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Der Fürst. Der Dieb. Die Daten. - blog.börsennews.de

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umgesetzt hatte, sonst wäre ich auch dort. Ich war frei. Vogelfrei. Dank<br />

Hans-Adams persönlicher, schriftlicher Notiz. Ich wusste zu diesem<br />

Zeitpunkt nicht, dass auch etwas ganz an<strong>de</strong>res sein Gültigkeit hatte: das<br />

freie Geleit. Ich hätte auch die Hauptstrasse entlang die paar Kilometer<br />

ins Dorfzentrum laufen können. Aber das halbe Land fährt zu dieser Zeit<br />

diese Strasse entlang zur Arbeit. Und ich wollte nicht gesehen und<br />

erkannt wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Möglichkeit, dass es einen Knall gab, war meines<br />

Erachtens schon da. Was, wenn jemand von <strong>de</strong>r Justiz, <strong>de</strong>r Polizei o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Führungsetage <strong>de</strong>r LGT mich sehen wür<strong>de</strong> und vor lauter Schreck<br />

einen Karambolage auslösen wür<strong>de</strong>?<br />

Ich setzte mich auf die Bank im Wartehäuschen, wartete auf <strong>de</strong>n Bus und<br />

beobachtete die vorbeifahren<strong>de</strong>n Autos. Ich erkannte die eine o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re Person. Niemand sah zu mir rüber. Im Zentrum angekommen<br />

wollte ich bei <strong>de</strong>r Post eine Monatsbusfahrkarte kaufen. <strong>Der</strong> Erste, <strong>de</strong>r<br />

mir über <strong>de</strong>n Weg lief, war mein Onkel Guntram (<strong>de</strong>r Ex-Mann meiner<br />

Tante). Ja Heinrich, ja Heinrich – wo warst du dann, rief er voller Freu<strong>de</strong>.<br />

Ich merkte sofort, dass er etwas wusste. Wenn etwas los war in Vaduz, er<br />

wusste es immer. Ohne auf meine Antwort zu warten, sagte er, dass<br />

hoffentlich alles gut gegangen sei. Er wusste, dass ich im Januar <strong>de</strong>m<br />

Hans-Adam einen Brief geschrieben hatte. Er erzählte mir davon. Mehr<br />

Details wusste er aber dieses Mal offenbar nicht. Ich hatte ihn und seine<br />

Freundin Marina immer sehr gemocht. Ich versprach, sie bald besuchen<br />

zu kommen. Grüsse von hier aus an die Bei<strong>de</strong>n.<br />

Vaduz ist wie ein Dorf in <strong>de</strong>n Bergen. (Fast) je<strong>de</strong>r kennt je<strong>de</strong>n persönlich<br />

o<strong>de</strong>r man weiss zumin<strong>de</strong>st wohin mit <strong>de</strong>m Gesicht. Bist ein Kieber, gell?<br />

Es war für mich ein Einfaches zu erkennen, wer, egal wie viel, etwas von<br />

<strong>de</strong>m Drama wusste o<strong>de</strong>r nicht. <strong>Die</strong>jenigen, die gar nichts wussten,<br />

grüssten mich ganz an<strong>de</strong>rs und erinnerten sich oftmals erst dann, dass es<br />

lange her war, seit sie mich das letzte Mal gesehen hatten. Ja, ich war halt<br />

im Ausland unterwegs. Von <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren traute sich die Hälfte gar nicht<br />

mich anzusprechen. <strong>Der</strong> Rest wusste nicht ob sie mich verteufeln o<strong>de</strong>r<br />

loben sollten. So o<strong>de</strong>r so, das Volk, das etwas wusste, war erkennbar<br />

froh, dass ich wie<strong>de</strong>r da war und dass augenscheinlich keine<br />

Katastrophe eingetreten war, sonst hätten sie es ja in <strong>de</strong>n Medien gelesen<br />

und ich wür<strong>de</strong> am Galgen hängen.<br />

Ich erblickte die Bäckerei Amman. Da musste ich hin. Endlich wie<strong>de</strong>r<br />

heimische Backwaren. Ich kaufte mir einen Nussgipfel und trank eine<br />

heisse Ovomaltine. Beim Kiosk Schreiber sah ich Jumbo (sein Spitzname)<br />

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