Nanotechnologie in Kosmetika - Österreichische Akademie der ...
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zw. verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Da <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>e Kennzeichnungspflicht<br />
von Substanzen, die als Nanoform<br />
<strong>in</strong> das kosmetische Mittel e<strong>in</strong>gearbeitet<br />
wurden, besteht, ist es für Verbraucher<br />
nicht ersichtlich, <strong>in</strong> welcher Form <strong>der</strong> UV-Filter<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Produkt verwendet wurde.<br />
Zur Beantwortung offener Fragen empfiehlt<br />
<strong>der</strong> „Wissenschaftliche Ausschuss für Konsumgüter“<br />
(SCCP) <strong>der</strong> EU e<strong>in</strong>e neuerliche<br />
Evaluierung von Titandioxid37 .<br />
Betreffend nicht löslicher Fullerene gibt es<br />
ebenfalls nur wenige Untersuchungen zu<br />
möglichen negativen gesundheitlichen Auswirkungen.<br />
Studien zeigen jedoch, dass sie<br />
aufgrund ihrer ger<strong>in</strong>gen Größe <strong>in</strong> die Haut<br />
e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen können und diese bei Versuchen<br />
an Bakterien phototoxisch38 und genotoxisch39<br />
wirkten. Auch hier besteht noch erheblicher<br />
Forschungsbedarf zur Evaluierung<br />
des Gefährdungspotenzials40 .<br />
In e<strong>in</strong>er deutschen Expertenbefragung („Experten-Delphi“)<br />
zur <strong>Nanotechnologie</strong> äußerten<br />
sich die befragten Fachleute sehr kritisch<br />
gegenüber e<strong>in</strong>er Anwendung von Fullerenen.<br />
87 % erklärten, dass e<strong>in</strong> negativer gesundheitlicher<br />
Effekt bei e<strong>in</strong>er Anwendung<br />
<strong>in</strong> <strong>Kosmetika</strong> zu erwarten sei und wiesen den<br />
Fullerenen e<strong>in</strong> „mittleres toxisches Potenzial“<br />
zu41 . In Österreich s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>e Kosmetikprodukte<br />
erhältlich, von denen bekannt<br />
ist, dass sie Fullerene enthalten.<br />
Die Position von UmweltundVerbraucherorganisationen<br />
Die US-amerikanische Organisation „Environmental<br />
Work<strong>in</strong>g Group“ (EWG) hat rund<br />
400 Studien ausgewertet, die sich mit möglichen<br />
negativen gesundheitlichen Effekten<br />
von nanopartikulären UV-Filtern befassen<br />
und kommt zu dem Ergebnis, dass Sonnenschutzmittel<br />
mit Titandioxid und Z<strong>in</strong>koxid zu<br />
den effektivsten und sichersten am Markt gehören.<br />
Im Gegensatz zu Produkten mit chemischen<br />
UV-Filtern gewährleisten sie e<strong>in</strong>en<br />
höheren UV-Schutz und enthalten weniger<br />
bedenkliche Inhaltsstoffe42 .<br />
Die Umwelt- und Verbraucherorganisation<br />
„Friends of the Earth“ (Australien und USA)<br />
verwies schon 2006 auf die potenziellen Risiken<br />
von Nanomaterialien <strong>in</strong> <strong>Kosmetika</strong>,<br />
kritisierte die fehlende verpflichtende Kennzeichnung<br />
von Nano-Produkten und for<strong>der</strong>te<br />
sogar e<strong>in</strong> Moratorium43 . Im August 2007<br />
veröffentlichte „Friends of the Earth“ e<strong>in</strong>e<br />
Broschüre zu Sonnenschutzmitteln mit Na-<br />
nopartikeln und hob e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich <strong>der</strong>en Risiken<br />
hervor44 .<br />
Die Verbraucherzentrale Berl<strong>in</strong> for<strong>der</strong>t u. a.<br />
ebenfalls e<strong>in</strong>e Kennzeichnung, mehr Information,<br />
