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Der Fürst. Der Dieb. Die Daten. - blog.börsennews.de

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KAPITEL 19 Dickes Kissen und dünne Aktenmappe<br />

Ich packte meine sieben Sachen aus und richtete mich gemütlich in<br />

meinem neuen Heim ein. Im Ba<strong>de</strong>zimmerspiegel starrte ich mich an.<br />

"Hast es mal wie<strong>de</strong>r geschafft, Herr Kieber". Fast sechs Monate lang<br />

unzählige Menschen unzählige Nerven gekostet. Ich schämte mich<br />

meiner Taten. Es war nicht <strong>de</strong>r richtige weg. Ich will nicht sagen, dass<br />

ich keine an<strong>de</strong>re Wahl hatte. Wenn man wählen kann, dann muss es ja<br />

min<strong>de</strong>stens zwei verschie<strong>de</strong>ne Wege geben. Was soll’s? Ich hatte eine<br />

Entscheidung getroffen. Ich fühlte auch, dass – egal was ich in <strong>de</strong>n 6<br />

Monaten zuvor angestellt hatte – sich ein grosses Gefühl <strong>de</strong>r Erlösung<br />

bei <strong>de</strong>n Machthabern breit gemacht hatte. Nicht so sehr, weil ich wie<strong>de</strong>r<br />

daheim war. Nein, son<strong>de</strong>rn weil keine <strong>Daten</strong> verraten wur<strong>de</strong>n und es<br />

somit keine geschädigten Kun<strong>de</strong>n gab, und was für Liechtenstein viel<br />

wichtiger war, das Land wur<strong>de</strong> von einem politischen Tsunami mit<br />

vielen furchtbaren Konsequenzen verschont.<br />

Ich inspizierte die ganze Wohnung. Keine versteckten Kameras?<br />

Mikrofone? Wer weiss. Ich wusste, es wür<strong>de</strong> immer diejenigen geben,<br />

die mir nicht ganz vertrauen wür<strong>de</strong>n. Genau so wie ich ihnen nie zu 100<br />

Prozent trauen konnte. <strong>Der</strong> Abend war schwül. <strong>Die</strong> Sonne heizte <strong>de</strong>n<br />

Raum trotz heruntergelassenen Rollos heftig ein. <strong>Der</strong> Jahrhun<strong>de</strong>rtsommer<br />

2003 war ja voll im gang. Von <strong>de</strong>r langen Fahrt mü<strong>de</strong>, war<br />

schon um 19 Uhr Bettzeit. Ein besseres Kopfkissen müsste ich noch<br />

kaufen, war das letzte, was ich vor <strong>de</strong>m Tiefschlaf dachte.<br />

Am nächsten Morgen sah die Welt auch wie<strong>de</strong>r gut aus. Es war schön,<br />

wie<strong>de</strong>r zu Hause zu sein. Ich lief über Nebenstrassen bis zum Denner<br />

(Einkaufsla<strong>de</strong>n) nach Triesen. <strong>Die</strong> nette Verkäuferin (er)kannte mich<br />

zum Glück nicht. Ich kaufte Milch, Brot und Müsli ein. Und ein frisches<br />

heisses Leberkäs-Brötchen. Himmel auf Er<strong>de</strong>n: ein Liechtensteiner<br />

Leberkäse. So fein. Wie<strong>de</strong>r zurück in <strong>de</strong>r Wohnung wur<strong>de</strong> es mir schnell<br />

langweilig. Es war ein ungewohntes Gefühl. Kein Versteckspiel mehr,<br />

keine Sicherheitsvorkehrungen, kein ständiges Handyein- und<br />

ausschalten. Aber vor allem keine Diskussionen mehr und keine<br />

schwedischen Gardinen.<br />

Da ich ja kein Auto hatte, auch kein Velo mehr, machte ich mich zu Fuss<br />

in Richtung Hauptstrasse, zur Bushaltestelle. <strong>Die</strong> Haltestelle ist auf <strong>de</strong>r<br />

Höhe <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>komplex, wo sich die Polizei, das Passamt und das<br />

Gefängnis befan<strong>de</strong>n. Ich dachte an Lampert, <strong>de</strong>r dort in einer Zelle sitzen<br />

wür<strong>de</strong>. War ich froh, dass ich meine Drohungen nicht in die Tat<br />

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