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Infektionen der Kopfhaut und ihre Differentialdiagnose

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„5 KONTINENTE GESUNDE HAUT“,<br />

ÖGDKA UND ÖGDV, WIEN 25. & 26.11.2011<br />

Therapie von<br />

Haarausfall<br />

Prof. Dr. med. Ralph M. Trüeb<br />

Zentrum Wallisellen<br />

Bahnhofplatz 1A<br />

8304 Wallisellen, Schweiz<br />

r.trueeb@<strong>der</strong>ma-haarcenter.ch


Study Club 78<br />

Haarausfall in <strong>der</strong> Bibel<br />

Zürich, 29. März 2010<br />

“Verliert ein Mann auf seinem Kopf die Haare,<br />

so ist es eine Hinterkopfglatze; er ist rein.<br />

Geschieht es an <strong>der</strong> Schädelvor<strong>der</strong>seite,<br />

so ist es eine Stirnglatze; er ist rein.<br />

Entsteht aber auf <strong>der</strong> Glatze des Hinterkopfes<br />

o<strong>der</strong> über <strong>der</strong> Stirn ein hellroter Fleck,<br />

so ist es Aussatz, <strong>der</strong> auf dem Kopf o<strong>der</strong> auf<br />

<strong>der</strong> Stirn dieses Menschen ausbricht.<br />

Der Priester soll ihn untersuchen."<br />

Levitikus 13:40-42


Ausgangslage: „Doktor, mir fallen die Haare aus!“<br />

Klage über Haarausfall häufig<br />

Haarausfall verursacht hohen Leidensdruck<br />

Effektive Therapiemöglichkeiten sind<br />

vorhanden, obwohl mit Einschränkungen<br />

bezogen auf die Indikationen <strong>und</strong> die<br />

Wirksamkeit<br />

Die Behandlung ist an die Erwartungen <strong>der</strong><br />

Patienten anzupassen, wo dies nur<br />

eingeschränkt möglich ist, sind Patienten<br />

entsprechend darüber aufzuklären<br />

Der Erfolg hängt von Kenntnissen <strong>der</strong><br />

Biologie des Haarwachstums, die Ursachen<br />

von Haarausfall <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Behandlung <strong>und</strong><br />

einer einfühlsamen Patientenführung ab


Faktoren, die den Zustand des Haares bestimmen<br />

Genetik:<br />

• Familiäres vorzeitiges Ergrauen<br />

• Androgenetische Alopezie<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand:<br />

• Allgemein<br />

• <strong>Kopfhaut</strong><br />

Ernährungszustand:<br />

• Protein <strong>und</strong> hochwertige Aminosäuren<br />

• Kalorien<br />

• Vitamine<br />

• Spurenelemente (Metalle)<br />

Alter<br />

Jahreszeit <strong>und</strong> Umwelt<br />

Lebensstil <strong>und</strong> Haarpflege


Ursachen von Haarausfall in <strong>der</strong> Haarsprechst<strong>und</strong>e USZ<br />

(1999-2010, Leitung: Prof. Dr. med. R.M. Trüeb)<br />

Androgenetische Alopezie > 70%<br />

Diffuser Haarausfall 10%<br />

Alopecia areata 10% (Kin<strong>der</strong>: 60%)<br />

Vernarbende Alopezien 5% (Kin<strong>der</strong>: 20%<br />

Pilze)<br />

Trichotillomanie 1% (Kin<strong>der</strong>: 10%)<br />

Zugalopezie 1%<br />

Varia < 5%


Systematisches Vorgehen bei Abklärung von Haarausfall<br />

Bei Vernarbung: Biopsie indiziert!<br />

Chronologie <strong>der</strong> Ereignisse<br />

Haarausfallsmuster:<br />

• Alopecia areata<br />

• Androgenetische Alopezie<br />

• Diffuse Alopezie<br />

Haarzugtest <strong>und</strong> lichtmikroskopische Untersuchung:<br />

• Dystrophische Haare:<br />

� Anagen-dystrophisches Effluvium<br />

• Telogenhaare (Kolbenhaare):<br />

� < 6 Monate: Akutes Telogeneffluvium<br />

� > 6 Monate: Chronisches Telogeneffluvium


Mildred Trotter<br />

(1899-1991)<br />

Anagen<br />

(2-6 Jahre)<br />

Haar(wachstums)zyklus<br />

teloptosis<br />

Haarzyklus wird asynchron<br />

durchlaufen<br />

anagen<br />

(2-6 years)<br />

catagen<br />

(2 weeks)<br />

Kontrolle des Haarzyklus<br />

innerhalb des Haarfollikels<br />

Einfluss von systemischen <strong>und</strong><br />

externen Faktoren:<br />

• Hormone<br />

• Zytokine telogen<br />

• Toxine (3 months)<br />

• Mangel (Eiweiss, Vitamine,<br />

Kalorien)<br />

empty hair follicle<br />

Täglicher Haarausfall: 35-100<br />

Teloptosis<br />

Katagen<br />

(2 Wochen)<br />

Telogen<br />

(3 months)


