringen<br />
Lactosekonzentrationen (34 g/L) kann eine Abhängigkeit <strong>von</strong> der Temperatur und dem pH-Wert<br />
angenommen werden [139]. Eine Reaktionsführung bei hoher Temperatur ist im Zusammenhang<br />
mit hohen Lactosekonzentrationen interessant. Die Löslichkeit <strong>von</strong> Lactose liegt bei 20 °C nur bei<br />
15
2 Stand des Wissens<br />
192 g/L. Durch eine Verdopplung der Temperatur erhöht sich diese auf 326 g/L [164]. Vor dem<br />
Hintergrund der Abhängigkeit zwischen Lactosekonzentration und GOS-Ausbeute ist somit eine<br />
Erhöhung der Löslichkeit durch die Temperatur in den Grenzen der Enzymstabilität anzustreben<br />
[144].<br />
2.3.2.3 Kontinuierliche GOS-Synthese im Membranbioreaktor<br />
Prinzipiell lassen sich zwei Möglichkeiten des Enzymeinsatzes unterscheiden. Im Batch-Betrieb<br />
wird das Enzym lediglich einmalig verwendet. Nach erfolgter Reaktion wird es durch eine<br />
Pasteurisation inaktiviert. Eine Mehrfachnutzung unter Erhalt der Aktivität ist demgegenüber<br />
entweder durch eine Bindung des Biokatalysators an einen Träger oder durch die Abtrennung<br />
mittels UF in einem Membranreaktor zu erreichen [135, 165].<br />
Die Möglichkeit der Wiedergewinnung und Mehrfachnutzung <strong>von</strong> Enzymen kann <strong>aus</strong><br />
wirtschaftlicher Sicht interessant sein [165]. Einen Ansatz bietet hierbei die Immobilisierung der<br />
Enzyme auf Trägerpartikeln. Nachteil dieser Herangehensweise sind jedoch die<br />
Diffusionswiderstände, die eine Hydrolyse der gebildeten Oligosaccharide begünstigen [166].<br />
Beim Einsatz einer Ultrafiltrationseinheit zur physikalischen Immobilisierung des Biokatalysators<br />
tritt dieses Problem nicht auf. Native Enzyme stehen in direktem Kontakt mit der homogen<br />
durchmischten Substratlösung [165]. Weiterhin bietet der Einsatz des Membranmoduls die<br />
Möglichkeit einer unabhängigen Steuerung der Kontaktzeit zwischen Enzym und<br />
Substrat/Produkt. Durch die Einstellung der Verweilzeit können theoretisch die Menge an<br />
gebildeten GOS und die Zusammensetzung der Reaktionsmischung bestimmt werden [103]. Die<br />
Verweilzeit sollte hierbei nicht zu hoch sein, um eine Hydrolyse der gebildeten GOS zu verhindern<br />
[131, 142]. Die Verweilzeit kann im Rahmen der technischen Gegebenheiten des<br />
Membranmoduls und der physikalischen Eigenschaften der Substratlösung variiert werden.<br />
Hierbei haben folgende Parameter Einfluss:<br />
<br />
<br />
<br />
Membraneigenschaften (z. B. Membranmaterial, Porengröße)<br />
Eigenschaften der Feedlösung (z. B. die Konzentration gelöster Komponenten)<br />
Prozessgrößen (z. B. Druck, Crossflow Geschwindigkeit, Temperatur)<br />
Für die Optimierung der kontinuierlichen Umsetzung <strong>von</strong> Lactose zu GOS ist eine genaue<br />
Untersuchung der Abhängigkeiten der oben genannten Parameter nötig [142]. In der Literatur<br />
werden in diesem Zusammenhang keramische Membranen [131, 133, 142], hydrophilisierte<br />
Polyethersulfon (PESU) [131, 165] sowie Cellulose Membranen [138] eingesetzt. Die Auswahl<br />
des Membranmaterials muss hierbei gemäß dessen Kompatibilität zum Enzym erfolgen [167].<br />
Die Porengröße der Membran muss in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Enzymgröße so gewählt werden,<br />
dass kein Enzymverlust über das Permeat auftritt [165]. Da das Molekulargewicht üblicher β-<br />
Galactosidasen bei 100 kDa liegt [131], beträgt der MWCO (molecular weight cut of) geeigneter<br />
Membranen 10 kDa [135, 138, 165], 20 kDa [131] sowie maximal 50 kDa [131]. Mit der<br />
Verkleinerung Porengröße sinkt hierbei bei konstantem Druck der Permeatvolumenstrom eines<br />
bestimmten Mediums, während die Verweilzeit steigt [131].<br />
16
2 Stand des Wissens<br />
Der Permeatfluss verhält sich im Idealfall proportional zum Druck und umgekehrt proportional zur<br />
Viskosität des Mediums. Diese Korrelation stimmt im Bereich geringer Drücke, schwach<br />
konzentrierter Feedlösungen sowie hoher Crossflow Geschwindigkeiten, wenn die Einflüsse der<br />
Konzentrationspolarisation minimal sind [167]. Eine Pufferlösung weist beispielsweise im<br />
Vergleich zu einer 30 g/100mL Lactoselösung mit Enzym einen 5-fach höheren Fluss über eine<br />
polymere UF-Membran mit einem MWCO <strong>von</strong> 50 kDa bei einem TMP <strong>von</strong> 1 bar auf. Die<br />
Erhöhung des TMP auf 1,5 bar erhöht den Permeatvolumenstrom im Falle der Pufferlösung,<br />
während sich für die Lactoselösung kaum eine Abhängigkeit zwischen diesen beiden<br />
Prozessgrößen erkennen lässt [131]. Die Konzentrationspolarisation kann die Permeation des<br />
Mediums soweit verringern, dass die benötigte optimale Verweilzeit für die GOS-Synthese<br />
überschritten wird [133]. Prozessgrößen, wie die Temperatur, müssen im Falle der parallel zur<br />
Enzymreaktion betriebenen Ultrafiltration an das Aktivitätsoptimum des Biokatalysators<br />
angepasst werden. Gleichzeitig wirkt sich dieser Parameter auf die Löslichkeit der Komponenten<br />
sowie die Viskosität des Mediums und somit auf den Permeatfluss <strong>aus</strong> [168].<br />
Foda et al. (2000) [135] betreiben die GOS-Synthese mit dem kommerziellen Enzympräparat<br />
Maxilact ® L2000 kontinuierlich sowohl im Labor als auch im Pilotmaßstab. Im Labor erreichen sie<br />
bei einer Lactosekonzentration <strong>von</strong> 230 g/L eine GOS-Ausbeute <strong>von</strong> 20 Gew.-%, die über 2,45 h<br />
konstant gehalten wird. Im Falle der Piloteinheit wird eine Ausbeute <strong>von</strong> bis zu 31 Gew.-%<br />
erreicht. Ebrahimi et al. (2010) [142] erzielen unter Einsatz <strong>von</strong> Maxilact ® L2000 und einer<br />
Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration <strong>von</strong> 30 Gew.-% eine GOS-Ausbeute <strong>von</strong> bis zu 38 Gew.-% im<br />
kontinuierlichen Verfahren. Im direkten Vergleich <strong>von</strong> Batch- und kontinuierlichem Betrieb wird im<br />
erstgenannten Fall eine höhere Ausbeute/Konzentration an GOS erzielt. Dennoch ist die Masse<br />
an synthetisiertem Produkt pro eingesetzter Enzymmenge bei kontinuierlicher Betriebsweise<br />
höher [138, 133]. Eine Übersicht wissenschaftlicher Artikel hierzu ist Tabelle 9-2 im Anhang zu<br />
entnehmen.<br />
Die Betriebsweise hat laut Chockchaisawasdee et al. (2005) [138] keinen Einfluss auf die GOS-<br />
Zusammensetzung und Struktur. Demgegenüber bemerken Petzelbauer et al. (2002) [165] einen<br />
deutlichen Unterschied in den relativen Anteilen der Saccharidfraktionen. So sind bei<br />
kontinuierlichem Betrieb ein bis zu 4-fach höheres Di- zu Trisaccharidverhältnis sowie ein 5 bis<br />
30-fach höherer Anteil der β1-3-Verknüpfung zu verzeichnen.<br />
Die kontinuierliche GOS-Synthese im Membranreaktor wird zeitlich durch die Stabilität der<br />
Enzyme begrenzt. Eine Inaktivierung des Biokatalysators kann durch unspezifische Adsorption<br />
an der Membran, durch die Reaktion mit reduzierenden Zuckern bei hoher Temperatur sowie in<br />
Abhängigkeit <strong>von</strong> der Rezirkulationsrate beim Umpumpen erfolgen [165].<br />
2.3.3 Verfahren zur Aufreinigung <strong>von</strong> GOS<br />
Um ein möglichst reines Produkt zu erhalten, muss die GOS-Fraktion <strong>von</strong> den Nebenprodukten<br />
Glucose und Galactose sowie vom nicht umgesetzten Substrat Lactose getrennt werden. Vor<br />
allem für den Einsatz in Lebensmitteln für Menschen, die unter Lactoseintoleranz oder Diabetes<br />
17
2 Stand des Wissens<br />
leiden, ist eine Gewinnung reiner GOS, ohne Lactose- und Glucose-Anteile, interessant. Ein<br />
Überblick über die Literatur befindet sich im Anhang (Tabelle 9-3). Hierbei wird der Begriff der<br />
Reinheit jeweils auf den Massenanteil der GOS an der Gesamtzuckerfraktion bezogen (Kapitel<br />
4.4).<br />
Mittels Nanofiltration können die Saccharide gemäß ihrer Molekülgröße fraktioniert werden.<br />
Allgemein sinkt hierbei mit steigender Konzentration und der Temperatur der Rückhalt der<br />
Saccharide, da der diffusive Transport der Moleküle über die Membran gefördert wird [169, 170].<br />
Ebenfalls weisen Studien eine Zunahme der Porengröße <strong>von</strong> Membranen mit der<br />
Temperaturerhöhung nach [171]. Demgegenüber steigt der Rückhalt der Komponenten mit dem<br />
Druck. Einerseits ist dies auf die Kompaktierung der Membran bei hohen Drücken<br />
zurückzuführen. Dieses physikalische Phänomen führt zu einer Verringerung der Membrandicke<br />
und der effektiven Größe der Membranporen. Hierdurch sinkt wiederum der MWCO (molecular<br />
weight cut off) [169, 172]. Andererseits führt die Erhöhung des Drucks zu einer relativen Erhöhung<br />
des konvektiven Flusses des Lösungsmittels im Vergleich zur diffusiven Permeation der gelösten<br />
Moleküle [172]. Zur Aufreinigung der GOS muss der Rückhalt derselben höher sein als derjenige<br />
der unerwünschten Nebenprodukte. Einfluss auf die Trennleistung können der<br />
Trockenmassegehalt, die Temperatur sowie der Druck nehmen [172–174]. Dennoch ist der<br />
Rückhalt der Komponenten nicht allein <strong>von</strong> der Molekülkettenlänge abhängig. Obgleich Lactose<br />
und GOS mit einem Polymerisationsgrad <strong>von</strong> zwei (Disaccharid) dasselbe Molekulargewicht<br />
aufweisen, unterscheiden sie sich anhand der Monosaccharideinheiten und der glycosidischen<br />
Verknüpfung zwischen diesen. Hier<strong>aus</strong> resultieren sterische Unterschiede sowie verschiedene<br />
Freiheitsgrade bei der Bewegung. Der Rückhalt <strong>von</strong> GOS mit dem Polymerisationsgrad zwei<br />
(Disaccharid) beträgt in den Versuchen <strong>von</strong> Botelho-Cunha et al. (2010) [174] 87 %, während<br />
Lactose lediglich zu 77 % im Konzentrat verbleibt. Mit Hilfe der NF können bis zu 90,5 % der<br />
Monosaccharide und 52,5 % der Lactose abgetrennt werden. Der Anteil der GOS an der<br />
Gesamtzuckerfraktion wird in diesem Fall, mit einer Wiederfindung an Oligosacchariden <strong>von</strong><br />
70 %, <strong>von</strong> 36,4 auf 54,5 Gew.-% erhöht [173].<br />
Eine andere Möglichkeit ist die Fermentation der unerwünschten Zucker durch Mikroorganismen<br />
[175]. Ein Ansatzpunkt ist der kombinierte Einsatz eines Bakteriums und einer Hefe. Eine<br />
S. thermophilus Kultur baut Lactose zu Glucose und Galactose ab und verwertet die Glucose.<br />
Die Galactose wird nachfolgend <strong>von</strong> der Hefe S. cerevisiae verstoffwechselt. Die GOS-Reinheit<br />
in einer Saccharidmischung kann auf diese Weise <strong>von</strong> 40 auf bis zu 95 Gew.-% erhöht werden<br />
[176]. Hernandez et al. (2006) [177] erzielen unter Einsatz <strong>von</strong> S. cerevisiae einen 100 %igen<br />
Abbau der Monosaccharide zu Ethanol (EtOH) und CO2. Demgegenüber gelingt Goulas et al.<br />
(2007) [178] lediglich ein partieller Abbau der Galactose mit Hilfe der genannten Kultur. Grund ist<br />
eine hohe Zuckerkonzentration und die damit einhergehende Akkumulation <strong>von</strong><br />
Stoffwechselendprodukten (EtOH) im Medium infolge des Abb<strong>aus</strong> <strong>von</strong> Glucose. Diese hemmen<br />
die weitere Fermentation der verbliebenen Galactose.<br />
Eine weitere Möglichkeit zur Fraktionierung ist das Verfahren der Adsorption. Zwei mögliche<br />
Adsorbertypen können hier eingesetzt werden: Aktivkohle und Ionen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>cher. Erstgenannte<br />
18
2 Stand des Wissens<br />
besitzen eine höhere Affinität für Oligosaccharide, während zweitgenannte Monosaccharide<br />
bevorzugt binden. Die Adsorption <strong>von</strong> Sacchariden an Aktivkohle wird <strong>von</strong> verschiedenen<br />
Autoren für unterschiedliche Mono-, Di- und Oligosaccharide untersucht. Zu nennen sind in<br />
diesem Zusammenhang die Aufreinigung <strong>von</strong> Fructooligosacchariden [179, 180],<br />
Maltooligosacchariden [181] und Xylooligosacchariden [182]. Die Stärke der Wechselwirkung<br />
zwischen Adsorbat und Adsorbens steigt mit dem Molekulargewicht der Saccharide, bedingt<br />
durch die Zunahme an CH-Gruppen im Molekül. Diese bestimmen die Hydrophobizität des<br />
Zuckers. Da Aktivkohle eine unpolare Oberfläche aufweist, steigt die Stärke der Adsorption<br />
entsprechend <strong>von</strong> Mono- zu Oligosacchariden. Im Falle einer natürlichen Mischung<br />
unterschiedlicher Zucker spielen die Konzentrationsverhältnisse der Stoffe untereinander<br />
ebenfalls eine Rolle [179]. Die Desorption der Saccharide erfolgt mittels eines Ethanol/Wasser-<br />
Gemisches. Um die Oligosaccharide als Wertprodukt möglichst rein zu selektieren, werden die<br />
Monosaccharide zunächst durch geringe EtOH-Konzentrationen (5 Vol.-%) eluiert. Zur<br />
Wiedergewinnung <strong>von</strong> längerkettigen Zuckern sind, aufgrund der höheren Bindungsstärke,<br />
anschließend Alkoholkonzentrationen <strong>von</strong> 10 - 50 Vol.-% nötig. Zusätzlich bietet Aktivkohle die<br />
Möglichkeit, eine Entsalzung durchzuführen [179]. Im Bereich der präparativen Chromatographie<br />
werden Kationen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>cher eingesetzt [183]. Moravcik et al. (2012) [184] testen vier ionische<br />
Formen eines kommerziellen Adsorbers. Sie zeigen, dass die Adsorption vor allem <strong>von</strong><br />
Siebeffekten geprägt ist. Entsprechend weisen GOS die geringste Affinität auf. Kritisch ist die<br />
Trennung zwischen GOS und Lactose, die Abtrennung <strong>von</strong> Glucose und Galactose ist aufgrund<br />
der unterschiedlichen Retentionszeiten gut möglich. Unter der Vor<strong>aus</strong>setzung einer 90 %igen<br />
Reinheit wird eine Wiederfindung <strong>von</strong> max. 29,1 % erreicht.<br />
Hernandez et al. (2009) [177] vergleichen die Eignung <strong>von</strong> Nanofiltration, Fermentation,<br />
Adsorption sowie Größen<strong>aus</strong>schlusschromatographie zur weiteren Aufreinigung eines<br />
kommerziellen GOS-Produktes (Vivinal ® GOS). Erstgenannte Methode schließen sie aufgrund<br />
mangelnder Selektivität zwischen den unterschiedlichen Sacchariden <strong>aus</strong>. Die Fermentation <strong>von</strong><br />
Hefe ermöglicht lediglich die Abtrennung der Monosaccharide, zeichnet sich allerdings durch<br />
einen geringen Verlust <strong>von</strong> Di- und Oligosacchariden <strong>aus</strong>. Das Ergebnis der Adsorption unter<br />
Einsatz <strong>von</strong> Aktivkohle hängt stark <strong>von</strong> der eingesetzten EtOH-Konzentration ab. Ein Kompromiss<br />
muss an dieser Stelle zwischen der Wiederfindung der GOS und deren Reinheit gefunden<br />
werden. Die Größen<strong>aus</strong>schlusschromatographie bietet laut Hernandez et al. (2009) [177] das<br />
größte Potenzial zur <strong>Herstellung</strong> eines reinen GOS-Produktes. Allerdings ist diese Methode sehr<br />
zeitaufwändig und kostenintensiv. Darüber hin<strong>aus</strong> liegt das Produkt letztlich stark verdünnt vor.<br />
In der Literatur finden sich weitere Ansätze zur Aufreinigung <strong>von</strong> GOS. Zu nennen ist die<br />
Abtrennung <strong>von</strong> Lactose über eine Oxidation derselben zu lactobionischer Säure mit<br />
anschließenden chromatographischen Trennschritten [185, 186]. Dieses mehrstufige Verfahren<br />
ermöglicht eine nahezu vollständige Abtrennung <strong>von</strong> Ionen, Mono- und Disacchariden. Splechtna<br />
et al. (2001) [186] erhöhen auf diese Weise die Reinheit <strong>von</strong> GOS <strong>von</strong> 41 auf 97 Gew.-%. Eine<br />
andere Methode ist die Fällung <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> einer 90 %igen EtOH Lösung. Sen et al. (2011)<br />
[187] erreichen hierdurch eine Reduzierung an Monosacchariden <strong>von</strong> 48 auf 4 Gew.-%, bei<br />
19
2 Stand des Wissens<br />
gleichzeitiger Erhöhung der Reinheit der GOS <strong>von</strong> 15 auf 75 Gew.-%. Montanes et al.<br />
(2009- 2012) [188–190] untersuchen das Potenzial <strong>von</strong> überkritischem CO2 in Kombination mit<br />
polaren Co-Lösungsmitteln. Sowohl Mono- als auch Disaccharide können mit Hilfe dieser Technik<br />
abgetrennt werden. Die GOS-Reinheit lässt sich <strong>von</strong> 29 auf 75 Gew.-% bei einer Wiederfindung<br />
<strong>von</strong> 94 % steigern [188].<br />
2.3.4 Kommerzielle β-Galactosidasen und GOS-Produkte<br />
Die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS in einem industriellen Maßstab begann in den 1980er Jahren. In Japan<br />
sind GOS-Produkte seit 1995 kommerziell erhältlich. Hierzu zählen die Oligomate- (Yakult) und<br />
die Cup-Oligo- (Nissin Sugar Mfg. Co.) Produkte. In Europa sind GOS in der Lebensmittelindustrie<br />
seit 1997 zu finden [191]. Tabelle 9-4 im Anhang fasst die kommerziell erhältlichen GOS-<br />
Produkte, deren Reinheit sowie die eingesetzten Enzympräparate zusammen. Ein direkter<br />
Vergleich unterschiedlicher GOS-Produkte (Tabelle 2-1) zeigt, dass das Präparat King-<br />
Prebiotics ® GOS <strong>aus</strong> China mit einem GOS-Anteil <strong>von</strong> 99 Gew.-% seit 2014 das reinste auf dem<br />
Markt ist. Hierbei beziehen sich die Angaben zur Zusammensetzung der Produkte jeweils auf den<br />
Massenanteil des jeweiligen Saccharids bezogen auf die Masse der Gesamtsaccharidfraktion.<br />
Tabelle 2-1: Zusammensetzung der GOS-Produkte (in Gew.-% Gesamtzucker)<br />
Bimuno<br />
[192]<br />
Floraid<br />
GOS 3<br />
[193]<br />
King-<br />
Prebiotics ®<br />
GOS [194]<br />
Oligomate<br />
[191]<br />
Purimune<br />
[195]<br />
Vivinal ®<br />
GOS<br />
[106]<br />
Lactose 25 – 35 28,6<br />
13 7 – 10 19<br />
Glucose 6 – 10 24,7 1<br />
22 0 – 1,0 20<br />
Galactose 4 – 7 9,33 9 0 – 0,5 1<br />
GOS 47 – 53 39,0 99 56 90 – 92 60<br />
Demgegenüber weisen die anderen Produkte Reinheiten <strong>von</strong> 39 - 90 Gew.-% auf. Die<br />
industriellen Verfahrensabläufe zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS gleichen sich in wesentlichen Punkten.<br />
Alle Produkte werden auf Basis <strong>von</strong> reiner Lactose, die <strong>aus</strong> Süßmolkenpermeat gewonnen wird,<br />
hergestellt. Hierzu wird die Lactose im Puffer gelöst und temperiert. Anschließend erfolgen die<br />
Zugabe des Enzyms und die daraufhin beginnende Umsetzung des Disaccharids zu GOS,<br />
Glucose und Galactose. Im Anschluss wird der Biokatalysator inaktiviert (Hitze und/oder<br />
Zitronensäure) und mittels UF abgetrennt. Die Aufreinigung der Saccharidmischung umfasst<br />
Verfahren zur Entfärbung (Aktivkohle), Filtrationsschritte (Mikro-, UF, NF) und den Einsatz <strong>von</strong><br />
Ionen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chern. Letztlich wird das Produkt mittels Eindampfung aufkonzentriert (GOS-Sirup)<br />
und einer Sprühtrocknung unterzogen (GOS-Pulver) [106, 191–195]. Abweichend <strong>von</strong> dem oben<br />
3<br />
Anteile <strong>von</strong> Galactose und Lactose werden als Trans-Disaccharide mit in die GOS-Bilanz aufgenommen.<br />
Daher beträgt die Summe 103,15 %<br />
20
2 Stand des Wissens<br />
genannten generellen Vorgehen weisen die <strong>Herstellung</strong>sverfahren spezifische Besonderheiten<br />
auf, die zu den Unterschieden in der Reinheit und der Zusammensetzung führen. So kommt z. B.<br />
zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Oligomate 55N ein System <strong>aus</strong> zwei Enzymen zum Einsatz. Eine β-<br />
Galactosidase <strong>aus</strong> Sporobolomyces singularis dient zunächst dem Kettenaufbau. Nach<br />
Inaktivierung derselben mittels Erhitzen und der Anpassung der Reaktionsbedingungen wird ein<br />
Enzym <strong>aus</strong> Kluyveromyces lactis zur Hydrolyse der verbleibenden Lactose zugesetzt. Auch diese<br />
Umsetzung wird schließlich durch eine thermische Inaktivierung des Biokatalysators beendet<br />
[191]. Zur <strong>Herstellung</strong> des King-Prebiotic ® GOS wird ein Fermentationsschritt mit Hefe zur<br />
Erhöhung der GOS-Reinheit zwischengeschaltet [194], während im Falle des Purimune<br />
chromatographische Verfahren eine hohe Reinheit der GOS-Fraktion sicherstellen [195].<br />
Abgesehen <strong>von</strong> der absoluten Reinheit unterscheiden sich die Produkte weiterhin anhand der<br />
Zusammensetzung der GOS-Fraktion (Tabelle 2-2).<br />
Tabelle 2-2: Zusammensetzung der GOS-Fraktion (Gew.-%)<br />
Bimuno<br />
[192]<br />
Floraid<br />
GOS<br />
[193]<br />
King-<br />
Prebiotics ®<br />
GOS [194]<br />
Oligomate<br />
[191]<br />
Purimune<br />
[195]<br />
Vivinal ®<br />
GOS<br />
[106]<br />
Disaccharide 36 22,95 1 4 26 16 – 21 33<br />
Trisaccharide 40 46,72 39 61 38 – 52 39<br />
Tetrasaccharide<br />
19,67 27 8<br />
18<br />
24<br />
25 – 29<br />
Höhere 10,66 33 5 10<br />
Zurückzuführen sind diese Unterschiede auf das eingesetzte Enzympräparat. Letzteres bestimmt<br />
die charakteristische Zusammensetzung der Oligosaccharidmischung im Sinne der<br />
Kettenlängenverteilung sowie der Verknüpfungsstellen zwischen den Monosacchariden. Zur<br />
<strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS stehen verschiedene kommerzielle β-Galactosidasen zur Auswahl. Diese<br />
sind in Tabelle 9-5 im Anhang zusammen mit Referenzen zu wissenschaftlichen Artikeln<br />
aufgeführt. Je nach mikrobiellem Ursprung und Gewinnungsprozess unterscheiden sich die<br />
Präparate anhand ihres optimalen Wirkungsbereichs. Unterschieden werden kann generell<br />
zwischen Enzymen, die im neutralen pH-Bereich (6,5- 7) aktiv sind, und solchen, die im sauren<br />
Milieu (pH 3,5 - 5,5) arbeiten. Erstgenannte Enzyme haben ihren Ursprung in der Hefegattung<br />
Kluyveromyces, zweitgenannte werden <strong>aus</strong> der Pilzgattung Aspergillus extrahiert.<br />
4<br />
Mono- und Disaccharide<br />
21
3 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit<br />
3 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit<br />
In der vorliegenden Arbeit wird die experimentelle Untersuchung der biotechnologischen<br />
<strong>Herstellung</strong> präbiotischer Galactooligosaccharide (GOS) behandelt. Bisher werden diese<br />
vorwiegend auf Basis synthetischer Lactoselösungen über eine Transgalactosylierungsreaktion<br />
im neutralen pH-Bereich synthetisiert. Ein breiteres wissenschaftliches Verständnis über die<br />
Einflussgrößen und zugrundeliegenden Zusammenhänge stellt hierbei die Basis für die<br />
Etablierung vielseitigerer <strong>Herstellung</strong>soptionen dar. Beispielhaft soll deshalb die Möglichkeit des<br />
Einsatzes <strong>von</strong> (Sauermolken-) Permeat (MP) für die <strong>Herstellung</strong> präbiotischer GOS eruiert<br />
werden. Letztlich sollen die Erkenntnisse die Entwicklung eines Verfahrens ermöglichen, das<br />
unter Berücksichtigung der komplexen Zusammensetzung der <strong>Molke</strong> ein GOS-Produkt generiert,<br />
welches qualitativ (GOS-Reinheit) vergleichbar mit derzeit kommerziell erhältlichen Präparaten<br />
ist. Die Gliederung der Arbeit orientiert sich hierbei am generellen Verfahrensverlauf, bestehend<br />
<strong>aus</strong> der Vorbehandlung der <strong>Molke</strong>, der GOS-Synthese und der nachgegliederten GOS-<br />
Aufreinigung. In Abbildung 3-1 ist eine schematische Darstellung des angedachten Verfahrens<br />
abgebildet. Der markierte Bereich kennzeichnet hierbei diejenigen Verfahrensschritte, die im<br />
Rahmen dieser Arbeit betrachtet und nachfolgend weiter <strong>aus</strong>geführt werden. Die native<br />
Rohmolke (RM) (hier: Sauermolke) wird in der <strong>Molke</strong>rei bislang mittels Nanofiltration (NF1)<br />
vorkonzentriert. Anschließend werden die Proteine mittels Ultrafiltration (UF1) abgetrennt, um als<br />
Konzentrat (whey protein concentrate, WPC) im Bereich der Lebensmittelindustrie eingesetzt zu<br />
werden. Für das verbleibende Sauermolkenpermeat (MP) existiert bisher keine<br />
Wertschöpfungsstrategie.<br />
Salze, Milchsäure<br />
WPC<br />
GOS<br />
MK<br />
MP<br />
NF1 UF1 NF2<br />
Ad<br />
RM<br />
MPK<br />
β-Gal<br />
UF2<br />
GOS-haltiges<br />
MPK<br />
EBR<br />
GOS-haltiges MPK<br />
+ β-Gal<br />
Abbildung 3-1: Schematische Darstellung des Prozesses zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> (NF:<br />
Nanofiltration; UF: Ultrafiltration; EBR: Enzymbioreaktor; Ad: Adsorption; RM: Rohmolke (Sauermolke); MK:<br />
Sauermolkenkonzentrat; MP: Sauermolkenpermeat (TS 16 - 18 %); MPK: Sauermolkenpermeatkonzentrat<br />
(TS > 25 %); β-Gal: β-Galactosidase; WPC: <strong>Molke</strong>nproteinkonzentrat)<br />
22
3 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit<br />
Vorbehandlung der <strong>Molke</strong><br />
Die Vor<strong>aus</strong>setzung für die enzymatische GOS-Synthese ist eine hohe Lactosekonzentration<br />
(Kapitel 2.3.2.2). Die Nanofiltration (NF2) erlaubt an dieser Stelle eine selektive Konzentrierung<br />
<strong>von</strong> Lactose bei gleichzeitiger Reduzierung des Salzgehalts und der Gewinnung <strong>von</strong> Milchsäure<br />
über das Permeat. Zur Vorbehandlung der <strong>Molke</strong> in Form einer Konzentrierung soll ein Screening<br />
zur Auswahl einer geeigneten Membran durchgeführt werden. Anschließend werden<br />
Filtrationsversuche in einem Plattenmodul realisiert, mit dem Ziel den Trockensubstanzanteil im<br />
Konzentrat (MPK) auf über 25 % zu erhöhen. Eine derart hohe Konzentrierung wird bisher in der<br />
Literatur nicht beschrieben (Tabelle 9-1 im Anhang). Insbesondere die Rückhaltecharakteristik<br />
der einzelnen Komponenten bei der Konzentrierung dieses Mehrkomponentensystems im<br />
Bereich <strong>von</strong> hohen Trockensubstanzanteilen soll im Rahmen dieser Arbeit untersucht werden.<br />
Hierbei wird die NF nicht wie üblich bei 3 - 30 bar [170], sondern bei 70 - 80 bar betrieben.<br />
GOS-Synthese<br />
Kommerziell werden GOS bisher auf Basis reiner Lactoselösungen im Batch (ohne<br />
Enzymrecycling) im pH-Bereich über 4,8 synthetisiert (Kapitel 2.3.4). Die <strong>Herstellung</strong> der<br />
Oligosaccharide <strong>aus</strong> (Sauer-) <strong>Molke</strong>npermeatkonzentrat (MPK) (TS > 25 %) wird bisher in der<br />
Literatur nicht beschrieben und ist deshalb Gegenstand dieser Arbeit. Für den Einsatz <strong>von</strong><br />
Sauermolke als Substrat wird zunächst ein alternativer Biokatalysator <strong>aus</strong>gewählt und<br />
charakterisiert. Wichtige Prozessparameter, die sich auf die Stabilität und Aktivität des Enzyms<br />
<strong>aus</strong>wirken, müssen vor dem Hintergrund einer Anwendung im sauren pH-Bereich (pH < 4,8) und<br />
angesichts der komplexen Zusammensetzung der Substratlösung identifiziert werden.<br />
Insbesondere die Wirkung der <strong>Molke</strong>nkomponenten (Salze, Milchsäure) auf die GOS-<br />
Synthesereaktion ist an dieser Stelle schrittweise in Batch-Versuchen zu untersuchen und die<br />
Zusammensetzung der GOS-Fraktion <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> ist zu analysieren. Auf Basis dieser Ergebnisse<br />
soll vor dem Hintergrund der Reaktionskinetik ein Vergleich <strong>von</strong> Batch-, Recycle-Batch- und<br />
kontinuierlicher Umsetzung zur Identifizierung der geeigneten Reaktionsführung erfolgen.<br />
Hinsichtlich einer möglichen kommerziellen Anwendung ist eine kontinuierliche GOS-Synthese<br />
mit Rückgewinnung und Mehrfachnutzung des Biokatalysators über eine Ultrafiltrationseinheit<br />
(UF2) anstelle der bisher gängigen Batch-Fahrweise mit Enzyminaktivierung über<br />
Hitzeeinwirkung (Pasteurisation) zu betrachten. Im Rahmen dieser Arbeit soll insbesondere<br />
aufgezeigt werden, ob eine Enzymwiedergewinnung über die Kopplung <strong>von</strong> Enzymbioreaktor<br />
(EBR) und der Ultrafiltrationseinheit (UF2) in Anbetracht hoher Enzymkonzentrationen und der<br />
vergleichsweise hohen Viskosität des MPK möglich ist.<br />
GOS-Aufreinigung<br />
In wissenschaftlichen Untersuchungen zur Aufreinigung <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> Zuckergemischen werden<br />
größtenteils vereinfachte synthetische Lösungen eingesetzt (Tabelle 9-3 im Anhang). Die<br />
vorliegende Reaktionslösung enthält jedoch neben den Zielprodukten GOS zudem nicht<br />
umgesetzte Lactose, deren Hydrolyseprodukte Glucose und Galactose sowie <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffe<br />
23
3 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit<br />
wie Milchsäure und Salze. Bisherige industrielle Prozesse umfassen mehrstufige<br />
Aufreinigungsschritte (Kapitel 2.3.4). Trotz der Komplexität der in diesem Fall molkebasierten<br />
Lösung soll hier die Adsorption <strong>von</strong> GOS an Aktivkohle als einstufige Aufreinigungsmethode<br />
erarbeitet werden. In Batch-Versuchen wird die quantitative und selektive Adsorption <strong>von</strong> GOS<br />
an unterschiedlichen Aktivkohlen untersucht. Die Anwendbarkeit der geeigneten Aktivkohle in<br />
Säulen soll anschließend aufgezeigt und relevante Prozessparameter identifiziert werden. Ziel ist<br />
die experimentelle Untersuchung eines adsorptiven Verfahrens mit Aktivkohle zur selektiven<br />
Isolierung <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> dem Mehrkomponentensystem und deren Gewinnung in einer<br />
handelsüblichen Reinheit <strong>von</strong> mindestens 60 Gew.-% (bezogen auf die Gesamtsaccharidfraktion).<br />
Die experimentell ermittelten Daten sollen letztlich die Entwicklung verfahrenstechnischer<br />
<strong>Herstellung</strong>soptionen <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> Sauermolkenpermeat (MP) ermöglichen. Um abschließend<br />
bewerten zu können, welches Gesamtkonzept das größte Potenzial für eine erfolgreiche<br />
Ausnutzung der gewonnenen Erkenntnisse im Zusammenhang mit einer wirtschaftlichen GOS-<br />
<strong>Herstellung</strong> besitzt, wird eine Kostenabschätzung durchgeführt. Es gilt im Einzelnen zu klären,<br />
ob sich die Kosten für die <strong>Molke</strong>nkonzentrierung mittels NF durch die erzielbare Erhöhung der<br />
GOS-Ausbeute decken lassen und ob eine Mehrfachnutzung der Enzyme gegenüber dem<br />
einmaligen Einsatz im Batch rentabel ist.<br />
24
4 Material und Methoden<br />
4 Material und Methoden<br />
Nachfolgend werden die eingesetzten Materialien, Methoden und Analyseverfahren vorgestellt.<br />
Eine Auflistung aller Chemikalien (Tabelle 9-6) und Geräte (Tabelle 9-7) ist dem Anhang zu<br />
entnehmen. Tabelle 9-8 und Tabelle 9-9 im Anhang zeigen eine Auflistung der Konzentrationen<br />
<strong>von</strong> Lactose, Milchsäure und Ionen unterschiedlicher Chargen des verwendeten<br />
Ausgangsmaterials des <strong>Molke</strong>npermeats (Paul Mertens GmbH, Neuenkirchen). Hierbei handelt<br />
es sich in dieser Arbeit <strong>aus</strong>nahmslos um das proteinfreie Permeat der Sauermolke. Um die<br />
Vergleichbarkeit der Werte sicherzustellen und einen Einfluss durch wechselnde<br />
Zusammensetzungen <strong>aus</strong>zuschließen, wird für Versuchsreihen jeweils <strong>Molke</strong>npermeat (MP) oder<br />
<strong>Molke</strong>npermeatkonzentrat (MPK) einer Charge/eines Versuchs als Substrat verwendet<br />
(Ausnahme: Kapitel 5.1.2). Beim eingesetzten Enzym handelt es sich um eine β-Galactosidase<br />
(β-Gal) <strong>aus</strong> A. oryzae. Das Enzym wird in zwei Formen, als Granulat oder als flüssiges Präparat,<br />
eingesetzt. Für jedes Experiment wird spezifiziert, ob das flüssige (fl.) oder das granulare (gr.)<br />
Präparat verwendet wird. Die Analyse der Zusammensetzung der Proben erfolgt mittels<br />
chomatographischer Verfahren. Nähere Informationen zu den Verfahren sind im Anhang (ab<br />
S.151) hinterlegt.<br />
4.1 Enzymcharakterisierung mittels oNPG-Assay<br />
Die Enzymcharakterisierung umfasst die Bestimmung der Aktivität sowie die Bewertung der<br />
Langzeitstabilität des Enzyms in Abhängigkeit <strong>von</strong> Prozessparametern und erfolgt mittels oNPG-<br />
Assay. Der Assay zur Bestimmung der Aktivität <strong>von</strong> β-Galactosidasen beruht auf der<br />
hydrolytischen Spaltung <strong>von</strong> oNPG (ortho-Nitrophenyl-β-D-galactopyranosid) zu oNP (ortho-<br />
Nitrophenol) und Galactose durch das Enzym. oNP weist hierbei eine gelbe Färbung auf, die<br />
mittels Spektrophotometrie beim Absorptionsmaximum <strong>von</strong> 420 nm detektiert werden kann. Im<br />
Anhang in Abbildung 9-2 ist die Kalibrationsgerade zwischen der gemessenen Extinktion (E) und<br />
der Konzentration an oNP [mM] abgebildet. Das genaue Vorgehen zur Bestimmung der<br />
Enzymaktivität ist Tabelle 9-15 im Anhang zu entnehmen. Die Aktivität des Enzyms wird wie folgt<br />
bestimmt:<br />
mM<br />
Aktivität [<br />
min∙g ] = ΔE<br />
S ∙ 1 t ∙ 1<br />
∙ V ∙ VF<br />
m<br />
(1)<br />
Enzym<br />
mit<br />
ΔE Extinktion [-]<br />
mEnzym Masse des eingesetzten Enzyms (gr.) = 8 · 10 -7 g<br />
S<br />
Steigung der Kalibriergeraden = 1,7046 L/mM<br />
t<br />
Reaktionszeit = 10 min<br />
V<br />
Volumen oNPG-Lösung = 0,00048 L<br />
VF Verdünnungsfaktor [-]<br />
25
4 Material und Methoden<br />
4.1.1 Aktivität<br />
Zur Bestimmung des Wirkoptimums des Enzyms wird der oNPG-Assay unter variablen<br />
Temperatur- und pH-Bedingungen oder in Anwesenheit zusätzlicher Stoffe durchgeführt.<br />
Zur Bestimmung des Temperaturmaximums werden Versuche im Bereich <strong>von</strong> 25 - 75 °C bei pH<br />
4,5 durchgeführt. Die pH-Wert abhängige Aktivität wird bei einer Temperatur <strong>von</strong> 50 °C<br />
betrachtet. Das Substrat oNPG und das Enzym werden abweichend <strong>von</strong> der allgemeinen<br />
Vorgehensweise (Tabelle 9-15 im Anhang) in McIlvaine Puffer unterschiedlichen pH-Werts<br />
angesetzt.<br />
Zusätzlich wird der Einfluss <strong>von</strong> Nebenprodukten ermittelt. Für die Bestimmung des Einflusses<br />
der Monosaccharide auf die enzymatische Aktivität werden Glucose und Galactose in<br />
Konzentrationen <strong>von</strong> 40 - 120 g/L in der oNPG Lösung gelöst. Der Assay wird anschließend wie<br />
in Tabelle 9-15 beschrieben durchgeführt. Die Identifizierung des Inhibierungsmechanismus<br />
erfolgt wie in [196] beschrieben über die Bestimmung der Michelis-Menten-Kinetik in An- und<br />
Abwesenheit <strong>von</strong> Galactose. Hierbei wird eine Verdünnungsreihe der im Standardassay<br />
eingesetzten oNPG-Konzentration im McIlvaine Puffer (5,2- 1,04 g/L) angesetzt. Zusätzlich<br />
werden dem Reaktionsansatz jeweils 60 g/L Galactose beigefügt.<br />
Für die Bewertung des Einflusses der Salze orientieren sich die Ionenkonzentrationen an<br />
denjenigen im NF-MPK (Tabelle 5-3). Zur Bewertung der relativen Aktivität in Abhängigkeit <strong>von</strong><br />
Na + und K + werden 250 µL Salzlösung (McIlvaine-Puffer pH 4,5) zusätzlich zum Reaktionsschritt<br />
hinzugegeben. Als Nullprobe für die Bestimmung der relativen Aktivität werden 250 µL der<br />
Pufferlösung (McIlvaine-Puffer, pH 4,5) verwendet. Der Einfluss <strong>von</strong> Ca 2+ - und Mg 2+ -Ionen wird<br />
abweichend in Batch-Versuchen über die Umsetzung <strong>von</strong> Lactose betrachtet. Dazu werden<br />
350 g/L Lactose im McIlvaine-Puffer gelöst. Ein Ansatz wird mit der entsprechenden Menge des<br />
Salzes versetzt. Als Referenz dient eine Lösung desselben pH-Wertes ohne Salz. Im<br />
Schüttelkolben wird die Reaktion unter Zugabe <strong>von</strong> 0,8 g/L Enzym (fl.) initiiert. Nach einer 20-<br />
minütigen Reaktionszeit wird das Enzym durch Erhitzen auf 80 °C für mindestens 3 min<br />
inaktiviert. Die umgesetzte Menge an Lactose wird mittels HPLC bestimmt. Eine Übersicht der<br />
eingesetzten Salzkonzentrationen ist Tabelle 9-16 zu entnehmen.<br />
4.1.2 (Langzeit-) Stabilität<br />
Für die Langzeitstabilitätsbewertung werden 0,04 g/L Enzym (gr.) im McIlvaine Puffer einerseits<br />
bei pH 4,5 und variablen Temperaturen (25- 62,5 °C), andererseits bei konstanter Temperatur<br />
und variablen pH-Werten (3,5- 5,5) inkubiert. Proben werden in regelmäßigen Abständen, wie in<br />
Tabelle 9-15 beschrieben, mittels oNPG-Assay analysiert.<br />
Die Bewertung der Stabilität des Enzyms gegenüber dem Membranmodul im Labormaßstab<br />
erfolgt indem 400 mL einer 0,4 g/L Enzymlösung (gr.) (McIlvaine Puffer, pH 4,5) über einen<br />
Zeitraum <strong>von</strong> 5 h bei maximaler Pumprate (200 mL/min) im Totalrecycle, das heißt unter<br />
26
4 Material und Methoden<br />
Permeatrückführung, umgewälzt werden. In definierten Abständen werden Proben per oNPG-<br />
Assay analysiert.<br />
4.2 GOS-Synthese im Batch-Versuch<br />
Die Untersuchung der GOS-Synthese im Batch wird auf Basis <strong>von</strong> Lactose, <strong>Molke</strong>npermeat (MP)<br />
oder <strong>Molke</strong>npermeatkonzentrat (MPK) durchgeführt. Lactose wird jeweils im McIlvaine Puffer in<br />
gewünschter Konzentration angesetzt. Die Reaktion wird unter konstanten Temperaturbedingungen<br />
und unter Gewährleistung einer gleichmäßigen Durchmischung durchgeführt. Die<br />
Inaktivierung der Enzyme erfolgt für 3 min bei 80 - 90 °C. Anschließend werden die Proben direkt<br />
auf Eis gestellt und bis zur HPLC-Analyse tiefgefroren. Um die Vergleichbarkeit zwischen den<br />
experimentell ermittelten Werten dieser Arbeit mit den Daten <strong>aus</strong> der Literatur zu gewährleisten,<br />
wird, wie üblich im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema GOS [144, 147,<br />
160], die Zusammensetzung der Saccharidfraktion im Reaktionsverlauf in Gew.-% angegeben<br />
(Gleichung 2). Unter der Vor<strong>aus</strong>setzung, dass Lactose im Verlauf der enzymatischen Umsetzung<br />
<strong>aus</strong>schließlich und verlustfrei in GOS, Glucose und Galactose umgewandelt wird, entspricht die<br />
Masse an ursprünglicher Lactose zum Reaktionsbeginn (t0) der Summe der Saccharide (Lactose,<br />
GOS, Glucose, Galactose) zu jedem späteren Zeitpunkt im Reaktionsverlauf (t1). Eine Bewertung<br />
der Synthesereaktion erfolgt über die Bestimmung der Ausbeute nach [154]. Diese entspricht<br />
dem Massenanteil der GOS bezogen auf die Ausgangslactosemasse und wird wie folgt definiert<br />
(Gleichung 3). Die Ausbeute der Monosaccharide wird analog zur GOS-Ausbeute bestimmt. Der<br />
Umsatz der Lactose wird gemäß der Gleichung 4 bestimmt.<br />
m GOS, t1<br />
m Lactose, t0<br />
+ m Glucose, t 1<br />
m Lactose, t0<br />
+ m Galactose, t 1<br />
m Lactose, t0<br />
+ m Lactose, t 1<br />
m Lactose, t0<br />
∙100 % = 100 Gew.-% (2)<br />
GOS-Ausbeute [Gew.-%] = m GOS, t 1<br />
m Lactose, t0<br />
=<br />
m GOS, t1<br />
m GOS, t1 + m Lactose, t1 + m Glucose, t1 + m Galactose, t1<br />
∙ 100 %<br />
(3)<br />
Lactose-Umsatz [Gew.-%]= (1 - m Lactose, t 1<br />
m Lactose, t0<br />
) ∙ 100 % (4)<br />
mit<br />
m<br />
t0<br />
t1<br />
Masse [g]<br />
Zeitpunkt des Reaktionsbeginns<br />
Zeitpunkt im Reaktionsverlauf t1<br />
27
4 Material und Methoden<br />
4.3 Filtrationsversuche<br />
In dieser Arbeit werden Versuche zur Konzentrierung <strong>von</strong> MP mittels Nanofiltration (NF) sowie<br />
Experimente zur Enzymwiedergewinnung mittels Ultrafiltration (UF) durchgeführt. Diese erfolgen<br />
sowohl im Labor- als auch im Technikumsmaßstab.<br />
4.3.1 Nanofiltration (NF) zur Konzentrierung <strong>von</strong> <strong>Molke</strong><br />
Die Auswahl einer geeigneten NF-Membran für die <strong>Molke</strong>nkonzentrierung erfolgt in<br />
Membranrührzellen im Dead-End Betrieb (Abbildung 9-3 im Anhang). Eine Auflistung der<br />
eingesetzten Membranen ist Tabelle 9-18 im Anhang zu entnehmen. Die Zelle ist eine<br />
Eigenanfertigung <strong>aus</strong> Edelstahl und für Drücke bis 100 bar <strong>aus</strong>gelegt. Der benötigte Druck für die<br />
Filtration wird durch eine, über ein Manometer regulierbare, Stickstoffgasflasche bereitgestellt.<br />
Der Innenraum der Rührzelle besitzt ein Fassungsvermögen <strong>von</strong> 350 - 400 mL. Mittels eines<br />
Magnetrührers (750 rpm) wird eine homogene Durchmischung der zu filtrierenden Lösung und<br />
eine Reduzierung der Deckschichtbildung auf der Membran gewährleistet. Die Membran hat<br />
einen kreisförmigen Durchmesser <strong>von</strong> 7,5 cm und wird mit Hilfe eines Dichtrings auf einer Sinter-<br />
/Lochplatte fixiert. Die Bestimmung der Membranleistung erfolgt, wie nachfolgend angegeben,<br />
gravimetrisch über die Kalkulation der pro Zeiteinheit filtrierten Masse an Flüssigkeit.<br />
L<br />
Permeatleistung [<br />
m 2 ∙ h ] =<br />
m Permeat<br />
ρ Permeat<br />
∙ ∆t ∙ A Membran<br />
(5)<br />
mit<br />
mPermeat Masse an Permeat [kg]<br />
ρPermeat Dichte des NF-Permeats = 1 kg/L (Annahme)<br />
Δt<br />
Zeitintervall [h]<br />
AMembran Membranfläche = 0,0044 m²<br />
Der Rückhalt <strong>von</strong> Komponenten wird, sofern nicht anders angegeben, wie folgt berechnet:<br />
Rückhalt [%] = (1 - c i, Permeat<br />
c i, Feed<br />
) ∙ 100 %<br />
(6)<br />
mit<br />
ci<br />
Konzentration der Komponente i im Permeat bzw. Feed [g/L]<br />
Vor jedem Versuch wird der Wasserwert der Membran nach Anleitung im jeweiligen Datenblatt<br />
aufgenommen und verifiziert. Gleichzeitig wird die Membran auf diese Weise komprimiert und<br />
<strong>von</strong> möglichen Verunreinigungen <strong>aus</strong> dem <strong>Herstellung</strong>sprozess befreit. Jede Membran wird<br />
einmal verwendet.<br />
28
4 Material und Methoden<br />
Im Technikumsmaßstab erfolgt die Konzentrierung <strong>von</strong> MP im Plattenmodul. Das gesamte Modul<br />
ist für einen Betriebsdruck <strong>von</strong> 140 bar <strong>aus</strong>gelegt. Die Membran Desal-5DK (GE-Osmonics) wird<br />
in einer Größenordnung <strong>von</strong> 9 m² (113 Membrankissen) eingesetzt. Für die Versuche werden<br />
zwischen 450 und 550 L an MP vorgelegt. Der Betriebsdruck <strong>von</strong> 73 (± 3) bar wird mittels<br />
Vordruckpumpe bzw. Hochdruckpumpe realisiert. Die Umwälzmenge wird über ein Regelventil<br />
auf 1000 - 1200 L/h konstant gehalten. Das Konzentrat/Retentat wird in den Vorlagebehälter<br />
zurückgeleitet und das Permeat abgeführt. Die Konzentrierung wird hierbei mittels Refraktometer<br />
verfolgt. Die gemessenen Werte werden später mit dem Trockensubstanzgehalt (TS) der Proben<br />
korreliert. Details hierzu sind Tabelle 9-17 im Anhang zu entnehmen.<br />
Die Demineralisierung, das heißt die Abtrennung der anorganischen Inhaltstoffe des MPK durch<br />
