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Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung

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Kapitel 4<br />

Nahrungsmittelbereich nicht nur um die Beseitigung von Verunreinigungen; die Desinfektion ist genau so<br />

wichtig.<br />

Auswahl <strong>und</strong> Anwendung von Reinigungs- <strong>und</strong> Desinfektionsmitteln müssen eine effektive Hygiene sicherstellen,<br />

wobei jedoch die Umweltauswirkungen angemessen zu berücksichtigen sind [1, CIAA, 2002]. Wenn <strong>der</strong><br />

Einsatz von Reinigungsmitteln unerlässlich ist, muss zuerst überprüft werden, ob mit ihnen ein ausreichendes<br />

Maß an Hygiene zu erzielen ist. Anschließend sind ihre potenziellen Umweltauswirkungen zu ermitteln.<br />

Typische in <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion verwendete Reinigungsmittel sind:<br />

• Alkalien, z. B. Natrium- <strong>und</strong> Kaliumhydroxid, Metasilikat, Natriumkarbonat<br />

• Säuren, z. B. Salpetersäure, Phosphorsäure, Zitronensäure, Glukonsäure<br />

• Fertigreinigungsmittel, die Chelatbildner wie EDTA, NTA, Phosphate, Polyphosphate, Phosphonate o<strong>der</strong><br />

oberflächenaktive Wirkstoffe enthalten<br />

• Oxidierende <strong>und</strong> nichtoxidierende Biozide.<br />

4.3.8.1 Auswahl von Desinfektions- <strong>und</strong> Sterilisationsmitteln<br />

Die für die Desinfektion <strong>und</strong> Sterilisation von Geräten <strong>und</strong> Anlagen verwendeten Chemikalien wirken alle nach<br />

dem Prinzip, dass sie die Zellstruktur innerhalb von Bakterien angreifen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Vermehrung verhin<strong>der</strong>n. Im<br />

Bereich <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion eingesetzte Desinfektionsmittel fallen in den Geltungsbereich <strong>der</strong><br />

Richtlinie 98/8/EG [226, EC, 1998]. Die Bewertung <strong>der</strong> Auswirkungen von Wirkstoffen in Desinfektionsmitteln<br />

auf die Umwelt <strong>und</strong> die menschliche Ges<strong>und</strong>heit soll 2007 beginnen [199, Finland, 2003].<br />

Es können verschiedene Behandlungsarten durchgeführt werden. Dazu gehören <strong>der</strong> Gebrauch oxidieren<strong>der</strong><br />

Biozide, nichtoxidieren<strong>der</strong> Biozide, von UV-Bestrahlung o<strong>der</strong> Dampf. Informationen zu den Techniken, die<br />

oxidierende Biozide, UV-Bestrahlung o<strong>der</strong> Dampf verwenden, finden sich in den Abschnitten 4.5.4.8, 4.5.4.8.1<br />

<strong>und</strong> 4.5.4.8.2.<br />

Zu den eingesetzten nichtoxidierenden Bioziden gehören z. B. quartäre Ammoniumsalze, Formaldehyd <strong>und</strong><br />

Glutaraldehyd. Sie werden allgemein in einer als „Vernebelung“ bezeichneten Technik eingesetzt, bei <strong>der</strong> die<br />

Substanz als feiner Nebel in den zu sterilisierenden Bereich gesprüht wird <strong>und</strong> die exponierten Oberflächen<br />

benetzt. Die Behandlung wird zwischen den Prozessschichten durchgeführt, sodass sich <strong>der</strong> Nebel verzogen hat,<br />

bevor Bediener den Arbeitsbereich betreten. Bei Kontakt mit den Substanzen kann es zu Atemproblemen<br />

kommen. Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>und</strong> Verwendung von Desinfektions- <strong>und</strong> Sterilisationsmitteln ist also auch <strong>der</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz am Arbeitsplatz zu berücksichtigen.<br />

4.3.8.2 Verwendung von Chelatbildnern<br />

Im Nahrungsmittelproduktionssektor werden Chelatbildner hauptsächlich im Molkereisektor eingesetzt. Saure,<br />

basische <strong>und</strong> oberflächenaktive Reinigungsmittel sowie industrielle Fertigreinigungsmittel enthalten im Allgemeinen<br />

Chelatbildner. Diese können Metallionen durch Komplexbildung lösen <strong>und</strong> inaktivieren. Sie werden zur<br />

Beseitigung von Kesselsteinablagerungen <strong>und</strong> zur <strong>Vermeidung</strong> von Calcium- <strong>und</strong> Magnesiumablagerungen<br />

eingesetzt, sodass Sedimentierung <strong>und</strong> Inkrustierung in Rohren, Geräten <strong>und</strong> Behältern verhin<strong>der</strong>t wird.<br />

Eine <strong>der</strong> wichtigsten Anwendungen von alkalischen Reinigungsmitteln findet sich im Molkereisektor. Sie<br />

finden in verschiedenen Verfahren Anwendung, z. B. in <strong>der</strong> CIP-Reinigung, bei <strong>der</strong> Flaschen- <strong>und</strong><br />

Kistenreinigung, bei <strong>der</strong> Schaum- <strong>und</strong> Gelreinigung, bei <strong>der</strong> Reinigung von Membranen <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> manuellen<br />

Reinigung. Die in <strong>der</strong> CIP verwendeten Chemikalien sind normalerweise eine alkalische Lösung auf<br />

Natronlaugenbasis, mit <strong>der</strong> Fett- <strong>und</strong> Eiweißschichten gelöst <strong>und</strong> entfernt werden, <strong>und</strong> eine saure Lösung, z. B.<br />

auf HNO3-Basis, zum Lösen <strong>und</strong> Entfernen von Mineralschichten.<br />

In vielen Fällen ist die Verwendung von Säure bei <strong>der</strong> CIP nicht erfor<strong>der</strong>lich, <strong>und</strong> die Reinigung erfolgt nur mit<br />

Lauge, sodass es sich um eine Einphasenreinigung handelt. In diesen Fällen können ggf. vorhandene<br />

Kalzifizierungen <strong>und</strong> Ablagerungen den Angaben zufolge nur mithilfe von Chelatbildnern wie EDTA entfernt<br />

werden. Das EDTA löst das Calcium aus dem Nie<strong>der</strong>schlag <strong>und</strong> bricht die Struktur <strong>der</strong> Ablagerungen auf. Die<br />

verbleibenden organischen Substanzen wie Fett- <strong>und</strong> Eiweißschichten können dann von <strong>der</strong> alkalischen Lösung<br />

abgebaut werden, die üblicherweise auf Natronlauge basiert.<br />

334 Januar 2006 RHC/EIPPCB/FDM_BREF_FINAL

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