Haarausfall als Folge einer Störung des Haarzyklus<br />

teloptosis<br />

teloptosis<br />

anagen<br />

(2-6 years)<br />

catagen<br />

(2 weeks)<br />

telogen<br />

(3 months)<br />

empty hair follicle<br />

anagen<br />

(2-6 years)<br />

catagen<br />

(2 weeks)<br />

telogen<br />

(3 months)<br />

empty hair follicle<br />

Anagen-dystrophisches Effluvium:<br />

• Chemotherapie-induzierte Alopezie<br />

• Röngenstrahlen-induzierte Alopezie<br />

• Toxische Alopezie (Schwermetalle)<br />

• Alopecia areata (immunologisch)<br />

Telogeneffluvium:<br />

Infolge Teilsynchronisation:<br />

• Vorzeitige Anagenabschaltung<br />

• Verzögerte Anagenabschaltung<br />

• Vorzeitiger Telogenausfall<br />

• Verzögerter Telogenausfall<br />

Infolge Verkürzung <strong>der</strong> Anagenphase:<br />

• Androgenetische Alopezie<br />

Headington JT. Telogen effluvium. New concepts and review. Arch Dermatol 1993;129:356-363


Anagen-dystrophisches Effluvium: Alopecia areata<br />

Autoimmunbedingte, gewöhnlich in umschriebenen Arealen<br />

auftreten<strong>der</strong>, nicht vernarben<strong>der</strong> Haarausfall mit im Einzelfall<br />

unberechenbar schubweise rezidivierenden Verlauf<br />

Häufigste Ursache von Haarausfall im Kindesalter.<br />

Vor dem 2. Lebensjahr < 2% <strong>der</strong> AA-Fälle, bis zum 20. Lebensjahr<br />

32,5-63%, nach dem 40. Lebensjahr 20%<br />

Diffuser Verlauf in 2%, gewöhnlich Frauen > 40 J.<br />

Nagelbeteiligung in 20-40% (häufiger bei Kin<strong>der</strong>n)<br />

Trichoskopie: Yellow dots, kadaverisierte Haare<br />

Trichogramm: Gemisch telogen-dystrophisches<br />

Effluvium<br />

Biopsie: Peribulbäres lymphozytäres<br />

Entzündungsinfiltrat<br />

Immunserologie: Häufig zirkulierende Autoantikörper


Diffuses Telogeneffluvium (Teilsynchronisation)<br />

Unterbrechung des Haarzyklus mit Erhöhung des Telogenanteils > 20% <strong>und</strong> Ausfall von<br />

Telogehaaren in <strong>der</strong> Grössenordnung von > 200 Haare pro Tag<br />

• Haarzugtest positiv (>5/50) für Telogenhaare<br />

• Haarausfall < 50% Kopfhaare: Bitemporale Ausdünnung<br />

• Patienten geben nicht selten „Haarschmerzen“ (Trichodynie) an<br />

Akutes diffuses Telogeneffluvium:<br />

• < 6 Monate Dauer<br />

• Ausösendes Ereignis liegt 3 Monate (Telogenphasendauer) zurück<br />

• Anamnese liefert die Diagnose: Bsp. postfebriles Effluvium, postpartales Effluvium,<br />

posthämorrhagisches Effluvium, psychogenes Effluvium<br />

Chronisches diffuses Telogeneffluvium:<br />

• > 6 Monate Dauer<br />

• Patienten bringen oft Haarballen mit<br />

• Primäre Störung (Ausschlussdiagnose)<br />

• Sek<strong>und</strong>är infolge einer Reihe systemischer Störungen: Bsp.<br />

