Augsburg - Kunstwanderungen.
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RK D10<br />
<strong>Augsburg</strong> 1<br />
15 v. C. besiegen die Söhne des Augustus, Drusus und Tiberius, die Raeter und<br />
Vindeliker, letztere hier südlich der Donau, am Lech ansässig sind. Es wird ein römisches<br />
Militärlager auf dem Grund des heutigen <strong>Augsburg</strong> errichtet. 16 n. C. wird das<br />
<strong>Augsburg</strong>er Lager aufgegeben. Um 80 n. C. ist die Via Claudia Augusta ausgebaut (Venedig<br />
– Meran – Reschenpass – Fernpass – Füssen – Epfach – <strong>Augsburg</strong> – Donau), die<br />
unter Kaiser Claudius begonnen worden war.<br />
98 n. C. bezeichnet Tacitus <strong>Augsburg</strong> als die glänzendste Hauptstadt der Provinz Rätien.<br />
122 n. C. verleiht Kaiser Hadrian der Stadt „Augusta Vindelicorum“ römisches<br />
Stadtrecht. Um 275 ist <strong>Augsburg</strong> in Kriege mit den Germanen verwickelt. Jedoch bleibt<br />
die römische Militär- und Zivilverwaltung hier.<br />
743 besiegen Pippin und Karlmann, die Söhne Karl Martells, bei <strong>Augsburg</strong> die Herzöge<br />
Odilio von Bayern und Teutbald von Alamanien. Um 780 setzt Karl der Große<br />
Simpertus als Bischof in <strong>Augsburg</strong> ein. 787 unterwirft sich Tassilo von Bayern auf dem<br />
Lechfeld Karl dem Großen.<br />
910 besiegen die Ungarn Ludwig das Kind auf dem Lechfeld. 955 schlagen Kaiser Otto<br />
I. und Ulrich die Ungarn auf dem Lechfeld entscheidend.<br />
1004 sammelt Kaiser Heinrich II. bei <strong>Augsburg</strong> ein Heer für den 1. Italienfeldzug. 1006<br />
wird der Bruder Kaiser Heinrichs II., Bruno, Bischof von <strong>Augsburg</strong>. Ab 1020 verfasst<br />
Berno von Reichenau die Ulrichsvita. 1025 feiert Kaiser Konrad II. in <strong>Augsburg</strong> Ostern.<br />
1026 überfällt und plündert Graf Welf II. <strong>Augsburg</strong>. 1036 hält Kaiser Konrad II. in<br />
<strong>Augsburg</strong> Reichstag. Ab 1046 weilt Kaiser Heinrich III. mehrfach in <strong>Augsburg</strong>, hält<br />
1051 sogar Reichstag und Synode ab, daran auch Papst Leo IX. teilnimmt.<br />
1152 hält Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“, der insgesamt zehnmal in <strong>Augsburg</strong> weilt,<br />
einen Reichstag ab. 1209 hält der künftige Kaiser Otto IV. einen Reichstag in <strong>Augsburg</strong><br />
ab. Danach zieht er nach Rom zur Kaiserkrönung am 4. Oktober. 1235 hält Friedrich II.<br />
in <strong>Augsburg</strong> Reichstag.<br />
1257 leitet Albertus Magnus das Provinzialkapitel der Dominikaner in <strong>Augsburg</strong>. Ab<br />
1312 wird <strong>Augsburg</strong> immer wieder in der Obhut des Königs, später Kaisers Ludwig des<br />
Bayern sein. 1348 zerstört ein Erdbeben viele Häuser der Stadt. Im folgenden Sommer<br />
wütet die Pest. Die Juden werden dafür verantwortlich gemacht und verfolgt.<br />
1367 lässt sich ein erster Fugger in <strong>Augsburg</strong> nieder. 1401 rafft eine abermalige Pest<br />
4650 Erwachsenen dahin. 1428 lernt die <strong>Augsburg</strong>er Baderstochter Agnes Bernauer<br />
Herzog Albrecht von Bayern kennen. Herzog Ernst, Albrechts Vater, lässt sie 1435 in<br />
Straubing als Hexe ertränken. Friedrich Hebbel hat darüber ein vorzügliches Schauspiel<br />
geschrieben.<br />
1463 treten die Fugger von der Weberzunft in die Kaufmannsgilde über. 1453 schließen<br />
sich die vier Brüder Welser zu einer Handelsgesellschaft zusammen. 1474 besitzen die<br />
Fugger Kammern in Venedig. 1491 beginnen die Fugger König Maximilian Großanleihen<br />
zu geben.<br />
Fortan weilt König Maximilian häufig in <strong>Augsburg</strong>. Der als „Bürgermeister von <strong>Augsburg</strong>“<br />
apostrophierte spätere Kaiser hält sich bei 17 Besuchen und Reichstagen 2 Jahre<br />
und 211 Tage in der Reichsstadt auf.<br />
1494 schließen die Brüder Ulrich, Georg und Jakob einen ersten Gesellschaftsvertrag.<br />
Nun beginnt der große Aufstieg der Fugger.<br />
1518 hält Kaiser Maximilian in <strong>Augsburg</strong> Reichstag. Im Turm der bischöflichen Pfalz<br />
wird er von Albrecht Dürer porträtiert.<br />
1518 trifft Luther in <strong>Augsburg</strong> ein.<br />
1519 finanzieren die Fugger und Welser die Wahl Kaiser Karls V.<br />
1528 werfen die <strong>Augsburg</strong>er die Wiedertäufer aus der Stadt, nachdem sie zuvor drei davon<br />
hingerichtet haben. Im selben Jahr erhalten die Welser von Kaiser Karl V. Konzession<br />
für den Handel mit Westindien. 1530 hält Karl V. in <strong>Augsburg</strong> Reichstag und bekommt<br />
die <strong>Augsburg</strong>er Konfession überreicht.<br />
<strong>Augsburg</strong>er Konfession und <strong>Augsburg</strong>er Friede<br />
Im Jahre 1530, Karl V. hat den Franzosenkönig, Franz I., wieder<br />
einmal bezwungen und die Türken sind von Wien abgezogen,<br />
will der Kaiser in <strong>Augsburg</strong> einen glänzenden Reichstag<br />
abhalten. Die hohen Erwartungen in <strong>Augsburg</strong> werden schon<br />
gedämpft, als der Kaiser das Ansinnen äußert, die „einheimischen<br />
evangelischen Prediger abzustellen“. Am 25. Juni wird<br />
dem Kaiser die „<strong>Augsburg</strong>er Konfession“ des Melanchthon<br />
überreicht. Am 3. August erfolgt die Widerlegung. Der Kaiser<br />
will den „rechten Glauben“ bei den Abgefallenen wieder erzwingen.<br />
Der Prediger von Heilig-Kreuz wird verhaftet. Die<br />
„abgefallenen“ Fürsten befürchten Gewalt. Philipp von Hessen<br />
verlässt <strong>Augsburg</strong> still und heimlich des Nachts. Karl erzwingt<br />
eine Reichstagsverabschiedung, die das Ende der Reformation<br />
herbeiführen soll. Der Rat verweigert die Unterschrift. Der Rat<br />
muss neu gewählt werden – und bleibt protestantisch. Die Auseinandersetzungen<br />
um die Konfessionen gehen weiter. Im<br />
„Schmalkaldischen Bund“ haben sich protestantische Fürsten<br />
gefunden, die den „neuen Glauben“ verteidigen und ihn mit<br />
Waffengewalt gegen den Kaiser durchsetzen wollen. Im<br />
„Schmalkaldischen Krieg“ 1546 bei der Schlacht bei Mühlberg<br />
unterliegt man jedoch. Der Kaiser eröffnet den „geharnischten<br />
Reichstag“ 1547/48 und erzwingt eine Interimsordnung, nach<br />
der die Pfarrer <strong>Augsburg</strong>s der Stadt verwiesen werden. Nach-
dem Moritz von Sachsen, der zuvor für den Kaiser gestritten<br />
