Der Fürst. Der Dieb. Die Daten. - blog.börsennews.de

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10.12.2012 Aufrufe

Festnahme im Hotelzimmer vom Bankdirektor organisieren, indem man dort auf die beiden wartete. Man sei sich zu 1000 Prozent sicher, dass Kieber, zurück in Vaduz, voll kooperativ wäre und sofort mitteilen würde, ob er noch evt. Kopien, z.B. in Berlin gelassen hätte oder schon mit fremden Staaten gesprochen hätte. Sollte sich Kieber immer noch unbelehrbar zeigen, so könnte man ihn mit der Auslieferung nach Spanien drohen. Egal, das Spanien dies nie verlangt hatte. Da das ganze Konzept ohne die Mitarbeit und ohne Absprache mit dem Bankdirektor erstellt worden war, lehnte dieser es kategorisch ab, Komplize einer solch illegalen Aktion zu werden, wäre sie auch noch so gerechtfertigt. Hans-Adam und Alois gefielen diese Zukunftspläne auch nicht. Der Skandal wäre unvorstellbar, erinnerten sie die Anwesenden, wenn es später an die Öffentlichkeit kommen würde. Sie schimpften auch mit den Erfindern des Konzepts: Was wäre, wenn Kieber sich vehement gegen einen gewaltsamen Zugriffsversuch wehren würde? Wollte man ihn halb totschlagen? Nein, auf keinen Fall. Auch daran hätten sie gedacht, sagte Feuerstein. Es gäbe hochwirksame Beruhigungsmittel in Spritzenform, die innerhalb von Sekunden ihre volle Wirkung entfalten würden. Kieber hätte gar keine Chance, da er keine eigene Kraft mehr hätte, sich zu wehren. Die Dosierung könnte so abgestimmt werden, dass er erst wieder nach zwei, drei oder vier Stunden zu sich kommen würde. Die Methode sei medizinisch abgesichert und Kieber würde keine bleibenden Schäden davontragen. Spuren der Droge würden zwar im Blut noch lange nachweisbar sein, aber der Plan sehe ja nicht vor, dass Kieber die Gelegenheit für eine „Beschwerde‚ oder Arztvisite habe. Dem Professor wurde es zu viel. Er verabschiedete sich von der Runde und sagte, dass er frische Luft atmen gehen müsste. Wenn sie Glück hätten, dann käme er vielleicht wieder zurück. Dem Bankdirektor wurde auch ganz bange. Da fiel ihm etwas ein, was einem Banker normalerweise beim Aufstehen immer als erstes in den Sinn kommt: das liebe Geld. Moment mal, sagte er, warum das Geld nicht dem Kieber anbieten, anstelle es dubiosen Gestalten (‚die Gruppe starker Männer‚) nachzuwerfen. Geld gegen Daten, das könnte die Lösung sein. Man wäre ja heilfroh, wenn dem so wäre, erwiderte Hans-Adam. Aber darum geht es Kieber 306

doch gar nicht. Er hat nie ein Wort davon gesagt. Hier haben wir es leider nicht mit einem klassischen Fall zu tun, fasste Hasler, fast schon wehmütig, zusammen. Der Liechtensteiner Weg, wo Geld alle Wunden heilt, funktioniert eben nicht immer, erwiderte der Bankdirektor. Trotzdem, lasst es uns versuchen, ermunterte das Staatsoberhaupt. Von einem chaotischen Tag blieben dann nur noch folgende kurze Zeilen für Kieber übrig: Die in ihrem gestrigen Mail von 10:33 angedeuteten alternativen Lösungsvarianten werden nur in persönlichem Treffen mit Vertrauensperson besprochen. FL-ID-Variante definitiv nicht möglich. Manchmal kann aber Geld Probleme lösen. Besprechung dieser Variante mit Vertrauensperson persönlich und nicht über Internet und Telefon. AMSTERDAM 20. Februar 2003 Ich wusste es. Ich wusste es! Früher oder später – wie immer bei solchen Leuten – bildeten sie sich ein, mit Geld alle Probleme lösen zu können. Tja, in meinem Fall hatten sie falsch gedacht. Sie begriffen es immer noch nicht. Ich war eher erbost, dass sie mir Geld offerierten, anstatt ihre eigenen (Justiz-)Fehler einzugestehen und zu korrigieren. Dann wieder konnte ich sehen, dass es eben der einfachste Weg für sie war. Ich wollte aber kein Geld. Nie und nimmer. Ich war auf das Ziel fixiert, die Verbrecher Roegele & Co. hinter Gitter zu bringen. Koste was es wolle. Ich blieb in meiner Antwort ehrlich und versuchte meine gefühlte Wut nicht zum Ausdruck zu bringen. Was mir gegen Ende nicht so gut gelang. Mit der unbehaglichen Gewissheit, dass meine Zeilen ein paar neue Wutanfälle in der Heimat auslösen würden, schrieb ich folgendes und drückte dann die Speichertaste: Tja - da bin ich aber überrascht worden! Wenn man all meine Unterlagen gelesen hat, dann weiss man, dass ich NIE um GELD gebeten habe. Ist dies ein Versuch mich in einen Gelderpresser zu wandeln? Damit es später besser in die ‚Geschichte‚ passt: sollte die Katastrophe eintreten?!? Ich bin kein Erpresser. 307