Eisenmangel, Schilddrüsenerkrankung, SLE, Syphilis, Medikamente<br />

Guy and Edm<strong>und</strong>son. Arch Dermatol 1960;81:205-227<br />

Kligman. Arch Dermatol 1961;83:175-198<br />

Whiting. J Am Acad Dermatol 1996;35:899-906


Saisonalität von Haarausfall<br />

Jack Russell „Lautrec“<br />

Bericht über 3 Frauen in New York, die über maximalen<br />

Haarausfall in November klagen.<br />

Orentreich N. Scalp replacement in man.<br />

In: Advances in Biology of Skin. Vol IX: Hair Growth.<br />

(Montagna W, Bobson RL., eds.). Oxford: Pergamon 1969:99-108<br />

Demonstrieren in 14 Männern über ein Zeitfenster von<br />

18 Monaten ein maximales Telogeneffluvium im<br />

September.<br />

Randall VA, Ebling FJG. Seasonal changes in human hair growth.<br />

Br J Dermatol 1991;124:146-51<br />

Demonstrieren in 10 Männern mit o<strong>der</strong> ohne<br />

androgenetische Alopezie über einen Zeitraum von 8-14<br />

Jahren eine maximale Telogenrate am Ende des<br />

Sommers.<br />

Courtois M, Loussouarn G, Hourseau S, Grollier JF.<br />

Periodicity in the growth and shedding of hair.<br />

Br J Dermatol 1996;134:47-54


Saisonalität von Haarausfall bei Frauen<br />

Studie<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Telogenraten von 823 sonst ges<strong>und</strong>en Frauen mit <strong>der</strong> Klage<br />

über Haarausfall mit o<strong>der</strong> ohne Alopezie über einen Zeitraum von 6 Jahren (Sept.<br />

2001 - August 2007).<br />

Fluktuationen <strong>der</strong> frontalen Telogenraten (n = 823) in Bezug auf den Jahrestag<br />

Aus: Kunz M, Seifert B, Trüeb RM. Dermatology 2009 Apr 29.


Saisonalität von Haarausfall bei Frauen<br />

Januar 2007 August 2007 Februar 2008<br />

Sequentielle Aufnahmen von Januar 2007, August 2007 <strong>und</strong> Februar 2008<br />

Aus: Kunz M, Seifert B, Trüeb RM. Dermatology 2009 Apr 29.


Androgenetische Alopezie (Anagenphasenverkürzung)<br />

=<br />

Genetisch geprägter, Androgen-induzierter, altersabhängig<br />

fortschreiten<strong>der</strong> Prozess mit Geschlechtsunterschieden<br />

Männer: 18 - 29: 12% Frauen: 20 - 29: 3%<br />

30 - 39: 38% 30 - 39: 17%<br />

40 - 49: 45% 40 - 49: 16%<br />

50 - 59: 52% 50 - 59: 23%<br />

60 - 69: 65% 60 - 69: 25%<br />

70 - 79: 64% 70 - 79: 28%<br />

> 80: 70% 80 - 89: 32%<br />

Hamilton-Norwood I-VII Ludwig I-III (Female Pattern Hair Loss)<br />

Norwood. South Med J 1975;68:1359-1365<br />

Norwood. Dermatol Surg 2001;27:53-54


Androgenetische Alopezie: Pathogenese-Konzept<br />

Androgene<br />

+<br />

Androgenmetabolismus<br />

Genetik<br />

Progressive Verkürzung <strong>der</strong> Anagenphase des Haarzyklus<br />

+<br />

Reduktion des Volumens <strong>der</strong> <strong>der</strong>malen Haarpapille<br />