hatte, „evangelisch“ wird, erzwingen die evangelischen Fürsten<br />
die Rückkehr der Vertriebenen nach <strong>Augsburg</strong>. Am Ende steht<br />
der „<strong>Augsburg</strong>er Religionsfriede“ von 1555, der im Vorgängerbau<br />
des heutigen Rathauses verkündet wird, und der katholisch<br />
und evangelisch im Reich gleichstellt und ein friedliches Nebeneinander<br />
ermöglicht – allerdings, seiner Sonderklauseln wegen,<br />
den Dreißigjährigen Krieg einläutete.<br />
*<br />
1535 rafft die Pest 1600 <strong>Augsburg</strong>er dahin. 1547 hält Kaiser Karl V. den so genannten<br />
„geharnischten Reichstag“ in <strong>Augsburg</strong> ab (siehe. Luther in <strong>Augsburg</strong>). Tizian weilt in<br />
<strong>Augsburg</strong>, um Karl und andere Persönlichkeiten zu malen. 1556 beginnt der Niedergang<br />
der Welser und Fugger.<br />
Der Musiker und Komponist Hans Leo Hassler wirkt ab 1584 als Organist der Fugger in<br />
<strong>Augsburg</strong>.<br />
1632 geht <strong>Augsburg</strong> kampflos an die Schweden. Die evangelischen Bürger hatten sich<br />
geweigert, gemeinsam mit den katholischen die Stadt zu verteidigen. König Gustav<br />
zieht in die Stadt ein. 1634 verlieren die Schweden die Schlacht bei Nördlingen, und<br />
<strong>Augsburg</strong> wird von den Kaiserlichen eingeschlossen. Eine fürchterliche Hungersnot<br />
setzt ein. 1635 wird der katholische Graf Ottheinrich Fugger Statthalter in <strong>Augsburg</strong>.<br />
1723 sperren die <strong>Augsburg</strong>er 40 Kinder wegen Hexerei ins Gefängnis. Ein Gutachten<br />
der Heidelberger Universität setzt die Kinder schließlich frei.<br />
1774 sucht der schwäbische Dichter und Publizist Christian Friedrich Daniel Schubart<br />
Zuflucht in <strong>Augsburg</strong>.<br />
1777 gibt Wolfgang Amadeus Mozart wiederholt Konzerte in <strong>Augsburg</strong>. Ludwig van<br />
Beethoven besucht die Stadt 1787. Goethe hält sich gelegentlich der zweiten Italienreise<br />
im Jahre 1790 in <strong>Augsburg</strong> auf. Im Jahre 1805 trifft Napoleon zum wiederholten Male<br />
in <strong>Augsburg</strong> ein.<br />
*<br />
Wir gehen aus dem Hauptbahnhof hinaus und halten Richtung über die<br />
„Bahnhofstraße“. Später wandern wir auf dem „Königplatz“ auf die zweite<br />
Straße links, die „Annastraße“. Kurz darauf wandern wir an der Kreuzung<br />
links auf „Im Annahof“ und rechts in die Kirche<br />
**** St. Anna. Die Karmeliter gründeten 1321 hier Kloster und<br />
Kirche. Umgebaut wurde zwischen 1487 und 1497. Der Turm<br />
ist nach einem Plan von Elias Holl 1602 hinzugefügt worden.<br />
Das Chorhaus, von links nach rechts. Auferweckung des Lazarus,<br />
nach Tintoretto. – Kreuzaufrichtung, 16. Jh. – Zwölfjähriger<br />
Jesus im Tempel, 1675. – Anbetung Jesu durch die drei<br />
Weisen, von Abraham van Diepenbeck, 1675. – Grabmal mit<br />
der Auferstehung Jesu. – Relief von Jakob Murmann: Auferweckung<br />
des Lazarus – Martin Luther, von Lucas Cranach d.<br />
Ä., 1529. – Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, von Lucas<br />
Cranach d. Ä.<br />
Lucas Cranach d. Ä.<br />
Cranach wird 1472 in Kronach geboren. Eigentlich heißt er Lucas<br />
Sunder, nimmt aber den Nachnamen von seinem Geburtsort<br />
her, wo sein Vater schon Maler ist. Er lernt in der Werkstatt<br />
seines Vaters. Nach Wanderjahren in Süddeutschland wird er<br />
um 1500 in Wien ansässig. Als Freund Martin Luthers gilt er<br />
als der Maler der Reformation. Dort ist er bis 1504 als Maler<br />
und Holzschneider tätig. Seine Werke sind stark an Albrecht<br />
Dürer orientiert. Berühmt jedoch wird er als Porträtist. Er verlässt<br />
Wien in Richtung Thüringen, wo er die Tochter des Bürgermeisters<br />
von Gotha heiratet. 1505 wird er Hofmaler Friedrichs<br />
des Weisen in Wittenberg. 1508 malt er in Mecheln, in<br />
Gegenwart von Kaiser Karl V. dessen achtjährigen Enkel, den<br />
späteren Kaiser Maximilian. Hier befruchtet sein Werk die Begegnung<br />
mit der niederländischen Malerei. Über den Umweg<br />
Niederlande muss er dort aber auch Werke aus dem Umkreis<br />
Leonardo da Vincis kennengelernt haben.<br />
1515 wird sein zweiter Sohn, Lucas, geboren, der als Lucas<br />
Cranach d. J. weltberühmt werden wird. Cranach d. Ä. besitzt<br />
ein Haus in Gotha, betreibt einen Weinausschank, gehört dem<br />
Rat von Wittenberg an, wo er auch mehrere Jahre Bürgermeister<br />
ist. Er erhält auch das Apothekenprivileg. 1520 wird Martin<br />
Luther Pate einer Tochter Cranachs. 1526 wird Cranach Pate<br />
über Luthers ersten Sohn. Dennoch verbindet Cranach mit Luther<br />
eher eine weltliche Geistesverwandtschaft als eine geistliche.<br />
Die Kirche bleibt Cranachs größter Auftraggeber. Seine<br />
Marienbilder beweisen, dass er sich nicht ausschließlich den reformatorischen<br />
Prinzipien anschloss. Sein Mara-Hilf-Bild von
Innsbruck ist populär geworden wie kaum ein anderes. Hunderte<br />
von gefertigten Kopien beweisen das. 1552 lässt Cranach<br />
sich in Weimar nieder, wo er 1553 stirbt.<br />
Cranach beeinflusst die Malergenerationen Norddeutschlands<br />
und in Süddeutschland die der „Donauschule“ vor allem deren<br />
berühmtesten: Albrecht Altdorfer.<br />
*<br />
Muttergottes, Cranachschule. – Speisung der Fünftausend, von<br />
Lucas Cranach d. Ä., um 1540. – Wir gehen nun links des Chores in die<br />
Goldschmiedekapelle von 1420 mit einer Wandbemalung der<br />
Bauzeit. In den Laibungen der Chorfenster, von rechts nach<br />
links: Oswald, Jakobus Major, Josef der Träumer, Nikolaus,<br />
Thomas, Martin. – An der Südwand, von vorne nach hinten: 1.<br />
Bekehrung des Hermogenes (aus der Josefslegende); 2. Zug der<br />
Das Mittelschiff. Die Stuckaturen stammen von den Brüdern<br />
Feichtmayr. Die Deckengemälde schuf Johann Georg Bergmüller<br />
1748: Bergpredigt, Kreuzigung, Jüngstes Gericht. – Rechter<br />
Chorbogen: Gustav Adolf als Eroberer <strong>Augsburg</strong>s, Bild von<br />
1632. – Die Kanzel ist von 1682.<br />
Rückwand: Fuggerkapelle. Jakob Fugger der Reiche ließ die<br />
Grabstätte 1508 für seine Familie errichten. Von den vier Epitaphen<br />
dienen die beiden äußeren – Fuggersches Wappen in abgewandelter<br />
Form nach Entwürfen Hans Burgkmairs –, seinem<br />
Gedächtnis, das zweite von links – mit dem Relief der<br />
– Darstellung des Leichnams Jesu – ist ein Frührenaissancewerk<br />