e<strong>in</strong>e umfassende Risikoforschung<br />
und e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Schutz für K<strong>in</strong><strong>der</strong> vor<br />
den <strong>der</strong>zeit noch nicht e<strong>in</strong>schätzbaren Auswirkungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Nanotechnologie</strong>45 .<br />
Die Ärzt<strong>in</strong>nen und Ärzte für e<strong>in</strong>e gesunde<br />
Umwelt, „die umweltberatung“ Österreich,<br />
das <strong>Österreichische</strong> Ökologie-Institut und<br />
<strong>der</strong> VKI Vere<strong>in</strong> für Konsumenten<strong>in</strong>formation<br />
for<strong>der</strong>n die Anwendung des Vorsorgepr<strong>in</strong>zips,<br />
mehr f<strong>in</strong>anzielle Mittel für die Risikoforschung<br />
und ebenfalls e<strong>in</strong>e verpflichtende<br />
Kennzeichnung von Produkten mit Nanopartikeln.<br />
Die Chemikaliengesetzgebung wird<br />
als nicht ausreichend für die Regulierung von<br />
synthetischen Nanomaterialien kritisiert46 .<br />
„Which?“ (UK), die größte Verbraucherorganisation<br />
Europas, for<strong>der</strong>t die Etablierung e<strong>in</strong>er<br />
unabhängigen Expertengruppe zur Beratung<br />
<strong>der</strong> Regierung h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Vorteile<br />
und Risiken von Sonnenschutzmitteln mit<br />
Nanopartikeln. Ebenso sollte die Regierung<br />
Unternehmen verpflichten, die Verwendung<br />
von synthetischen Nanomaterialien offen zu<br />
legen und potenziell unsichere Kosmetikprodukte<br />
sollten vom Markt genommen werden.<br />
Die neue Kosmetikrichtl<strong>in</strong>ie sollte e<strong>in</strong>e Liste<br />
von Nanomaterialien be<strong>in</strong>halten, die für e<strong>in</strong>e<br />
Verwendung <strong>in</strong> <strong>Kosmetika</strong> aufgrund von<br />
unabhängigen Sicherheitsüberprüfungen<br />
zugelassen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e von „Which?“ durchgeführte<br />
Verbraucherkonferenz zeigte, dass<br />
Konsumenten mehr Informationen und e<strong>in</strong>e<br />
Kennzeichnung von <strong>Kosmetika</strong> mit synthetischen<br />
Nanomaterialien wünschen47 .<br />
Fazit<br />
Hersteller von kosmetischen Mitteln, die<br />
Nanomaterialien und Nanopartikel enthalten,<br />
berufen sich darauf, dass ihre<br />
Produkte gemäß den <strong>der</strong>zeitig gültigen<br />
gesetzlichen Bestimmungen e<strong>in</strong>er Sicherheitsbewertung<br />
unterzogen werden müssen<br />
und demnach sicher s<strong>in</strong>d. Jedoch<br />
ist fraglich, ob die angewendeten Testund<br />
Analysemethoden, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für<br />
unlösliche und nicht abbaubare Nanopartikel,<br />
geeignet s<strong>in</strong>d, um die spezifischen,<br />
risikorelevanten Eigenschaften<br />
von Nanopartikeln zu bestimmen. Adäquate<br />
<strong>in</strong> vivo und <strong>in</strong> vitro Testmethoden<br />
bef<strong>in</strong>den sich erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklungsphase.<br />
Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist die<br />
Feststellung aussagekräftiger Dosis-Wirkung-Beziehungen,<br />
da bislang Schwellenwerte,<br />
die e<strong>in</strong>en Effekt auslösen, nicht<br />
bekannt s<strong>in</strong>d.<br />
4<br />
Nr. 008 • Jänner 2009<br />
Anmerkungen und Literaturh<strong>in</strong>weise<br />
1 Richtl<strong>in</strong>ie des Rates vom 27. Juli 1976 zur Angleichung<br />
<strong>der</strong> Rechtsvorschriften <strong>der</strong> Mitgliedsstaaten<br />