Perifollikuläre Entzündung Perifollikuläre Fibrose<br />

Haarfollikelminiaturisierung/Haarwachstumsstopp<br />

Vermehrter Haarausfall:<br />

Telogeneffluvium<br />

(< 200/Tag)<br />

anagen<br />

(2-6 years)<br />

catagen<br />

(2 weeks)<br />

telogen<br />

(3 months)<br />

Vermin<strong>der</strong>tes Haarwachstum:<br />

Anisotrichose<br />

(> 20%)<br />

teloptosis<br />

empty hair follicle


Follikuläre Entzündung <strong>und</strong> Fibrose<br />

Follikuläre Mikroentzündung <strong>und</strong> Fibrose<br />

Whiting D. Diagnostic and predictive value of horizontal<br />

sections of scalp biopsy specimens in male pattern<br />

androgenetic alopecia.<br />

JAAD 1993;28:755-763<br />

Kossard S. Postmenopausale frontale fibrosierende<br />

Alopezie. Scarring alopecia in a pattern distribution.<br />

Arch Dermatol. 1994;130:770-4<br />

Kossard S, Lee MS, Wilkinson B. Postmenopausal frontal<br />

fibrosing alopecia: a frontal variant of lichen planopilaris.<br />

J Am Acad Dermatol 1997;36:59-66<br />

Zinkernagel MS, Trüeb RM. Fibrosierenden Alopezie mit<br />

androgenetischer Verteilung: patterned lichen planopilaris<br />

or androgenetic alopecia with a lichenoid tissue reaction<br />

pattern?<br />

Arch Dermatol 2000;136:205-11<br />

mikroskopisch<br />

lokalisiert<br />

diffus<br />

Follikuläre Entzündung<br />

<strong>und</strong> Fibrose


Trüeb RM. Systematisches Vorgehen bei Frauen mit Haarausfall. JDDG 4 - 2010 (Band 8)


Unauffällige<br />

<strong>Kopfhaut</strong>, normale<br />

Haardichte,<br />

geringe Variation<br />

<strong>der</strong> Haarschaftdurchmesser,<br />

follicular units,<br />

unauffällige<br />

Follikelostien,<br />

intakte<br />

Haarschäfte<br />

Trichoskopie: Normalbef<strong>und</strong>


Einfache AGA,<br />

Anisotrichose<br />

(Variation <strong>der</strong><br />

Haarschaftdurchmesser<br />

mit > 20%<br />

Intermediär/Vellushaare)<br />

Trichoskopie: Androgenetische Alopezie<br />

de Lacharrière et al. Hair diameter diversity: a clinical sign reflecting the<br />

follicle miniaturization. Arch Dermatol 2001;137:641-6


Yellow dots<br />

Trichoskopie: Alopecia areata


White dots:<br />

Selektiver fibrotischer<br />

Untergang von<br />

Haarfollikeln.<br />

Trichoskopie: Fibrosierende Alopezie


Intakt:<br />

Nicht-vernarbende<br />

Alopezie<br />

Biopsie optional:<br />

Morphometrie:<br />

Haarfollikeldichte<br />

Anagen/Telogen-Ratio<br />

Terminal/Vellushaar-Ratio<br />

Spezifische Verän<strong>der</strong>ungen:<br />

Trichomalazie<br />

Peribulbäres lymphozytäres<br />

Infiltrat<br />

Follikelostien<br />

teloptosis<br />

anagen<br />

(2-6 years)<br />

catagen<br />

(2 weeks)<br />

telogen<br />

(3 months)<br />

empty hair follicle<br />

Elastische Fasern erhalten :<br />

(Fortgeschrittene) androgenetische Alopezie<br />

Hyalinisierende Alopezie (Morphea)<br />

Neoplastische Infiltration (Alopecia neoplastica)<br />

Verlust:<br />

Narbige Alopezie<br />

Biopsie indiziert:<br />

Aktive Entzündung<br />

Keine Art des Etzündungsinfiltrats<br />

Muster <strong>der</strong> Entzündung<br />

Interface-Dermatitis<br />

Elastica-Färbung<br />

DIF: Immunablagerungen<br />

Verlust von elastischen Fasern: Fibrose<br />

(narbige Alopezie)<br />

Lymphozytäre narbige Alopezien<br />

Neutrophile narbige Alopezien<br />

Gemischtzellige narbige Alopezien<br />

Granulomatöse narbige Alopezien


Primäre narbige Alopezien: Ursachen<br />

136 <strong>Kopfhaut</strong>biopsien für Histologie <strong>und</strong> DIF. Definitive Diagnose in 126/136:<br />

• 28 % (35/126) Lichen planopilaris (LPP)<br />

• 23 % (29/126) Chronisch kutaner Lupus erythematodes (CCLE)<br />

• 21 % (27/126) Folliculitis decalvans<br />

• 10 % (13/126) Pseudopelade Brocq (Diagnose-Kriterien von Braun-Falco)<br />

In 97 % (122/126) definitive Diagnose aufgr<strong>und</strong> allein <strong>der</strong> Histologie:<br />

• in 94 % (33/35) LPP<br />

• DIF: Sensitivität 34 %, Spezifität 98 %<br />

• In 93 % (27/29) of CDLE<br />

• DIF: Sensitivität 76 %, Spezifität 96 %<br />

Trachsler S, Trüeb RM. Value of direct immunofluorescence for differential diagnosis of cicatricial alopecia.<br />

Dermatology. 2005;211:98-102


Therapie von Haarausfall<br />

Trichologische <strong>und</strong> biochemische Charakterisierung des Haarausfalls<br />