von Hans Daucher, der auch die Predellenbilder – Kreuztragung,<br />
Kreuzabnahme und Jesus in der Vorhölle – schuf.<br />
Hans Daucher<br />
Der Bildhauer Hans Daucher wird um 1485 in Ulm als Sohn<br />
des <strong>Augsburg</strong>er Bildhauers Adolf Daucher geboren. Seine Ausbildung<br />
nimmt vermutlich der Vater vor. 1514 wird Daucher in<br />
<strong>Augsburg</strong> Meister. Ab 1528 wirkt er in Wien. Ab 1536 ist er in<br />
Stuttgart in herzoglichem Dienst. Er arbeitet hauptsächlich<br />
Flachreliefs und meist in Solnhofener Plattenkalk (u. a. nach<br />
Vorlagen von Burgkmair und Dürer) sowie Medaillen; er fertigt<br />
aber auch Skulpturen und Chorgestühle. Er verbindet spätgotische<br />
Elemente mit der Renaissance. Berühmt wird sein „Wurzel-Jesse-Altar<br />
in Annaberg/Erzgebirge. Daucher stirbt 1538 in<br />
Stuttgart.<br />
*<br />
Die Doppelorgel, nach einem Original von 1515 kopiert, zeigt<br />
auf den Flügeln die Gemälde: Himmelfahrt Jesu, Himmelfahrt<br />
Mariens, beide von J Breu d. Ä., sowie auf den kleinen Flügeln<br />
die „Erfindung der Musik“, gute Werke, ebenfalls von Jörg<br />
Breu.<br />
Jörg Breu<br />
Um 1475 wird Breu in <strong>Augsburg</strong> geboren. 1493 stellt der<br />
<strong>Augsburg</strong>er Maler Ulrich Apt d. Ä. der <strong>Augsburg</strong>er Zunft einen<br />
„Lernknaben Jörg Braig“ vor, bei dem es sich um den oben genanten<br />
handeln muss. – Die Verbindung zu einem gleichzeitig<br />
in Landshut arbeitenden Maler „Jörg Breu“ ist ungeklärt. –<br />
Breu ist wohl nicht nur von Apt ausgebildet worden. Seine Arbeiten<br />
lassen die Hand Burgkmairs erkennen. Nach der Lehre<br />
geht Breu auf Wanderschaft entlang der Donau ins Bayerische<br />
und Salzburgische. 1502 kehrt er aus Österreich zurück und<br />
lässt sich in <strong>Augsburg</strong> nieder. 1514 oder 1515 bereist er Italien.<br />
– Breu ist ein Malergenie, das allerdings seine Genialität nicht<br />
fortgesetzt halten kann. Der Abschwung seiner Malqualität beginnt<br />
Mitte der 20er Jahre des 16. Jhs. Dennoch sind seine Darstellungen<br />
der Hässlichkeit oder Scheinheiligkeit, z. b. von<br />
Schergen, die Christus peinigen, unvergleichlich und großartig<br />
Nur Pieter Bruegel d. Ä. kann sich daran messen. Diesbezüglich<br />
sind die Gemälde in der <strong>Augsburg</strong>er Staatsgalerie hochinteres-
sant. – Im Alter befürwortet Breu die durch die Reformation<br />
bedingte Bilderstürmerei. Das bedeutet gleichzeitig Vernichtung<br />
seiner eigenen Werke. Sein starker evangelischer Glaube<br />
hält das aus. 1537 stirbt er in <strong>Augsburg</strong>.<br />
*<br />
Linkes Seitenschiff. Josef und Jakob in Ägypten, 17. Jh. – Heilung<br />
des Lahmen, 17. Jh. – Auferstehung Jesu, 17. Jh.<br />
Rechtes Seitenschiff. An der Emporenbrüstung: Passionszyklus<br />
und Auferstehung Jesu, 17. Jh. – Hinter dem Eisengitter: Heiliggrabkapelle<br />
mit Aufbau von Johannes Holl, 1598.<br />
Kreuzgang ums Lutherhöfle mit weit über einhundert Grabmälern<br />
von <strong>Augsburg</strong>er Patrizierfamilien des 15. bis 18. Jhs. sowie<br />
Gemälde.<br />
Luther in <strong>Augsburg</strong><br />
Am 7. Oktober 1518 kommt Luther nach <strong>Augsburg</strong>, um seine<br />
Thesen gegenüber dem päpstlichen Legaten Cajetan zu verantworten.<br />
Er steigt im Karmelitenkloster St. Anna ab. Am 14. Oktober<br />
übergibt er dem Kardinal seine schriftliche Erklärung. Die<br />
Verhandlungen mit Cajetan in der Stadtresidenz der Fugger<br />
bleibt jedoch ergebnislos.<br />
Luthers <strong>Augsburg</strong>er Freunde raten ihm zur Abreise. In der<br />
Nacht vom 20. auf den 21. Oktober folgt er dem Rat. – Seine<br />
Freunde in <strong>Augsburg</strong> treten weiterhin für Luthers Thesen ein.<br />
Luthers beste Freunde treten im Jahre 1525 gemeinsam aus dem<br />
Orden aus, woraufhin in der Annakirche das Abendmahl nach<br />
Wittenberger Art ausgeteilt wird.<br />
*<br />
Wir gehen aus der Kirche hinaus, wenden uns nach links und auf der „Annastraße“<br />
wieder links. Bald darauf wandern wir vor Haus Nr. 4 rechts und auf<br />
dem Rathausplatz mit dem<br />
*** Augustusbrunnen (die Figuren sind Kopien) dem prächtigsten<br />
Brunnen von <strong>Augsburg</strong> auf dem die Kaiserfigur, von<br />
1593, auf einem Pfeiler von 1749 steht, der die Begleitattribute<br />
Bezug nehmend auf die <strong>Augsburg</strong>er Flüsse zu Füßen huldigen:<br />
Ruder (=Lech), Netz (=Brunnenlech), Urne und Füllhorn<br />
(=Singold) sowie Mühlrad und Ähren (=Wertach),<br />
sowie dem frontal stehenden<br />
**** Perlachturm, der 70 Meter hoch ist, aus dem 12. Jh.<br />
stammt, einst Stadtturm war, und dem Elias Holl 1616 die Obergeschosse<br />
mit der Laterne aufsetzte,<br />
ins<br />
**** Rathaus. Der Bau wurde 1620 von dem großen Renaissancebaumeister<br />
Elias Holl errichtet. Er zeigt sich in von Italien<br />
beeinflusster Renaissance. Das Oberlicht des Portals ist mit einem<br />
Bronzegitter geschmückt; der Giebel wird bekrönt von<br />
<strong>Augsburg</strong>s Wappenzeichen, der Zirbelnuss (=Kiefernfrucht). Im<br />
Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bis auf die Außenmauern<br />
zerstört. Der über drei Stockwerke reichende Goldene Saal<br />
mit seinen geschnitzten Portalen, kassettierter Decke und herrlichen<br />
Fresken gilt als einer der prunkvollsten Säle Deutschlands<br />
und ist wiederhergestellt worden. Das Mittelbild zeigt Sapientia=Weisheit,<br />
die auf einem Wagen thront, der von Gelehrten<br />
gezogen wird; die Rundbilder versinnbildlichen die Aufgaben<br />
der Regenten, die Ovalbilder präsentieren bürgerliche Tugenden.<br />
Elias Holl<br />
Holl wird 1573 in <strong>Augsburg</strong> geboren. 1585 arbeitet er schon für<br />
die Fuggers. 1595 heiratet er und wird 1596 Meister. Im Jahre<br />
1600 reist er nach Venedig. 1602 wird er Stadtwerkmeister von<br />
<strong>Augsburg</strong>. Er erbaut nun das Zeughaus, den St.-Anna-<br />
Kirchturm, das Wertachbrucker Tor, die Stadtmetzg. 1608 stirbt<br />
seine Frau, und er heiratet wieder. 1616 nimmt er eine Gutachtertätigkeit<br />
in Neuburg/Donau wahr. 1626 findet man ihn als<br />
Gutachter in Innsbruck. 1630 wird er von der Stadt <strong>Augsburg</strong><br />
beurlaubt. 1631 entlässt man ihn aus dem Amt des Stadtwerkmeisters.<br />
Er tritt seine Stelle im Großen Rat der Reichsstadt ab.
