Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung

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Kapitel 4 Bei der Cross-Flow-Mikrofiltration (CFM) werden Membranen mit Porengrößen im Bereich von 0,1 – 1,0 µm eingesetzt. Der Zulauf muss vorher nicht einer intensiven Vorbehandlung unterzogen werden, da die Membran gegenüber Verschmutzung relativ widerstandsfähig ist und auch leicht gereinigt werden kann. Ultrafiltration (UF) entspricht der Cross-Flow-Mikrofiltration mit dem Unterschied, dass UF-Membranen sehr kleine Poren in der Größenordnung von 0,001 bis 0,02 µm haben. Die UF-Membran mit der kleinsten Porengröße kann Moleküle mit einem Durchmesser über 1 nm oder einem Molekulargewicht von über 2.000 zurückhalten. Um eine Verschmutzung der Membran zu verhindern, kann eine Vorbehandlung erforderlich sein. Für die meisten UF-Anlagen wird die Zugabe von adsorbierenden Stoffen oder Flockungsmitteln in den Zustrom nicht empfohlen, da hierdurch das Membranmodul verstopft werden könnte. Mit der Umkehrosmosefiltration (RO) können gelöste organische und anorganische Moleküle zurückgehalten werden. Wasser wird durch Filtration mit einer semipermeablen Membran von den gelösten Salzen getrennt, wobei der Druck über dem osmotischen Druck der Salze liegt. Der Vorteil der Umkehrosmose liegt darin, dass gelöste organische Stoffe weniger selektiv getrennt werden als mit anderen Verfahren. Das gereinigte Wasser tritt durch die Membran hindurch. Nanofiltration (NF) ist eine relativ neue Technik, mit der die Eigenschaften der Ultrafiltration und der Umkehrosmose mit hoher Selektivität genutzt werden. Der Name kommt von der ungefähren Trenngrenze von einigen Nanometern oder genauer von Molekularmassen zwischen 200 und 1.000 g/mol. Dies wird mit Hilfe spezieller Nanofiltrationsmembranen erreicht, die zwar Poren einer bestimmten Größe haben, deren Rückhaltung jedoch auf der elektrostatischen Ladung der zu trennenden Moleküle beruht. Die Membranen haben eine selektive Permeabilität für Mineralstoffe, d. h. eine hohe Permeabilität für einwertige Kationen und Anionen und eine geringere Permeabilität für zweiwertige Kationen. Nanofiltrationssysteme werden mit mittleren Drücken im Bereich von 1 – 5 MPa betrieben. Elektrodialyse erlaubt die Trennung von Ionen, indem statt einer hydraulischen Kraft ein elektrisches Feld als Triebkraft eingesetzt wird. Die verwendeten Membranen werden ionen-selektiv hergestellt (für Kationen und Anionen). Eine komplette Elektrodialyseeinheit besteht aus mehreren Zellen. Die chemische Fällung der Salze auf der Oberfläche der Membran und ein Verstopfen mit organischen Kolloidresten kann durch Vorbehandlung des Abwassers mit Aktivkohle oder chemischer Fällung oder durch eine Art Mehrfachmedium-Filtration verhindert werden. Erreichbare Umweltvorteile Reduzierung des Gehalts an suspendierten und gelösten Feststoffen und Kolloiden. Auch der Phosphorgehalt kann verringert werden, z. B. durch Umkehrosmose. Aufkonzentrierung der Abwasserströme zwecks Volumenreduzierung vor weiterer Behandlung/Entsorgung, z. B. mögliche Aufkonzentrierung verdünnten Abfalls auf Konzentrationen, die eine Wiederverwendung möglich machen. Mögliche Rückgewinnung teurer Hilfs- oder Betriebsstoffe zur Wiederverwendung oder Rückgabe/Verkauf an Lieferanten am Standort oder außerhalb. Rückgewinnung von Zusatzstoffen/Materialien vor Ort. Rückgewinnung von Wasser zwecks Wiederverwendung. Medienübergreifende Auswirkungen Es kann zusätzliches Abwasser entstehen. Betriebsdaten Probleme können durch Verschmutzung der Membranen und durch Gelpolarisation entstehen. Da die Durchtrittsrate (Flux) durch die Membran relativ gering ist, wird eine große Membranfläche benötigt, um Stoffe rückzugewinnen. Bei der Ultrafiltration können 90 – 95 % des Zustroms als Produktwasser rückgewonnen werden. Angaben zufolge liegt die Effizienz der Phosphorentfernung mittels Umkehrosmose bei 90 - 100 %. Die Membranen in Umkehrosmoseeinheiten sind sehr empfindlich gegenüber Verschmutzung, sodass eine weitergehende Vorbehandlung erforderlich sein kann. Oxidationsmittel, die die Membranen und die Teilchen, die einen Film bilden oder sich ablagern, z. B. Öl, Fett oder andere Stoffe, angreifen, müssen in der Vorbehandlung entfernt werden, oder die Membran muss häufig gereinigt werden. Produktströme aus der Umkehrosmose haben normalerweise eine sehr hohe Qualität und eignen sich für die Wiederverwendung im Herstellungsprozess. Es ist standardmäßige Praxis, das Konzentrat zu entsorgen oder es einer entsprechenden 436 Januar 2006 RHC/EIPPCB/FDM_BREF_FINAL

