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KURT 02/2017

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Gifhorns neuer Kreisarchäologe Dr. Ingo Eichfeld weiß die Antwort<br />

Die Sonne scheint, die Kinder spielen und<br />

buddeln im Garten. Plötzlich wird‘s still.<br />

Sehr, sehr still – und dann herrscht mit einem<br />

Mal wildes Durcheinander: Denn mit<br />

dem letzten Spatenstich kam ein altes<br />

Tongefäß zum Vorschein. „Mamaaaaaa,<br />

Papaaaaaa, da ist ein Schatz!“, rufen die<br />

Kinder aufgeregt. „Dürfen wir ihn behalten?<br />

Dürfen wir, dürfen wir, dürfen wir?<br />

Bitteeee!“ Gifhorns neuer Kreisarchäologe<br />

Dr. Ingo Eichfeld (40) weiß die Antwort.<br />

Was<br />

geschieht<br />

mit meinem<br />

Schatz?<br />

Seit Januar ist er für unsere Kreisverwaltung<br />

im Einsatz und übernimmt die Aufgaben<br />

seines Vorgängers Dr. Andreas Wallbrecht:<br />

den Schutz, die Pflege und die Dokumentation<br />

des unterirdischen Kulturerbes in der<br />

Stadt Wittingen und in den Samtgemeinden<br />

Isenbüttel, Meinersen, Wesendorf, Papenteich,<br />

Boldecker Land, Hankensbüttel und<br />

Brome sowie in der Einheitsgemeinde Sassenburg.<br />

Auch die Digitalisierung des archäologischen<br />

Archivs sowie das Vermitteln der<br />

Erkenntnisse bei Vorträgen und in Publikationen<br />

gehören zu seinen Aufgaben. Doch wie<br />

sieht das Ganze im Alltag aus?<br />

Werden neue Wohn- oder Gewerbegebiete<br />

geplant, wird Dr. Eichfeld frühzeitig einbezogen.<br />

Schließlich könnten Grabhügel aus<br />

der Steinzeit die Pläne durchkreuzen.<br />

Es gibt aber auch Zufallsfunde: Wer beim<br />

Spatenstich im Garten zum Beispiel auf alte<br />

Gefäße stößt, ist sogar per Gesetz dazu verpflichtet,<br />

die Denkmalschutzbehörde zu informieren.<br />

Bei uns geht dann Dr. Eichfeld<br />

ans Telefon – und dann kommt er mit allerlei<br />

Werkzeug vorbei, um die Fundstelle zu untersuchen.<br />

Den gefundenen Schatz dürfen<br />

Mama, Papa und die Kinder letztlich aber behalten<br />

– zumindest so lange er nicht von wissenschaftlich<br />

hochgradiger Bedeutung ist.<br />

Bis zu zwölf Monate müsse man solche<br />

Funde für die Wissenschaft zur Verfügung<br />

stellen. Das gilt übrigens auch für Baustellen,<br />

auf denen dann so lange nicht weitergearbeitet<br />

werden darf. „Generell versuchen wir<br />

uns aber zu beeilen“, versichert Dr. Eichfeld.<br />

„Wir wollen den Betrieb ja nicht aufhalten.“<br />

„Gifhorn ist reich an<br />

archäologischen<br />

Fundstellen“<br />

Als Gifhorns neuer Kreisarchäologe<br />

vervollständigt und digitalisiert<br />

er das archäologische Archiv – und<br />

er tut noch sehr viel mehr. <strong>KURT</strong>-Mitarbeiterin<br />

Dany Stephan sprach mit<br />

Dr. Ingo Eichfeld (40) über alte Römer<br />

und Ägypter, über Grabhügel aus der<br />

Steinzeit und übers Spielen im Matsch.<br />

<strong>KURT</strong>: Haben Sie schon als Kind gerne gebuddelt<br />

und im Matsch gespielt?<br />

Eichfeld (lacht): Jein, als Kind habe ich<br />

eher mit Autos gespielt.<br />

<strong>KURT</strong>: Woher kommt dann Ihre Leidenschaft<br />

für Archäologie?<br />

Eichfeld: Nach der Schule und meinem<br />

Zivildienst in einer Behindertenwerkstatt<br />

habe ich zunächst ein Jura-Studium begonnen.<br />

Mein damaliger Prof in Rechtsgeschichte<br />

gab uns den Tipp, schon<br />

frühzeitig über den Tellerrand zu blicken,<br />

da Jura ja nicht immer ein Zuckerschlecken<br />

ist. Ich habe dann bei ihm meinen<br />

Grundlagenschein in Rechtsgeschichte<br />

erworben. In der Arbeit ging es um das<br />

frühe Mittelalter, genauer gesagt über<br />

die Rechtsprechung in Norddeutschland<br />

in der damaligen Zeit. Dabei habe ich erfahren,<br />

dass Archäologie mehr umfasst als<br />

nur die alten Griechen, Römer und Ägypter.<br />

Durch Zufall erfuhr ich dann von der<br />

Entdeckung eines Gräberfelds der späten<br />

Bronzezeit bei Vechta. Auf dem rund<br />

3000 Jahre alten Bestattungsplatz waren<br />

Ausgrabungen im Gange. Ich war sofort<br />

interessiert, habe den dortigen Archäologen<br />

angerufen und durfte dann in den<br />

Semesterferien mehrere Monate bei der<br />

Ausgrabung mitarbeiten – und es war um<br />

mich geschehen...<br />

blaulicht & blitzlicht<br />

<strong>KURT</strong>: Bislang haben Sie am Institut für<br />

historische Küstenforschung in Wilhelmshaven<br />

gearbeitet. Was hat Sie nun nach<br />

Gifhorn verschlagen?<br />

Eichfeld: Ich hatte schon immer den<br />

Traum, in der Kommunalarchäologie zu<br />

arbeiten. Dabei kann man schließlich auf<br />

relativ begrenztem Gebiet alle archäologischen<br />

Bereiche bearbeiten und ist nicht<br />

an nur ein Spezialgebiet gebunden. Der<br />

Landkreis Gifhorn bietet außerdem eine<br />

große Vielfalt archäologischer Fundstellen.<br />

Diese reichen von Rastplätzen steinzeitlicher<br />

Jäger und Sammler über vorgeschichtliche<br />

Gräberfelder und Siedlungen<br />

bis hin zu mittelalterlichen Wüstungen,<br />

Wegen und Burgen. Das macht die Arbeit<br />

hier besonders reizvoll!<br />

<strong>KURT</strong>: Und nun sind Sie täglich mit Ihrer<br />

Schaufel in unserer Region unterwegs?<br />

Eichfeld: Nicht nur. Meine Arbeit umfasst<br />

auch Verwaltungstätigkeiten. Zum<br />

Beispiel bin ich bei Planungen neuer Gewerbegebiete<br />

oder neuer Straßen eingebunden.<br />

Dazu muss in einer Stellungnahme<br />

erklärt werden, ob die geplante<br />

Trasse beispielsweise über Grabhügel aus<br />

der Steinzeit oder Eisenzeit verläuft. Dann<br />

wird abgewogen, ob das Denkmal an Ort<br />

und Stelle erhalten werden kann oder ob<br />

eine Ausgrabung notwendig ist.

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