Von 1632 bis 1635, zur Zeit der schwedischen Besatzung, wird<br />
er wieder eingestellt. 1646 stirbt er.<br />
*<br />
Wir gehen aus dem Rathaus hinaus und nach rechts in die Kirche<br />
*** St. Peter. Die Kirche, im Kern von 1182, geschmückt mit<br />
Lisenen und Rundbogenfriesen, ist heute eine dreischiffige Halle<br />
aus der Zeit von 1780.<br />
Der Chor. Der barocke Hauptaltar zeigt im Bild Jesus, den guten<br />
Hirten. – Am linken Pfeiler: Muttergottes aus Ton, lebensgroß,<br />
von 1430. – Am rechten Pfeiler: Petrus, 17. Jh.<br />
Linkes Seitenschiff. Frontwand: Kruzifixus, 16. Jh. mit neugotischen<br />
Begleitfiguren. – Über dem Chorbogen: Fresko der Muttergottes,<br />
13. Jh. – Linke Wand: Anna Selbdritt.<br />
Rechtes Seitenschiff. Frontwand: Bild der Maria „Knotenlöserin“,<br />
um 1700. – Daneben: Ulrich, 16. Jh. – Afra, 18. Jh.<br />
*** Johanneskirche, den ausgegrabenen Grundmauern einer<br />
zum Dom gehörenden Taufkirche der Zeit um 960, darin Mauerzüge<br />
eines frühchristlichen Kirchleins des 6./7. Jhs., sowie einer<br />
das Ganze flankierenden Römermauer nebst Reliefs des 1.<br />
bis 4. Jhs.,<br />
und gelangen zum Dom, an dem wir zuerst außen nach rechts entlang gehen.<br />
***** St. Maria.<br />
Eine erste Taufanlage ist aus dem 5. Jh. bekannt. Die frühchristliche<br />
Kirche des 8. Jhs. hatte die Ausmaße 7,20 x 13,70 Meter.<br />
Im Jahre 960 stand hier die Johanneskirche des heiligen Ulrich;<br />
sie hatte die Maße 21 x 37 Meter.<br />
Im Kern handelt es sich um eine romanische Bruchsteinanlage<br />
von 1065, die von den Osttürmen über das Hochschiff samt den<br />
inneren Seitenschiffen bis zum westlichen Querhaus mit der<br />
Westapsis reicht. Die romanische Pfeilerbasilika wurde ab 1331<br />
von Meistern der Parler-Schule aus Schwäbisch Gmünd gewölbt.<br />
Gleichzeitig wurden die zwei äußeren Nebenschiffe in<br />
Backstein errichtet, somit zu einer fünfschiffigen gotischen Kirche<br />
erweitert. In einer langen Bauzeit, nämlich von 1356 bis<br />
1431, wurde der Kathedralchor vorgesetzt.<br />
Das Äußere. Wir betrachten die Südseite: Die Marienpforte von der<br />
Parlergruppe aus Schwäbisch Gmünd – auf dieser Seite des<br />
Chorhauses – wurde um 1360 vollendet und zeigt am Mittelpfosten<br />
eine Muttergottesfigur sowie bildreiche Darstellungen<br />
aus dem Leben Mariens nebst den Aposteln, Propheten und<br />
Königen des Alten Testamentes. Wir gehen weiter, um den Ostchor<br />
herum, und beachten die *** historischen Bauten rund um den<br />
Der Hauptchor. Neuer Hochaltar mit einer Kreuzgruppe und<br />
Aposteln, von 1962. – Am Choraufgang: Prunkvolle Bischofsepitaphe<br />
des 18. Jhs. – Chorstühle mit Schnitzarbeiten, von<br />
1430. – Chorschranken mit guten Steinmetzarbeiten.<br />
Der Chorumgang mit Kapellen, die barocke schmiedeeiserne<br />
Gitter vom Umgang trennen, von links nach rechts. 1. Wolfgangskapelle:<br />
Altarbild der Muttergottes zwischen Ulrich und<br />
Afra, Hauptwerk von Christoph Amberger, 1554; unten die<br />
sieben Begleitfiguren der Afralegende. Es handelt sich hierbei<br />
um das einstige Hauptaltargemälde des Domes.<br />
Christoph Amberger<br />
Amberger wird nach 1500 irgendwo in Schwaben geboren.<br />
Vermutlich hat er bei Leonhard Beck gelernt. Jedenfalls heiratet<br />
er 1530 die Tochter Becks. Dieser Heirat verdankt er auch die<br />
Meisterwürde. Amberger gehört zu den Meistern der <strong>Augsburg</strong>er<br />
Schule. Er wurde von Hans Burgkmair beeinflusst. Als<br />
Porträtist steht er Hans Holbein d. J. nahe. Sein Bild von Kaiser<br />
Karl V. besitzt hohen Rang. Im Alter neigt er dem Manierismus<br />
zu. Amberger stirbt 1562 in <strong>Augsburg</strong>.<br />
*
– Grabmal für Bischof Johann Christoph von Freyberg (+1690),<br />
mit Muttergottesrelief. – 2. Augustinkapelle: Altarbild, um<br />
Schnitzgruppe der Marienkrönung, beides 1510. – Grabmal für<br />
Friedrich von Zollern (+1505). – Grabmal für Heinrich von<br />
Lichtenau (+1517), beide aus Rotmarmor von Hans Baierlein.<br />
– Dekorative Fresken von 1558. – 4. Konradkapelle: Altarbild<br />
der Heimsuchung Mariens, um 1470, im neugotischen Aufbau.<br />
– Grabtumba für Bischof Wolfhard von Roth (+1302), nach<br />
1300. – 5. Annakapelle: Neugotischer Altarschrein mit den<br />
Muttergottes mit Päpsten sowie den Heiligen Ulrich und Wolfgang;<br />
in der Predella: Holzrelief der Auferstehung Jesu. – Wappenfresko<br />
des 16. Jhs. – 7. In der Nische gegenüber, an der<br />
Chorseite: Holzgruppe der Anbetung Jesu, um 1550. – 8. Lukaskapelle:<br />
Rotmarmoraltar von 1597 mit Gnadenstuhl sowie<br />
Petrus, Paulus und Evangelistensymbole; in der Predella: Opfer<br />
Abrahams, Moses sowie die Eherne Schlange; Antependium:<br />
Verkündigung, 17. Jh. – Im Boden: Bischofsgrabmal von 1286.<br />
– 9. Gegenüber an der Chorseite: Ölberggruppe, aus Terrakotta,<br />
von 1591, und Ecce Homo des Georg Petel, um 1630. – 10. An<br />
der Turmwand: Standfiguren vom Nordportal, um 1356.<br />
Die linken Seitenschiffe. An den Wänden des Turmes: Standfiguren<br />
der Zeit um 1356; ursprünglich am Nordportal. – Über<br />
dem Portal des Turmes: das ursprünglich außen angebrachte<br />
Tympanon. – Kreuzaltar mit einem Kruzifixus, um 1510, und<br />
Baierlein, Hans Reichle, Jörg Muskat. – Muttergottes und Kaiserin<br />
Adelheid, Skulpturen von den früheren romanischen Portalen.<br />
– Glasfenster mit den Marienscheiben von Peter<br />
Hemmel von Andlau, um 1490. – Marienkapelle des Gabriel<br />
Gabrieli, von 1721, mit einem spätbarocken Altar und Figuren<br />
von Ehrgott Bernhard Bendl: Joachim, Zacharias, Josef und<br />
David; sowie an den Wänden: Anna und Elisabeth, von Bendl.<br />
Die Muttergottes ist aus Stein, um 1350. – Die Kuppelmalereien<br />
von Joh. Georg Bergmüller aus dem Jahre 1721 sind auf Maria<br />
bezogen.<br />
Der Querhausarm des Westhauses (sich an die linken Seitenschiffe<br />
anschließend). Reste eines ottonischen Frieses. –<br />
Maskenkonsolen und Schlußsteine der Zeit um 1335. – Grabmal<br />
für Friedrich Spät von Faimingen (+1331). – In der Türbogennische:<br />
Kerkerchristus, von 1769. – 77 <strong>Augsburg</strong>er Bischöfe,<br />
Bilder, die ab 1591 entstanden. – Steintumba für Konrad Afra<br />