Kapitel 4 Behandlung zu unterziehen. Die Menge der rückgewonnenen Stoffe und der erforderliche Betriebsdruck hängen von der Art der gelösten Feststoffe und deren Konzentrationen ab. Anwendbarkeit Das Verfahren der kontinuierlichen Mikrofiltration (CMF) kann eingesetzt werden, um Bakterien und Schadstoffe aus dem Zulauf zu entfernen, eignet sich aber nicht für eine wirkungsvolle Pestizidbehandlung, sofern die Wirkstoffe relativ unlöslich sind oder an suspendiertem Material anhaften. In Großbritannien wird die kontinuierliche Mikrofiltration eingesetzt, um Schwermetalle aus Industrieabwässern zu entfernen. Zu den Einsatzbereichen der Ultrafiltration zählt auch das Entfernen von Öl aus dem Abwasser und das Entfernen von trübungsverursachenden Farbstoffkolloiden. Aus dem Fischsektor wird vom Einsatz der Ultrafiltration zur Behandlung von Abwasser aus der Produktion von zerkleinertem Fischfleisch berichtet. Allerdings ist dieses Verfahren den Angaben zufolge nicht sehr kosteneffektiv bei der Trennung von Proteinen aus dem Abwasser der Fischmehlherstellung. Umkehrosmose wird eingesetzt, um Schwermetalle und Pestizide, deren Wirkstoffe ein Molekulargewicht von über 200 haben, zu entfernen. Wirtschaftliche Aspekte Die Betriebskosten, die für den Gebrauch und die Reinigung der Membranen anfallen, können sehr hoch sein. Auch die Energiekosten sind hoch. Beispielanlagen Wird in den Branchen Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse, Getränke und pflanzliche Öle und Fette eingesetzt. Referenzliteratur [13, Environment Agency of England and Wales, 2000, 87, Ullmann, 2001, 134, AWARENET, 2002, 145, Metcalf & Eddy, 1991] 4.5.4.7 Biologische nitrifizierende Filter (T35) Ammonium wird üblicherweise während der biologischen Behandlung entfernt, und zwar durch höheres Schlammalter (bzw. geringere Schlammbelastung), mit dem die Vermehrung nitrifizierender Bakterien erleichtert wird. Trotzdem ist es auch üblich, separate biologische nitrifizierende Filter als nachsorgende Behandlung des Abwassers zu installieren. Es handelt sich dabei gewöhnlich um standardmäßige Perkolationsfilter oder aerobe Hochleistungsfilter. Danach kann eine Belebtschlammanlage oder ein System mit sessilen Mikroorganismen oder Trägerbiologie folgen. 4.5.4.8 Desinfektion und Sterilisation (T36) Desinfektions- und Sterilisationsverfahren basieren auf demselben Grundprinzip. Sie schädigen die Zellstruktur der Bakterien und verhindern deren Vermehrung. In der Nahrungsmittelproduktion eingesetzte Desinfektionsmittel fallen in den Geltungsbereich der Richtlinie 98/8/EG [226, EC, 1998]. Die Bewertung der Auswirkungen von Wirkstoffen in Desinfektionsmitteln auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit soll 2007 beginnen. Es können verschiedene Behandlungsarten durchgeführt werden. Dazu gehören der Gebrauch oxidierender Biozide, nichtoxidierender Biozide und UV-Bestrahlung. Dampf wird für die Desinfektion ebenfalls eingesetzt. 4.5.4.8.1 Biozide Stoffe Beschreibung Mit Oxidierenden Bioziden werden die Zellwände der Bakterien oxidiert, um deren Vermehrung zu verhindern. Dazu werden starke Oxidationsmittel wie Chlor/Brom, Ozon oder Wasserstoffperoxid benötigt. Die Verwendung chlorhaltiger Verbindungen wie z. B. Chlorgas, Chlordioxid, Natrium- oder Calciumhypochlorit hängt von der Bildung von Hypochlorsäure (das ist das wirksame Biozid) in wässrigen Lösungen ab. Biozide auf Brombasis herrschen in industriellen Anwendungsbereichen immer mehr vor, denn die Hypobromsäure dissoziiert bei einem höheren pH-Wert als die entsprechende Verbindung auf Chlorbasis. Ozon kann aus der Luft oder aus reinem Sauerstoff erzeugt werden, wenn eine hohe Spannung zwischen eng beieinanderstehenden Elektroden angelegt wird. Ozon zerfällt nach der Erzeugung schnell, sodass keine RHC/EIPPCB/FDM_BREF_FINAL Januar 2006 437

