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KURT 02/2017

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Das Glück der schwachen<br />

Lämmer<br />

Carly und Franklin benötigen Unterstützung von tierlieben Menschen<br />

land & leute<br />

Zu schwach, um allein zu überleben – für<br />

die Massentierhaltung unwirtschaftlich,<br />

viel zu groß wären der personelle und finanzielle<br />

Aufwand: Für die nur wenige<br />

Tage alten Lämmchen Carly und Franklin<br />

wäre das eigentlich das Todesurteil<br />

gewesen – doch zum Glück gibt‘s „Stark<br />

für Tiere“. Das engagierte Team um die<br />

Vollbüttelerin Jenny Breit (35) nahm die<br />

Lämmchen auf. Zwei Landwirte überließen<br />

die Tiere dem Verein, anstatt sie – wie<br />

sonst leider üblich – wie Müll zu entsorgen.<br />

Nun werden die beiden schwachen<br />

Lämmchen von Jenny aufgepäppelt, um<br />

anschließend in ein artgerechtes und<br />

selbstverständlich schlachtfreies Zuhause<br />

vermittelt zu werden. Anders als viele<br />

ihrer Artgenossen sollen Carly und Franklin<br />

die Chance auf ein glückliches Leben<br />

bekommen. <strong>KURT</strong> war zu Besuch.<br />

Schon vor dem Öffnen der Stalltür hört<br />

man Carly und Franklin blöken. Sie haben<br />

Hunger. Nahezu unstillbaren Hunger. Die beiden<br />

Lämmchen sind Kümmerlinge. So nennt<br />

man Tiere, die ohne menschliche Hilfe nicht<br />

überleben können. Jenny zieht sie mit der<br />

Flasche auf. Nicht anders als menschliche<br />

Säuglinge müssen auch die beiden Schafsbabys<br />

alle zwei bis drei Stunden gefüttert werden<br />

– selbstverständlich auch nachts.<br />

Kaum betritt Jenny das mit Stroh ausgelegte<br />

Gehege, hängen die beiden zuckersüßen<br />

Babys schon an ihrem Jackenzipfel<br />

und das große Nuckeln geht los. Ob Finger,<br />

Schuhe oder Umhängetasche: An allem wird<br />

gesogen; der Hunger ist einfach zu groß. Als<br />

Jenny die zwei Nuckelflaschen hervorholt,<br />

sind sie kaum zu stoppen – fast so, als würden<br />

sie um die Wette nuckeln.<br />

Carly und Franklin werden trotz ihres<br />

schweren Starts überleben. Jenny und zahlreiche<br />

Helfer sorgen dafür, dass sie groß und<br />

stark werden. Rührend kümmern sie sich um<br />

die sanftmütigen Tierkinder. Doch so viel<br />

Glück haben leider nicht alle Lämmer. Denn:<br />

„Anders als die meisten Menschen denken,<br />

wird auch Schafswolle mittlerweile in Massen<br />

produziert“, erklärt Jenny. Zu schwache Lämmer<br />

sind für die Landwirte einfach nicht rentabel,<br />

ihre Aufzucht ist den meisten zu teuer.<br />

Aber auch die Tiere, die gesund zur Welt<br />

kommen, haben in der Massentierhaltung<br />

alles andere als ein schönes Leben: „Wenige<br />

Wochen nach ihrer Geburt werden Lämmern<br />

die Ohren durchstochen; ihre Schwänze werden<br />

gekürzt, und männliche Lämmer werden<br />

kastriert – das alles meist ohne Betäubung“,<br />

erklärt die Tierschutzorganisation PETA (People<br />

for the Ethical Treatment of Animals; auf<br />

deutsch „Menschen für den ethischen Umgang<br />

mit Tieren“). Und genauso wie wir Menschen<br />

sind Schafe auch soziale Lebewesen –<br />

sie spüren Schmerz, Angst und Einsamkeit.<br />

Aufgrund der seit Jahrzehnten rückläufigen<br />

Preise für Rohwolle sei in Deutschalnd<br />

lediglich der Markt für Lammfleisch lukrativ –<br />

die meisten Schafe werden also bereits im<br />

Kindesalter geschlachtet. Allein 2013 wurden<br />

hierzulande laut PETA 884.000 Lämmern im<br />

Schlachthof die Kehlen durchgeschnitten.<br />

Und die Mütter der Tierkinder erwarte das<br />

gleiche Schicksal, sobald die Qualität ihrer<br />

Wolle oder Fruchtbarkeit nach rund fünf<br />

Jahren nachlässt. Die übliche Lebenserwartung<br />

eines Schafes liegt hingegen bei zehn<br />

bis zwölf Jahren. Ein Alter, das in der Massentierhaltung<br />

kein Schaf erreicht.<br />

Mindestens so alt sollen nun aber auch<br />

Carly und Franklin werden. Und bei der einmaligen<br />

Rettung der beiden Lämmer soll‘s<br />

übrigens auch nicht bleiben. „Wir wollen daraus<br />

ein Dauerprojekt machen“, erklärt Tierschützerin<br />

Jenny. „Dank einer Kooperation<br />

mit einem Schäfer und einem Ziegenwirt ist<br />

es uns nun möglich, regelmäßig ausrangierte<br />

Schafs- und Ziegenlämmer zu retten.“<br />

Natürlich sind diese Rettungen nicht gerade<br />

günstig – und der Verein ist auf Unterstützung<br />

angewiesen. „Wir suchen Menschen,<br />

die bereit sind, eine Patenschaft für unser<br />

Lämmerrettungsprojekt zu übernehmen. Jeder<br />

noch so kleine Beitrag ist viel!“<br />

Auch Pflegestellen oder ein Zuhause für<br />

immer werden dringend gesucht. Außerdem<br />

dürfen Mamis und Papis gern ihre ausrangierten<br />

Babynuckelflaschen mit Sauger<br />

spenden. Denn mit diesen werden die kleinen<br />

Lämmchen gefüttert. Wer sich berufen<br />

fühlt zu helfen, schreibt einfach eine Mail an<br />

info@stark-fuer-tiere.de!

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