Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung

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Kapitel 4 4.4.1.1.1 Beispiel Geruch Die in der Anlage Beschäftigten wissen im Allgemeinen gut über die Geruchsprobleme Bescheid und können einem Berater oder anderen, mit den örtlichen Gegebenheiten nicht vertrauten Personen helfen. Zuerst können Anzahl und Häufigkeit der Beschwerden über die Gerüche und deren Eigenschaften überprüft werden. Die Lokalisierung der Beschwerden, bezogen auf die Anlage, und die Bemerkungen der Beschwerdeführer oder von Vertretern örtlicher Behörden können dabei helfen, herauszufinden, was getan werden muss. Es kann ein Protokolliersystem für Beschwerden eingerichtet werden, zu dem auch ein System gehört, mit dem sichergestellt wird, dass auf alle Beschwerden, die direkt bei der Anlage eingehen, telefonisch oder mit einem Besuch reagiert wird. Wenn die genauen Verarbeitungsbedingungen zum Beschwerdezeitpunkt untersucht und dokumentiert werden, so lässt sich das Auffinden der Geruchsquellen, die zu überwachen sind, vereinfachen. Gegebenenfalls kann die Korrespondenz mit den örtlichen Behörden oder der Gemeinde überprüft werden. Das Aktivitätsniveau in der örtlichen Gemeinde zusammen mit Ansatz und Maßnahmen, die von Vertretern der örtlichen Behörden ergriffen wurden, können zur Feststellung der Wichtigkeit des Problems beitragen und den Teilrahmen für Prozessänderungen und für die Installation von Minderungseinrichtungen beeinflussen. Schließlich lassen sich die vorwiegenden örtlichen Klimabedingungen feststellen. Insbesondere von Bedeutung sind die Hauptwindrichtung, die normale Windgeschwindigkeit und die Häufigkeit von Inversionen. Diese Informationen können dazu verwendet, um festzustellen, ob die Beschwerden in erster Linie auf bestimmte Wetterbedingungen oder auf bestimmte Arbeitsabläufe in der Anlage zurückzuführen sind. 4.4.1.2 Schritt 2: Bestandsaufnahme der Emissionen der Betriebsstätte In der Liste sind normale und außergewöhnliche betriebliche Emissionen zu erfassen. Durch die genaue Beschreibung eines jeden Emissionspunktes können anschließend ein Vergleich mit anderen Emissionspunkten und eine Rangfolgenbildung für den ganzen Standort erfolgen. Ein systematischer Weg zur Identifizierung von Luftemissionen bei normalem Betrieb besteht darin, alle Prozesse einzeln durchzugehen und sämtliche potenziellen Emissionen festzustellen. So können in einer solchen Untersuchung beispielsweise die folgenden Arbeitsbereiche abgedeckt werden: • Anlieferung von Rohmaterial • Massenlagerung von Rohmaterial • Lagerung kleinerer Einheiten von Rohmaterial, z. B. in Gebinden und Säcken • Produktion • Verpackung • Palettierung/Lagerung Diese Untersuchung kann unterschiedlich detailliert ausgearbeitet werden. Bei einer Begehung der Betriebsstätte können Prozessflussdiagramme oder Prozess- und Gerätediagramme verwendet werden, um systematisch sämtliche Emissionsquellen festzustellen. Je nach Bedeutsamkeit des Problems und den wichtigsten Arbeitsabläufen in der Anlage, die das Problem verursachen, kann es notwendig sein, diese Untersuchung auf außergewöhnliche Situationen und sogar auf Notfallsituationen auszudehnen. Es kann ein Checklistenverfahren in Kombination mit einem Prozess- und Gerätediagramm verwendet werden. Welche Schlagworte in die Checkliste aufgenommen werden sollten, ist wahrscheinlich von Arbeitsgang zu Arbeitsgang stark unterschiedlich. 4.4.1.2.1 Beispiel Geruch Geruchsprobleme können auf eine kontinuierliche Freisetzung von Abluft durch eine Anlage zurückzuführen sein, welche einen charakteristischen Geruch in der Umgebung verbreitet. Wenn die Hauptemission behandelt wird, ist in vielen Fällen das Problem weitgehend behoben und es gehen nur noch wenig oder gar keine Beschwerden mehr ein. In anderen Fällen führt die Beseitigung der Hauptgeruchsquelle dazu, dass andere am Standort vorhandene Geruchsquellen deutlicher wahrnehmbar werden. Diese Geruchsquellen können andere Eigenschaften als die Hauptgeruchsquelle aufweisen. In einer solchen Situation kann es daher zu weiteren Beschwerden kommen, und es können weitere Investitionen über die bereits zur Minderung der Hauptgeruchs- 344 Januar 2006 RHC/EIPPCB/FDM_BREF_FINAL