Kapitel 4<br />

Bei <strong>der</strong> Cross-Flow-Mikrofiltration (CFM) werden Membranen mit Porengrößen im Bereich von 0,1 –<br />

1,0 µm eingesetzt. Der Zulauf muss vorher nicht einer intensiven Vorbehandlung unterzogen werden, da die<br />

Membran gegenüber Verschmutzung relativ wi<strong>der</strong>standsfähig ist <strong>und</strong> auch leicht gereinigt werden kann.<br />

Ultrafiltration (UF) entspricht <strong>der</strong> Cross-Flow-Mikrofiltration mit dem Unterschied, dass UF-Membranen sehr<br />

kleine Poren in <strong>der</strong> Größenordnung von 0,001 bis 0,02 µm haben. Die UF-Membran mit <strong>der</strong> kleinsten Porengröße<br />

kann Moleküle mit einem Durchmesser über 1 nm o<strong>der</strong> einem Molekulargewicht von über 2.000 zurückhalten.<br />

Um eine Verschmutzung <strong>der</strong> Membran zu verhin<strong>der</strong>n, kann eine Vorbehandlung erfor<strong>der</strong>lich sein. Für<br />

die meisten UF-Anlagen wird die Zugabe von adsorbierenden Stoffen o<strong>der</strong> Flockungsmitteln in den Zustrom<br />

nicht empfohlen, da hierdurch das Membranmodul verstopft werden könnte.<br />

Mit <strong>der</strong> Umkehrosmosefiltration (RO) können gelöste organische <strong>und</strong> anorganische Moleküle zurückgehalten<br />

werden. Wasser wird durch Filtration mit einer semipermeablen Membran von den gelösten Salzen getrennt,<br />

wobei <strong>der</strong> Druck über dem osmotischen Druck <strong>der</strong> Salze liegt. Der Vorteil <strong>der</strong> Umkehrosmose liegt darin, dass<br />

gelöste organische Stoffe weniger selektiv getrennt werden als mit an<strong>der</strong>en Verfahren. Das gereinigte Wasser<br />

tritt durch die Membran hindurch.<br />

Nanofiltration (NF) ist eine relativ neue Technik, mit <strong>der</strong> die Eigenschaften <strong>der</strong> Ultrafiltration <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Umkehrosmose mit hoher Selektivität genutzt werden. Der Name kommt von <strong>der</strong> ungefähren Trenngrenze von<br />

einigen Nanometern o<strong>der</strong> genauer von Molekularmassen zwischen 200 <strong>und</strong> 1.000 g/mol. Dies wird mit Hilfe<br />

spezieller Nanofiltrationsmembranen erreicht, die zwar Poren einer bestimmten Größe haben, <strong>der</strong>en Rückhaltung<br />

jedoch auf <strong>der</strong> elektrostatischen Ladung <strong>der</strong> zu trennenden Moleküle beruht. Die Membranen haben<br />

eine selektive Permeabilität für Mineralstoffe, d. h. eine hohe Permeabilität für einwertige Kationen <strong>und</strong><br />