die Konzentrierung, wird gemäß folgender Gleichung bestimmt:<br />
c i, Konzentrat<br />
⁄<br />
TS<br />
Demineralisierung [%] = 1 - (<br />
Konzentrat<br />
c<br />
) ∙ 100 % (7)<br />
i, Feed<br />
⁄ TSFeed<br />
mit<br />
ci<br />
Konzentration der Komponente i im Konzentrat bzw. Permeat [g/L]<br />
TS Trockensubstanzgehalt des Konzentrats bzw. Feeds [%]<br />
4.3.2 Ultrafiltration (UF) zur Enzymwiedergewinnung<br />
Die Versuche zur Enzymwiedergewinnung werden in einer Laborfiltrationsanlage (Sartocon ®<br />
Slice 200 Kassette, Sarorius stedim biotech) unter Einsatz einer 10 kDa UF-Membran (0,02 m²;<br />
Polyethersulfon) durchgeführt. Die Membran wird vor dem Einsatz zunächst mit mindestens 2 L<br />
VE-Wasser gespült und der Wasserwert zur Überprüfung der Integrität aufgenommen. Die<br />
Aufprägung des transmembranen Drucks (TMP) ist über ein konzentratseitiges Ventil möglich.<br />
Die Überströmung der Membran wird über den Pumpenvolumenstrom festgelegt. Die<br />
Bestimmung der Leistung erfolgt wie zuvor gravimetrisch. Die Dichte des MP beträgt 1,0615 g/mL<br />
[197].<br />
Für die Reinigung werden 300 mL einer Reinigungsenzymlösung (10 g/L Tergazyme TM ) bei<br />
geschlossenem Permeatventil 60 min im Kreislauf sowie 10 min bei geöffnetem Ventil gepumpt<br />
(200 mL/h). Die Lagerung der Membran erfolgt in 0,1 M NaOH bei 6 °C.<br />
Bei den Versuchen zum Recycle-Batch-Verfahren in Kapitel 5.4.2 wird die Reaktion durch<br />
Zugabe des Enzyms im Reaktor initiiert. Die Lösung wird für 45 min bei geschlossenem<br />
Permeatventil über die Membran umgewälzt. Anschließend wird das Permeatventil geöffnet und<br />
die Filtration gestartet. Beim kontinuierlichen Verfahren wird die Filtration nach einer Vorlaufzeit<br />
<strong>von</strong> 45 min gestartet. Hierbei ist der luftdicht verschlossene Reaktor über eine zusätzliche Leitung<br />
an einen MP-Vorlagebehälter angeschlossen. Somit wird dasjenige Volumen, das das System<br />
über das Permeat der Trenneinheit verlässt, <strong>aus</strong> dem Vorlagebehälter nachgezogen. Die<br />
29
4 Material und Methoden<br />
Aufnahme der Messwerte erfolgt, nachdem das Reaktionsvolumen einmal <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht wurde<br />
und sich ein stationärer Zustand eingestellt hat.<br />
Die Ultrafiltration wird im Technikumsmaßstab in einem Plattenmodul mit 185 Filtertaschen einer<br />
10 kDa Membran (UP010; Microdyn-Nadir) durchgeführt. Die Gesamtfilterfläche beträgt 20 m².<br />
Eine schematische Abbildung des Plattenmoduls sowie der Filtertaschen ist in Abbildung 9-5 im<br />
Anhang zu finden. Vor jeder Filtration wird der Wasserwert der Membran aufgenommen. Das<br />
Medium wird in einem Vorlagetank bereitgestellt und über eine Kreiselpumpe umgewälzt. Der<br />
Volumenstrom wird an fest installierten Durchflussmessern abgelesen. Der Druck wird mittels<br />
eines konzentratseitigen Ventils aufgebaut. Für die Versuche wird das Medium jeweils über den<br />
Vorlagetank im Kreis geführt, während Permeat abgezogen wird.<br />
4.4 Versuche zur Adsorption<br />
Für die Aufreinigung der GOS mittels Adsorption an Aktivkohle werden zunächst Untersuchungen<br />
im Batch durchgeführt. Anschließend erfolgen Säulenexperimente. Der Tabelle 9-19 im Anhang<br />
sind die technischen Daten der eingesetzten Aktivkohlen zu entnehmen.<br />
4.4.1 Adsorption im Batch-Versuch<br />
Das Aktivkohlescreening erfolgt in Schüttelversuchen im Brutschrank (80 rpm; 25 °C). Hierzu<br />
werden jeweils 1,5 g Aktivkohle vorgelegt und mit 20 mL GOS-haltigem MPK oder Lactoselösung<br />
(McIlvaine Puffer, pH 4,5) versetzt. Nach Einstellung des Gleichgewichts werden Proben durch<br />
einen 0,2 µm Spritzenfilter geklärt und per HPLC gemessen. Die Beladung wird jeweils wie folgt<br />
berechnet:<br />
Beladung [ g g ] = (c i, t 0<br />
- c i, t1 ) ∙ V Reaktion<br />
m Aktivkohle<br />
(8)<br />
mit<br />
ci<br />
m<br />
V<br />
Konzentration der Komponente i zu Beginn (t0) und nach Einstellung des<br />
Gleichgewichts (t1) [g/L]<br />
Masse an Aktivkohle [g]<br />
Volumen der Reaktionslösung [L]<br />
Die Isothermengleichung der Adsorption <strong>von</strong> GOS an die Aktivkohle TC303 wird analog im Batch-<br />
Versuch aufgenommen. Als Ausgangssubstanz dient eine 90 Gew.-%ige GOS-Lösung <strong>aus</strong> MPK,<br />
die vorangegangenen Ad-/Desorptionsversuchen im Säulensystem entstammt. Proben<br />
unterschiedlicher Versuche werden gesammelt und im Rotationsverdampfer bei 50 - 120 mbar in<br />
einem auf 40 °C temperierten Wasserbad bis auf 28,68 g/L GOS eingeengt. Von dieser Probe<br />
wird dann eine Verdünnungsreihe angesetzt. Je 10 mL der entsprechenden Lösung werden mit<br />
30
4 Material und Methoden<br />
0,75 g der Aktivkohle TC303 bei 27 °C und 50 rpm für 24 h inkubiert. Der Überstand wird<br />
anschließend mittels HPLC vermessen. Die Kalkulation der Beladung erfolgt gemäß obiger<br />
Gleichung. Auf Basis dieser Daten und den Gleichgewichtskonzentrationen können die<br />
Parameter der Freundlich-Isotherme, wie in Abbildung 9-11 im Anhang dargestellt, über eine<br />
Linearisierung ermittelt werden.<br />
4.4.2 Säulenversuche<br />
Die Versuche werden in 10 mL Kunststoffsäulen durchgeführt. In Abbildung 9-6 im Anhang ist<br />
eine schematische Abbildung des Versuchsaufb<strong>aus</strong> und der Bemaßungen abgebildet. Die<br />
Vorlage- sowie Auffangbehälter sind über Gummistopfen abgedichtet und mit Kanülen versehen,<br />
um ein Verdampfen der Lösungen (EtOH) zu verhindern. Eine definierte Menge an Aktivkohle<br />
(1,5 g) wird portioniert und mit kochendem Wasser versetzt, um die Kohle zu hydratisieren und<br />
feine Partikel <strong>aus</strong>zuschwemmen. Die nasse Kohle wird anschließend blasenfrei in die Säule<br />
eingefüllt. Der Verlust an Aktivkohlemasse durch die Waschung beträgt < 5 %. Die Beladung<br />
erfolgt mit einem definierten Volumen an GOS-haltigem MPK in aufwärtsgerichteter Richtung<br />
über eine Schlauchquetschpumpe. Der Volumenstrom wird jeweils für das gesamte System<br />
kalibriert und eingestellt. Nach der Beladung wird die Säule mit VE Wasser gespült, um nicht<br />
adsorbierte Substanzen <strong>aus</strong>zutragen. In Vorversuchen wurde in diesem Zusammenhang<br />
<strong>aus</strong>geschlossen, dass eine Elution gebundener Saccharide durch Wasser erfolgt. Letztlich wird<br />
die Desorption mittels eines EtOH/Wasser-Gemisches (5- 100 Vol.-%) realisiert. Vor der<br />
Wiederverwendung der Aktivkohle für den nächsten Adsorptionszyklus wird diese abermals mit<br />
VE Wasser gespült. Die Bestimmung der Zucker wird mittels HPLC durchgeführt. Für die Analyse<br />
werden zur Erstellung der Massenbilanz jeweils eine Probe der aufgefangenen Gesamtfraktion<br />
nach dem Waschschritt (abgereicherte Feedlösung plus VE Wasser <strong>aus</strong> dem Spülvorgang) und<br />
eine Probe der Fraktion nach der Desorption (ethanolhaltige Fraktion) analysiert. Über die<br />
Differenz der ein- und <strong>aus</strong>tretenden Massen der Komponente i wird die adsorbierte Masse dieser<br />
Komponente berechnet. Die Beladung der Aktivkohle sowie die Wiederfindung der zuvor<br />
adsorbierten Substanzen werden hiernach wie folgt kalkuliert:<br />
m i, adsorbiert = m i, ein - m i, <strong>aus</strong><br />
(9)<br />
mit<br />
mi<br />
Masse der Komponente i in der eingehenden bzw. <strong>aus</strong>gehenden Sorptivlösung<br />
sowie die auf der Kohle adsorbierte Masse der Komponente i [g]<br />
31
4 Material und Methoden<br />
Beladung [ g g ] = m i, adsorbiert<br />
m Aktivkohle<br />
∙ 100 % (10)<br />
mit<br />
mi<br />
m<br />
adsorbierte Masse der Komponente i [g]<br />
Masse an Aktivkohle [g]<br />
Wiederfindung [%]= m i, desorbiert<br />
m i, adsorbiert<br />
∙ 100 % (11)<br />
mit<br />
mi<br />
adsorbierte Masse bzw. Masse der Komponente i in der Desorptionsfraktion [g]<br />
Die Reinheit der GOS wird jeweils über den Massenanteil der Oligosaccharide bezogen auf die<br />
Gesamtsaccharidfraktion wie folgt berechnet:<br />
GOS-Reinheit [Gew.-%] =<br />
m GOS<br />
m GOS + m Lactose + m Glucose + m Galactose<br />
∙ 100 % (12)<br />
Die mit dem Feed aufgegebene Menge der Komponente i teilt sich durch die Adsorption in einen<br />
auf der Aktivkohle adsorbierten und einen mit der abgereicherten Feedlösung <strong>aus</strong>getragenen<br />
Anteil auf. Die Abreicherung entspricht der prozentualen Verringerung der Masse einer<br />
Komponente i in der Feedlösung durch die Adsorption.<br />
Abreicherung [%]= m i, ein - m i, <strong>aus</strong><br />
m i, ein<br />
∙ 100 % (13)<br />
mi<br />
Masse der Komponente i in der eingehenden bzw. <strong>aus</strong>gehenden Sorptivlösung<br />
[g]<br />
4.5 Kostenabschätzung<br />
Die Investitionskosten des Verfahrens zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> werden über<br />
Zuschlagsfaktoren <strong>aus</strong> den Hauptpositionen bestimmt [198]. Hierbei werden die benötigten<br />
Apparate und Maschinen identifiziert und kalkuliert. Die Kosten für die anderen Positionen<br />
(Rohrleitungen, Montage, Gebäude, Planungsarbeiten etc.) werden dann über die Multiplikation<br />
der Kosten für die Hauptpositionen mit einem Zuschlagsfaktor berechnet.<br />
Die Herstellkosten eines GOS-Produktes <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> werden nach dem Schema <strong>von</strong> Baerns et al.<br />
(2006) ermittelt [198]. Hiernach setzen sich diese <strong>aus</strong> den nachfolgend gelisteten Kosten<br />
zusammen:<br />
32
4 Material und Methoden<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
(Verbrauchs-) Material: Rohstoffe und Hilfsstoffe (Katalysator, Lösungsmittel etc.)<br />
Energien (Betriebskosten): elektrischer Strom, Dampf, Gas, Wasser, Kühlsole, Druckluft<br />
Personal- und personalabhängige Kosten: Löhne und Gehälter, Zuschläge<br />
(Sozialversicherung, Schichtzulagen etc.)<br />
Kapitalkosten und kapitalabhängige Kosten: Abschreibung des Anlagenkapitals, Zinsen<br />
auf das Anlagenkapital und Umlaufkapital<br />
Verschiedene Kosten: Analysen, Verpackung, Versand, Abwasser- und Abluftreinigung<br />
33
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Arbeit vorgestellt und diskutiert. Hierbei orientiert sich<br />
die Struktur der Arbeit an dem in Abbildung 3-1 vorgestellten Verfahrenskonzept. Zunächst wird<br />
die Konzentrierung <strong>von</strong> Sauermolkenpermeat als Vorbehandlungsschritt thematisiert (Kapitel<br />
5.1). Anschließend wird das gewählte Enzym charakterisiert und die GOS-Synthese untersucht<br />
(Kapitel 5.2). Eine thematische Zusammenführung der beiden vorangegangenen Kapitel erfolgt<br />
in Kapitel 5.3. Hier wird analysiert, wie sich eine simultane Konzentrierung der Reaktionslösung<br />
im Verlauf der Synthesereaktion auf die GOS-Bildung <strong>aus</strong>wirkt. In Kapitel 5.4 werden die<br />
Enzymwiedergewinnung und die Möglichkeit einer kontinuierlichen GOS-Synthese betrachtet.<br />
Weiterführend wird die Aufreinigung des GOS-haltigen MPK diskutiert (Kapitel 5.5).<br />
5.1 Vorbehandlung der <strong>Molke</strong><br />
Die Ausbeute an GOS steigt mit zunehmender Konzentration der Lactose in der Ausgangslösung<br />
an (Kapitel 2.3.2). Für eine Optimierung der GOS-Synthese <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong>, bietet die<br />
Membrantechnik, genauer die Nanofiltration, als Vorbehandlungsschritt eine Möglichkeit zur<br />
Konzentrierung des Sauermolkenpermeats (MP). Derzeit existiert kein einheitliches Model zur<br />
Beschreibung aller Transportvorgänge in Nanofiltrationsprozessen, das eine Verknüpfung der<br />
Rückhaltecharakteristik mit den Membranparametern, wie z. B. Porosität, Porengröße und<br />
Ladungsdichte, erlaubt. Die Beschreibung der der Rückhaltecharakteristik zugrundeliegenden<br />
Mechanismen muss somit je nach Anwendungsfall erfolgen. Die differenzierteste Beschreibung<br />
der Transportvorgänge erfolgt dabei durch die erweiterte Nernst-Planck-Gleichung [199].<br />
j i<br />
= j v<br />
∙ c i - D i ∙ dc i<br />
dx - F ∙ z i ∙ c i D i<br />
R ∙ T<br />
∙ dΨ<br />
dx<br />
(14)<br />
mit<br />
ji<br />
jv<br />
ci<br />
Di<br />
x<br />
F<br />
zi<br />
R<br />
T<br />
Ψ<br />
Fluss der Komponente i [mol/(m²·s)]<br />
volumetrischer Fluss der Komponente i [m/s]<br />
Konzentration der Komponente i in der Membran [mol/m³]<br />
Diffusionskoeffizient [m²/s]<br />
Koordinate (normal zur Membran) [m]<br />
Farraday-Konstante [C/mol]<br />
Ionenvalenz<br />
Gaskonstante [J/(mol·K)]<br />
Temperatur [K]<br />
elektrisches Potenzial in axialer Richtung [V]<br />
Die Gleichung umfasst drei Terme, die den Stofftransport als Summe <strong>aus</strong> der Konvektion, der<br />
Diffusion und der Wanderung geladener Teilchen im elektrischen Feld beschreiben. Der letzte<br />
Term bezieht sich dabei auf das elektrische Feld, das durch ein Ladungsungleichgewicht <strong>von</strong><br />
34
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Ionen auf beiden Seiten der Membran hervorgerufen wird. Mobile elektrisch geladene Moleküle<br />
werden durch die Reibungskräfte des transmembranen Flusses ins Permeat getrieben. Diese<br />
Ladungstrennung wirkt dann der weiteren Wanderung der Ionen entgegen. Das elektrische<br />
Potenzial wird einerseits durch das Donnan- andererseits durch das Membranpotenzial bestimmt.<br />
Das Donnan-Potenzial bedingt dabei die selektive Permeation <strong>von</strong> Ionen und verringert den<br />
Verteilungskoeffizienten, während das Membranpotenzial den Ionentransport in der Membran<br />
verzögert. Für ungeladene Teilchen entfällt dieser Term. Ihr Transport erfolgt konvektiv und<br />
diffusiv [199].<br />
In Kapitel 5.1 werden zunächst Membranen hinsichtlich ihrer Eignung zur selektiven<br />
Konzentrierung <strong>von</strong> Lactose in MP getestet. Anschließend erfolgt der Einsatz der gewählten<br />
Membran in einem Plattenmodul im Technikumsmaßstab. Die Filtration <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> wird in der<br />
bisher bekannten Literatur im Druckbereich <strong>von</strong> 20 - 30 bar bis zum Erreichen <strong>von</strong><br />
Trockensubstanzgehalten (TS) <strong>von</strong> 17 - 25 % durchgeführt (Tabelle 9-1 im Anhang). Zudem<br />
existiert ein Patent zur Übersättigung <strong>von</strong> Lactose in <strong>Molke</strong> mittels Membrantechnik bei einem<br />
Druck <strong>von</strong> 60 bar. Die erzielte Lactosekonzentration liegt dort bei 295 g/L [65]. Ziel der<br />
nachfolgenden Untersuchungen ist, <strong>aus</strong>gehend <strong>von</strong> MP mit einem durchschnittlichen TS <strong>von</strong><br />
16 - 17 % (Tabelle 9-8 und Tabelle 9-9 im Anhang), eine Konzentrierung auf mindestens 30 %<br />
zu erreichen. Untersuchungen zur Rückhaltecharakteristik für höhere Konzentrierungsstufen,<br />
insbesondere beim Betrieb der NF im Hochdruckbereich, fehlen derzeit in der Literatur.<br />
5.1.1 Membranscreening<br />
Die Konzentrierung zielt vorrangig auf eine Konzentrationssteigerung der Lactose im Medium ab.<br />
Hierzu müssen Membranen gewählt werden, die einen MWCO <strong>von</strong> mindestens 200 - 300 Da<br />
aufweisen. Sowohl Nanofiltration (NF) als auch Umkehrosmose (RO) Technik kommen dafür in<br />
Frage. NF bietet gegenüber RO den Vorteil einer möglichen Demineralisierung und Entsäuerung<br />
des Konzentrats. Niedermolekulare Substanzen wie Salze und Milchsäure können abgetrennt<br />
werden. Der Anteil an Verunreinigungen im Endprodukt wird reduziert. Zudem ist die zu<br />
erwartende maximal mögliche Konzentrierung des Zielproduktes Lactose bei der NF höher, da<br />
die Ausschleusung <strong>von</strong> Salzen und Milchsäure über das Permeat, den relativen Anstieg des<br />
osmotischen Drucks im Konzentrat reduziert. Entsprechend werden unterschiedliche NF-<br />
Membranen hinsichtlich ihrer Eignung zur selektiven Konzentrierung <strong>von</strong> Lactose in MP getestet.<br />
Nachfolgend sind die Ergebnisse der Versuche in Membranrührzellen (Dead-End Betrieb) in<br />
Form der Rückhalte dargestellt (Tabelle 5-1). Die getesteten Membranen können anhand der<br />
Rückhalte sortiert werden: NP030P < Desal-5DK < XN-45 < TS-40 < TS-80. Der MWCO<br />
(molecular weight cut-off) einer Membran steigt hierbei in Analogie zur Porengröße. Die NP030P<br />
repräsentiert eine offene NF-Membran, die sich durch einen vergleichsweise geringen Rückhalt<br />
der Lactose <strong>aus</strong>zeichnet. Demgegenüber bildet die TS-80 eine sehr dichte NF-Membran ab, die<br />
sich hinsichtlich ihrer Rückhaltecharakteristik annähernd wie eine RO verhält. Die Desal-5DK,<br />
35
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
XN-45 und TS-40 zeigen in Bezug auf die Trennung der Komponenten ein recht ähnliches<br />
Verhalten und lassen sich zwischen der NP030P und der TS-80 einordnen.<br />
Tabelle 5-1: Rückhaltecharakteristik [%] unterschiedlicher Membranen bei der Konzentrierung <strong>von</strong> MP<br />
(Konzentrierung in Rührzellen bei 40 bar TMP; 750 rpm; Vorlage 100 mL; maximale Volumenreduktion um<br />
den Faktor 2)<br />
NP030P Desal-5DK XN-45 TS-40 TS-80<br />
55,8 96,6 98,7 99,3 99,6<br />
Lactose<br />
(± 2,4) (± 0,5) (± 0,6) (± 0,3) (± 0,2)<br />
Milchsäure<br />
19,1 63,8 60,9 68,8 85,9<br />
(± 1,1) (± 4,2) (± 3,7) (± 0,1) (± 0,1)<br />
PO4 3- 51,8 91,7 - - 99,4<br />
Ca 2+ 49,1 97,1 - - 99,3<br />
Mg 2+ 47,6 97,6 - - 99,3<br />
Cl - 22,6 53,3 - - 75,1<br />
K + 7,4 58,4 - - 91,6<br />
Na + 6,9 52,9 - - 93,2<br />
Die Rückhaltetendenz der einzelnen Ionen entspricht den Angaben <strong>aus</strong> der Literatur [66].<br />
Monovalente Ionen (K + , Na + , Cl - ) permeieren gegenüber den divalenten (Mg 2+ , Ca 2+ ) bevorzugt.<br />
Mit der Dichte der Membran nimmt ihr Rückhalt <strong>von</strong> der NP030P bis hin zur TS-80 zu. Der<br />
Rückhalt der Ionen wird einerseits durch ihre Größe andererseits durch elektrostatische Effekte<br />
bestimmt. Die Zusammenhänge werden in Kapitel 5.1.2 näher erläutert.<br />
Für die weiteren Versuche wird die NP030P <strong>aus</strong>geschlossen, da der Verlust des Zielproduktes<br />
Lactose über das Permeat zu hoch ist. Auch die TS-80 wird nicht weiter in Betracht gezogen, da<br />
diese Membran keine selektive Konzentrierung erlaubt. Die drei anderen Membranen zeichnen<br />
sich durch einen hohen Lactoserückhalt <strong>aus</strong>, bieten aber gleichzeitig die Möglichkeit zur<br />
Demineralisierung der <strong>Molke</strong>. Milchsäure könnte neben der Lactose einen Wertstoff darstellen,<br />
der industriell zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Polymilchsäure (PLA), einem Biokunststoff, genutzt wird. Von<br />
Vorteil ist eine hohe Ausschleusung über das Permeat und damit eine Abtrennung <strong>von</strong> den<br />
restlichen Komponenten der <strong>Molke</strong>. Für weitere Versuche wird die Membran Desal-5DK genutzt,<br />
da sich diese in der praktischen Anwendung als besonders druckbeständig und somit geeignet<br />
für den Hochdruckbereich zeigt.<br />
5.1.2 Nanofiltration <strong>von</strong> <strong>Molke</strong><br />
Die Konzentrierung <strong>von</strong> MP wird im Folgenden im Technikumsmaßstab durchgeführt. Eine<br />
schematische Abbildung der NF-Filtrationsanlage ist Abbildung 9-4 im Anhang zu entnehmen.<br />
Die Feedlösung wird hiernach <strong>aus</strong> dem Vorlagebehälter über die Vordruck- bzw.<br />
36
Permeatleistng [L/(m²·h)]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Hochdruckpumpe über das Membranmodul geleitet. Das Konzentrat wird in den Behälter<br />
zurückgeführt, während das filtrierte Volumen das System über das Permeat verlässt. Die<br />
gewählte NF-Membran Desal-5DK wird hierbei im Plattenmodul eingesetzt. Um eine maximale<br />
Konzentrierung bei möglichst hohem Permeatfluss zu erreichen, wird zunächst die Leistung in<br />
Abhängigkeit vom Druck bei der Filtration <strong>von</strong> MP aufgenommen. Der effektive Druck, der die<br />
Lösung durch die Membran bringt, entspricht dabei der Differenz zwischen dem Betriebsdruck<br />
und dem osmotischen Druck zwischen der feedseitigen Konzentrationspolarisationsschicht an<br />
der Membran und der permeatseitigen Lösung [199]. Abbildung 5-1 zeigt einen annähernd<br />
linearen Zusammenhang zwischen dem aufgebrachten Druck und der Membranleistung im<br />
Bereich <strong>von</strong> 20 - 60 bar unter Einsatz <strong>von</strong> MP. Bei weiterer Erhöhung kann keine<br />
Leistungszunahme verzeichnet werden. Dieser Bereich der Leistungskurve kennzeichnet den<br />
stoffübergangskontrollierten Bereich.<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Druck [bar]<br />
Abbildung 5-1: Druckabhängige Permeatleistung der NF beim Einsatz <strong>von</strong> MP (Plattenmodul;<br />
Membranfläche 9 m²; Membran Desal-5DK; Umwälzung 1200 L/h)<br />
Basierend auf den Ergebnissen <strong>aus</strong> Abbildung 5-1 wird für die Konzentrierung <strong>von</strong> MP ein<br />
Druckniveau <strong>von</strong> 70 - 75 bar für weitere Versuche gewählt, da höhere Drücke keine<br />
Leistungssteigerung bewirken.<br />
Abbildung 5-2 zeigt die Permeatleistung sowie die durch den Leistungseintrag bedingte Erhöhung<br />
der Temperatur des Konzentrats/Feeds im Verlauf der Filtration für drei Konzentrierungsversuche<br />
(V1- V3). Übereinstimmend zeigt sich ein linearer Zusammenhang zwischen Permeatfluss und<br />
dem Trockensubstanzgehalt (TS) im Konzentrat. Ausgehend <strong>von</strong> 20 L/(m²·h) Leistung bei einem<br />
37
Permeatleistung [L/(m²·h)]<br />
Temperatur [°C]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
TS-Wert <strong>von</strong> 19 %, fällt diese mit der Konzentrierung auf 0 L/(m²·h) ab. Der TS-Gehalt steigt auf<br />
Werte <strong>von</strong> bis zu 40 %.<br />
Der Leistungsabfall ist auf die Bildung einer Konzentrationspolarisationsschicht an der<br />
Grenzschicht zur Membranoberfläche, das hier<strong>aus</strong> resultierende Fouling (oder Scaling im Falle<br />
anorganischer Stoffe [170]), den Anstieg des osmotischen Drucks und die zunehmende Viskosität<br />
des Retentats zurückzuführen [67, 200, 201]. Bedingt durch die Selektivität der Membran, kommt<br />
es zu einer lokalen Konzentrationserhöhung <strong>von</strong> nicht permeierenden Komponenten in der<br />
Grenzschicht zur Membranoberfläche, deren Rücktransport in die feedseitige Kernströmung nur<br />
diffusiv erfolgen kann. Diese Konzentrationspolarisation führt einerseits zu einer Verringerung der<br />
Membranleistung, andererseits erhöht sie die Triebkraft für die Diffusion der zurückgehaltenen<br />
Komponenten, wor<strong>aus</strong> wiederum eine Verringerung der Selektivität folgt [170].<br />
25<br />
V1 - Leistung V2 - Leistung V3 - Leistung<br />
V1 - Temperatur V2 - Temperatur V3 - Temperatur<br />
40<br />
20<br />
35<br />
30<br />
15<br />
25<br />
20<br />
10<br />
5<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0<br />
15 20 25 30 35 40 45<br />
TS Konzentrat [%]<br />
Abbildung 5-2: Permeatleistung (Primärachse) und Temperaturanstieg (Sekundärachse) des<br />
Feeds/Konzentrats im Verlauf der Konzentrierung <strong>von</strong> MP mittels NF in drei Versuchsdurchläufen V1, V2<br />
und V3 (Plattenmodul; Membranfläche 9 m²; Membran Desal-5DK; TMP 70 bar; Umwälzung 1200 L/h)<br />
Das <strong>aus</strong> der Konzentrationspolarisation resultierende Fouling führt ebenfalls zum Leistungsabfall.<br />
Vor allem Calcium und Phosphat gelten bei der Konzentrierung <strong>von</strong> Sauermolke als Auslöser.<br />
Dies ist auf den hohen Anteil <strong>von</strong> unlöslichem/kolloidalem Calciumphosphat zurückzuführen.<br />
Lactose, Peptide, Aminosäuren und Fette spielen nur eine untergeordnete Rolle [202, 203]. Die<br />
in der <strong>Molke</strong> enthaltenen Salze bestimmen den osmotischen Druck des Konzentrats bzw.<br />
Permeats und damit den nötigen aufzubringenden Druck für die Filtration zur Überwindung<br />
38
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
desselben [204]. Durch die Nanofiltration wird nahezu eine Verdopplung der Salzkonzentration<br />
vom MP zum MPK erreicht, während der aufgebrachte Feeddruck konstant gehalten wird.<br />
Folglich sinkt der Permeatfluss im Verlauf der Filtration. Die Erhöhung des<br />
Trockensubstanzanteils geht im Verlauf der Filtration mit einer Zunahme der Viskosität einher.<br />
Adhikari et al. (2007) [205] messen die Viskosität <strong>von</strong> Lactoselösung, die ein Hauptbestandteil<br />
<strong>von</strong> MP ist, in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Konzentration. Mit der Zunahme <strong>von</strong> 100 auf 400 Gew.-%<br />
steigt die Viskosität der Lösung <strong>von</strong> 1,01 ± 0,01 auf 1,81 ± 0,05 mPas (25 °C) an. Hiermit einher<br />
geht die Zunahme des Strömungswiderstands. Folgende Korrelationen zwischen dem<br />
Druckverlust Δp und der Viskosität η sind allgemein gültig [170]:<br />
∆p ~ η laminarer Bereich<br />
∆p = η 1⁄ 4 turbulenter Bereich<br />
(15)<br />
Weiterhin besteht gemäß der Stokes-Einstein-Beziehung folgender Zusammenhang zwischen<br />
der Viskosität und dem Diffusionskoeffizienten:<br />
η ∙ D = konstant (16)<br />
Somit sinkt der Stoff<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch mit steigender Viskosität.<br />
Die Temperatur steigt durch den Energieeintrag der Pumpe und die Umwälzung einheitlich <strong>von</strong><br />
unter 10 °C auf Werte <strong>von</strong> 30 bis 35 °C an (Abbildung 5-2). Eine höhere Temperatur reduziert die<br />
Viskosität des Mediums (Arrhenius-Anrade Beziehung) und erhöht den Diffusionskoeffizienten<br />
der Moleküle. Hierdurch steigt die Leistung <strong>von</strong> Membranprozessen im Allgemeinen an [200].<br />
Amar et al. (2009) [206] zeigen zudem, dass sich der effektive Porenradius der Membran Desal-<br />
5DK mit steigender Temperatur vergrößert.<br />
Für die Bewertung des Filtrationsprozesses ist neben der Permeatleistung der Rückhalt der<br />
einzelnen Komponenten entscheidend. In Abbildung 5-3 sind diese für Lactose und Milchsäure<br />
gegen den TS-Wert des Konzentrats aufgetragen. Die Membran Desal-5DK besitzt einen<br />
durchschnittlichen Porenradius <strong>von</strong> 0,566 ± 0,096 nm [207] und laut Herstellerangaben einen<br />
MWCO <strong>von</strong> 150 – 300 Da. Entsprechend wird der Zucker <strong>aus</strong> sterischen Gründen in hohem Maße<br />
zurückgehalten (anfangs zu 96,9 ± 2,37 %). Mit steigendem TS-Wert gegen Versuchsende sinkt<br />
der Rückhalt leicht bis auf 94,8 ± 5,95 % ab. Diese Tendenz deckt sich mit Werten <strong>aus</strong> der<br />
Literatur [208]. Der Rückhalt für Milchsäure zeigt demgegenüber eine deutlichere Abhängigkeit<br />
vom Trockensubstanzgehalt des Konzentrats. Ausgehend <strong>von</strong> 79,1 ± 0,92 % reduziert sich dieser<br />
auf 34,9 ± 17,9 %. Die Milchsäure besitzt ein Molekulargewicht <strong>von</strong> 90,08 g/mol [209] (Stokes<br />
Radius <strong>von</strong> Lactat = 0,23 nm [210]) und kann die Membran entsprechend passieren. Dabei<br />
müsste der Rückhalt, sofern dieser lediglich auf Diffusions- und Konvektionseffekten beruhen<br />
würde, geringere Werte erreichen als in Abbildung 5-3 dargestellt. Anders als bei Lactose sind<br />
hier jedoch nicht nur sterische Effekte zu berücksichtigen. Der pKa-Wert der Säure besitzt bei<br />
25 °C einen Wert <strong>von</strong> 3,86 (3,67 bei 40 °C). Entsprechend liegt die Milchsäure somit in einem<br />
weiten pH-Bereich partiell dissoziiert vor [211]. Über die Henderson-Hasselbach Gleichung lässt<br />
39
Rückhalt [%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
sich der Anteil an undissoziierter Milchsäure (cundissoziiert) bezogen auf die Gesamtkonzentration<br />
der Milchsäure (cgesamt) wie folgt berechnen [212]:<br />
c undissoziiert<br />
c gesamt<br />
= 1 -<br />
pH - 3,86<br />
10<br />
(17)<br />
pH - 3,86<br />
1 + 10<br />
Der pH-Wert des MP/MPK liegt zwischen 4,3 und 4,8. Somit liegen lediglich rund 10 bis 27 % der<br />
Milchsäure im undissoziierten Zustand vor (25 °C). Während der Transport der ungeladenen<br />
Milchsäure über Konvektion und Diffusion erfolgt, spielen im Falle des dissoziierten Lactats<br />
elektrostatische Effekte eine zusätzliche Rolle [212].<br />
Lactose<br />
Milchsäure<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
15 20 25 30 35 40<br />
TS Konzentrat [%]<br />
Abbildung 5-3: Rückhalte <strong>von</strong> Lactose und Milchsäure im Verlauf der Konzentrierung <strong>von</strong> MP mittels NF<br />
(Plattenmodul; Membranfläche 9 m²; Membran Desal-5DK; TMP 70 bar; Umwälzung 1200 L/h)<br />
Die Membran Desal-5DK ist durch einen isoelektrischen Punkt bei pH 4 charakterisiert. Bei<br />
geringeren pH-Werten weist sie eine positive, bei höheren eine negative Oberflächenladung auf<br />
[213]. Da das eingesetzte MP/MPK einen pH-Wert <strong>von</strong> 4,3 - 4,8 besitzt, ist eine leicht negative<br />
Oberflächenladung der Desal-5DK anzunehmen. Elektrostatische Einflüsse zwischen den Lactat-<br />
Anionen und den statischen Oberflächenionen der Membran dominieren den Rückhalt bei<br />
geringen Konzentrationen. Mit der Konzentrierung nehmen diese Wechselwirkungen ab, wodurch<br />
die Permeation der Ionen steigt [210]. Zusätzlich spielen auch die anderen Komponenten<br />
insbesondere die Salze im MP/MPK eine Rolle. Für geladene organische Moleküle wird ein<br />
sinkender Rückhalt mit steigender Salzkonzentration im Feed beobachtet [60, 214]. Über die<br />
beiden genannten Mechanismen (Größen<strong>aus</strong>schluss und elektrostatische Wechselwirkungen)<br />
40
Rückhalt [%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
hin<strong>aus</strong>, bewerten Freger et al. (2000) [214] einen weiteren Faktor als bedeutsam. Carbonsäuren<br />
neigen in Lösung zur Assoziation. Eine Adsorption undissoziierter Milchsäure über polare<br />
Wechselwirkungen und Wasserstoffbrückenbindungen mit den funktionellen Gruppen der<br />
Membranoberfläche ist somit wahrscheinlich. Hierdurch erhöht sich die lokale Konzentration der<br />
Säure an der Membranoberfläche, und die Diffusion derselben über die Membran wird gefördert.<br />
Über den zunehmenden <strong>aus</strong>salzenden Effekt bei steigender Salzkonzentration wird die<br />
Wechselwirkung zwischen Milchsäure und Membranoberfläche noch begünstigt [214]. Abbildung<br />
5-4 zeigt im Folgenden die Rückhalte der Ionen. Hierbei muss beachtet werden, dass die<br />
Berechnung der Rückhalte auf Basis der temporären Permeatzusammensetzung beim Erreichen<br />
des jeweiligen TS-Gehalts im Konzentrat erfolgt. Demgegenüber entsprechen die Werte in<br />
Tabelle 5-1 dem mittleren Rückhalt des Konzentrierungsversuchs, da hier eine Analyse der<br />
gesamten Permeatfraktion erfolgt. Somit ist ein Vergleich der Rückhaltewerte nur bedingt<br />
möglich.<br />
Calcium Magnesium Phosphat<br />
Chlorid Kalium Natrium<br />
110<br />
90<br />
70<br />
50<br />
30<br />
10<br />
-10<br />
-30<br />
-50<br />
-70<br />
-90<br />
-110<br />
25 27 29 31 33 35 37 39<br />
TS Konzentrat [%]<br />
Abbildung 5-4: Ionenrückhalte im Verlauf der Konzentrierung <strong>von</strong> MP mittels NF (Plattenmodul;<br />
Membranfläche 9 m²; Membran Desal-5DK; TMP 70 bar; Umwälzung 1200 L/h)<br />
Die Transportmechanismen der Ionen durch die NF-Membran umfassen konvektive, diffusive<br />
sowie elektrostatische Einflüsse. Hierbei spielt zunächst die Größe der Ionen eine Rolle. Aus<br />
Abbildung 5-4 ist ersichtlich, dass die zweiwertigen Kationen Ca 2+ und Mg 2+ gegenüber den<br />
einwertigen Na + und K + höhere Rückhaltewerte aufweisen, obgleich ihre Ionenradien kleiner sind<br />
(Tabelle 5-2). Grund hierfür ist die Hydratation der Ionen in wässriger Lösung. Polare<br />
Wassermoleküle assoziieren um die Ionen, sodass diese insgesamt eher eine gelartige Struktur<br />
als feste molekulare Radii aufweisen (Abbildung 5-5) [215]. Die Größe und Stabilität der<br />
41
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Hydrathülle werden durch die Eigenschaften des Ions und die äußeren Einflüsse, wie die<br />
Gesamtionenstärke des Mediums, den pH-Wert und die Temperatur, bestimmt [216].<br />
Abbildung 5-5: Schematische Abbildung der primären und sekundären Schalen der Hydrathüllen um<br />
große und kleine Ionen [215]<br />
Tabelle 5-2 zeigt einen Vergleich der Radien der Kationen <strong>aus</strong> der <strong>Molke</strong> mit und ohne<br />
Hydrathülle. Hiernach binden die zweiwertigen Ionen größere Wassercluster als die einwertigen.<br />
Die Stärke der Bindung ist dabei bei den kleinen Ionen wie Mg 2+ <strong>aus</strong>geprägter (Abbildung 5-5)<br />
[216]. Anhand der hydratisierten Ionenradien kann die Selektivität der Membran Desal-5DK für<br />
die Kationen in der <strong>Molke</strong> erklärt werden.<br />
Tabelle 5-2: Ionenradien und hydratisierte Radien der Kationen in MP/MPK (Mittelwerte der im Review <strong>von</strong><br />
Tansel (2012) [216] gelisteten Literaturdaten)<br />
Radius [nm] Mg 2+ Ca 2+ Na + K +<br />
Ionenradius 0,065 0,109 0,107 0,143<br />
Hydratisierter Radius 0,407 0,416 0,302 0,260<br />
Neben den sterischen Einflüssen spielen die elektrostatischen Wechselwirkungen bei der<br />
Nanofiltration <strong>von</strong> Multikomponentensystemen eine Rolle. Der Donnan-Effekt berücksichtigt die<br />
Wechselwirkungen zwischen den statischen Oberflächenladungen der Membran und den Ionen<br />
in der Lösung. Die Membran Desal-5DK zeichnet sich durch eine negative Oberflächenladung im<br />
pH-Bereich des MP/MPK <strong>aus</strong>. Hierdurch wird die Permeation <strong>von</strong> Kationen begünstigt. Die<br />
monovalenten, positiv geladenen Ionen treten dabei <strong>aus</strong> sterischen Gründen gegenüber den<br />
Divalenten bevorzugt durch die Membran. Die Bedingungen für die Elektroneutralität in der<br />
42
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Lösung und in der Membran müssen dabei gewährleistet werden. Diese werden durch folgende<br />
Zusammenhänge <strong>aus</strong>gedrückt [217]:<br />
n<br />
n<br />
∑i=1 z i c i, Lösung = 0 und ∑i=1 z i c i, Membran = - X<br />
(18)<br />
mit<br />
zi<br />
ci<br />
X<br />
Ionenvalenz des Ions i<br />
Konzentration des Ions i in der Lösung bzw. in der Membran [mol/m³]<br />
effektive volumetrische Membranladungsdichte [mol/m³]<br />
Um die Elektroneutralität zu gewährleisten, permeiert Cl - trotz seiner negativen Ladung über die<br />
Membran, während Phosphat aufgrund seiner Größe im Konzentrat zurückgehalten wird [66].<br />
Insgesamt sinken die Rückhalte aller Ionen mit der Konzentrierung des MP. Dies deckt sich mit<br />
den Ergebnissen <strong>aus</strong> der Literatur [62, 66, 67]. Mit steigender Salzkonzentration wird die<br />
Oberflächenladung der Membran durch Ionen <strong>aus</strong> der Lösung zunehmend abgeschirmt.<br />
Hierdurch wird die Permeation der Ionen mit voranschreitender Konzentrierung begünstigt [60,<br />
218]. In den letzten Jahren wird in der Literatur neben der Theorie <strong>von</strong> Donnan ein weiterer<br />
ladungsinduzierter Effekt im Zusammenhang mit der NF diskutiert, der hier der Vollständigkeit<br />
halber genannt werden soll. Ein dielektrischer Ausschluss <strong>von</strong> Ionen ist hiernach durch die<br />
geringe Porengröße der Membranen wahrscheinlich. Dieser tritt durch die Interaktion <strong>von</strong> Ionen<br />
mit polarisierbaren Grenzflächen zwischen zwei Medien auf, wenn diese unterschiedliche<br />
Dielektrizitätskonstanten besitzen. Die Ionen, die sich in der Phase mit höheren<br />
Dielektrizitätskonstanten befinden (hier: wässriges Medium), induzieren elektrische Ladungen an<br />
der Grenzfläche zu der Phase mit der geringeren Dielektrizitätskonstanten (hier: polymere<br />
Membranmatrix). Diese Ladungen entsprechen dabei dem Vorzeichen ihrer Eigenladung.<br />
Hier<strong>aus</strong> resultiert eine Abstoßung und damit ein Ausschluss der Ionen <strong>aus</strong> den Poren. In<br />
Mehrkomponentensystemen tritt mit steigender Konzentration eine Abschirmung des<br />
dielektrischen Effekts durch benachbarte Ionen unterschiedlicher Ladung auf. Umfangreiche<br />
quantitative Abschätzungen des relativen Einflusses <strong>von</strong> dielektrischen Effekten und Donnan-<br />
Potenzial fehlen derzeit in der Literatur [219].<br />
Bemerkenswert ist an dieser Stelle der negative Rückhalt <strong>von</strong> Na + und K + , der in der Literatur zur<br />
Konzentrierung <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> mittels NF (Tabelle 9-1) so noch nicht beschrieben wird. Gleichzeitig<br />
fällt der hohe Rückhalt <strong>von</strong> Cl - auf. Zum Vergleich: Cuartas-Uribe et al. (2009) [67] konzentrieren<br />
Süßmolke um den Faktor 2 bei einem TMP <strong>von</strong> 2 MPa mit einer NF-Membran ähnlichen MWCO.<br />
Die einwertigen Kationen weisen hierbei einen Rückhalt <strong>von</strong> etwa 30 % auf. Demgegenüber<br />
besitzt Cl - einen Rückhalt <strong>von</strong> -10 %. Die hohen Permeabilitäten <strong>von</strong> Na + und K + in den<br />
Experimenten dieser Arbeit (Abbildung 5-4) liegen in der Zusammensetzung des verwendeten<br />
<strong>Molke</strong>npermeats (MP) begründet und sind dem hohen Konzentrierungsfaktor geschuldet. Mit<br />
rund 18 g/L zeichnet sich das eingesetzte MP bereits durch eine hohe Milchsäurekonzentration<br />
<strong>aus</strong> (Tabelle 9-8), die im Verlauf der Konzentrierung bis auf Werte <strong>von</strong> 31 g/L im MPK ansteigt<br />
43
Demineralisierung [%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
(Tabelle 5-3). Im Permeat sind dabei bis zu 9 g/L nachweisbar. Hierbei liegen bis zu 90 % der<br />
Stoffmenge bei pH 4,8 (25 °C) dissoziiert vor. Das Lactat trägt dabei eine negative Nettoladung.<br />
Für das Gleichgewicht geladener Komponenten muss das elektrochemische Potenzial für jede<br />
permeierende Komponente gleich groß sein [170]. Hiermit einher geht damit zum einen die<br />
verminderte Triebkraft für die Diffusion <strong>von</strong> Cl - , andererseits permeieren Na + und K + entgegen<br />
ihres Konzentrationsgradienten, da Ca 2+ aufgrund seiner Größe die Membran nicht passieren<br />
kann. Neben der Milchsäure spielt auch die hohe Ca 2+ -Konzentration eine Rolle. Im Vergleich zur<br />
genannten Literatur [67] liegt das Verhältnis <strong>von</strong> Ca 2+ zu Na + bzw. K + in dieser Arbeit deutlich<br />
höher. Die Werte im eingesetzten MP liegen bei 7,56 bzw. 1,94, in der <strong>von</strong> Cuartas-Uribe et al.<br />
(2009) [67] eingesetzten Süßmolke demgegenüber bei 0,71 bzw. 0,16.<br />
Gemäß den zuvor dargestellten Rückhalten weisen die einwertigen Kationen im direkten<br />
Vergleich <strong>von</strong> MP und MPK insgesamt die höchsten Demineralisierungswerte (52 bzw. 57 %) auf,<br />
gefolgt <strong>von</strong> Cl - (33 %) (Abbildung 5-6). In Summe wird jedoch nur 18,83 % der Gesamtasche<br />
abgetrennt. Die Entsäuerung des MP durch die Ausschleusung <strong>von</strong> Milchsäure beträgt 29,42 %.<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
Abbildung 5-6: Demineralisierung des MP durch die Konzentrierung mittels NF (Plattenmodul;<br />
Membranfläche 9 m²; Membran Desal-5DK; TMP 70 bar; Umwälzung 1200 L/h)<br />
Barrantes et al. (1997) [201] erzielen bei der Konzentrierung <strong>von</strong> Sauermolke (TS 6,85 %;<br />
pH 4,35) um den Faktor 3 eine Ausbeute der im Feed enthaltenen Milchsäure und Asche <strong>von</strong><br />
53,4 % und 56,2 %. Auch andere Autoren (Tabelle 9-1) publizieren deutlich höhere<br />
Demineralisierungsergebnisse <strong>von</strong> 30 - 50 %. Die genannten Publikationen beschreiben jeweils<br />
eine Konzentrierung <strong>von</strong> nativer <strong>Molke</strong>, die TS-Werte <strong>von</strong> 4,5 - 7 % aufweist, bis auf 17 - 25 %<br />
mittels NF bei einem Druck <strong>von</strong> zumeist 20 bar. In dieser Arbeit erfolgt <strong>aus</strong>gehend <strong>von</strong><br />
44
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
vorkonzentriertem MP eine weitere Konzentrierung auf einen TS-Wert <strong>von</strong> 40 % bei 70 - 75 bar,<br />
sodass ein Vergleich der Ergebnisse nur bedingt möglich ist.<br />
Generell steigt mit zunehmendem Druck der Salzrückhalt in der <strong>Molke</strong> [62, 220]. Ein Grund hierfür<br />
können eine Kompaktierung der Membran bei hohen Drücken und eine damit einhergehende<br />
Veränderung der effektiven Porenradienverteilung sein [221].<br />
Prinzipiell muss bei der Diskussion der Ergebnisse die komplexe Zusammensetzung des MP/NF-<br />
MPK berücksichtigt werden. Die wechselseitige Beeinflussung des Rückhalts <strong>von</strong> ungeladenen<br />
und geladenen Molekülen wird in der Literatur zumindest für gering konzentrierte Lösungen<br />
diskutiert. Hiernach verändern sich in binären Lösungen sowohl Salz- als auch Zuckerrückhalte<br />
in Abhängigkeit <strong>von</strong> den Konzentrationsverhältnissen zueinander [222–224]. Auch der Rückhalt<br />
<strong>von</strong> Milchsäure ist an den Salzgehalt gekoppelt [214]. Gründe hierfür können einerseits eine<br />
exponentielle Abhängigkeit der Viskosität des Mediums in Abhängigkeit <strong>von</strong> der<br />
Zuckerkonzentration und die damit einhergehende verminderte Diffusivität <strong>von</strong> Molekülen sein<br />
[222]. Andererseits treten Ionen mit der geladenen Oberfläche <strong>von</strong> NF-Membranen in<br />
Wechselwirkung. Durch anziehende oder abstoßende Kräfte kann es so zu einer Veränderung<br />
der effektiven Porengrößenverteilung kommen [223]. An dieser Stelle sei auf Luo und Wann<br />
(2013) [60] verwiesen, die in ihrem Review insgesamt acht Mechanismen zur Beschreibung des<br />
Effekts <strong>von</strong> Salzen und pH-Wert auf NF-Verfahren recherchierten.<br />
Im Verlauf der bzw. im Anschluss an die Konzentrierung sind die Bildung eines Niederschlags<br />
und eine damit verbundene Eintrübung des MPK sichtbar. Es wird zunächst vermutet, dass es<br />
sich hierbei um Lactose handelt, da diese mit 180 g/L (20 °C) [32] nur eine moderate Löslichkeit<br />
im vorherrschenden Temperaturbereich besitzt. Um diese These zu belegen, wird eine Probe des<br />
