07.02.2017 Aufrufe

KURT 02/2017

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

34<br />

35<br />

brauchte, die Produkte über den Pieper zu ziehen,<br />

war die Stimmung aufgeheitert bis lebensbejahend.<br />

Wow! Supermarkt kann ja Spaß machen...<br />

Den zwei „Damen“ hinter mir gefiel das aber gar<br />

nicht: Es ginge zu langsam voran, abfällige Bemerkungen<br />

über die falschen Buchungen wurden gemacht,<br />

es wurde sich ins Fäustchen gelacht, ein „Habe ich<br />

doch gleich gesagt“ folgte dem „Na, wohl noch ganz<br />

schön grün hinter den Ohren“. Sie, Nummer 1, schien<br />

offensichtlich die Mutter von ihr, Nummer 2, zu<br />

sein – und doch konnte man nur schwer und mit<br />

fachkundigem Blick unterscheiden, wer von<br />

beiden jetzt die 30- und wer die 50-Jährige<br />

war: Der Jogging-Overall passte<br />

genauso ins Bild wie die herausgewaschene<br />

Tönung, die man trotz<br />

Pferdeschwanz klar erkennen<br />

konnte. Dann kam: „Hätten wir<br />

uns doch an der anderen Kasse<br />

angestellt.“ JA! Hättet Ihr das mal<br />

getan. Dann bräuchte ich Euer<br />

Nörgeln jetzt nicht zu ertragen.<br />

Die pockennarbigen Gesichter<br />

und gichtigen Hände brachten mir<br />

den Einfall, dass die beiden „Damen“<br />

vor einiger Zeit wohl ein Fall für die Inquisition<br />

gewesen wären. Schön, dass unsere liberale<br />

Gesellschaft aber auch die Minderheit der Hexen<br />

schützt. Als Einkauf legten sie übrigens eine Box mit<br />

200 Zigarettenfiltern aufs Band. Im Gegensatz zum<br />

Fuchs spart die Hexe halt am falschen Ende.<br />

Ich zumindest fühlte mich angeekelt. Die junge<br />

Kassiererin tat mir leid – sie gab sich Mühe, und Anfängerfehler<br />

sind doch das Normalste auf der Welt.<br />

Da nimmt sich jemand mal Zeit für Offenherzigkeit<br />

und Freundlichkeit im hektischen und damit zur<br />

Anonymität verkommenen Alltag; und das einzige,<br />

was ich mitbekomme, ist diese exaltierte Larmoyanz.<br />

Hallo, noch jemand da? Euretwegen kräht kein<br />

Hahn dieser Welt. Also dreht Eure 200 Zigaretten und<br />

dampft (!) ab. Und an all diejenigen, die jetzt beim<br />

Lesen schon aufschnauben: Ja, ich bin vielleicht doch<br />

nachtragend. Aber wirklich nur bei Hexen... und bei<br />

Menschen, die beim Umblättern des Stern-Magazins<br />

die Seiten ansabbern.<br />

Ich bin ja wirklich nicht nachtragend. Ehrlich, keinesfalls.<br />

Denn das führt immer dazu, dass man im Alter<br />

ein verbissener Querulant wird, vor dem jedes Kindergartenkind<br />

Angst hat – und man mault irgendwann<br />

nur noch aus Gewohnheit, gar nicht mal mehr aus<br />

Zorn oder Erregung. Dann formt man permanent die<br />

Augen zu Schlitzen und die Brauen bauschen sich<br />

theowaigelmäßig auf, den Kaffee trinkt man stark,<br />

dafür aber mit zwei Mini-Pillen Süßstoff. Beim Gehen<br />

hält man sich schmerzverzerrt den Rücken, es geht<br />

einem ja so schlecht und auch die andere Straßenseite<br />

sollte das wissen. Und dann sitzt man<br />

im Wartezimmer des Doktors und leckt<br />

so beim Umblättern des Stern-Magazins<br />

für jede Seite die Fingerkuppen<br />

