Der Fürst. Der Dieb. Die Daten. - blog.börsennews.de

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10.12.2012 Aufrufe

KAPITEL 11 Die Polizei, dein Freund und Helfer Diese schöne, geschichtsträchtige Stadt mit einer sehr alten Universität, war für mich nur ein Streckenposten auf dem Weg nach Amsterdam und eine kleine Oase der Ruhe, da ich hier sicher sein konnte, dass keine Staatskarossen aus Vaduz auf mich lauerten. Da Münster eine kleine und somit überschaubare Stadt war, wollte ich von hier aus keine Email schreiben, vor allem aber keinen Anruf machen. Mein Plan war es ja, hier in Münster keine Ferien zu machen. Keine Wurzeln zu schlagen. Dass es trotzdem zehn lange Tage hier werden würden, hätte ich mir am ersten Tag auch nicht erträumt. Am nächsten Tag musste ich der Iris die Miete bezahlen. Sie hatte ein Konto bei einer Sparkasse in München aufgeschrieben. Ich rief sie von einer Telefonzelle an und sagte ihr, dass ich angekommen und alles OK sei. Sie bedankte sich, dass ich mein Wort gehalten hatte und auch für die Einzahlung der Miete. Ich fragte sie, ob ich nicht einfach die 170 Euro ihrem Mitbewohner übergeben könnte. Bloss nicht, jammerte sie hurtig. Sie kenne die anderen auch nicht so gut, da die Leute kommen und gehen. Jeden Monat entdeckte sie auf dem Weg zum Bad oder in die Küche neue Gesichter. Die einzige langjährige Mitbewohnerin sei auch verreist. Ich machte mich auf den Weg zur Sparkasse in Münster. Bis anhin waren es für mich nur Gerüchte. Meine diesbezüglich eigenen Erfahrungen in Berlin waren eigentlich gut. Horrorgeschichten, Schreckenszenarios die offenbar jeder Deutsche zu erzählen wusste. Wie diffizil und unfreundlich einige Banken in Deutschland seien. Es war dann auch eine Mammutanstrengung die 170 Euro in Münster auf ein Konto der Sparkasse in München einzuzahlen. Ich hatte ja kein Konto in Münster. Sparkasse ist eben nicht gleich Sparkasse. Erst nach drei Anläufen in derselben Bank gelang es mir, einen Schalterangestellten zu überzeugen, dass ich das Geld unbedingt überweisen musste. Ich musste zwei dicke Formulare ausfüllen und eine Gebühr von ca. 35 Euro bezahlen. Am Ende war die Kohle auf dem Weg nach München. Und meine Miete war bis Ende Februar 2003 bezahlt. Anschliessend spazierte ich in Richtung Uni. Dort auf dem Gelände gab es verschieden Kantinen und Cafeterias. Ich kaufte mir einen Kaffee und ein Stück Kuchen, setzte mich ins Foyer. Ich erinnere mich noch genau an den feinen Kuchen, die Holztische und dunklen Stühle. Stundenlang beobachtete ich die wenigen Studenten, die zu dieser Zeit offenbar eine 284

Pause hatten. Der Ausblick war auf den parkähnlichen Garten der Uni. Für mich war dieser Augenblick doch wie Ferien. Ein schönes Gefühl. Dann wurde ich wieder von den Gedanken eingeholt und ich stellte mir vor, was sich in den Köpfen derjenigen in Vaduz abspielte, verdrängte es aber gleich wieder. Es war wie ein anderes Leben, das sich parallel zu meinem entfaltete. Da ich in Münster sozusagen inkognito war, fühlte ich mich prächtig. Keine Telefonate mit Hans-Adam, keine Staatskarre, die auf mich wartete. Keine Fragen wo die Daten sind. Keine Befehle. Keine Appelle. Keine Drohungen. Keine. Keine. Ich verbrachte auch viele Stunden im Bahnhof Münster. Der Vorplatz war schön gestaltet. Eine Art kreisförmige Zufahrtsstrasse mit ein paar Geschäften auf der Rechten Seite. In der Mitte die Taxis. Ich musste mich sehr anstrengen, um abgelenkt zu bleiben. Im Moment, wo mir dies nicht gelang, drängte sich sofort die Realität wieder auf. Das Bedürfnis, zu erfahren ob man mir wieder eine Nachricht im Emailkonto hinterlassen hatte, wurde immer stärker. Zuerst wollte ich dies an einem Computer in Münster machen. Nur Nachschauen. Nicht mehr, nicht weniger. Nachsehen, ohne etwas hineinzuschreiben würde das mögliche Risiko ganz beseitigen, meinen Standort preiszugeben. Was aber, wenn ich antworten oder gar telefonieren musste? Die beste Lösung war, dass ich dafür von Münster wegging. Da ich nur gute Erfahrung damit gemachte hatte, suchte ich im Internet nach einer Mitfahrgelegenheit in eine der grösseren oder kleineren Städte im Umfeld von Münster (Ich kann mich noch so sehr anstrengen: ich bin mir heute – im Rückblick - nicht mehr ganz sicher, ob es dann Osnabrück, Hamm, Bielefeld oder gar eine andere Kleinstadt war, wo ich einen Tag verbrachte. Ich tippe auf Osnabrück. Ohne Gewähr). Auf jeden Fall war es in jener Stadt, wo eine grössere Polizeistelle, eine Art Regionalkommando, evt. der Bundesgrenzschutz stationiert war. Was hatte ich aber mit denen zu tun? Ein Tag, dessen Anfang verrückter nicht hätte sein können. Ich fand folgendes Angebot: Ein Mann offerierte eine Mitfahrgelegenheit für vier bis fünf Mal pro Woche für die nächsten Monate. Abfahrt war jeweils früh am Morgen und Rückfahrt am späten Nachmittag. Er erzählte mir, dass er in Münster (oder im nahen Umland von Münster) lebte und 285

