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07.02.2017 Aufrufe

Kapitel 1 | Datenschutz, Big Data und Profiling 1_1 Datenschutz / Big Data 1_2 Datenschutz – Arbeitsblätter   2 Nichts zu suchen, aber viel zu finden Erkennen der Mechanismen von Datenpreisgabe und Datensammlung Reflexionsfrage: Wer erhebt und verarbeitet private Daten und gibt sie gegebenenfalls weiter? 2.1 Jäger und Sammler Datenspuren im Netz Die Daten, die wir freiwillig in den sozialen Medien preisgeben, sind nur ein Teil der Datenspuren, die wir überall hinterlassen. Diese Datenspuren werden von verschiedenen – vor allem kommerziellen – Datensammlern aufgezeichnet, ausgewertet, verwendet und/oder weitergegeben. „Diese Datensammlung (...), die neben der Verbreitung von selbst (mehr oder weniger bewusst) freigegebenen (Profil-)Informationen eine potenziell weitreichendere Dimension hat, wenn es um Fragen von Identität, komplex aggregiertem Wissen über eine Person, Bewegungsprofile u.v.m. geht, stellt das weitaus wirkmächtigere Problem im Kontext des Datenschutzes dar.“ 12 Wenn unser Verhalten im Netz permanent verfolgt, aufgezeichnet und ausgewertet wird, verkehrt sich das Internet als vermeintliches Instrument der Freiheit, der Teilhabe und der Transparenz in sein Gegenteil: zum Instrument der Überwachung. Dass die allgegenwärtige Datensammlung eher noch unterschätzt wird, zeigt auch eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI): „Wenn von Öffentlichkeit die Rede ist, denken Jugendliche und junge Erwachsene nicht an eine mögliche Überwachung durch Staaten, ein Mitlesen und Datensammeln von Unternehmen oder anderen institutionalisierten Speicherungsverfahren, sondern in erster Linie an ihre Peergroup und damit an die Reputation innerhalb ihres Netzwerks.“ 13 Ihnen ist in der Regel aber bewusst, dass ihre Online-Aktivitäten verfolgt und die Erkenntnisse daraus für personalisierte Werbung genutzt werden. Dagegen haben sie kaum Vorbehalte, im Gegenteil: Sie sehen darin eher einen praktischen Nutzen. 14 Eine Sensibilisierung für die Situationen und Umstände, in denen wir Datenspuren hinterlassen und in denen Daten gesammelt werden, ist eine notwendige Voraussetzung, um die daraus resultierende Gefahr für die eigene Privatsphäre einschätzen zu können. Beispielhaft gibt folgende Tabelle eine Übersicht über Datensammler in den digitalen Räumen, der analogen Welt und der vernetzten Umwelt (dem Internet der Dinge; vgl. Abb. 6). Digitaler Raum Analoger Raum Vernetzte Umwelt/Internet der Dinge • Soziale Medien • Suchmaschinen • Surfen (Cookies) • Online-Shopping • Apps • Cloud-Computing • Smartphone/Tablet • E-Book-Lesegeräte • …. • Staatliche Stellen (Polizei, Finanzbehörden, Geheimdienste) • Verbindungsdaten (Telefon, SMS) • Ausweispapiere • Kundenkarten • Kreditkarten • Gesundheitskarte • Video-Überwachung • Navigationsgeräte • Mautstationen • Flugdaten • …. • Vernetztes Zuhause (Smart Home) • Self-Tracking Devices (z. B. Fitness-Armband) • Vernetztes Auto • Smarte Kleidung • …. Abb. 6: Datensammler 18