an und rotzt wochenlang in<br />

dasselbe Stofftaschentuch, das<br />

natürlich ein Erbstück ist von<br />

Onkel Klaus, der sich das damals<br />

kurz vor Kairo als Schutz vor den<br />

Sandstürmen oft vor das Gesicht<br />

geschnallt hat. Naja, jedenfalls<br />

bin ich nicht nachtragend, aber<br />

eine Sache werde ich einfach nicht<br />

mehr los: das Nörgeln.<br />

Voller guter Dinge habe ich mich zum<br />

Rewe meines Vertrauens aufgemacht, ein Festmahl<br />

sollte es werden: Billig-Penne, Marken-Pesto. Der<br />

Fuchs spart am richtigen Ende. Jedenfalls schlenderte<br />

ich so durch den Markt und sah mich vor dem geistigen<br />

Auge eigentlich schon in der Küche stehen und<br />

in tiefster Entspannung abwaschen, gewärmt durch<br />

das heiße Spüli-Wasser mit dem Geruch „Rosa Orchidee“<br />

und nebenbei von Spotify den UFO-Podcast<br />

hörend. Und so tapste ich durch die Gänge, fischte<br />

mir kurz meine Einkäufe und marschierte direkt Richtung<br />

Kasse, wo ich etwas überraschend eine neue<br />

Kassiererin sah. Sie war vielleicht 17 oder 18 Jahre –<br />

und sie begrüßte jeden Kunden mit den glänzenden<br />

Augen und der Sonnenscheinigkeit<br />

einer<br />

„Ich-habe-heute-meinen-ersten-Tag“-Mitarbeiterin.<br />

Auch wenn<br />

sie etwas lange dafür<br />

Zerbrecht Ihr Euch<br />

auch manchmal den<br />

Kopf über irgendetwas?<br />

Oder findet Ihr Maltes<br />

Nörgeln über anderer<br />

Leute Nörgeleien einfach<br />

nur voll daneben? Mailt an<br />

redaktion@kurt-gifhorn.de!<br />

10.03. Das Künstlerkarussell der Kulturschmiede<br />

Sassenburg (KusS) dreht<br />

sich wieder: Zum vierten Mal gibt‘s drei<br />

Events an drei Orten – und das zur selben<br />

Zeit. Das Besondere daran: Die Künstler<br />

touren, während die Zuschauer verweilen.<br />

Los geht‘s am Freitag, 10. März, um 19 Uhr<br />

gleichzeitig im Landhaus, Allerstraße 4,<br />

in Dannenbüttel, in der Alten Schmiede,<br />

Gutshof 12, in Triangel und im Hotel<br />

am Bernsteinsee, Bernsteinallee 5-7, in<br />

Stüde. Einlass ist überall ab 18.30 Uhr.<br />

kunst & kultur<br />

Auch die A-cappella-Gruppe Vocatonics ist beim Künstlerkarussell dabei.<br />

Künstlerkarussell<br />

der Kulturschmiede<br />

Drei Events an drei Orten: Die Künstler touren durch die Sassenburg<br />

Lisa<br />

Pit vom Niederrhein<br />

Von Malte Schönfeld<br />

Über das Nörgeln<br />

Kopfüber<br />

Auf dem Programm stehen das A-cappella-<br />

Sextett Vocatonics mit vier Frauen und zwei<br />

Männern – allesamt aus unserem Landkreis.<br />

Ihr Repertoire reicht von Pop bis Jazz mit<br />

Titeln wie „Say a little Prayer“ und „Nobody<br />

Fault“. Außerdem dabei ist die 25-jährige Sängerin<br />

Lisa Meinecke aus Neudorf-Platendorf<br />

mit eigenen Stücken und Cover-Songs sowie<br />

Pit vom Niederrhein alias Peter Chavier, der<br />

den Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch wieder<br />

lebendig werden lässt. Tickets gibt‘s im Vorverkauf<br />

für 9 Euro im Rathaus in Westerbeck<br />

sowie in den Big-Durst-Filialen in Grußendorf<br />

und Triangel. Abendkasse: 11 Euro.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!