Kapitel 4 quelle getätigte hinaus nötig werden. Deshalb ist es wichtig, die gesamte Bandbreite übelriechender Emissionen am Standort zu bewerten und diejenigen Einzelemissionen zu identifizieren, die am ehesten zu Beschwerden über Geruchsprobleme führen können. Tabelle 4.26 zeigt eine Möglichkeit der Aufzeichnung von Angaben zu Geruchsquellen unter normalen Betriebsbedingungen. Es kann auch der Fall sein, dass Geruchsprobleme nur unter außergewöhnlichen Betriebsbedingungen auftreten. Tabelle 4.27 enthält eine typische Checkliste für außergewöhnliche Betriebssituationen. Geruchsquelle: _________________ Beispiele: ___________________ Art der Freisetzung Mit Druck/natürlich/Belüftung Durchgeführter Arbeitsschritt Erwärmung/Kühlung/Wartung/Reinigung Kontinuität der Emission Kontinuierlich/nicht kontinuierlich/periodisch Betriebszeit Dauer pro Stunde/pro Tag/pro Produktionszyklus Freisetzungsart Schornstein/Einstiegsöffnung/im Gebäude/atmosphärisch Freisetzungskonfiguration Schornsteindurchmesser / Ableithöhe Geruchsbeschreibung Süß/sauer/stechend/fruchtig Geruchsstärke Sehr leicht/leicht/deutlich/stark/sehr stark Geschätzte Flussrate Messung/Gebläsekurven/Schätzung Lage auf dem Betriebsgelände Koordinaten des Ausstoßes Betrieb Normal/außergewöhnlich/Notfall Rangfolge insgesamt z. B. -10 bis +10 oder 0 bis 10 Tabelle 4.26: Datenblatt für die Erhebung von Angaben zu übelriechenden Emissionen Parameter Beispiele Austritt Überfüllung/Lecks/Fehlerkontrolle Entsorgungsentleerung Abfallmaterial und Prozessmaterial Potenzial für Materialeintritt in den Bruch der Dampfspirale Prozess unkontrollierte Reaktion Materialstörung oder Versagen der Temperaturkontrolle Korrosion/Erosion Inspektionshäufigkeit Ausfall von Diensten Ausfallsichere Geräte Steuerung/Personalbesetzung Grad an Steuerung und Überwachung Belüftung/Abzug Korrekte Planungsbasis Wartung/Inspektion Häufigkeit, was ist erforderlich? Hochfahren/Herunterfahren Auswirkungen auf nachgelagerte Arbeitsschritte Änderungen im Durchsatz 100 %, 110 % der Produktion und geringe Produktion Änderungen der Zusammensetzung Übelriechende Bestandteile Tabelle 4.27: Checkliste für außergewöhnlichen Betrieb Die übelriechenden Emissionen können nach Bedeutung ihrer Auswirkung auf die Umgebung geordnet werden. Ein mögliches System für eine Rangfolgenbildung könnte damit beginnen, dass die Emissionen Kategorien zugeordnet werden, z. B. stark, mittel und schwach, und zwar gemäß ihren Geruchseigenschaften und den diesbezüglichen Beschwerden. Die Rangfolgenbildung innerhalb der einzelnen Kategorien wird wesentlich von der Stärke des von der Quelle ausgehenden Geruchs in Kombination mit dem damit verbundenen Luftstrom und der jeweiligen Art des Betriebs, also kontinuierlich oder nicht kontinuierlich, bestimmt. Neben den oben angeführten Faktoren kann für diesen Prozess auch eine professionelle Beurteilung erforderlich sein. 4.4.1.3 Schritt 3: Messung wesentlicher Emissionen Die Luftemissionen werden quantifiziert, damit die Prioritäten hinsichtlich Vorbeugung und Behandlung gesetzt werden können. Die Messungen ermöglichen eine Rangfolgenbildung der Emissionen nach der Größenordnung ihrer Auswirkungen. RHC/EIPPCB/FDM_BREF_FINAL Januar 2006 345

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quelle getätigte hinaus nötig werden. Deshalb ist es wichtig, die gesamte Bandbreite übelriechen<strong>der</strong> Emissionen<br />

am Standort zu bewerten <strong>und</strong> diejenigen Einzelemissionen zu identifizieren, die am ehesten zu Beschwerden<br />

