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Der Fürst. Der Dieb. Die Daten. - blog.börsennews.de

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Treuhand), <strong>de</strong>r vom ursprünglichen Plan wusste, war - um es grausig<br />

auszudrücken - <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> selber. <strong>Der</strong> wür<strong>de</strong> ja aber dann schon tot sein.<br />

Nach <strong>de</strong>m "Aktenstudium" tausen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utscher Kun<strong>de</strong>ndossiers fühlten<br />

wir uns in meinem Team wie abgeklärte Psychologen, weil wir einen<br />

sehr tiefen Einblick in die Seele und "Sorgen" <strong>de</strong>s Reichen Deutschen<br />

erhalten hatten. <strong>Die</strong> vier oben kurz veranschaulichten Beispiele waren<br />

für uns damals eher Anlass für riesiges Gelächter.<br />

Worauf wir alle aber vor Seiten <strong>de</strong>r LGT nicht vorbereitet wur<strong>de</strong>n,<br />

waren jene Kun<strong>de</strong>nmandate, die ein<strong>de</strong>utig über das "normale Mass"<br />

(wenn ich mal so sagen kann) <strong>de</strong>r reinen Beihilfe zur Steuerhinterziehen<br />

hinausgehen. Es ist ja allgemein bekannt, dass Steuerhinterziehung im<br />

Heimatland <strong>de</strong>s (ausländischen) Bank- o<strong>de</strong>r Treuhandkun<strong>de</strong>n in<br />

Liechtenstein absolut kein Strafbestand o<strong>de</strong>r Vergehen ist.<br />

Was mich beson<strong>de</strong>rs überrascht hat, war die Tatsache, dass die LGT (!)<br />

so viele "Leichen im Keller hatte", sprich Mandate über Jahre betreute,<br />

wo buchstäblich sofort erkennbar war, dass sehr unsaubere Geschäfte<br />

getätigt wur<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n. Was kann es dümmeres geben, als wenn<br />

die Kun<strong>de</strong>nberater in ihren selbst angefertigten o<strong>de</strong>r angeordneten<br />

internen Aktenvermerken schwarz auf weiss, manchmal ganz klar, oft<br />

etwas in <strong>de</strong>r speziellen Treuhandsprache verschleiert, Hinweise,<br />

Bemerkungen und Erklärungen protokollieren, die über illegale<br />

Aktionen Auskunft geben.<br />

Da wir in unserem Team <strong>de</strong>n gesamten Akt nach <strong>de</strong>m Scannen vor uns<br />

auf <strong>de</strong>m Bildschirm abrufen konnten, war es uns möglich, alle Abläufe,<br />

Transaktionen und damit <strong>de</strong>ren Zusammenhänge schnell zu erkennen<br />

(wir mussten ja je<strong>de</strong>s Blatt lesen, um es einem In<strong>de</strong>x zuordnen zu<br />

können). Nicht dass ich die Personen, die als Begünstige hinter einer<br />

solchen Briefkastenfirma stehen, persönlich kannte. Nein. Natürlich<br />

tauchte ab und zu ein Name in <strong>de</strong>n Unterlagen als Begünstigter auf, <strong>de</strong>r<br />

uns allen aus <strong>de</strong>n Medien bekannt war; sei es z.B. aus <strong>de</strong>r Politik,<br />

Wirtschaft o<strong>de</strong>r aus aktuellen o<strong>de</strong>r vergangenen Gerichtskriminalfällen.<br />

Zum Beispiel hatte ich einen Akt vor mir, <strong>de</strong>ren Begünstigte ungefähr<br />

zur selben Zeit im Zusammenhang mit einer grossen europäischen<br />

Firmenpleite stan<strong>de</strong>n. "Aha!", sagten wir uns – die Kohle hier in Vaduz<br />

hatte man mal wie<strong>de</strong>r nicht ent<strong>de</strong>ckt". Scha<strong>de</strong> für die Gläubiger, dachten<br />

wir uns. Wir im Team wären dank unserer Erkenntnisse je<strong>de</strong> Wette<br />

eingegangen, dass es bei min<strong>de</strong>stens <strong>de</strong>r Hälfte aller Mandate – wür<strong>de</strong>n<br />

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