Niederschlags bei 550 °C im Muffelofen verascht. Hierbei zeigt sich, dass dieser zu 80 ± 0,36 %<br />
<strong>aus</strong> anorganischen Verbindungen besteht. Entgegen der Vermutung spielt die Ausfällung der<br />
Lactose während der Filtration durch eine Übersättigung somit nur eine untergeordnete Rolle. Da<br />
das Disaccharid in zwei anomeren Formen, als α- und β-Lactose, vorliegen kann, erweist sich die<br />
Löslichkeit als eine komplexe Funktion der Temperatur [32]. Die Bildung und das Wachstum <strong>von</strong><br />
Lactosekristallen werden zudem vom Grad der Übersättigung, der Viskosität, dem pH-Wert und<br />
der Anwesenheit <strong>von</strong> Verunreinigungen bestimmt [225]. Hierbei handelt es sich um einen<br />
zeitabhängigen Prozess, der <strong>von</strong> der Mobilität der Lactosemoleküle abhängt. Erst wenn eine<br />
quasi-stationäre Verteilung der Moleküle in der Lösung vorliegt und die Größe der sich bildenden<br />
Keime dem kritischen Kristallbildungsradius entspricht, beginnt die Feststoffbildung [226]. Eine<br />
zeitlich begrenzte Überschreitung der Sättigungskonzentration ist somit aufgrund der<br />
Induktionszeit der Kristallisation möglich [138, 227]. Diese Induktionszeit hängt dabei <strong>von</strong> der<br />
Anwesenheit und Konzentration der anderen <strong>Molke</strong>nkomponenten im Medium ab und ist<br />
umgekehrt proportional zur Keimbildungsrate und Wachstumsrate [228, 226].<br />
Um zu klären, welche anorganischen Komponenten neben der Lactose im Verlauf der Filtration<br />
kristallisieren, wird der Niederschlag aufgeschlossen und mittels IC/ICP untersucht. Abbildung<br />
5-7 zeigt, dass sich dieser Feststoff hauptsächlich <strong>aus</strong> Calcium und Phosphor zusammensetzt.<br />
45
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Chlorid<br />
1%<br />
Phosphor<br />
42%<br />
Natrium<br />
0%<br />
Calcium<br />
56%<br />
Magnesium<br />
0%<br />
Kalium<br />
1%<br />
Abbildung 5-7: Zusammensetzung des anorganischen Anteils des Niederschlags im NF-MPK (in Gew.-%)<br />
Die Eintrübung des <strong>Molke</strong>nkonzentrats im Verlauf der Konzentrierung mittels NF ist somit nicht<br />
vorrangig auf die Kristallisation <strong>von</strong> Lactose, sondern vielmehr auf die einer Verbindung <strong>aus</strong><br />
Calcium und Phosphat zurückzuführen. Die Ionen können dabei in Verbindung als Salz in fünf<br />
verschiedenen kristallinen Formen mit jeweiligem Löslichkeitsprodukt vorliegen [229]. Das<br />
Löslichkeitsprodukt <strong>von</strong> Ca3(PO4)2 (Octacalciumphosphat) beträgt beispielsweise 2,07 · 10 -33<br />
(25 °C) [230], dasjenige <strong>von</strong> Ca5OH(PO4)3 (Hydroxyapatit) 1,8 · 10 -58 (25 °C) [229]. Die Löslichkeit<br />
nimmt hierbei mit steigender Temperatur ab [230]. Vor dem Hintergrund einer Bilanzierung<br />
werden die Konzentrationen <strong>von</strong> Calcium und Phosphor im Gesamt-MPK sowie innerhalb des<br />
flüssigen Überstands nach Abzentrifugation des Feststoffs in Folge einer Lagerzeit <strong>von</strong> 24 h bei<br />
6 °C bestimmt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Konzentration der Elemente in der<br />
Flüssigkeitsphase um 21 bzw. 29 % verringert. Somit fallen 1,8 g/kg Calcium, sowie 1,14 g/kg<br />
Phosphor (entsprechen 3,50 g/kg PO4 3- ) <strong>aus</strong> dem MPK <strong>aus</strong>. Im Anschluss an die Filtration, bei<br />
sinkender Temperatur und erhöhter Standzeit des MPK, ist zudem die erwartete Ausfällung der<br />
Lactose zu beobachten. Im Gegensatz zum Calciumphosphat lässt sich diese jedoch durch<br />
Temperaturerhöhung wieder lösen.<br />
Essentiell ist eine eingehende und regelmäßige Reinigung der NF-Membranen. Bereits<br />
vorhandene Partikel im Membranmodul <strong>aus</strong> vorangegangenen Filtrationen wirken als<br />
Impfkristalle und erhöhen so die Wahrscheinlichkeit einer frühzeitigen Ausfällung. Auch im<br />
Anschluss an die NF kann die Partikelbildung zu Problemen, wie der Verblockung der UF-<br />
Membran im Falle eines kontinuierlichen Verfahrens, führen. Zusätzlich und als schwerwiegender<br />
zu beurteilen ist im Falle der Lactose die Tatsache, dass eine Kristallisation des Zuckes diesen<br />
unzugänglich für das Enzym macht, sodass dieser Anteil für die GOS-Synthese nicht nutzbar ist.<br />
In weiteren Experimenten zeigte sich, dass die Kristallisation <strong>von</strong> Lactose vermieden werden<br />
kann. Das MPK muss hierzu direkt im Anschluss an die Konzentrierung mit dem Biokatalysator<br />
versetzt werden. Die Konzentration der β-Galactosidase muss hierbei hinreichend hoch sein, um<br />
die Übersättigung des Disaccharides abzubauen bevor eine Kristallisation erfolgt. Unterstützend<br />
46
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
wirkt sich hier eine hohe Temperatur <strong>aus</strong>. Eine Übersättigung des Calciumphosphats könnte<br />
durch die Wahl einer Membran höheren MWCOs mit einhergehendem geringerem Salzrückhalt<br />
vermieden werden. Bei dem bisher angedachten Verfahrensentwurf wird der Feststoff durch die<br />
UF zusammen mit den Enzymen vom Produkt abgetrennt. Unter Umständen muss ein Dekanter<br />
zur Abtrennung des Feststoffs vor der Enzymzugabe eingesetzt werden.<br />
5.1.3 Zusammenfassung<br />
Vor dem Hintergrund der angestrebten selektiven Konzentrierung <strong>von</strong> Lactose im MP erweist sich<br />
die Desal-5DK unter den fünf getesteten Membranen als am besten geeignet. Der Verlust des<br />
Zuckers, dessen Konzentration für die GOS-Synthese maßgeblich ist, ist minimal. Gleichzeitig<br />
erlaubt diese Membran die Ausschleusung anderer <strong>Molke</strong>nkomponenten (Salze und Milchsäure)<br />
und trägt so zur Minimierung unerwünschter Nebenprodukte im GOS-Syntheseschritt bei. Ein<br />
optimaler Betriebsdruck <strong>von</strong> 70 bar für die Konzentrierung <strong>von</strong> MP im Plattenmodul wird anhand<br />
der druckabhängigen Permeatleistung in einem Vorversuch ermittelt. Über den Verlauf der<br />
Konzentrierung wird ein linearer Zusammenhang zwischen der Permeatleistung und dem TS-<br />
Gehalt des Konzentrats beobachtet. Zusammenfassend ist in Tabelle 5-3 die Zusammensetzung<br />
des NF-MPK dargestellt. Mittels Hochdruck-NF gelingt eine Konzentrierung der <strong>Molke</strong> auf einen<br />
TS <strong>von</strong> rund 40 %. Die bisher in der Literatur beschriebene Konzentrierung <strong>von</strong> 17 – 25 % [62, 65,<br />
200] wird somit deutlich überschritten.<br />
Tabelle 5-3: Zusammensetzung des NF-MPK<br />
Lactose Milchsäure Na + K + Ca 2+ Mg 2+ PO 4<br />
3-<br />
Cl -<br />
345,71<br />
(± 28,33)<br />
[g/L] [g/kg] [g/L]<br />
31,42<br />
(± 1,99)<br />
0,35<br />
(± 0,09)<br />
1,84<br />
(± 0,46)<br />
8,24<br />
(± 0,47)<br />
0,77<br />
(± 0,04)<br />
11,81<br />
(± 0,34)<br />
2,17<br />
(± 0,54)<br />
Durch die Untersuchung der Rückhaltecharakteristik der Inhaltsstoffe konnte gezeigt werden,<br />
dass diese den hohen Konzentrierungsfaktor sowie die komplexe Zusammensetzung der <strong>Molke</strong><br />
widerspiegelt. Die konzentrat- und permeatseitige Verteilung der Ionen <strong>aus</strong> der <strong>Molke</strong> bei TS-<br />
Gehalten <strong>von</strong> über 25 % wird in der Literatur noch nicht beschrieben. Diese ist dabei nicht nur<br />
eine Funktion der Moleküldurchmesser und -konzentrationen. Vielmehr spielen neben sterischen<br />
Einflüssen elektrostatische Wechselwirkungen der geladenen <strong>Molke</strong>nkomponenten mit der<br />
ebenfalls geladenen NF-Oberfläche eine Rolle. Durch die Konzentrierung werden<br />
Löslichkeitsgrenzen einzelner Komponenten im MPK überschritten. Sowohl die Niederschlagsbildung<br />
durch Calciumphosphat als auch diejenige durch Lactose muss vor dem Hintergrund der<br />
Filtrationsleistung und der enzymatischen GOS-Ausbeute kritisch betrachtet werden.<br />
47
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
5.2 Enzymcharakterisierung und GOS-Synthese im Batch<br />
Für die Lactosehydrolyse werden industriell verschiedene Enzympräparate angeboten (Tabelle<br />
9-5). Die β-Galactosidasen stammen hierbei <strong>aus</strong> Hefen der Gattung Kluyveromyces, dem<br />
Bakterium Bacillus circulans oder den Pilzen der Gattung Aspergillus. Da Sauermolke einen pH-<br />
Bereich <strong>von</strong> unter 4,7 aufweist und sich durch hohe Salzkonzentrationen <strong>aus</strong>zeichnet, sind<br />
gängige Präparate <strong>aus</strong> K. lactis und B. circulans nicht geeignet. Lediglich β-Galactosidasen <strong>aus</strong><br />
A. oryzae weisen ein Aktivitätsoptimum im pH-Bereich der <strong>Molke</strong> auf. Entsprechend wird ein<br />
Enzympräparat <strong>aus</strong> diesem Organismus gewählt und im Folgenden charakterisiert. Ziel der<br />
Untersuchungen ist die genaue Betrachtung der GOS-Synthese im sauren pH-Bereich unter<br />
Einsatz des gewählten Enzyms. Dabei werden relevante Einflussfaktoren identifiziert, die sich auf<br />
die enzymatische Aktivität, Langzeitstabilität sowie Produkt<strong>aus</strong>beute <strong>aus</strong>wirken können. Letztlich<br />
wird die Möglichkeit einer Übertragung der GOS-Synthese <strong>von</strong> synthetischen Lactoselösung auf<br />
MP bzw. MPK untersucht.<br />
5.2.1 Bestimmung der enzymatischen Aktivität<br />
Temperatur und pH-Wert<br />
Die Aktivität jedes Enzyms ist <strong>von</strong> Prozessparametern, vor allem <strong>von</strong> der Temperatur und dem<br />
pH-Wert, abhängig. Zur Identifizierung des optimalen Wirkungsbereichs des Biokatalysators wird<br />
deshalb die Abhängigkeit seiner Aktivität <strong>von</strong> den jeweiligen Parametern mittels oNPG-Assay<br />
untersucht. Für die Temperatur ergibt sich hierbei ein Optimum <strong>von</strong> etwa 55 °C. Bei einer<br />
Temperatur <strong>von</strong> 35 °C zeigt die β-Galactosidase eine um 50 % reduzierte Aktivität. Die<br />
Temperaturabhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit im Bereich zwischen 25 und 50 °C kann<br />
über die folgende Arrhenius-Gleichung dargestellt werden.<br />
k = b ∙ e -E a<br />
RT (19)<br />
mit<br />
k<br />
b<br />
Ea<br />
R<br />
T<br />
Geschwindigkeitskonstante [1/min] (in der Praxis: maximale<br />
Reaktionsgeschwindigkeit vmax [mmol/(min·g)])<br />
Häufigkeits- oder Frequenzfaktor [1/min]<br />
Aktivierungsenergie [J/mol]<br />
Gaskonstante [J/(mol·K)]<br />
Temperatur [K]<br />
Zur Bestimmung der Aktivierungsenergie wird die Gleichung logarithmiert. Aus der graphischen<br />
Auftragung <strong>von</strong> ln(k) bzw. ln(vmax) gegen 1 T<br />
wird die Aktivierungsenergie für das Enzym <strong>aus</strong><br />
A. oryzae mit 36,30 kJ/mol (R 2 = 0,9924) bestimmt. Die Ergebnisse der Versuche bei variablem<br />
pH-Wert belegen, dass das Enzym im Bereich um pH 4,5 die höchste Aktivität zeigt. Sauermolke<br />
48
elative Aktivität [%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
besitzt einen pH-Wert in diesem Bereich. Somit erweist sich der Biokatalysator für den<br />
angestrebten Prozess als geeignet.<br />
Nebenprodukte<br />
Als Nebenprodukte der Hydrolyse <strong>von</strong> Lactose und GOS entstehen im Verlauf der enzymatischen<br />
Reaktion die Monosaccharide Glucose und Galactose. Diese werden in der Literatur als mögliche<br />
Inhibitoren der enzymatischen Umsetzung <strong>von</strong> Lactose gesehen (Kapitel 2.3.2.2). Prinzipiell<br />
werden in der Enzymtechnik drei Arten der Hemmung unterschieden. Bei der kompetitiven<br />
Hemmung konkurrieren Substrat und Inhibitor um das aktive Zentrum. Eine Belegung des aktiven<br />
Zentrums durch ein Strukturanalogon verhindert hierbei die Bindung des Substrats und damit<br />
dessen Umsetzung. Eine nicht kompetitive Hemmung tritt dagegen dann auf, wenn der Inhibitor<br />
sowohl an das freie Enzym, als auch an den Enzym-Substrat-Komplex bindet. Es entsteht ein so<br />
genannter Dead-End-Komplex <strong>aus</strong> Enzym und Inhibitor durch den kein Substratumsatz mehr<br />
möglich ist. Eine dritte Möglichkeit stellt die unkompetitive Hemmung dar. Bei dieser kommt es<br />
zur Inaktivierung des Substrat-Enzym-Komplexes durch die Bindung des Hemmstoffs an einer<br />
zweiten Bindungsstelle, die nicht dem aktiven Zentrum entspricht [196].<br />
Mit Hilfe des oNPG-Assays wird der Einfluss der Reaktionsprodukte auf die Aktivität des<br />
eingesetzten Enzyms untersucht. Glucose zeigt hierbei im Bereich <strong>von</strong> 40 - 120 g/L keinen<br />
Einfluss auf die Geschwindigkeit der enzymatischen Umsetzung (Daten nicht dargestellt).<br />
Demgegenüber erweist sich freie Galactose als Inhibitor (Abbildung 5-8).<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 40 60 80 100 120<br />
Galactosekonzentration [g/L]<br />
Abbildung 5-8: Einfluss <strong>von</strong> Galactose auf die relative Aktivität der β-Gal (gr.) (oNPG-Assay)<br />
49
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 5-8 zeigt die Reduzierung der relativen Aktivität des Biokatalysators mit steigender<br />
Konzentration des Monosaccharids im Bereich <strong>von</strong> 40 - 120 g/L. Bereits die geringste<br />
Konzentration <strong>von</strong> 40 g/L hat eine Abnahme der Umsetzungsrate <strong>von</strong> über 50 % zur Folge.<br />
Während es sich hierbei laut Portaccio et al. (1998) [231] um eine kompetitive Inhibierung handelt,<br />
beschreiben Shukla und Chaplin (1993) [232] die Wechselwirkung zwischen einer β-<br />
Galactosidase <strong>aus</strong> A. oryzae und Galactose als nicht kompetitiv.<br />
Eine Identifizierung des an dieser Stelle wirksamen Inhibierungsmechanismus ist mittels einer<br />
Auftragung der Michaelis-Menten-Kinetik (Gleichung 20) nach Lineweaver-Burk (Gleichung 21)<br />
für eine Reaktion mit und ohne Hemmstoff möglich [196].<br />
Formal wirkt sich eine kompetitive Hemmung über die Vergrößerung des Km-Werts <strong>aus</strong>, während<br />
vmax dem Massenwirkungsgesetz unterliegt und somit für [S] ∞ unverändert bleibt. Bei der nicht<br />
kompetitiven Hemmung wird Km vergrößert, während sich vmax verringert. Beide Konstanten<br />
werden im Falle einer unkompetitiven Hemmung des Enzyms durch einen Inhibitor kleiner [196].<br />
v 0 = v max∙ [S]<br />
K m + [S]<br />
(20)<br />
1<br />
v = 1 K m<br />
+ ∙ 1<br />
v max v max [S]<br />
(21)<br />
mit<br />
v<br />
Km<br />
[S]<br />
Reaktionsgeschwindigkeit<br />
Michaelis-Menten-Konstante<br />
Substratkonzentration<br />
Mittels oNPG-Assay wird die Reaktionsgeschwindigkeit in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Substratkonzentration<br />
aufgenommen. Abbildung 5-9 zeigt die doppelt reziproke Auftragung der<br />
Reaktionsgeschwindigkeit gegen die Substratkonzentration für eine enzymatische Reaktion in<br />
Ab- bzw. Anwesenheit des Inhibitors Galactose (60 g/L Galactosekonzentration im Reaktionsansatz).<br />
Der Km-Wert wird durch die Zugabe des Monosaccharids um den Faktor 20 erhöht, während vmax<br />
im Rahmen der Fehlerabweichung annähernd konstant bleibt. Anhand dieser Ergebnisse lässt<br />
sich schlussfolgern, dass die durch Galactose hervorgerufene Hemmung der eingesetzten β-<br />
Galactosidase kompetitiv erfolgt. In Kapitel 2.3.2 wird der in dieser Arbeit betrachtete<br />
Reaktionsmechanismus beschrieben. Hiernach tritt jeweils der Galactoserest eines Di- oder<br />
Oligosaccharids mit dem Enzym in Wechselwirkung (Enzym-Galactosyl-Komplex in Abbildung<br />
2-5). Entsprechend passt die freie Galactose strukturell ebenso in die aktive Stelle. Es entsteht<br />
damit eine Wettbewerbssituation, die zu einer Hemmung des Enzyms führt, wenn die freie<br />
Galactose das aktive Zentrum blockiert.<br />
50
1/v (normiert)<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
60 g/L Galactose 0 g/L Galactose<br />
Extrapolation (60 g/L Galactose) Extrapolation (0 g/L Galactose)<br />
Linear (60 g/L Galactose)<br />
Linear (0 g/L Galactose)<br />
1<br />
R² = 0,9997<br />
0,5<br />
R² = 0,9609<br />
0<br />
-0,5 0 0,5 1<br />
1/[S] (normiert)<br />
Abbildung 5-9: Lineweaver-Burk Darstellung der Michaelis-Menten-Gleichung mit und ohne Galactose<br />
Inhibierung (oNPG-Assay)<br />
Die Identifizierung des Inhibierungsmechanismus ist hierbei nicht nur <strong>aus</strong> wissenschaftlicher<br />
Sicht interessant. So kann die kompetitive Hemmung in der Praxis über die Erhöhung der<br />
Substratkonzentration reduziert werden [231]. Vor dem Hintergrund der <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong><br />
Lactose sollte entsprechend das Verhältnis <strong>von</strong> Di- und Oligosacchariden zum Monosaccharid<br />
Galactose möglichst hoch sein.<br />
Ionen<br />
Enzyme besitzen ionische Gruppen innerhalb ihrer Molekülstruktur, die sie zu Polyelektrolyten<br />
machen. Die geladenen Gruppen können sowohl direkt im aktiven Zentrum der Enzyme lokalisiert<br />
sein, als auch an anderer Stelle zur Stabilisierung der Tertiärstruktur beitragen. Die Ionenstärke<br />
des Mediums kann sich über ionische Wechselwirkungen auf die Aktivität der Enzyme <strong>aus</strong>wirken<br />
[196]. Der Einfluss unterschiedlicher Ionen auf β-Galactosidasen wird in der Literatur beschrieben<br />
[159, 161]. Im Vordergrund dieser Untersuchungen stehen Enzyme <strong>aus</strong> der Hefegattung<br />
Kluyveromyces. Ca 2+ wird dabei als Inhibitor, Mg 2+ als Aktivator der Lactoseumsetzung gesehen.<br />
Der Einfluss <strong>von</strong> Na + und K + wird divergent diskutiert [159, 162, 163]. Beim Einsatz <strong>von</strong> Milch und<br />
<strong>Molke</strong> als Substrat ist die Ionenkonzentration laut Mahoney et al. (1980) [163] der maßgebliche<br />
Faktor, der die enzymatische Aktivität bestimmt. Das in dieser Arbeit eingesetzte Substrat <strong>Molke</strong>,<br />
insbesondere das MPK, zeichnet sich durch einen hohen Salzgehalt <strong>aus</strong> (Tabelle 5-3).<br />
Besonders der hier vorliegende hohe Gehalt an Ca 2+ wird bisher in dieser Form im<br />
Zusammenhang mit der GOS-Synthese nicht betrachtet (bis 0,04 mol/L [159]; MPK 0,21 mol/L).<br />
Die Abbildung 5-10 zeigt die relative Aktivität des Enzyms in Anwesenheit unterschiedlicher<br />
Salze, deren Konzentration jeweils der Menge des Kations im MPK angepasst ist (Tabelle 9-16<br />
51
elative Aktivität [%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
im Anhang). Die Ergebnisse belegen, dass die relative Aktivität des Enzyms nicht durch die<br />
Zugabe <strong>von</strong> Natrium- oder Kaliumsalzen beeinflusst wird. Calcium scheint demgegenüber,<br />
anders als in der Literatur vermerkt, ebenso wie Magnesium die Aktivität des Enzyms zu<br />
stimulieren. Dies belegt, dass die Wirkung <strong>von</strong> Ionen, wie auch schon <strong>von</strong> Garman et al. (1996)<br />
[161] angemerkt, enzymspezifisch ist.<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Abbildung 5-10: Einfluss unterschiedlicher Salze auf die relative Aktivität der β-Gal (fl.) (oNPG-Assay)<br />
Der gewählte Biokatalysator <strong>aus</strong> A. oryzae eignet sich somit aufgrund seiner Salztoleranz, im<br />
Gegensatz zu herkömmlich eingesetzten Präparaten <strong>aus</strong> Hefen, für den Einsatz auf komplexen<br />
Medien wie <strong>Molke</strong>. Hierbei ist da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>zugehen, dass sich die zusätzlichen Komponenten der<br />
<strong>Molke</strong> sogar positiv auf die Synthesereaktion <strong>aus</strong>wirken.<br />
5.2.2 Bestimmung der enzymatischen Langzeitstabilität<br />
Vor dem Hintergrund einer Wiedergewinnung <strong>von</strong> Biokatalysatoren im Rahmen kontinuierlich<br />
betriebener Bioprozesse ist deren (Langzeit-) Stabilität in Abhängigkeit <strong>von</strong> Prozessvariablen <strong>von</strong><br />
besonderem Interesse. Hierbei können die Temperatur, der pH-Wert, verschiedene<br />
Medienkomponenten sowie aufgebrachte Scherkräfte eine Deaktivierung des Enzyms bedingen.<br />
Ein besseres Verständnis über die grundlegenden Zusammenhänge erlaubt eine ökonomische<br />
Auslegung und Optimierung <strong>von</strong> Prozessen [233]. Für die in dieser Arbeit eingesetzte β-<br />
Galactosidase <strong>aus</strong> A. oryzae soll im Folgenden der Einfluss der Parameter Temperatur und pH-<br />
Wert auf die Halbwertszeit quantifiziert werden. Aus Abbildung 5-11 geht hervor, dass die<br />
52
elative Aktivität [%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Inaktivierung durch steigende Temperaturen begünstigt wird. Während bei 32 °C am 16. Tag<br />
noch 75 % der maximalen Aktivität erhalten sind, verliert der Biokatalysator 99 % seiner Wirkung<br />
innerhalb <strong>von</strong> einer Stunde bei 62,5 °C.<br />
120<br />
32 °C 42,5 °C 50 °C 62,5 °C<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Zeit [d]<br />
Abbildung 5-11: Stabilität der β-Gal (gr.) in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Temperatur (pH 4,5) (oNPG-Assay)<br />
Die thermische Deaktivierung <strong>von</strong> Enzymen folgt einer Reaktion erster Ordnung [234]. Hierbei<br />
wird angenommen, dass das Enzym in zwei Zuständen vorliegen kann. In der nativen/aktiven<br />
Form E und der deaktivierten Form Ed. Die Deaktivierungsrate wird über die Konstante kd<br />
<strong>aus</strong>gedrückt.<br />
kd<br />
E E d (22)<br />
Dieser Modellvorstellung liegt ein direkter Übergang des aktiven Enzyms in den inaktiven<br />
Zustand, ohne die Bildung <strong>von</strong> Intermediaten, zugrunde. Es folgt:<br />
- d[E] = k<br />
dt d [E] (23)<br />
Mit der Randbedingung, dass zum Zeitpunkt t = 0 alle Enzyme im nativen Zustand (E = E0)<br />
vorliegen, lässt sich die normalisierte Aktivität a zu jeder Zeit t wie folgt darstellen:<br />
a = E E 0<br />
= e -k dt<br />
(24)<br />
53
Halbwertszeit [d]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Aus der Auftragung <strong>von</strong> ln (a) gegen t folgt kd <strong>aus</strong> der Steigung der Geraden. Die Konstanten der<br />
Deaktivierungsrate des Enzyms <strong>aus</strong> A. oryzae (kd) lassen sich auf diese Weise zu 0,017<br />
(R² = 0,8038), 0,023 (R² = 0,9361) und 0,254 (R² = 0,9571) d -1 für die jeweiligen Temperaturen<br />
32, 42,5 und 50 °C bestimmen. Aus den Konstanten können die Halbwertszeiten t1/2 der β-<br />
Galactosidase ermittelt werden.<br />
t 1/2 =<br />
ln (2)<br />
k d<br />
(25)<br />
Halbwertszeiten in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Temperatur sind in Abbildung 5-12 dargestellt.<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
25 30 35 40 45 50 55<br />
Temperatur [°C]<br />
Abbildung 5-12: Halbwertszeit der β-Gal (gr.) in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Temperatur<br />
Ebenso wie für die Temperatur zeigt sich eine Abhängigkeit der enzymatischen Stabilität vom<br />
pH-Wert der Lösung (Abbildung 5-13).<br />
54
elative Aktivität [%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
120<br />
pH 5,5 pH 5 pH 4,5 pH 4 pH 3,5<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Zeit [d]<br />
Abbildung 5-13: Stabilität der β-Gal (gr.) in Abhängigkeit vom pH-Wert (T = 32 °C) (oNPG-Assay)<br />
Deutlich erkennbar ist die Inaktivierung des Biokatalysators bei einem pH <strong>von</strong> 3,5. Innerhalb <strong>von</strong><br />
3 Tagen verringert sich die Aktivität um 45 %, am 11. Tag verbleiben lediglich 17 % des<br />
anfänglichen Werts. Im Bereich <strong>von</strong> pH 4,0 - 5,5 ist ein leichter Stabilitätsverlust (< 20 %) über<br />
den Zeitraum <strong>von</strong> 16 Tagen sichtbar. Jahreszeitliche oder produktionsbedingte pH-Wert<br />
Schwankungen durch Änderungen der <strong>Molke</strong>nzusammensetzung sind im Toleranzbereich<br />
(4,0 < pH < 5,5) somit nicht <strong>von</strong> wesentlicher Bedeutung. Lediglich eine Abweichung des pH-<br />
Werts unter 4,0 sollte vermieden werden, sofern eine längerfristige Nutzung des Biokatalysators<br />
angestrebt wird.<br />
5.2.3 Kinetik und Einflussparameter der GOS-Synthese<br />
Im Folgenden wird die GOS-Synthesereaktion auf Basis synthetischer Lactoselösungen in Batch-<br />
Versuchen betrachtet. Die Umsetzung <strong>von</strong> Lactose durch das Enzympräparat <strong>aus</strong> A. oryzae folgt<br />
dem in Kapitel 2.3.2 erläuterten Mechanismus. Die Zusammensetzung der Zuckerfraktion im<br />
Verlauf der Reaktionszeit ist exemplarisch <strong>aus</strong> Abbildung 5-14 zu entnehmen. Die<br />
Oligosaccharide werden dabei im Folgenden immer als Gesamtfraktion unter dem Begriff der<br />
GOS zusammengefasst. An dieser Stelle sei jedoch darauf hingewiesen, dass es sich dabei<br />
immer um eine Zusammensetzung <strong>von</strong> Oligosacchariden unterschiedlichen Polymerisationsgrads<br />
sowie Verknüpfungsmusters handelt (Kapitel 2.3).<br />
Das Substrat Lactose wird durch den Biokatalysator in Glucose, Galactose und GOS<br />
umgewandelt. Hierbei ist die Geschwindigkeit der Umsetzung zu Anfang der Reaktion deutlich<br />
höher. Grund hierfür ist einerseits die höhere Verfügbarkeit des Substrats zum Startzeitpunkt der<br />
Umsetzung, die eine hohe Wechselzahl des Enzyms erlaubt, sowie andererseits die zunehmende<br />
55
Saccharide [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Anwesenheit inhibierender Monosaccharide im späteren Reaktionsverlauf. Monosaccharide sind<br />
das Produkt der Hydrolyse <strong>von</strong> Lactose bzw. später des Abb<strong>aus</strong> <strong>von</strong> GOS durch die β-<br />
Galactosidase. Bei hinreichend langer Reaktionszeit würden sie die alleinigen Reaktionsprodukte<br />
darstellen. Der Anteil freier Glucose ist dabei in Abbildung 5-14 zunächst höher als der der<br />
Galactose, bedingt durch den Aufbau der GOS innerhalb der betrachteten Reaktionsdauer. Die<br />
Transgalactosylierungsreaktion überwiegt die Hydrolyse der gebildeten GOS innerhalb der ersten<br />
60 Minuten. Die maximale Ausbeute an GOS beträgt bei einer Ausgangslactosekonzentration<br />
<strong>von</strong> 212 g/L etwa 21,0 ± 0,174 Gew.-%. Mit voranschreitender Reaktionszeit reduziert sich diese<br />
wiederum bis auf 14,5 ± 1,406 Gew.-% (nach 300 Minuten).<br />
100<br />
Lactose Glucose Galactose GOS<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 100 200 300<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 5-14: Zeitlicher Verlauf der Saccharidzusammensetzung in Gew.-% im Verlauf der GOS-<br />
Synthese <strong>aus</strong> Lactose durch β-Gal (0,2 g/L β-Gal (gr.); 212 g/L Lactose; pH 4,5; 30 °C)<br />
Verschiedene Forschergruppen haben sich bereits mit der Beschreibung der Reaktionskinetik<br />
<strong>von</strong> β-Galactosidasen befasst [139, 147, 235, 236]. Nach Palai et al. (2013) [237] lässt sich dieser<br />
Mechanismus über sechs Reaktionsgleichungen mit 11 kinetischen Konstanten abbilden.<br />
Die Transgalactosylierung setzt sich in diesem Modell, anders als bei Kim et al. (2004) [235] und<br />
Boon et al. (1999) [236], <strong>aus</strong> zwei elementaren Reaktionen zusammen. Dies sind die Abspaltung<br />
<strong>von</strong> Glucose und eine anschließende Übertragung <strong>von</strong> Galactose auf Lactose zur Bildung <strong>von</strong><br />
GOS. Die Dissoziation des Lactose-Enzym-Komplexes in den Galactosyl-Enzym-Komplex wird<br />
als reversible Reaktion verstanden. Zudem erfolgt eine explizite Bilanzierung <strong>von</strong> Glucose und<br />
Galactose anders als in vorangegangenen Veröffentlichungen in denen beide Saccharide als eine<br />
Spezies als Monosaccharid zusammengefasst werden [139, 147]. Das Modell umfasst neben der<br />
Transgalactosylierung kompetitive Reaktionen wie die Hydrolyse und die Inhibierung des<br />
56
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Biokatalysators durch Monosaccharide. Das Modell vernachlässigt dennoch die Bildung und den<br />
konsekutiven Abbau <strong>von</strong> GOS unterschiedlichen Polymerisationsgrads. Dies ist der Komplexität<br />
des dar<strong>aus</strong> resultieren Modells und der benötigten Analytik zur Identifizierung der einzelnen GOS-<br />
Strukturen geschuldet. Im Folgenden wird zur Beschreibung der in Abbildung 5-14 dargestellten<br />
Kinetik für das grundlegende Verständnis der Zusammenhänge das vollständige Reaktionsschema<br />
dargestellt:<br />
Bildung des Galactosyl-Enzym-Komplex und Abspaltung <strong>von</strong> Glucose<br />
E + Di E-Di (26)<br />
k2<br />
E-Di E-Gal + Glu (27)<br />
k-2<br />
k1<br />
k-1<br />
Hydrolyse (und Hemmung durch Galactose) und Bildung <strong>von</strong> Galactobiose<br />
k3<br />
E-Gal E + Gal (28)<br />
k-3<br />
k4<br />
E-Gal + Gal E + Di (29)<br />
k-4<br />
Transgalactosylierung<br />
E-Gal + Di<br />
k5<br />
k-5<br />
E-Tri<br />
(30)<br />
k6<br />
E-Tri E + Tri (31)<br />
k-6<br />
k7<br />
E-Gal + Tri E-Tetra (32)<br />
k-7<br />
E-Tetra<br />
k8<br />
k-8<br />
E + Tetra<br />
(33)<br />
E-Gal + Tetra<br />
k9<br />
k-9<br />
E-Penta<br />
(34)<br />
k10<br />
E-Penta E + Penta (35)<br />
k-10<br />
Zum Reaktionsstart liegt die Lactose (Disaccharid, Di) als alleinige Saccharidfraktion vor. Über<br />
die Bindung des Enzyms (E) an die Galactoseuntereinheit und die Abspaltung <strong>von</strong> Glucose, wird<br />
ein Galactosyl-Enzym-Komplex (E-Gal) <strong>aus</strong>gebildet (Gleichung 26 und 27). Die (Rück-) Reaktion<br />
des Galactosyl-Enzym-Komplex mit Glucose führt zur Bildung <strong>von</strong> Disacchariden. Hierbei kann<br />
es sich theoretisch um Lactose oder Allolactose handeln. Beide werden im obigen Schema als<br />
Disaccharide (Di) zusammengefasst. Im Verlauf der enzymatischen Umsetzung entstehen durch<br />
Hydrolyse (Gleichung 28) und Transgalactosylierung (Gleichungen 29 – 35) Glucose (Glu) und<br />
57
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Galactose (Gal), Disaccharide (Lactose, Allolactose, Galactobiose) sowie Oligosaccharide<br />
unterschiedlicher Kettenlänge (Trisaccharide (Tri), Tetrasacharide (Tetra), Pentasaccharide<br />
(Penta)). Anhand des Schemas lassen sich zwei Schlussfolgerungen ziehen. Die Bildung der<br />
Oligosaccharide und die zu erzielende Ausbeute wird hiernach über das Verhältnis der<br />
Hydrolyse- zur Transgalactosylierungsreaktion (k3[E-Gal] versus k5[E-Gal][Di], k7[E-Gal][Tri],<br />
k9[E-Gal][Tetra]) bestimmt. Dieses Verhältnis wird dabei über die Gesamtsaccharidkonzentration<br />
bzw. die damit einhergehende Wasseraktivität gesteuert. Weiterhin wird deutlich, dass der<br />
anfängliche Kettenaufbau der Oligosaccharide und der anschließende Abbau auf das Verhältnis<br />
zwischen kurz- und längerkettigen Sacchariden zurückzuführen ist.<br />
Zum Reaktionsbeginn setzt das Enzym die vorgelegten Disaccharide um. Im späteren<br />
Reaktionsverlauf nimmt der relative Anteil längerkettiger Saccharide (Tri, Tetra, Penta) zu.<br />
Entscheidend ist, ob das freie Enzym auf ein kurzkettiges oder ein längerkettiges Saccharid trifft.<br />
Einfluss der Enzym- und Substratkonzentration<br />
Die Enzymmenge bestimmt für eine festgelegte Substratkonzentration die Geschwindigkeit der<br />
Lactoseumsetzung. Abbildung 5-15 zeigt den zeitlichen Verlauf des Lactose-Umsatzes (unten)<br />
und der GOS-Ausbeute (oben) in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Biokatalysatormenge für<br />
Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentrationen <strong>von</strong> 94 (links) bzw. 200 g/L (rechts).<br />
Die Erhöhung der Enzymkonzentration führt für beide Lactosekonzentrationen zu einer<br />
schnelleren Umsetzung des Substrats. Ebenso wirkt sich die Biokatalysatormenge auf die<br />
Geschwindigkeit der GOS-Bildung <strong>aus</strong>. Die maximale Ausbeute der GOS wird in kürzerer Zeit<br />
erreicht. Gleichzeitig erhöht sich jedoch auch die Geschwindigkeit der Hydrolyse des gebildeten<br />
Produktes. Ein Vergleich der Enzymkonzentrationen mit der jeweiligen Reaktionsdauer bis zum<br />
Erreichen der maximalen GOS-Ausbeute offenbart einen annähernd linearen Zusammenhang<br />
zwischen beiden Größen. Eine Verdopplung der Biokatalysatorkonzentration <strong>von</strong> 0,1 auf 0,2 g/L<br />
halbiert die Zeit bis zum Erreichen der optimalen GOS-Ausbeute <strong>von</strong> 30 auf 15 min bei einer<br />
Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration <strong>von</strong> 94 g/L. Ein schneller Substratumsatz kann im Falle einer<br />
sehr hohen Lactosekonzentration <strong>von</strong> Vorteil sein, da die Wahrscheinlichkeit der Kristallisation<br />
mit andauernder Übersättigung der Lösung steigt. Gleichzeitig erfordert ein hoher Enzymeinsatz<br />
eine unmittelbare Beendung der Reaktion zum Zeitpunkt der maximalen GOS-Ausbeute. Das<br />
Zeitfenster für diesen Schritt verkleinert sich mit der eingesetzten Biokatalysatormenge.<br />
Im Verlauf enzymkatalysierter Reaktionen liegt der Biokatalysator entweder als freies Molekül<br />
oder im Komplex mit dem Substrat vor. Die eigentliche katalytische Reaktion und der zumeist<br />
geschwindigkeitsbestimmende Schritt der Umsetzung finden dabei im Enzym-Substrat-Komplex<br />
statt. Somit hängt die Reaktionsgeschwindigkeit <strong>von</strong> der Konzentration dieses Komplexes ab.<br />
Dessen Konzentration wiederum wird durch den Sättigungsgrad des Biokatalysators bestimmt.<br />
Bei hinreichend hohen Substratkonzentrationen wird die maximale Reaktionsgeschwindigkeit<br />
lediglich durch die Enzymkonzentration bestimmt, da hier alle Enzyme als Komplex und nicht als<br />
freie Moleküle vorliegen. Ist die Substratkonzentration zu gering, um eine vollständige Sättigung<br />
zu gewährleisten, wird die maximale Reaktionsgeschwindigkeit nicht erreicht. In diesem Fall wirkt<br />
58
Lactose-Umsatz [Gew.-%]<br />
Lactose-Umsatz [Gew.-%]<br />
GOS-Ausbeute [Gew.-%]<br />
GOS-Ausbeute [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
sich die Substratkonzentration damit direkt auf die Geschwindigkeit der enzymatischen<br />
Umsetzung <strong>aus</strong>.<br />
Während sich die Enzymkonzentration lediglich auf die Kinetik der Reaktion <strong>aus</strong>wirkt, hat die<br />
Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration einen entscheidenden Einfluss auf die maximale Ausbeute, da<br />
diese das Verhältnis <strong>von</strong> Transgalactosylierungs- zu Hydrolysereaktion bestimmt (Gleichungen<br />
28 – 35).<br />
25<br />
0,2 g/L 0,1 g/L<br />
25<br />
0,4 g/L 0,2 g/L 0,1 g/L<br />
20<br />
20<br />
15<br />
15<br />
10<br />
10<br />
5<br />
5<br />
0<br />
0 20 40 60<br />
Zeit [min]<br />
0<br />
0 50 100 150 200<br />
Zeit [min]<br />
0,2 g/L 0,1 g/L<br />
0,4 g/L 0,2 g/L 0,1 g/L<br />
100<br />
100<br />
80<br />
80<br />
60<br />
60<br />
40<br />
40<br />
20<br />
20<br />
0<br />
0 20 40 60<br />
Zeit [min]<br />
0<br />
0 50 100 150 200<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 5-15: Zeitlicher Verlauf der GOS-Ausbeute (oben) und des Lactose-Umsatzes (unten) in<br />
Abhängigkeit <strong>von</strong> der Enzymkonzentration für Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentrationen <strong>von</strong> 94 g/L (links) und<br />
200 g/L (rechts) (β-Gal (gr.); pH 4,5; 30 °C)<br />
59
GOS-Ausbeute [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Um den Einfluss <strong>von</strong> Enzym- und Substratkonzentration zu quantifizieren, werden β-<br />
Galactosidase Konzentrationen <strong>von</strong> 0,1 - 0,4 g/L und Lactoselösungen mit 94 - 440 g/L<br />
eingesetzt. In Abbildung 5-16 ist die maximal erreichbare GOS-Ausbeute (y-Achse) gegen<br />
unterschiedliche Enzym/Substrat-Verhältnisse (z. B. 0,1 g/L β-Galactosidase zu 440 g/L Lactose<br />
= 0,23 · 10 -3 (x-Achse)) aufgetragen. Die Produkt<strong>aus</strong>beute steigt hierbei unabhängig vom<br />
Verhältnis lediglich in Abhängigkeit <strong>von</strong> der eingesetzten Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration. Das<br />
Enzym synthetisiert <strong>aus</strong> 94 g/L Lactose eine Saccharidmischung, deren GOS-Anteil (GOS-<br />
Ausbeute) bei 19,6 ± 0,007 Gew.-% liegt. Unter Einsatz einer 440 g/L Lactoselösung steigt die<br />
Ausbeute der Oligosaccharide auf maximal 26,3 ± 0,088 Gew.-%.<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5<br />
Enzym/Lactose-Verhältnis·10 -3 [-]<br />
Ausgangslactosekonzentration<br />
↑<br />
Enzym/Lactose<br />
0,1/440<br />
0,2/440<br />
0,4/440<br />
0,1/333<br />
0,2/333<br />
0,4/333<br />
0,1/222<br />
0,2/222<br />
0,4/222<br />
0,1/94<br />
0,2/94<br />
Abbildung 5-16: Einfluss des Enzym/Substrat-Verhältnisses auf die maximale GOS-Ausbeute (0,1 - 0,4 g/L<br />
β-Gal (gr.); 94 - 440 g/L Lactose; pH 4,5; 30 °C)<br />
Wird die GOS-Ausbeute in Bezug zum Anteil an hydrolysierter Lactose gesetzt (Abbildung 5-17),<br />
ist festzustellen, dass sich bei hohen Lactosestartkonzentrationen (unabhängig <strong>von</strong> der<br />
Enzymkonzentration) eine Verschiebung der maximalen GOS-Ausbeute hin zu einer höheren<br />
Substrathydrolyse verzeichnen lässt.<br />
60
GOS-Ausbeute [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
30<br />
Enzym/Lactose<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Ausgangslactosekonzentration<br />
↑<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Lactose-Umsatz [Gew.-%]<br />
0,1/440<br />
0,2/440<br />
0,4/440<br />
0,1/333<br />
0,2/333<br />
0,4/333<br />
0,1/222<br />
0,2/222<br />
0,4/222<br />
Abbildung 5-17: GOS-Ausbeute in Relation zum Lactose-Umsatz in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Enzym-<br />
(0,1 – 0,4 g/L) und Ausgangslactose- (222 – 440 g/L) Konzentration (β-Gal (gr.); pH 4,5; 30 °C)<br />
Einfluss des pH-Werts und der Temperatur<br />
Aus den Untersuchungen zur Aktivität und Stabilität des Enzyms in Abhängigkeit vom pH-Wert<br />
und der Temperatur (Kapitel 5.2) mittels oNPG-Assay müssen die Grenzen, innerhalb derer die<br />
Prozessparameter gewählt werden können, abgelesen werden. Auf diese Weise wird dem<br />
Aktivitätsverlust des Biokatalysators durch ungeeignete Betriebsführung vorgebeugt.<br />
Der pH-Wert <strong>von</strong> Sauermolke, die letztlich zur GOS-Synthese eingesetzt werden soll, liegt bei<br />
4,5 und somit sowohl im Bereich des Aktivitäts- als auch im Bereich des Stabilitätsoptimums des<br />
Enzyms. Die Untersuchungen zur Abhängigkeit der GOS-Synthese in Abhängigkeit vom pH-Wert<br />
zwischen 3,5 und 5,5 zeigen zudem keine Unterschiede hinsichtlich der maximalen Ausbeute<br />
(Tabelle 5-4). Produktionsbedingte Schwankungen innerhalb der <strong>Molke</strong>nzusammensetzung und<br />
damit einhergehende Abweichungen des pH-Werts wirken sich entsprechend nicht auf den<br />
angestrebten Prozess zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> <strong>aus</strong>. Lediglich vor dem Hintergrund<br />
einer Mehrfachnutzung des Enzyms über einen längeren Zeitraum sollten pH-Werte <strong>von</strong> 3,5 und<br />
darunter vermieden werden.<br />
Tabelle 5-4: pH-Wert Einfluss auf die maximale GOS-Ausbeute (0,4 g/L β-Gal (gr.); 270 g/L Lactose; 50 °C)<br />
pH-Wert 3,5 4,5 5,5<br />
Max. GOS-Ausbeute [Gew.-%] 21,42 ± 0,038 21,08 ± 0,266 22,35 ± 0,034<br />
61
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Aus Kapitel 5.2.1 geht hervor, dass das Aktivitätsoptimum des Enzyms bei 55 °C liegt.<br />
Demgegenüber sinkt jedoch die Langzeitstabilität mit zunehmender Temperatur (Kapitel 5.2.2).<br />
Tabelle 5-5 zeigt die maximale Ausbeute an GOS für drei Temperaturstufen. In Übereinstimmung<br />
mit den in der Literatur genannten Untersuchungen (Kapitel 2.3.2.2) lässt sich keine relevante<br />
Abhängigkeit der GOS-Ausbeute <strong>von</strong> diesem Parameter feststellen.<br />
Tabelle 5-5: Temperatureinfluss auf die maximale GOS-Ausbeute (0,4 g/L β-Gal (gr.); 360 g/L Lactose;<br />
pH 4,5)<br />
Temperatur 35 °C 42,5 °C 50 °C<br />
Max. GOS-Ausbeute [Gew.-%] 23,72 ± 0,233 23,95 ± 0,343 24,11 ± 0,047<br />
Da in den betrachteten Grenzen keine Abhängigkeit der maximalen GOS-Ausbeute <strong>von</strong> der<br />
Temperatur und dem pH-Wert auftritt, ist die Enzymstabilität zunächst das entscheidende<br />
Kriterium, das zur Festlegung der Betriebsparameter dient. Für die kontinuierliche Umsetzung<br />
muss die enzymatische Aktivität über einen möglichst langen Zeitraum erhalten bleiben.<br />
Entsprechend werden in den folgenden Versuchen Temperaturen <strong>von</strong> unter 35 °C und ein pH-<br />
Wert <strong>von</strong> 4,5 gewählt.<br />
5.2.4 GOS-Synthese <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong><br />
Die bisherigen Versuche zur GOS-Synthese mittels der β-Galactosidase <strong>aus</strong> A. oryzae wurden<br />
auf Basis <strong>von</strong> synthetischen Lactoselösungen durchgeführt. Im Folgenden wird nun eine<br />
Übertragung der GOS-<strong>Herstellung</strong> auf das Medium <strong>Molke</strong> erfolgen. Fischer und Kleinschmidt<br />
(2015) [238] untersuchen die GOS-Synthese auf Basis <strong>von</strong> Süßmolke (38 g/L<br />
Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration) mit einem Enzym <strong>aus</strong> K. lactis und stellen fest, dass der<br />
Biokatalysator seine Aktivität innerhalb <strong>von</strong> 30 Minuten verliert. Sie erreichen daher lediglich eine<br />
GOS-Ausbeute <strong>von</strong> 4,3 Gew.-%. Auf reiner Lactose werden im direkten Vergleich 10,93 Gew.-%<br />
GOS synthetisiert [238]. Unter Verwendung des Enzyms <strong>aus</strong> K. lactis ist entsprechend keine<br />
Übertragung der Oligosaccharidbildung auf Süßmolke möglich. Somit stellt sich an dieser Stelle<br />
die Frage, ob die GOS-Synthese auf Basis <strong>von</strong> Sauermolke (MP/MPK) mit Hilfe des in dieser<br />
Arbeit gewählten und charakterisierten Enzyms <strong>aus</strong> A. oryzae möglich ist. Hierbei gilt es<br />
insbesondere zu klären, inwieweit sich eine Konzentrierung der <strong>Molke</strong> <strong>aus</strong>wirkt und ob die<br />
sonstigen <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffe, mit Ausnahme <strong>von</strong> Lactose, einen Einfluss auf die GOS-Synthese<br />
<strong>aus</strong>üben.<br />
Hinsichtlich des generellen Reaktionsablaufs ergibt sich zunächst kein Unterschied zwischen<br />
dem Einsatz der zuvor untersuchten reinen Lactoselösung (Abbildung 5-14) im Vergleich zu MP<br />
(Abbildung 5-18).<br />
62
Saccharide [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Lactose Glucose Galactose GOS<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 50 100 150 200<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 5-18: Zeitlicher Verlauf der Saccharidzusammensetzung während der GOS-Synthese <strong>aus</strong> MP<br />
