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Der Fürst. Der Dieb. Die Daten. - blog.börsennews.de

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wäre praktisch null. Zugegeben, er/sie hätte ja auch am Anfang <strong>de</strong>r<br />

Reiseroute eine SBB-Fahrkarte für die ganze Schweiz kaufen können.<br />

Teuer, aber bekanntermassen kein Problem für die voll gestopften<br />

Taschen von Hans-Adam.<br />

Ich nahm <strong>de</strong>n allerersten Zug ab Sargans/SG und fuhr erst mal zum<br />

Hauptbahnhof nach Zürich. Um etwas Verwirrung zu stiften, begab ich<br />

mich <strong>de</strong>monstrativ in eine Bank hinein, fragte nach <strong>de</strong>m Tresorraum und<br />

tat so, als wollte ich dort, in <strong>de</strong>r Nähe etwas erledigen. Nach 15-20<br />

Minuten verliess ich die Bank dann wie<strong>de</strong>r. <strong>Die</strong>s wie<strong>de</strong>rholte ich bei<br />

einer an<strong>de</strong>ren Bank in Zürich. Ich hatte die Banken in Zürich bewusst in<br />

auffälliger Art und Weise besucht. Hätte mich jemand dabei gesehen,<br />

dann wür<strong>de</strong> ich früher o<strong>de</strong>r später damit konfrontiert wer<strong>de</strong>n. Dann<br />

hätte ich <strong>de</strong>n Beweis, dass man mich immer noch verfolgt und<br />

überwacht. Wäre ich aber in eine Bibliothek o<strong>de</strong>r in ein Kino gegangen,<br />

und man hätte mich beschatten, wür<strong>de</strong> man solche Besuche mir<br />

gegenüber nie kommentieren, da zu banal.<br />

<strong>Die</strong> richtige Bank wür<strong>de</strong> ich selbstre<strong>de</strong>nd nur über äusserst verschleierte<br />

Wegen aufsuchen. Ein kleines Restrisiko bleibt immer bestehen. Nach<br />

<strong>de</strong>n Bankbesuchen wechselte ich auf die Tram und fuhr mit drei<br />

verschie<strong>de</strong>nen Linien kreuz und quer durch Zürich. Mit einem<br />

Linienbus fuhr ich zu einem an<strong>de</strong>ren Stadtbahnhof. Vor dort ging es<br />

weiter nach Bern, dann wie<strong>de</strong>r in die Gegenrichtung und irgendwann<br />

erreichte ich die Französischen Schweiz. Ich versicherte mich, dass mir<br />

niemand gefolgt war und absolvierte einen Hin<strong>de</strong>rnis-Parcours, um es<br />

auch je<strong>de</strong>m Spitzel o<strong>de</strong>r V-Mann von Hans-Adam zu verunmöglichen,<br />

mir auf <strong>de</strong>n letzten 1000 Metern zur Bank nachzuschleichen.<br />

Nach<strong>de</strong>m ich mich mit meinem Pass ausgewiesen hatte, konnte ich <strong>de</strong>n<br />

Safeschlüssel in Empfang nehmen. Ich begab mich in <strong>de</strong>n Tresorraum<br />

und entnahm die Box. Zusammen mit ihr setzte ich mich in eine <strong>de</strong>r<br />

schalldichten Kabinen, die die Grösse einer Toilette hatten. Alles war<br />

noch so, wie ich es vor langer Zeit eingelagert hatte.<br />

Es war ein bizarres Gefühl, als ich die kalte, dicke, externe Harddisk aus<br />

Blech wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hielt. So klein und so voll gestopft mit<br />

Finanz- und an<strong>de</strong>re <strong>Daten</strong> von Tausen<strong>de</strong>n Menschen. Hinter je<strong>de</strong>r<br />

Stiftung, hinter je<strong>de</strong>m Bankkonto, hinter je<strong>de</strong>r Zahlung lauerte eine<br />

individuelle Geschichte. Über <strong>de</strong>s Menschen Gier, Eitelkeit, Wünsche,<br />

Besessenheit, Streitsucht, Lüge, Betrug, Rache, Macht. . . .<br />

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