Hirn, von 1425, mit Helena und Jakobus. – Neugotischer<br />
Thekla-Altar mit spätgotischen Figuren. – Steinerne Chorschranken<br />
mit Steinmetzwerk, von 1501. – Blasiuskapelle von<br />
1484.<br />
Die rechten Seitenschiffe. Gewölbe, deren Malereien und<br />
Schlußsteine auf den Sieg des Guten über das Böse hinweisen.<br />
Querhausarm des Westhauses (sich an die rechten Seitenschiffe<br />
anschließend). Neugotischer Altar mit der Kopie einer Beweinungsgruppe<br />
aus dem 15. Jh. – Bruder-Konrad-Säule von 1947.<br />
– Christophorus-Fresko von 1491 mit dem 14 Meter hohen Heiligen,<br />
von Ulrich Apt d. Ä.<br />
Ulrich Apt<br />
Apt wird um 1460 in <strong>Augsburg</strong> geboren. Schon sein Vater ist<br />
Maler und unterrichtet Ulrich. Die Lehrjahre bleiben nicht ohne<br />
niederländische Einflüsse. 1481 steht er erstmalig im <strong>Augsburg</strong>er<br />
Steuerbuch. Seine drei Söhne arbeiten in seiner Werkstatt<br />
mit. Seine Bilder sind in erster Linie spätgotisch, hingegen die<br />
dekorative Malerei schon Renaissanceeinflüsse erkennen lässt.<br />
Apts bedeutendster Schüler ist Jörg Breu. Apt stirbt 1532 in<br />
<strong>Augsburg</strong>.<br />
*
– Glasgemälde im Fenster, um 1350: Marienthron. – Reste des<br />
Mäanderfrieses. – Figuren-Fragmente. – Über dem Gewölbe:<br />
Kopffragment eines Christophorus, 13. Jh. – Kruzifixus, lebensgroß,<br />
von Ehrgott Bernhard Bendl, 18. Jh. – Steinerne<br />
Chorschranken mit Steinmetzwerk von 1501.<br />
Das Mittelschiff. Das Gewölbe besitzt schöne Schlusssteine. –<br />
An den Wänden. Über den Arkaden: gemalte Mäanderfriese des<br />
11. Jhs., vergleichbar mit Oberzell, mit Brustbildern, Vögeln,<br />
Pflanzen. – An der Treppe des linken Chorhauspfeilers: Muttergottes,<br />
um 1485.<br />
Linke Pfeiler: 1. Altargemälde: Mariä Tempelgang mit der<br />
Rechte Pfeiler: 1. Altargemälde: Beschneidung Jesu mit der<br />
Marienkrönung, von Hans Holbein d. Ä., 1493. – 2. Joachims<br />
Opfer mit Joachim bei den Hirten, von Hans Holbein d. Ä.,<br />
1493. – 3. Altar für Petrus Canisius, der 1559 bis 1566 hier<br />
Domprediger war, von Georg Busch, 1897. – 4. Anbetung Jesu<br />
– Rechte Wand, oben hoch: ***** Glasgemälde aus dem<br />
Hirsauer Kunstkreis der Zeit um 1140: Moses, David, Daniel,<br />
Hosea, Jonas. Es sind Deutschlands älteste figürliche Glasmalereien<br />
und dürfen gleichzeitig auch zu den bedeutendsten<br />
gezählt werden.<br />
– Reste von Wandfriesen, um 1050. – Die Stuhlwangen sind<br />
herrlich geschnitzt.<br />
Westliches Chorhaus. Schmiedeeisernes Gitter von 1656. –<br />
Hochaltar mit einem Erzgussaufsatz von 1447. – Taufstein, 17.<br />
Jh. – Marmorner Bischofsthron, auf zwei Löwen ruhend, der<br />
Zeit um 1100. – Das Chorgestühl stammt aus dem Jahre 1495<br />
und besitzt vorzügliche Schnitzereien. – Die Hängeleuchter<br />
sind spätgotisch. – Rechts: Eingang zur Blasiuskapelle. – Links:<br />
Rest eines Säulenbaldachins, 12. Jh. – Portal von 1329 zur Andreas-Hilaria-Kapelle,<br />
darin sich ein Altar von 1765 befindet.<br />
Die Krypta unter dem Westchor besteht aus einer östlichen und<br />
einer westlichen Halle, bzw. einer ersten und einer zweiten. Die<br />
erste, östliche Halle; am Eingang: Gemälde der Kreuzgruppe<br />
der Zeit um 1350; Johannes der Täufer mit dem Symbol des<br />
Wir gehen aus dem hinteren rechten Ausgang des Domes hinaus, nach rechts<br />
und vor der<br />
*** Residenz von 1752 – mit schönem Treppenhaus –, ein<br />
schlossähnlicher Trakt, darin einst die Bischöfe residierten und<br />
in dem heute die Regierung von Schwaben sitzt,<br />
links durchs Tor vom<br />
*** Burggrafenturm des 16. Jhs., im Erdgeschoss nach drei<br />
Seiten geöffnetes Giebelhaus mit drei achteckigen Erkern samt<br />
einem Wappenstein von 1492.<br />
Gegenüber, die Nr. 25 ist<br />
*** Bischöfliches Hofkastenamt, ein spätmittelalterlicher Bau,<br />
der 1763 umgebaut wurde, mit einem Wappenstein von 1492.<br />
Wir gehen nun in<br />
*** Bischöflicher Hofgarten, der 1739 von Johann C. Bagnato<br />
angelegt wurde, mit grotesken Zwergenfiguren des 18. Jhs. und<br />
einem Springbrunnen.<br />
Wir gehen aus dem Garten hinaus, wenden uns nach rechts, durchs große Portal<br />
der Residenz, halten uns rechts und gelangen in die gelbe<br />
*** Ev. Heiligkreuzkirche von 1653 mit einer Altarhauserweiterung<br />
von 1730 sowie einem Zwiebeltürmchen auf dem Giebel.<br />
Das Innere. Kassettendecke und Emporenbrüstungen sind dekorativ<br />
bemalt. – Wandgemälde 17., 18. Jh.: Tintoretto, Bergmüller<br />
u. a.<br />
Wir gehen aus der Kirche hinaus, nach rechts, durch das Tor und gelangen in<br />
die weiße Kirche<br />
*** Katholisch Heiligkreuz. Das spätgotische Gotteshaus von<br />
1508 mit Veränderungen von 1719 wurde im Zweiten Weltkrieg<br />
schwer in Mitleidenschaft gezogen und danach vereinfacht<br />
wieder aufgebaut.
Das Chorhaus. Das Netzgewölbe verrät noch etwas von der früheren<br />
Schönheit der Kirche.<br />
Das Langhaus. Linke Frontwand: Gemälde der Himmelfahrt<br />
Mariens, aus der Rubenswerkstatt, 1627. – Vorne rechts steht<br />
ein Kreuz, von Georg Petel, 1630. – Schönes Eisengitter.<br />
*** Wertachbruckertor von 1605 auf romanischen Grundmauern,<br />
nach einem Plan von Elias Holl verändert.<br />
Wir kehren um, wandern links auf die „Georgenstraße“ und später dort links<br />
in die Kirche<br />
*** St. Georg, eine Basilika von 1505. Der Turm stammt unten<br />
aus dem 12. Jh., oben aus dem 17. Jh. Die moderne Einrichtung<br />
ist kitschig bis grausam.<br />
Das Chorhaus. Auf dem Hochaltar: Salvator von E. Bernhard<br />
Bendl, 1697.<br />
Linkes Seitenschiff. Vorne: Großes Georgsgemälde sowie vier<br />
mittelalterliche Grabsteine. – An der Rückwand: Gemälde eines<br />
spätgotischen Altares mit der Kreuzigung, dem Kreuzfall, Ölberg,<br />
Abendmahl und Verspottung Jesu.<br />
Rechtes Seitenschiff. Barockartiger Altar mit der Skulptur der<br />
Mittelschiff. Unter der modernen Kanzel befindet sich eine romanische<br />
Knotensäule.<br />
Wir gehen aus der Kirche hinaus, auf der Querstraße links und an der Kreuzung<br />
rechts zum „Mozarthaus“. Auf dem Weg wandern wir vorbei an Frauentorstraße<br />