Quantifizierung des Haarausfalls:<br />

• Haarkalen<strong>der</strong> (Haarzählung)<br />

• Haarwaschtest (Haarzählung)<br />

• Trichoscan (EDV-unterstützte Auflichtmikroskopie)<br />

Kausalbehandlung wo immer möglich<br />

• z.B. Eisensubstitution bei Mangel<br />

Spezifische Behandlung <strong>der</strong> narbigen Alopezien<br />

• je nach bioptisch <strong>und</strong> mikrobiologisch gesicherter<br />

Diagnose<br />

Behandlung <strong>der</strong> Alopecia areata<br />

• Kortikosteroide (intraläsional, Pulstherapie)<br />

• Topische Immunotherapie (DCP, SADBE)<br />

Pharmakotherapie <strong>der</strong> androgenetischen Alopezie:<br />

• Topisches Minoxidil (Frauen)<br />

• Orales Finasterid (Männer)<br />

• Rolle von Hormonbehandlungen?<br />

• Rolle von Nahrungsergänzungsmitteln?


Spezifische Behandlungen <strong>der</strong> (häufigen) narbigen Alopezien<br />

Lichen planopilaris:<br />

• Clobetasol propionat topisch (1 Monat 2 x tgl, 3 Monate 1 x tgl., danach jeden 2 Tag)<br />

• Doxycyclin peroral (100 mg)<br />

• bei nebenbef<strong>und</strong>licher androgenetischer Alopezie: Minoxidil 5% 2 x tgl.<br />

Chronischer kutaner Lupus erythematodes:<br />

• Triamcinolonacetonid (10 mg/ml) intraläsional alle 4 Wochen solange nötig<br />

• Hydroxychloroquin (1 Monat 2 x 200 mg, danach 200 mg tgl.)<br />

• bei Rauchern: in Kombination mit Vit. E (1200 E tgl.) <strong>und</strong> Vit. C (500 mg tgl.)<br />

Folliculitis decalvans:<br />

• Fusidinsäure 3 x 500 mg über 3 Wochen<br />

• Zinkglikonat 30 mg tgl. über 6 Monate<br />

• 0.2-2% Chlorhexidinglukonat Shampoo tgl.<br />

Tinea capitis:<br />

• Ausnahmslos systemische antimykotische Behandlung!<br />

• bei Mikrosporie: vorzugsweise Itraconazol<br />

• begleitende sporozide Shampoobehandlung<br />

• Umgebungsabklärung <strong>und</strong> Hygienemassnahmen


Fibrosing Alopecia in a Pattern Distribution (LPP Variante)<br />

F, 65-jährig, 12 Monate, Minoxidil 5% Triamcinolon 0.2% Haartinktur


Chronisch kutaner Lupus erythematodes<br />

F, 28 J., 3 Monate Hydroxychloroquin <strong>und</strong> Triamcinolonacetonid 10 mg/ml intraläsional


Keine Therapie o<strong>der</strong><br />

Placebotherapie:<br />

• Hydrokortison 1%<br />

• Mometason<br />

• Anthralin<br />

• Zinkglukonat<br />

Kein Erfolg<br />

ALOPECIA AREATA<br />

ALTER<br />

< 10 Jahre > 10 Jahre<br />

Intraläsionale Kortikosteroide:<br />

• Kin<strong>der</strong>: 5 mg/ml<br />

• Erwachsene: 10 mg/ml<br />

• Augenbrauen: 2.5 mg/ml<br />

+ Minoxidil<br />

+ Zinkglukonat<br />

% Flächenbefall<br />

< 30% > 30%<br />

Krankheitsdauer<br />

< 6 Monate > 6 Monate<br />

Steroidpulstherapie<br />

• oraler Minipuls<br />

• i.v. Pulstherapie<br />

DCP o<strong>der</strong> SADBE<br />

o<strong>der</strong><br />

Methotrexat<br />

+ Prednison<br />

Kein Erfolg<br />

Optional/Begleitend :<br />

• Haarersatz<br />

• Eisensubstitution bei Mangel<br />

• Psychotherapie<br />

• Aromatherapie<br />

• Selbsthilfegruppe<br />

• Hair Coaching<br />

Optional: Clobetasolpropionat okklusiv Inosiplex?


