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Der Fürst. Der Dieb. Die Daten. - blog.börsennews.de

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kleines Zimmer im Altenheim übrig. Das heisst, <strong>de</strong>r Staat bot es mir an.<br />

Zumin<strong>de</strong>st für die erste Zeit. Dort wur<strong>de</strong> für warmes Essen und reine<br />

Wäsche gesorgt. Mit Sack und Pack zog ich also nach Eschen im<br />

Liechtensteiner Unterland, in das Betreuungszentrum St. Martin in <strong>de</strong>r<br />

Dr. A. Schädler-Strasse ein. Mein Zimmer war im unteren Stock, schön<br />

möbliert und mit eigener Dusche ausgestattet. Aussicht auf blühen<strong>de</strong><br />

Wiesen, die ab und zu von gefrässigen Huftieren abgegrast wur<strong>de</strong>n.<br />

Frühstück und Mittag- sowie Aben<strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong>n in zwei Schichten<br />

serviert. Ich durfte aber kommen und gehen wann ich wollte und war<br />

auch vom obligaten Mel<strong>de</strong>system in Bezug auf die Menueauswahl<br />

befreit.<br />

Meine bei<strong>de</strong>n Nachbarn, links und rechts, waren auch keine echten<br />

Rentner. Etwas älter als ich und mit grossen zwischenmenschlichen<br />

Problemen überla<strong>de</strong>n. Drei Zimmer weiter war eine freundliche und<br />

liebenswerte italienische Dame für kurze Zeit auch Gast im Altersheim.<br />

Ich kannte sie aus meiner Kindheit in Schaan, wo ihre bei<strong>de</strong>n Söhne mit<br />

mir in die Schule gegangen waren. Wir hatten uns seit Jahren nicht mehr<br />

gesehen. Sie wur<strong>de</strong> hier in Sicherheit vor ihrem gewalttätigen Ehemann<br />

untergebracht. Ich habe sie anschliessend nie wie<strong>de</strong>r getroffen. Ihre<br />

liebenswerte Eigenart kam unter tragischen Umstän<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r in mein<br />

Bewusstsein. Sechs Jahre später, im Juli 2003, zog ich ausgerechnet in<br />

jene frisch gestrichene 1-Zimmerwohnung im Mehrfamilienhaus am<br />

Buchenweg 1 in Vaduz ein, wo sie sich kurz davor das Leben genommen<br />

hatte. Angemietet und neu möbliert wur<strong>de</strong> diese Wohnung für mich<br />

durch die Bank <strong>de</strong>s <strong>Fürst</strong> von Liechtenstein – Hans-Adams LGT Bank.<br />

Das Leben im Altersheim war voller Überraschungen. Ich fügte mich in<br />

<strong>de</strong>n geordneten Rhythmus <strong>de</strong>s Altersheims stillschweigen ein, trotz<br />

meines verzigfache Energieüberschusses im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />

Mitbewohnern. Stun<strong>de</strong>nlange Diskussionen mit <strong>de</strong>n 70-80-Jährigen<br />

waren sehr aufschlussreich und spannend. Mit <strong>de</strong>r Zeit lernte ich sie alle<br />

persönlich kennen, wobei ich meine Erlebnisse in Argentinien nicht mit<br />

ihnen teilte, nicht teilen wollte. Das Essen war erstklassig und die<br />

sprichwörtliche Friedhofsruhe war schon wie<strong>de</strong>r wohltuend. Toll war,<br />

dass ich jeweils am Abend dank <strong>de</strong>r frühen Gute-Nacht-Stun<strong>de</strong> meiner<br />

Mitbewohner, eigener Herr über die TV-Fernbedienung und somit <strong>de</strong>n<br />

Fernseher war. Ich kann nur je<strong>de</strong>m empfehlen, wenigstens einmal sich<br />

das Leben in einem Altersheim genau anzuschauen; ich versichere Euch,<br />

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