Kapitel 1 | Datenschutz, Big Data und Profiling Über jeden von uns werden mehr Daten gesammelt und gespeichert als je zuvor, auch weil wir selbst und unsere digitale Umgebung immer mehr Daten hinterlassen. Vor allem das Internet hat die Sammlung persönlicher Daten erleichtert, sie billiger und nutzbarer gemacht. Man kann herausfinden, welche Hobbys wir haben, in wen wir uns verlieben werden, wie wir politisch denken, ob wir uns demnächst scheiden lassen, Kinder bekommen oder krank werden. Dieses Wissen, das mittels Algorithmen auch aus den scheinbar harmlosesten Angaben gewonnen wird, bedroht unsere Privatsphäre. Video aus der Sendung Quarks & Co: „Die tägliche Datenspur: Wie das digitale Ich entsteht“: http://www1.wdr.de/fernsehen/wissen/quarks/ sendungen/bigdata-digitalesich100.html Wir stehen inzwischen unter ständiger Beobachtung – auch wenn wir uns nicht im Internet bewegen. Jede Zahlung mit der Kreditkarte, jede Flugbuchung im Reisebüro, jedes Handy hinterlässt Datenspuren. Auch wenn wir selbst nicht Mitglied bei Facebook sind, weiß Facebook aus den Adressbüchern seiner Mitglieder etwas über uns – und kann so auch Profile über die soziale Vernetzung von Menschen anlegen, die gar kein Facebook-Konto haben. Und über immer intelligentere Endgeräte – z. B. eine Videoüberwachung, die mit einer Mustererkennung für Gesichter, Sprache und Verhalten gekoppelt ist, oder durch RFID-Chips (Internet der Dinge) – können Daten aus unserem analogen Leben ins Digitale übertragen werden. 2.2 Eine verhängnisvolle Affäre? Heute versteht man unter dem Begriff Big Data vor allem „die auf der Grundlage gewaltiger Speicherund Auswertungskapazitäten mögliche Datenanalyse zur Gewinnung neuer Erkenntnisse“. Thilo Weichert, 2013 Big Data Big Data steht als Sammelbegriff für die riesigen Datenmengen, die überall entstehen und mit herkömmlichen Speicherungs- und Analysewerkzeugen nicht zu bewältigen sind. Das war der Anlass zur Entwicklung von Werkzeugen wie Google Map- Reduce oder Hadoop von Yahoo, mit denen gewaltige Datenmengen verarbeitet werden können – auch dann, wenn sie nicht bereits in Datenbanken, sondern unstrukturiert vorliegen, wie es bei allen Texten, Bildern und Videos aus sozialen Medien der Fall ist. Die Internetkonzerne haben diese Programme entwickelt, da sie selbst über die größten Datenmengen verfügen und ein finanzielles Interesse daran haben, die von ihnen gesammelten Daten kommerziell zu verwerten. 15 Experten des Weltwirtschaftsforums in Davos haben 2011 personenbezogene Daten als „das Öl von heute“ bezeichnet. 16 Im digitalen Zeitalter werden „alle Daten als wertvoll betrachtet (...), und zwar aus sich selbst heraus“ 17 : Sie sind inzwischen zum Kerngeschäft vieler Unternehmen geworden. „Internet der Dinge“ bezeichnet die Vernetzung von Gegenständen des Alltagsgebrauchs über das Internet, damit diese selbstständig miteinander kommunizieren können. Dazu müssen sie beispielsweise über IP-Adressen eindeutig identifizierbar sein. Diese Objekte sammeln, speichern und verarbeiten Informationen, z. B. über eine Person oder eine Umgebung. Ihre Programmierbarkeit, ihr Speichervermögen, ihre Sensoren und ihre Kommunikationstechnik befähigen sie, online und autark Informationen auszutauschen. Dadurch erledigen sie verschiedene Aufgaben für den Nutzer und können so unterschiedlichste Lebensbereiche des Menschen optimieren. Video zu „Big Data“ von der Landesanstalt für Medien NRW (LfM): http://www.youtube.com/ watch?v=otWN5o1C2Bc 19

