[ Kanupolo – Spiel mit riesigem Spaßfaktor ] [ Elegantes Verfahren ...
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Campus aktuell<br />
Kleiner aber feiner<br />
Viel Herzblut im <strong>Spiel</strong> Mit den ersten Kulturtagen feierte der Botanische<br />
Garten Anfang Juli den Beginn der großflächigen Umgestaltung seines Freilandgeländes.<br />
Durch den Umbau soll der Garten nicht nur attraktiver für Besucher,<br />
sondern auch wissenschaftlich auf den neuesten Stand gebracht werden.<br />
Knirschend wird ein Garteneimer<br />
über den rauen Sandweg<br />
gezogen. Pflanzpaletten aus<br />
Plastik reiben rhythmisch aneinander.<br />
Harke, Spaten und sogar<br />
Gieskanne steuern weitere<br />
Töne bei. Harmonisch verbinden<br />
sich die Klänge unter der<br />
Leitung von Annemarie Roelofs,<br />
Professorin an der Frankfurter<br />
Hochschule für Musik und Darstellende<br />
Kunst, zu einer kleinen<br />
Gartenmusik. Dieses Freiluftkonzert<br />
besonderer Art<br />
begleitete Anfang Juli den<br />
„Prolog im Garten“, Auftaktveranstaltung<br />
der ersten Kulturtage<br />
im Botanischen Garten.<br />
Studierende der Akademie für Bildende<br />
Künste präsentierten dazu im Rahmen des Campusprojekts<br />
„Umweltgestaltung“ von Prof. Peter<br />
Lieser an verschiedenen Orten ihre Arbeiten.<br />
Daran, dass der Botanische Garten vor den größten<br />
konzeptionellen Veränderungen seit seiner<br />
Gründung im Jahre 1946 steht, erinnerte vor allem<br />
ein von Armin Löffler errichtetes Tor aus<br />
Stahl. „Als Durchgang für die Kastanien symbolisiert<br />
es den letzten Weg der Bäume“, so der<br />
Künstler zu der Bedeutung seines Werkes. Gemeint<br />
ist die Rosskastanienallee dahinter. Schon<br />
bald wird sie der Axt zum Opfer fallen.<br />
„Tor aus Stahl symbolisiert den<br />
letzten Weg der Bäume.“<br />
Das stimmt zwar wehmütig, macht unter biologischen<br />
Gesichtspunkten aber Sinn. „Die Bäume<br />
sind krank, ihre Stämme <strong>mit</strong> Geschwüren<br />
übersäht, die Rinde<br />
ist an manchen Stellen porös<br />
und löst sich. Einige abgestorbene<br />
Exemplare haben<br />
bereits Lücken in der<br />
Baumreihe hinterlas-<br />
[JOGU] 194/2005<br />
Abb.: © Botanischer Garten<br />
Chance: Umgestaltung eröffnet viele Möglichkeiten zur Verbesserung<br />
sen“, sagt der Kustos des Gartens, Dr. Ralf Omlor,<br />
bei einem Rundgang einige Wochen später.<br />
Die Rodung der maroden Hölzer ist bei weitem<br />
nicht die einzige Veränderung, die den Botanischen<br />
Garten bis zum Frühjahr 2007 treffen wird.<br />
Das Erweiterungsgelände <strong>mit</strong> der Nachbildung<br />
des „Mainzer Sandes“ soll aufgegeben und dessen<br />
seltene und geschützte Flora in das Gartenzentrum<br />
verlagert werden. Die ursprüngliche Fläche<br />
des Gartens wird da<strong>mit</strong> von 10 auf etwa 8,8<br />
Hektar reduziert. Den frei werdenden Platz benötigt<br />
die Uni für den Neubau der Zentralen Tierversuchseinrichtung<br />
samt einer Straße, die den<br />
Ackermannweg direkt <strong>mit</strong> dem Bentzelweg verbindet.<br />
Der im Herbst 2004 gefasste Universitätsbeschluss<br />
löste bei den Garten<strong>mit</strong>arbeitern zuerst<br />
