Der Fürst. Der Dieb. Die Daten. - blog.börsennews.de

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10.12.2012 Aufrufe

wie das Wetter, die Kirche, die Stadt, die Menschheit, seine Heimat und dann meine Heimat. Ich wollte nicht zu lange am selben Ort bleiben und schlug vor, dass wir alle spazieren gehen könnten. Der Bankdirektor bezahlte wie üblich die Zeche und wir bummelten über den Kanal rüber und dann immer Nordwärts. Der Professor trug eine offenbar schwerere Tüte mit sich herum. Ich wollte ihn provozieren und fragte nach, ob er eine Waffe darin hätte. Nein lachte er, aber ein Geschenk von Hans-Adam. Ein Geschenk von Hans Adam? Ich wunderte mich. Er griff in die Tüte und entnahm eine Holzschachtel, so gross wie ein DIN A4-Blatt und fünf oder sechs Zentimeter hoch. Er drückte mir die Schachtel in die Hand und sagte, so wird alles enden. Ich verzog meine Lippen und schaute nach dem Bankdirektor. Dieser zuckte die Schultern und gab an, von nichts zu wissen. Ich öffnete die Schachtel und zu meinem Glück lagen keine vier 9 mm Schusspatronen drin. Es waren keine Patronen eines Schiesseisens drin, sondern eine original Sachertorte aus Wien. Die Echte. Die Beste. Ich musste laut lachen, weil ich erkannte, dass jemand in Vaduz auffallend gut die Hausaufgaben gemacht hatte. Mit nichts besserem hätte man das Eis brechen können, als mit einer so schönen, süssen Geste. Ich bedankte mich artig und fügte gleich an, dass ich leider mit niemandem die Torte teilen könnte. Es seien ja harte Zeiten momentan. Der Bankdirektor war mit der Vorstellung des Professors zufrieden und er verabschiedete sich, da er uns beiden Zeit für ein Vieraugengespräch lassen wollte. Der Professor war sehr geduldig mit mir. Ich redete sicher die ersten eineinhalb Stunden alleine. Er nickte nur ab und zu oder brummte ein Ja oder ein Nein. Ich gab ihm eine extreme Kurzfassung meiner letzten acht Jahre. Als ich fertig war, holte er tief Luft und schilderte mir seinen Lebenslauf. Nicht schlecht, dachte ich. Ich war überrascht, dass er sich um meinen Fall kümmerte. Normalerweise, so hatte ich es nachforschen können, arbeitete er eher mit „Toter Materie‚ (Leblose Opfer von Gewaltverbrechen). Das letzte Mal als ich bei mir nach schaute, stand aber fest, dass ich noch Lebe, scherzte ich. Er bestätigte mir, dass er im direkten Auftrag des Landesführers handle und ihm auch persönlich rapportieren müsste. Also auf der Lohnliste von Hans-Adam, sagte ich. Ja, aber dies sollte kein Problem für mich 372