Kapitel 1 | Datenschutz, Big Data und Profiling<br />

Über jeden von uns werden mehr Daten gesammelt<br />

und gespeichert als je zuvor, auch weil wir selbst und<br />

unsere digitale Umgebung immer mehr Daten hinterlassen.<br />

Vor allem das Internet hat die Sammlung persönlicher<br />

Daten erleichtert, sie billiger und nutzbarer<br />

gemacht. Man kann herausfinden, welche Hobbys wir<br />

haben, in wen wir uns verlieben werden, wie wir politisch<br />

denken, ob wir uns demnächst scheiden lassen,<br />

Kinder bekommen oder krank werden. Dieses Wissen,<br />

das mittels Algorithmen auch aus den scheinbar harmlosesten<br />

Angaben gewonnen wird, bedroht unsere<br />

Privatsphäre.<br />

Video aus der Sendung Quarks & Co: „Die tägliche<br />

Datenspur: Wie das digitale Ich entsteht“:<br />

http://www1.wdr.de/fernsehen/wissen/quarks/<br />

sendungen/bigdata-digitalesich100.html<br />

Wir stehen inzwischen unter ständiger Beobachtung<br />

– auch wenn wir uns nicht im Internet bewegen. Jede<br />

Zahlung mit der Kreditkarte, jede Flugbuchung im<br />

Reisebüro, jedes Handy hinterlässt Datenspuren. Auch<br />

wenn wir selbst nicht Mitglied bei Facebook sind, weiß<br />

Facebook aus den Adressbüchern seiner Mitglieder<br />

etwas über uns – und kann so auch Profile über die<br />

soziale Vernetzung von Menschen anlegen, die gar<br />

kein Facebook-Konto haben. Und über immer intelligentere<br />

Endgeräte – z. B. eine Videoüberwachung, die<br />

mit einer Mustererkennung für Gesichter, Sprache und<br />

Verhalten gekoppelt ist, oder durch RFID-Chips (Internet<br />

der Dinge) – können Daten aus unserem analogen<br />

Leben ins Digitale übertragen werden.<br />

2.2 Eine verhängnisvolle Affäre?<br />

Heute versteht man unter<br />

dem Begriff Big Data<br />

vor allem „die auf der<br />

Grundlage gewaltiger Speicherund<br />

Auswertungskapazitäten<br />

mögliche Datenanalyse zur<br />

Gewinnung neuer Erkenntnisse“.<br />

Thilo Weichert, 2013<br />

Big Data<br />

Big Data steht<br />

als Sammelbegriff<br />

für die riesigen Datenmengen, die überall entstehen<br />

und mit herkömmlichen Speicherungs- und Analysewerkzeugen<br />

nicht zu bewältigen sind. Das war der Anlass<br />

zur Entwicklung von Werkzeugen wie Google Map-<br />

Reduce oder Hadoop von Yahoo, mit denen gewaltige<br />

Datenmengen verarbeitet werden können – auch<br />

dann, wenn sie nicht bereits in Datenbanken, sondern<br />

unstrukturiert vorliegen, wie es bei allen Texten, Bildern<br />

und Videos aus sozialen Medien der Fall ist. Die<br />

Internetkonzerne haben diese Programme entwickelt,<br />

da sie selbst über die größten Datenmengen verfügen<br />

und ein finanzielles Interesse daran haben, die von<br />

ihnen gesammelten Daten kommerziell zu verwerten. 15<br />

Experten des Weltwirtschaftsforums in Davos haben<br />

2011 personenbezogene Daten als „das Öl von heute“<br />

bezeichnet. 16 Im digitalen Zeitalter werden „alle Daten<br />

als wertvoll betrachtet (...), und zwar aus sich selbst<br />

heraus“ 17 : Sie sind inzwischen zum Kerngeschäft vieler<br />

Unternehmen geworden.<br />

„Internet der Dinge“ bezeichnet die Vernetzung<br />

von Gegenständen des Alltagsgebrauchs über das<br />

Internet, damit diese selbstständig miteinander kommunizieren<br />

können. Dazu müssen sie beispielsweise über<br />

IP-Adressen eindeutig identifizierbar sein. Diese Objekte<br />

sammeln, speichern und verarbeiten Informationen,<br />

z. B. über eine Person oder eine Umgebung. Ihre Programmierbarkeit,<br />

ihr Speichervermögen, ihre Sensoren<br />

und ihre Kommunikationstechnik befähigen sie, online<br />

und autark Informationen auszutauschen. Dadurch<br />

erledigen sie verschiedene Aufgaben für den Nutzer<br />

und können so unterschiedlichste Lebensbereiche des<br />

Menschen optimieren.<br />

Video zu „Big Data“ von der Landesanstalt für<br />

Medien NRW (LfM): http://www.youtube.com/<br />

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