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Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung

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Kapitel 4<br />

Im Zuckersektor verringern die geringen Luft- <strong>und</strong> Wassertemperaturen im Winter den Angaben zufolge die<br />

Behandlungskapazität, da die bakterielle Aktivität zurückgeht. Es kann jedoch in <strong>der</strong> Regel Abwärme aus dem<br />

Zuckerprozess zur Erhöhung <strong>der</strong> Systemtemperatur verwendet <strong>und</strong> so die bakterielle Aktivität gesteigert<br />

werden.<br />

Das häufigste Problem im Zusammenhang mit Belebtschlamm ist die Blähschlammbildung. Als Blähschlamm<br />

wird biologischer Schlamm bezeichnet, <strong>der</strong> schlechte Absetzeigenschaften aufweist. Dies ist meist auf das<br />

Vorhandensein von Fadenbakterien <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> übermäßigen, in den biologischen Flocken geb<strong>und</strong>enen<br />

Wassermengen zurückzuführen. Was Blähschlamm betrifft, so gilt, dass Vorbeugen besser ist als nachträgliche<br />

Abhilfe. Angaben zufolge besteht eine übliche Abhilfemaßnahme für Blähschlamm im Einsatz von<br />

Chemikalien, also einer Chlorierung o<strong>der</strong> dem Einsatz an<strong>der</strong>er oxidieren<strong>der</strong> o<strong>der</strong> fällen<strong>der</strong> Chemikalien, um die<br />

fädigen Organismen abzutöten, die nicht durch Belebtschlammflocken geschützt sind. Diese<br />

Behandlungsmethoden werden als nicht sehr selektiv angegeben <strong>und</strong> können die gesamte biologische Aktivität<br />

vernichten.<br />

Die Blähschlammbildung lässt sich verhin<strong>der</strong>n, z. B. indem das Nährstoffverhältnis (C/P/N) optimal ausgewogen<br />

ist, sodass sowohl die Nährstoffeinleitung als auch die Überproduktion von Fadenbakterien minimiert<br />

wird. Zu den Verfahren <strong>der</strong> Blähschlammvermeidung zählt auch die Verringerung <strong>der</strong> Fracht. Das<br />

Vorhandensein von Ammoniak als Abbauprodukt zeigt an, ob eine Denitrifikation erfor<strong>der</strong>lich ist. Die<br />

hydraulische Verweilzeit, das Schlammalter <strong>und</strong> die Betriebstemperatur sind die wichtigsten zu beachtenden<br />

Parameter. Diese müssen auch den Abbau <strong>der</strong> resistenteren organischen Substanzen berücksichtigen.<br />

Außerdem hat sich <strong>der</strong> Einsatz eines geson<strong>der</strong>ten Beckens o<strong>der</strong> eines Selektors als geeignetes Instrument zur<br />

Verhin<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Begrenzung fädiger Mikroorganismen erwiesen. Dabei handelt es sich um eine Kontaktzone<br />

am Kopf <strong>der</strong> Belebungsanlage, in <strong>der</strong> das vorbehandelte Abwasser <strong>und</strong> <strong>der</strong> rückgeführte Schlamm<br />

zusammengeführt werden. Der Selektor bewirkt das selektive Wachstum flockenbilden<strong>der</strong> Organismen durch<br />

eine hohe spezifische Schlammbelastung bei einer geregelten Konzentration gelösten Sauerstoffs. Die<br />

Kontaktzeit ist kurz, im Allgemeinen 10 – 30 Minuten. Der anoxische Selektor, für den Nitrat im Wasser<br />

vorhanden sein muss, ist oft das Mittel <strong>der</strong> Wahl für Belebtschlammsysteme, die nitrifizieren. Zusätzlich zu<br />

einer effektiven <strong>Vermeidung</strong> von Fadenbakterien haben anoxische Selektoren noch den Vorteil, den<br />

Sauerstoffbedarf des Prozesses zu senken, weil Nitrat-Stickstoff als Elektronenakzeptor für die Oxidation des<br />

zufließenden biologisch abbaubaren Materials genutzt wird. Außerdem wird <strong>der</strong> Alkalinitätsverbrauch bei <strong>der</strong><br />

Nitrifikation gesenkt, weil in <strong>der</strong> anoxischen Zone die Alkalinität wie<strong>der</strong>hergestellt wird. Anoxische Selektoren<br />

können auch sehr effektiv bei <strong>der</strong> <strong>Vermeidung</strong> filamentösen Wachstums von Fadenbakterien sein, weil sie<br />

sowohl kinetische als auch metabolische Selektionsmechanismen nutzen.<br />

Aus dem Molkereisektor wird die Blähschlammbildung in Belebtschlammsystemen bei schwankenden Frachten<br />

<strong>und</strong> geringen spezifische Schlammbelastungen gemeldet. Der Mangel an Stickstoff <strong>und</strong> Phosphor bzw. Sauerstoff<br />

begünstigt die Blähschlammbildung. Gleiches wird von Ammoniumstoßbelastungen <strong>und</strong> erhöhtem bzw.<br />

angefaultem Abwasser berichtet. 19 Wenn kein Selektor verwendet wird, muss die Sedimentationseinrichtung<br />

unter Berücksichtigung dieser schlechteren Absetzeigenschaften des Schlamms entsprechend groß dimensioniert<br />

bzw. Filtereinheiten vorgesehen werden.<br />

Anwendbarkeit<br />

Breiter Anwendungsbereich in <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion. Die Technik kann zur Behandlung von Abwasser<br />

mit hohem o<strong>der</strong> niedrigem BSB eingesetzt werden, ist aber insbeson<strong>der</strong>e bei Abwasser mit geringem BSB sehr<br />

effizient <strong>und</strong> kostengünstig. Die Anwendung <strong>der</strong> Technik kann durch den Platzbedarf eingeschränkt sein.<br />

Wirtschaftliche Aspekte<br />

Die Belebtschlammtechnik ermöglicht eine kostengünstige Behandlung löslicher organischer Stoffe. Dessen<br />

ungeachtet ist es besser, wenn das Abwasser aus dem Stärkesektor, dessen CSB oberhalb von 10.000 mg/l liegt,<br />

nicht nur einer aeroben Behandlung unterzogen wird.<br />

In <strong>der</strong> Getränkeindustrie ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> jahreszeitlichen Unterschiede im Abwasser die Belebtschlammtechnik<br />

meist überdimensioniert, was zu entsprechend hohen Investitions- <strong>und</strong> Betriebskosten führt.<br />

19 Anm. d. UBA-Bearb., weil <strong>der</strong> Originaltext die Gegebenheiten nicht genau wie<strong>der</strong>gibt.<br />

RHC/EIPPCB/FDM_BREF_FINAL Januar 2006 415

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