Nr. 30,<br />
*** Mozarthaus von 1709. Der im Kern allerdings noch gotische<br />
Bau ist das Geburtshaus von Leopold Mozart, dem Vater<br />
Wolfgangs, der 1719 als Sohn eines Buchbinders geboren wurde.<br />
Er blieb bis zum Tode <strong>Augsburg</strong>er Bürger.<br />
Leopold Mozart<br />
Leopold Mozart, der als Vater berühmter ist denn als Komponist,<br />
wird 1719 in <strong>Augsburg</strong> geboren. Schon in seiner Gymnasialzeit<br />
am Jesuitenkolleg wird sein Geigenspiel gerühmt. 1737<br />
immatrikuliert er sich an der Benediktineruniversität in Salzburg.<br />
1739 fliegt er dort wegen Säumigkeit raus. Er ist einfach<br />
nicht geeignet für dies und das. Geeignet ist er für die Musik.<br />
Der verschreibt er sich auch. Schon 1740 werden seine ersten<br />
Werke gedruckt Als Musiker und Violinpädagoge wächst sein<br />
Ansehen schnell. 1743 wird er in die Hofkapelle des Grafen<br />
Firmian aufgenommen. Dessen Nachfolger ernennt ihn zum<br />
Hofkomponisten. Jedoch: Zeitgeschmack und begrenzte Begabung<br />
hemmen Leopold, den ewigen Vizekapellmeister. Leopold<br />
ist gelehrt, gibt eine Violinschule heraus.<br />
Leopold ist als Vater durchaus vergleichbar mit heutigen Eltern,<br />
die ihr Kind mit Hilfe der Medien zum Star puschen wollen.<br />
Noch viel typischer: Was er nicht erreicht hat, soll sein Sohn erreichen!<br />
Natürlich erkennt er, dass der es drauf hat. Und wie.<br />
Leopold darf sich außerordentlicher Beharrlichkeit rühmen. Er<br />
hat eine robuste Gesundheit, eine rustikale Willenskraft. Er besitzt<br />
Ausdauer und ist schwäbisch raffiniert.<br />
Leopolds Sohn Wolfgang „Amadeus“ kommt 1756 in Salzburg<br />
zur Welt. Das kleine „Wolferl“ liebt den Vater abgöttisch, das<br />
heranwachsende Kind entfremdet sich zunehmend vom Vater.<br />
Der Umgangston des Vaters wird barscher, befehlender: „Fort<br />
mit dir, nach Paris! und das bald“ (1778). Eine menschliche<br />
Tragödie und eine göttliche Karriere lassen sich für den Sohn<br />
an.<br />
*<br />
Hinter dem Mozarthaus wandern wir links auf „Neues Kauzgäßchen“ und<br />
*** Bastion Lueg ins Land von 1430. An der Bastion wurde<br />
bis 1704 gebaut, um sie Feuerwaffen gerecht zu machen.<br />
Wir steigen hinter dem Gasthof treppab, wandern auf der Querstraße vor dem<br />
Wassergraben rechts, gehen später rechtsversetzt über die Querstraße durch<br />
den Mauerbogen. Kurz darauf wandern wir rechts treppauf und auf der Querstraße<br />
rechts zur Kapelle
*** St. Gallus. Die Kapelle von 1590 besitzt feinen Stuck des<br />
16. Jhs., besonders in den Kassetten des Chorgewölbes.<br />
Wir gehen aus der Kapelle hinaus, rechts durch den Mauerbogen und links in<br />
die Kirche<br />
*** St. Stephan. Die Benediktinerstiftskirche war bis zum<br />
Zweiten Weltkrieg eine Spätrokokoschöpfung. Danach wurde<br />
sie vereinfacht wieder aufgebaut.<br />
Das Chorhaus. Kruzifixus aus der Schule des Gregor Erhart,<br />
1495. – In der Nische daneben: Stephanus, um 1500.<br />
Das Langhaus. Rechte Frontwand: Muttergottes, um 1500; Benedikt<br />
und Scholastika, um 1680. – Schönes Gitter, von 1760.<br />
*** Oblatterwall. Die Bastion wurde um 1540 angelegt.<br />
Danach wandern wir vorbei am an der anderen Seite des Wasser errichteten<br />
*** Fünfgratturm. Der Fünffingerlesturm ist aus dem 15. Jh.<br />
und wird so genannt, weil die Spitze von vier runden Ecktürmchen<br />
begleitet wird.<br />
Danach wandern wir rechts auf der Fußgängerbrücke über den Wassergraben<br />
und auf der Querstraße links. – Später wandern wir vorbei am<br />
*** Jakobertor. Der Backsteinbau der Stadtmauer des 14./15.<br />
Jhs. ist von einem achteckigen Turm bekrönt, besitzt an der<br />
Stadtseite das <strong>Augsburg</strong>er Wappen und bietet eine *** Ansicht<br />
von der Stadt.<br />
Wir geraten auf die „Obere Jakobermauer“, gehen vorbei am<br />
*** Jakoberwall, ein überkommenes Bollwerk, um 1540,<br />
Später wandern wir beim<br />
*** Vogeltor, von 1445 mit Mauer,<br />
rechtsversetzt über die Querstraße auf „Neuer Gang“, auf „Bei St. Ursula“<br />
links und wandern vorbei an der Kirche<br />
*** St. Ursula. Die Dominikanerinnenklosterkirche wurde<br />
1520 hochgezogen und um 1720 umgestaltet. Nach der Kriegszerstörung<br />
1947 hat man sie vereinfacht wieder aufgebaut.<br />
*** Heilig-Geist-Spital des Elias Holl von 1631. Es ist ein<br />
Vierflügelbau mit Pfeilerarkaden um einen Hof. Der rote Kastenturm,<br />
bestehend aus zwei achteckigen Obergeschossen und<br />
einer Balustrade überragt die den Hof umschließenden Gebäude.<br />
Wir gehen aus dem gekommenen Torbogen hinaus und halten uns fortan immer<br />
links. Später wandern wir vorbei an<br />
*** Wassertürme des 17. Jhs. auf Untergeschossen des 15.<br />
Jhs. Der große Turm besitzt zwei achteckige Obergeschosse<br />
und eine Balustrade, der Kleine zwei sechseckige Obergeschosse<br />
und ein Kuppelgeschoss.<br />
Wir wandern zu<br />
*** Rotes Tor, von Elias Holl 1622 über mittelalterlichem<br />
Kern erbaut, mit dem Vortor von 1546, die Rundbastion von<br />
1611.<br />
Wir gehen vom roten Tor auf gekommenem Weg zurück, vorbei am Spital<br />
und später an der Kreuzung „Spitalgasse“ rechts in die Kirche<br />
*** St. Margareth. Die ehemalige Dominikanerkirche von<br />
1521 wurde 1720 durchgreifend erneuert und ist mit einem<br />
kleinen Türmchen samt Zwiebelhaube gedeckt.<br />
Die Apsis. An der Decke über dem Altar die Zeichen Jehova,<br />
Christus und Maria, Gemälde von 1803. – Altar von 1740: Altarblatt<br />
mit Maria, Margaretha, Cosmas und Damian; darüber<br />
die Taube, ganz oben Margaretha; seitlich zwischen den Sockeln:<br />
Bischof und Florian.<br />
Das Langhaus. Das Deckengemälde zeigt die Ausgießung des<br />
Heiligen Geistes, 1803; in den Eckfeldern die vier Evangelisten.<br />
– Linker Altar von 1740 mit Bild des Heiligen Blutes, flankiert<br />
von Franziskus und Antonius, sowie im Auszug: Gottvater. –<br />
Rechter Alter von 1740 mit dem Bild von der Kreuzesprobe der<br />
allegorischen Reliefs auf dem Korb sowie drei Evangelistensymbolen<br />
nebst dem Adler des Johannes auf der Weltkugel über<br />
dem Schalldeckel. – Unter der Empore: Christus im Kerker, 18.<br />
Jh. – Orgel und Prospekt, 1791.
