Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
Kapitel 4 Einer der grundlegenden Aspekte der anaeroben Behandlung von Abwasser ist die Umwandlung des weitaus größten Teils des organischen Kohlenstoffs in Methan. Damit wird erreicht, dass der Kohlenstoff nicht für weiteres Zellwachstum zur Verfügung steht. Bei aeroben Verfahren ist das Gegenteil der Fall: dort wird die überwiegende Menge des organischen Kohlenstoffs in neue Zellen umgewandelt, was zur Bildung von Überschuss-Schlamm führt, der entweder anderweitig behandelt oder außerhalb der Anlage entsorgt werden muss. Bei anaeroben Verfahren fällt sehr viel weniger Überschuss-Schlamm an. Außerdem hat das entstandene Methan einen hohen Brennwert und kann als Brennstoff, z. B. an anderer Stelle in der Anlage, wiederverwendet werden. Ein anaerobes System alleine würde jedoch nicht zu der Wasserqualität führen, die eine Einleitung in Gewässer erlauben würde. Daher folgt auf eine anaerobe Behandlung in der Regel ein aerobes Verfahren (siehe Abschnitt 4.5.3.1), da letzteres zu niedrigeren absoluten Endwerten führt. Außerdem wird Schwefelwasserstoff entfernt und damit sichergestellt, dass das Abwasser gut belüftet ist, was die Reduzierung des verbliebenen BSB unterstützt. Die aus einer anaeroben Anlage gewonnene Energie kann äquivalent sein zu der Energie, die in einer aeroben Anlage verbraucht wird. Unter bestimmten Umständen kann die aerobe Behandlung auch erst in der nachfolgenden kommunalen Kläranlage stattfinden. Das hängt von der Kläranlage ab, die das Abwasser aufnimmt, und von dem Saldo zwischen den Kosten für die Abwasserbehandlung und einer betriebseigenen aeroben Behandlungsstufe. Vor der Ableitung in eine kommunale Kläranlage kann das anaerob behandelte Abwasser noch im Betrieb einer Oberflächenbelüftung unterzogen werden. Dies geschieht normalerweise, bevor das Abwasser in eine Kläranlage abgegeben wird, in einem Nachbehandlungsbecken, in dem gelöster Sauerstoff zur Verfügung steht. Die methanogenen Bakterien, die in der letzten Stufe des anaeroben Verfahrens aktiv sind und das Methan produzieren, müssen vor einer zu großen Menge an Chlor- und Schwefelverbindungen, zu hohem pH-Wert und Temperaturschwankungen geschützt werden. In der Versäuerungsstufe des Verfahrens überwiegen andere Bakterien, die viele dieser problematischen Verbindungen abbauen. Aufgrund des langsamen Wachstums der Mikroorganismen wird Phosphor nicht entfernt. Es findet auch keine Nitrifikation und Denitrifikation statt, sodass auch Stickstoff nicht durch eine anaerobe Behandlung entfernt werden kann. Moderne Reaktorbauweisen erlauben höhere Belastungsraten, erhöhen die Produktion von Biogas oder bieten eine bessere Stabilität. Sobald sich die Bakterienpopulation in einem solchen System an das Abwasser angepasst hat, verbessert sich die Stabilität. Die technischen Einrichtungen zur anaeroben Abwasserbehandlung sind unabhängig vom Standort immer ähnlich gestaltet. Es gibt ein Abwassersammelbecken oder einen Misch- und Ausgleichstank, aus dem das Abwasser in einen Vorbehandlungsanlage fließt oder gepumpt wird. Die Vorbehandlungsverfahren sind die gleichen wie die für aerobe Systeme beschriebenen. Nach der Vorbehandlung gelangt das Abwasser in einen Konditionierungs- oder Puffertank, in dem es „konditioniert“ wird. Dort wird beispielsweise der pH-Wert korrigiert oder es werden Nährstoffe zugegeben, bevor das Abwasser über ein Verteilungssystem dem Bioreaktor zugeführt wird. In älteren anaeroben Reaktoren konnten die ersten Stufen der anaeroben Verstoffwechselung bereits im Konditionierungstank ausgelöst werden (deshalb häufig auch als Vorversäuerungstank bezeichnet). Bei modernen Reaktoren finden die gesamten Stoffwechselprozesse innerhalb des Reaktors statt. Der Konditionierungstank wird daher im Allgemeinen nur für die Einstellung des pH-Werts und für die Zugabe der Nährstoffe benötigt. Die Behandlung findet im Reaktor statt und das entstehende Biogas muss aufgefangen werden. Weitere Komponenten sind häufig ein Tank für die Lagerung des Schlamms, die Behandlung des Entlüftungsgases aus dem Schlammtank sowie Einrichtungen zur Abwasservorbehandlung. Übliche Leistungsparameter anaerober Verfahren sind in Tabelle 4.58 aufgeführt. 422 Januar 2006 RHC/EIPPCB/FDM_BREF_FINAL