über Geruchsprobleme führen können. Tabelle 4.26 zeigt eine Möglichkeit <strong>der</strong> Aufzeichnung von Angaben zu<br />

Geruchsquellen unter normalen Betriebsbedingungen. Es kann auch <strong>der</strong> Fall sein, dass Geruchsprobleme nur<br />

unter außergewöhnlichen Betriebsbedingungen auftreten. Tabelle 4.27 enthält eine typische Checkliste für<br />

außergewöhnliche Betriebssituationen.<br />

Geruchsquelle: _________________ Beispiele: ___________________<br />

Art <strong>der</strong> Freisetzung Mit Druck/natürlich/Belüftung<br />

Durchgeführter Arbeitsschritt Erwärmung/Kühlung/Wartung/Reinigung<br />

Kontinuität <strong>der</strong> Emission Kontinuierlich/nicht kontinuierlich/periodisch<br />

Betriebszeit Dauer pro St<strong>und</strong>e/pro Tag/pro<br />

Produktionszyklus<br />

Freisetzungsart Schornstein/Einstiegsöffnung/im<br />

Gebäude/atmosphärisch<br />

Freisetzungskonfiguration Schornsteindurchmesser / Ableithöhe<br />

Geruchsbeschreibung Süß/sauer/stechend/fruchtig<br />

Geruchsstärke Sehr leicht/leicht/deutlich/stark/sehr stark<br />

Geschätzte Flussrate Messung/Gebläsekurven/Schätzung<br />

Lage auf dem Betriebsgelände Koordinaten des Ausstoßes<br />

Betrieb Normal/außergewöhnlich/Notfall<br />

Rangfolge insgesamt z. B. -10 bis +10 o<strong>der</strong> 0 bis 10<br />

Tabelle 4.26: Datenblatt für die Erhebung von Angaben zu übelriechenden Emissionen<br />

Parameter Beispiele<br />

Austritt Überfüllung/Lecks/Fehlerkontrolle<br />

Entsorgungsentleerung Abfallmaterial <strong>und</strong> Prozessmaterial<br />

Potenzial für Materialeintritt in den Bruch <strong>der</strong> Dampfspirale<br />

Prozess<br />

unkontrollierte Reaktion Materialstörung o<strong>der</strong> Versagen <strong>der</strong><br />

Temperaturkontrolle<br />

Korrosion/Erosion Inspektionshäufigkeit<br />

Ausfall von Diensten Ausfallsichere Geräte<br />

Steuerung/Personalbesetzung Grad an Steuerung <strong>und</strong> Überwachung<br />

Belüftung/Abzug Korrekte Planungsbasis<br />

Wartung/Inspektion Häufigkeit, was ist erfor<strong>der</strong>lich?<br />

Hochfahren/Herunterfahren Auswirkungen auf nachgelagerte Arbeitsschritte<br />

Än<strong>der</strong>ungen im Durchsatz 100 %, 110 % <strong>der</strong> Produktion <strong>und</strong> geringe<br />

Produktion<br />

Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zusammensetzung Übelriechende Bestandteile<br />

Tabelle 4.27: Checkliste für außergewöhnlichen Betrieb<br />

Die übelriechenden Emissionen können nach Bedeutung ihrer Auswirkung auf die Umgebung geordnet werden.<br />

Ein mögliches System für eine Rangfolgenbildung könnte damit beginnen, dass die Emissionen Kategorien<br />

zugeordnet werden, z. B. stark, mittel <strong>und</strong> schwach, <strong>und</strong> zwar gemäß ihren Geruchseigenschaften <strong>und</strong> den<br />

diesbezüglichen Beschwerden. Die Rangfolgenbildung innerhalb <strong>der</strong> einzelnen Kategorien wird wesentlich von<br />

<strong>der</strong> Stärke des von <strong>der</strong> Quelle ausgehenden Geruchs in Kombination mit dem damit verb<strong>und</strong>enen Luftstrom <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> jeweiligen Art des Betriebs, also kontinuierlich o<strong>der</strong> nicht kontinuierlich, bestimmt. Neben den oben<br />

angeführten Faktoren kann für diesen Prozess auch eine professionelle Beurteilung erfor<strong>der</strong>lich sein.<br />

4.4.1.3 Schritt 3: Messung wesentlicher Emissionen<br />

Die Luftemissionen werden quantifiziert, damit die Prioritäten hinsichtlich Vorbeugung <strong>und</strong> Behandlung gesetzt<br />

werden können. Die Messungen ermöglichen eine Rangfolgenbildung <strong>der</strong> Emissionen nach <strong>der</strong> Größenordnung<br />

ihrer Auswirkungen.<br />

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