Wir gehen aus der Kirche hinaus und halten Richtung. Kurz darauf wandern<br />
wir links auf die „Kölzergasse“ und halten uns fortan immer rechts. Wir<br />
kommen vorbei an rechts hinter alten Mauern liegender Kapelle<br />
*** St. Godehard. Die Kapelle ist ein romanischer Bau aus<br />
Tuffstein mit einem Rundbogenportal und Doppelfenstern, in<br />
der Südwand: Spitzbogenarkaden aus Ziegelstein.<br />
Viel später wandern wir auf dem „Ulrichplatz“ rechts in die<br />
*** Ev. Ulrichskirche, ein Giebelbau von 1457. Die Kirche<br />
wurde in einer großen Kaufstätte errichtet, die aber auch schon<br />
als Grablege vornehmer <strong>Augsburg</strong>er diente sowie als Vorhalle<br />
für Ulrich und Afra. Im 16. und 17. Jh. wurde der Bau den Anforderungen<br />
entsprechend umgestaltet.<br />
Das Innere. An der Decke: Sinnbilder des Alten und Neuen<br />
Testaments, Tugenden, Ranken und Blumen und vieles andere<br />
mehr. – Der Altar zeigt im Blatt das Abendmahl. – Die Orgel ist<br />
von 1721. – Die Westwand wird beherrscht von der Kanzel, um<br />
1710, mit den vier Evangelisten auf dem Korb sowie Engeln,<br />
auf Malta, 1680; 4. Eroberung Jerichos, 1682. – Über der Empore:<br />
1. Daniel in der Löwengrube, 17. Jh.; 2. Schlacht der Israeliten<br />
gegen die Amalekiter, 1669; 3. Martyrium Petri und Pauli,<br />
17. Jh.; 4. Mariä Verkündigung und Heilige Sippe, beide um<br />
1700. – An der Südwand: Taufe Jesu, 1690. – Die Emporen<br />
sind von 1680.<br />
Wir gehen aus der Kirche hinaus und nach links in die Kirche<br />
*** St. Ulrich und Afra. 565 entwickelte sich über dem Grab<br />
der Märtyrerin Afra (+304) eine Wallfahrt.<br />
St. Afra<br />
Als im Jahre 303 unter dem römischen Kaiser Diokletian die<br />
Christenverfolgungen begannen, floh Bischof Narzissus von<br />
Gerona nach Norden ins römische Kastell Augusta Vindelicorum,<br />
das heutige <strong>Augsburg</strong>. Unterkunft suchend, wies man ihm<br />
das Haus der Buhlerin Afra. Afra war von ihrer Mutter Hilaria<br />
zum Venusdienst erzogen worden. Beide stammten aus Zypern<br />
und hatten eine etwas dunklere Hautfarbe als die Nordeuropäer,<br />
womit der Name Afrikanerin begründet ist. Afra nahm Narzissus<br />
auf und sah mit Verwunderung, dass er betete. Sie fragte,<br />
was das solle. Narzissus erzählte ihr vom Christentum. Afra war<br />
beeindruckt und offenbarte sich ihm als Hetäre. Narzissus unterrichtete<br />
sie und ihre Mutter im Glauben, woraufhin Afra in<br />
ihrem Haus die erste Kirche <strong>Augsburg</strong>s einrichtete.<br />
Narzissus begann, die <strong>Augsburg</strong>er zu bekehren, verließ den Ort<br />
jedoch nach neun Monaten und setzte seinen Gefährten Dionysius<br />
zum ersten Bischof <strong>Augsburg</strong>s ein. Er kehrte nach Gerona<br />
zurück und erlitt im Jahre 307 dort den Märtyrertod.<br />
In <strong>Augsburg</strong> blieben die Aktivitäten der ersten Christen nicht<br />
verborgen. Afra und Hilaria wurden verschiedener Vergehen<br />
angeklagt und zum Götzendienst angehalten. Als Afra diesen<br />
Dienst verweigerte, wurde sie im Jahre 304 zum Flammentod<br />
verurteilt. Auf einer Insel im Lech wurde der Holzstoß errichtet.<br />
Sie erstickte am Rauch, hingegen – wie es die Legende weiß –<br />
blieb ihr Leib unversehrt. Sie wurde an jener Stelle begraben,<br />
wo heute die Kirche Ulrich und Afra steht.<br />
*<br />
Der Bischof Ulrich wurde 973 hier zur Ruhe gelegt.<br />
St. Ulrich<br />
Um 890 wird Ulrich als Sohn des Hupald aus einem alemannischen<br />
Geschlecht, aus dem die von Dillingen hervorgehen werden,<br />
in <strong>Augsburg</strong> geboren. Seine Mutter Dietpirch ist eine Herzogstochter.<br />
Ulrich wird im Kloster St. Gallen ausgebildet und<br />
zum Geistlichen erzogen. Schließlich kommt er an den Hof seines<br />
Onkel Bischof Adalbero in <strong>Augsburg</strong> und wird Kämmerer.<br />
909 pilgert Ulrich nach Rom, erfährt vom zwischenzeitlichen<br />
Tod seines Onkels, soll von Papst Sergius III. zum Bischof von<br />
<strong>Augsburg</strong> ernannt werden, verweigert das Amt jedoch seiner<br />
Jugend wegen. Somit wird Hiltin Bischof von <strong>Augsburg</strong>. Nach<br />
dem Tod Hiltins, der die Verwüstungen der Stadt durch die Un-
garn hat hinnehmen müssen, ernennt König Heinrich I. Ulrich<br />
zum Bischof von <strong>Augsburg</strong>. Hinfort steht Ulrich Heinrich I. und<br />
Kaiser Otto I. als Berater zur Verfügung. Außerdem umgibt er<br />
<strong>Augsburg</strong> mit einem steinernen Ringwall, baut die zerstörte<br />
Afrakirche und den Dom wieder auf und gründet Klöster. – Als<br />
die Ungarn 955 abermals einfallen verteidigt er die Stadt so<br />
lange bis Kaiser Otto I. eintrifft. Mit Ulrich schlägt Otto die<br />
Ungarn am 10. August 955 auf dem Lechfeld vernichtend. Ulrich<br />
stirbt im Jahre 973.<br />
*<br />
1474 begann man das Langhaus der Benediktinerkirche hochzuziehen.<br />
1500 wurde es vom Meister des Ulmer Münsters,<br />
Burkhard Engelberg, vollendet. Kaiser Maximilian legte im selben<br />
Jahr den Grundstein zum Chor, der wegen der Glaubenskämpfe<br />
aber erst im Jahre 1603 vollendet war. Von den geplanten<br />
Türmen wurde nur der Afraturm hochgeführt und 1594 mit<br />
einer Zwiebelkuppel vollendet.<br />
Das Äußere. Das große Eingangsportal von 1497 besitzt einen<br />
kunstvollen Baldachin.<br />
Das Chorhaus. Hauptaltar von Johann Degler, um 1605, mit<br />
der Geburt Jesu, flankiert von den Figuren Johannes des Täufers<br />
und Johannes des Evangelisten; darüber: Krönung Mariens,<br />
begleitet von Petrus und Paulus; ganz oben: Verklärung Jesu.<br />
Johann Degler<br />
Hans Degler, der Muttergottesschnitzer von Weilheim, wird<br />
1564 vermutlich in München geboren. Daten über ihn sind nur<br />
spärlich bekannt. 1605 ist er neben seinem Kollegen Bartholomäus<br />
Steinle in Weilheim zu finden. Zu seinen bedeutenden<br />
Aufträgen zählt die Fertigung der drei Altäre und der Kanzel für<br />
die Kirche St. Ulrich und Afra in <strong>Augsburg</strong>. Diese hervorragenden<br />
Arbeiten bedeuten für ihn aber auch den Durchbruch zum<br />
bedeutenden Bildhauer. 1607 wählt man ihn in den Rat der<br />
Stadt <strong>Augsburg</strong>, wo er sich Verdienste erwirbt. Einundzwanzig<br />
Jahre bleibt er Ratsherr. Daraufhin kann er zwei Häuser in der<br />
Stadt erwerben. Der Dreißigjährige Krieg geht aber auch an ihm<br />
nicht vorbei. Die Aufträge sind rückläufig. Schließlich versucht<br />
er seine finanzielle Not durch den Verkauf seiner Häuser auszugleichen.<br />
Aber das reicht nicht. Schließlich kommt er in den<br />
Schuldturm. 1635 reißt ihn die Pestwelle, die schon seinen Kollegen<br />
Georg Petel dahingerafft hat, in den Tod.<br />
*<br />
aus dem Chorhaus hinaus in die<br />
Gruftkapelle, die Grabkapelle des Ulrich, von 1762, mit einer<br />
Marmortumba, von P. Verhelst, und Grabkapelle der Afra, 20.<br />
Jh., mit einem spätantiken Steinsarkophag, in dem ursprünglich<br />
Afra beigesetzt worden war.<br />