über kosmetische Mittel<br />
(76/768/EWG).<br />
2 Zur Def<strong>in</strong>ition des Arzneimittelbegriffs siehe<br />
Richtl<strong>in</strong>ie 2001/83/EG des Europäischen Parlaments<br />
und des Rates bzw. das <strong>Österreichische</strong><br />
Arzneimittelgesetz (Bundesgesetz vom 2.<br />
März 1983 über die Herstellung und das Inverkehrbr<strong>in</strong>gen<br />
von Arzneimitteln).<br />
3 siehe dazu auch NanoTrust Dossier Nr. 1/Mai<br />
2008: Zur Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> <strong>Nanotechnologie</strong>.<br />
4 Unter Emulgieren versteht man die Herstellung<br />
e<strong>in</strong>er Emulsion, d. h. e<strong>in</strong>es fe<strong>in</strong> verteilten Gemisches<br />
zweier normalerweise nicht mischbarer<br />
Flüssigkeiten, wie etwa Öl und Wasser, ohne<br />
sichtbare Entmischung. Beispiele für Emulsionen<br />
s<strong>in</strong>d zahlreiche <strong>Kosmetika</strong> o<strong>der</strong> auch<br />
Mayonnaise.<br />
5 Bei <strong>der</strong> Hochdruckhomogenisationen wird –<br />
vere<strong>in</strong>facht dargestellt – e<strong>in</strong>e Flüssigkeit (Präemulsion)<br />
unter hohem Druck durch e<strong>in</strong>en engen<br />
Spalt gepresst, dabei entstehen Gasbläschen,<br />
die beim Austritt aus dem Spalt implodieren.<br />
Hierbei werden starke Kräfte frei, welche<br />
die Emulsionströpfchen o<strong>der</strong> Feststoffpartikel<br />
zerreißen und somit zerkle<strong>in</strong>ern (nach Jacobs<br />
Claudia [2004]: Neue Nanosuspensionsformulierungen<br />
für verschiedene Applikationsformen;<br />
Dissertation; Freie Universität Berl<strong>in</strong>).<br />
6 Kosmetik transparent, Presse<strong>in</strong>formation vom<br />
April 2008.<br />
7 www.nanotechproject.org.<br />
8 Zugriffsdatum für beide Datenbanken:<br />
18.9.08.<br />
9 siehe dazu auch NanoTrust Dossier Nr. 3/<br />
Mai 2008: „Wie kommen Nanopartikel <strong>in</strong> den<br />
menschlichen Körper und was verursachen sie<br />
dort?“.<br />
10 Für e<strong>in</strong>en Überblick zu Verkapselungs- und Trägersystemen<br />
(Liposome, Nanoemulsionen,<br />
Mikroemulsionen) siehe: www.<strong>der</strong>maviduals.<br />
de/deutsch/publikationen/spezielle-wirkstoffe/<br />
(Zugriff 16.10.08) Dr. Hans Lautenschläger,<br />
Kosmetik Konzept KOKO GmbH & Co KG.<br />
11 Lecith<strong>in</strong>e ist <strong>der</strong> klassische Name für e<strong>in</strong>e Gruppe<br />
chemischer Verb<strong>in</strong>dungen, die so genannten<br />
Phosphatidylchol<strong>in</strong>e. Dabei handelt es sich<br />
um Lipide, genauer Phospholipide, die sich aus<br />
Fettsäuren, Glycer<strong>in</strong>, Phosphorsäure und Chol<strong>in</strong><br />
zusammensetzen. Lecith<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Bestandteile<br />
<strong>der</strong> Zellmembranen tierischer und pflanzlicher<br />
Lebewesen. Sie s<strong>in</strong>d Begleitstoffe <strong>in</strong> Fetten<br />
und fetten Ölen und beson<strong>der</strong>s reich <strong>in</strong> Eidottern<br />
und pflanzlichen Samenzellen vorhanden.<br />
de.wikipedia.org/wiki/Lecith<strong>in</strong><br />
(Zugriff 13.10.08).<br />
12 Traubenkernextrakt enthält oligomere Procyanide<br />
(OPC), die antioxidativ wirken und gegen<br />
freie Radikale schützen, wodurch sie <strong>der</strong><br />
Faltenbildung entgegenwirken. Weiters soll<br />
Traubenkernextrakt auch den Aufbau von Collagen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Haut unterstützen.