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Bambi und der Holocaust<br />
Ausstellung zeigt Klassiker und unbekannte jüdische<br />
Kinderbücher Die Welt jüdischer Kinderliteratur ist das<br />
Thema einer Ausstellung in der Mainzer Stadtbibliothek, die<br />
Studentinnen der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft<br />
der Universität Mainz unter der Leitung von<br />
Dr. Bettina Kümmerling-Meibauer erarbeitet haben. Mainz<br />
ist die zweite Station der Ausstellung, die viele neue Aspekte<br />
jüdischer Kinder- und Jugendbücher darstellt. Als nächstes<br />
geht die Schau nach München.<br />
Bunte Purim-Rasseln liegen zusammen <strong>mit</strong> anderem<br />
Kinderspielzeug für hohe jüdische Feiertage<br />
in einer Vitrine der Mainzer Stadtbibliothek. Der<br />
kleine Chanukka-Leuchter und der Kreisel „Dreydel“<br />
gehören zu der Ausstellung „Jüdische Kinderliteratur:<br />
Geschichte, Traditionen, Perspektiven“,<br />
die Studentinnen der Mainzer Universität in<br />
einem Seminar des Instituts für Allgemeine und<br />
Vergleichende Literaturwissenschaft unter Leitung<br />
der Tübinger Privatdozentin Dr. Bettina<br />
Kümmerling-Meibauer konzipiert und umgesetzt<br />
haben. Nach der Eröffnung in Wiesbaden im Aktiven<br />
Museum Spiegelgasse ist die Mainzer<br />
Stadtbibliothek die zweite Station der Schau.<br />
Die Ausstellung zeigt einen beeindruckend weiten<br />
Blick auf das Thema jüdischer Kinderliteratur.<br />
Natürlich gehören zentrale Werke wie das Tagebuch<br />
der Anne Frank, „Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl“ von Judith Kerr und Art Spiegelmans<br />
herausragender Comic „Maus“ zu den Büchern,<br />
die in den Vitrinen gezeigt und im Katalog kommentiert<br />
werden.<br />
Aber die Ausstellung legt gerade<br />
Wert auf solche Bücher, die<br />
wenig bekannt sind oder<br />
von denen die meisten<br />
Leser nicht wissen,<br />
dass sie von jüdischen<br />
Autoren geschrieben<br />
worden sind. Ein typisches<br />
Beispiel, so<br />
erzählt Dr. Bettina<br />
Bunte Purim-<br />
Rasseln: <strong>Spiel</strong>zeug für<br />
hohe jüdische Feiertage<br />
Kümmerling-Meibauer,<br />
ist die „Nesthäkchen“-<br />
Reihe: ein Klassiker der<br />
Kinderliteratur, der zwischen 1918 und 1927 in<br />
zehn Bänden erschien. Wer aber weiß, dass die<br />
Autorin der Reihe, Else Ury, 1943 in Auschwitz ermordet<br />
worden ist? Oder dass Felix Saltens<br />
Roman „Bambi“ (die literarische Vorlage für den<br />
Disney-Zeichentrickfilm) auch Motive der zionistischen<br />
Bewegung aufgreift?<br />
„Die Möglichkeit, wissenschaftliche<br />
Methoden in so praktischer<br />
Weise während des Studiums<br />
anwenden zu können, ist<br />
eine große Chance gewesen.“<br />
Über die Bücher hinaus, die sich <strong>mit</strong> dem Holocaust<br />
auseinandersetzen, zeigt die Ausstellung<br />
eine große Vielfalt der literarischen Themen und<br />
Formen. Berühmte Autoren wie Irene Dische,<br />
Amos Oz und Maurice Sendak stehen neben weniger<br />
bekannten Schriftstellern. Klassiker wie<br />
„Massel und Schlamassel“ von Isaac Bashevis<br />
Singer treten in einen Dialog <strong>mit</strong> unbekannten<br />
Werken wie dem zionistischen<br />
Kinderbuch „Benni fliegt<br />
ins gelobte Land“, dessen Titelblatt<br />
als Umschlagillustration<br />
des Kataloges dient.<br />
Unter den rund 100 Titeln<br />
finden sich auch Bücher<br />
von nichtjüdischen Autoren,<br />
deren Geschichten sich<br />
aber <strong>mit</strong> jüdischer Identität<br />
auseinandersetzen.<br />
25<br />
Fotos: Peter Thomas<br />
Kultur auf dem Campus<br />
Dr. Bettina Kümmerling-Meibauer:<br />
„Nesthäkchen“-Reihe <strong>–</strong> ein Klassiker<br />
der Kinderliteratur<br />
Während des Blockseminars im Wintersemester<br />
2004/05 überlegten Studentinnen und Dozentin,<br />
wie das Thema jüdische Kinderliteratur als Ausstellung<br />
präsentiert werden könnte. Im folgenden<br />
Semester erarbeiteten Nicole Budzinski,Annamarie<br />
Gau, Verena Grein, Eva Gressnich, Diana Kabus,Adienne<br />
Karsten, Juliana Paul, Katja Schmidt,<br />
Hadassah Stichnothe, Christina Urlaub und Ulrike<br />
Weber dann unter der Leitung von Kümmerling-<br />
Meibauer die Ausstellung, die jetzt in Mainz zu<br />
sehen ist.<br />
Die Erfahrung der Konzeption und Realisation einer<br />
umfangreichen Ausstellung sei für die engagierte<br />
Gruppe sehr wichtig gewesen, resümiert<br />
Kümmerling-Meibauer: „Die Möglichkeit, wissenschaftliche<br />
Methoden in so praktischer Weise<br />
während des Studiums anwenden zu können, ist<br />
eine große Chance gewesen“. Die Mainzer Literaturwissenschaftlerinnen<br />
haben jene Chance<br />
genutzt: Die Präsentation der Ausstellung in der<br />
Bibliothek am Rheinufer überzeugt ebenso wie<br />
der ausführliche Katalog, in dem es zu jedem<br />
Buch eine Doppelseite gibt. Peter THOMAS ■<br />
Information: Die Ausstellung „Jüdische Kinderliteratur.<br />
Geschichte, Traditionen, Perspektive“ ist<br />
in der Stadtbibliothek Mainz (Rheinallee 3B) noch<br />
bis zum 26. November 2005 zu sehen.<br />
[JOGU] 194/2005