(0,1 g/L β-Gal (gr.); 140 g/L Lactose; pH 4,45; 30 °C)<br />
Die maximal erreichbare Ausbeute an GOS liegt hier bei etwa 20 ± 0,106 Gew.-%. Die Synthese<br />
der Oligosaccharide <strong>aus</strong> MP ist somit möglich. Durch eine Erhöhung der Lactosestartkonzentration<br />
kann die Ausbeute an GOS gesteigert werden (Kapitel 2.3.2.2). Praktisch lässt sich<br />
dies durch die Konzentrierung <strong>von</strong> MP mittels NF (Kapitel 5.1) realisieren. Nachfolgend wird<br />
deshalb der zeitliche Verlauf der GOS-Ausbeute für MPK unterschiedlicher<br />
Konzentrierungsstufen (Abbildung 5-19, links) betrachtet. Die MPK weisen einen<br />
Ausgangslactosewert <strong>von</strong> 267 bzw. 386 g/L auf und entstammen einem Konzentrierungsversuch<br />
mittels NF. Vor dem Hintergrund einer weiteren Optimierung der GOS-Ausbeute werden die<br />
genannten MPK mit zusätzlicher Lactose bis zur Sättigung (533 g/L) versetzt (Abbildung 5-19,<br />
rechts). Hierbei soll untersucht werden, ob eine weitere Konzentrierung, sofern realisierbar,<br />
zweckmäßig erscheint. Ebenso soll das absolute Maximum der GOS-Ausbeute der β-<br />
Galactosidase identifiziert werden.<br />
Im Falle der Startkonzentration <strong>von</strong> 267 g/L Lactose beträgt die maximale GOS-Ausbeute<br />
24,26 Gew.-% (65 g/L) (Abbildung 5-19, links). Eine Konzentrierung auf 386 g/L mittels<br />
Nanofiltration erhöht die Ausbeute auf 26,10 Gew.-% (100 g/L). Beim Einsatz derselben<br />
Enzymmenge wird die maximale Ausbeute nach 60 bzw. 80 min Reaktionszeit erreicht.<br />
Anschließend erfolgt ein Abbau der GOS hin zu Monosacchariden, der bei geringeren<br />
Saccharidkonzentrationen, wie bereits in Kapitel 5.2.3 diskutiert, schneller voranschreitet.<br />
63
GOS-Ausbeute [Gew.-%]<br />
GOS-Ausbeute [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
30<br />
MPK267<br />
MPK386<br />
30<br />
MPK267 + Lac<br />
MPK386 + Lac<br />
25<br />
25<br />
20<br />
20<br />
15<br />
15<br />
10<br />
10<br />
5<br />
5<br />
0<br />
0 50 100 150<br />
0<br />
0 100 200 300<br />
Zeit [min]<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 5-19: Zeitlicher Verlauf der GOS-Ausbeute <strong>aus</strong> MPK unterschiedlicher Konzentrierungsstufen<br />
mit Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentrationen <strong>von</strong> 267 g/L bzw. 386 g/L (8 g/L β-Gal (fl.); 37 °C) (links) und für mit<br />
Lactose gesättigte MPK (8 g/L β-Gal (fl.); 533 g/L Lactose; 50 °C) (rechts)<br />
Aus Abbildung 5-18 lässt sich erkennen, dass auf Basis des in der <strong>Molke</strong>rei anfallenden MP<br />
(140 g/L Lactose) eine maximale Ausbeute an GOS im Batch-Versuch <strong>von</strong> 20,5 Gew.-% erzielt<br />
werden kann. Eine Konzentrierung der in der Sauermolke enthaltenen Lactose um den Faktor<br />
2,76 erbringt somit eine Steigerung der Ausbeute um 5,6 Prozentpunkte. Wesentlicher Vorteil der<br />
Konzentrierung ist, neben einer Entsalzung der <strong>Molke</strong>, die Reduzierung des Volumens. Pro Liter<br />
<strong>Molke</strong>nkonzentrat sind rund 70 g mehr GOS enthalten als in demselben Volumen ohne<br />
Konzentrierung.<br />
Anhand des zeitlichen Verlaufs der GOS-Ausbeute für die mit zusätzlicher Lactose versetzten<br />
MPK (Abbildung 5-19, rechts) können zwei Schlussfolgerungen gezogen werden. Zum einen<br />
bestehen weder hinsichtlich der Kinetik noch hinsichtlich der GOS-Ausbeute Unterschiede<br />
zwischen den beiden Ansätzen. Die Produktbildung ist damit lediglich <strong>von</strong> der Konzentration des<br />
gelösten Substrats abhängig. Unterschiede in der sonstigen Zusammensetzung (Salzgehalt und<br />
Milchsäure), die durch die Rückhaltecharakteristik des NF-Verfahrens und den Grad der<br />
Konzentrierung bestimmt wird, wirken sich in diesem Konzentrationsbereich nicht <strong>aus</strong>. Zum<br />
anderen ist, im Vergleich zu den vorherigen Ergebnissen (Abbildung 5-19, links), keine<br />
signifikante Steigerung der GOS-Ausbeute erkennbar. Trotz der Erhöhung der<br />
Lactosekonzentration um weitere 147 g/L werden maximale Werte <strong>von</strong> 27 ± 1,207 Gew.-% erzielt.<br />
Dieser Wert liegt im Vergleich lediglich um 0,9 Punkte höher als zuvor. Dieses Ergebnis deckt<br />
sich mit der Schlussfolgerung, die Torres et al. (2010) [104] in ihrem Review anhand einer<br />
Literaturstudie offenlegen. Im Bereich geringerer Lactosekonzentrationen bis 300 g/L ist eine<br />
proportionale Abhängigkeit zur GOS-Ausbeute erkennbar. Eine Erhöhung über die genannte<br />
Substratkonzentration hin<strong>aus</strong> wirkt sich jedoch nicht mehr <strong>aus</strong>. Mit Hilfe einer β-Galactosidase<br />
<strong>aus</strong> A. oryzae (Enzeco ® Fungal Lactase) erreichen Guerrero et al. (2014) [239] unter Einsatz<br />
64
GOS-Ausbeute [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
einer 500 g/L Lactoselösung eine GOS-Ausbeute <strong>von</strong> 27 Gew.-%. Diese Angabe entspricht dem<br />
in dieser Arbeit maximal erreichten Wert.<br />
GOS-Synthese auf Basis reiner Lactose im Vergleich zu <strong>Molke</strong><br />
Um eine bessere Bewertung der GOS-Synthese auf Basis <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> im Vergleich zu reinen<br />
Lactoselösungen zu ermöglichen, sind in Abbildung 5-20 die maximal erreichbaren<br />
Oligosaccharid<strong>aus</strong>beute gegen die Ausgangskonzentration an Lactose für reine<br />
Lactoselösungen, <strong>Molke</strong> unterschiedlicher Konzentrierungsstufen (MP, MPK) sowie für zusätzlich<br />
mit Lactose versetztes MPK aufgetragen.<br />
Für beide Medien steigt die GOS-Ausbeute mit der Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration. Die<br />
dargestellten Resultate weisen hierbei jedoch auf eine höhere Produkt<strong>aus</strong>beute beim Einsatz <strong>von</strong><br />
<strong>Molke</strong> im Vergleich zu reiner Lactoselösung hin. Dieser Effekt scheint für höher konzentrierte<br />
MPK <strong>aus</strong>geprägter. Auch Pocedicová et al. (2010) [133] ermitteln eine leicht erhöhte GOS-<br />
Ausbeute beim Einsatz eines Enzyms <strong>aus</strong> K. lactis auf Süßmolkenpermeat im Vergleich zu einer<br />
Lactosereferenzlösung (200 g/L). Demgegenüber erzielen Fischer und Kleinschmidt (2015) [238]<br />
ähnliche Ergebnisse beim Einsatz <strong>von</strong> Sauermolkenpulver im Vergleich zu reinen<br />
Lactoselösungen (200 g/L) durch ein Enzym <strong>aus</strong> A. oryzae. Die in dieser Arbeit durchgeführten<br />
Untersuchungen umfassen einen Bereich höherer Lactose- und Salzkonzentrationen.<br />
30<br />
Lactose MP bzw. MPK MPK + Lactose<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600<br />
Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration [g/L]<br />
Abbildung 5-20: Vergleich der GOS-Ausbeute in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Ausgangslactosekonzentration für<br />
Lactoselösungen, MPK unterschiedlicher Konzentrierungsstufen sowie mit zusätzlicher Lactose versetztes<br />
MPK<br />
Die Ursache für das in Abbildung 5-20 dargestellte Ergebnis könnte in der komplexen<br />
Zusammensetzung der <strong>Molke</strong> begründet liegen. Proteine zeichnen sich durch eine dynamische<br />
65
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
makromolekulare Struktur <strong>aus</strong>, die durch nicht kovalente Wechselwirkungen zwischen den<br />
Aminosäureresten innerhalb der Polypeptidketten stabilisiert wird. Diese 3D-Struktur bestimmt<br />
die Aktivität des Biokatalysators und kann in Gegenwart eines Lösungsmittels sowohl durch<br />
externe hydrophobe als auch durch elektrostatische Wechselwirkungen beeinflusst werden.<br />
Insbesondere Salze spielen hier eine Rolle [240–242].<br />
Verschiedene Autoren stellen speziell für β-Galactosidasen die Bedeutung der Struktur-<br />
Eigenschaftsbeziehungen her<strong>aus</strong> [243, 244]. So beschreiben Juers et al. (2012) [245] in ihrem<br />
Review, dass die Bindung des Substrats zunächst oberhalb der aktiven Stelle des Enzyms erfolgt,<br />
dieses dann jedoch tiefer in die molekulare Struktur gelangt, wo die eigentliche katalytische<br />
Reaktion stattfindet. Das aktive Zentrum <strong>von</strong> β-Galactosidasen besitzt hierbei eine<br />
Schlaufenform, die sowohl in einem offenen als auch in einem geschlossenen Zustand vorliegen<br />
kann. Die Dynamik wird durch hydrophobe und elektrostatische Wechselwirkungen zwischen den<br />
Aminosäureresten hervorgerufen. Eingriffe in diesen Mechanismus führen zu einer Veränderung<br />
der Substratspezifität, wodurch wiederum die Transgalactosylierungsreaktion gegenüber der<br />
Hydrolyse bevorzug katalysiert werden kann. Es ist nun anzunehmen, dass die Salze in der <strong>Molke</strong><br />
mit bestimmten Aminosäuren des Enzyms in Wechselwirkung treten und so eine konformelle<br />
Änderung der makromolekularen Struktur hervorrufen, die den Bereich des aktiven Zentrums<br />
mitbetrifft. Hierdurch treten sterische Effekte ein, die den Kettenaufbau hin zu GOS begünstigen<br />
und/oder den Abbau derselben zu Monomeren benachteiligen.<br />
Charakterisierung der GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong><br />
Eine nähere Charakterisierung der GOS-Fraktion kann mittels HPLC-FLD Analytik erfolgen.<br />
Diese Methode gibt Aufschluss über die Kettenlängenverteilung der Oligosaccharide und dient<br />
dem Vergleich mit anderen GOS-Präparaten. Die Struktur der GOS wird hierbei maßgeblich<br />
durch das eingesetzte Enzympräparat (hier: β-Galactosidase <strong>aus</strong> A. oryzae) bestimmt (siehe<br />
2.3.2.2) und steht im Kontext zu deren präbiotischer Wirkung [246–248]. Somit kann die<br />
Kettenlängenverteilung einen ersten Aufschluss über die Qualität der Saccharidfraktion geben.<br />
Proben <strong>von</strong> GOS-haltigem MPK (25 ± 1,1 Gew.-% GOS) werden nachfolgend analysiert. In<br />
Abbildung 5-21 ist die Zusammensetzung der Saccharidfraktion (Zuckerfraktion ohne Lactose,<br />
Glucose, Galactose) dargestellt.<br />
Neben Lactose finden sich in der Probe zwei weitere Disaccharide (2,1 ± 0,273<br />
bzw.17,0 ± 8,304 Gew.-%) wieder. Hierbei kann es sich um Galactobiose (Verbindung <strong>aus</strong> zwei<br />
Galactoseeinheiten) oder um Allolactose (β1-6 Verknüpfung <strong>von</strong> Glucose und Galactose)<br />
handeln [152].<br />
66
GOS-Ausbeute [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Di- Di- Tri- Tetra- Penta-<br />
Saccharide<br />
Abbildung 5-21: Zusammensetzung der Saccharidfraktion des GOS-haltigen MPK (ohne Lactose, Glucose<br />
und Galactose)<br />
Den Hauptanteil machen mit 60,4 ± 6,802 Gew.-% Trisaccharide <strong>aus</strong>, gefolgt <strong>von</strong> Tetra-<br />
(17,2 ± 1,394 Gew.-%) und Pentasacchariden (3,3 ± 0,360 Gew.-%). Höher polymerisierte GOS<br />
sind nicht nachweisbar. Bisherige Veröffentlichungen zur Zusammensetzung der durch eine β-<br />
Galactosidase <strong>aus</strong> A. oryzae synthetisierten GOS-Fraktion beziehen sich auf den Einsatz reiner<br />
Lactoselösungen, nicht jedoch auf konzentrierte <strong>Molke</strong>. In Übereinstimmung mit den in dieser<br />
Arbeit dargestellten Ergebnissen zeigt sich dennoch, dass auch auf Basis <strong>von</strong> reiner Lactose<br />
bevorzugt Trisaccharide synthetisiert werden [143, 249, 250]. Albayrak et al. (2002) [251] zeigen<br />
beispielsweise, dass der Einsatz eines Enzyms <strong>aus</strong> A. oryzae auf Lactose (400 g/L) eine GOS-<br />
Ausbeute <strong>von</strong> 27 Gew.-% hervorbringt, die zu 70 % <strong>aus</strong> Trisacchariden besteht. Tetra- und<br />
Pentasaccharide sind mit 25 bzw. 5 % in geringerem Maße vorhanden. Anhand des<br />
Chromatogramms (Abbildung 9-7 und Abbildung 9-8 im Anhang) wird deutlich, dass jedem<br />
Polymerisationsgrad mindestens drei Peaks zuzuordnen sind. Die zugehörigen Saccharide<br />
unterscheiden sich anhand der Verknüpfungsstellen zwischen den Monosacchariden (Kapitel<br />
2.3). Diese Komplexität der Zusammensetzung <strong>von</strong> GOS-Proben zeigt sich auch in der Literatur.<br />
Toba et al. (1985) [156] finden 15 Oligosaccharide in ihrer GOS-Fraktion, <strong>von</strong> denen drei Tri-,<br />
zwei Tetra- sowie ein Pentasaccharid strukturell identifiziert werden können. Urrutia et al. (2013)<br />
[152] weisen insgesamt sieben Trisaccharide sowie zwei Tetrasaccharide in ihrer GOS-Probe<br />
nach. Auch ihnen gelingt keine vollständige Strukturaufklärung. Die Beziehung zwischen der<br />
Zusammensetzung der GOS-Fraktion und ihrer präbiotischen Wirksamkeit wird in Kapitel 5.5.4<br />
näher betrachtet.<br />
67
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
5.2.5 Zusammenfassung<br />
Für das eingesetzte Enzympräparat wird ein Aktivitätsoptimum bei pH 4,5 und 55 °C ermittelt.<br />
Das Nebenprodukt der GOS-Synthese Galactose übt eine kompetitiv inhibierende Wirkung <strong>aus</strong>,<br />
während Calciumsalze als <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffe die Aktivität stimulieren. Die Untersuchungen<br />
zeigen, dass eine langfristige Aktivität des Enzyms gewährleistet werden kann, sofern der pH-<br />
Wert des Mediums nicht unter 4,0 fällt. Es kann weiterhin gezeigt werden, dass sich die<br />
Halbwertszeit des Biokatalysators mit steigender Prozesstemperatur im Bereich <strong>von</strong> 30 - 60 °C<br />
verringert. Je nach angestrebter Verfahrensvariante ist somit eine Temperatur zu wählen, die<br />
entweder eine optimale Aktivität oder langfristige Stabilität des Enzyms gewährleistet.<br />
Die GOS-Ausbeute wird <strong>aus</strong>schließlich durch die Ausgangskonzentration der Lactose bestimmt.<br />
Im Bereich bis 400 g/L wird ein linearer Zusammenhang dieser Parameter aufgezeigt und eine<br />
maximale GOS-Ausbeute <strong>von</strong> 27 Gew.-% erzielt. Bei höheren Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentrationen<br />
ist keine weitere lineare Ausbeutesteigerung mit zunehmender Konzentrierung messbar. Ein<br />
analoger Zusammenhang wird unter Einsatz <strong>von</strong> MP bzw. MPK unterschiedlicher<br />
Konzentrierungsstufen aufgezeigt. Ein Vergleich zwischen der GOS-Ausbeute <strong>aus</strong> MPK und<br />
synthetischen Lactoselösungen belegt, dass die Produktbildung bei gleicher Substrat<strong>aus</strong>gangskonzentration<br />
unter Verwendung des komplexen Mediums geringfügig höher ist. Zusätzlich<br />
entspricht die mittels β-Galactosidase <strong>aus</strong> A. oryzae synthetisierte GOS-Fraktion (MPK) einer<br />
ähnlichen Kettenlängenverteilung wie die der auf Basis <strong>von</strong> Lactose synthetisierten und in der<br />
Literatur charakterisierten GOS. Somit scheint die Zusammensetzung des MPK keinen großen<br />
Einfluss auf den Polymerisationsgrad <strong>aus</strong>zuüben.<br />
5.3 Konzentrierung <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> mit integrierter GOS-Synthese<br />
Nachdem die Vorbehandlung der Substratlösung mittels NF und die GOS-Synthese auf Basis<br />
des <strong>Molke</strong>npermeatkonzentrats (MPK) erfolgreich realisiert wurden, sollen die folgenden<br />
Untersuchungen die Möglichkeit einer Verknüpfung beider Verfahrensschritte aufzeigen. Hierbei<br />
wird im Einzelnen untersucht, wie sich die simultane Konzentrierung der Reaktionslösung im<br />
Verlauf der Synthesereaktion auf die GOS-Bildung und die Zusammensetzung der Produktlösung<br />
<strong>aus</strong>wirkt. Gleichzeitig soll die Rückhaltecharakteristik der Saccharide in Abhängigkeit <strong>von</strong> der<br />
Reaktionszeit analysiert werden, um das Potenzial der NF zur selektiven Ausschleusung<br />
unerwünschter Nebenprodukte im Verlauf der GOS-Synthese aufzuzeigen. Vor dem Hintergrund<br />
einer möglichen Übertragung der GOS-Synthese <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> in die industrielle Anwendung ist<br />
zudem eine Reduzierung <strong>von</strong> Verfahrensschritten im Sinne der Prozessintensivierung durch eine<br />
Einsparung <strong>von</strong> Apparaten und eine Verkürzung der Prozesszeit anzustreben.<br />
Grundvor<strong>aus</strong>setzung für eine Realisierung ist die Einhaltung der optimalen Verweilzeit für die<br />
GOS-Synthese bei gleichzeitigem Erreichen der maximalen Konzentrierung der Lösung mittels<br />
NF. Die Komplexität dieser Verfahrensoption ist bedingt durch die Abhängigkeit der<br />
verschiedenen Prozessparameter, deren Dynamik sowie deren gegenseitige Beeinflussung. Die<br />
68
Saccharide [Gew.-%]<br />
Permeatleistung [L/(m²·h)]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Kinetik der GOS-Bildung sowie die Dauer der Konzentrierung werden einerseits durch die<br />
Enzymkonzentration andererseits durch die Leistung der Membran bestimmt, welche wiederum<br />
einen Einfluss aufeinander <strong>aus</strong>üben. Eine hohe Enzymkonzentration reduziert die Leistung der<br />
Filtration und eine geringe Leistung der Filtration verringert den Grad der Konzentrierung des<br />
Enzyms über die Zeit. Mit steigender Enzymkonzentration wird die optimale Verweilzeit für die<br />
GOS-Synthese minimiert, während sich die Dauer der Filtration durch eine geringe<br />
Membranleistung erhöht.<br />
Im hier beschriebenen Versuch wird die Sauermolke zunächst über 75 min hinweg bis auf einen<br />
Lactosegehalt <strong>von</strong> 324 g/L mittels NF vorkonzentriert (Kapitel 5.1.2). Das Enzym wird dann ohne<br />
Unterbrechung des Filtrationsprozesses direkt in den Vorlagetank der NF-Einheit gegeben. Eine<br />
Durchmischung des Reaktionsmediums erfolgt durch die Umwälzung über das Membranmodul.<br />
Mit Zugabe des Enzyms (t = 0 min) startet die Umsetzung der Lactose zu GOS, Glucose und<br />
Galactose. Gleichzeitig erfolgt eine fortlaufende Konzentrierung der Saccharide durch die<br />
Ausschleusung <strong>von</strong> Permeat über die NF-Membran (Abbildung 5-22). Der Versuch wird in<br />
Einzelbestimmung durchgeführt.<br />
GOS Lactose Glucose Galactose Permeatleistung<br />
100%<br />
9<br />
8<br />
80%<br />
7<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
0%<br />
0 5 35 85 115 155 225<br />
Zeit [min]<br />
1<br />
0<br />
Abbildung 5-22: Zusammensetzung der Saccharidfraktion im Konzentrat (Primärachse) und die<br />
Permeatleistung in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Reaktions-/Filtrationszeit (Sekundärachse) (Plattenmodul;<br />
Membranfläche 9 m²; Membran Desal-5DK; TMP 70 – 80 bar; Umwälzung 1000 L/h; β-Gal (fl.) 800 g/200L)<br />
Die GOS-Ausbeute steigt zunächst kontinuierlich an und erreicht nach 85 Minuten einen<br />
stationären Wert <strong>von</strong> 25 - 26 Gew.-%. Der Anteil an Lactose sinkt demgegenüber stetig <strong>von</strong> 100<br />
bis auf 45 Gew.-% (225 min), während die Monosaccharide Glucose und Galactose Werte <strong>von</strong><br />
69
Saccharide [g/L]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
bis zu 21 bzw. 10 Gew.-% erreichen. Der Permeatfluss reduziert sich durch die Konzentrierung<br />
annähernd linear <strong>von</strong> 9,4 auf 0 L/(m²·h). Die Zuckerfraktion besitzt letztlich nach 225 Minuten in<br />
Summe eine Konzentration <strong>von</strong> 421 g/L.<br />
Die eingesetzte NF-Membran Desal-5DK verfügt über einen MWCO <strong>von</strong> 150 - 300 Da. Sie ist<br />
somit selektiv permeabel für die Monosaccharide sowie niedermolekulare <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffe. Im<br />
Verlauf der Filtration steigt die Konzentration <strong>von</strong> Glucose und Galactose im Retentat durch die<br />
Hydrolyse der anderen Saccharide an. Da der Rückhalt <strong>von</strong> Molekülen <strong>von</strong> deren<br />
Molekulargewicht und Konzentration beeinflusst wird, nimmt die Permeation der Monosaccharide<br />
mit der Reaktionszeit zu. Die Konzentration der Glucose im Permeat steigt hierbei bis auf 34 g/L<br />
an. Galactose erreicht einen Wert <strong>von</strong> 12 g/L (Abbildung 5-23).<br />
Diese Differenz ist auf die unterschiedlich hohen Konzentrationen im Retentat zurückzuführen.<br />
Zum Zeitpunkt t = 155 min betragen diese 89 g/L bzw. 36 g/L für Glucose bzw. Galactose.<br />
Aufgrund ihres Molekulargewichts (> 340 Da) werden Lactose (max. 1,4 g/L im Permeat) und<br />
GOS (max. 0,3 g/L im Permeat) nahezu vollständig <strong>von</strong> der Membran zurückgehalten.<br />
40<br />
Lactose Glucose Galactose GOS<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 50 100 150<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 5-23: Konzentrationen der einzelnen Saccharide im Permeat in Abhängigkeit <strong>von</strong> der<br />
Reaktionszeit (Plattenmodul; Membranfläche 9 m²; Membran Desal-5DK; TMP 70 - 80 bar; Umwälzung<br />
1000 L/h; β-Gal (fl.) 800 g/200L)<br />
Der Rückhalt der Komponenten als Quotient ihrer jeweiligen Konzentrationen im Permeat und<br />
Konzentrat ist in Tabelle 5-6 abgebildet. GOS und Lactose werden aufgrund ihres<br />
Molekulargewichts nahezu vollständig <strong>von</strong> der Membran zurückgehalten, während Glucose und<br />
Galactose mit dem Fortschritt der Reaktion und der damit einhergehenden<br />
Konzentrationszunahme in höherem Maße permeieren. Ihr Rückhalt liegt am Ende des Versuchs<br />
bei 58 bzw. 62 %. Somit ermöglicht diese Verfahrensoption eine selektive Ausschleusung<br />
70
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
unerwünschter Nebenprodukte und eine damit verbundene Aufreinigung der Produktlösung<br />
während der GOS-Synthese.<br />
Tabelle 5-6: Rückhalte 5 [%] der Saccharide im Verlauf der Reaktions-/Filtrationszeit<br />
Zeit [min] GOS [%] Lactose [%] Glucose [%] Galactose [%]<br />
5 100 99,77 94,44 91,71<br />
35 99,75 99,66 75,29 74,65<br />
85 99,84 99,68 69,44 73,10<br />
115 99,79 99,55 57,85 62,07<br />
Die Zusammensetzung des Konzentrats am Ende des Versuchs ist in Tabelle 5-7 dargestellt. Der<br />
Anteil der GOS an der Gesamtzuckerfraktion liegt mit 26,23 Gew.-% im Bereich der maximal<br />
erreichbaren Ausbeute vorangegangener Batch-Versuche (Abbildung 5-20).<br />
Tabelle 5-7: Zusammensetzung des GOS-haltigen MPK nach der simultanen Konzentrierung und GOS-<br />
Synthesereaktion<br />
GOS Lactose Glucose Galactose<br />
Konzentration [g/L] 108,25 188,38 88,85 36,04<br />
Saccharide [Gew.-%] 26,23 45,64 19,11 9,02<br />
Die erfolgreiche Integration der enzymatischen Umsetzung in den Konzentrierungsschritt hat den<br />
Vorteil, dass kein separater Rührkessel mit einhergehenden Peripherie-Apparaturen zur<br />
Durchführung der Reaktion im Anschluss an die <strong>Molke</strong>nkonzentrierung benötigt wird. Ebenso<br />
reduziert sich die Prozesszeit im Falle eines Batch-Verfahrens. Ein zusätzlich erwünschter<br />
Nebeneffekt ist die Abtrennung <strong>von</strong> Monosacchariden <strong>aus</strong> der Produktfraktion. Eine partielle<br />
Aufreinigung erfolgt somit ebenfalls bei der vorgestellten integrierten Verfahrensvariante.<br />
Insbesondere eine Abtrennung der Galactose sollte sich stimulierend auf die Aktivität des Enzyms<br />
<strong>aus</strong>wirken, da diese durch das Monosaccharid gehemmt wird (Kapitel 5.2).<br />
5.4 GOS-Synthese im Membranbioreaktor<br />
An dieser Stelle wird die Mehrfachnutzung der Enzyme durch deren Wiedergewinnung über eine<br />
UF-Einheit untersucht. Zu diesem Zweck werden zwei Verfahrensmodi unter Einsatz einer<br />
Membraneinheit (Recycle-Batch- und kontinuierliches Verfahren) mit der bereits betrachteten<br />
5<br />
In Abweichung zu Gleichung 6: R = (1 -<br />
c Permeat<br />
c Konzentrat<br />
) ∙ 100 %<br />
71
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
GOS-Synthese im Batch verglichen. Vor<strong>aus</strong>setzungen, Prozessparameter und die Grenzen der<br />
beiden Verfahren werden experimentell ermittelt. Hierzu wird im Folgenden zunächst der<br />
generelle Einsatz der UF zur Enzymwiedergewinnung analysiert. Anschließend werden die<br />
Verfahrensmodi auf Basis des Mediums MP im Labormaßstab charakterisiert und die Möglichkeit<br />
der Enzymwiedergewinnung unter Einsatz <strong>von</strong> MPK validiert.<br />
5.4.1 Ultrafiltration zur Enzymwiedergewinnung<br />
Im Vorfeld der Versuche muss zunächst die Kompatibilität der Membran und des Enzyms validiert<br />
werden. In den Versuchen <strong>von</strong> Chockchaisawasdee (2004) [167] zur Abtrennung einer β-<br />
Galactosidase (Maxilact ® L2000) mittels UF zeigt sich beispielsweise, dass der Biokatalysator<br />
innerhalb <strong>von</strong> 4 Stunden 40 % seiner Aktivität verliert. Die Adsorption der Proteine an der<br />
Membranoberfläche bedingt den Aktivitätsverlust derselben sowie ein exzessives Fouling und<br />
den damit einhergehenden Leistungsabfall der Trenneinheit. Trotz wiederholter Reinigungszyklen<br />
im Anschluss an den Versuch kann die ursprüngliche Permeatleistung nicht<br />
wiederhergestellt werden [167]. Protein-Protein- sowie Protein-Membran-Wechselwirkungen<br />
hängen <strong>von</strong> den physikalisch-chemischen Eigenschaften der Feedlösung und der<br />
Membranoberfläche ab [252]. Vorrangig ist an dieser Stelle der pH-Wert zu nennen. Fouling tritt<br />
insbesondere dann auf, wenn der pH-Wert der Feedlösung dem isoelektrischen Punkt der<br />
Proteine (Enzyme) entspricht. Proteine agglomerieren bevorzugt, wenn sie eine neutrale<br />
Nettoladung tragen. Zudem bilden sie in diesem Fall eine dichtere Foulingschicht an der<br />
Oberfläche <strong>von</strong> Membranen <strong>aus</strong> [252]. Die statische Adsorption <strong>von</strong> Proteinen steigt mit der<br />
Verringerung des hydrophoben Charakters der Membranen. Dies ist auf die bevorzugte<br />
Adsorption <strong>von</strong> Wassermolekülen anstelle <strong>von</strong> Proteinen an hydrophilen Oberflächen<br />
zurückzuführen. Adsorptionsbedingtes Fouling allein kann eine bis zu 90 %ige Verringerung der<br />
Permeabilität <strong>von</strong> Membranen bewirken. Neben hydrophoben Wechselwirkungen spielen<br />
ebenfalls elektrostatische Wechselwirkungen zwischen den Proteinen und der<br />
Membranoberfläche eine Rolle [253].<br />
Das in dieser Arbeit eingesetzte Enzym <strong>aus</strong> A. oryzae besitzt einen isoelektrischen Punkt bei pH<br />
4,6 [254]. Dieser liegt damit im pH-Wert Bereich des MP und MPK, wodurch das Fouling der UF-<br />
Membran begünstigt wird. Um die Wechselwirkung zwischen Membran und Enzym möglichst<br />
gering zu halten, wird in dieser Arbeit für die Laborversuche eine hydrophilisierte PESU-UF<br />
gewählt und die Kompatibilität zum Enzym zunächst über eine Aktivitätsmessung mittels oNPG-<br />
Assay untersucht. Die Ergebnisse zeigen hierbei keinerlei Beeinträchtigungen der Enzymstabilität<br />
gegenüber der Trenneinheit über einen Zeitraum <strong>von</strong> 5 Stunden.<br />
Der Rückhalt des Enzyms durch die eingesetzte Membran wird über Aktivitätsmessungen im<br />
Permeat sichergestellt. Das Molekulargewicht der GOS nimmt mit dem Polymerisationsgrad <strong>von</strong><br />
342 Da (Disaccharid) bis maximal 1315 Da (Octasaccharid) zu [106]. Somit ist selbst bei den<br />
längerkettigen Sacchariden nicht mit einem Rückhalt durch die 10 kDa Membran zu rechnen.<br />
72
Permeatleistung [L/(m²·h)]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Bisher wird die GOS-Synthese, insbesondere diejenige mit Enzymwiedergewinnung, in der<br />
Literatur für synthetische Lactoselösungen betrachtet. Ein Wechsel des Mediums kann sich<br />
jedoch deutlich auf die Filtration <strong>aus</strong>wirken. Nachfolgend (Abbildung 5-24) ist deshalb die<br />
Permeatleistung der UF-Einheit in Abhängigkeit vom eingesetzten Medium, <strong>von</strong> der<br />
Enzymkonzentration und dem transmembranen Druck (TMP) dargestellt.<br />
Bei der UF handelt es sich um eine Porenmembran. Porengröße und -verteilung bestimmen die<br />
Lage des Trennschnitts, da der Stofftransport fast <strong>aus</strong>schließlich konvektiv erfolgt. Nach einer<br />
Einlaufphase, die durch den Aufbau einer Deckschicht auf der Membran charakterisiert ist, stellt<br />
sich im Crossflow Betrieb ein stationärer Zustand ein. Ein Rücktransport abgelagerter Partikel<br />
kann diffusiv durch die Konzentrationserhöhung an der Membranoberfläche oder<br />
hydrodynamisch infolge der durch Geschwindigkeitsgradienten hervorgerufenen Scherkraft<br />
getrieben sein. Der Permeatfluss im Gleichgewichtszustand steigt mit der Temperatur sowie der<br />
Überströmung, fällt jedoch mit Erhöhung der Feedkonzentration [170].<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 50 100<br />
Zeit [min]<br />
200 g/L Lactose; 0,1 g/L<br />
Enzym; 2 bar<br />
200 g/L Lactose; 0,4 g/L<br />
Enzym; 2 bar<br />
<strong>Molke</strong>npermeat; 0,1 g/L<br />
Enzym; 2 bar<br />
200 g/L Lactose; 0,1 g/L<br />
Enzym; 0,5 bar<br />
200 g/L Lactose; 0,4 g/L<br />
Enzym; 0,5 bar<br />
Abbildung 5-24: Permeatleistung der Labor-UF in Abhängigkeit vom eingesetzten Medium, <strong>von</strong> der<br />
Enzymkonzentration und dem Druck (UF-Kassette; Membranfläche 0,02 m²; Membran PESU 10 kDa;<br />
Umwälzung 200 mL/min; β-Gal (gr.); pH 4,5; Raumtemperatur)<br />
Erwartungsgemäß steigt in den durchgeführten Experimenten die Membranleistung mit der<br />
aufgebrachten transmembranen Druckdifferenz. Während der Permeatfluss der Lactoselösungen<br />
bei 2 bar zu Beginn bei 50 L/(m²·h) liegt, reduziert sich dieser auf 20 L/(m²·h) bei 0,5 bar. Die<br />
Zunahme der Enzymkonzentration <strong>von</strong> 0,1 auf 0,4 g/L reduziert den Fluss demgegenüber nur in<br />
geringerem Maße. Gleichzeitig wirkt sich diese bei hohem Druck stärker <strong>aus</strong> als bei niedrigem.<br />
73
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Grund dafür könnte die Deckschicht sein, die bei höheren Drücken stärker kompaktiert wird und<br />
sich entsprechend deutlicher <strong>aus</strong>wirkt. Der Permeatfluss beim Einsatz <strong>von</strong> MP ist im Vergleich<br />
zum Fluss der Lactoselösung bei gleicher transmembraner Druckdifferenz und gleicher<br />
Enzymkonzentration deutlich geringer. Beim Einsatz <strong>von</strong> Sauermolkenpermeat (MP) muss<br />
gegenüber reinen Lactoselösungen die komplexe Zusammensetzung des Substrats beachtet<br />
werden. Da die zu erwartende Permeatleistung geringer ist, müssen die Membranmodule<br />
entsprechend größer dimensioniert werden.<br />
5.4.2 Verfahrensmodi<br />
Bisher wird die GOS-Synthese in dieser Arbeit lediglich im Rührkesselreaktor im Batch betrachtet,<br />
das heißt unter einmaliger Verwendung des Biokatalysators. Eine Kopplung des Reaktors mit<br />
einer Ultrafiltrationseinheit könnte die Wiedergewinnung der Enzyme und deren mehrmaligen<br />
Einsatz erlauben. Als Grundlage für die weiteren Untersuchungen dient die Reaktionskinetik <strong>aus</strong><br />
Abbildung 5-18. Aus dieser geht hervor, dass das GOS-Optimum unter den eingestellten<br />
Versuchsbedingungen innerhalb <strong>von</strong> 30 bis 120 min Reaktionszeit erreicht ist. Innerhalb dieser<br />
Zeitspanne müssen entsprechend eine Abtrennung der Enzyme und der damit einhergehende<br />
Abbruch der Reaktion erfolgen. Die Kombination <strong>von</strong> Rührkesselreaktor und UF-Einheit bietet<br />
zwei mögliche Verfahrensvarianten: den Recycle-Batch-Betrieb und die kontinuierliche<br />
Fahrweise.<br />
Recycle-Batch<br />
Im Recycle-Batch-Betrieb wird die enzymatische Reaktion zunächst im Rührkesselreaktor<br />
durchgeführt. Anders als beim klassischen Batch-Betrieb wird die Reaktion nicht durch eine<br />
Inaktivierung des Biokatalysators, sondern durch dessen Abtrennung beendet. Die Enzyme<br />
werden durch die Membran im Reaktor zurückgehalten, während die Produktmischung als<br />
Permeat das System verlässt. Dabei erfolgt eine Konzentrierung des Biokatalysators im<br />
Reaktionsvolumen bis dieses (idealerweise) dem Totvolumen der Anlage entspricht.<br />
Anschließend wird das Totvolumen um frische Substratlösung ergänzt, sodass das ursprüngliche<br />
Reaktionsvolumen für den nächsten Batch zu Verfügung steht (Abbildung 5-25). Das Totvolumen<br />
der Anlage umfasst hierbei das freie Volumen im Filtrationsmodul sowie dasjenige in den feedbzw.<br />
konzentratseitigen Schläuchen der Membrananlage. Um ein Einpumpen <strong>von</strong> Luft in die<br />
Filtrationseinheit zu verhindern, werden die Batch-Versuche jeweils beendet, sobald kein<br />
Feedvolumen mehr im Vorlagegefäß vorliegt. Das verbleibende Totvolumen in der Anlage<br />
gelangt somit in den nächsten Versuchsdurchlauf.<br />
Eine entsprechende Verdünnung der Lactosekonzentration im nächsten Batch sowie die<br />
Anwesenheit <strong>von</strong> Mono- und <strong>Galactooligosacchariden</strong> in der Ausgangslösung sind bei dieser<br />
Prozessführung unvermeidbar. Durch die relative Erhöhung des Reaktionsvolumens lässt sich<br />
der Einfluss des Totvolumens reduzieren. Gleichzeitig erhöht sich mit dem Volumen jedoch auch<br />
die Zeit, die zur Abtrennung der Enzyme mittels UF zur Beendung der Reaktion erforderlich ist.<br />
74
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Entsprechend stellt die relative Erhöhung der Membranfläche einen weiteren Ansatzpunkt dar.<br />
Allgemein muss demnach bei der Planung des Recycle-Batch-Versuchs das maximale<br />
Reaktionsvolumen gewählt werden, welches gemäß des erwarteten Permeatflusses innerhalb<br />
des zeitlichen GOS-Optimums durch die UF gefiltert werden kann.<br />
Abbildung 5-25: Recycle-Batch-Betrieb<br />
Das zeitliche GOS-Optimum und die Leistung der Membran hängen hierbei <strong>von</strong> der eingesetzten<br />
Enzymkonzentration ab. Mit steigender Katalysatormenge steigt die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
(Abbildung 5-15), während die Leistung der Membran sinkt (Abbildung 5-24). Vor diesem<br />
Hintergrund sollte entsprechend eine minimale Enzymmenge gewählt werden, die dennoch eine<br />
zweckmäßige Raum-Zeit-Ausbeute erlaubt. Im Vorfeld der eigentlichen Recycle-Batch-Versuche<br />
werden deshalb die Verweilzeiten unterschiedlicher Volumina in Abhängigkeit <strong>von</strong> der<br />
eingesetzten Enzymkonzentration und dem Prozessparameter Druck bestimmt. Ein Abgleich der<br />
Filtrationszeiten mit der Kinetik der GOS-Bildung ermöglicht die Wahl geeigneter Parameter<br />
(Tabelle 5-8). Gewählt wird eine Enzymkonzentration <strong>von</strong> 0,1 g/L (gr.) (Abbildung 5-18) in einem<br />
Reaktionsvolumen <strong>von</strong> 250 mL. Nach einer Vorlaufzeit <strong>von</strong> 45 min wird die Filtration bei 2 bar<br />
transmembraner Druckdifferenz gestartet. Abzüglich des Totvolumens der Anlage werden ca.<br />
180 mL filtriert.<br />
Trotz dieser Abschätzung ist eine genaue Vorhersage der Reaktionskinetik im Vorfeld kaum<br />
möglich. Die Umsetzungsrate hängt <strong>von</strong> der Enzymkonzentration ab (Kapitel 5.2.3), welche<br />
wiederum in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Membranleistung zeitlich variabel ist. Ebenso kann die<br />
Leistung der Membran durch die Konzentrierung und ein mögliches Fouling mit beeinflusst<br />
werden.<br />
75
Saccharide [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Tabelle 5-8: Verweilzeit verschiedener MP Volumina (UF-Kassette; Membranfläche 0,02 m²; Membran<br />
PESU 10 kDa; TMP 2 bar; Umwälzung 200 mL/min; β-Gal (gr.) 0,1 g/L; pH 4,4; Raumtemperatur)<br />
Volumen [mL] 100 170 250 300<br />
Verweilzeit [min] 31,5 53,6 78,8 94,6<br />
Im Batch-Betrieb liegt der maximal zu erreichende GOS-Anteil beim Einsatz <strong>von</strong> MP bei<br />
20,45 ± 0,106 Gew.-% (Abbildung 5-18). Im Recycle-Batch-Betrieb kann im ersten Batch eine<br />
maximale GOS-Ausbeute <strong>von</strong> 18,32 ± 0,121 Gew.-% erreicht werden (Abbildung 5-26). Die<br />
Abweichung resultiert <strong>aus</strong> der minutengenauen Inaktivierung des Enzyms im Batch-Betrieb durch<br />
Erhitzen und der demgegenüber länger andauernden UF mit der einhergehenden Erhöhung der<br />
Reaktionsgeschwindigkeit durch das Aufkonzentrieren der Enzyme sowie der genannten<br />
Verdünnung der Substratlösung durch das Totvolumen. Die GOS-Ausbeute reduziert sich in den<br />
darauffolgenden Durchläufen bis auf 16,46 ± 0,126 Gew.-%. Ein Grund könnte der Leistungsabfall<br />
der Membran und die damit einhergehende Erhöhung der Filtrationszeit sein.<br />
GOS Lactose Gucose Galactose<br />
100%<br />
80%<br />
9,12 6,04 6,28 6,45<br />
16,85<br />
12,70 12,28 12,36<br />
60%<br />
40%<br />
53,58 62,93 64,70 64,73<br />
20%<br />
0%<br />
20,45 18,32 16,74 16,46<br />
Batch<br />
Recycle Batch<br />
1<br />
Recycle Batch<br />
2<br />
Recycle Batch<br />
3<br />
Abbildung 5-26: Zusammensetzung der Saccharidfraktion in den Recycle-Batch-Versuchen auf Basis <strong>von</strong><br />
MP mit 135 g/L Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration im Vergleich zum Batch-Versuch (Recycle-Batch-Versuche:<br />
UF-Kassette; Membranfläche 0,02 m²; Membran PESU 10 kDa; TMP 2 bar; Umwälzung 200 mL/min; β-Gal<br />
(gr.) 0,1 g/L; pH 4,4; Raumtemperatur; Ergebnisse des Batch-Versuchs <strong>aus</strong> Abbildung 5-18); aufgrund der<br />
Rundung der Werte können die Saccharidsummen <strong>von</strong> 100 Gew.-% abweichen<br />
76
Permeatleistung [L/(m²·h)]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
So liegt der Fluss des ersten Recycle-Batch-Versuchs im Mittel bei 8,60 ± 1,03 L/(m²·h). In den<br />
darauffolgenden Durchgängen reduziert sich dieser <strong>von</strong> 6,98 ± 1,40 auf letztlich<br />
5,83 ± 0,63 L/(m²·h). Somit sinkt die Permeatleistung um 32 %. Pocedicová et al. (2010) [133]<br />
betonen in ihrer Veröffentlichung die Bedeutung der Membranleistung. Aufgrund des geringen<br />
Permeatflusses gelingt die Einhaltung der benötigten Verweilzeit zur Gewährleistung der<br />
optimalen GOS-Ausbeute bei einigen Versuchen nicht.<br />
Ein anderer Ansatz könnte der Einsatz eines flüssigen Enzympräparats sein. Der Permeatfluss<br />
wird wesentlich durch Partikel beeinflusst, deren Durchmesser über dem MWCO der UF-<br />
Membran liegen. Das verwendete MP sollte lediglich Partikel enthalten, die kleiner als 10 kDa<br />
sind. Entsprechend stammen die Partikel, die wesentlich zur Ausbildung der Deckschicht und zur<br />
Verblockung der Membran während des GOS-Syntheseprozesses beitragen, <strong>aus</strong> dem<br />
Enzympräparat. Neben dem Enzym selbst, dessen Rückhalt erwünscht ist, können der<br />
Trägerstoff des festen oder das Glycerin des flüssigen Präparats Auswirkung auf den<br />
Permeatvolumenstrom haben. Im Abbildung 9-9 im Anhang ist die GOS-Bildung auf Basis <strong>von</strong><br />
MP durch beide Präparate im Vergleich dargestellt. Es zeigen sich keine Unterschiede<br />
hinsichtlich der Kinetik und der gebildeten absoluten GOS-Menge. Allerdings muss beachtet<br />
werden, dass das Produkt in Pulverform pro g Präparat 20-mal mehr aktives Enzym als das<br />
flüssige Produkt enthält. Ein direkter Vergleich der Membranleistung in Abhängigkeit vom<br />
eingesetzten Enzympräparat (gelöst im Puffer) zeigt, dass im Falle des festen Präparats die<br />
Ausbildung einer Deckschicht zur Abnahme der Membranleistung führt (Abbildung 5-27).<br />
45<br />
0,2 g/L (fl.) 4 g/L (fl.) 8 g/L (fl.) 0,4 g/L (gr.)<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 5-27: Permeatleistung in Abhängigkeit vom eingesetzten Enzympräparat und dessen<br />
Konzentration (UF-Kassette; Membranfläche 0,02 m²; Membran PESU 10 kDa; TMP 0,5 bar; Umwälzung<br />
200 mL/min; β-Gal (gr.) 0,4 g/L; β-Gal (fl.) 0,2, 4, 8 g/L im Puffer pH 4,5 gelöst; Raumtemperatur)<br />
77
Saccharide [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Der Trägerstoff des Biokatalysators trägt wesentlich zur Verblockung der Membran bei. Sofern<br />
ein Prozess unter Einsatz der UF zur Biokatalysatorwiedergewinnung eingesetzt werden soll,<br />
empfiehlt sich entsprechend der Einsatz des flüssigen Enzympräparats. Ergänzend wird der<br />
Recycle-Batch-Versuch zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS auf Basis <strong>von</strong> MP unter den selben<br />
Bedingungen wie zuvor (Abbildung 5-26) wiederholt. In Abbildung 5-28 sind die Ergebnisse<br />
dieses Versuchs dargestellt. Die Werte bleiben im Mittel konstant auf einem Niveau <strong>von</strong><br />
18,47 ± 0,602 Gew.-%.<br />
GOS Lactose Glucose Galactose<br />
100%<br />
80%<br />
9,12<br />
16,85<br />
4,83 5,25 6,39 6,96<br />
11,15 11,85 12,98 13,80<br />
60%<br />
53,58 66,27 64,61 61,96 60,06<br />
40%<br />
20%<br />
20,45 17,75 18,29 18,67 19,18<br />
0%<br />
Batch<br />
Recycle Batch<br />
1<br />
Recycle Batch<br />
2<br />
Recycle Batch<br />
3<br />
Recycle Batch<br />
4<br />
Abbildung 5-28: Zusammensetzung der Saccharidfraktion in den Recycle-Batch-Versuchen auf Basis <strong>von</strong><br />
MP mit 135 g/L Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration im Vergleich zum Batch-Versuch (Recycle-Batch-Versuche:<br />
UF-Kassette; Membranfläche 0,02 m²; Membran PESU 10 kDa; TMP 2 bar; Umwälzung 200 mL/min; β-Gal<br />
(fl.) 2 g/L; pH 4,4; Raumtemperatur; Ergebnisse des Recycle-Batch-Versuchs <strong>aus</strong> Abbildung 5-18); aufgrund<br />
der Rundung der Werte können die Saccharidsummen <strong>von</strong> 100 Gew.-% abweichen<br />
Die Membranleistung liegt im ersten der vier aufeinander folgenden Batch-Durchgänge im Mittel<br />
bei 27,49 ± 4,46 L/(m²·h) und damit um 31 % höher als unter Einsatz des pulverförmigen<br />
Enzympräparats. Bis zum dritten Batch reduziert sich der Fluss im Mittel auf 19,86 ± 2,71 und bis<br />
zum letzten Ansatz auf 17,16 ± 5,01 L/(m²·h). Somit beträgt die Flussabnahme 28 % bzw.<br />
insgesamt fast 38 %. Der Einsatz des flüssigen Präparats stellt damit zwar zunächst eine<br />
Optimierung der GOS-Synthese unter Einsatz einer UF-Einheit dar, jedoch ist auch hier ein<br />
Fouling der Membran erkennbar. Dies kann letztlich auf die Beeinflussung des Enzyms durch den<br />
pH-Wert des Mediums zurückgeführt werden. Da der isoelektrische Punkt der β-Galactosidase<br />
78
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
<strong>aus</strong> A. oryzae im pH-Wert Bereich des MP liegt, werden Protein-Protein sowie Protein-Membran<br />