tiefe Besorgnis aus. Mittlerweile begreift man ihn<br />
als Chance: „Die erforderliche Umgestaltung eröffnet<br />
viele Möglichkeiten zur Verbesserung.<br />
Endlich können wir die Pflanzstellen der<br />
systematischen Abteilung, in der die Verwandtschaft<br />
und Stammesgeschichte der<br />
Blütenpflanzen dargestellt wird, nach neuesten<br />
Erkenntnissen anordnen.“ Zusätzlich zu der<br />
wissenschaftlichen Aufwertung erfolgt auch eine<br />
8<br />
gestalterische: „Die ursprüngliche Fläche der systematischen<br />
Abteilung wird halbiert und neu<br />
strukturiert.Auf der einen Hälfte wird <strong>mit</strong> einigen<br />
zusätzlichen Beeten das neue System untergebracht.<br />
Auf der anderen Hälfte legen wir verschiedene<br />
Landschaftsbereiche zum ersten Mal<br />
auch nach gartenarchitektonischen Gesichtspunkten<br />
an.“ Direkt neben der Neuanlage des<br />
„Mainzer Sandes“ wird der südosteuropäische<br />
Steppenwald, der ebenfalls Tierhaus und Straße<br />
Platz machen musste, neu gepflanzt. Zudem können<br />
sich Besucher zukünftig an einer Streuobstwiese,<br />
einem Weinberg und Ackerkulturen <strong>mit</strong><br />
charakteristischen, heute selten gewordenen<br />
Unkräutern erfreuen. Für den Umbau hat die<br />
Universität 300.000 Euro locker gemacht. Die<br />
Summe reicht aus, um das Nötigste, Transportarbeiten<br />
und Gartenbaufirma, zu bezahlen. Alles<br />
andere erstellen die Mitarbeiter in Eigenleistung.<br />
Neben großem Engagement ist viel Herzblut <strong>mit</strong><br />
im <strong>Spiel</strong>, denn nicht alle Pflanzen, die umgesiedelt<br />
und gegebenenfalls zwischengelagert werden,<br />
vertragen diese Behandlung auch. Im Zuge<br />
der Neuordnung der systematischen Abteilung<br />
sollen die 3.600 Pflanzstellen auf etwa 2.000 reduziert<br />
werden. „Es werden die Arten herausgenommen,<br />
die bei uns nur schwer gedeihen oder<br />
seit langem kaum zu beschaffen sind“, erklärt der<br />
Kustos. „Pflanzengattungen, die <strong>mit</strong> 20 bis 30 Arten<br />
vertreten waren wie etwa der Klee werden<br />
auf halb so viele Arten verdichtet. Die Vielfalt der<br />
Familien und Gattungen hingegen wollen wir erhalten<br />
und ausbauen. Unser Garten wird kleiner<br />
aber feiner.“<br />
Wer derzeit durch den Botanischen Garten läuft,<br />
kann die Grundzüge der Umgestaltung schon erkennen,<br />
findet aber nach wie vor viele vertraute<br />
Ecken wieder. „Gehölzsammlung (Arboretum)<br />
und Gewächshäuser sind von den Veränderungen<br />
nicht betroffen“, bestätigt Omlor. Besuchern<br />
steht der Garten auch während des Umbaus offen,<br />
zu Veranstaltungen und Führungen wird<br />
weiterhin herzlich eingeladen.<br />
Zwei der vier zur Rodung frei gegebenen Alleeabschnitte<br />
sollen später durch Lindenalleen ersetzt<br />
werden. Die Linde ist eine Baumart, die sich<br />
für diese Art der Pflanzung besser eignet als die<br />
Rosskastanie. Das Holz der gefällten Bäume allerdings<br />
wurde bereits der Bildenden Kunst versprochen.<br />
Vielleicht wird es <strong>–</strong> von Künstlerhand<br />
bearbeitet <strong>–</strong> irgendwann den Garten wieder<br />
schmücken. Sabine KIESLICH ■<br />
Information: www.botgarten.uni-mainz.de