Pause hatten. <strong>Der</strong> Ausblick war auf <strong>de</strong>n parkähnlichen Garten <strong>de</strong>r Uni.<br />

Für mich war dieser Augenblick doch wie Ferien. Ein schönes Gefühl.<br />

Dann wur<strong>de</strong> ich wie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Gedanken eingeholt und ich stellte mir<br />

vor, was sich in <strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>rjenigen in Vaduz abspielte, verdrängte es<br />

aber gleich wie<strong>de</strong>r.<br />

Es war wie ein an<strong>de</strong>res Leben, das sich parallel zu meinem entfaltete. Da<br />

ich in Münster sozusagen inkognito war, fühlte ich mich prächtig. Keine<br />

Telefonate mit Hans-Adam, keine Staatskarre, die auf mich wartete.<br />

Keine Fragen wo die <strong>Daten</strong> sind. Keine Befehle. Keine Appelle. Keine<br />

Drohungen. Keine. Keine. Ich verbrachte auch viele Stun<strong>de</strong>n im Bahnhof<br />

Münster. <strong>Der</strong> Vorplatz war schön gestaltet. Eine Art kreisförmige<br />

Zufahrtsstrasse mit ein paar Geschäften auf <strong>de</strong>r Rechten Seite. In <strong>de</strong>r<br />

Mitte die Taxis. Ich musste mich sehr anstrengen, um abgelenkt zu<br />

bleiben. Im Moment, wo mir dies nicht gelang, drängte sich sofort die<br />

Realität wie<strong>de</strong>r auf. Das Bedürfnis, zu erfahren ob man mir wie<strong>de</strong>r eine<br />

Nachricht im Emailkonto hinterlassen hatte, wur<strong>de</strong> immer stärker.<br />

Zuerst wollte ich dies an einem Computer in Münster machen. Nur<br />

Nachschauen. Nicht mehr, nicht weniger. Nachsehen, ohne etwas<br />

hineinzuschreiben wür<strong>de</strong> das mögliche Risiko ganz beseitigen, meinen<br />

Standort preiszugeben. Was aber, wenn ich antworten o<strong>de</strong>r gar<br />

telefonieren musste? <strong>Die</strong> beste Lösung war, dass ich dafür von Münster<br />

wegging.<br />

Da ich nur gute Erfahrung damit gemachte hatte, suchte ich im Internet<br />

nach einer Mitfahrgelegenheit in eine <strong>de</strong>r grösseren o<strong>de</strong>r kleineren<br />

Städte im Umfeld von Münster (Ich kann mich noch so sehr anstrengen:<br />

ich bin mir heute – im Rückblick - nicht mehr ganz sicher, ob es dann<br />

Osnabrück, Hamm, Bielefeld o<strong>de</strong>r gar eine an<strong>de</strong>re Kleinstadt war, wo<br />

ich einen Tag verbrachte. Ich tippe auf Osnabrück. Ohne Gewähr). Auf<br />

je<strong>de</strong>n Fall war es in jener Stadt, wo eine grössere Polizeistelle, eine Art<br />

Regionalkommando, evt. <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sgrenzschutz stationiert war.<br />

Was hatte ich aber mit <strong>de</strong>nen zu tun?<br />

Ein Tag, <strong>de</strong>ssen Anfang verrückter nicht hätte sein können. Ich fand<br />

folgen<strong>de</strong>s Angebot: Ein Mann offerierte eine Mitfahrgelegenheit für vier<br />

bis fünf Mal pro Woche für die nächsten Monate. Abfahrt war jeweils<br />

früh am Morgen und Rückfahrt am späten Nachmittag. Er erzählte mir,<br />

dass er in Münster (o<strong>de</strong>r im nahen Umland von Münster) lebte und<br />

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