sein, sagte er. Er würde auf keiner Seite stehen, sondern immer versuchen beide Seiten an einen Tisch zu bringen. Ich fragte nach dem LLB-Fall und ob es stimmen würde, dass er von der Regierung für diesen Fall angeheuert wurde. Er bestätigte mir dies und verlangte von mir, dass ich meine Kenntnisse über diesen Fall für mich behalten müsste. Ich schaute mich um, mit einem Blick als hätte ich einen Kirchenchor hinter mir, dem ich alles gleich verpetzen würde und sagte ihm: Logisch, wem sollte ich auch etwas verraten. Dann schilderte er im Detail den LLB-Fall. Brand aktuell sei die Verhaftung von Lampert in der vergangenen Woche gewesen. Der Lampert wurde verhaftet? Wo wurde er verhaftet? In Liechtenstein, am 8.5., sagte der Professor. Bei einer fingierten Geldübergabe nähe Triesenberg, ergänzte er. Er hätte 18 MIO. CHF verlangt. Wie viel? Achtzehn Millionen Schweizer Franken, wiederholte ich langsam die Worte vom Professor. Wow! Dieser Lampert muss Nerven haben, sagte ich. Gemütlich von zu Hause aus Forderungen stellen. Und welch schwachköpfigen Ansprüche. Der Professor versuchte mir mehr oder weniger überzeugend einzureden, dass ich denen in Vaduz helfen könnte, herauszufinden, was Lampert über die „schwierigen‚ Geschäfte der LLB, also die Leichen im Keller wisse und was er sonst geplant haben könnte. Ich könnte ja so denken wie Lampert. Vielen Dank für die dornigen Blumen, sagte ich. Wäre das nicht gerade seine Domäne, fragte ich den Professor. Im Prinzip schon, antwortete er. Aber man glaube, dass ich schneller als er auf die richtige Antwort der vielen Fragen an Lampert kommen würde. Ich bin nicht Lampert, stellte ich als erstes fest. Wenn dieser 18 MIO. CHF verlangt hat, dann ist er nicht nur ein Idiot sondern auch hoch kriminell. Der Professor sagte, dass Lampert sehr geschockt über die Verhaftung gewesen wäre, da ihm ein solches mögliches Ende in seiner Planung sichtbar nicht in den Sinn kam. Ja, sonst wäre er nicht in seinem Haus und im Ländle geblieben, sagte ich kopfnickend. Im Gefängnis würde Lampert wie ein wilder Stier wüten. Warum er den nicht mit ihm rede, fragte ich den Professor. Der Lampert wolle mit niemanden ausser Hans-Adam oder seinem Sohn reden, bekam ich als Antwort und ich dachte wie klein die Welt war: alle wollen nur mit dem blauen Blut reden. Ständig würde Lampert die Drohung aussprechen, dass er die Daten den ausländischen Behörden verraten würde. Hat er die Daten wirklich, fragte ich. Ja, man hätte ein 373

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Hans Adam? Ich wun<strong>de</strong>rte mich. Er griff in die Tüte und entnahm eine<br />

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wird alles en<strong>de</strong>n. Ich verzog meine Lippen und schaute nach <strong>de</strong>m<br />

Bankdirektor. <strong>Die</strong>ser zuckte die Schultern und gab an, von nichts zu<br />

wissen. Ich öffnete die Schachtel und zu meinem Glück lagen keine vier<br />

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Es waren keine Patronen eines Schiesseisens drin, son<strong>de</strong>rn eine original<br />

Sachertorte aus Wien. <strong>Die</strong> Echte. <strong>Die</strong> Beste. Ich musste laut lachen, weil<br />

ich erkannte, dass jemand in Vaduz auffallend gut die Hausaufgaben<br />

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als mit einer so schönen, süssen Geste. Ich bedankte mich artig und fügte<br />

gleich an, dass ich lei<strong>de</strong>r mit nieman<strong>de</strong>m die Torte teilen könnte. Es seien<br />

ja harte Zeiten momentan. <strong>Der</strong> Bankdirektor war mit <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>s<br />

Professors zufrie<strong>de</strong>n und er verabschie<strong>de</strong>te sich, da er uns bei<strong>de</strong>n Zeit<br />

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<strong>Der</strong> Professor war sehr geduldig mit mir. Ich re<strong>de</strong>te sicher die ersten<br />

eineinhalb Stun<strong>de</strong>n alleine. Er nickte nur ab und zu o<strong>de</strong>r brummte ein Ja<br />

o<strong>de</strong>r ein Nein. Ich gab ihm eine extreme Kurzfassung meiner letzten acht<br />

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Lebenslauf. Nicht schlecht, dachte ich. Ich war überrascht, dass er sich<br />

um meinen Fall kümmerte. Normalerweise, so hatte ich es nachforschen<br />

können, arbeitete er eher mit „Toter Materie‚ (Leblose Opfer von<br />

Gewaltverbrechen). Das letzte Mal als ich bei mir nach schaute, stand<br />

aber fest, dass ich noch Lebe, scherzte ich.<br />

Er bestätigte mir, dass er im direkten Auftrag <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sführers handle<br />

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