Die Vierung. Zelebrationsaltar mit Kreuzgruppe, Bronze, von<br />
Hans Reichle; im Antependium: Beweinung Jesu, von Johann<br />
Baptist Bergmüller, 1750.<br />
Linker Querschiffarm. Altar von Johann Degler, um 1605, mit<br />
dem Pfingstwunder; im Auszug: Feuermartyrium der Afra; seitlich<br />
die Figuren von Märtyrern; in der Bekrönung: Maria; in der<br />
Predella: Afra verweigert den Götzendienst, von 1873; in der<br />
Mensa: Gebeine der Afra. – Außenwand: Tafelgemälde mit<br />
Szenen aus dem Leben Ulrichs, um 1450, um eine spätgotische<br />
Muttergottes herum. – Gestühl von 1605. Wir gehen hier links in die<br />
Marienkapelle von 1601. Wir gehen aus der Sakristei hinaus ins<br />
Linkes Seitenschiff. Kreuzwegstationen, von Januarius Zick,<br />
um 1780. – Beichtstühle, von E. B. Bendl, 1712. – 1.<br />
Bartholomäuskapelle der Zeit um 1600: Altar von 1598 mit einem<br />
Bild von Hans von Aachen zwischen Philippus und Magdalena:<br />
Krönung Mariens; darüber: Kreuzgruppe; seitlich: Petrus<br />
und Paulus; im Antependium: Martyrium des Bartholomäus,
um 1635. – Sakrale Gegenstände des 9. bis 13. Jhs., darunter<br />
Ulrichsgewand des 9./10. Jhs. – 2. Flügelaltärchen, um 1575,<br />
mit Terrakottareliefs; auf den Flügeln: Heilige.<br />
Rechter Querschiffarm. Altar von Johann Degler, um 1605,<br />
mit der Auferstehung Jesu, begleitet von Figuren der vier Kirchenväter;<br />
in der Bekrönung: Ulrichsmesse, flankiert von den<br />
einen Engel, der Ulrich in der Ungarnschlacht auf dem Lechfeld<br />
955 das Siegeskreuz überreicht.<br />
Rechtes Seitenschiff. Kreuzwegstationen, um 1780, von Januarius<br />
Zick. – Beichtstühle, von E. B. Bendl, 1712. – 1.<br />
Georgskapelle von 1480 mit Altar von 1629, darin das Bild der<br />
Maria im Chor der Engel mit Ulrich und Afra, 1587; im Antependium:<br />
Georgs Martyrium; in der Mitte: Georgs Drachenkampf,<br />
mit den Begleitfiguren aus dem 19. Jh.: Dionysius sowie<br />
der Hilaria, die Onkel und Mutter der Afra waren. – Grabmal<br />
für Graf Johann Jakob Fugger (1575) und seine Frau Ursula,<br />
von <strong>Augsburg</strong> inne. Die Kapelle mit dem einen Baldachin bildenden<br />
Simpertusbogen von 1492 und Jesus sowie Aposteln<br />
aus Terrakotta auf den Marmorschranken von 1582 nebst eingelassenen<br />
Gittern gilt als Grablege des Simpertus und ist ein<br />
Musterbeispiel „barocker Spätgotik“ in Süddeutschland. – Das<br />
Simpertusdenkmal von 1714 aus Marmor zeigt den Heiligen als<br />
Helfer in der Not. – Der Altar an der linken Wand besitzt ein<br />
Gemälde von 1737: Verklärung des Heiligen. – Die Wandgemälde<br />
der Zeit um 1685 stellen dar, rechts des Denkmals:<br />
Simpertus als Helfer; an der Westwand oben: ein Engel mahnt<br />
Ulrich, das durch die Ungarn gefährdete Grab des Simpertus zu<br />
schützen; darunter: Simpertus rettet <strong>Augsburg</strong> bei der<br />
Mittelschiff. Die dreischiffige päpstliche Basilika wird im Westen<br />
durch ein 1712 geschaffenes Gitter, das perspektivisch gesehene<br />
Laubengänge darstellt, vom Vorraum getrennt; der<br />
Künstler ist unbekannt; die Schreinerarbeiten schuf Ehrgott<br />
Bernhard Bendl. – Stuckverzierte Decke des 18. Jhs. – Linker<br />
Pfeiler: Muttergottes, um 1495, von Gregor Erhart.<br />
Gregor Erhart<br />
Gregor Erhart wird um 1740 in Ulm geboren und ist 1494 erstmals<br />
nachweisbar. Er wohnt zu jener Zeit in <strong>Augsburg</strong> im Hause<br />
seines Schwagers Adolf Daucher. 1496 heiratet er und bleibt<br />
<strong>Augsburg</strong>er Bürger, wo er eine Werkstatt betreibt, bis zu seinem<br />
Tode. 1502 bis 1504 fertigt er mit Adolf Daucher, dem<br />
Schreiner, und Hans Holbein d. Ä., dem Maler den Hochaltar<br />
von Kaisheim. Er wird zu einem der bedeutendsten Bildschnitzer<br />
der Spätgotik und nimmt im Süddeutschen Raum des 16.<br />
Jhs. einen Platz ganz vorne ein. Viele seiner Werke sind leider<br />
untergegangen. Gregor Erhart stirbt 1540 in <strong>Augsburg</strong>.<br />
*<br />
– Kanzel von Johann Degler, 18. Jh., mit den vier Evangelisten<br />
auf dem Korb und Johannes dem Täufer auf dem Schalldeckel.<br />
– Das Gestühl stammt aus dem Jahre 1712. – Weihwasserbecken<br />
aus Bronze, von Hans Reichle, 1605. – Inmitten der<br />
Westwand: Auferstehender Jesus, um 1605, von Johann Degler;<br />
darüber: Ulrich und Afra, beide 18. Jh. – Die Orgel stammt von<br />
1608.<br />
Wir gehen aus der Kirche hinaus, halten Richtung über den „Ulrichsplatz“<br />
und vorbei an links erbautem Haus Nr. 12,<br />
*** Martini-Palais, Barockbau mit schöner Stuckdekoration,<br />
gelangen auf die<br />
*** Maximilianstraße, den Beginn der einstigen Via Claudia<br />
Augusta, der römischen Kaiserstraße zwischen Deutschland und<br />
Italien, die von hier aus über Innsbruck, über den Brenner und<br />
Trient nach Verona führte. Die große Straße hat die Breite eines<br />
Marktes. Die einst einheitlich historische Bebauung ist im Kriege<br />
zerstört worden.<br />
Kurz darauf wandern wir links auf die „Kapuzinergasse“ und zur Nr. 10,
*** Kathanhaus von 1750, außen mit Fresken von derselben<br />
Zeit (1962 erneuert).<br />
Wir kehren nun um. Auf der „Maximilianstraße“ wandern wir links und gegenüber<br />
dem<br />
*** Herkulesbrunnen (die Figuren sind Kopien), den Adriaen<br />
de Vries im Jahre 1602 schuf, der den Helden Herkules im<br />
Kampf mit der Schlange Hydra darstellt,<br />
links in die<br />
***** Staatsgalerie und Deutsche Barockgalerie (10-16 Uhr).<br />
Die Museen sind in zwei historischen Gebäuden untergebracht.<br />
St. Katharina, ist eine ehem. Dominikanerinnenklosterkirche,<br />
eine einschiffige Halle von 1517, die 1835 umgestaltet wurde.<br />
Gezeigt wird u. a. auch das Bild „Anbetung des Jesusknaben<br />
durch die heiligen drei Könige“ von Leonhard Beck, einem<br />
wichtigen Maler der Spätgotik, von dem nur wenige Bilder erhalten<br />
sind. Umso wichtiger, dass ein Werk von Beck hier anzutreffen<br />
ist.<br />
Leonhard Beck<br />
Beck wird um 1480 in <strong>Augsburg</strong> geboren. Seine ersten Unterweisungen<br />
erhält er wohl bei seinem Vater, der ebenfalls Maler<br />
ist. Später trifft man ihn in der Werkstatt von Hans Holbein d.<br />
Ä. an, dem er 1501 in Frankfurt in der Dominikanerkirche bei<br />
der Arbeit am Hochaltar als Gehilfe zur Seite steht. Um 1513<br />
besitzt Beck in <strong>Augsburg</strong> ein Haus. Zwischen 1512 und 1518<br />
gehört Beck zu den wichtigen Malern im Umkreis Kaiser Maximilians<br />
I. (wie Burgkmair, Schäufelein und Dürer) und illustriert<br />
Prachtdrucke. So gestaltet er die kaiserliche Chronik<br />
„Theuerdank“ mit. Als Holzschneider und Illustrator besitzt er<br />
zu der Zeit schon großen Rang. Becks berühmtester Schüler ist<br />
Christoph Amberger. Beck stirbt 1542 in <strong>Augsburg</strong>.<br />
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Mit dem Museumsbesuch beenden wir den Besichtigungstag.<br />
<strong>Augsburg</strong> 1<br />
RK D10<br />
Ende<br />
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