Festnahme im Hotelzimmer vom Bankdirektor organisieren, in<strong>de</strong>m man<br />

dort auf die bei<strong>de</strong>n wartete. Man sei sich zu 1000 Prozent sicher, dass<br />

Kieber, zurück in Vaduz, voll kooperativ wäre und sofort mitteilen<br />

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mit frem<strong>de</strong>n Staaten gesprochen hätte. Sollte sich Kieber immer noch<br />

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Da das ganze Konzept ohne die Mitarbeit und ohne Absprache mit <strong>de</strong>m<br />

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gerechtfertigt. Hans-Adam und Alois gefielen diese Zukunftspläne auch<br />

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<strong>Der</strong> Skandal wäre unvorstellbar, erinnerten sie die Anwesen<strong>de</strong>n, wenn<br />

es später an die Öffentlichkeit kommen wür<strong>de</strong>. Sie schimpften auch mit<br />

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gegen einen gewaltsamen Zugriffsversuch wehren wür<strong>de</strong>? Wollte man<br />

ihn halb totschlagen? Nein, auf keinen Fall. Auch daran hätten sie<br />

gedacht, sagte Feuerstein. Es gäbe hochwirksame Beruhigungsmittel in<br />

Spritzenform, die innerhalb von Sekun<strong>de</strong>n ihre volle Wirkung entfalten<br />

wür<strong>de</strong>n. Kieber hätte gar keine Chance, da er keine eigene Kraft mehr<br />

hätte, sich zu wehren. <strong>Die</strong> Dosierung könnte so abgestimmt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass er erst wie<strong>de</strong>r nach zwei, drei o<strong>de</strong>r vier Stun<strong>de</strong>n zu sich kommen<br />

wür<strong>de</strong>. <strong>Die</strong> Metho<strong>de</strong> sei medizinisch abgesichert und Kieber wür<strong>de</strong><br />

keine bleiben<strong>de</strong>n Schä<strong>de</strong>n davontragen. Spuren <strong>de</strong>r Droge wür<strong>de</strong>n zwar<br />

im Blut noch lange nachweisbar sein, aber <strong>de</strong>r Plan sehe ja nicht vor,<br />

dass Kieber die Gelegenheit für eine „Beschwer<strong>de</strong>‚ o<strong>de</strong>r Arztvisite habe.<br />

Dem Professor wur<strong>de</strong> es zu viel. Er verabschie<strong>de</strong>te sich von <strong>de</strong>r Run<strong>de</strong><br />

und sagte, dass er frische Luft atmen gehen müsste. Wenn sie Glück<br />

hätten, dann käme er vielleicht wie<strong>de</strong>r zurück.<br />

Dem Bankdirektor wur<strong>de</strong> auch ganz bange. Da fiel ihm etwas ein, was<br />

einem Banker normalerweise beim Aufstehen immer als erstes in <strong>de</strong>n<br />

Sinn kommt: das liebe Geld. Moment mal, sagte er, warum das Geld<br />

nicht <strong>de</strong>m Kieber anbieten, anstelle es dubiosen Gestalten (‚die Gruppe<br />

starker Männer‚) nachzuwerfen.<br />

Geld gegen <strong>Daten</strong>, das könnte die Lösung sein. Man wäre ja heilfroh,<br />

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