Verfahren CSB des Zulaufs HydraulischeVerweilzeit (h) Organische Raumbelastung Verringerung des CSB (mg/l) (kg CSB/m 3 pro Tag) (%) Anaerobe Abwasserteiche 0,6 – 1 Anaerobes Kontaktverfahren 1.500 – 5.000 2 – 14 0,5 – 5,3 75 – 90 Festbettverfahren 10.000 – 70.000 24 – 48 1 – 15 75 – 85 UASB 5.000 – 15.000 4 – 12 2 – 12 (- 60) 75 – 85 Expanded-Bed-Reaktor 5.000 – 10.000 5 – 10 5 – 30 80 – 85 Fließbettverfahren 40 – 60 Reaktor mit interner Zirkulation 31 Tabelle 4.58: Übliche Verfahrens- und Leistungswerte anaerober Abwasserbehandlungsverfahren] [145, Metcalf & Eddy, 1991, 159, CIAA-CEFS, 2003] Kapitel 4 In Tabelle 4.59 sind Beispiele für Betriebsprobleme aufgeführt, die bei anaeroben Verfahren auftreten können. Problem Lösungsmöglichkeit Mangel an Normalerweise wird das Verhältnis BSB5:N:P bei Makronährstoffen 500:5:1 gehalten pH-Wert Der pH-Wert wird zwischen 6,8 und 7,5 gehalten Temperatur Die optimale Temperatur für mesophile Bakterien liegt bei 35 – 37 °C Mangel an Minimalmengen für Mikronährstoffe, insbesondere Mikronährstoffen für Fe, Ca, Mg und Zn, je nach eingesetztem spezifischen Verfahren, werden aufrechterhalten Verstopfung der in den Wirksames Rechen/Sieben und weitere Reaktor führenden Vorbehandlung sind notwendig Leitungen Überlastung Es muss sichergestellt werden, dass die ursprüngliche hydraulische Last und die Belastung mit Feststoffen und organischem Material nicht die Empfehlungen des Herstellers übersteigen Tabelle 4.59: Übliche Probleme, die bei biologischen Behandlungsverfahren auftreten können [13, Environment Agency of England and Wales, 2000] 4.5.3.2.1 Anaerobe Abwasserteiche (T19) Anaerobe Abwasserteiche ähneln aeroben Abwasserteichen (siehe Abschnitt 4.5.3.1.4) mit dem Unterschied, dass die anaeroben Teiche nicht durchmischt werden [145, Metcalf & Eddy, 1991]. Durch die Freisetzung von Schwefelwasserstoff können Geruchsprobleme auftreten [208, CIAA-AAC-UFE, 2003] 25 . Die Tiefe der anaeroben Abwasserteiche in der Getränkeindustrie wird mit über 2 m angegeben. 4.5.3.2.2 Anaerobe Kontaktverfahren T(20) Beschreibung Das anaerobe Kontaktverfahren ist dem aeroben Belebtschlammverfahren vergleichbar, da Trennung und Rezirkulation der Biomasse vorgesehen sind. Unbehandeltes Abwasser wird mit dem Rücklaufschlamm vermischt und dann in einem Reaktor unter Luftabschluss fermentiert. 25 Anm. d. UBA-Bearb.: In Deutschland gibt es solche Teiche nur mit einer Abdeckung, z. B. in Form einer Membranenhaube zum Auffangen von H2S. RHC/EIPPCB/FDM_BREF_FINAL Januar 2006 423
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Einer <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>legenden Aspekte <strong>der</strong> anaeroben Behandlung von Abwasser ist die Umwandlung des weitaus<br />
größten Teils des organischen Kohlenstoffs in Methan. Damit wird erreicht, dass <strong>der</strong> Kohlenstoff nicht für<br />
weiteres Zellwachstum zur Verfügung steht. Bei aeroben Verfahren ist das Gegenteil <strong>der</strong> Fall: dort wird die<br />
überwiegende Menge des organischen Kohlenstoffs in neue Zellen umgewandelt, was zur Bildung von<br />
Überschuss-Schlamm führt, <strong>der</strong> entwe<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitig behandelt o<strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong> Anlage entsorgt werden<br />
muss. Bei anaeroben Verfahren fällt sehr viel weniger Überschuss-Schlamm an. Außerdem hat das entstandene<br />
Methan einen hohen Brennwert <strong>und</strong> kann als Brennstoff, z. B. an an<strong>der</strong>er Stelle in <strong>der</strong> Anlage, wie<strong>der</strong>verwendet<br />
werden.<br />
Ein anaerobes System alleine würde jedoch nicht zu <strong>der</strong> Wasserqualität führen, die eine Einleitung in Gewässer<br />