Wechselwirkungen und letztlich das Fouling begünstigt. Ein kontinuierlicher Betrieb über die<br />
betrachtete Batch-Anzahl hin<strong>aus</strong> kann nur unter Aufrechterhaltung der Membranleistung realisiert<br />
werden. Andernfalls ist auch hier mit einem Ausbeuteverlust der GOS zu rechnen.<br />
Die Konzentration der GOS ist beim Recycle-Batch-Verfahren generell zwar geringer als im<br />
Batch-Versuch, jedoch liegt der klare Vorteil der Enzymwiedergewinnung laut<br />
Chockchaisawasdee (2004) und Pocedicová et al. (2010) in der erreichbaren Produktivität, das<br />
heißt der Masse an synthetisierten GOS bezogen auf die eingesetzte Masse an Enzym [133,<br />
167]. Eine Abschätzung der Produktivität erfolgt deshalb in Tabelle 9-20 im Anhang. Im Batch<br />
werden in dieser Arbeit unter Einsatz <strong>von</strong> MP 14,32 gGOS/gEnzym innerhalb <strong>von</strong> 45 min synthetisiert<br />
(19,09 gGOS/(gEnzym·h)). Im Laborversuch zum Recycle-Batch-Verfahren werden pro Batch im<br />
Vergleich 9,30 gGOS/gEnzym in 77 min produziert (7,25 gGOS/(gEnzym·h)). Nach vier Batch-<br />
Durchläufen wird eine Produktivität <strong>von</strong> 37,2 gGOS/gEnzym erreicht. Unter der Annahme, dass der<br />
Biokatalysator bei Raumtemperatur und pH 4,5 innerhalb <strong>von</strong> 10 Tagen keine Aktivität verliert<br />
(Abbildung 5-11), könnten theoretisch 187 Batch-Durchläufe (Labormaßstab) ohne Enzymnachdosierung<br />
gefahren werden. Hierdurch könnten somit 870 g GOS unter Einsatz <strong>von</strong> 0,5 g<br />
Enzym synthetisiert werden (1,74 kgGOS/gEnzym). Die pro Zeiteinheit gerechnete Produktivität (in<br />
gGOS/(gEnzym·h)) eines Reaktors im Batch-Betrieb hängt wesentlich <strong>von</strong> den Rüstzeiten ab [196].<br />
Diese werden in obiger Kalkulation nicht berücksichtigt. Eine Optimierung des Recycle-Batch-<br />
Verfahrens ist insbesondere über eine Erhöhung der Membranleistung möglich.<br />
Kontinuierlicher Betrieb<br />
Beim kontinuierlichen Rührkessel werden die Enzyme ebenso mittels Membran im Reaktor<br />
immobilisiert. Anders als beim Recycle-Batch-Betrieb wird der Füllstand des Reaktionsgefäßes<br />
hierbei konstant gehalten. Permeat- und Feedstrom werden entsprechend aufeinander<br />
abgestimmt (Abbildung 5-29). Es herrscht somit ein Fließgleichgewicht. In Analogie zum idealen<br />
Batchreaktor existieren keine Gradienten innerhalb des Reaktors. Letztlich arbeitet dieser unter<br />
Austrittsbedingungen. Die Bedingungen am Ausfluss entsprechen denen innerhalb des<br />
Behälters.<br />
Für den kontinuierlichen Betrieb ist eine genaue Einstellung und Steuerung des<br />
Permeatvolumenstroms und damit der Verweilzeit des Reaktionsvolumens im Enzymbioreaktor<br />
erforderlich. Entsprechend muss die Membranleistung für die verwendeten Medien in<br />
Abhängigkeit <strong>von</strong> den Betriebsparametern bekannt sein.<br />
79
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Substrat<br />
β-Gal<br />
UF<br />
β-Gal freies<br />
Produkt<br />
β-Gal +<br />
Produkt<br />
Abbildung 5-29: Kontinuierliche Betriebsweise<br />
Die Verweilzeit kann einerseits über das vorgelegte Volumen im Reaktor, andererseits über die<br />
Parameter der UF, insbesondere den Druck, gesteuert werden. Vor dem Hintergrund der<br />
Vergleichbarkeit wird auch für die nachfolgenden Versuche eine Enzymkonzentration <strong>von</strong> 0,1 g/L<br />
(gr.) gewählt. Es werden zwei Verweilzeiten untersucht, die beide im Bereich des zeitlichen GOS-<br />
Optimums liegen und über den Druck (2 bar bzw. 0,5 bar) der Filtrationseinheit gesteuert werden.<br />
Es werden 170 mL MP eingesetzt. Die Aufnahme der Messdaten erfolgt, nachdem sich ein<br />
stationärer Zustand eingestellt hat.<br />
Im Verlauf der Filtration ist ein Leistungsabfall über der Zeit auch beim kontinuierlichen Betrieb,<br />
ähnlich wie bei den Recycle-Batch-Versuchen bemerkbar, obgleich keine Konzentrierung der<br />
Enzyme erfolgt. So nimmt der Fluss bei 2 bar <strong>von</strong> 8 auf 5 L/(m²·h) bzw. bei 0,5 bar <strong>von</strong> 5 auf<br />
4 L/(m²·h) ab. Die Verweilzeit für 170 mL steigt entsprechend <strong>von</strong> 60 auf 100 min bzw. <strong>von</strong> 100<br />
auf 130 min. Die kontinuierliche Umsetzung <strong>von</strong> Lactose <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> resultiert dennoch in einer<br />
nahezu stationären Zusammensetzung der Produktmischung, die einen GOS-Anteil <strong>von</strong><br />
16,1 ± 0,306 (Abbildung 5-30, rechts, 2 bar) bzw. 16,6 ± 0,06 Gew.-% (Abbildung 5-30, links,<br />
0,5 bar) enthält. Sofern eine geringe Enzymkonzentration eingesetzt wird und ein entsprechend<br />
breites zeitliches GOS-Optimum vorliegt, sind die genannten Leistungsschwankungen der<br />
Membran somit zu vernachlässigen. Der Lactoseanteil ist mit 69,19 ± 0,57 Gew.-% im Falle der<br />
geringeren Verweilzeit (kontinuierlicher Betrieb bei 2 bar) höher als beim kontinuierlichen Betrieb<br />
bei 0,5 bar (63,13 ± 0,74 Gew.-%). Die Anteile an Glucose und Galactose erhöhen sich um 3 und<br />
2,5 Prozentpunkte durch die Erhöhung der Verweilzeit bei geringeren Drücken. Somit<br />
begünstigen hohe Verweilzeiten die Umsetzung des Substrats zu den Monosacchariden.<br />
80
Saccharide [Gew.-%]<br />
Saccharide [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
100<br />
GOS<br />
Glucose<br />
Lactose<br />
Galactose<br />
100<br />
GOS<br />
Glucose<br />
Lactose<br />
Galactose<br />
80<br />
80<br />
60<br />
60<br />
40<br />
40<br />
20<br />
20<br />
0<br />
0 50 100 150<br />
Zeit [min]<br />
0<br />
0 50 100 150<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 5-30: Zusammensetzung der Saccharidfraktion im kontinuierlichen Betrieb auf Basis <strong>von</strong> MP mit<br />
134 g/L Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration bei 0,5 bar (links) und 2 bar (rechts) (UF-Kassette; Membranfläche<br />
0,02 m²; Membran PESU 10 kDa; Umwälzung 200 mL/min; β-Gal (gr.) 0,1 g/L; pH 4,3; Raumtemperatur)<br />
Anders als beim Recycle-Batch-Betrieb zeigt sich an dieser Stelle im Vergleich zum Batch-<br />
Verfahren eine deutlich geringere GOS-Ausbeute. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass im<br />
stationären Betriebszustand innerhalb des Rührkessels eine Saccharidzusammensetzung<br />
vorliegt, die der Produktzusammensetzung am Auslauf entspricht. Diese ist sowohl zeit- als auch<br />
ortsunabhängig. Die zudosierte Lactose im MP wird direkt am Eingang zum Reaktor mit dem<br />
gesamten Reaktionsvolumen vermischt. Somit ist die effektive Konzentration der Lactose im<br />
Rührkessel geringer. Gleichzeitig kann, anders als im Batch-Betrieb, nur eine mittlere Verweilzeit<br />
im System eingehalten werden.<br />
Trotz der geringeren GOS-Ausbeute kann diese Verfahrensweise gegenüber dem Batch <strong>von</strong><br />
Vorteil sein. So verlassen beim kontinuierlichen Betrieb 6,63 gGOS/(gEnzym·h) das System über das<br />
Permeat der UF. Nach 10-tägigem kontinuierlichem Betrieb im Labormaßstab kann theoretisch<br />
eine GOS-Menge <strong>von</strong> 540 g unter Einsatz <strong>von</strong> 0,34 g Enzym (1,59 kgGOS/gEnzym) synthetisiert<br />
werden (Anhang S. 160).<br />
5.4.3 GOS-Synthese <strong>aus</strong> konzentrierter <strong>Molke</strong> im Membranbioreaktor<br />
Im vorangegangenen Kapitel werden die Möglichkeiten zum Einsatz der UF für die<br />
Enzymwiedergewinnung vorgestellt und grundlegende Zusammenhänge am Beispiel der GOS-<br />
Synthese auf Basis <strong>von</strong> MP erörtert. Nachfolgend soll der Einsatz der UF im technischen und<br />
damit in einem deutlich größeren Maßstab als bisher (Kapitel 5.4.2) unter Einsatz <strong>von</strong> MPK<br />
erprobt werden. Hierzu wird, wie unter 4.3.2 beschrieben, ein Plattenmodul mit 185 Filtertaschen<br />
eingesetzt. Die Modulkonfiguration ist strömungsoptimiert und bietet die Möglichkeit Feedströme<br />
mit hohem TS-Wert zu behandeln. Die Einstellung einer hinreichend hohen Filtrationsleistung<br />
81
Permeatleistung [L/(m²·h)]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
beim Einsatz <strong>von</strong> MPK konnte in der Laborfiltrationsanlage nicht erreicht werden. Die<br />
nachfolgenden Versuche werden aufgrund des benötigten Materialeinsatzes und der<br />
entstehenden Kosten lediglich in Einzelbestimmung durchgeführt.<br />
Zu Beginn wird die Permeatleistung der UF in Abhängigkeit <strong>von</strong> der eingesetzten<br />
Enzymkonzentration bestimmt, um Filtrationszeiten abschätzen zu können. Hierzu werden je<br />
300 L MPK derselben Charge (40,2 % TS) mit 1, 3 bzw. 8 g/L Enzym versetzt. Nach einer<br />
Einwirkzeit <strong>von</strong> 8 h, 2 h 40 min bzw. 1 h wird die Filtration gestartet. Anhand <strong>von</strong> Abbildung 5-31<br />
ist zu erkennen, dass das Enzym im betrachteten Konzentrationsbereich keinen Einfluss auf die<br />
Permeatleistung <strong>aus</strong>übt.<br />
6<br />
1 g/L 3 g/L 8 g/L<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 5-31: Einfluss der Enzymkonzentration (fl.) auf die Permeatleistung der UF bei der Filtration <strong>von</strong><br />
MPK (Plattenmodul; Membranfläche 20 m²; Membran UP010; TMP 3,2 bar; Umwälzung 1900 L/h;<br />
25 – 30 °C)<br />
Dieser Umstand widerspricht den Ergebnissen <strong>aus</strong> Abbildung 5-27. Ursache hierfür kann die<br />
strömungsoptimierte Konstruktion des Platten-UF-Moduls oder der Wechsel des Mediums sein.<br />
Das zuvor beobachtete Fouling der UF-Membran wird wahrscheinlich maßgeblich durch den pH-<br />
Wert des Mediums bestimmt, da dieser dem isoelektrischen Punkt des eingesetzten Enzyms<br />
entspricht. Die stationäre Permeatleistung unter Einsatz <strong>von</strong> MPK könnte auf den Salzgehalt des<br />
Mediums zurückgeführt werden. Das MPK zeichnet sich durch einen deutlich höheren Salzgehalt<br />
als das zuvor eingesetzte MP <strong>aus</strong>. Möckel et al. (1999) [253] weisen nach, dass die Ionenstärke<br />
des Mediums in den pH-Wert Bereichen unter- und oberhalb des isoelektrischen Punktes eine<br />
erhöhte statische Adsorption der Proteine an der Membran bewirkt. Zurückzuführen ist dies auf<br />
die Abschirmung der elektrostatischen Ladungen an der Membran (z. B. COOH - - oder SO3 - -<br />
Gruppen) und denjenigen geladener funktioneller Gruppen des Proteins. Am isoelektrischen<br />
82
Temperatur [°C]<br />
Permeatleistung [L/(m²·h)]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Punkt kehrt sich dieser Effekt jedoch um. Die Salze erhöhen die Nettoladung der Proteine, ihre<br />
Größe sowie Stabilität, sodass die Affinität zur Agglomeration und Anlagerung an der<br />
Membranoberfläche sinkt [253].<br />
Generell fällt die geringe flächenspezifische Permeatleistung <strong>von</strong> lediglich 3 - 5 L/(m²·h) auf, die<br />
auf den hohen Trockensubstanzgehalt zurückzuführen ist. Im Folgenden wird deshalb der Frage<br />
nachgegangen, ob eine Optimierung der Permeatleistung über die Temperaturerhöhung möglich<br />
ist. Hierzu werden 400 L MPK mit 0,4 g/L Enzym (fl.) versetzt. Nach einer Einwirkzeit <strong>von</strong> 20 h<br />
wird die Filtration gestartet. Die Temperatur des Feeds beträgt zu Beginn 6,8 °C. Diese wird im<br />
Verlauf der Filtration auf max. 52,6 °C erhöht und anschließend wieder auf 16 °C reduziert.<br />
Abbildung 5-32 zeigt den zeitlichen Verlauf beider Größen.<br />
60<br />
Feed-Temperatur<br />
Permeatleistung<br />
5<br />
50<br />
4<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0 50 100 150 200<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 5-32: Permeatleistung der UF in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Feed-Temperatur bei der Filtration <strong>von</strong><br />
MPK (Plattenmodul; Membranfläche 20 m²; Membran UP010; TMP 3,4 bar; Umwälzung 1000 L/h)<br />
Die Erwärmung des MPK <strong>von</strong> 6,8 auf 12 °C wirkt sich zunächst nicht auf die Membranleistung<br />
<strong>aus</strong>. Erst eine weitere Temperaturerhöhung auf über 50 °C resultiert in einer linearen<br />
Leistungssteigerung. Hierbei verdoppelt sich der Permeatvolumenstrom durch die<br />
Temperaturerhöhung um 40 Grad. Durch die anschließende Kühlung des Mediums nimmt der<br />
Permeatfluss wiederum ab. Dabei liegt der Endpunkt der Leistungskurve bei 16 °C unter dem des<br />
Anfangswertes bei dieser Temperatur. Dies ist der Konzentrierung der Enzyme und dem<br />
Verblocken der Membran geschuldet. Prinzipiell bietet der Parameter Temperatur somit einen<br />
Ansatzpunkt zur Optimierung der Permeatleistung. Insbesondere vor dem Hintergrund der<br />
temperaturabhängigen Löslichkeit der Lactose bieten höhere Temperaturen die Möglichkeit, eine<br />
83
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Kristallisation zu vermeiden. Jedoch bleibt zu klären, ob sich der Energieaufwand zur Aufheizung<br />
wirtschaftlich rentiert. Ebenso muss die Stabilität der Enzyme berücksichtigt werden.<br />
In Anlehnung an Kapitel 5.4.2 wird nachfolgend die GOS-Synthese <strong>aus</strong> MPK unter Einsatz der<br />
technischen UF zur Enzymwiedergewinnung im Recycle-Batch-Modus durchgeführt. Hierzu<br />
werden 250 L MPK vorgelegt und mit 8 g/L Enzym (fl.) versetzt. Das Medium wird 60 min (Batch<br />
1) bzw. 30 min (Batch 2 und 3) bei geschlossenem Permeatventil über die UF-Einheit umgewälzt.<br />
Anschließend erfolgt die Filtration bei einem Druck <strong>von</strong> 3,2 bar und einer Umwälzung <strong>von</strong> im<br />
Mittel 550 L/h. Die Menge an abgezogenem Permeat (hier: je 150 L) wird vor dem nachfolgenden<br />
Batch durch frisches MPK ersetzt. Im Verlauf der drei Durchgänge bleibt der Permeatfluss auf<br />
einem relativ konstanten Niveau <strong>von</strong> 3,08 ± 0,13, 2,79 ± 0,10 bzw. 2,9 ± 0,14 L/(m²·h). Ein<br />
Leistungseinbruch wie bei der Labor-UF ist nicht zu verzeichnen. Die Zusammensetzung der<br />
Produktfraktionen ist Abbildung 5-33 zu entnehmen.<br />
Hierbei werden im ersten sowie zweiten Batch jeweils 4 und im dritten Batch 3 Proben im Verlauf<br />
der Filtrationszeit gezogen. Hierdurch soll, in Ergänzung zu den Untersuchungen des Recycle-<br />
Batch-Verfahrens im Labormaßstab, die zeitabhängige Zusammensetzung der Produktfraktion<br />
abgebildet werden. Dies dient letztlich der Verifizierung des gewählten Filtrationsstarts und der<br />
Bewertung der Kontinuität der Produktzusammensetzung.<br />
Die GOS-Ausbeute liegt zwischen 24,8 und 19,5 Gew.-% und damit unter dem maximal im Batch<br />
erzielbaren Ergebnis <strong>von</strong> rund 27 Gew.-% (Kapitel 5.2.4). Hierbei zeigt sich in den einzelnen<br />
Recycle-Batch-Versuchen eine rückläufige Tendenz. Die maximale GOS-Ausbeute korreliert im<br />
Batch mit einem 40 - 50 %igen Hydrolysegrad der Lactose (Abbildung 5-17). Im vorliegenden<br />
Experiment liegt dieser in der Produktfraktion jedoch bereits bei 60 %. Somit kann<br />
geschlussfolgert werden, dass das zeitliche GOS-Optimum (trotz Reduzierung der Einwirkzeit in<br />
Batch 2 und 3) überschritten wird. Ebenfalls spielt hier die Verdünnung der Feedlösung durch das<br />
Totvolumen eine Rolle. Der Anteil an Monosacchariden an der Produktfraktion steigt<br />
entsprechend mit der Anzahl an Batch-Durchgängen, da die Hydrolyseprodukte über das<br />
Totvolumen der Anlage ebenfalls in den jeweils nächsten Batch übertragen werden. Durch die<br />
simultane Überführung <strong>von</strong> GOS, wird das Gleichgewicht der Reaktion zudem beeinflusst (Kapitel<br />
5.4.2).<br />
Zur Verkürzung der Filtrations- und damit Verweilzeit muss eine höhere Permeatleistung<br />
angestrebt werden. Ursächlich für den geringen flächenspezifischen Fluss könnten<br />
Calciumphosphatpartikel sein, die aufgrund der Übersättigung durch die vorherige NF zu einer<br />
Eintrübung des MPK führen. Diese akkumulieren konzentratseitig und führen zu der Verblockung<br />
der Membran. Weiterführende Versuche zeigen, dass eine Sedimentation der<br />
Calciumphosphatpartikel über einen Zeitraum <strong>von</strong> 10 h zu einem 4-fach höheren Volumenstrom<br />
bei der anschließenden Filtration führt [255].<br />
84
Saccharide [Gew.-%]<br />
Saccharide [Gew.-%]<br />
Saccharide [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Recycle-<br />
Batch 1 GOS Lactose Glucose Galactose<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
10,9 12,0 12,9 14,2<br />
23,3 24,3 25,2 26,2<br />
41,0 39,7 38,5 37,1<br />
20%<br />
0%<br />
24,8 24,0 23,4 22,6<br />
0 30 60 75<br />
Zeit [min]<br />
Recycle-<br />
Batch 2<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
GOS Lactose Glucose Galactose<br />
13,2 14,1 14,7 15,9<br />
23,8 24,7 25,3 25,8<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
41,4 39,7 38,8 38,8<br />
21,5 21,5 21,2 19,5<br />
0 30 60 75<br />
Zeit [min]<br />
Recycle-<br />
Batch 3<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
GOS Lactose Glucose Galactose<br />
13,8 14,2 15,5<br />
23,9 24,5 25,4<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
41,0 39,9 38,8<br />
21,3 21,4 20,4<br />
0 30 60<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 5-33: Zusammensetzung der Saccharidfraktion in den Recycle-Batch-Versuchen auf Basis <strong>von</strong><br />
MPK (Plattenmodul; Membranfläche 20 m²; Membran UP010; TMP 3,2 bar; Umwälzung 550 L/h; 30 - 40 °C;<br />
β-Gal (fl.) 8 g/L); aufgrund der Rundung der Werte können die Saccharidsummen <strong>von</strong> 100 Gew.-%<br />
abweichen<br />
85
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Im Technikumsmaßstab können 5,76 gGOS/gEnzym je Batch synthetisiert werden<br />
(1,92 gGOS/(gEnzym·h)). Innerhalb <strong>von</strong> 10 Tagen könnten 80 Batch-Versuche durchgeführt werden.<br />
Dies entspricht einer GOS-Menge <strong>von</strong> 922 kg (461 kgGOS/kgEnzym) (Tabelle 9-20 im Anhang).<br />
Insgesamt bestätigen die Ergebnisse der Recycle-Batch-Versuche unter Einsatz <strong>von</strong><br />
konzentrierter <strong>Molke</strong> die zuvor im Labormaßstab gezogenen Schlussfolgerungen. Eine hohe<br />
Permeatleistung der Filtrationseinheit ist für die zeitgenaue Beendung der GOS-Reaktion<br />
unabdingbar. Ebenso ist das hohe Verhältnis <strong>von</strong> Anlagentotvolumen (hier: 100 L) zum<br />
Reaktionsvolumen (hier: 250 L) an dieser Stelle <strong>von</strong> Nachteil. Generell kann jedoch auch unter<br />
Einsatz <strong>von</strong> MPK im Recycle-Batch-Verfahren eine Mehrfachnutzung der Enzyme realisiert<br />
werden. Dies kann vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit eines Gesamtverfahrens zur<br />
<strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> <strong>von</strong> Interesse sein (Kapitel 6.1).<br />
5.4.4 Zusammenfassung<br />
Anhand eines Stabilitätstests des Enzyms in der eingesetzten Versuchsanlage wird die<br />
Möglichkeit einer Mehrfachnutzung der β-Galactosidase mittels UF unter Beibehaltung ihrer<br />
Aktivität demonstriert. Hierbei muss der größtmögliche MWCO der Membran <strong>aus</strong>gewählt werden,<br />
um die Enzyme vollständig zurückzuhalten, während das Produkt die Membran passieren kann.<br />
Der vollständige Rückhalt der eingesetzten β-Galactosidase konnte experimentell validiert<br />
werden. Über Untersuchungen zur Abhängigkeit der Membranleistung <strong>von</strong> der eingesetzten<br />
Substratlösung, der Form des Enzympräparats, der Enzymkonzentration, dem Druck sowie der<br />
Temperatur, wird eine Steuerung der Reaktionszeit durch die Integration einer UF-Einheit in den<br />
GOS-Syntheseschritt erreicht. Zusammengefasst zeigt die nachfolgende Tabelle den Anteil der<br />
Zucker an der Gesamtfraktion für die beiden Verfahrensmodi mit Enzymwiedergewinnung im<br />
Vergleich zum reinen Batch-Verfahren unter Einsatz <strong>von</strong> MP.<br />
Tabelle 5-9: Zusammensetzung der Saccharidfraktionen in MP in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Verfahrensvariante<br />
(Batch <strong>aus</strong> Abbildung 5-18; Recycle-Batch (Mittelwert <strong>aus</strong> vier aufeinanderfolgenden Batch-Durchgängen)<br />
<strong>aus</strong> Abbildung 5-26; kontinuierlicher Betrieb bei 2 bar <strong>aus</strong> Abbildung 5-30)<br />
Saccharide Batch Recycle-Batch<br />
Kontinuierliche<br />
Betriebsweise<br />
GOS [Gew.-%] 20,45 ± 0,11 18,47 ± 0,60 16,10 ± 0,31<br />
Lactose [Gew.-%] 53,58 ± 0,97 63,23 ± 2,76 69,19 ± 0,57<br />
Glucose [Gew.-%] 16,85 ± 0,55 12,44 ± 1,78 10,15 ± 0,39<br />
Galactose [Gew.-%] 9,12 ± 0,46 5,86 ± 0,99 4,56 ± 0,35<br />
Die Ergebnisse unter Einsatz <strong>von</strong> MP zeigen, dass im Batch durch das punktgenaue Beenden<br />
der Reaktion mit 20,45 ± 0,11 Gew.-% die höchste GOS-Ausbeute erreicht wird. Durch die<br />
Betrachtung der Membranleistung und der GOS-Ausbeute im Recycle-Batch konnte ein wichtiger<br />
86
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Ansatzpunkt zur Optimierung dieses Verfahrens identifiziert werden. Diesbezüglich ist über den<br />
Wechsel vom festen zum flüssigen Enzympräparat eine gleichbleibende GOS-Ausbeute<br />
(18,47 ± 0,60 Gew.-%) in vier konsekutiven Recycle-Batch-Durchgängen erzielt worden.<br />
Weiterhin wird eine kontinuierliche GOS-Synthese unter Enzymwiedergewinnung im<br />
Membranbioreaktor aufgezeigt. In diesem Zusammenhang ist die durch eine konstante<br />
Membranleistung vorgegebene Reaktionszeit gemäß des Zeitpunktes der maximalen GOS-<br />
Ausbeute für eine gleichbleibende Produktkonzentration erforderlich. Experimentelle<br />
Untersuchungen zum Einfluss des Drucks auf die Verweil- und damit Reaktionszeit der Lösung,<br />
ermöglichen eine stationäre GOS-Synthese mit einer Ausbeute <strong>von</strong> 16,10 ± 0,31 Gew.-% über<br />
einen Zeitraum <strong>von</strong> 150 min.<br />
Die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> MPK unter Wiedergewinnung des Biokatalysators wird ebenfalls<br />
erfolgreich demonstriert. In drei aufeinanderfolgenden Recycle-Batch-Versuchen wird über die<br />
Analyse der Produktfraktionen als Funktion der jeweiligen Filtrationszeit die Abhängigkeit der<br />
Zusammensetzung <strong>von</strong> der Reaktionsdauer und der Batch-Anzahl im Detail dargestellt. Unter<br />
Einsatz <strong>von</strong> MPK wird eine mittlere GOS-Ausbeute <strong>von</strong> 21,96 ± 1,58 Gew.-% im Membranbioreaktor<br />
erzielt.<br />
5.5 GOS-Aufreinigung<br />
Die Auftrennung <strong>von</strong> Mehrkomponentensystemen und die Gewinnung möglichst reiner<br />
Einzelsubstanzen stellt eine der größten Her<strong>aus</strong>forderungen im Bereich der Bioverfahrenstechnik<br />
dar. Die Betrachtung der spezifischen, der Trennung zugrundeliegenden, Trennmechanismen<br />
stellt die Vor<strong>aus</strong>setzung für die Anwendung der Verfahren im Sinne einer industriellen<br />
biotechnologischen <strong>Herstellung</strong> dar.<br />
Die Reinheit eines GOS-Produktes bestimmt dessen Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen<br />
Endprodukten. Geringe Anteile an Mono- und Disacchariden sind vor dem Hintergrund <strong>von</strong><br />
Süßkraft, Löslichkeit, Osmolarität und Reaktivität (Maillard Reaktion) des GOS-Produktes<br />
anzustreben [239]. In Deutschland wird derzeit <strong>aus</strong>schließlich das Vivinal ® GOS <strong>von</strong> Friesland<br />
Campina im industriellen Maßstab in Endprodukte wie z. B. Kindernahrung eingebracht. Dieses<br />
Produkt besitzt eine GOS-Reinheit bezogen auf die Zuckerfraktion <strong>von</strong> 60 Gew.-% (Tabelle 2-1).<br />
Das Ziel ist daher ein Aufreinigungsverfahren für das GOS-haltige MPK zu finden, mit dem ein<br />
vergleichbares GOS-Produkt hergestellt werden kann. Hierzu müssen jedoch nicht nur die Monound<br />
Disaccharide <strong>von</strong> den Oligosacchariden getrennt, sondern auch die <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffe<br />
(Milchsäure, Salze) <strong>aus</strong> dem Produkt separiert werden. In Kapitel 2.3.3 sowie in Tabelle 9-3 im<br />
Anhang werden Möglichkeiten zur Aufreinigung <strong>von</strong> Oligosacchariden vorgestellt. Anhand dieser<br />
Zusammenfassung und auf Basis der Eigenschaften der hier vorliegenden GOS-Lösung wird eine<br />
Vor<strong>aus</strong>wahl der als am besten geeignet erscheinenden Aufreinigungsmethode getroffen.<br />
Das aufzureinigende MPK besitzt bereits einen maximal durch NF erzielbaren<br />
Trockensubstanzgehalt. Der Einsatz eines weiteren Filtrationsschritts ist hier nur unter<br />
Vor<strong>aus</strong>setzung einer erneuten Verdünnung der Ausgangslösung und weiterer Diafiltration<br />
87
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
möglich. Ebenso ist nur eine bedingte Abtrennung der Lactose, insbesondere <strong>von</strong> kurzkettigen<br />
GOS, möglich [154, 173, 174]. Einer Aufreinigung des GOS-haltigen MPK mittels Fermentation<br />
stehen verschiedene Faktoren entgegen. So bieten der geringe pH-Wert <strong>von</strong> 4,2 - 4,5 und die<br />
hohe Milchsäurekonzentration keine optimalen Wachstumsbedingungen für Mikroorganismen.<br />
Weiterhin ist durch die hohe Zuckerkonzentration ein vollständiger Abbau der Zucker, wie bereits<br />
<strong>von</strong> Goulas et al. (2007) [178] angemerkt, unwahrscheinlich. Deutlichster Nachteil dieser<br />
Methode ist, dass <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffe mit Ausnahme der Zucker (Salze und Milchsäure) nicht <strong>von</strong><br />
den GOS getrennt werden. Zusätzlich entstehen bei der Fermentation Stoffwechselendprodukte,<br />
die ebenso wie die Mikroorganismen, nach dem Fermentationsschritt weitere Trennoperationen<br />
unerlässlich machen. Mittels chromatographischer Verfahren lassen sich zwar hohe Reinheiten<br />
erreichen, jedoch sind diese Methoden, wie auch die anderen in Tabelle 9-3 im Anhang<br />
dargestellten, sowohl zeit- als auch kostenintensiv und somit nicht für die großtechnische<br />
Anwendung zur <strong>Herstellung</strong> eines Lebensmittelzusatzstoffs geeignet [177].<br />
Für verschiedene Oligosaccharide (z. B. Fructooligosaccharide) wird in der Literatur gezeigt, dass<br />
mittels Aktivkohle eine Trennung <strong>von</strong> Mehrfachzuckern gemäß Kettenlänge möglich ist [179,<br />
180]. Auch für GOS wurde bereits eine präparative chromatographische Trennung mittels<br />
Aktivkohle realisiert [154]. Laut Nobre et al. (2012) sowie Whistler und Durso (1950) bietet diese<br />
Methode zudem die Möglichkeit eine gleichzeitige Demineralisierung der Oligosaccharidfraktion<br />
durchzuführen [179, 256]. Die unterschiedlichen Charakteristika der Aktivkohlen machen sie für<br />
ein breites Anwendungsfeld interessant. Zudem zeichnen sie sich durch einen niedrigen Preis<br />
zwischen 0,25 - 2 €/kg <strong>aus</strong>. Industriell sind Festbettadsorber mit Aktivkohleschüttung weit<br />
verbreitet und erprobt [257]. Die Aktivkohle-Adsorption bietet somit das Potenzial zur<br />
Aufreinigung <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> wässrigen Lösungen. Diesbezüglich sind vor allem die der Trennung<br />
<strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> dem Mehrkomponentensystem MPK zugrundeliegenden Mechanismen zu<br />
betrachten. An erster Stelle steht im Folgenden zunächst ein Screening geeigneter Aktivkohlen.<br />
Anschließend werden die den Adsorptionsprozess beinflussnehmenden Prozessparameter in<br />
Säulenversuchen identifiziert und bewertet.<br />
5.5.1 GOS-Aufreinigung mittels Adsorption an Aktivkohle<br />
Aktivkohlescreening<br />
Für die Aufreinigung der Saccharidmischung werden zunächst fünf unterschiedliche Aktivkohlen<br />
untersucht, deren technische Eigenschaften in Tabelle 9-19 im Anhang hinterlegt sind. Als Feed<br />
dient verdünntes GOS-haltiges MPK (Tabelle 9-21 im Anhang). Die Ergebnisse des Screenings<br />
in Form der Gleichgewichtsbeladungen in Batch-Versuchen sind Abbildung 5-34 zu entnehmen.<br />
88
Beladung [g/g]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
0,25<br />
GOS Lactose Glucose Galactose Milchsäure<br />
0,2<br />
0,15<br />
0,1<br />
0,05<br />
0<br />
TC303 S1240 PAK S300 CGK<br />
Abbildung 5-34: Vergleich der Gleichgewichtsbeladungen unterschiedlicher Aktivkohlen im Batch (1,5 g<br />
Aktivkohle; 25 °C; 24 h Verweilzeit im Batch; 20 mL 25 Vol.-% GOS-haltiges MPK)<br />
Die eingesetzten Aktivkohlen zeigen ein relativ einheitliches Verhalten in dem Sinne, dass sie<br />
Lactose und GOS gegenüber den Monosacchariden und der Milchsäure in höherem Maße<br />
adsorbieren. Die Bindung <strong>von</strong> Sacchariden an Aktivkohle wird einerseits durch polare<br />
Wechselwirkungen, andererseits durch die sterische Hinderung in Abhängigkeit der Molekül- und<br />
Porengrößenverteilung bestimmt [258]. Gemäß der Traub´schen Regel steigt die Adsorption<br />
organischer Moleküle an Aktivkohle <strong>aus</strong> wässriger Lösung mit ihrer Kettenlänge. Grund ist die<br />
verminderte Löslichkeit der Moleküle in der wässrigen Phase. Diese Regel gilt dabei unter der<br />
Vor<strong>aus</strong>setzung ungehinderter Porenzugänglichkeit [259].<br />
Die Oberfläche <strong>von</strong> Aktivkohle weist allgemein einen hydrophoben Charakter auf [259], ebenso<br />
wie Saccharide [260, 261]. Die Hydrophobizität letzterer steigt hierbei mit dem Anteil an CH-<br />
Gruppen <strong>von</strong> Mono- zu Oligosacchariden. Entsprechend nimmt auch die Stärke der<br />
Wechselwirkungen zu [179, 262]. In Mehrkomponentensystemen ist immer mit einer Konkurrenz<br />
der Stoffe um Adsorptionsplätze zu rechnen. Lactose und GOS besitzen hiernach eine höhere<br />
Affinität zur Aktivkohleoberfläche, wodurch eine Verdrängung der Monosaccharide<br />
wahrscheinlich ist. Gleichzeitig spielen die absoluten und relativen Konzentrationen der Zucker<br />
innerhalb dieses Mehrkomponentensystems eine Rolle [179]. So weisen Lactose und GOS einen<br />
deutlich höheren Anteil an der Saccharidmischung (52,93 bzw. 25,00 Gew.-%) auf als die<br />
Monosaccharide (16,36 und 5,71 Gew.-%). Auch hierdurch wird ihre Adsorption gegenüber der<br />
<strong>von</strong> Glucose und Galactose begünstigt. Unterschiede zwischen den Aktivkohlen zeigen sich<br />
anhand der Selektivität für Lactose und GOS. Die Adsorbentien S300 und CGK weisen eine<br />
höhere Lactosebeladung auf, während sich die TC303, die S1240 und die PAK im Vergleich<br />
selektiver für GOS zeigen. Im Vorfeld der Untersuchungen wurden Adsorbentien gewählt, die<br />
89
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
speziell zur Adsorption <strong>von</strong> Makromolekülen, bisher vor allem <strong>von</strong> Farbstoffen, eingesetzt<br />
werden. Dennoch ist da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>zugehen, dass ein unterschiedlich <strong>aus</strong>geprägter sterischer Effekt<br />
bei der Adsorption der Saccharide zum Tragen kommt. Lactose als Disaccharid besitzt ein<br />
Molekulargewicht <strong>von</strong> 342,29 g/mol [263], wohingegen die Hauptfraktion der GOS <strong>aus</strong><br />
mindestens einer Glucoseeinheit sowie zwei Galactosemolekülen aufgebaut ist. Liegt nun der<br />
kritische Porendurchmesser des Adsorbens im Bereich der Moleküldurchmesser der zu<br />
trennenden Adsorptive, kommt ein Siebeffekt (sterische Hinderung) zum Tragen [257]. Eine<br />
mögliche Begründung für die unterschiedlichen Selektivitäten der fünf getesteten Kohlen könnte<br />
somit in ihrer Porengrößenverteilung liegen. Die TC303, die S1240 und die PAK scheinen eine<br />
Struktur zu besitzen, die das Eindringen <strong>von</strong> Lactose und GOS in die Adsorbenskörner<br />
gleichermaßen ermöglicht. Bedingt durch die unterschiedlich <strong>aus</strong>geprägte Affinität der<br />
Saccharide zur Aktivkohleoberfläche, adsorbiert GOS hier in höherem Maße als Lactose.<br />
Demgegenüber scheinen die Kohlen S300 und CGK durch eine Struktur gekennzeichnet zu sein,<br />
die dazu führt, dass die GOS durch einen Größen<strong>aus</strong>schlusseffekt schlechter zurückgehalten<br />
werden, während Lactose in höherem Maße in die Poren gelangen kann.<br />
Die hier eingesetzte Aktivkohle PAK wird bisher nur in Pulverform vertrieben. Als solche eignet<br />
sie sich für den Einsatz im Wirbelschicht- oder Schwebebettadsorber [259]. Der Standardapparat<br />
der Adsorptionstechnik, der auch in dieser Arbeit im Folgenden eingesetzt wird, ist jedoch der<br />
Festbettadsorber [257]. Hierzu muss die Aktivkohle granuliert vorliegen. Entsprechend eignen<br />
sich lediglich die TC303 (0,14 ± 0,0005 gGOS/gTC303) und die S1240 (0,12 ± 0,006 gGOS/gS1240) als<br />
Kornkohlen für den weiteren Einsatz im Säulensystem.<br />
5.5.2 Einsatz <strong>von</strong> Aktivkohle im Säulensystem<br />
Für eine erste Bilanzierung werden die zuvor gewählten Aktivkohlen TC303 und S1240 in einem<br />
Säulensystem eingesetzt, mit GOS-haltigem MPK beladen und über Nacht mit Wasser gespült,<br />
um nicht adsorbierte Substanzen zu entfernen. Diese Gesamtfraktion wird im Anschluss mittels<br />
HPLC analysiert. Abbildung 5-35 zeigt zunächst die Beladung der Aktivkohlen mit den Zuckern<br />
sowie Milchsäure.<br />
Ähnlich wie in den vorangegangenen Batch-Experimenten zeigt sich auch im Säulenversuch,<br />
dass die Monosaccharide sowie die Milchsäure nur einen geringen Anteil an der Beladung<br />
<strong>aus</strong>machen. Mit 0,14 ± 0,0088 g/g (TC303) bzw. 0,12 g/g ± 0,0069 (S1240) adsorbiert GOS als<br />
Hauptkomponente <strong>aus</strong> der Mischung. Anders als zuvor, zeigt sich im Säulensystem jedoch<br />
anhand der Lactosebeladung ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Aktivkohlen. Die<br />
S1240 bindet ähnlich wie im Batch-Versuch einen vergleichsweise hohen Anteil an Lactose<br />
(0,110 ± 0,018 g/g). Demgegenüber zeigt sich die TC303 im Säulensystem (0,018 ± 0,013 g/g), im<br />
Vergleich zum vorherigen Batch, deutlich selektiver für GOS. Somit erfolgt bereits durch die<br />
Adsorption eine beachtliche Aufreinigung der Oligosaccharide.<br />
90
Beladung [g/g]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
0,2<br />
TC303<br />
S1240<br />
0,15<br />
0,1<br />
0,05<br />
0<br />
GOS Lactose Glucose Galactose Milchsäure<br />
Abbildung 5-35: Vergleich der Aktivkohlen TC303 und S1240 anhand der Beladungen im Säulensystem<br />
(1,5 g Aktivkohle; Volumenstrom 10 mL/h; 20 mL 25 Vol.-% GOS-haltiges MPK)<br />
Für eine genauere Betrachtung der Ursachen dieses Unterschieds wird nachfolgend die<br />
Adsorption <strong>von</strong> Lactose näher betrachtet. Hierzu wird deren Adsorption an die Aktivkohle TC303<br />
im Batch und Säulensystem <strong>aus</strong> einer Reinstofflösung sowie <strong>aus</strong> GOS-haltigem MPK ermittelt<br />
(Abbildung 5-36). Die Lactose erreicht sowohl im Batch als auch im Säulensystem eine deutlich<br />
höhere Beladung, wenn diese <strong>aus</strong> der Reinstofflösung adsorbiert. Somit ist zunächst<br />
nachgewiesen, dass Lactose prinzipiell eine hohe Affinität zur Aktivkohleoberfläche besitzt. Im<br />
Mehrkomponentensystem steht ihre Adsorption jedoch in Konkurrenz zu derjenigen der GOS. Da<br />
letztere aufgrund ihrer Molekularstruktur eine noch höhere Affinität zur Aktivkohleoberfläche<br />
besitzen, kommt es zu einer Verdrängungsreaktion, die letztlich die geringe Lactosebeladung<br />
bedingt. Ein Vergleich <strong>von</strong> Batch und Säulenversuch macht deutlich, dass die Lactose im Falle<br />
des Durchflusssystems unabhängig vom eingesetzten Medium eine geringere Beladung erreicht.<br />
Eine mögliche Erklärung könnte in der Verweilzeit begründet liegen. Im Säulensystem ist die<br />
Kontaktzeit im Vergleich zum Batch deutlich kürzer. Sie reicht unter Umständen nicht <strong>aus</strong>, um die<br />
maximale Kapazität der Adsorbens zu erreichen. Weiterhin wird die Wechselwirkung zwischen<br />
Sacchariden und der Aktivkohleoberfläche, wie erwähnt, über hydrophobe Wechselwirkungen<br />
bestimmt. Diese Haftkräfte sind im Falle der Lactose wahrscheinlich zu schwach, um diese in<br />
Gegenwart der in Strömungsrichtung wirkenden Kräfte, die durch den Volumenstrom bestimmt<br />
werden, dauerhaft an der Aktivkohleoberfläche zu binden. Somit wird im Säulensystem eine<br />
geringere Beladung erreicht als im Batch.<br />
91
Beladung [g/g]<br />
Beladung [g/g]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
0,25<br />
Lactose - Batch<br />
Lactose in MPK - Batch<br />
0,25<br />
Lactose - Säule<br />
Lactose in MPK - Säule<br />
0,2<br />
0,2<br />
0,15<br />
0,15<br />
0,1<br />
0,1<br />
0,05<br />
0,05<br />
0<br />
0<br />
Abbildung 5-36: Vergleich der Beladung <strong>von</strong> Aktivkohle mit Lactose im Batch (20 mL Medium; 24 h) und<br />
Säulensystem (1,5 g TC303; 20 mL Medium; 10 mL/h; Waschschritt bis kein Zucker im Auslauf der Säule<br />
detektierbar ist) für reine Lactoselösung (Lactose 35 g/L; pH 4,5) sowie GOS-haltigem MPK<br />
(Zusammensetzung wie in Tabelle 9-21; pH 4,3)<br />
Im Folgenden wird nun, aufgrund der höheren Selektivität, die Aktivkohle TC303 gewählt, um<br />
relevante Parameter des Adsorptionsprozesses im Säulensystem zu identifizieren.<br />
Einfluss des Volumenstroms auf die Adsorption<br />
In den folgenden Versuchen wird der Einfluss des Volumenstroms auf die Beladung der<br />
Aktivkohle quantifiziert (Abbildung 5-37). Hierzu werden, wie zuvor, 1,5 g der Aktivkohle TC303<br />
eingesetzt. Unter Berücksichtigung der Schüttdichte <strong>von</strong> 240 kg/m³ (Tabelle 9-19 im Anhang)<br />
ergibt sich somit ein Festbettvolumen <strong>von</strong> 6,25 mL. Im Folgenden wird für die Darstellung der<br />
Ergebnisse eine maßstabsunabhängige Beschreibung des Volumenstroms in Form <strong>von</strong><br />
Bettvolumina (BV) gewählt. Dieser Begriff bezieht sich hierbei auf das relative Verhältnis des<br />
Flüssigkeitsvolumens bzw. des Flüssigkeitsvolumenstroms zum Festbettvolumen. So entspricht<br />
ein Volumenstrom <strong>von</strong> 10 mL/h beispielhaft einem Wert <strong>von</strong> 1,6 BV/h.<br />
In Vorversuchen zeigte sich, dass Volumenströme über 5 mL/h (0,8 BV/h) aufgrund der Viskosität<br />
des GOS-haltigen MPK und dem einhergehenden Druckverlust zu Undichtigkeiten an der<br />
eingesetzten Säule führen. Um dennoch (qualitativ) einen breiteren Volumenstrombereich<br />
untersuchen zu können, wird zunächst verdünntes (25 Vol.-%) GOS-haltiges MPK (Tabelle 9-21)<br />
eingesetzt.<br />
92
Beladung [g/g]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
0,2<br />
0,15<br />
0,1<br />
0,05<br />
0<br />
0,8 1,6 3,2<br />
Volumenstrom [BV/h]<br />
Abbildung 5-37: Einfluss des Volumenstroms auf die Beladung der Aktivkohle TC303 mit GOS (1,5 g<br />
Aktivkohle TC303; 20 mL 25 Vol.-% GOS-haltiges MPK)<br />
Der Volumenstrom muss unter Beachtung der Kinetik der Adsorption so gewählt werden, dass<br />
die Kontaktzeit zwischen Adsorptiv und Adsorbens hinreichend lang ist. Ein zu hoher<br />
Volumenstrom kann eine verminderte Beladung bedingen, wenn die Zeit für den Stofftransport<br />
zwischen fluider und fester Phase begrenzt wird. Im vorliegenden Fall zeigt sich ein Anstieg der<br />
Beladung der Kohle um 33,3 % mit einer Reduzierung des Volumenstroms <strong>von</strong> 3,2 auf 0,8 BV/h<br />
(entspricht einer Reduzierung <strong>von</strong> 20 auf 5 mL/h). Somit sollte die Adsorption bei möglichst<br />
niedrigen Volumenströmen durchgeführt werden.<br />
Einfluss des Feedvolumens auf die Adsorption<br />
Im Weiteren soll eine Abschätzung hinsichtlich des realen einzusetzenden Feedvolumens und<br />
somit der Belastung des Festbetts erfolgen. Hierdurch soll der optimale Betriebspunkt für die<br />
Adsorption <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> MPK an die Aktivkohle TC303 ermittelt werden. Es soll dasjenige<br />
Verhältnis <strong>von</strong> aufgegebenem Feedvolumen zur Aktivkohlemasse (hier: 1,5 g entsprechen<br />
6,25 mL Festbettvolumen) identifiziert werden, welches eine möglichst hohe Abreicherung der<br />
GOS <strong>aus</strong> der Feedlösung und eine gleichzeitig möglichst hohe Beladung gewährleistet. Hierzu<br />
wird unverdünntes GOS-haltiges MPK (Tabelle 9-22 im Anhang) eingesetzt und der<br />
Volumenstrom auf 0,32 BV/h (2 mL/h) reduziert. In Abbildung 5-38 sind die Beladung des<br />
Adsorbens (Primärachse) und die Abreicherung der GOS in der Feedlösung (Sekundärachse) in<br />
Abhängigkeit vom Volumen der eingesetzten Lösung dargestellt. Mit dem Volumen, also der<br />
absoluten Menge an aufgegebenen Adsorptiv, steigt die Beladung <strong>von</strong> 0,06 (± 0) bis auf<br />
0,16 ± 0,017 g/g an. Hierbei sind im Ablauf der Säule beim Einsatz <strong>von</strong> 0,16 BV (1 mL)<br />
Feedlösung keine GOS detektierbar. Demgegenüber binden lediglich 53 % der GOS <strong>aus</strong> einem<br />
93
Beladung [g/g]<br />
Abreicherung [%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Volumen <strong>von</strong> 0,5 BV (5 mL) MPK an der Kohle. Somit beträgt der GOS-Verlust über die<br />
abgereicherte Feedlösung 47 %.<br />
0,25<br />
0,2<br />
0,15<br />
0,1<br />
0,05<br />
0<br />
GOS-Beladung GOS-Adsorption<br />
0,16 0,24 0,32 0,4 0,8<br />
Feedvolumen [BV]<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abbildung 5-38: Einfluss des Feedvolumens auf die Beladung der Aktivkohle TC303 (Primärachse) und die<br />
Adsorption/Abreicherung der GOS <strong>aus</strong> der Feedlösung (Sekundärachse) (1,5 g Aktivkohle TC303; GOShaltiges<br />
MPK; Volumenstrom 2 mL/h)<br />
Letztlich muss damit ein Kompromiss zwischen der erreichbaren Beladung und einem minimalen<br />
GOS-Verlust geschlossen werden. In der Praxis sollte der Betriebspunkt somit bei einer Beladung<br />
zwischen 0,09 und 0,13 g/g bei gleichzeitiger GOS-Abreicherung <strong>aus</strong> der Feedlösung <strong>von</strong><br />
97 - 85 % liegen. Eine Belastung des Festbetts mit dem 0,24 bis 0,4fachen Volumen an<br />
Feedlösung ist in diesem Fall einzusetzen (hier: 1,5 bzw. 2,5 mL MPK zu 1,5 g Aktivkohle TC303).<br />
Diese Vorgabe gilt dabei nur für die in Tabelle 9-22 im Anhang charakterisierte Feedlösung.<br />
Das Zielprodukt liegt nach der Adsorption gebunden vor. Für einen Einsatz dieses Verfahrens ist<br />
entsprechend die Wiedergewinnung der GOS in flüssiger Phase ebenso entscheidend.<br />
Nachfolgend wird deshalb die Desorption der GOS mittels EtOH betrachtet.<br />
Einfluss der EtOH-Konzentration, des Volumenstroms und des Volumens auf die<br />
