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Der Fürst. Der Dieb. Die Daten. - blog.börsennews.de

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Kapitel 2 Zimmer unter <strong>de</strong>n Alten<br />

Am nächsten Tag, <strong>de</strong>m 12. April, fuhr ich mit <strong>de</strong>m Zug zurück nach<br />

Zürich, um meine wenigen Sachen zu holen. Ich war immer noch mü<strong>de</strong><br />

und zutiefst traurig, obwohl ich doch gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hölle entkommen war.<br />

Dennoch, selbst <strong>de</strong>r Fussmarsch in <strong>de</strong>r Abenddämmerung vom<br />

Hauptbahnhof via Hechtplatz zum Haus Schiffländi Nr. 4 war mir nicht<br />

ganz geheuer. Dort, im Dachstuhl <strong>de</strong>s Gourmets Restaurant "Blockhus"<br />

hatte ich vom Wirt Pierre seit ein paar Monaten ein möbliertes Zimmer<br />

im Dachstuhl angemietet.<br />

Ich wollte unbedingt mit einem meiner damaligen Freun<strong>de</strong> re<strong>de</strong>n. All<br />

meine Träume waren zerstört. Mein bisheriges Leben wur<strong>de</strong> durch<br />

gewalttätiges Drücken <strong>de</strong>r "RESET-Taste" aus <strong>de</strong>n Fugen geworfen. Es<br />

war schon spät am Abend, als ich einen Freund, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s<br />

Flughafens wohnte, endlich erreichen konnte. Ich hatte immer noch die<br />

frischen Vaduzer Bandagen an <strong>de</strong>n verletzten Körperstellen und das<br />

Bild, das ich in einer <strong>de</strong>r verglasten Telefonkabinen auf <strong>de</strong>m<br />

Bellevueplatz in Zürich abgab, konnte nicht surrealer sein. <strong>Die</strong> Passanten<br />

begannen schon mich anzustarren. Lei<strong>de</strong>r hatte mein Freund gera<strong>de</strong><br />

seine Eltern zu Besuch. <strong>Die</strong> kommen nur alle drei o<strong>de</strong>r vier Jahre zu ihm<br />

und ausgerechnet an diesen Tagen war es wie<strong>de</strong>r soweit. Ein Treffen mit<br />

ihm war <strong>de</strong>shalb nicht möglich. Ich habe ihm nur sagen können, dass ich<br />

zurück aus Argentinien sei und es mir nicht gut gehe. Ein Anruf bei<br />

meiner Exfreundin, die weit weg von Zürich wohnte, brachte etwas<br />

emotionale Erleichterung. Als ich mich später vom Wirt <strong>de</strong>s „Blockhus‚<br />

verabschie<strong>de</strong>te, traf ich per Zufall im Restaurant unten eine Frau wie<strong>de</strong>r,<br />

die ich vor zwei Monaten kennen gelernt hatte. <strong>Die</strong> nette,<br />

alleinerziehen<strong>de</strong> Deutsche Mutter arbeitete im Schauspielhaus oben am<br />

Heimplatz. Unter an<strong>de</strong>ren Umstän<strong>de</strong>n wäre vielleicht was aus uns<br />

gewor<strong>de</strong>n. Als sie mich dann so sah, konnte sie erst ihre Verwun<strong>de</strong>rung,<br />

dann ihren Schock und später ihre Abneigung nicht verbergen. Scha<strong>de</strong>!<br />

Wir hatten uns sehr gut verstan<strong>de</strong>n.<br />

Nach meiner letzten Nacht im Zimmer in Zürich, ging die Reise<br />

abermals nach Vaduz. Aus Schamgefühl wollte ich nicht bei meinem<br />

Vater und meiner Stiefmutter in <strong>de</strong>ren Haus leben. Da ich aber auch<br />

nicht alleine irgendwo hausen wollte und ein Aufenthalt im Spital nicht<br />

notwendig und angebracht war, blieb mir nur die Möglichkeit, ein<br />

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