Alopecia areata diffusa: Methylprednisolon-Pulstherapie<br />

F, 66 J., Methylprednisolonpulstherapie<br />

(3 x 500 mg i.v. an 3 aufeinan<strong>der</strong>folgenden Tagen im Abstand von 1 Monat)


Alopecia areata totalis: Kortikosteroidokklusivtherapie<br />

M, 38-jährig, 6 Monate Clobetasolpropionat okklusiv


Alopecia areata multilocularis: Kombinationstherapie<br />

F, 21-jährig, 3 Monate Kombination von Triamcinolonacetonid 10 mg/ml intraläsional<br />

<strong>und</strong> Minoxidil 5% Triamcinolonacetnoid 0.2% Tinktur 2x tgl.


Alopecia areata subtotalis: DCP-Therapie<br />

F, 12-jährig, 12 Monate DCP Therapie (1.0%)


Alopecia areata totalis: MTX <strong>und</strong> Prednison<br />

F, 43 J., 18 Monate MTX 30 mg <strong>und</strong> Prednison 20 mg (mit späterer Dosisreduktion)


Pharmakotherapie <strong>der</strong> androgenetischen Alopezie: Minoxidil<br />

Mann<br />

Aus: Price et al. Changes in hair weight and hair count in men with androgenetic alopecia, after application of<br />

5% and 2% topical minoxidil, placebo, or no treatment. J Am Acad Dermatol. 1999;4:717-21<br />

Frau


Androgenetische Alopezie <strong>der</strong> Frau: Minoxidil<br />

F, 50 J., 6 Monate Minoxidil 5% <strong>und</strong> L-Cystin/B-Komplex Vitamine


Androgenetische Alopezie <strong>der</strong> Frau 60+: Minoxidil<br />

F, 70 J. 6 Monate Minoxidil 5%


Finasterid (oral) bei Männern zwischen 18 <strong>und</strong> 40<br />

49%<br />

Mean changes in hair<br />

from baseline count<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

–50<br />

–100<br />

–150<br />

–200<br />

–250<br />

54%<br />

Intention-to-Treat Population of Combined Studies<br />

107<br />

138<br />

Placebo<br />

PROPECIA TM<br />

146<br />

216<br />

277<br />

1 2 3 4 5<br />

Years of treatment<br />

p


Finasterid bei Männern zwischen 41-60<br />

Randomisierte, Placebo-kontrollierte, multizentrische Studie über 2 Jahre<br />

424 Männer zwischen 41-60 Jahren mit AGA Hamilton-Norwood IIv, IIIv, IV o<strong>der</strong> V:<br />

• 1mg Finasterid: N = 286<br />

• Placebo. N = 138<br />

Standardisierte Ãœbersichtsphotographien (Expertengremium)<br />

Ergebnisse:<br />

• Finasteridgruppe: In 39% Besserung, in 6 % Verschlechterung des<br />

Erscheinungsbildes<br />

• Placebogruppe: In 4% Besserung, in 23% Verschlechterung des<br />

Erscheinungsbildes<br />

Whiting et al. Efficacy and tolerability of finasteride 1 mg in men aged 41 to 60 years with male<br />

pattern hair loss. EurJ Dermatol 2003:13:150-160


Androgenetische Alopezie beim Mann: Kombinationstherapie<br />

M, 36 J. 1 Jahr Kombination 1 mg Finasterid, 5% Minoxidil <strong>und</strong> Hairmax Laserkamm


Androgenetische Alopezie beim Mann 60+: Finasterid<br />

M, 62 J., Raucher, Kombination Finasterid 1 mg <strong>und</strong> L-Cystin/Vitamin B6


Rolle von Hormonbehandlungen?<br />

FPHL kann sich in Abwesenheit von Androgenen entwickeln, z.B. vor <strong>der</strong><br />

Pubertät o<strong>der</strong> bei Hypogonadismus<br />

Tosti et al. Br J Dermatol 2005;152:556-559<br />

Orme et al. Br J Dermatol 1999;14:521-525<br />

FPHL (ohne Hyperandrogenämie) spricht nicht überzeugend auf<br />

Antiandrogene (CPA) o<strong>der</strong> Finasterid an<br />

Vexiau et al. Br J Dermatol 2002;146:992-999<br />

Price et al. JAAD 2000;43:768-776<br />

Eine androgenetische Alopezie vom männlichen Typ findet sich bei<br />

Frauen häufiger in <strong>der</strong> Postmenopause <strong>und</strong> unter Hormontherapien mit<br />

partieller Androgenwirkung (Norethisteron, Levonorgestrel, Tibolon)<br />

Venning and Dawver. JAAD 1988;18:1073-1077<br />

Bei pathologisch erhöhten Androgenspiegeln entwickeln betroffene<br />

Frauen häufiger eine androgenetische Alopezie vom männlichen Typ


Rolle von Hormonbehandlungen?<br />

Östrogene/Gestagene (Tabletten, Pflaster):<br />

Wirkung von Östrogenen <strong>und</strong> Antiandrogene (CPA) gegen Haarausfall bei<br />