Wiederfindung der GOS in der Desorptionsfraktion<br />
Für die Desorption verschiedener Oligosaccharide werden in der Literatur im Zusammenhang mit<br />
Aktivkohle Ethanol/Wasser-Gemische eingesetzt [154, 177]. Daher wird zunächst die benötigte<br />
Konzentration des Alkohols ermittelt, die eine Wiedergewinnung der GOS ermöglicht (Abbildung<br />
5-39, links). Zusätzlich wird mit der gewählten Konzentration der Einfluss des Volumenstroms<br />
untersucht (Abbildung 5-39, rechts). Die Kohle wird hierzu jeweils bei einem Volumenstrom <strong>von</strong><br />
94
Wiederfindung [%]<br />
Wiederfindung [%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
10 mL/h (1,6 BV/h) mit 20 mL verdünntem 25 Vol.-% GOS-haltigem MPK beladen<br />
(0,14 ± 0,00996 g/g). Die Desorption in Abhängigkeit <strong>von</strong> der EtOH-Konzentration erfolgt bei<br />
einem Volumenstrom <strong>von</strong> 10 mL/h mit 40 mL Desorptionslösung. Die Untersuchungen zum<br />
Einfluss des Volumenstroms werden unter Einsatz <strong>von</strong> 40 mL einer 50 Vol.-% EtOH-Lösung<br />
durchgeführt.<br />
100<br />
100<br />
80<br />
80<br />
60<br />
60<br />
40<br />
40<br />
20<br />
20<br />
0<br />
5 10 25 50 100<br />
0<br />
0,8 1,6 3,2<br />
EtOH [Vol.-%]<br />
Volumenstrom [BV/h]<br />
Abbildung 5-39: Einfluss der EtOH-Konzentration (links) und des Volumenstroms (rechts) auf die<br />
Wiederfindung der GOS in der Desorptionsfraktion (Adsorption: 1,5 g Aktivkohle TC303; 20 mL 25 Vol.-%<br />
GOS-haltiges MPK; Volumenstrom 10 mL/h (1,6 BV/h); Desorption: 40 mL EtOH/Wasser)<br />
Mit der Zunahme des Anteils an EtOH <strong>von</strong> 5 auf 50 Vol.-% % nimmt die Wiedergewinnung der<br />
GOS <strong>von</strong> 8,71 ± 1,02 % auf 63,7 ± 6,5 % zu. Eine weitere Erhöhung ist durch die EtOH-<br />
Konzentration nicht zu erreichen. Der Zusammenhang zwischen dem Verhältnis <strong>von</strong> EtOH zu<br />
Wasser und der zunehmenden Wiederfindung der Saccharide in der Desorptionsfraktion liegt<br />
hierbei in den polaren Wechselwirkungen zwischen den Zuckern und der Aktivkohleoberfläche<br />
bzw. der flüssigen Phase begründet.<br />
Eine Erhöhung der Wiederfindung <strong>von</strong> 59,41 ± 0,225 auf 68,9 ± 0,750 % kann mit sinkendem<br />
Volumenstrom unter Einsatz der 50 Vol.- % EtOH-Lösung ermittelt werden (Abbildung 5-39,<br />
rechts). Somit sollten im Hinblick auf die Kinetik, wie bereits bei der Adsorption angemerkt, höhere<br />
Kontaktzeiten über niedrigere Volumenströme bei der Desorption gewährleistet werden.<br />
Vor dem Hintergrund einer optimalen Parameterkonstellation wird letztlich eine Adsorption <strong>von</strong><br />
2 mL GOS-haltigem MPK an 1,5 g Aktivkohle bei einem Volumenstrom <strong>von</strong> 2 mL/h durchgeführt.<br />
Die anschließende Desorption erfolgt mit einem reduzierten Volumen <strong>von</strong> 20 mL einer 50 Vol.-%<br />
EtOH-Lösung bei einem Volumenstrom <strong>von</strong> 5 mL/h. Hierbei kann eine Beladung <strong>von</strong><br />
0,108 ± 0,0004 g/g unter Adsorption <strong>von</strong> 89,84 ± 0,338 % der in der Vorlage enthaltenen GOS und<br />
eine 66,90 ± 3,156 %ige Wiederfindung der zuvor adsorbierten Oligosaccharide erzielt werden.<br />
95
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Dieses Ergebnis liegt im Bereich der Wiederfindung, die auch <strong>von</strong> Zerge (2014) [154] erreicht<br />
wird. Je nach eingesetzter Feedlösung beträgt der Wert dort 14 - 66 %.<br />
Durch die Aktivkohle-Adsorption wird der Anteil der GOS an der Gesamtzuckerfraktion <strong>von</strong><br />
25,45 ± 0,26 auf bis zu 90,72 ± 1,85 Gew.-% erhöht. Lediglich Lactose verbleibt mit einem Anteil<br />
<strong>von</strong> unter 10 Gew.-% im Produkt. Monosaccharide, Milchsäure und ein anorganischer Anteil<br />
können erst nach einer Einengung der Desorptionsfraktion detektiert werden. Ihr Anteil liegt bei<br />
unter 1 Gew.-%. Diese Zusammensetzung wird bereits durch die hohe Selektivität des<br />
Adsorptionsschritts erreicht. Eine einstufige Desorption zur Wiedergewinnung der Saccharide ist<br />
an dieser Stelle hinreichend. Bisher müssen mehrstufige Desorptionszyklen mit gradueller<br />
Erhöhung der EtOH-Konzentration eingesetzt werden, um zunächst unerwünscht adsorbierte<br />
kurzkettige Saccharide <strong>aus</strong>zuwaschen, bevor die eigentliche Desorption der jeweiligen<br />
Oligosaccharide mit angestrebter Reinheit bei hohen EtOH-Konzentrationen erfolgen kann [154,<br />
177, 179, 180, 182, 264]. Das in der vorliegenden Arbeit eingesetzte Verfahren zeichnet sich<br />
somit durch seine geringe Komplexität bei gleichzeitig hoher Selektivität <strong>aus</strong>. Die angestrebte<br />
Reinheit der GOS <strong>von</strong> 60 Gew.-% wird durch einen einzigen Aufreinigungsschritt erreicht bzw.<br />
sogar übertroffen. Zudem werden nicht nur die Nebenprodukte der enzymatischen Reaktion<br />
(Mono- und Disaccharide), sondern auch die Inhaltsstoffe der <strong>Molke</strong> (Milchsäure, Salze) effektiv<br />
<strong>aus</strong> dem Produkt entfernt.<br />
Der Auftrennungserfolg wird über einen Aufreinigungsfaktor quantitativ erfasst. Dieser gibt das<br />
Verhältnis <strong>aus</strong> dem GOS-Anteil (Gew.-%, bezogen auf die Gesamtzuckerfraktion) vor bzw. nach<br />
der Aufreinigung wieder. In dieser Arbeit wird ein Faktor <strong>von</strong> 3,6 erzielt. Im Vergleich erreicht<br />
Zerge (2014) [154] durch Aktivkohle eine maximale Aufreinigung um den Faktor 3. Mittels NF<br />
erreichen Pruksasri et al. (2015) [265] bzw. Michelon et al. (2014) [169] einen Faktor <strong>von</strong> 1,4 bzw.<br />
1,8. Durch eine selektive Fermentation <strong>von</strong> Sacchariden werden allgemein Werte zwischen 1,3<br />
[178] und 2,5 [266] erwirkt. Guerrero et al. (2014) [239] erreichen dagegen durch den Einsatz<br />
einer Hefe einen Aufreinigungsfaktor <strong>von</strong> bis zu 3,5. Die Fällung <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> einer EtOH<br />
haltigen Lösung führt zwar zu einem Aufreinigungsfaktor <strong>von</strong> 5, jedoch liegt die Ausbeute hier nur<br />
bei 6 % [187]. Auch Maischberger et al. (2008) [185] können mit 3,8 einen hohen Faktor erzielen.<br />
Jedoch ist hierfür ein mehrstufiger Aufreinigungsprozess bestehend <strong>aus</strong> der enzymatischen<br />
Oxidation <strong>von</strong> Lactose und mehrerer chromatographischer Verfahren nötig.<br />
Einfluss mehrerer Ad- und Desorptionszyklen auf die Kapazität<br />
Die Adsorption kann nur dann wirtschaftlich betrieben werden, wenn eine Mehrfachnutzung der<br />
Kohle über mehrere Zyklen hinweg möglich ist. In der vorliegenden Arbeit werden deshalb acht<br />
aufeinander folgende Ad- und Desorptionsdurchgänge unter Verwendung derselben<br />
Aktivkohlepackung <strong>aus</strong>geführt. Aus Abbildung 5-40 wird ersichtlich, dass sowohl die<br />
Adsorptionskapazität bei 0,149 ± 0,0092 g/g als auch die Wiederfindung bei 57,51 ± 7,38 % über<br />
acht Zyklen hinweg im Mittel (gestrichelte Linie) stagnieren. Die Reinheit der GOS beträgt hierbei<br />
in den acht Desorptionsfraktionen durchschnittlich 91,60 ± 1,99 Gew.-%. Somit ist eine<br />
Mehrfachnutzung der Aktivkohle unter Beibehaltung der Kapazität prinzipiell möglich. Gleichzeitig<br />
96
Beladung [g/g]<br />
Wiederfindung [%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
zeigen die Daten der Adsorption, dass die bisher nicht in der Desorption nachweisbaren GOS<br />
nicht auf der Kohle verbleiben. Da keine Verminderung der Beladung detektierbar ist, müssen die<br />
Zucker im Waschschritt nach der Desorption <strong>aus</strong>gewaschen werden. Die Spülung der<br />
Aktivkohleschüttung erfolgt über Nacht mit einem Volumenstrom <strong>von</strong> 10 mL/h, sodass ein<br />
entsprechend großes Volumen als Waschfraktion anfällt. Die Konzentration der Substanzen liegt<br />
hierbei unterhalb der Nachweisgrenze, sodass eine Quantifizierung ohne vorherige Einengung<br />
nicht möglich ist.<br />
Eine Optimierung der Durchströmung der Säule ist notwendig, um die gebundenen GOS in einem<br />
möglichst geringen Desorptionsvolumen in gleichzeitig hoher Konzentration wiederzugewinnen.<br />
Insbesondere die Randgängigkeit könnte in einer Säule größeren Maßstabs verbessert werden.<br />
Ein anderes Problem, das speziell beim Einsatz <strong>von</strong> organischen Lösungsmitteln im<br />
Desorptionsschritt bekannt ist, begründet sich auf die frei werdende Mischungswärme beim<br />
Phasenwechsel. Die Temperaturerhöhung kann eine verminderte Gaslöslichkeit bedingen,<br />
wodurch wiederum Gasblasen im Adsorbensbett auftreten. Diese verhindern eine vollständige<br />
Benetzung/Umströmung des Adsorbens [257].<br />
0,2<br />
Adsorption<br />
100<br />
Desorption<br />
0,15<br />
80<br />
60<br />
0,1<br />
40<br />
0,05<br />
20<br />
0<br />
AD 1 AD 2 AD 3 AD 4-8<br />
0<br />
DE 1 DE 2 DE 3 DE 4-8<br />
Abbildung 5-40: Beladung (links) und Wiederfindung (rechts) <strong>von</strong> GOS im Verlauf <strong>von</strong> 8 aufeinander<br />
folgenden Zyklen (Adsorption: 1,5 g Aktivkohle TC303; 5 mL GOS-haltiges MPK; Volumenstrom 5 mL/h;<br />
Desorption: 80 mL 50 Vol.-% EtOH/Wasser; Volumenstrom 20 mL/h)<br />
Da die Säule in der vorliegenden Arbeit <strong>von</strong> unten nach oben beschickt wird, wird eine<br />
Wanderung der Gasblasen in Strömungsrichtung zwar gefördert, jedoch tritt dennoch eine<br />
zeitliche Verbreiterung der Konzentrationsfront am Auslass der Säule auf. Auch die<br />
Beschaffenheit der eingesetzten Aktivkohle TC303 ist nicht optimal. Diese zeigt eine sehr<br />
ungleichförmige Korngrößenverteilung, wie anhand der Abbildung 9-10 im Anhang erkennbar ist.<br />
Eine einheitliche Kugelform der Aktivkohlepartikel in einer engen Größenverteilung bewirkt laut<br />
Chinn und King (1999) eine höhere Aufkonzentrierung der Substanzen in der Desorptionsfraktion<br />
97
Beladung [g/g]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
[267]. Zurückzuführen ist dies auf die Mehrwegetheorie (multipath theory), deren Einfluss auf die<br />
Peakverbreiterung bei chromatographischen Prozessen im Festbett über die Eddy-Diffusion in<br />
der van Deemter Gleichung berücksichtigt wird. Hiernach führen unterschiedliche Weglängen im<br />
Festbett bei konstanter Strömungsgeschwindigkeit zu einer Streuung der Austrittszeitpunkte <strong>von</strong><br />
Molekülen <strong>aus</strong> der Säule. Eine breite Partikelgrößenverteilung innerhalb der Festbettpackung<br />
führt somit zu einer breiten Varianz an möglichen Weglängen und damit Austrittszeitpunkten<br />
[268]. Letztlich liegen die Moleküle beim Verlassen der Säule innerhalb eines größeren<br />
Volumenelements und damit in geringerer Konzentration vor.<br />
5.5.3 Adsorptionsisotherme<br />
Für die Beschreibung der Flüssigphasenadsorption werden Isothermengleichungen<br />
herangezogen. Am gebräuchlichsten sind hier die Gleichungen nach Langmuir bzw. Freundlich<br />
[257]. Im Folgenden wird untersucht, ob sich die Adsorption <strong>von</strong> GOS an Aktivkohle mit den Zwei-<br />
Parameter-Gleichungen abbilden lässt. Hierzu werden Desorptionsfraktionen <strong>aus</strong> den<br />
vorangegangenen Säulenversuchen gesammelt und eingedampft. Für die Versuche wird eine<br />
ethanolfreie Lösung mit einer GOS-Reinheit <strong>von</strong> 88 Gew.-% (29 g/L GOS) eingesetzt. In<br />
Abbildung 9-11 im Anhang sind die Linearisierungen der Freundlich-Isothermengleichung und die<br />
Auftragung der experimentell ermittelten Daten dargestellt. Anhand des Bestimmtheitsmaßes<br />
(R 2 ) ist festzustellen, dass die Daten im betrachteten Bereich geringer Konzentrationen gut mit<br />
dieser Gleichung korrelieren. Abbildung 5-41 zeigt die Auftragung der experimentell ermittelten<br />
GOS-Beladung über die Gleichgewichtskonzentration sowie die Anpassungen an die Isotherme.<br />
0,4<br />
Experimentelle Daten<br />
Freundlich-Isotherme (25 °C)<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
c Gleichgewicht [g/L]<br />
Abbildung 5-41: Adsorptionsisotherme <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> MPK an die Aktivkohle TC303 (0,04 – 0,75 g<br />
Aktivkohle; 25 °C; 24 h Verweilzeit im Batch; 1 – 10 mL GOS-Lösung)<br />
98
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Für die Freundlich-Isotherme (R 2 = 0,9738) folgt somit:<br />
q = K ∙ c n (36)<br />
mit<br />
q<br />
Gleichgewichtsbeladung [g/g]<br />
c<br />
Gleichgewichtskonzentration [g/L]<br />
K Freundlich-Parameter = 0,1724 [-]<br />
n Freundlich-Exponent = 0,194 [-]<br />
Die experimentellen Daten korrelieren im betrachteten Konzentrationsintervall nicht mit der<br />
Isotherme <strong>von</strong> Langmuir (R² = 0,9559; Daten nicht dargestellt), da die dort zugrunde gelegten<br />
Annahmen, energetisch gleichwertiger Adsorptionsplätze (homogene Adsorbensoberfläche) und<br />
eine lediglich monomolekular stattfindende Beladung, nicht zutreffen [257, 258]. Die<br />
Aktivkohleoberfläche zeichnet sich durch eine inhomogene Verteilung <strong>von</strong> Bindungsstellen <strong>aus</strong>.<br />
Gleichzeitig ist anzunehmen, dass die Bindung der GOS einer Physisorption entspricht, bei der<br />
die Ausbildung <strong>von</strong> Multischichten über eine Wechselwirkung zwischen den Adsorptmolekülen<br />
wahrscheinlich ist [258].<br />
5.5.4 Charakterisierung der aufgereinigten GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong><br />
Abschließend soll nun die mittels Adsorption aufgereinigte GOS-Fraktion <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> hinsichtlich<br />
der Kettenlängenverteilung charakterisiert werden, um einen Vergleich mit kommerziell<br />
erhältlichen GOS-Produkten anstellen zu können und eine Aussage hinsichtlich der präbiotischen<br />
Wirkung zu treffen. Durch die Aufreinigung des GOS-haltigen MPK mittels Adsorption wird der<br />
GOS-Anteil an der Gesamtzuckerfraktion im Schnitt <strong>von</strong> 25 auf 90 Gew.-% (Kapitel 5.5.2) erhöht.<br />
Somit liegt die Reinheit der GOS über der des in Europa industriell eingesetzten Produktes<br />
Vivinal ® GOS (60 Gew.-% GOS [106]) sowie der anderer etablierter Produkte (Tabelle 2-1).<br />
Lediglich das Produkt King-Prebiotics ® GOS weist mit 99 Gew.-% einen höheren Anteil auf.<br />
Die Zusammensetzung der Saccharidfraktion gemäß Kettenlängenverteilung ist in Abbildung<br />
5-42 für eine Probe GOS-haltigen MPK vor sowie nach der Aufreinigung dargestellt.<br />
Der Anteil an Disacchariden wird hierbei analog zu dem der Lactose durch die<br />
Aktivkohleadsorption reduziert, wodurch höher polymerisierte GOS anteilsmäßig steigen. Ein<br />
Vergleich der Kettenlängenverteilung mit den Daten kommerzieller GOS-Produkte (Tabelle 2-2)<br />
zeigt, dass die GOS-Fraktion <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> einen sehr hohen Anteil an Trisacchariden aufweist, der<br />
in dieser Form lediglich beim japanischen Produkt Oligomate <strong>von</strong> Yakult Honscha anzutreffen ist.<br />
Im Vergleich zum Vivinal ® GOS zeichnet sich das in dieser Arbeit hergestellte Präparat durch<br />
einen geringeren Anteil an Di- und Pentasacchariden und einen äquivalenten Anteil an<br />
Tetrasacchariden <strong>aus</strong>. Am ehesten entspricht die Kettenlängenverteilung der des amerikanischen<br />
Produktes Purimune <strong>von</strong> GTC Nutritions.<br />
99
Saccharide [Gew.-%]<br />
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
70<br />
60<br />
GOS <strong>aus</strong> MPK<br />
GOS nach Aufreinigung<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Di- Tri- Tetra- Penta-<br />
Saccharide<br />
Abbildung 5-42: Zusammensetzung der Saccharidfraktion des GOS-haltigen MPK (ohne Lactose, Glucose<br />
und Galactose)<br />
Die präbiotische Wirkung <strong>von</strong> GOS hängt <strong>von</strong> ihrer chemischen Struktur ab, das heißt <strong>von</strong> der<br />
Kettenlängenverteilung sowie dem Verknüpfungsmuster zwischen den Monosaccharideinheiten.<br />
Barboza et al. (2009) [269] untersuchen die selektive Fermentation <strong>von</strong> GOS im<br />
Kettenlängenbereich <strong>von</strong> drei bis acht durch vier Bifidobakterien-Stämme. Sie zeigen, dass jeder<br />
Stamm bevorzugt Oligosaccharide einer bestimmten Monosaccharidanzahl abbaut. Cardelle-<br />
Corbas et al. (2011) [247] setzen fünf Trisaccharide einzeln ein, um die Fähigkeit <strong>von</strong> 12<br />
Bifidobakterien-, Lactobacillen- und Streptococcen-Stämmen zu ermitteln, diese zu<br />
verstoffwechseln. Auch hier zeigen sich eine stammspezifische Selektivität bezüglich<br />
unterschiedlicher Monosaccharideinheiten und deren Bindungsstellen untereinander. Goh et al.<br />
(2015) [270] fassen in ihrem Review aktuelle Studien zur Genom Sequenzierung probiotischer<br />
Bakterien zusammen, um die metabolischen Mechanismen im Zusammenhang mit präbiotischen<br />
Kohlenhydraten näher zu erläutern. Da sich die mikrobielle Darmflora <strong>von</strong> Mensch und Tier <strong>aus</strong><br />
einer Population unterschiedlichster Bakterien, die synergetisch wirken, zusammensetzt, kann<br />
auf Basis der GOS-Struktur allein kein Rückschluss auf die präbiotische Wirkung gezogen<br />
werden. Ein GOS-Produkt <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> muss anhand <strong>von</strong> (klinischen) Studien bewertet werden.<br />
Für Säuglingsnahrung wird jedoch vor allem eine Mischung <strong>von</strong> kurzkettigen Galacto- und<br />
langkettigen Fructooligosacchariden im Verhältnis GOS:FOS = 9:1 empfohlen, da diese<br />
Zusammensetzung der Molekulargrößenverteilung der neutralen Fraktion der Human-Milch-<br />
Oligosaccharide entspricht [191, 271, 272]. Ein hoher Anteil an Trisacchariden in der GOS-<br />
Fraktion <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> ist vor diesem Hintergrund somit günstig.<br />
100
5 Ergebnisse und Diskussion<br />
5.5.5 Zusammenfassung<br />
Anhand des Screenings unterschiedlicher Aktivkohlen erweist sich die TC303 für die Adsorption<br />
<strong>von</strong> GOS als am besten geeignet, da sie im direkten Vergleich die höchste GOS-Beladung bei<br />
gleichzeitig hoher Selektivität aufzeigt. Hierbei korreliert die Affinität der unterschiedlichen<br />
Saccharide zur Aktivkohle mit der Anzahl an Monosacchariduntereinheiten und der damit<br />
einhergehenden Erhöhung der Hydrophobizität. Weiterhin nehmen die Konzentrationsverhältnisse<br />
der Komponenten und die sterische Hinderung, die durch die Aktivkohlecharakteristik<br />
bestimmt wird, bei der Trennung der Komponenten Einfluss. Das Adsorptionsgleichgewicht<br />
lässt sich im Bereich <strong>von</strong> Konzentrationen bis 20 g/L adäquat über die Isothermengleichung<br />
nach Freundlich beschreiben.<br />
Die selektive Adsorption <strong>von</strong> GOS gegenüber den anderen Sacchariden, insbesondere Lactose,<br />
wird bei den durchgeführten Untersuchungen im Säulensystem noch erhöht. Aus den<br />
Ergebnissen geht der Volumenstrom als signifikanter Einflussparameter her<strong>aus</strong>, da über diesen<br />
kinetische Einflüsse auf die Adsorption/Desorption im Säulensystem vermindert werden können.<br />
Die Optimierung der Zusammensetzung der Desorptionslösung stellt eine EtOH-Konzentration<br />
<strong>von</strong> mindestens 50 Vol.-% als notwendig her<strong>aus</strong>. Bis zu 70 % der gebundenen GOS können<br />
hierbei letztlich in der Desorptionsfraktion wiedergefunden werden. Die Reinheit der<br />
Oligosaccharide bezogen auf die Gesamtsaccharidfraktion wird durch die Adsorption/Desorption<br />
<strong>von</strong> 26 auf rund 90 Gew.-% erhöht. Der angestrebte Zielwert <strong>von</strong> 60 Gew.-% (Tabelle 2-1), der<br />
sich an kommerziellen GOS-Präparaten orientiert, wird somit deutlich übertroffen. Diese Methode<br />
ermöglicht gleichermaßen die effektive Abtrennung der Nebenprodukte der enzymatischen<br />
Umsetzung (Glucose, Galactose) und der Inhaltsstoffe <strong>aus</strong> der ursprünglichen <strong>Molke</strong> (Milchsäure,<br />
Salzen). Ebenso wird der Anteil des Substrats Lactose auf 10 Gew.-% verringert. In acht<br />
aufeinanderfolgenden Ad- bzw. Desorptionzyklen wird die Mehrfachnutzung der Kohle ohne<br />
signifikanten Kapazitätsverlust aufgezeigt.<br />
101
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
In den vorangegangenen Kapiteln wurde eine <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> Sauermolke<br />
experimentell erarbeitet. Im Einzelnen wurden die Vorbehandlung der <strong>Molke</strong> mittels<br />
Membrantechnik (NF), die GOS-Synthese <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> unterschiedlicher Konzentrierungsstufen<br />
(absatzweise im Batch und kontinuierlich im Membranbioreaktor (MBR)) sowie eine Aufreinigung<br />
der Oligosaccharide (Adsorption) betrachtet. Aus den Ergebnissen resultieren vier mögliche<br />
Prozessalternativen, die in Abbildung 6-1 dargestellt werden.<br />
Abbildung 6-1: Darstellung der vier möglichen Prozesse zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong><br />
Mittels NF kann die Lactose in der <strong>Molke</strong> selektiv konzentriert und der zu verarbeitende<br />
Volumenstrom in den folgenden Prozessschritten reduziert werden. Die Synthese <strong>von</strong> GOS kann<br />
sowohl auf Basis der Ausgangsmolke (MP) als auch <strong>aus</strong> konzentrierter <strong>Molke</strong> (NF-MPK) erfolgen.<br />
Hierbei kann das Enzym im Membranbioreaktor (MBR) mittels UF wiedergewonnen und<br />
mehrmals verwendet oder nach einmaliger Nutzung im Batch durch eine Hitzebehandlung<br />
(Pasteurisation) inaktiviert werden. Letztlich müssen die GOS mittels Adsorption <strong>von</strong> den<br />
Inhaltsstoffen der <strong>Molke</strong> und den anderen Zuckern getrennt werden.<br />
Im Folgenden werden die Prozessalternativen nun anhand einer ersten Kostenabschätzung<br />
verglichen und bewertet. Hierdurch soll die unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten optimale<br />
Verfahrensvariante zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> identifiziert werden. Es sollen zunächst<br />
zwei Fragen beantwortet werden:<br />
1. Ist die Vorbehandlung der <strong>Molke</strong> mittels NF <strong>aus</strong> wirtschaftlicher Sicht sinnvoll?<br />
2. Ist eine Wiedergewinnung und Mehrfachnutzung der Enzyme im Membranbioreaktor<br />
(UF) gegenüber der einmaligen Verwendung im Batch (Pasteurisation) <strong>aus</strong><br />
wirtschaftlicher Sicht sinnvoll?<br />
102
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
Zur Beantwortung dieser Fragen wird zunächst eine vollständige Kostenabschätzung der ersten<br />
beiden Verfahrensschritte (Vorbehandlung der <strong>Molke</strong> und GOS-Synthese) durchgeführt. Im<br />
Anschluss erfolgt eine überschlägige Kostenabschätzung der GOS-Aufreinigung, um der<br />
abschließenden Frage nachzugehen:<br />
3. Ist die wirtschaftliche <strong>Herstellung</strong> eines GOS-Produktes <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> realisierbar?<br />
6.1 Identifizierung der optimalen Verfahrensvariante<br />
Die Bewertung der vier genannten Prozessalternativen soll auf Basis der Herstellkosten <strong>von</strong> GOS<br />
in einem industriellen Maßstab erfolgen. Hierzu wird ein Produktionszyklus <strong>von</strong> 9 h mit einem<br />
anschließenden 4-stündigen Reinigungszyklus der Membranen zugrunde gelegt. Die Betriebszeit<br />
der Anlage wird mit 8000 h/a veranschlagt, sodass 615 Zyklen pro Jahr gefahren werden können.<br />
Die Abschätzung erfolgt beispielhaft auf Basis der in Abbildung 9-12 bis Abbildung 9-15 im<br />
Anhang vorgestellten Bilanzen. Als Substrat in Prozess 1 sollen 2000 L/h <strong>Molke</strong> (MP) verarbeitet<br />
werden. Unter Einbeziehung <strong>von</strong> Membranleistungsdaten und GOS-Ausbeuten <strong>aus</strong> den<br />
vorangegangenen Kapiteln, werden hier<strong>aus</strong> 800 L/h 22 Gew.-% GOS-haltiges MPK synthetisiert,<br />
das heißt 60,9 kg/h an GOS bzw. 548,1 kg GOS pro 9-stündigem Produktionszyklus. Vereinfacht<br />
wird hierbei angenommen, dass beim An- und Abfahren der Anlage keine Verluste auftreten. Um<br />
eine Vergleichbarkeit der Prozessalternativen zu gewährleisten, werden die Prozesse 2 bis 4 so<br />
<strong>aus</strong>gelegt, dass ebenso viel GOS wie in Prozess 1 hergestellt wird. Unter Einbeziehung der<br />
geringeren Ausbeute beim Einsatz nicht aufkonzentrierter <strong>Molke</strong> (Abbildung 5-20) müssen in<br />
Prozess 2 und 4 mehr MP eingesetzt werden. Ebenso ist bei der Synthese im Membranbioreaktor<br />
(UF) mit einer geringeren Ausbeute zu rechnen als im Batch (Pasteurisation) (Tabelle 5-9). Die<br />
Anzahl der Membranmodule (NF und UF) richtet sich nach der geforderten Konzentrat-<br />
/Permeatleistung und wird anhand der experimentell ermittelten spezifischen Leistungsdaten<br />
beim Einsatz <strong>von</strong> MP oder MPK berechnet (Tabelle 9-23 im Anhang). Die Enzymkonzentration<br />
wird je nach eingesetztem Medium (MP/MPK) so gewählt, dass das GOS-Optimum nach einer<br />
(mittleren) Reaktionszeit <strong>von</strong> etwa 1 h erreicht wird.<br />
In Abbildung 6-2 ist exemplarisch das Fließbild der Prozessvariante 1 dargestellt. Die<br />
Abbildungen der anderen drei Alternativen sind im Anhang hinterlegt (Abbildung 9-16 bis<br />
Abbildung 9-18). Die Investitionskosten werden mittels Zuschlagsmethode nach [198] ermittelt.<br />
Hierbei umfassen die Kalkulationen die in den Verfahrensfließbildern abgebildeten Tanks,<br />
Filtrationsanlagen, Pumpen sowie den Wärmet<strong>aus</strong>cher für die Pasteurisation.<br />
103
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
T vorlage<br />
Milchsäure, Salze<br />
Abwasser<br />
GOS haltiges MPK<br />
MP<br />
P Vordruck<br />
(NF)<br />
P Hochdruck<br />
(NF)<br />
NF<br />
Enzym<br />
UF<br />
T Produkt<br />
CIP Reinigungsmittel +<br />
Prozesswasser<br />
Enzym<br />
P CIP<br />
(NF)<br />
P Dosierung<br />
MPK<br />
T Reaktion<br />
P umwälz<br />
(UF)<br />
Enzym + GOS haltiges MPK<br />
CIP Reinigungsmittel + Prozesswasser<br />
P CIP<br />
(UF)<br />
Abbildung 6-2: Verfahrensfließbild der Prozessvariante 1<br />
Tabelle 6-1 zeigt eine Auflistung der Investitionskosten nach Prozessschritten [273]. Hierbei<br />
werden Tanks (inklusive Sensorik) für die Vorlage bzw. das Produkt jeweils in den nachfolgenden<br />
bzw. vorangegangenen Prozessschritt eingerechnet. Die Kosten für die Filtrationsstufen<br />
umfassen neben den Kosten für die benötigte Anzahl an Membranmodulen und deren Verrohrung<br />
untereinander, die benötigten Pumpen (auch diejenigen für die Reinigung: CIP = cleaning in<br />
place), Mess- und Regelungstechnik, Ventile sowie die Steuerung bzw. elektrische Anbindung.<br />
Hauptposition des GOS-Syntheseschritts ist der Reaktionstank (inklusive Sensorik). Zusätzlich<br />
werden die Dosierpumpe sowie die Vorlagepumpe in Prozess 2 und 4 hier mitberücksichtigt. Die<br />
Kosten für die Pasteurisation werden ebenso wie diejenigen der anderen Positionen (Tanks und<br />
Pumpen) gemäß der Größe bzw. des zu verarbeitenden Volumenstroms angesetzt. Die Kosten<br />
für die Pumpe und den Produkttank sind zudem enthalten. Der Kapitalbedarf der Anlage<br />
errechnet sich <strong>aus</strong> dem Basispreis für die einzelnen Anlagen über einen Gesamtfaktor (Tabelle<br />
9-24 im Anhang). Dieser Faktor deckt die Kosten für direkte (z. B. die Apparatemontage) und<br />
indirekte (z. B. Engineering) Nebenpositionen ab und entspricht dem Zahlenwert 3,55.<br />
104
Kosten [€/kg GOS ]<br />
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
Tabelle 6-1: Investitionskosten der vier Prozessalternativen<br />
Prozessschritt<br />
Prozess 1<br />
[€]<br />
Prozess 2<br />
[€]<br />
Prozess 3<br />
[€]<br />
Prozess 4<br />
[€]<br />
Nanofiltration 105.900 - 96.900 -<br />
GOS-Synthese 5.100 23.600 5.100 23.600<br />
Ultrafiltration 176.100 127.479 - -<br />
Pasteurisation - - 58.775 110.132<br />
Summe (Basispreis für die<br />
Zuschlagskalkulation [273])<br />
Kapitalbedarf der Anlage<br />
(Faktor 3,55)<br />
287.100 151.079 160.775 133.732<br />
1.019.205 536.330 570.751 474.749<br />
Prozess 1 besitzt mit etwa 1 Mio. € die höchsten Investitionskosten, da hier sowohl NF als auch<br />
UF-Anlagen eingeplant werden. Der Entwurf <strong>von</strong> Prozess 4 zeichnet sich durch die geringste<br />
Komplexität <strong>aus</strong>. In Summe müssen nur die Hälfte der Investitionskosten der Prozessvariante 1<br />
kalkuliert werden.<br />
Die Betriebskosten (Abbildung 6-3) der vier Prozessalternativen umfassen die elektrische Energie<br />
für den Betrieb der Pumpen, Dampf zum Aufheizen der CIP-Lösungen (Reinigung) und für den<br />
Betrieb der Pasteurisation sowie das Prozesswasser, das für die Reinigung benötigt wird.<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
Abwasserbehandlung<br />
elektrische Energie<br />
Prozesswasser<br />
Dampf<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
Prozess 1 Prozess 2 Prozess 3 Prozess 4<br />
Abbildung 6-3: Betriebskosten inklusive der Abwasserkosten der vier Prozessalternativen<br />
105
Kosten [€/kg GOS ]<br />
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
Zusätzlich werden hier die Kosten für die Abwasserbehandlung bzw. -aufbereitung mit<br />
aufgenommen, die formal nicht zu den Betriebskosten zählen, da sie unabhängig vom<br />
Produktionsdurchsatz der Anlage in gleicher Höhe anfallen. Da im Rahmen dieser Arbeit<br />
vorrangig eine vergleichende Abschätzung unterschiedlicher Prozessalternativen erfolgt, wird<br />
keine explizite Unterscheidung zwischen fixen und variablen Kosten unternommen. Die<br />
Abhängigkeit der Kostenstruktur einer <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> <strong>von</strong> der<br />
Produktionsmenge ist nicht Ziel dieses Kapitels, sodass die nachfolgende Zuordnung der<br />
Abwasserbehandlung zu den Betriebskosten an dieser Stelle möglich ist.<br />
Den größten Anteil an den dargestellten Kosten nehmen die Abwasserkosten ein. So muss<br />
beispielsweise bei Prozess 1 bei einer fünfstufigen Reinigung pro Reinigungszyklus mit 130 m³<br />
Abwasser <strong>aus</strong> der NF (CIP + NF-Permeat), 150 m³ <strong>aus</strong> der UF sowie weiteren 30 m³ Spülwasser<br />
<strong>aus</strong> der Restanlage (Tanks, Rohrleitungen) gerechnet werden. Pro m³ werden 5 € für die<br />
Entsorgung veranschlagt. Somit entfallen 1.550 € Abwasserkosten pro Reinigungszyklus auf eine<br />
GOS-Menge <strong>von</strong> 548,1 kg pro 9-stündiger Produktionsdauer. Dies entspricht 2,83 € pro kg GOS.<br />
Die Betriebskosten der Prozesse 2 bis 4 fallen geringer <strong>aus</strong>, da hier eine geringere Anzahl an<br />
Membrananlagen mittels CIP Prozess gereinigt werden muss.<br />
Zu den Verbrauchsmaterialien (Abbildung 6-4) der vier Prozessalternativen zählen die <strong>Molke</strong><br />
(MP), die Membranen (inklusive deren Aust<strong>aus</strong>ch), CIP Reinigungsmittel und das Enzym. Hierbei<br />
spielen die Membrankosten bei einer Standzeit <strong>von</strong> 0,5 bzw. 1 Jahr für NF bzw. UF wie auch die<br />
CIP Reinigungsmittel nur eine untergeordnete Rolle.<br />
6<br />
Enzym <strong>Molke</strong> CIP Reinigungsmittel Membran<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Prozess 1 Prozess 2 Prozess 3 Prozess 4<br />
Abbildung 6-4: Verbrauchsmaterialkosten der vier Prozessalternativen<br />
Die Kosten für die <strong>Molke</strong> pro kg GOS hängen <strong>von</strong> der benötigten Menge ab, die ursächlich <strong>von</strong><br />
der GOS-Ausbeute der jeweiligen Verfahrensvariante bestimmt wird. Die <strong>Molke</strong> wird hier mit<br />
106
Kosten [€/kg GOS ]<br />
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
einem Preis <strong>von</strong> 100 €/m³ kalkuliert, obgleich diese als Neben- bzw. Reststrom der<br />
milchverarbeitenden Industrie gilt. Der Wert der <strong>Molke</strong> ist ursächlich der enthaltenen Lactose<br />
zuzuschreiben. Diese wird industriell <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> gewonnen und findet Einsatz in der<br />
Lebensmittelindustrie. <strong>Molke</strong> bzw. Lactose werden dabei jedoch zunehmend als<br />
Überschussprodukt angesehen. Ein negativer Preistrend ist zu erwarten. Die Bestimmung der<br />
Enzymkosten erfolgt unter der Annahme, dass der Biokatalysator über 9 h hinweg<br />
wiederverwendet werden kann.<br />
Prozess 1 zeichnet sich durch die geringsten Verbrauchsmittelkosten <strong>aus</strong>, da vergleichsweise<br />
wenig <strong>Molke</strong> eingesetzt werden muss und das Enzym wiedergewonnen wird. Obgleich bei<br />
Prozess 4 weder Membran- noch CIP Reinigungsmittelkosten anfallen, sind hier demgegenüber<br />
die Verbrauchsmittelkosten mit 5,62 €/kgGOS am höchsten.<br />
Weitere Kosten (Personalkosten, Kapitalkosten, Sonstige Kosten) sind im Anhang dargestellt.<br />
Letztlich mündet die Aufstellung der einzelnen Kostenarten in den Herstellkosten für GOS <strong>aus</strong><br />
<strong>Molke</strong> ohne Einbeziehung der weiteren Aufreinigung (Abbildung 6-5).<br />
Hierbei zeigt sich, dass Prozess 1 (8,48 €/kgGOS) und Prozess 3 (7,83 €/kgGOS) die höchsten<br />
Herstellkosten aufweisen. Prozess 2 und 4 stellen die kostengünstigeren Verfahrensvarianten<br />
dar. Hier liegen die Herstellkosten bei 6,83 und 6,56 €/kgGOS. Hauptanteil an den Herstellkosten<br />
nehmen die Verbrauchsmaterialien ein, gefolgt <strong>von</strong> den Betriebskosten.<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Verbrauchsmaterial<br />
Betriebskosten<br />
Kapitalkosten<br />
Personalkosten<br />
Sonstige<br />
Prozess 1 Prozess 2 Prozess 3 Prozess 4<br />
Abbildung 6-5: Herstellkosten der vier Prozessalternativen<br />
107
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
Anhand der Ergebnisse können nun Antworten auf die oben genannten Fragen formuliert werden.<br />
1. Ist die Vorbehandlung der <strong>Molke</strong> mittels NF <strong>aus</strong> wirtschaftlicher Sicht sinnvoll?<br />
Die Herstellkosten der Prozessalternativen 1 und 3 weisen die höchsten Werte auf. Genau bei<br />
diesen Alternativen ist die NF zur Konzentrierung <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> vorgesehen. Zurückzuführen ist dies<br />
vor allem auf die Höhe der Betriebskosten, deren Wert ursächlich den Abwasserkosten der<br />
Membranreinigung (CIP) zuzuschreiben ist. Zwar wird, wie gewünscht, eine Minimierung des in<br />
den nachfolgenden Prozessstufen zu verarbeitenden <strong>Molke</strong>nvolumenstroms sowie ein Anstieg<br />
der GOS-Ausbeute mit der Zunahme der Lactosekonzentration in der <strong>Molke</strong> erzielt, jedoch<br />
kompensiert dies nicht die Mehrkosten. Vielmehr muss z. B. die UF in Prozess 1 größer<br />
dimensioniert werden als in Prozess 2, da durch die vorherige Konzentrierung der <strong>Molke</strong> durch<br />
die NF ein Leistungseinbruch der UF <strong>von</strong> 17 auf 6 L/(m²·h) <strong>aus</strong>geglichen werden muss (Tabelle<br />
9-23 im Anhang). Hiermit gehen erhöhte Membran- sowie Abwasserkosten einher. Letztlich stellt<br />
sich somit die weiterführende Frage:<br />
Unter welchen Vor<strong>aus</strong>setzungen wäre eine Vorbehandlung der <strong>Molke</strong> mittels NF<br />
wirtschaftlich sinnvoll?<br />
Zur Beantwortung dieser Frage müssen die Herstellkosten verglichen werden. Prozess 1 weist<br />
gegenüber Prozess 2 um 24 % erhöhte Kosten auf; bei Prozess 3 sind es im Vergleich zu<br />
Prozess 4 19,4 %. Durch die Konzentrierung <strong>von</strong> MP zu MPK wird die GOS-Ausbeute im<br />
vorliegenden Fall <strong>von</strong> 16 (Prozess 2) auf 22 (Prozess 1) bzw. <strong>von</strong> 20,5 (Prozess 4) auf 27<br />
(Prozess 3) Gew.-% gesteigert (Abbildung 9-12 bis Abbildung 9-15 im Anhang). Diese Zunahme<br />
reicht bisher nicht, um die Mehrkosten der Konzentrierung zu decken. Die Frage ist somit letztlich:<br />
Wie hoch müsste die durch die Konzentrierung der <strong>Molke</strong> mittels NF erzielbare<br />
Ausbeutesteigerung sein, damit die Kosten der NF gedeckt werden?<br />
In Abbildung 6-6 sind die spezifischen Herstellkosten der Prozessalternativen in Abhängigkeit<br />
<strong>von</strong> der GOS-Ausbeute dargestellt. Ausgehend <strong>von</strong> den experimentell bestimmten Werten<br />
(schwarze Symbole) wird die Ausbeute der jeweiligen Alternative erhöht (weiße Symbole), um<br />
den Einfluss auf die Kosten darzustellen.<br />
108
Kosten [€/kg GOS ]<br />
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
Prozess 1 Prozess 2 Prozess 3 Prozess 4<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
10 20 30 40 50<br />
Ausbeute [Gew.-%]<br />
Abbildung 6-6: Abhängigkeit der Herstellkosten <strong>von</strong> der GOS-Ausbeute für die vier Prozessalternativen<br />
(schwarze Symbole: experimentell bestimmte Ausbeuten und reale Herstellkosten; weiße Symbole: fiktive<br />
Ausbeute zur Darstellung der Abhängigkeit <strong>von</strong> GOS-Ausbeute und Herstellkosten)<br />
In Prozess 1 muss hiernach ein Wert <strong>von</strong> mindestens 27 Gew.-% erzielt werden, um äquivalente<br />
Herstellkosten wie in Prozess 2 zu erreichen. In Prozess 3 muss durch die Konzentrierung mittels<br />
NF eine Ausbeute <strong>von</strong> mindestens 35 Gew.-% erlangt werden. Nur dann ist die NF im<br />
Prozessentwurf im direkten Vergleich zur Verfahrensvariante 4 <strong>aus</strong> wirtschaftlicher Sicht sinnvoll.<br />
Die maximale GOS-Ausbeute, die durch das Enzym <strong>aus</strong> A. oryzae bei optimalen<br />
Prozessbedingungen zu erzielen ist, liegt bei rund 27 Gew.-% (Kapitel 5.2.4). Somit ist der NF-<br />
Schritt <strong>aus</strong> wirtschaftlicher Sicht allein durch eine Optimierung der Synthesereaktion nicht<br />
vertretbar.<br />
2. Ist eine Wiedergewinnung und Mehrfachnutzung der Enzyme im Membranbioreaktor<br />
(UF) gegenüber der einmaligen Verwendung im Batch (Pasteurisation) <strong>aus</strong><br />
wirtschaftlicher Sicht sinnvoll?<br />
Für die GOS-Synthese werden Enzymkonzentrationen <strong>von</strong> 2 (MP) bzw. 8 g/L (MPK) eingesetzt<br />
(Abbildung 9-12 bis Abbildung 9-15). Die Mehrfachnutzung der Enzyme innerhalb des 9-<br />
stündigen Produktionszyklus reduziert deren Kosten <strong>von</strong> 2,57 (Prozess 3) bzw. 2,11 (Prozess 4)<br />
auf 0,35 (Prozess 1) bzw. 0,30 (Prozess 2) €/kgGOS. Diese Kostenreduktion muss jedoch gegen<br />
die Ausgaben für den Betrieb der Filtrationsanlage gerechnet werden. Der Hauptkostenpunkt an<br />
dieser Stelle ist die Abwasserbehandlung, für die 5 €/m³ berechnet werden. Unter der bisherigen<br />
Annahme, dass 30 €/kgEnzym veranschlagt werden müssen, zeichnet sich Prozess 1 durch höhere<br />
<strong>Herstellung</strong>skosten <strong>aus</strong> als Prozess 3. Ebenso ist beim Einsatz <strong>von</strong> MP diejenige<br />
Verfahrensvariante kostengünstiger, die die Pasteurisation anstelle der UF-Einheit vorsieht. Im<br />
Folgenden werden deshalb die Grenzwerte der Preise für das Enzympräparat und die<br />
109
Kosten [€/kg GOS ]<br />
Kosten [€/kg GOS ]<br />
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
Abwasserbehandlung ermittelt, für die sich die Wiedergewinnung des Biokatalysators über eine<br />
UF gerade noch rechnet (Abbildung 6-7).<br />
12<br />
Prozess 1 Prozess 2<br />
Prozess 3 Prozess 4<br />
12<br />
Prozess 1 Prozess 2<br />
Prozess 3 Prozess 4<br />
10<br />
10<br />
8<br />
8<br />
6<br />
6<br />
4<br />
4<br />
2<br />
2<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10 12<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Abwasserpreis [€/m³]<br />
Enzympreis [€/kg]<br />
Abbildung 6-7: Herstellkosten der vier Prozessalternativen in Abhängigkeit vom Abwasser- (links) und<br />
Enzympreis (rechts)<br />
Aus den Abbildungen wird ersichtlich, dass die Enzymwiedergewinnung mittels UF in Prozess 1<br />
kostengünstiger ist, solange der Abwasserpreis unter 2,71 €/m³Abwasser (30 €/kgEnzym) oder der<br />
Enzympreis über 38,61 €/kgEnzym (5 €/m³Abwasser) liegt. Für Prozess 2 und 4 liegen die Grenzwerte<br />
bei 3,28 €/m³Abwasser und 34,49 €/kgEnzym. Diese Abschätzung ist dabei lediglich für die in dieser<br />
Arbeit eingesetzten Parameterkonstellationen und die erzielten Ausbeuten gültig. Für die<br />
Kalkulation werden einerseits die Ergebnisse des kontinuierlichen Verfahrens (nicht des Recycle-<br />
Batch-Verfahrens) zugrunde gelegt (Prozess 2). Andererseits besteht nicht <strong>aus</strong>geschöpftes<br />
Optimierungspotenzial unter Einsatz <strong>von</strong> MPK (Prozess 1; Kapitel 5.4.3). Somit handelt es sich<br />
an dieser Stelle um eine worst case Abschätzung der Enzymwiedergewinnung. Weiterhin sei auf<br />
Abbildung 6-6 verwiesen, <strong>aus</strong> der eine deutliche Abhängigkeit der Herstellkosten <strong>von</strong> der GOS-<br />
Ausbeute ersichtlich wird. Die Ausbeute in Prozess 1 muss hier lediglich um zwei Punkte auf<br />
24 Gew.-% erhöht werden, um diese Prozessvariante gegenüber Prozess 3 <strong>aus</strong> wirtschaftlicher<br />
Sicht interessanter zu machen. In Prozess 3 muss lediglich eine Erhöhung der Ausbeute um<br />
einen Punkt auf 17 Gew.-% erfolgen, um die Enzymwiedergewinnung gegenüber dem Einsatz<br />
der Pasteurisation in Prozess 4 rentabel zu machen. Beim Recycle-Batch-Verfahren werden im<br />
Labormaßstab unter Einsatz <strong>von</strong> MP bereits 18,5 Gew.-% GOS erzielt, sodass ein wirtschaftlicher<br />
Einsatz der UF zur Enzymwiedergewinnung abschätzbar ist.<br />
110
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
6.2 Betrachtung des Gesamtverfahrens<br />
Der kommerzielle Erfolg eines GOS-Präparates <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> setzt vor<strong>aus</strong>, dass dieses ähnliche<br />
Spezifikationen erfüllt wie bereits etablierte Produkte. Hierzu müssen die Reststoffe <strong>aus</strong> der<br />
<strong>Molke</strong> (Milchsäure, Salze) sowie die Nebenprodukte der Synthesereaktion (Mono- und<br />
Disaccharide) <strong>von</strong> den Oligosacchariden abgetrennt werden. Mittels Aktivkohle-Adsorption ist<br />
dies realisierbar (Kapitel 5.5). Nachfolgend soll nun geklärt werden, ob eine Übertragung des<br />
genannten Aufreinigungsverfahrens in den industriellen Maßstab und letztlich eine wirtschaftliche<br />
