Eine lange Weile
Eine lange Weile
Eine lange Weile
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ich aLs MUtter ...<br />
tiPPs<br />
Mutter ohne Antwort<br />
Zitate & Büchertipps<br />
von geRlinde halleR<br />
Es ist Samstag Abend.<br />
Wir sind auf dem Heimweg<br />
von einem wunderbaren<br />
Konzert. Es war die CD-<br />
Vorstellung eines Chores,<br />
bei dem zwei Tanten, zwei<br />
Onkels und die Patin mitsingen.<br />
Logisch, dass wir dort<br />
als gesamte Familie vertreten<br />
sind und den Abend unter<br />
Verwandten und Bekannten<br />
genießen. Es ist kurz nach 23<br />
Uhr als wir uns erfüllt und<br />
zufrieden auf den Heimweg<br />
machen. <strong>Eine</strong> Uhrzeit, zu der<br />
die Kinder, zwischen 7 und<br />
12 Jahre alt, müde sind und<br />
nur noch nach Hause ins Bett<br />
wollen. Es sind die Momente,<br />
in denen es gut ist, die<br />
Bedürfnisse der Kinder zu<br />
erfüllen, bevor ich als Mutter<br />
meine eigene Müdigkeit<br />
schlafen lege.<br />
Kurz vor einer Kreuzung<br />
hält uns die Straßenpolizei<br />
auf. Ich schüttle verwundert<br />
den Kopf, bin mir aber<br />
sicher, dass der Beamte uns<br />
weiterfahren lässt, wenn er<br />
die Situation erkennt: ein<br />
Elternpaar mit vier müden<br />
Kindern.<br />
Der Polizist fragt nach<br />
Führerschein, Identitätskarte<br />
und Autobüchlein, auch<br />
mein Partner muss seine<br />
Dokumente abgeben. Es ist<br />
alles in Ordnung. Ich bin<br />
langsam gefahren, habe die<br />
Verkehrsregeln eingehalten,<br />
bin nüchtern, habe einen<br />
gültigen Führerschein und<br />
auch das Auto und das<br />
Autobüchlein sind in<br />
Ordnung.<br />
Wir warten<br />
zwanzig Minuten.<br />
Zwanzig Minuten<br />
voller Fragen:<br />
„Wann fahren<br />
wir weiter?“<br />
„Wie <strong>lange</strong> müssen<br />
wir noch<br />
warten?“ „Mami,<br />
warum warten<br />
wir überhaupt?“ Was machen<br />
die so <strong>lange</strong>?“ „Haben die<br />
nichts anderes zu tun?“ Lauter<br />
Fragen auf die ich keine<br />
Antwort habe. Fragen, die<br />
aus dem Nichts auftauchen,<br />
in einem Moment, der gerade<br />
noch friedlich und freudig<br />
und voll in Ordnung war.<br />
Ich als Mutter bin müde und<br />
fühle mich der Beamtenwillkür<br />
ausgeliefert. Wie schön<br />
wäre Verständnis und ein<br />
wohlwollendes Lächeln mit<br />
„Bringen sie ruhig ihre Kinder<br />
nach Hause“ gewesen!<br />
Am nächsten Morgen<br />
erinnert sich der Jüngste<br />
„gestern Abend war es schön<br />
– nur die Polizei war nicht<br />
schön“. <strong>Eine</strong> Woche lang<br />
zeichnet er mir immer wieder<br />
neu meinen Führerschein<br />
auf ein Blatt Papier.<br />
gerLinDe haLLer ist Sozialwirtin,<br />
Mutter von 4 Kindern und<br />
autorin: Die Regenbogensterne<br />
– ein spirituelles Märchen, siehe<br />
auch www.kinderzentrum.it<br />
definition<br />
MuSSe sUbstantiv [Die]<br />
Freie Zeit, in Der Man in<br />
rUhe seinen interessen<br />
nachgehen Kann. Freie<br />
Zeit UnD [innere] rUhe,<br />
UM etwas ZU tUn, was<br />
Den eigenen interessen<br />
entsPricht<br />
"<strong>Eine</strong>n Tag ungestört<br />
in Muße zu verleben<br />
heißt, einen Tag lang<br />
ein Unsterblicher zu<br />
sein."<br />
internettiPP<br />
aUs china<br />
Ken robinsons<br />
2 Plädoyers für Kreativität:<br />
www.thersa.org/events/<br />
rsaanimate<br />
www.ted.com/talks/ken_<br />
robinson_says_schools_kill_<br />
creativity?language=de<br />
bUchtiPP<br />
herbert renz-Polster<br />
Menschen Kinder<br />
artgerechte erziehung -<br />
was unser nachwuchs<br />
wirklich braucht.<br />
Kösel verlag,<br />
neuauflage 2016<br />
internettiPP<br />
ressourcen für Eltern<br />
Zum thema schlafen, Kommunikation,<br />
grenzen setzen,<br />
usw. stellt der verein „Mit<br />
Kindern wachsen“ kurze texte<br />
und artikel zur verfügung.<br />
www.mit-kindern-wachsen.<br />
de/ressourcen<br />
Es braucht viel Zeit,<br />
ein Genie zu sein,<br />
man muss so viel<br />
herumsitzen und<br />
nichts tun, wirklich<br />
nichts tun.<br />
gertrUDe stein<br />
Muße, nicht Arbeit,<br />
ist das Ziel des<br />
Menschen.<br />
oscar wiLDe<br />
Der flexible Mensch,<br />
den der Turbokapitalismus<br />
braucht, ist<br />
überall, nur nicht bei<br />
sich.<br />
roger De wecK<br />
bUchtiPP<br />
Keri smith<br />
Wie man sich die<br />
Welt erlebt<br />
Das alltagsmuseum zum<br />
Mitnehmen,<br />
verlag<br />
antje Kunstmann<br />
2011<br />
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