(prämenopausalen) Frauen nicht überzeugend erwiesen<br />

Vexiau et al. Effects of minoxidil 2% vs. CPA treatment on female androgenetic<br />

alopecia: a controlled, 12-month randomized trial. Br J Dermatol 2002;146:992-999<br />

HT mit androgener Partialwirkung (z.B. Tibolon) leisten<br />

Haarausfall Vorschub!<br />

Anti-Aging Substanzen:<br />

DHEA kann bei Frauen dosisabhängig Haarausfall verursachen!<br />

?<br />

Finasterid:<br />

Finasterid in <strong>der</strong> 1 mg Dosis bei postmenopausalen Frauen unwirksam.<br />

?<br />

Price et al. Lack of efficacy of finasteride in postmenopausal women with androgenetic<br />

alopecia. J Am Acad Dermatol 2000;43:768-776<br />

• Höhere Dosierung (2.5 o<strong>der</strong> 5 mg)<br />

• Bei Hyperandrogenämie? Alopezie vom maskulinen Typ? erhöhten DHT-Spiegeln?<br />

Trüeb R.M., Swiss Trichology Study Group. Dermatology. 2004;209:202-7


Finasterid bei (postmenopausalen) Frauen<br />

137 ges<strong>und</strong>e, postmenopausale Frauen zwischen 41-60 Jahren, randomisierte, doppelblinde,<br />

placebo-kontrollierte Studie mit 1 mg Finasterid p.o. während 12 Monaten<br />

Objektive Messgrössen:<br />

• Haarzahl (1 cm 2 -Kreisareal, EDV-gestützte Bildanalyse)<br />

• Übersichtsphotographien (Expertengremium)<br />

• Kofhautbiopsie (Morphometrie)<br />

Ergebnisse: Für alle Messgrössen gegenüber Placebo kein statistisch signifikanter Unterschied<br />