GOS-Produktion <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> insgesamt möglich sind.<br />
In Tabelle 9-31 im Anhang erfolgt zu diesem Zweck zunächst eine Übertragung der Parameter<br />
der Laborversuche auf den angestrebten industriellen Maßstab, um anschließend eine<br />
überschlägige Auslegung und damit Kostenabschätzung durchführen zu können. Da die<br />
Zusammensetzung des GOS-haltigen MPK in Prozess 3 der in den Laborversuchen eingesetzten<br />
Konzentration entspricht, wird die Adsorption beispielhaft für eben diese Prozessalternative<br />
<strong>aus</strong>gelegt. Nach einem 9-stündigen Produktionszyklus fallen in Prozess 3 5,87 m³ GOS-haltiges<br />
MPK an (Abbildung 9-12 im Anhang). Für die Adsorption wird eine Belastung des Festbettes mit<br />
dem 0,32-fachen Volumen an Feedlösung gewählt, da sich dieses Verhältnis in den<br />
Laborversuchen (Abbildung 5-38) vor dem Hintergrund einer möglichst hohen Beladung bei<br />
gleichzeitig hoher Abreicherung der GOS <strong>aus</strong> der Feedlösung als zweckmäßig erwiesen hat.<br />
Somit müssen 18,34 m³ Aktivkohle, die unter Berücksichtigung der Schüttdichte <strong>von</strong> 240 kg/m³<br />
(Tabelle 9-19) ein Gewicht <strong>von</strong> 4,4 t aufweisen, eingesetzt werden. Dieser Wert liegt dabei im<br />
Bereich des typischen industriellen Adsorberbettvolumens <strong>von</strong> 10 - 50 m³ [257]. Unter<br />
Verwendung des im Labor eingesetzten Volumenstroms <strong>von</strong> 0,32 BV/h müssen im industriellen<br />
Maßstab 5,87 m³/h an Feedlösung über den Adsorber gepumpt werden. Da sich die Beladung<br />
mit der Verringerung des Volumenstroms erhöht, wäre auch eine kontinuierliche Beschickung des<br />
Festbetts im Verlauf des 9-stündigen Produktionszyklus möglich. Für Aktivkohle kann im Mittel<br />
ein Preis <strong>von</strong> 1,125 €/kg veranschlagt werden [257]. Somit ergeben sich Kosten <strong>von</strong> 4.952,81 €.<br />
Unter der Annahme, dass die Aktivkohle über 1 Jahr hinweg ohne nennenswerten<br />
Kapazitätsverlust wiederverwendbar ist, ergeben sich spezifische Kosten <strong>von</strong> 0,015 €/kgGOS.<br />
Die Desorption wird in dieser Arbeit mittels eines EtOH/Wasser-Gemisches (50 Vol.-%)<br />
durchgeführt. Für die Desorption wurde in den Laborversuchen das 3,2-fache des<br />
Adsorberbettvolumens eingesetzt (Tabelle 9-31 im Anhang), sodass im hier betrachteten Fall der<br />
Prozessalternative 3 je 29,35 m³ EtOH und H2O kalkuliert werden. Bei industriellen<br />
Flüssigphasen-Adsorptionsprozessen werden für die Desorption laut Bathen und Breitenbach<br />
(2001) [257] 1,5 bis 3 Bettvolumina gewählt. In Tabelle 9-32 im Anhang erfolgt eine Aufstellung<br />
der Kosten der Desorption unter Berücksichtigung eines Systems zur Lösemittelrückgewinnung<br />
[274]. Letztlich ergibt sich für die Aufreinigung ein Wert <strong>von</strong> 1,81 €/kgGOS, der sich unter<br />
Einbeziehung des GOS-Verlustes <strong>von</strong> 40 % (10 % Adsorption; 30 % Desorption) auf 2,53 €/kgGOS<br />
erhöht (Tabelle 9-33 im Anhang). Rein rechnerisch weist die wässrige Produktfraktion nach der<br />
Lösemittelrückgewinnung eine GOS-Konzentration <strong>von</strong> rund 10 g/L auf.<br />
111
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
3. Ist die wirtschaftliche <strong>Herstellung</strong> eines GOS-Produktes <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> realisierbar?<br />
Für die überschlägige Kalkulation der Herstellkosten eines GOS-Produktes <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> werden<br />
die Kosten für die Aufreinigung mittels Aktivkohle-Adsorption zu den Herstellkosten summiert. Es<br />
ergeben sich dar<strong>aus</strong> Werte zwischen 9,09 (Prozess 4) und 11,01 €/kgGOS (Prozess 1). Das<br />
kommerzielle Vivinal ® GOS wird zu Preisen <strong>von</strong> 8 - 10 €/kgGOS gehandelt [273]. Dabei weist das<br />
Produkt eine geringere GOS-Reinheit auf, als das in dieser Arbeit synthetisierte, zeichnet sich<br />
jedoch durch einen höheren Trockensubstanzgehalt <strong>aus</strong> (Kapitel 2.3.4). Prinzipiell liegen die<br />
Kosten der <strong>Herstellung</strong> eines GOS-Produktes <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> somit in einem realistischen Bereich.<br />
Eine wirtschaftliche GOS-Synthese scheint angesichts des bisher nicht <strong>aus</strong>geschöpften<br />
Optimierungspotenzials möglich. Eine Kostenreduzierung könnte durch eine Optimierung der<br />
vorgestellten Prozessalternativen erfolgen. Die Minimierung der Abwassermenge und eine<br />
Nutzung aller <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffe sollten unter wirtschaftlichen und ökologischen<br />
Gesichtspunkten angestrebt werden. Bisher ist ein 5-stufiger Reinigungszyklus unter Einsatz <strong>von</strong><br />
Enzym-, Säuren- und Laugenreinigern für die Membrananlagen vorgesehen. Ob ein derartiger<br />
Reinigungsaufwand in einem 9 h Intervall notwendig ist, muss in der Praxis validiert werden. Des<br />
Weiteren wird das Permeat der NF (Prozess 1 und 3) bisher zum Abwasser gezählt. Dieses<br />
enthält jedoch > 10 g/L Milchsäure in einer Reinheit <strong>von</strong> > 70 %. Pro Jahr fallen so mehr als 70 t<br />
der Säure als Nebenprodukt an. Milchsäure besitzt ein breites Anwendungsfeld und gewinnt als<br />
Grundstoff zur <strong>Herstellung</strong> biobasierter Polymere zunehmend an Bedeutung [275]. Eine<br />
vollständige Verwertung der in der <strong>Molke</strong> enthaltenen Lactose ist aufgrund der parallel zur<br />
Transgalactosylierung auftretenden Hydrolyse der GOS im Reaktionsverlauf nicht möglich. Die<br />
nach der Adsorption anfallende abgereicherte Lösung könnte jedoch wiederum mittels NF<br />
konzentriert und einer erneuten enzymatischen Umsetzung unterzogen werden. Auch hierdurch<br />
sind eine Reduzierung <strong>von</strong> Abwasser und eine vollständigere Verwertung der <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffe<br />
möglich. Der GOS-Verlust im Aufarbeitungsschritt ist insbesondere bei der Desorption mit 30 bis<br />
40 % bisher noch zu hoch, um eine Umsetzung des Verfahrens im großen Maßstab zu realisieren.<br />
Eine Optimierung kann an dieser Stelle wesentlich zur Kostenreduktion beitragen. Eine<br />
Reduzierung des Desorptionsvolumens und den damit verbundenen Ausgaben für die<br />
Lösemittelrückgewinnung sollte angestrebt werden. Eine Optimierung der Säule sowie der<br />
Adsorbenspackung können zu einer besseren Durchströmung der Schüttung führen und bessere<br />
Ergebnisse erbringen.<br />
6.3 Zusammenfassung<br />
Auf Basis der experimentellen Ergebnisse vorangegangener Untersuchungen können vier<br />
mögliche Verfahrensvarianten zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> identifiziert werden. Diese<br />
unterscheiden sich anhand der Komplexität und den damit einhergehenden Investitionskosten.<br />
Ein Vergleich der jeweiligen Herstellkosten <strong>von</strong> GOS zeigt, dass die Wiedergewinnung der<br />
Enzyme mittels UF gegenüber der einmaligen Verwendung im Batch (Inaktivierung über eine<br />
Pasteurisation) höhere Kosten nach sich zieht. Jedoch ist dieses Ergebnis angesichts der starken<br />
112
6 Prozessalternativen und Kostenabschätzung<br />
Abhängigkeit der Herstellkosten <strong>von</strong> der GOS-Ausbeute nur bedingt gültig. Entscheidend ist hier<br />
zudem das Verhältnis der Enzymkosten zu denen der Abwasseraufbereitung. Die Konzentrierung<br />
der <strong>Molke</strong> mittels NF rentiert sich dagegen nicht, da die Reduzierung des zu verarbeitenden<br />
Volumenstroms und die Ausbeutesteigerung durch die höhere Lactosekonzentration im<br />
Syntheseschritt nicht <strong>aus</strong>reichen, um die Mehrkosten der Membrananlage zu kompensieren.<br />
Dennoch könnte die NF vor dem Hintergrund der Optimierung des Gesamtverfahrens insgesamt<br />
zweckmäßig sein, da sie die Gewinnung <strong>von</strong> Milchsäure als Nebenprodukt über das Permeat<br />
erlauben und zu einer vollständigeren Verwertung der Lactose beitragen könnte. Die errechneten<br />
Kosten für ein GOS-Produkt <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> liegen im Bereich des Preises kommerzieller Produkte.<br />
Die Möglichkeit einer Umsetzung in die industrielle Praxis besteht insbesondere in Anbetracht<br />
bisher nicht <strong>aus</strong>geschöpfter Optimierungspotenziale, die in zukünftigen Arbeiten adressiert<br />
werden müssen.<br />
113
7 Zusammenfassung und Ausblick<br />
7 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Als präbiotisch wirksame Inhaltsstoffe rücken die Galactooligosaccharide (GOS) zunehmend in<br />
den Fokus der Lebens- sowie Futtermittelindustrie. Bisher beschränken sich kommerziell<br />
etablierte <strong>Herstellung</strong>soptionen sowie die Untersuchungen in der wissenschaftlichen Literatur<br />
vorwiegend auf die Betrachtung der Transgalactosylierungsreaktion im neutralen pH-Bereich auf<br />
Basis synthetischer Lactoselösungen. In dieser Arbeit wird die GOS-Synthese demgegenüber<br />
<strong>aus</strong>gehend <strong>von</strong> <strong>Molke</strong>npermeat (MP) untersucht, um eine Wertschöpfung dieses Neben- bzw.<br />
Reststroms der Lebensmittelindustrie zu ermöglichen.<br />
Um die für die GOS-Synthese notwendigen hohen Lactosekonzentrationen zu erzielen, erfolgt<br />
die Vorbehandlung des MP mittels Nanofiltration (NF). Aus dem Screening unterschiedlicher<br />
Membranen geht die Desal-5DK als am besten geeignet hervor. Sie ermöglicht die<br />
Konzentrierung des MP bis hin zu einem Trockensubstanzgehalt (TS) <strong>von</strong> rund 40 %, so dass<br />
nahezu eine Verdopplung der bisher in der Literatur genannten Konzentrierungswerte [62, 65,<br />
200] erreicht wird. Für den Verlauf der Konzentrierung wird die Rückhaltecharakteristik der<br />
<strong>Molke</strong>ninhaltsstoffe in Abhängigkeit vom TS-Gehalt des Konzentrats <strong>aus</strong>führlich beschrieben.<br />
Insbesondere wird die permeat- und konzentratseitige Verteilung der Ionen im Bereich <strong>von</strong> TS-<br />
Werten über 25 % betrachtet. Dabei spielen für die Rückhaltecharakteristik neben sterischen<br />
Einflüssen, die Konzentrationsverhältnisse der einzelnen Inhaltsstoffe, elektrostatische<br />
Wechselwirkungen zwischen den geladenen Komponenten der <strong>Molke</strong> und den Festionen der NF<br />
sowie das Donnan-Potenzial eine entscheidende Rolle.<br />
Die enzymatische Umsetzung <strong>von</strong> Lactose zu GOS wird durch den Einsatz einer β-Galactosidase<br />
<strong>aus</strong> Aspergillus oryzae im sauren pH-Bereich untersucht. Aus der Charakterisierung des Enzyms<br />
bezüglich seiner Aktivität und Stabilität in Abhängigkeit <strong>von</strong> dem pH-Wert, der Temperatur, den<br />
Nebenprodukten sowie den <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffen geht die Eignung des Biokatalysators für den<br />
Einsatz des zuvor hergestellten <strong>Molke</strong>npermeatkonzentrats (MPK) hervor. Das Aktivitäts- und<br />
Stabilitätsoptimum des Enzyms liegt bei pH 4,5 und damit im pH-Bereich der eingesetzten<br />
Feedlösung. Bei der Temperatur muss ein Kompromiss zwischen dem Aktivitätsmaximum bei<br />
55 °C und dem Stabilitätsoptimum bei niedrigeren Temperaturen geschlossen werden.<br />
Calciumsalze stimulieren die enzymatische Aktivität, während Galactose als kompetitiver Inhibitor<br />
wirkt. Auf Basis synthetischer Lactoselösungen werden relevante Einflussparameter der GOS-<br />
Synthesereaktion identifiziert. Während die Kinetik der enzymatischen Umsetzung <strong>von</strong> der<br />
Konzentration des Biokatalysators abhängt, ist eine Ausbeutesteigerung der GOS-Synthese bis<br />
maximal 27 Gew.-% lediglich durch die Erhöhung der Lactose<strong>aus</strong>gangskonzentration zu erzielen.<br />
In dieser Arbeit konnte eine erfolgreiche Übertragung der GOS-Synthese <strong>von</strong> synthetischen<br />
Lactoselösungen auf MP/MPK erzielt werden. Dabei ist ein Einfluss der hohen Salzkonzentration<br />
auf die GOS-Ausbeute im Vergleich zur reinen Lactoselösung nachweisbar.<br />
Durch die Kopplung der enzymatischen Umsetzung im Rührkessel mit einer Ultrafiltrationseinheit<br />
wird die Wiedergewinnung des Biokatalysators erzielt. Unter Berücksichtigung der GOS-Kinetik,<br />
der Enzymkonzentration, der Membranleistung und der Verweilzeit des Produktes, wird dabei<br />
114
7 Zusammenfassung und Ausblick<br />
eine GOS-Synthese im Membranbioreaktor sowohl im Recycle-Batch- als auch im<br />
kontinuierlichen Betrieb dargestellt.<br />
Aufgrund der charakteristischen Eigenschaften des MPK erfolgt eine adsorptive Aufreinigung der<br />
gebildeten GOS. Bedingt durch ihre hohe selektive Adsorptionskapazität gegenüber den anderen<br />
getesteten Aktivkohlen wird hierbei die TC303 als Adsorbens eingesetzt. Das Adsorptionsgleichgewicht<br />
lässt sich adäquat über die Freundlich-Isothermengleichung beschreiben.<br />
Untersuchungen im Säulensystem zum Einfluss des Volumenstroms, die Wahl einer geeigneten<br />
Belastung des Festbetts mit GOS-haltigem MPK bei der Adsorption sowie der Einsatz<br />
unterschiedlicher ethanolhaltiger Lösungen zur Desorption der gebundenen GOS liefern die<br />
Vor<strong>aus</strong>setzungen für eine erfolgreiche Abtrennung <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> der komplexen MPK-Lösung.<br />
Dabei ist es gelungen, die GOS-Reinheit (bezogen auf die Gesamtsaccharidfraktion) auf<br />
90 Gew.-% zu erhöhen und eine Wiederfindung in der Desorptionsfraktion <strong>von</strong> rund 70 % zu<br />
erzielen. Ebenfalls konnte die Wiederverwendbarkeit der Aktivkohle über mehrere Ad- und<br />
Desorptionszyklen aufgezeigt werden. Die Charakterisierung der aufgereinigten GOS-Fraktion<br />
<strong>aus</strong> MPK zeigt vor dem Hintergrund ihrer präbiotischen Wirkung eine geeignete<br />
Kettenlängenverteilung.<br />
Die experimentellen Ergebnisse liefern die Grundlage für die Entwicklung verfahrenstechnischer<br />
<strong>Herstellung</strong>soptionen <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> MP. Um die unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten optimale<br />
Verfahrensvariante zu identifizieren, werden abschließend die <strong>Herstellung</strong>skosten <strong>von</strong> vier<br />
Verfahrensvarianten gegenübergestellt. Während sich die Mehrkosten der NF zur Konzentrierung<br />
der <strong>Molke</strong> nicht über die hierdurch erzielbare Ausbeutesteigerung decken lassen, scheint eine<br />
kontinuierliche GOS-<strong>Herstellung</strong> durch die Wiedergewinnung des Biokatalysators mittels UF<br />
gegenüber dem reinen Batch-Betrieb trotz Ausbeuteverlusten in Anbetracht nicht <strong>aus</strong>geschöpfter<br />
Optimierungspotenziale zukünftig realisierbar.<br />
Der Einsatz <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS führt zu einem Prozess, welcher die erfolgreiche<br />
Wertschöpfung eines Reststroms der Lebensmittelindustrie erlaubt. Im Rahmen zukünftiger<br />
Arbeiten sollten weiterführende Konzepte zur ganzheitlichen Nutzung der <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffe<br />
entwickelt werden. Hier ist der Fokus einerseits auf eine Gewinnung <strong>von</strong> Milchsäure, z. B. <strong>aus</strong><br />
dem Permeat der NF, andererseits auf die vollständige Verwertung der Lactose nach der GOS-<br />
Abtrennung zu legen. Im Einzelnen können Untersuchungen zur Konzentrierung <strong>von</strong><br />
Mehrkomponentensystemen mittels NF im Hochdruckbereich zu einem besseren Verständnis der<br />
wechselseitigen Beeinflussung geladener Komponenten und der damit einhergehenden<br />
Rückhaltecharakteristik beitragen. Zudem kann eine kontinuierliche GOS-Synthese im<br />
Rohrreaktor vor dem Hintergrund der Reaktionskinetik zweckmäßig sein, da dieser Reaktortyp<br />
eine Einstellung der Verweilzeit und des Konzentrationsprofils der Reaktionsteilnehmer<br />
ermöglicht. Letztlich sollte eine weitere Optimierung der Aufreinigung hinsichtlich der<br />
Durchströmung der Säule erfolgen. Die Berechnungsmatrix der <strong>Herstellung</strong>skosten eines GOS-<br />
Produktes <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> bietet die Grundlage für die Implementierung weiterer Daten <strong>aus</strong><br />
Experimenten im größeren Maßstab.<br />
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substantiation of a health claim related to Bimuno® GOS and reducing gastro-<br />
138
8 Literatur<br />
intestinal discomfort pursuant to Article 13(5) of Regulation (EC) No 1924/20061.<br />
EFSA Journal 9 (12): 2472.<br />
[282] Adamczak M., Charubin D., Bednarski W. (2009) Influence of reaction medium<br />
composition on enzymatic synthesis of galactooligosaccharides and lactulose from<br />
lactose concentrates prepared from whey permeate. Chemical Papers 63 (2): 111–<br />
116.<br />
[283] Maugard T., Gaunt D., Legoy M., Besson T. (2003) Microwave-assisted synthesis of<br />
galacto-oligosaccharides from lactose with immobilized beta-galactosidase from<br />
Kluyveromyces lactis. Biotechnology Letters 25: 623–629.<br />
[284] Rodriguez-Colinas B., Abreu M. A. de, Fernandez-Arrojo L., Beer R. de, Poveda<br />
A., Jimenez-Barbero J., Haltrich D., Ballesteros Olmo A. O., Fernandez-Lobato<br />
M., Plou F. J. (2011) Production of galacto-oligosaccharides by the β-galactosidase<br />
from Kluyveromyces lactis: Comparative analysis of permeabilized cells versus<br />
soluble enzyme. Journal of Agricultural and Food Chemistry 59 (19): 10477–10484.<br />
[285] Rodriguez-Fernandez M., Cardelle-Cobas A., Villamiel M., Banga J. (2011)<br />
Detailed kinetic model describing new oligosaccharides synthesis using different β-<br />
galactosidases. Journal of Biotechnology 153: 116–124.<br />
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Galactosidase in adsorptive membranes for the continuous production of galactooligosaccharides<br />
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synthesis of 6′-galactosyl lactose by Pectinex Ultra SP in water. Biotechnology Letters<br />
23 (23): 1921–1924.<br />
[290] mft-Filtrations GmbH Membranmodul. http://www.membranfiltrationmft.de/de/lieferprogramm/03_cd_module.php?navid=12<br />
Zugegriffen: 26. April 2016.<br />
[291] Fernández-Martín F. (1984) Viscosity and heat capacity of whey retentates from<br />
sheep's milk cheese. Journal of Dairy Research 51 (3): 455–460.<br />
139
9 Anhang<br />
9 Anhang<br />
9.1 Anhang zu Kapitel 2<br />
Tabelle 9-1: Literaturübersicht über die Konzentrierung <strong>von</strong> <strong>Molke</strong> mittels NF<br />
Substrat Versuchsbedingungen Ergebnis Quelle<br />
<strong>Molke</strong>npermeat<br />
Sauermolke<br />
(TS 5,57 %;<br />
pH 4,54)<br />
Sauermolke<br />
(pH 4,5)<br />
Polyamid Membran<br />
RA-55 (Millipore)<br />
400 Da; 10 – 20 bar; 30 °C<br />
Spiralmodul<br />
Polyamid Composit Membran<br />
200 – 300 Da; 20 – 23 bar;<br />
20 – 22 °C<br />
Plattenmodul<br />
Polymere Composit Membran<br />
28 – 38 bar; 38 – 40 °C<br />
VCR 6 5<br />
Lactose 20 – 25 %<br />
VCR 3<br />
TS 17,39 %<br />
Lactose 11,87 %<br />
Demineralisierung 40 %<br />
Entsäuerung 30 %<br />
VCR 4<br />
TS 19,3 %<br />
Demineralisierung 35 %<br />
[200]<br />
[64]<br />
[276]<br />
Sauermolke<br />
(TS 6,85 %,<br />
pH 4,35)<br />
Spiralmodul<br />
Composit Membran<br />
13,4 bar; 40 – 45 °C<br />
VCR 3<br />
TS 18,6 %<br />
Lactose 15,63 %<br />
[201]<br />
Sauermolke<br />
Plattenmodul<br />
Polyamid Membran<br />
XN45 (TriSep Corporation)<br />
300 Da; 40 °C; 2 MPa<br />
VCR 4<br />
TS 20 %<br />
[277]<br />
Sauermolke<br />
(TS 6,23 %;<br />
pH 4,54)<br />
Desal-5 (Osmonics)<br />
2 – 3,4 MPa; 12 – 30 °C<br />
TS 23,8 %<br />
Lactose 19,7 %<br />
[278]<br />
Süßmolke<br />
(Lactose 50,6 g/L;<br />
pH 6,2)<br />
Süßmolke<br />
(TS 4.63–5.71 %; pH<br />
6,21 – 6,7)<br />
Süßmolke<br />
(TS 5,16 %;<br />
pH 6,0)<br />
Süßmolkenpermeat<br />
(Lactose 39,1 g/L;<br />
pH 6,1 – 6,5)<br />
Plattenmodul<br />
Polyester Composite Membran<br />
NFT50 (DSS, Dänemark)<br />
3 MPa; 25 °C<br />
Spiralmodul<br />
Polyamide Membran<br />
DK2540C (Osmonics)<br />
200 Da; 2 MPa<br />
Desal-5DK (Osmonics), NF-45<br />
(Filmtec), SR1 (Koch-fluid systems)<br />
1,5 – 2 MPa<br />
15 – 20 °C<br />
Spiralmodul<br />
DS-5DL (Osmonics)<br />
150 – 300 Da; 0,5 – 2,5 MPa;<br />
16 – 18 °C<br />
VCR 5<br />
TS 25 %<br />
Demineralisierung < 40 %<br />
VCR 4<br />
Demineralisierung 27 %<br />
VCR 5<br />
TS 17,3 – 17,9 %<br />
Lactose 128 – 136 g/L<br />
Demineralisierung 53 %<br />
VCR 2<br />
Lactose 66,7 g/L<br />
[62]<br />
[66]<br />
[208]<br />
[67]<br />
6<br />
VCR: Volume Concentration Ratio<br />
140
9 Anhang<br />
Tabelle 9-2: Literaturüberblick zur kontinuierlichen GOS-Synthese im UF-Membranbioreaktor (UF-MBR) im<br />
Vergleich zur Batch-Synthese im Rührkesselreaktor (STR)<br />
mikrobieller<br />
Ursprung/<br />
Enzym<br />
A. oryzae<br />
A. oryzae<br />
(Gammalactase<br />
A50P)<br />
K. lactis<br />
(Maxilact ®<br />
L2000)<br />
K. lactis<br />
(Maxilact ®<br />
LX5000)<br />
K. lactis<br />
(Maxilact ®<br />
L2000)<br />
K. lactis<br />
(Maxilact ®<br />
L2000)<br />
K. lactis<br />
(Maxilact ®<br />
LX5000)<br />
P. furiosus<br />
S. solfataricus<br />
Versuchsbedingungen Ergebnis Quelle<br />
cLactose = 270 g/L<br />
cEnzym = 4,5 g/L<br />
pH 4,5<br />
T = 40 °C<br />
cLactose = 17 – 23 Gew.-%<br />
pH 4,7<br />
T = 50 °C<br />
Pilotmaßstab:<br />
cLactose = 20 Gew.-%<br />
pH 7,5<br />
T = 40 °C<br />
cLactose = 30 Gew.-%<br />
cEnzym = 2,5 Gew.-%<br />
pH 6,7<br />
T = 40 °C<br />
Labormaßstab:<br />
cLactose = 23 Gew.-%<br />
cEnzym = 0,1 Vol.-%<br />
pH 7<br />
T = 45 °C<br />
Pilotmaßstab:<br />
cLactose = 20 Gew.-%<br />
cEnzym = 0,5 Vol.-%<br />
pH 7<br />
T = 45 °C<br />
cLactose im Puffer = 198 g/L<br />
cLactose <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong>npulver =<br />
197 g/L<br />
cLactose <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong>npermeat =<br />
201 g/L<br />
cEnzym = 6 U/mL<br />
pH 6,75<br />
T = 37 °C<br />
cLactose = 170 g/L<br />
T = 70 °C<br />
pH 5,5<br />
STR<br />
cGOS = 55 g/L<br />
(20 Gew.-%)<br />
UF-MBR<br />
cGOS = 60 g/L<br />
(22 Gew.-%)<br />
UF-MBR<br />
Je nach Verweilzeit 15 – 34 Gew.-%<br />
UF-MBR<br />
19 – 20 Gew.-%<br />
UF-MBR<br />
38 Gew.-%<br />
STR<br />
5,1<br />
gGOS/100gMedium<br />
STR<br />
-<br />
STR<br />
cGOS, Lactose =<br />
26 g/L<br />
(13 Gew.-%)<br />
cGOS, <strong>Molke</strong>npulver =<br />
31 g/L<br />
(16 Gew.-%)<br />
cGOS, Permeat =<br />
33 g/L<br />
(16 Gew.-%)<br />
UF-MBR<br />
4,5<br />
gGOS/100gMedium<br />
(20 Gew.-%)<br />
UF-MBR<br />
6,5<br />
gGOS/100gMedium<br />
(31 Gew.-%)<br />
UF-MBR<br />
cGOS, Lactose = 9 g/L<br />
(4,5 Gew.-%)<br />
cGOS, <strong>Molke</strong>npulver =<br />
21 g/L<br />
(10,7 Gew.-%)<br />
cGOS, Permeat =<br />
17 g/L (8,3 Gew.-<br />
%)<br />
90 – 100 mM GOS<br />
P. furiosus: Ergebnis vergleichbar mit<br />
Batch-Prozess<br />
S. solfataricus: 25 % mehr GOS wird<br />
im UF-MBR synthetisiert<br />
[279]<br />
[131]<br />
[142]<br />
[135]<br />
[133]<br />
[165]<br />
141
9 Anhang<br />
Tabelle 9-3: Literaturüberblick zur Aufreinigung <strong>von</strong> GOS<br />
Nanofiltration<br />
Versuchsbedingungen Ergebnis Quelle<br />
Celluloseacetat Membran<br />
(Crossflow, 40 °C, 2 bar)<br />
Feed: Zuckerlösung mit 150 g/L<br />
NF-3/NF-2 (Sepro Co., USA)<br />
Diafiltration, 50 °C, 6 bar<br />
Spiral Modul<br />
Feed: Zuckerlösung mit 50,3<br />
g/L<br />
- 18,8 Gew.-% Monosaccharide<br />
- 44,8 Gew.-% Lactose<br />
- 36,4 Gew.-% GOS<br />
NF-TFC-50 (Intersep Ltd, UK)<br />
40 bar<br />
Diafiltration im Dead End<br />
Betrieb;<br />
4 Zyklen<br />
Feed: 2 g/100mL Vivinal ® GOS<br />
76,6 Gew.-% Di- und<br />
Oligosaccharide<br />
23,4 Gew.-%<br />
Monosacchride<br />
NF-CA-50 (Intersep Ltd., UK)<br />
DS-5DL (Osmonics Desal,<br />
France)<br />
Kontinuierliche Crossflow<br />
Diafiltration<br />
Feed: ca. 0,08 g/mL<br />
Vivinal ® GOS<br />
Rückhalt 7 :<br />
55 % Monosaccharide<br />
77 % Lactose<br />
87 % GOS-2 (Disaccharid)<br />
100 % GOS-3 (Trisaccharid)<br />
90,5 % der Monosaccharide und 52,5 %<br />
der Lactose abgetrennt<br />
54,5 Gew.-% Oligosaccharidreinheit<br />
(Verbesserung um den Faktor 1,5)<br />
70 % Oligosaccharidwiederfindung<br />
Reinheit<br />
83,7 Gew.-% Di- und Oligosaccharide<br />
16,3 Gew.-% Monosaccharide<br />
Wiederfindung<br />
19 % Monosaccharide<br />
88 % Di- und Oligosaccharide<br />
Rückhalt / Wiederfindung:<br />
NF-CA-50 (25 °C; 13,8 bar)<br />
43 / 18 % Glucose<br />
83 / 62 % Lactose<br />
93 / 84 % Oligosaccharide<br />
DS-5DL (60 °C; 13,8 bar)<br />
23 / 18 % Glucose<br />
58 / 89 % Lactose<br />
83 / 98 % Oligosaccharide<br />
[174]<br />
[173]<br />
[280]<br />
[172]<br />
Cellulose Acetat Membran<br />
500 bzw. 1000 Da, 200 kPa,<br />
Diafiltration über 5 h<br />
Feed: 5 g/100mL Vivinal ® GOS<br />
NP030 (Microdyn-Nadir, DE)<br />
Polyethersulfon, 400 Da, 35 °C,<br />
3 MPa, Dead End Filtration<br />
Feed: 100 g/L<br />
Gesamtzuckerkonzentration<br />
16,6 Gew.-% GOS<br />
17,7 Gew.-% Lactose<br />
<br />
<br />
47,1 Gew.-% Glucose<br />
18,6 Gew.-%<br />
Galactose<br />
100 % der ursprünglichen Mono-, Di-, und<br />
Oligosaccharide im Permeat<br />
keine Trennung<br />
61 % GOS-Wiederfindung<br />
GOS-Reinheit <strong>von</strong> 16,6 auf 30 Gew.-%<br />
gesteigert<br />
[177]<br />
[169]<br />
7<br />
Werte <strong>aus</strong> dem Diagramm (Fig. 9, links) abgelesen<br />
142
9 Anhang<br />
NP030 (Microdyn-Nadir, DE)<br />
Polyethersulfon, 400 Da, 5 °C,<br />
45 bar, Dead End Filtration<br />
Feed: 216 g/L<br />
Gesamtzuckerkonzentration<br />
58,5 Gew.-%<br />
Oligosaccharide<br />
23,5 Gew.-% Lactose<br />
<br />
<br />
25 Gew.-% Glucose<br />
16,5 Gew.-%<br />
Galactose<br />
81,6 % GOS-Wiederfindung<br />
GOS-Reinheit <strong>von</strong> 58,5 auf 84,5 Gew.-%<br />
gesteigert<br />
[265]<br />
Fortsetzung <strong>von</strong> Tabelle 9-3: Literaturüberblick zur Aufreinigung <strong>von</strong> GOS<br />
Fermentation<br />
Versuchsbedingungen Ergebnis Quelle<br />
S. cerevisiae<br />
37 °C; 2 – 24 h<br />
Feed: 20 g/100mL Vivinal ® GOS<br />
S. cerevisiae<br />
30 °C; 32 h<br />
Feed:<br />
193,2 g/L GOS<br />
79,29 g/L Disaccharide<br />
120,45 g/L Glucose<br />
57,06 g/L Galactose<br />
K. marxianus<br />
40 °C, pH 3,5, 24 h<br />
Feed: 50 Gew.-% (Enzym <strong>aus</strong><br />
A. oryzae)<br />
191,1 g/L GOS-3 – 5<br />
287,1 g/L GOS-2 +<br />
Lactose<br />
187,6 g/L Monosaccharide<br />
3-schrittige Fermentation<br />
1. S. cerevisiae NCDC 50<br />
2. K. lactis NCDC 115<br />
3. L. helveticus BCDC 288<br />
Feed:<br />
108 g/L GOS<br />
61 g/L Disaccharide<br />
117 g/L Monosaccharide<br />
3-schrittige Fermentation<br />
1. S. cerevisiae (pH = 7; 24 h)<br />
2. S. thermophilus (pH = 6,6;<br />
26 h)<br />
3. S. cerevisiae (20 h)<br />
Feed: Ausgangsreinheit <strong>von</strong><br />
40 – 60 % GOS<br />
vollständiger Abbau <strong>von</strong> Glucose und<br />
Galactose nach 10 h<br />
Partieller Abbau <strong>von</strong><br />
Glucose (um 92,1 %)<br />
Galactose (um 3,6 %)<br />
100 % Wiederfindung an GOS und Lactose<br />
GOS-Reinheit <strong>von</strong> 42,93 auf 57,20 Gew.-%<br />
gesteigert<br />
GOS-Reinheit <strong>von</strong> 27 auf 95 Gew.-%<br />
gesteigert<br />
[177]<br />
[178]<br />
[239]<br />
Partieller Abbau <strong>von</strong> Mono- (um 90,8 %) und<br />
Disacchariden (um 80,3 %)<br />
GOS-Reinheit <strong>von</strong> 36,25 auf 91,71 Gew.-%<br />
gesteigert [266]<br />
GOS-Reinheit <strong>von</strong> 40 auf ≥ 95 Gew.-%<br />
gesteigert [176]<br />
143
9 Anhang<br />
Fortsetzung <strong>von</strong> Tabelle 9-3: Literaturüberblick zur Aufreinigung <strong>von</strong> GOS<br />
Aktivkohle-Adsorption<br />
Versuchsbedingungen Ergebnis Quelle<br />
3 g Aktivkohle (Darco G60,<br />
100 mesh; Sigma Aldrich)<br />
Adsorption: Batch, 30 min<br />
Waschschritt: 25 mL EtOH<br />
1, 5, 8, 10,<br />
15 Vol.-%<br />
Desorption: 100 ml EtOH 50 Vol.-<br />
%; 30 min<br />
Feed: Vivinal ® GOS<br />
(0,5 g/100mL; 100 mL)<br />
7 g Aktivkohle<br />
Desorption:<br />
1. H2O<br />
2. linearer EtOH-Gradient<br />
(5 – 50 %)<br />
3. isokratischer Verlauf mit 50 %<br />
EtOH + 2,5 % HCOOH<br />
Feed: 5 mL einer 20 %igen<br />
Zuckerlösung<br />
33 – 60 Gew.-% GOS<br />
Vollständige/partielle Abtrennung <strong>von</strong><br />
Monosacchariden (100 %) bzw.<br />
Disacchariden (94 %)<br />
GOS-Reinheit auf 92 Gew.-% gesteigert<br />
2-malige Ad- und Desorption<br />
GOS-Reinheit auf 97,5 – 99,8 Gew.-%<br />
gesteigert<br />
GOS-Wiederfindung 14,1 – 66,3 %<br />
[177]<br />
[154]<br />
Größen<strong>aus</strong>schlusschromatographie<br />
Versuchsbedingungen Ergebnis Quelle<br />
Bio-Gel P2 (Bio-Rad, Hercules,<br />
CA, USA)<br />
Elution mit H2O<br />
Feed: Vivinal ® GOS (25 g/100mL;<br />
5 mL)<br />
Ausbeute 81 – 92 %<br />
Mono-, Di-, Tri-, Tetra- und Pentasaccharide<br />
fast vollständig <strong>von</strong>einander getrennt;<br />
langkettige Oligosaccharide mit hoher Reinheit<br />
gewonnen<br />
[177]<br />
Fällung<br />
Versuchsbedingungen Ergebnis Quelle<br />
Ethanol (> 70 Vol.-%); 10 – 40 °C<br />
Feed: 28 g/L Saccharidlösung<br />
15 Gew.-% GOS<br />
37 Gew.-% Lactose<br />
48 Gew.-% Monosaccharide<br />
GOS-Anreicherung um den Faktor 2,3<br />
Zweifach-Fällung:<br />
GOS-Reinheit <strong>von</strong> 15 Gew.-% auf<br />
75 Gew.-% erhöht<br />
Monosaccharide <strong>von</strong> 48 auf 4 Gew.-% reduziert<br />
GOS-Wiederfindung 6 %<br />
[187]<br />
144
9 Anhang<br />
Fortsetzung <strong>von</strong> Tabelle 9-3: Literaturüberblick zur Aufreinigung <strong>von</strong> GOS<br />
Überkritisches CO 2<br />
Versuchsbedingungen Ergebnis Quelle<br />
Optimale Co-Lösung: 5 % Wasser, 95 %<br />
EtOH<br />
2-schrittig:<br />
1) 150 bar, 80 °C, 0,6 mL/min Co-<br />
Lösung (0 – 3 h)<br />
2) 100 bar, 100 °C, 0,4 mL/min Co-<br />
Lösung (3 – 6 h)<br />
CO2-Flussrate: 1,2 g/min<br />
Feed:<br />
28,8 % Tri- + Tetrasaccharide<br />
52,8 % Disaccharide<br />
18,4 % Monosaccharide<br />
GOS-Isomerisierung mit Aluminium oder<br />
Borat<br />
Dreischrittige Extraktion<br />
1) 150 bar, 80 °C, 21 % Co-<br />
Lösung: EtOH/Wasser:<br />
95/5 Vol.-%<br />
(Extraktion Monosaccharide)<br />
2) 100 bar, 100 °C, 14 % Co-<br />
Lösung: 95/5 Vol.-%<br />
(Extraktion Disaccharide)<br />
3) 150 bar, 80 °C, 21 % Co-<br />
Lösung: 90/10 Vol.-%<br />
(Extraktion Trisacchride)<br />
Feed:<br />
50,93 – 52,02 Gew.-%<br />
Monosaccharide<br />
32,11 – 32,41 Gew.-%<br />
Disaccharide<br />
15,57 – 16,96 Gew.-%<br />
Trisaccharide<br />
GOS-Reinheit <strong>von</strong> 28,8 auf<br />
75 Gew.-% erhöht<br />
Wiederfindung 95 %<br />
Auftrennung der Saccharide gemäß<br />
Polymerisierungsgrad<br />
Zusammensetzung:<br />
1) Extraktionslösung<br />
91,76 – 92,96 Gew.-%<br />
Monosaccharide<br />
7,04 – 8,24 Gew.-%<br />
Disaccharide<br />
2) Extraktionslösung<br />
19,92 – 22,61 Gew.-%<br />
<br />
Monosaccharide<br />
80,08 – 77,39 Gew.-%<br />
Disaccharide<br />
3) Extraktionslösung<br />
2,7 – 3 Gew.-%<br />
Monosaccharide<br />
<br />
97 – 97,3 Gew.-% Trisaccharide<br />
(Wiederfindung 94,76 %)<br />
[188]<br />
[189]<br />
145
9 Anhang<br />
Fortsetzung <strong>von</strong> Tabelle 9-3: Literaturüberblick zur Aufreinigung <strong>von</strong> GOS<br />
Oxidation <strong>von</strong> Lactose und chromatographische Trennung<br />
Versuchsbedingungen Ergebnis Quelle<br />
Oxidation <strong>von</strong> Lactose zu<br />
Lactobionsäure:<br />
Cellobiose Dehydrogenase<br />
Ionen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chchromatographie<br />
Abtrennung Lactobionsäure<br />
Kationen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chchromatographie<br />
Abtrennung <strong>von</strong><br />
Monosacchariden<br />
Feed: 270 g/L<br />
Gesamtzuckerkonzentration<br />
41 Gew.-% GOS<br />
13 Gew.-% Lactose<br />
46 Gew.-% Monosaccharide<br />
Oxidation <strong>von</strong> Lactose zu<br />
Lactobionsäure:<br />
Cellobiose-Dehydrogenase:<br />
S. rolfsii<br />
Ionen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chchromatographie<br />
Abtrennung <strong>von</strong><br />
Lactobionsäure<br />
Kationen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chchromatographie<br />
<br />
Feed:<br />
<br />
<br />
<br />
Abtrennung <strong>von</strong><br />
Monosacchariden<br />
25,5 Gew.-% GOS<br />
26,5 Gew.-% Lactose<br />
48 Gew.-% Monosaccharide<br />
GOS-Wiederfindung 25 %<br />
GOS-Reinheit <strong>von</strong> 41 auf 97 Gew.-%<br />
erhöht (1,2 Gew.-% Lactose, 2,1 Gew.-%<br />
Monosaccharide)<br />
[186]<br />
GOS-Wiederfindung 60,3 %<br />
GOS-Reinheit <strong>von</strong> 25,5 auf 99,1 Gew.-<br />
% erhöht [185]<br />
146
9 Anhang<br />
Tabelle 9-4: Kommerziell erhältliche GOS-Produkte<br />
Hersteller<br />
GOS-Produkt<br />
GOS-Reinheit/<br />
Spezifikation<br />
Mikrobieller Ursprung<br />
Classado Ltd (UK)<br />
52 Gew.-%;<br />
Bimuno<br />
[281]<br />
β1,3<br />
Bifidobacterium bifidum<br />
Fayrefield Foods/ Promovita GOS<br />
First Milk (UK) [104] Syrup<br />
Nicht bekannt Nicht bekannt<br />
Friesland Food Domo<br />
Vivinal<br />
(NLD) [106]<br />
57 Gew.-%; Biolacta® N5 <strong>aus</strong> Bacillus<br />
GOS<br />
β1,4<br />
circulans<br />
GTC Nutritions (USA)<br />
90 Gew.-%;<br />
Purimune<br />
[195]<br />
β1,4<br />
Bacillus circulans LOB377<br />
Ingredion<br />
Bioligo ® GL 5700<br />
Incorporated (USA) IMF GOS<br />
57 Gew.-% Nicht bekannt<br />
International Dairy<br />
Ingredients Inc. FloraidGOS 39 Gew.-% Aspergillus oryzae<br />
(CAN) [193]<br />
Jarrow Formula<br />
(USA)<br />
YumYum GOS Nicht bekannt Nicht bekannt<br />
New San Fransisco<br />
King-<br />
Biotechnology<br />
Prebiotics<br />
Corporation (CHN)<br />
99 Gew.-%;<br />
GOSβ1,4<br />
1000-P<br />
[194]<br />
Bacillus circulans<br />
Nissin Sugar<br />
70 Gew.-%;<br />
Manufacturing Cup-Oligo H70<br />
β1,4<br />
Company (JP) [104]<br />
Cryptococcus laurentii<br />
Snow Brand (JPN) P7L GOS Nicht bekannt Nicht bekannt<br />
Oligomate 55N 41,25 Gew.-%;<br />
(Syrup)<br />
β1,4<br />
YC-Y <strong>aus</strong> Sporobolomyces<br />
Yakult Honsha (JPN) Oligomate 55NP 55 Gew.-%;<br />
singularis und GODO-YNL<br />
[191]<br />
(Pulver)<br />
β1,4<br />
<strong>aus</strong> Kluyveromyces lactis<br />
< 99 Gew.-%;<br />
TOS-100<br />
β1,4<br />
147
9 Anhang<br />
Tabelle 9-5: Kommerzielle β-Galactosidasen<br />
Marke Hersteller Produkt<br />
Enzeco ®<br />
Gamma<br />
Lactase<br />
Enzyme<br />
Development<br />
Corporation<br />
Gamma-<br />
Chemie GmbH<br />
Enzeco ®<br />
Fungal<br />
Lactase<br />
Gamma-<br />
Lactase<br />
A50P<br />
Mikrob.<br />
Ursprung<br />
A. oryzae<br />
A. oryzae<br />
Lactase Amano Lactase F A. ozyzae<br />
Lactase<br />
Lactozyme ®<br />
Maxilact ®<br />
Pectinex ®<br />
Chr. Hansen<br />
Novozymes<br />
DSM<br />
Novozymes<br />
Biolacta TM<br />
FN5<br />
HA-Lactase<br />
Lactozyme ®<br />
pure 6500L<br />
Lactozyme ®<br />
pure 2600L<br />
Lactozyme ®<br />
3000L HP-G<br />
Lactozyme ®<br />
2000L<br />
Maxilact ®<br />
L/ LX 2000<br />
Maxilact ®<br />
LGX 5000<br />
Maxilact ®<br />
LAG<br />
Maxilact ® A4<br />
Pectinex ®<br />
UltraSP-L<br />
Spezifikation<br />
pH 4,5,<br />
T = 40 °C;<br />
100.000 U/g<br />
pH 4,5;<br />
T = 50 °C;<br />
50.000 U/mL<br />
pH 5;<br />
T = 55 °C;<br />
10.100 U/g<br />
Quelle<br />
[143, 144,<br />
152, 249]<br />
[131]<br />
[131, 139]<br />
B. circulans pH 5 – 6 [147–149]<br />
K. lactis<br />
K. lactis<br />
neutraler pH<br />
2100 NLU/g; 5200<br />
NLU/g<br />
neutraler pH;<br />
T = 45 °C<br />
K. lactis neutraler pH<br />
K. fragilis 3.000 U/mL<br />
[282]<br />
K. fragilis Nicht bekannt [282]<br />
K. lactis<br />
K. lactis<br />
K. lactis<br />
A. oryzae<br />
A. aculeatus<br />
pH 7;<br />
T = 35 – 40 °C;<br />
2.000 U/g<br />
pH 7;<br />
T = 45 °C;<br />
5.000 U/g<br />
pH 7<br />
(für aseptische<br />
Prozesse; Einsatz in<br />
der Endverpackung)<br />
pH 3,5 – 5,5;<br />
T = 55 °C;<br />
5000 ALU/g,<br />
100.000 ALU/g<br />
pH 4 – 5;<br />
T = 55 – 60 °C;<br />
3.800 U/mL<br />
Tolerase TM DSM Tolerase TM L A. oryzae pH 3,5 – 5,5<br />
[131, 135,<br />
137, 142,<br />
167, 286,<br />
287, 282]<br />
[131–133,<br />
159, 284]<br />
[155, 285,<br />
288, 289]<br />
Herstellerangaben<br />
Herstellerangaben<br />
[140, 283–<br />
285, 174]<br />
Herstellerangaben<br />
Herstellerangaben<br />
Herstellerangaben<br />
148
9 Anhang<br />
9.2 Anhang zu Kapitel 4<br />
Tabelle 9-6: Chemikalien<br />
Bezeichnung<br />
Hersteller<br />
Calciumchlorid CaCl2 Roth<br />
Calciumlactat C6H10CaO6 Merck<br />
Citronensäure C6H8O7 Merck (≥ 99 %)<br />
D(+)-Galactose C6H12O6 Roth (≥ 98 %, für die Biochemie)<br />
D(+)-Glucose-Monohydrat C6H12O7 · H2O Merck (für die Mikrobiologie)<br />
Di-Natriumhydrogenphosphat Na2HPO4 Roth (≥ 98 %)<br />
Ethanol C2H6O Roth<br />
Kaliumchlorid KCl Merck (≥ 99,5 %)<br />
Kaliumsulfat K2SO4 Riedel (≥ 99 %)<br />
Lactose-Monohydrat C12H22O11 · H2O Merck (für die Mikrobiologie)<br />
Magnesiumchlorid MgCl2 · 6 H2O VWR<br />
Magnesiumsulfat MgSO4 · 7 H2O Merck<br />
Natriumcarbonat Na2CO3 Roth (≥ 99,8 %)<br />
Natriumchlorid NaCl Merck (für die Mikrobiologie)<br />
Natriumsulfat Na2SO4 Merck<br />
o-Nitrophenyl-ß-D-galactopyranosid - Roth<br />
TergazymeTM-Detergent Powder - Alconox, Inc., USA<br />
Tabelle 9-7: Geräte<br />
Bezeichnung<br />
Hersteller<br />
Brutschrank MB 6 Binder<br />
Feinwaage AS 220/C/2 Radwag Elektronische Waagen<br />
pH-Meter pH-Meter 761 Calimatic Knick<br />
Photometer Genesys 6 Thermo Electron Corporation<br />
Schlauchquetschpumpe 101U/R Watson Marlow<br />
Refraktometer HI96801 HANNA instruments<br />
Rotationsverdampfer R-215 Büchi Labortechnik<br />
Rühr- u. Heizplatte MR3001 Heidolph instruments<br />
Schüttelinkubator Typ 3032 GFL<br />
Schüttelwasserbad Typ 1086 GFL<br />
Thermomixer Thermomixer comfort Eppendorf AG<br />
Trockenschrank MB6 Binder<br />
Trockenwaage MJ33 Mettler Toledo<br />
Vortexer VF2 IKA Labortechnik<br />
Waage<br />
TE 4101<br />
Sartorius AG<br />
FCB 801<br />
Kern & Sohn<br />
Zentrifuge ROTINA 420 Sartorius AG<br />
149
9 Anhang<br />
Zusammensetzung des <strong>Molke</strong>npermeats (MP)<br />
Folgende Tabellen zeigen die Zusammensetzung unterschiedlicher Chargen <strong>Molke</strong>npermeat <strong>von</strong><br />
der Paul Mertens GmbH (Neuenkirchen).<br />
Tabelle 9-8: Lactose- und Milchsäurekonzentrationen in unterschiedlichen Chargen MP<br />
Lactose [g/L]<br />
Milchsäure [g/L]<br />
150,928 16,473<br />
133,131 14,637<br />
134,970 22,560<br />
133,807 14,856<br />
126,815 14,026<br />
132,680 22,016<br />
134,970 22,560<br />
135,550 22,696<br />
138,472 23,545<br />
158,279 17,928<br />
148,667 16,027<br />
Ø 138,934 (± 9,50) Ø 18,848 (± 3,82)<br />
Tabelle 9-9: Ionenkonzentrationen in unterschiedlichen Chargen MP<br />
Ca 2+ [g/kg] K + [g/kg] Mg 2+ [g/kg] Na + [g/kg] PO 4<br />
3-<br />
[g/kg] Cl - [g/L]<br />
3,331 1,816 0,294 0,414 4,894 1,292<br />
4,022 1,996 0,382 0,670 7,159 1,200<br />
3,907 2,089 0,354 0,451 6,045 1,349<br />
2,335 1,103 0,214 0,249 3,357 1,411<br />
Ø 3,399<br />
(± 0,771)<br />
Ø 1,751<br />
(± 0,447)<br />
Ø 0,311<br />
(± 0,074)<br />
Ø 0,446<br />
(± 0,173)<br />
Ø 5,364<br />
(± 1,626)<br />
Ø 1,313<br />
(± 0,090)<br />
Das MP besitzt einen durchschnittlichen TS-Wert (als Summe der gelisteten Inhaltsstoffe) <strong>von</strong><br />
rund 17 %. Der pH-Wert der MP liegt bei durchschnittlich 4,67.<br />
150
9 Anhang<br />
Analytik<br />
Im Folgenden werden zunächst die eingesetzten chromatographischen Verfahren (HPLC, IC,<br />
ICP-OES; HPLC-FLD) vorgestellt. Diese werden durch die Analytik Abteilung des Fraunhofer-<br />
Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT durchgeführt. Alle anderen<br />
Analysen (oNPG-Assay, Brix/TS-Messung) werden selbstständig vorgenommen.<br />
Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC)<br />
Die Konzentrationsbestimmung der Zucker und der Milchsäure erfolgt mittels HPLC. Da keine<br />
analytischen Standards der GOS existieren, wird das kommerzielle Produkt Vivinal ® GOS als<br />
Referenzsubstanz zur Identifikation dieser Zuckerfraktion eingesetzt. Abbildung 9-1 zeigt<br />
Ausschnitte des Chromatogramms. Im linken Bild ist das gesamte Peak Spektrum abgebildet.<br />
Milchsäure, Glucose, Galactose und Lactose können über Standards (Merck KGaA) detektiert<br />
und quantitativ erfasst werden. Die verbleibenden Peaks werden im Bild rechts vergrößert<br />
dargestellt. Eine Überlagerung mit dem Chromatogramm des industriellen GOS-Produktes,<br />
ermöglicht die Identifizierung <strong>von</strong> <strong>Galactooligosacchariden</strong>. Eine Quantifizierung erfolgt über die<br />
prozentualen Flächenanteile der Peaks und den bekannten Konzentrationen aller anderen<br />
Komponenten. Die GOS werden hierbei jeweils als Gesamtfraktion gemessen [251].<br />
Abbildung 9-1: Chromatogramm der <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> synthetisierten GOS-Fraktion (links) und die Überlagerung<br />
derselben Peaks mit einem Chromatogramm des Vivinal ® GOS (rechts; GOS-Peaks <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> bzw.<br />
Vivinal ® GOS)<br />
151
9 Anhang<br />
Nachfolgend sind die Betriebsparameter und Retentionszeiten der Reinstoffe aufgeführt.<br />
Tabelle 9-10: Parameter der HPLC-Analytik<br />
Gerät Agilent Technologies HPLC 1200<br />
Säule<br />
Phenomenex Rezex ROA-Organic Acid H + (8 %) 250 x 4,6mm<br />
Injektionsvolumen 20 µL<br />
Säulentemperatur Isotherm 60 °C<br />
Runtime<br />
30 min<br />
Eluent<br />
5 mmol H2SO4<br />
Fuss<br />
0,2 mL/min<br />
Detektor<br />
Brechungsindex RI<br />
Die Kalibrierung mittels Standard deckt den Bereich zwischen 10 und 2000 mg/L ab.<br />
Tabelle 9-11: Retentionszeiten der Referenzsubstanzen<br />
Referenzsubstanz<br />
Retentionszeit [min]<br />
Lactose 8,72<br />
Glucose 10,02<br />
Galactose 10,60<br />
Milchsäure 13,29<br />
152
9 Anhang<br />
Ionenchromatographie (IC)<br />
Die Bestimmung <strong>von</strong> Chlorid- und Phosphat-Ionen erfolgt mittels Flüssigkeitsionenchromatographie<br />
nach DIN EN ISO 10304-1. Die Bestimmung der Anionen wird mit chemischer<br />