erlauben würde. Daher folgt auf eine anaerobe Behandlung in <strong>der</strong> Regel ein aerobes Verfahren (siehe Abschnitt<br />
4.5.3.1), da letzteres zu niedrigeren absoluten Endwerten führt. Außerdem wird Schwefelwasserstoff entfernt<br />
<strong>und</strong> damit sichergestellt, dass das Abwasser gut belüftet ist, was die Reduzierung des verbliebenen BSB<br />
unterstützt. Die aus einer anaeroben Anlage gewonnene Energie kann äquivalent sein zu <strong>der</strong> Energie, die in<br />
einer aeroben Anlage verbraucht wird. Unter bestimmten Umständen kann die aerobe Behandlung auch erst in<br />
<strong>der</strong> nachfolgenden kommunalen Kläranlage stattfinden. Das hängt von <strong>der</strong> Kläranlage ab, die das Abwasser<br />
aufnimmt, <strong>und</strong> von dem Saldo zwischen den Kosten für die Abwasserbehandlung <strong>und</strong> einer betriebseigenen<br />
aeroben Behandlungsstufe. Vor <strong>der</strong> Ableitung in eine kommunale Kläranlage kann das anaerob behandelte<br />
Abwasser noch im Betrieb einer Oberflächenbelüftung unterzogen werden. Dies geschieht normalerweise, bevor<br />
das Abwasser in eine Kläranlage abgegeben wird, in einem Nachbehandlungsbecken, in dem gelöster Sauerstoff<br />
zur Verfügung steht.<br />
Die methanogenen Bakterien, die in <strong>der</strong> letzten Stufe des anaeroben Verfahrens aktiv sind <strong>und</strong> das Methan<br />
produzieren, müssen vor einer zu großen Menge an Chlor- <strong>und</strong> Schwefelverbindungen, zu hohem pH-Wert <strong>und</strong><br />
Temperaturschwankungen geschützt werden. In <strong>der</strong> Versäuerungsstufe des Verfahrens überwiegen an<strong>der</strong>e<br />
Bakterien, die viele dieser problematischen Verbindungen abbauen. Aufgr<strong>und</strong> des langsamen Wachstums <strong>der</strong><br />
Mikroorganismen wird Phosphor nicht entfernt. Es findet auch keine Nitrifikation <strong>und</strong> Denitrifikation statt,<br />
sodass auch Stickstoff nicht durch eine anaerobe Behandlung entfernt werden kann.<br />
Mo<strong>der</strong>ne Reaktorbauweisen erlauben höhere Belastungsraten, erhöhen die Produktion von Biogas o<strong>der</strong> bieten<br />
eine bessere Stabilität. Sobald sich die Bakterienpopulation in einem solchen System an das Abwasser angepasst<br />
hat, verbessert sich die Stabilität.<br />
Die technischen Einrichtungen zur anaeroben Abwasserbehandlung sind unabhängig vom Standort immer<br />
ähnlich gestaltet. Es gibt ein Abwassersammelbecken o<strong>der</strong> einen Misch- <strong>und</strong> Ausgleichstank, aus dem das<br />
Abwasser in einen Vorbehandlungsanlage fließt o<strong>der</strong> gepumpt wird. Die Vorbehandlungsverfahren sind die<br />
gleichen wie die für aerobe Systeme beschriebenen.<br />
Nach <strong>der</strong> Vorbehandlung gelangt das Abwasser in einen Konditionierungs- o<strong>der</strong> Puffertank, in dem es<br />
„konditioniert“ wird. Dort wird beispielsweise <strong>der</strong> pH-Wert korrigiert o<strong>der</strong> es werden Nährstoffe zugegeben,<br />
bevor das Abwasser über ein Verteilungssystem dem Bioreaktor zugeführt wird. In älteren anaeroben Reaktoren<br />
konnten die ersten Stufen <strong>der</strong> anaeroben Verstoffwechselung bereits im Konditionierungstank ausgelöst werden<br />
(deshalb häufig auch als Vorversäuerungstank bezeichnet). Bei mo<strong>der</strong>nen Reaktoren finden die gesamten<br />
Stoffwechselprozesse innerhalb des Reaktors statt. Der Konditionierungstank wird daher im Allgemeinen nur<br />
für die Einstellung des pH-Werts <strong>und</strong> für die Zugabe <strong>der</strong> Nährstoffe benötigt.<br />
Die Behandlung findet im Reaktor statt <strong>und</strong> das entstehende Biogas muss aufgefangen werden. Weitere<br />
Komponenten sind häufig ein Tank für die Lagerung des Schlamms, die Behandlung des Entlüftungsgases aus<br />
dem Schlammtank sowie Einrichtungen zur Abwasservorbehandlung.<br />
Übliche Leistungsparameter anaerober Verfahren sind in Tabelle 4.58 aufgeführt.<br />
422 Januar 2006 RHC/EIPPCB/FDM_BREF_FINAL