Price et al. Lack of efficacy of finasteride in postmenopausal<br />

women eith androgenetic alopecia. J Am Acad Dermatol<br />

2000;43:768-776<br />

• Höhere Dosierung (2.5 o<strong>der</strong> 5 mg)?<br />

• Bei Frauen mit Hyperandrogenämie?<br />

• Bei Frauen mit Alopezie vom maskulinen Typ?<br />

• Bei Frauen mit erhöhten Dihydrotestosteron-Spiegeln?<br />

Shum et al. J Am Acad Dermatol 2002;47:733-739<br />

Trüeb R.M., Swiss Trichology Study Group. Dermatology.<br />

2004;209:202-7


Rolle von Nahrungsergänzungsmitteln?<br />

Angeborene Stoffwechselstörungen:<br />

• Aminosäuren<br />

• Vitamine<br />

• Metalle<br />

Erworbene Mangelzustände:<br />

• Protein <strong>und</strong> hochwertige Aminosäuren<br />

• Kalorien (Energie)<br />

• Vitamine<br />

• Spurelemente (Metalle)<br />

• Alter: Physiologischer Mangelzustand?<br />

Supplementationsstudien:<br />

• Tiere (Schafwollindustrie)<br />

• Mensch<br />

• 60+


Alters-abhängige Alopezien<br />

Alter<br />

Progerien<br />

Androgenetische Alopezie Senile Involutionsalopezie<br />

Beginn Früh (Teens, Twens) Spät (60 +)<br />

Verteilung Male/Female Pattern Diffus<br />

Pathophyisologie Erhöhte Aktivität <strong>der</strong> 5-�<br />

Reduktase (DHT)<br />

Genetik Polygen Unbekannt<br />

Krankheitsassoziationen<br />

<strong>und</strong><br />

Risikofaktoren<br />

Kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen<br />

Benign Prostatahyperplasie<br />

Prosatakarzinom<br />

Genexpressions- Profile Vermin<strong>der</strong>te Expression<br />

Anagenphasen-assoziierter<br />

Gene/erhöhte Expression<br />

Katagen- <strong>und</strong> Telogenphaseassoziierter<br />

Gene<br />

Therapie Finasterid<br />

Minoxidil<br />

Oestrogene<br />

Seneszenz (vermin<strong>der</strong>te 5-�<br />

Reduktase-Aktivität )<br />

Alters-abhängige Störungen?<br />

Erhöhte Expression von Markern<br />

für oxidativen Stress <strong>und</strong><br />

mitochondriale Dysfunktion<br />

Minoxidil<br />

Antioxidanzien?<br />

hGH/IGF-1?<br />

AGA FPHL Senile Involutionsalopezie


Oxidativer Stress <strong>und</strong> Haare<br />

Oxidativer Stress <strong>und</strong> Haarausfall:<br />

• D'Agostini et al. Induction of alopecia in mice exposed to cigarette smoke.<br />

Toxicol Lett 2000; 3;114:117-23<br />

•D'Agostini et al. Chemoprevention of smoke-induced alopecia in mice by oral<br />

administration of L-cystine and vitamin B6. J Dermatol Sci 2007;46:189-98<br />

• Su LH, Chen TH. Association of androgenetic alopecia with smoking and its prevalence<br />

among Asian men: a community-based survey. Arch Dermatol 2007;143:1401-6<br />

• Bahta et al. Premature senescence of balding <strong>der</strong>mal papilla cells in vitro is associated<br />

with p16(INK4a) expression. J Invest Dermatol. 2008;128:1088-94<br />

Oxidativer Stress <strong>und</strong> Ergrauen:<br />

• Wood et al. Senile hair graying: H 2O 2-mediated oxidative stress affects human hair<br />

color by blunting methionine sulfoxide repair. FASEB J. 2009 Feb 23. [Epub ahead of<br />

print]<br />

• Hollfel<strong>der</strong> B et al. Chemical and physical properties of pigmented and non-pigmented hair<br />

('grey hair'). Int J Cosmet Sci 1995;17:87-9<br />

Trüeb RM. Oxidative stress and ageing of hair. Int J Trichol 2009


Randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie mit einem Nahrungs-<br />

Ergänzungsmittel in <strong>der</strong> Behandlung von Frauen von 18 bis 65 mit Haarausfall<br />

Anagen rate (%)<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

Normal range<br />

0 3 6<br />

months<br />

Verum<br />

Placebo<br />

Verum (N=15) 72.5 78.5 80.5 p = 0.003<br />

Placebo (N=15) 75.3 78.2 75.6 p = 0.85<br />

Haarzahl <strong>und</strong> kumulative Haardicke zeigten in beiden Gruppen nach 3 <strong>und</strong> 6 Monaten Therapie keine statisch<br />

signifikante Verän<strong>der</strong>ungen<br />

Die Regressionsanalyse zeigte keinen Einfluss des Alters auf die Wirkung<br />

Trichoscan


Senile Involutionsalopezie: Nahrungsergänzungsmittel<br />

Aus: Lengg et al. Therapy 2007;4:59


Vergessen Sie die kosmetischen Massnahmen nicht!<br />

• Haarkosmetische Massnahmen:<br />

Frisurfestigungsmittel, Haarfärbung<br />

• Camouflage<br />

X-tra Hair, Topik, Supermillion Hairs<br />

• Haarchirurgie:<br />

Reduktionsplastik, autologe Transplantation,<br />

Kombination <strong>der</strong> Methoden<br />

• Haarersatz:<br />

Modische Accessoires, Haarintegration, Haarteile,<br />

Perücken


Camouflage <strong>und</strong> Haarergänzung


Prof. Dr. med. R.M. Trüeb Dr. med. S. Koch Dr. med. T. Huynh<br />

Dermatologische Praxis <strong>und</strong> Haarcenter<br />

Professor Trüeb<br />

Zentrum Wallisellen<br />

Bahnhofplatz 1A<br />

8304 Wallisellen<br />

Tel. 044 832 58 58<br />

Fax 044 832 58 59<br />

r.trueeb@<strong>der</strong>ma-haarcenter.ch<br />

Zum Nachlesen…<br />

Allgemeine Dermatologie<br />

Psoriasis <strong>und</strong> Biologics<br />

Autoimmunkrankheiten<br />

Allergien<br />

Stomatologie<br />

Haarkrankheiten<br />

Laser-Epilation<br />

Hautpflege <strong>und</strong> Prävention<br />

Kosmetische Dermatologie<br />

Anti-Aging für Haut <strong>und</strong> Haar<br />

Photorejuvenation<br />

Fractional Laser<br />

Dermato-TCM

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