Suppression über einen Leitfähigkeitsdetektor realisiert. Es wird eine 9 Punkt-Kalibrierung (0,1;<br />
0,25; 0,5; 0,75; 1,0; 2,5; 5,0; 7,5; 10,0 mg/L) aufgenommen.<br />
Eine Auflistung der Parameter folgt nachfolgend.<br />
Tabelle 9-12: Parameter der IC-Analytik<br />
Gerät Ionenchromatograph <strong>von</strong> Metrohm der Serie 818<br />
Säule<br />
IC-Anionensäule ASupp5-150/4.0<br />
Injektionsvolumen 20 µL<br />
Säulentemperatur Raumtemperatur<br />
Flussrate<br />
0,7 mL/min<br />
Druck<br />
11 MPa<br />
Eluent<br />
3,2 mmol Na2CO3/1,0 mmol/L NaHCO3<br />
Suppressor Chemischer Suppressor<br />
Regenerierlösung 50 mmol/L H2SO4<br />
Spüllösung MilliQ-Wasser<br />
Optische Emissionsspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-OES)<br />
Kationen werden qualitativ mit Hilfe der ICP-OES Methode gemessen. Die Kalibrierung basiert<br />
auf dem Standard MerckX und wird mittels der Computersoftware ICP Expert II <strong>aus</strong>gewertet. Eine<br />
Verdünnung der Proben (0,5 – 2 mL) erfolgt mit 69 %iger Salpetersäure (Carl Roth GmbH & Co.<br />
KG). Nachfolgende Tabellen listen die wesentlichen Parameter dieser Methode.<br />
Tabelle 9-13: Geräteeigenschaften und Parameter der ICP-OES<br />
Gerät<br />
Software<br />
Probenzufuhr<br />
Geräteeinstellung<br />
Probenvolumen<br />
Chemikalien<br />
Varian-720 ES<br />
ICP Expert II<br />
SPS-3 Probenwechsler<br />
SeaSpray konzentrischer Zerstäuber für hohe Salzfrachten<br />
Twister Zyklon-Glaszerstäuberkammer<br />
Quarzfackel, axial für Anorganik (2,3 mm)<br />
Plasmagas: 16,5 L/min<br />
Hilfsgas: 1,5 L/min<br />
Zerstäuber Gas: 0,70 L/min<br />
0,5 – 2 mL<br />
Salpetersäure (Supra-Qualität 69 %, Fa. Carl Roth)<br />
153
Extinktion bei 420 nm<br />
9 Anhang<br />
Tabelle 9-14: Kalibrierung der ICP-OES für das Screening<br />
Ca 2+<br />
[mg/L]<br />
Fe 3+<br />
[mg/L]<br />
K +<br />
[mg/L]<br />
Mg 2+<br />
[mg/L]<br />
Mn 2+<br />
[mg/L]<br />
Na +<br />
[mg/L]<br />
MerckX 34,8 0,1 3,5 15,1 0,03 8,9<br />
Sollwert 35,3 0,1 3,0 15,0 0,03 8,1<br />
Hochleistungsflüssigkeitschromatographie mit Fluoreszenzdetektor (HPLC-FLD;<br />
Derivatisierung mit 2-AB)<br />
Mittels HPLC-FLD (Postcolumn Fluorescence Derivatization) wird in dieser Arbeit eine Aufklärung<br />
der Kettenlängenverteilung der GOS-Proben durchgeführt. Die Analyse wir durch das externe<br />
Analysenlabor Galab Laboratories (Hamburg) durchgeführt.<br />
oNPG-Assay<br />
Die nachfolgende Abbildung bzw. Tabelle zeigen die Kalibrationsgerade des oNPG-Assays und<br />
das verwendete Pipettierschema.<br />
1,8<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
y = 1,7046x<br />
R² = 0,9999<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />
Konzentration oNP [mM]<br />
Abbildung 9-2: Kalibrationsgerade des oNPG-Assays (n = 3)<br />
154
9 Anhang<br />
Tabelle 9-15: Vorschrift zur Durchführung des oNPG-Assays<br />
oNPG-Lösung<br />
480 µL<br />
5,2 g/L im McIlvaine Puffer (pH 4,5)<br />
Vortemperieren auf 50 °C<br />
Enzymlösung<br />
20 µL<br />
0,04 g/L β-Gal (gr.) im McIlvaine Puffer (pH 4,5)<br />
Inkubation bei 50 °C; 600 rpm im Thermomixer für t = 10 min<br />
Natriumcarbonat (0,4 M) 750 µL<br />
Lagerung der Proben auf Eis<br />
Vor dem Messen werden die Proben auf Raumtemperatur gebracht und im Verhältnis 1:5 mit<br />
Natriumcarbonatlösung verdünnt.<br />
Zur Bestimmung des Einflusses <strong>von</strong> <strong>Molke</strong>ninhaltsstoffen auf die enzymatische Aktivität, wird der<br />
oNPG-Assay in Anwesenheit <strong>von</strong> Salzen durchgeführt. Die nachfolgende Tabelle gibt einen<br />
Überblick über die eingesetzten Stoffe sowie deren Konzentrationen.<br />
Tabelle 9-16: Übersicht über die eingesetzten Salzkonzentrationen zur Bewertung der enzymatischen<br />
Aktivität<br />
Eingesetztes<br />
Salz<br />
Salz-Konzentration<br />
im<br />
Reaktionsvolumen<br />
[g/L]<br />
Konzentration des<br />
Kations im<br />
Reaktionsvolumen<br />
[g/L]<br />
Konzentration des<br />
Anions im<br />
Reaktionsvolumen<br />
[g/L]<br />
NaCl 0,89 0,35 Na + 0,54 Cl -<br />
Na2SO4 0,72 0,35 Na + 0,37 SO4 2-<br />
KCl 3,51 1,84 K + 1,67 Cl -<br />
K2SO4 2,73 1,84 K + 0,89 SO4 2<br />
MgCl2 · 6 H2O 6,44 0,77 Mg 2+ 2,25 Cl -<br />
MgSO4 · 7 H2O 7,81 0,77 Mg 2+ 3,04 SO4 2-<br />
CaCl2 · 2 H2O 30,23 8,24 Ca 2+ 14,58 Cl -<br />
Ca-Lactat 63,39 8,24 Ca 2+ 36,63 Lactat<br />
155
9 Anhang<br />
Brix-Messung (Refraktometer) und Trockensubstanzbestimmung<br />
Mittels Refraktometer (HI 96801, Hanna Instruments Inc.) wird die Konzentrierung <strong>von</strong> MP zu<br />
MPK unmittelbar im Verlauf der NF-Versuche überwacht. Der Brix-Wert dient der Abschätzung<br />
des Zucker- bzw. des Trockensubstanzgehalts der Lösungen. Tabelle 9-17 gibt die technischen<br />
Daten des verwendeten Refraktometers wieder.<br />
Tabelle 9-17: Technische Daten des Refraktometers HI 96801<br />
Messbereiche 0 bis 85 % Brix; 0 bis 80 °C<br />
Auflösung ± 0,1 % Brix; ± 0,1 °C<br />
Genauigkeit ± 0,2 % Brix; ± 0,3 °C<br />
Temperaturkompensation automatisch, zwischen 10 und 40 °C<br />
Messgeschwindigkeit<br />
Lichtquelle<br />
Probenmulde<br />
ca. 1,5 Sekunden<br />
Gelbe LED<br />
Edelstahl-Ring mit Flintglasprisma<br />
Aus den Brix-Werten des Refraktometers wird mittels eines experimentell ermittelten<br />
Korrekturfaktors der Trockensubstanzgehalt der Probe ermittelt. Eine Korrelation des Brix-Wertes<br />
mit den entsprechenden Trockensubstanzwerten unterschiedlicher MP/MPK-Proben ergibt, dass<br />
der reale TS-Gehalt um 8,7 % höher liegt als der gemessene Brix-Wert.<br />
Filtrationsversuche<br />
Die Abbildung 9-3 zeigt den Aufbau der Membranrührzellen, die zur Konzentrierung <strong>von</strong> MP<br />
eingesetzt werden. Abbildung 9-4 gibt einen Überblick über die technische NF-Anlage.<br />
D<br />
Manometer<br />
Ventil<br />
Membranrührzelle<br />
Magnetrührer<br />
Druckgasflasche<br />
(Stickstoff)<br />
Dichtring<br />
Sinterplatte<br />
Membran<br />
Permeat<br />
Magnetrührplatte<br />
Auffanggefäß<br />
Waage<br />
Abbildung 9-3: Aufbau des Membranrührzellen-Versuchsstands<br />
156
9 Anhang<br />
Für die Filtration <strong>von</strong> MP werden fünf NF-Membranen <strong>aus</strong>gewählt und hinsichtlich ihrer Eignung<br />
zur selektiven Konzentrierung <strong>von</strong> Lactose getestet. Ihre Eigenschaften (Datenblatt) sind<br />
folgender Tabelle zu entnehmen.<br />
Tabelle 9-18: Eingesetzte NF-Membranen für die Konzentrierung <strong>von</strong> Sauermolkenpermeat (MP) in<br />
Membranrührzellen (Herstellerangaben)<br />
Bezeichnung<br />
Material<br />
Betriebsparameter<br />
p [bar]<br />
(Betrieb/Max.)<br />
T [°C]<br />
(Betrieb/Max.)<br />
Salzrückhalt [%]<br />
(Datenblatt)<br />
Desal-5DK PA 40/41 RT/50 98 8 MgSO4<br />
Hersteller<br />
GE<br />
Osmonics<br />
NP030P PES 40/40 RT/95 80 – 95 9 Na2SO4 Nadir<br />
TS-40 PPA 40/41 RT/50 99 10 MgSO4 TriSep<br />
TS-80 PA 40/41 RT/45 99 11 MgSO4 TriSep<br />
XN-45 PA 40/41 RT/45 95 12 MgSO4 TriSep<br />
Abbildung 9-4: Schematische Darstellung der NF-Membraneinheit im technischen Maßstab (Abbildung<br />
des Membranmoduls nach [290])<br />
8<br />
Testbedingungen: 2 ppm MgSO4; 7,6 bar; 25 °C<br />
9<br />
Testbedingungen: 40 bar, 20 °C, Rührzelle 700 U/min<br />
10<br />
Testbedingungen: 2 ppm MgSO4; 110 psi; 25 °C<br />
11<br />
Testbedingungen: 2 ppm MgSO4; 110 psi; 25 °C<br />
12<br />
Testbedingungen: 2 ppm MgSO4; 110 psi; 25 °C<br />
157
9 Anhang<br />
Die Ultrafiltration wird in Plattenmodulen durchgeführt. Abbildung 9-5 zeigt den Aufbau des<br />
Moduls. Dieses enthält 185 Filtertaschen mit einer Membranfläche <strong>von</strong> 20 m². Die Außenseite<br />
der Taschen wird durch die Membran gebildet. Im Innern befindet sich ein Spacer, der beidseitig<br />
durch ein Schutzvlies <strong>von</strong> der Membran getrennt wird. Das Permeat gelangt über die Membran<br />
in das Innere der Taschen und wird über den zentralen Auslass abgeführt. Kunststoffscheiben<br />
trennen die Taschen <strong>von</strong>einander ab und gewährleiten eine gleichmäßige Strömungsführung.<br />
Hierbei existieren zwei Arten <strong>von</strong> Scheiben. Trägerscheiben gewährleiten die Überströmung der<br />
Taschen, während Umlenkscheiben eine Durchströmung des Moduls in Reihe sicherstellen.<br />
Jeweils drei Trägerscheiben werden durch zwei Umlenkscheiben abgegrenzt.<br />
Abbildung 9-5: Aufbau des Plattenmoduls mit Membrantaschen und Umlenkscheiben inklusive der<br />
Strömungsführung (links oben), Aufbau der Filtertaschen (rechts oben) und Draufsicht einer Trägerscheibe<br />
mit strömungsgebendem Profil (unten) nach [170]<br />
158
9 Anhang<br />
Versuche zur Adsorption<br />
Nachfolgende Tabelle zeigt die getesteten Aktivkohlen sowie deren Eigenschaften.<br />
Tabelle 9-19: Technische Daten der eingesetzten Aktivkohlen (Herstellerangaben)<br />
Bezeichnung TC303/TC300 S300<br />
S1240-<br />
200plus-M014<br />
PAK A<br />
1220H<br />
CGK<br />
8*16/90<br />
Hersteller Silcarbon Silcarbon Silcarbon CarboTech CarboTech<br />
Material<br />
Agglomerierte<br />
Hoch aktivierte<br />
wasserdampfaktivierte<br />
aktivierte<br />
chemisch<br />
agglomerierte<br />
Chemisch<br />
Kornaktivierte<br />
Korn- Korn-<br />
Aktivkohle<br />
Aktivkohle<br />
Aktivkohle Aktivkohle<br />
Rohstoff:<br />
Rohstoff:<br />
Rohstoff:<br />
Holz<br />
Steinkohle<br />
Steinkohle<br />
k.a.<br />
Schüttdichte 240 ± 30 kg/m³<br />
460 ±<br />
30 kg/m³<br />
400 kg/m³ 370 g/L k.a<br />
Körnung 0,5 – 2,0 mm 0,6 – 2,35 mm<br />
0,425 – min. 90 %<br />
1,7 mm < 100 µm<br />
k.a<br />
Jodzahl > 800 mg/g 950 mg/g 1020 mg/g<br />
min.<br />
950 mg/g<br />
k.a<br />
Aschegehalt max. 5 % k.a. 10 % 4 % k.a<br />
Spez.<br />
Oberfläche<br />
(BET)<br />
k.a. 1.050 m²/g 1.050 m²/g 1.500 m²/g k.a<br />
Gummi-Dichtung<br />
mit Luer-Lock-<br />
Anschluss<br />
Silikonschlauch<br />
(3 x 5 mm)<br />
Kunststoffsäule<br />
(15 x 75 mm)<br />
Silikonschlauch<br />
(1,5 x 3 mm)<br />
Vorlagegefäß mit<br />
Gummistopfen und<br />
Kanüle<br />
Schlauchquetschpumpe<br />
Glaswolle<br />
und Luer-<br />
Lock-<br />
Anschluss<br />
Auffanggefäß mit<br />
Gummistopfen und<br />
Kanüle<br />
Abbildung 9-6: Schematische Darstellung des Versuchsaufb<strong>aus</strong> der Säulenversuche zur Adsorption<br />
159
9 Anhang<br />
9.3 Anhang zu Kapitel 5<br />
Chromatogramme<br />
Pentasaccharide<br />
Tetrasaccharide<br />
Trisaccharide<br />
Disaccharide<br />
Glucose + Galactose<br />
Abbildung 9-7: Chromatogramm der HPLC-FLD Analyse der Zuckerfraktion <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> (Analyse<br />
durchgeführt durch GALAB Laboratories GmbH, Hamburg)<br />
Pentasaccharide<br />
Tetrasaccharide<br />
Trisaccharide<br />
Disaccharide<br />
Glucose + Galactose<br />
Abbildung 9-8: Ausschnitt (Vergrößerung) <strong>aus</strong> dem Chromatogramm der HPLC-FLD Analyse der<br />
Zuckerfraktion <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> (Analyse durchgeführt durch GALAB Laboratories GmbH, Hamburg)<br />
160
GOS-Ausbeute [Gew.-%]<br />
9 Anhang<br />
GOS-Synthese unter Einsatz des flüssigen und des granularen<br />
Enzympräparats<br />
30<br />
Enzym (fl.)<br />
Enzym (gr.)<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 50 100 150 200<br />
Zeit [min]<br />
Abbildung 9-9: GOS-Ausbeute auf Basis <strong>von</strong> MP (Lactose 138 g/L) in Abhängigkeit vom eingesetzten<br />
Enzympräparat (β-Gal (gr.) 0,1 g/L; β-Gal (fl.) 2 g/L; pH 4,4; 30 °C)<br />
Abschätzung der Produktivität<br />
Zur Bewertung der Verfahrensmodi <strong>aus</strong> Kapitel 5.4 wird die Produktivität der Prozesse<br />
abgeschätzt. Hierzu wird die Masse an synthetisiertem GOS (mGOS) in Relation zur eingesetzten<br />
Masse an Enzym (mEnzym) gesetzt.<br />
Produktivität [ g g ] = m GOS<br />
m Enzym<br />
(37)<br />
mit<br />
mGOS, mEnzym<br />
Masse an GOS bzw. Enzym [g]<br />
Für die Bestimmung der zeitspezifischen Produktivität wird die Prozesszeit (t) mit in die Gleichung<br />
aufgenommen. Die Gleichung lautet wie folgt:<br />
g<br />
Produktivität [<br />
g∙h ]=<br />
m GOS<br />
m Enzym ∙ t<br />
(38)<br />
mit<br />
mGOS, mEnzym<br />
t<br />
Masse an GOS bzw. Enzym [g]<br />
Zeit [h]<br />
161
9 Anhang<br />
Im reinen Batch-Verfahren werden unter Einsatz <strong>von</strong> 2 g/L Enzym auf MP (Lactosekonzentration<br />
140 g/L, 180 mL Reaktionsvolumen) innerhalb <strong>von</strong> 45 Minuten eine GOS-Ausbeute <strong>von</strong><br />
20,45 Gew.-% und eine Konzentration <strong>von</strong> 28,63 g/L erzielt. Dies entspricht einer Produktivität<br />
<strong>von</strong> 14,32 gGOS/gEnzym (19 gGOS/(gEnzym·h)).<br />
Für eine Bewertung <strong>von</strong> Recycle-Batch- und kontinuierlichem Verfahren werden die<br />
Produktivitäten der beiden Betriebsweisen auf Basis der Ergebnisse der Labor-UF und<br />
eingesetztem MP abgeschätzt. Unter der Annahme, dass die Konzentration an Lactose in MP bei<br />
140 g/L liegt und unter Berücksichtigung der mittleren GOS-Ausbeute in den jeweiligen Verfahren<br />
(Recycle-Batch 18,47 Gew.-%; kontinuierliches Verfahren 16,10 Gew.-%), werden<br />
Konzentrationen <strong>von</strong> 25,86 bzw. 22,54 g/L erzielt. Im Recycle-Batch werden in dieser Arbeit in<br />
250 mL Reaktionsvolumen 0,5 g Enzym (fl.) eingesetzt. Pro Batch werden 180 mL Produktlösung<br />
abgezogen. Die Gesamtzeit pro Batch setzt sich <strong>aus</strong> der Vorlaufzeit <strong>von</strong> 45 min und der<br />
Filtrationszeit <strong>von</strong> maximal 32 min (Annahme: Leistung der Membran konstant bei 17 L/(m²·h))<br />
zusammen. Pro Batch werden somit 9,3 gGOS/gEnzym innerhalb <strong>von</strong> 77 min (7,25 gGOS/(gEnzym·h))<br />
synthetisiert. Mittels kontinuierlichem Verfahren (0,34 g Enzym in 170 mL Reaktionsvolumen)<br />
werden bei einer Membranleistung <strong>von</strong> 5 L/(m²·h) innerhalb einer Stunde 6,63 g GOS pro g<br />
Enzym hergestellt.<br />
Der Abschätzung der Produktivität des Recycle-Batch-Verfahrens im Plattenmodul unter Einsatz<br />
<strong>von</strong> MPK werden folgende Größen zugrunde gelegt: Eingesetzt werden 8 g/L Enzym in einem<br />
Reaktionsvolumen <strong>von</strong> 250 L. Pro Batch werden 150 L Produktlösung abgezogen. Bei einer<br />
mittleren Membranleistung <strong>von</strong> 3 L/(m²·h) werden 60 L/h filtriert. Damit beläuft sich die<br />
Filtrationsdauer auf 2,5 h. Zuzüglich der 30 min Vorlaufzeit, beträgt die Gesamtzeit pro Batch 3 h.<br />
Bei einer Lactosekonzentration im MPK <strong>von</strong> 350 g/L und einer Ausbeute <strong>von</strong> 21,96 Gew.-% GOS<br />
beträgt deren Konzentration 76,86 g/L. Letztlich ergibt sich eine Produktivität <strong>von</strong><br />
1,92 gGOS/(gEnzym·h).<br />
162
9 Anhang<br />
Tabelle 9-20: Zusammenfassung der Parameter und Ergebnisse der Abschätzung der Produktivität der<br />
Verfahrensmodi<br />
Batch Recycle-Batch Kontinuierlich<br />
Medium MP MP MPK MP<br />
Lactosekonzentration [g/L] 140 140 350 140<br />
Reaktionsvolumen [L] 0,18 0,25 250 170<br />
Produktvolumen [L]<br />
/-volumenstrom * [L/h]<br />
0,18 0,18 150 0,1 *<br />
Enzymkonzentration [g/L] 2 2 8 2<br />
Enzymmenge [g] 0,36 0,5 2000 0,34<br />
GOS-Ausbeute [Gew.-%] 20,45 18,47 21,96 16,10<br />
GOS-Konzentration [g/L] 28,63 25,86 76,86 22,54<br />
GOS-Menge pro Batch [g]<br />
/GOS Menge pro h * [g/h]<br />
5,15 4,65 11529 2,25 *<br />
Zeit [min] 45 77 180<br />
Produktivität pro Batch [g/g] 14,32 9,30 5,76<br />
Produktivität [g/(g·h)] 19,09 7,25 1,92 6,63<br />
Adsorption<br />
Tabelle 9-21: Zusammensetzung des 25 Vol.-% GOS-haltigen MPK<br />
Lactose Glucose Galactose Milchsäure GOS<br />
42,10 ± 1,46<br />
g/L<br />
15,05 ± 0,62<br />
g/L<br />
4,48 ± 0,19<br />
g/L<br />
6,93 ± 0,51<br />
g/L<br />
20,53 ± 0,84<br />
g/L<br />
52,20 ± 0,50<br />
Gew.-%<br />
16,60 ± 0,16<br />
Gew.-%<br />
5,75 ± 0,08<br />
Gew.-%<br />
-<br />
25,45 ± 0,26<br />
Gew.-%<br />
Tabelle 9-22: Zusammensetzung GOS-haltigen MPK<br />
Lactose Glucose Galactose Milchsäure GOS<br />
173,88 ± 9,39<br />
g/L<br />
63,97 ± 4,70<br />
g/L<br />
18,33 ± 1,42<br />
g/L<br />
30,94 ± 2,26<br />
g/L<br />
90,28 ± 6,66<br />
g/L<br />
50,94 ± 0,85<br />
Gew.-%<br />
17,21 ± 0,34<br />
Gew.-%<br />
5,43 ± 0,26<br />
Gew.-%<br />
-<br />
26,42 ± 0,49<br />
Gew.-%<br />
163
9 Anhang<br />
Abbildung 9-10: Aktivkohle TC303 (Skalierung in cm)<br />
Bestimmung der Adsorptionsisothermen<br />
Eine Bestimmung der Isothermenparameter erfolgt über die Linearisierung der Gleichung <strong>von</strong><br />
Freundlich nach:<br />
q = K ∙ c n (39)<br />
log (q) = log (K) + n ∙ log (c) (40)<br />
Die nachfolgende Abbildung zeigt die Auftragung der experimentell ermittelten Daten zur<br />
Bestimmung der Isothermenparameter. Anhand der Graphen lassen sich die Parameter der<br />
Isothermengleichung ablesen.<br />
Freundlich-Parameter:<br />
y-Achsenabschnitt = log (K) = -0,7634 K = 0,1724<br />
Steigung = n = 0,194<br />
164
log (q)<br />
9 Anhang<br />
0<br />
-2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5<br />
-0,2<br />
-0,4<br />
-0,6<br />
-0,8<br />
-1<br />
y = 0,194x - 0,7634<br />
R² = 0,9738<br />
-1,2<br />
log (c)<br />
Abbildung 9-11: Auftragung der experimentell ermittelten Gleichgewichtswerte der Adsorption <strong>von</strong> GOS an<br />
die Aktivkohle TC303 gemäß der Linearisierung nach Freundlich<br />
9.4 Anhang zu Kapitel 6<br />
Nachfolgend sind die Prozessalternativen, die mittels Kostenrechnung miteinander verglichen<br />
werden sollen, schematisch dargestellt. Hierin enthalten ist eine grobe Bilanzierung der vier<br />
Verfahrensvarianten. Da die Zusammensetzung der Ströme nicht vollständig durch einheitliche<br />
experimentelle Daten abgedeckt werden kann, erfolgt eine kalkulatorische Bilanzierung. Hierbei<br />
werden die Zusammensetzung des MP (Tabelle 9-8 und Tabelle 9-9) sowie die<br />
Zusammensetzung der Saccharidfraktion (in Gew.-%; Abbildung 5-33 und Tabelle 5-9) zugrunde<br />
gelegt.<br />
Es wird weiterhin angenommen, dass das Enzym, welches durch die UF im System gehalten<br />
wird, im Reinigungsintervall <strong>aus</strong>gespült wird (Prozess 1 und 2). Gleiches gilt für den kristallisierten<br />
Anteil des Calciumphosphats (Prozess 1).<br />
165
9 Anhang<br />
Permeat: NF-MPK-Permeat<br />
[L/h] 1200<br />
TS [%] 1,618<br />
[g/L] [kg/h]<br />
Lactose 1 1,2<br />
Glucose 0 0<br />
Galactose 0 0<br />
GOS 0 0<br />
Milchsäure 11 13,2<br />
Salze 4,18 5,016<br />
Calcium [g/kg] 0,173 0,208<br />
Kalium [g/kg] 1,690 2,028 Enzym [g/L] 8<br />
Magnesium [g/kg] 0,003 0,004 Enzym [g] 6400<br />
Natrium [g/kg] 0,517 0,62 Dichte [g/mL] 1,2 Enzym [g] 6400<br />
Phosphat [g/kg] 1,060 1,272 Enzym [mL] 5333,3 Calcium [g] 12960<br />
Chlorid [g/L] 0,737 0,884 Enzym [L] 5,3 Phosphat [g] 25200<br />
NF<br />
(VCR ~ 2,5)<br />
NF<br />
UF<br />
Konzentratleistung [L/m²h] 6,51 Permeatleistung [L/m²h] 3<br />
Module 13,66 Module 13,33<br />
Membranfläche [m²] 122,93 Membranfläche [m²] 266,67<br />
Konzentratleistung [L/h] 800<br />
GOS-<br />
UF<br />
Permeatleistung [L/h] 800<br />
Synthese<br />
Feed: Sauermolkenpermeat (MP) Konzentrat: Sauermolkenpermeatkonzentrat (MPK) Permeat: GOS-haltiges MPK<br />
[L/h] 2000 [L/h] 800 [L/h] 800<br />
TS [%] 17,058 TS [%] 40,218 TS [%] 39,688<br />
[g/L] [kg/h] [g/L] [kg/h] [g/L] [Gew.-%] [kg/h]<br />
Lactose 139 278 Lactose 346 276,8 Lactose 138,4 40 110,72<br />
Glucose 0 0 Glucose 0 0 Glucose 84,77 24,5 67,816<br />
Galactose 0 0 Galactose 0 0 Galactose 46,71 13,5 37,368<br />
GOS 0 0 GOS 0 0 GOS 76,12 22 60,896<br />
Milchsäure 19 38 Milchsäure 31 24,8 Milchsäure 31 24,8<br />
Salze 12,58 25,16 Salze 25,18 20,144 Salze 19,88 15,904<br />
Calcium [g/kg] 3,4 6,8 Calcium [g/kg] 8,24 6,592 Calcium [g/kg] 6,44 5,152<br />
Kalium [g/kg] 1,75 3,5 Kalium [g/kg] 1,84 1,472 Kalium [g/kg] 1,84 1,472<br />
Magnesium [g/kg] 0,31 0,62 Magnesium [g/kg] 0,77 0,616 Magnesium [g/kg] 0,77 0,616<br />
Natrium [g/kg] 0,45 0,9 Natrium [g/kg] 0,35 0,28 Natrium [g/kg] 0,35 0,28<br />
Phosphat [g/kg] 5,36 10,72 Phosphat [g/kg] 11,81 9,448 Phosphat [g/kg] 8,31 6,648<br />
Chlorid [g/L] 1,31 2,62 Chlorid [g/L] 2,17 1,736 Chlorid [g/L] 2,17 1,736<br />
Annahme: Dichte <strong>von</strong> MP/MPK = 1 g/mL<br />
Annahme: Dichte <strong>von</strong> MP/MPK = 1 g/mL<br />
Abbildung 9-12: Schematische Abbildung der Verfahrensalternative 1 und kalkulierte Prozessbilanz<br />
166
9 Anhang<br />
Enzym [g/L] 2<br />
Enzym [g] 5476,26<br />
Dichte [g/mL] 1,2<br />
Enzym [mL] 4563,55<br />
Enzym [L] 4,56 Enzym [g] 5476,26<br />
GOS-<br />
Synthese<br />
UF<br />
UF<br />
Permeatleistung [L/m²h] 17<br />
Module 8,05<br />
Membranfläche [m²] 161,07<br />
Permeatleistung [L/h] 2738,13<br />
Feed: Sauermolkenpermeat (MP)<br />
Permeat: GOS-haltiges MP<br />
[L/h] 2738,1295 [L/h] 2738,1295<br />
TS [%] 17,058 TS [%] 17,058<br />
[g/L] [kg/h] [g/L] [Gew.-%] [kg/h]<br />
Lactose 139,00 380,6000 Lactose 95,91 69 262,6140<br />
Glucose 0 0 Glucose 13,90 10 38,0600<br />
Galactose 0 0 Galactose 6,95 5 19,0300<br />
GOS 0 0 GOS 22,24 16 60,90<br />
Milchsäure 19,00 52,0245 Milchsäure 19,00 52,0245<br />
Salze 12,58 34,4457 Salze 12,58 34,4457<br />
Calcium [g/kg] 3,40 9,3096 Calcium [g/kg] 3,40 9,3096<br />
Kalium [g/kg] 1,75 4,7917 Kalium [g/kg] 1,75 4,7917<br />
Magnesium [g/kg] 0,31 0,8488 Magnesium [g/kg] 0,31 0,8488<br />
Natrium [g/kg] 0,45 1,2322 Natrium [g/kg] 0,45 1,2322<br />
Phosphat [g/kg] 5,36 14,6764 Phosphat [g/kg] 5,36 14,6764<br />
Chlorid [g/L] 1,31 3,5869 Chlorid [g/L] 1,31 3,5869<br />
Annahme: Dichte <strong>von</strong> MP/MPK = 1 g/mL<br />
Annahme: Dichte <strong>von</strong> MP/MPK = 1 g/mL<br />
Abbildung 9-13: Schematische Abbildung der Verfahrensalternative 2 und kalkulierte Prozessbilanz<br />
167
9 Anhang<br />
Permeat: NF-MPK-Permeat<br />
[L/h] 977,778<br />
TS [%] 1,618<br />
[g/L] [kg/h]<br />
Lactose 1,00 0,9778<br />
Glucose 0 0<br />
Galactose 0 0<br />
GOS 0 0<br />
Milchsäure 11,00 10,7556<br />
Salze 4,18 4,0871<br />
Calcium [g/kg] 0,1733 0,1695<br />
Kalium [g/kg] 1,6900 1,6524 Enzym [g/L] 8<br />
Magnesium [g/kg] 0,0033 0,0033 Enzym pro Zyklus [g] 46933,33<br />
Natrium [g/kg] 0,5167 0,5052 Dichte [g/mL] 1,20<br />
Phosphat [g/kg] 1,0600 1,0364 Enzym [mL] 39111,11<br />
Chlorid [g/L] 0,7367 0,7203 Enzym [L] 39,11<br />
Enzym [L/h] 4,35<br />
NF<br />
(VCR ~ 2,5)<br />
NF<br />
Konzentratleistung [L/m²h] 6,51<br />
Module 11,13<br />
Membranfläche [m²] 100,16<br />
Konzentratleistung [L/h] 651,85<br />
GOS-<br />
Synthese<br />
Pasteur<br />
Pasteurisation<br />
Feed: Sauermolkenpermeat (MP) Konzentrat: Sauermolkenpermeatkonzentrat (MPK) GOS-haltiges MPK<br />
[L/h] 1629,6296 [L/h] 651,852 [L/h] 651,85185<br />
TS [%] 17,058 TS [%] 40,218 TS [%] 40,218<br />
Enzym [g/L] 8<br />
[g/L] [kg/h] [g/L] [kg/h] [g/L] [Gew.-%] [kg/h]<br />
Lactose 139 226,5185 Lactose 346 225,5407 Lactose 171,27 49,5 111,6427<br />
Glucose 0 0 Glucose 0 0 Glucose 58,82 17 38,3419<br />
Galactose 0 0 Galactose 0 0 Galactose 22,49 6,5 14,6601<br />
GOS 0 0 GOS 0 0 GOS 93,42 27 60,90<br />
Milchsäure 19 30,9630 Milchsäure 31 20,2074 Milchsäure 31 20,2074<br />
Salze 12,58 20,5007 Salze 25,18 16,4136 Salze 25,18 16,4136<br />
Calcium [g/kg] 3,4 5,5407 Calcium [g/kg] 8,24 5,3713 Calcium [g/kg] 8,24 5,3713<br />
Kalium [g/kg] 1,75 2,8519 Kalium [g/kg] 1,84 1,1994 Kalium [g/kg] 1,84 1,1994<br />
Magnesium [g/kg] 0,31 0,5052 Magnesium [g/kg] 0,77 0,5019 Magnesium [g/kg] 0,77 0,5019<br />
Natrium [g/kg] 0,45 0,7333 Natrium [g/kg] 0,35 0,2281 Natrium [g/kg] 0,35 0,2281<br />
Phosphat [g/kg] 5,36 8,7348 Phosphat [g/kg] 11,81 7,6984 Phosphat [g/kg] 11,81 7,6984<br />
Chlorid [g/L] 1,31 2,1348 Chlorid [g/L] 2,17 1,4145 Chlorid [g/L] 2,17 1,4145<br />
Annahme: Dichte <strong>von</strong> MP/MPK = 1 g/mL<br />
Annahme: Dichte <strong>von</strong> MP/MPK = 1 g/mL<br />
Abbildung 9-14: Schematische Abbildung der Verfahrensalternative 3 und kalkulierte Prozessbilanz<br />
168
9 Anhang<br />
Enzym [g/L] 2<br />
Enzym pro Zyklus [g] 38467,38<br />
Dichte [g/mL] 1,2<br />
Enzym [mL] 32056,15<br />
Enzym [L] 32,06<br />
Enzym [L/h] 3,56<br />
GOS-<br />
Synthese<br />
Pasteur<br />
Pasteurisation<br />
Feed: Sauermolkenpermeat (MP)<br />
GOS-haltiges MP<br />
[L/h] 2137,0767 [L/h] 2137,0767<br />
TS [%] 17,058 TS [%] 17,058<br />
Enzym [g/L] 2<br />
[g/L] [kg/h] [g/L] [Gew.-%] [kg/h]<br />
Lactose 139 297,0537 Lactose 79,23 57 169,3206<br />
Glucose 0 0 Glucose 20,85 15 44,5580<br />
Galactose 0 0 Galactose 10,425 7,5 22,2790<br />
GOS 0 0 GOS 28,495 20,5 60,90<br />
Milchsäure 19 40,6045 Milchsäure 19 40,6045<br />
Salze 12,58 26,8844 Salze 12,58 26,8844<br />
Calcium [g/kg] 3,4 7,2661 Calcium [g/kg] 3,4 7,2661<br />
Kalium [g/kg] 1,75 3,7399 Kalium [g/kg] 1,75 3,7399<br />
Magnesium [g/kg] 0,31 0,6625 Magnesium [g/kg] 0,31 0,6625<br />
Natrium [g/kg] 0,45 0,9617 Natrium [g/kg] 0,45 0,9617<br />
Phosphat [g/kg] 5,36 11,4547 Phosphat [g/kg] 5,36 11,4547<br />
Chlorid [g/L] 1,31 2,7996 Chlorid [g/L] 1,31 2,7996<br />
Annahme: Dichte <strong>von</strong> MP/MPK = 1 g/mL<br />
Annahme: Dichte <strong>von</strong> MP/MPK = 1 g/mL<br />
Abbildung 9-15: Schematische Abbildung der Verfahrensalternative 4 und kalkulierte Prozessbilanz<br />
169
9 Anhang<br />
Membranleistungsdaten<br />
Folgende Daten werden der Prozess<strong>aus</strong>legung und Bilanzierung zugrunde gelegt. Hierbei wird im Falle<br />
der NF die (flächen-) spezifische Konzentratleistung der Membran für die Bestimmung der benötigten<br />
Membranmodule herangezogen, während dies bei der UF die Permeatleistung ist.<br />
Tabelle 9-23: Leistungsdaten der Nanofiltration bei der kontinuierlichen Konzentrierung <strong>von</strong> MP [255] und der<br />
Ultrafiltration beim Einsatz <strong>von</strong> MP und MPK (Kapitel 5.4; [255])<br />
Filtrationsart NF UF UF<br />
Feed MP MP MPK<br />
Membranfläche pro Filter [m²] 9 20 20<br />
Flächenspez. Konzentrat-/Permeatleistung [L/(m²·h)] 6,51 17 3<br />
Verfahrensfließbilder und Investitionskosten<br />
T vorlage<br />
Abwasser<br />
GOS haltiges MP<br />
T Produkt<br />
MP<br />
P Vorlage<br />
Enzym<br />
UF<br />
Enzym<br />
P Dosierung<br />
T Reaktion<br />
P umwälz<br />
(UF)<br />
Enzym + GOS haltiges MP<br />
CIP Reinigungsmittel + Prozesswasser<br />
P CIP<br />
(UF)<br />
Abbildung 9-16: Verfahrensfließbild der Prozessvariante 2<br />
170
9 Anhang<br />
T vorlage<br />
Milchsäure, Salze<br />
Abwasser<br />
MP<br />
P Vordruck<br />
(NF)<br />
P Hochdruck<br />
(NF)<br />
NF<br />
Pasteurisation<br />
Pasteur<br />
T Produkt<br />
CIP Reinigungsmittel +<br />
Prozesswasser<br />
Enzym<br />
P CIP<br />
(NF)<br />
P Dosierung<br />
MPK<br />
T Reaktion<br />
P umwälz<br />
(UF)<br />
Enzym + GOS haltiges MPK<br />
Abbildung 9-17: Verfahrensfließbild der Prozessvariante 3<br />
T vorlage<br />
T Produkt<br />
MP<br />
P Vorlage<br />
Pasteurisation<br />
Pasteur<br />
Enzym<br />
P Dosierung<br />
T Reaktion<br />
P Pasteur<br />
Enzym + GOS haltiges MP<br />
Abbildung 9-18: Verfahrensfließbild der Prozessvariante 4<br />
171
9 Anhang<br />
Tabelle 9-24: Zuschlagsfaktoren für die Berechnung des Kapitalbedarfs der Anlage<br />
Hauptpositionen<br />
Apparate und Maschinen 1,00<br />
direkte Nebenpositionen<br />
Apparatemontage 0,15<br />
Rohrleitungen und Armaturen 0,60<br />
Mess-und Regelungstechnik 0,20<br />
Elektrotechnik 0,20<br />
Bauleistungen (Gebäude, Fundamente, Gerüste) 0,65<br />
Verschiedenes (Isolierung, Feuerschutz, Anschlussleitungen für Energie) 0,15<br />
indirekte Nebenpositionen<br />
Planung und Abwicklung (Engineering) 0,4<br />
Unvorhergesehenes 0,2<br />
Gesamtfaktor 3,55<br />
Betriebs- und Verbrauchsmaterialkosten<br />
Basispreise der Betriebskosten für die elektrische Energie (0,06 €/kWh) und das Prozesswasser<br />
(0,5 €/m³) werden <strong>aus</strong> [198] entnommen. Die Kosten für Dampf betragen 30 €/t, diejenigen für die<br />
Abwasserbehandlung 5 €/m³ [273]. Für die Berechnung des elektrischen Energiebedarfs werden eine<br />
9-stündige Laufzeit der produktionsangegliederten Pumpen und ein 4-stündiger Betrieb der CIP<br />
Pumpen angenommen. Hierbei wird deren Leistungsaufnahme <strong>aus</strong> den jeweiligen Datenblättern in<br />
Abhängigkeit des benötigten Volumenstroms berechnet. Die Dampfmenge zum Heizen der CIP-Lösung<br />
entstammt Erfahrungsberichten [273]. Die Dampfmenge für den Betrieb der Pasteurisation wird unter<br />
der Annahme einer Erwärmung des MP/MPK <strong>von</strong> 30 °C auf 80 °C und mit den angenäherten Daten für<br />
die spezifischen Wärmekapazitäten für MP und MPK [291] berechnet. Für die Abwasserbehandlung<br />
wird angenommen, dass die Membrananlagen <strong>aus</strong> Prozess 1 mit 120 m³ (UF) und 150 m³ (NF) gereinigt<br />
werden müssen. Bei einer geringeren Anzahl an Filtern wird dieser Wert entsprechend reduziert. Zudem<br />
werden jeweils 30 m³ für die Spülung der restlichen Anlage und sofern vorhanden das Permeat der NF<br />
bilanziert. Das für die Reinigung benötigte Prozesswasser wird analog berechnet. Tabelle 9-25 zeigt<br />
eine Auflistung der Betriebskosten.<br />
Für das Verbrauchsmaterial werden Basispreise <strong>von</strong> 100 €/m³ <strong>Molke</strong> (MP) sowie 30 €/kg<br />
Enzympräparat veranschlagt [273]. Für die CIP-Reinigung wird ein mehrstufiger Prozess, bestehend<br />
<strong>aus</strong> einer Vorspülung, drei Reinigungsschritten (Enzym + Lauge, Säure, Lauge) und einer Nachspülung<br />
mit Prozesswasser, vorgesehen [273]. Eine Aufstellung der Verbrauchsmaterialien ist Tabelle 9-26 zu<br />
entnehmen. Tabelle 9-27 zeigt die Berechnung der Membrankosten.<br />
172
9 Anhang<br />
Tabelle 9-25: Betriebskosten (inklusive Abwasserbehandlung) der vier Prozessalternativen (bezogen auf einen 9-stündigen Produktions- und 4-stündigen CIP-Reinigungszyklus)<br />
Prozess 1 Prozess 2 Prozess 3 Prozess 4<br />
elektrische Energie<br />
[kWh] [€/kg GOS] [kWh] [€/kg GOS] [kWh] [€/kg GOS] [kWh] [€/kg GOS]<br />
P Vordruck (NF) 13,50 0,00148 - - 11,00 0,00120 - -<br />
P Hochdruck (NF) 103,50 0,01133 - - 84,33 0,00923 - -<br />
P CIP (NF) 22,00 0,00241 - - 22,00 0,00241 - -<br />
P Dosierung 0,00427 0,00000 0,00365 0,00000 0,03129 0,00000 0,02564 0,00000<br />
P Umwälz (UF) 166,50 0,01823 95,14 0,01042 - - - -<br />
P CIP (UF) 34,69 0,00380 15,82 0,00173 - - - -<br />
P Vorlage - - 12,32 0,00135 - - 9,62 0,00105<br />
P Pasteurisation - - 0,40128 0,00004 - - 1,32 0,00014<br />
Dampf<br />
[kg] [€/kg GOS] [kg] [€/kg GOS] [kg] [€/kg GOS] [kg] [€/kg GOS]<br />
CIP Aufheizung 800 0,04312 287,62 0,01574 300 0,01642 - -<br />
Pasteurisation - - - - 523,44 0,02865 1961,23 0,10735<br />
Prozesswasser<br />
[m³] [€/kg GOS] [m³] [€/kg GOS] [m³] [€/kg GOS] [m³] [€/kg GOS]<br />
Ansetzen der CIP-Lösung 270 0,24632 86,29 0,07872 120,00 0,10948 - -<br />
Spülwasser 30 0,02737 30,00 0,02737 30,00 0,02737 30,00 0,02737<br />
Abwasser<br />
[m³] [€/kg GOS] [m³] [€/kg GOS] [m³] [€/kg GOS] [m³] [€/kg GOS]<br />
Reinigung (CIP + Spülung) 300 2,74 116,29 1,06088 150,00 1,37 30,00 0,27369<br />
NF-Permeat 10,8 0,10 - - 8,80 0,08 - -<br />
173
9 Anhang<br />
Tabelle 9-26: Verbrauchsmaterialkosten (bezogen auf einen 9-stündigen Produktions- und 4-stündigen CIP-Reinigungszyklus)<br />
Menge<br />
Prozess 1 Prozess 2 Prozess 3 Prozess 4<br />
Kosten<br />
[€/kg GOS]<br />
Menge<br />
Kosten<br />
[€/kg GOS]<br />
Menge<br />
Kosten<br />
[€/kg GOS]<br />
Menge<br />
Kosten<br />
[€/kg GOS]<br />
<strong>Molke</strong> (MP) [L] 18.000 3,28 24.643 4,50 14.667 2,68 19.234 3,51<br />
Enzym [g] 6.400 0,35 5.476 0,30 46.933 2,57 38.467 2,11<br />
CIP-Mittel [kg] 38 0,29 11,48 0,09 15,48 0,12 - -<br />
Tabelle 9-27: Membrankosten<br />
NF<br />
UF<br />
Membran<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch [€/Modul] 1.500 3.000<br />
Prozess 1 Prozess 3 Prozess 1 Prozess 2<br />
Anzahl an Modulen 13,66 11,13 13,33 8,05<br />
Kosten pro Anlage [€] 20.490 16.695 39.990 24.150<br />
Standzeit [a] 0,5 0,5 1 1<br />
Kosten pro Anlage [€/a] 40.980 33.390 39.990 24.150<br />
Spezifische Kosten pro Anlage [€/kg GOS] 0,122 0,10 0,12 0,07<br />
174
9 Anhang<br />
Personal-, Kapital- und sonstige Kosten<br />
Da die Anlage zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong> <strong>Molke</strong> in den bestehenden Betrieb der <strong>Molke</strong>rei<br />
integriert werden soll und ein hoher Automatisierungsgrad angestrebt wird, wird angenommen,<br />
dass nur eine geringe Zahl an zusätzlichen Mitarbeitern <strong>von</strong> der <strong>Molke</strong>rei angestellt werden muss.<br />
Hierbei wird die Zahl der <strong>Molke</strong>reifachkraft-Anlagenführer gemäß der Komplexität der<br />
Prozessalternative festgelegt. Der Bruttoverdienst <strong>von</strong> 30.000 € wird mit einem Zuschlag <strong>von</strong><br />
15 % versehen, um Ausgaben für die Sozialversicherung, Schichtzulagen etc. abzudecken [198].<br />
Tabelle 9-28: Personalkosten<br />
Prozess 1 Prozess 2 Prozess 3 Prozess 4<br />
Anzahl 3 2 2 1<br />
Kosten [€/a] 90.000 60.000 60.000 30.000<br />
Kosten [€/kg GOS] 0,267 0,178 0,178 0,089<br />
Inklusive 15 % Zuschlag [€/kg GOS] 0,307 0,205 0,205 0,102<br />
Die Kapitalkosten umfassen die Aufwendungen für die Abschreibung des Anlagenkapitals (10 %<br />
über 10 Jahre) sowie die Zinsen (6 % des Anlagenneuwerts). Werksgemeinkosten werden hierbei<br />
im vorliegenden Fall nicht berücksichtigt, da die Anlage in eine bereits bestehende Infrastruktur<br />
integriert werden soll. Nach Baerns et al. (2006) [198] kann für eine erste Abschätzung ein fester<br />
Prozentsatz der Investitionskosten als jährlicher Kapitalkostenanteil mit in die Gesamtbilanz der<br />
Herstellkosten aufgenommen werden. In dieser Arbeit wird hierzu ein Wert <strong>von</strong> 21,5 % gewählt.<br />
Tabelle 9-29: Kapitalkosten<br />
Prozess 1 Prozess 2 Prozess 3 Prozess 4<br />
[€/a] 219.129 115.311 122.711 102.071<br />
[€/kgGOS] 0,650 0,342 0,365 0,303<br />
Für Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie verschiedene produktionsbegleitende Aspekte z. B.<br />
Verpackung und Analysen werden die Herstellkosten um 2 % erhöht [198]. Diese Kosten werden<br />
unter sonstige Kosten in der Gesamtbilanz aufgeführt.<br />
Tabelle 9-30: Sonstige Kosten<br />
Prozess 1 Prozess 2 Prozess 3 Prozess 4<br />
[€/kgGOS] 0,166 0,134 0,154 0,129<br />
175
9 Anhang<br />
Übertragung des Adsorptionsverfahrens zur Aufreinigung <strong>von</strong> GOS <strong>aus</strong><br />
MPK vom Labor in den industriellen Maßstab<br />
Für die Übertragung des Aufreinigungsverfahrens in den industriellen Maßstab wird das<br />
Verhältnis des Feed-/Desorptionsvolumens zum Festbettvolumen (Bettvolumen, BV) konstant<br />
gehalten, gleiches gilt für den Volumenstrom, d.h. die Dauer der Adsorption. Ebenso wird <strong>von</strong><br />
einem konstanten Verhältnis der Schütthöhe (H) und des Säulendurchmessers (D) <strong>aus</strong>gegangen.<br />
Für die Desorption werden 58,7 m³ einer 50 Vol.-%igen EtOH-Lösung eingesetzt. Eine<br />
anschließende Trennung des EtOH <strong>von</strong> der Produktfraktion muss mittels Lösemittelrückgewinnung<br />
erfolgen. Hierbei werden rund 0,04 €/kgEtOH kalkuliert [274]. GOS-Verluste<br />
werden dabei erst abschließend in Tabelle 9-33 berücksichtigt. Für die Berechnungen wird<br />
angenommen, dass die eingesetzte EtOH-Menge alle sechs Monate <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht bzw. innerhalb<br />
eines Jahres um dieselbe Menge ergänzt werden muss.<br />
Tabelle 9-31: Vergleich der Parameter der Adsorption im Labormaßstab mit denjenigen des industriellen<br />
Maßstabs und den Erfahrungswerten gängiger industrieller Flüssigphasen-Festbettadsorber<br />
Laborversuch<br />
industrieller Maßstab<br />
(Prozess 3)<br />
Erfahrungswerte<br />
(entnommen <strong>aus</strong><br />
[257])<br />
Durchmesser 15 mm 2,15 m -<br />
Schütthöhe [mm] 35,37 mm 5,06 m 1 - 4 m<br />
H:D (Festbett) 2,4:1 2:1 - 4:1<br />
Adsorption<br />
Adsorbensvolumen 6,25 mL 18,34 m³ 10 - 50 m³<br />
Feedvolumen<br />
Volumenstrom<br />
Dauer der<br />
Adsorption<br />
Ergebnis<br />
Desorptionsvolumen<br />
Volumenstrom<br />
Dauer der<br />
Desorption<br />
Ergebnis<br />
2 mL 5,87 m³ -<br />
0,32 BV -<br />
2 mL/h 5,87 m³/h -<br />
0,32 BV/h 2 - 4 BV/h<br />
1 h -<br />
1,1 gGOS/gTC303<br />
90 % Abreicherung<br />
(Abbildung 5-38)<br />
Desorption<br />
20 mL 58,37 m³ -<br />
3,2 BV 1,5 - 3 BV<br />
5 mL/h 14,68 m³/h -<br />
0,8 BV/h < 5 BV/h<br />
4 h -<br />
67 % Wiederfindung der adsorbierten GOS in der<br />
Desorptionsfraktion (S. 95 - 97)<br />
-<br />
-<br />
176
9 Anhang<br />
Tabelle 9-32: Kostenabschätzung der Desorption im industriellen Maßstab (ohne Einbeziehung <strong>von</strong> GOS-<br />
Verlusten)<br />
EtOH 99,9 Gew.-% [€/kg] [274] 0,6<br />
EtOH 99,9 Gew.-% [€/m³] 473,4<br />
entsalztes H2O [€/m³] [198] 2<br />
Kosten pro 9-stündigem Desorptionszyklus (einmaliger Materialeinsatz, je 29,35 m³)<br />
EtOH [€/kgGOS] 25,35<br />
H2O [€/kgGOS] 0,11<br />
Annahme: Lösemittelrückgewinnungsverfahren ermöglicht EtOH Recycling (0,5 Jahre)<br />
EtOH [€/kgGOS] 0,08<br />
H2O [€/kgGOS] 0,11<br />
Kosten für die Lösemittelrückgewinnung (0,04 €/kg EtOH)<br />
EtOH [€/kgGOS] 1,60<br />
Nachfolgende Tabelle fasst die Kostenschätzung des Adsorptionsverfahrens zusammen.<br />
Letztlich muss hierbei ein GOS-Verlust <strong>von</strong> 40 % (10 % Adsorption; 30 % Desorption)<br />
berücksichtigt werden. Die spezifischen Kosten erhöhen sich entsprechend.<br />
Tabelle 9-33: Zusammenfassende Aufstellung der Kosten für die Aufreinigung der GOS <strong>aus</strong> MPK mittels<br />
Aktivkohle-Adsorption<br />
Kostenfaktor<br />
[€/kg GOS]<br />
Aktivkohle (1 Jahr) 0,015<br />
EtOH (0,5 Jahre) 0,08<br />
H2O 0,11<br />
Lösemittelrückgewinnung 1,60<br />
Summe 1,81<br />
Summe (GOS-Verlust 40 %) 2,53<br />
177
9 Anhang<br />
9.5 Verzeichnisse<br />
9.5.1 Abkürzungsverzeichnis<br />
Ad/AD<br />
BRD<br />
BSB<br />
BV<br />
bzw.<br />
CIP<br />
CSB<br />
D<br />
Di<br />
E<br />
EBR<br />
DE<br />
EtOH<br />
etc.<br />
fl.<br />
FOS<br />
Gal<br />
Glu<br />
GOS<br />
gr.<br />
H<br />
HMO<br />
HPLC<br />
HPLC-FLD<br />
IC<br />
ICP-OES<br />
MBR<br />
MK<br />
MP<br />
MPK<br />
MWCO<br />
NF<br />
oNP<br />
oNPG<br />
OS<br />
P<br />
PA<br />
Penta<br />
PESU<br />
PPA<br />
RM<br />
RO<br />
RT<br />
Adsorption<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
Biochemischer Sauerstoffbedarf<br />
Bettvolumen<br />
beziehungsweise<br />
Cleaning in Place<br />
Chemischer Sauerstoffbedarf<br />
(Säulen-) Durchmesser<br />
Disaccharide<br />
Enzym<br />
Enzymbioreaktor<br />
Desorption<br />
Ethanol<br />
Et cetera<br />
flüssig<br />
Fructooligosaccharide<br />
Galactose<br />
Glucose<br />
Galactoologosaccharide<br />
Granulat<br />
Höhe (Adsorbensschütthöhe)<br />
Human-Milch-Oligosaccharide<br />
High Performance Liquid Chromatographie<br />
(Hochleistungsflüssigkeitschromatographie)<br />
High Performance Liquid Chromatographie with Postcolumn Fluorescence<br />
Derivatization<br />
Ionenchromatographie<br />
Inductively Coupled Plasma Optical Emission Spectrometry<br />
(Optische Emissionsspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma)<br />
Membranbioreaktor<br />
Sauermolkenkonzentrat<br />
Sauermolkenpermeat<br />
Sauermolkenpermeatkonzentrat<br />
Molecular weight cut-off<br />
Nanofiltration<br />
Ortho-Nitrophenol<br />
Ortho-Nitrophenyl-β-D-galactopyranosid<br />
Oligosaccharide<br />
Pumpe<br />
Polyamide<br />
Pentasaccharide<br />
Polyethersulfon<br />
Poly Piperazine Amide<br />
Rohmolke (Sauermolke)<br />
Reverse Osmosis (Umkehrosmose)<br />
Raumtemperatur<br />
178
9 Anhang<br />
S<br />
Substrat<br />
STR Stirred Tank Reactor (Rührkesselreaktor)<br />
T<br />
Tank<br />
Tetra Tetrasaccharide<br />
TMP Transmembrane pressure (Transmembrane Druckdifferenz)<br />
Tri<br />
Trisaccharide<br />
TS<br />
Trockensubstanzgehalt<br />
UF<br />
Ultrafiltration<br />
VCR Volume Concentration Ratio (Volumenkonzentrierungsfaktor)<br />
vgl.<br />
vergleiche<br />
WPC Whey protein concentrate (<strong>Molke</strong>nproteinkonzentrat)<br />
z. B. Zum Beispiel<br />
β-Gal β-Galactosidase<br />
9.5.2 Symbole und Indizes<br />
A Fläche [m²]<br />
a Normalisierte (enzymatische) Aktivität [-]<br />
b Häufigkeits-/Frequenzfaktor [min -1 ]<br />
c Konzentration [g/L]<br />
Di Diffusionskoeffizient der Komponente i [m²/s]<br />
E Extinktion [-]<br />
Ea Aktivierungsenergie [J/mol]<br />
F Farraday-Konstante [C/mol]<br />
ji Fluss der Komponente i [mol/(m²·min)]<br />
jv Volumetrischer Fluss [m/s]<br />
k Geschwindigkeitskonstante [min -1 ]<br />
K Koeffizient der Freundlich-Isotherme [-]<br />
Km Michaelis-Menten-Konstante [mol/L]<br />
m Masse [g]<br />
n Isothermenexponent (Freundlich) [-]<br />
p Druck [bar]<br />
q Beladung [g/g]<br />
R Gaskonstante [J/(mol·K)]<br />
S Steigung der Kalibriergeraden (oNPG-Assay) [L/mM]<br />
t Zeit [min]<br />
T Temperatur [°C]<br />
V Volumen [L]<br />
v Reaktionsgeschwindigkeit [mmol/(min·g)]<br />
VF Verdünnungsfaktor [-]<br />
X Effektive volumetrische Membranladungsdichte [mol/m³]<br />
x Koordinate [-]<br />
zi Ionenvalenz der Komponente i [-]<br />
Δ Delta [-]<br />
ρ Dichte [kg/L]<br />
Ψ Elektrisches Potenzial [V]<br />
η Viskosität [kg/(m·s)]<br />
179
Lebenslauf<br />
Persönliche Angaben<br />
Name<br />
Anika M<strong>aus</strong>e<br />
Geburtsdatum 23.01.1987<br />
Staatsangehörigkeit<br />
deutsch<br />
Berufserfahrung<br />
10/2012 – 04/2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin/Doktorandin am Fraunhofer-<br />
Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT<br />
in Oberh<strong>aus</strong>en, Bereich Prozesse, Abteilung Verfahrenstechnik<br />
04/2012 – 09/2012 wissenschaftliche Hilfskraft am Fraunhofer-Institut für Umwelt-,<br />
Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberh<strong>aus</strong>en,<br />
Bereich Prozesse, Abteilung Verfahrenstechnik<br />
Studium<br />
10/2006 – 03/2012 Studium an der Technischen Universität Dortmund, Abschluss:<br />
Diplom-Ingenieur, Studienfach: Bioingenieurwesen,<br />
Vertiefungsrichtung: Bioprozesstechnik<br />
Schul<strong>aus</strong>bildung<br />
08/1998 – 06/2006 Phoenix-Gymnasium Dortmund, allgemeine Hochschulreife<br />
1993 – 1997 Friedrich-Ebert-Grundschule, Dortmund