Anionen <strong>und</strong> eine geringere Permeabilität für zweiwertige Kationen. Nanofiltrationssysteme werden mit mittleren<br />

Drücken im Bereich von 1 – 5 MPa betrieben.<br />

Elektrodialyse erlaubt die Trennung von Ionen, indem statt einer hydraulischen Kraft ein elektrisches Feld als<br />

Triebkraft eingesetzt wird. Die verwendeten Membranen werden ionen-selektiv hergestellt (für Kationen <strong>und</strong><br />

Anionen). Eine komplette Elektrodialyseeinheit besteht aus mehreren Zellen. Die chemische Fällung <strong>der</strong> Salze<br />

auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Membran <strong>und</strong> ein Verstopfen mit organischen Kolloidresten kann durch Vorbehandlung<br />

des Abwassers mit Aktivkohle o<strong>der</strong> chemischer Fällung o<strong>der</strong> durch eine Art Mehrfachmedium-Filtration<br />

verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

Erreichbare Umweltvorteile<br />

Reduzierung des Gehalts an suspendierten <strong>und</strong> gelösten Feststoffen <strong>und</strong> Kolloiden. Auch <strong>der</strong> Phosphorgehalt<br />

kann verringert werden, z. B. durch Umkehrosmose. Aufkonzentrierung <strong>der</strong> Abwasserströme zwecks Volumenreduzierung<br />

vor weiterer Behandlung/Entsorgung, z. B. mögliche Aufkonzentrierung verdünnten Abfalls auf<br />

Konzentrationen, die eine Wie<strong>der</strong>verwendung möglich machen. Mögliche Rückgewinnung teurer Hilfs- o<strong>der</strong><br />

Betriebsstoffe zur Wie<strong>der</strong>verwendung o<strong>der</strong> Rückgabe/Verkauf an Lieferanten am Standort o<strong>der</strong> außerhalb.<br />

Rückgewinnung von Zusatzstoffen/Materialien vor Ort. Rückgewinnung von Wasser zwecks Wie<strong>der</strong>verwendung.<br />

Medienübergreifende Auswirkungen<br />

Es kann zusätzliches Abwasser entstehen.<br />

Betriebsdaten<br />

Probleme können durch Verschmutzung <strong>der</strong> Membranen <strong>und</strong> durch Gelpolarisation entstehen. Da die Durchtrittsrate<br />

(Flux) durch die Membran relativ gering ist, wird eine große Membranfläche benötigt, um Stoffe rückzugewinnen.<br />

Bei <strong>der</strong> Ultrafiltration können 90 – 95 % des Zustroms als Produktwasser rückgewonnen werden. Angaben<br />

zufolge liegt die Effizienz <strong>der</strong> Phosphorentfernung mittels Umkehrosmose bei 90 - 100 %.<br />

Die Membranen in Umkehrosmoseeinheiten sind sehr empfindlich gegenüber Verschmutzung, sodass eine<br />

weitergehende Vorbehandlung erfor<strong>der</strong>lich sein kann. Oxidationsmittel, die die Membranen <strong>und</strong> die Teilchen,<br />

die einen Film bilden o<strong>der</strong> sich ablagern, z. B. Öl, Fett o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Stoffe, angreifen, müssen in <strong>der</strong> Vorbehandlung<br />

entfernt werden, o<strong>der</strong> die Membran muss häufig gereinigt werden. Produktströme aus <strong>der</strong><br />

Umkehrosmose haben normalerweise eine sehr hohe Qualität <strong>und</strong> eignen sich für die Wie<strong>der</strong>verwendung im<br />

Herstellungsprozess. Es ist standardmäßige Praxis, das Konzentrat zu entsorgen o<strong>der</strong> es einer entsprechenden<br />

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