Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Psychosomatische Erkrankungen, Psychosomatik und Psychosomatische Medizin – ein Überblick
Die Stresstheorie nach Selye
fähigkeit erhöhen und zu einer ergotropen Reaktion des Organismus führen. Dauert
die Belastung jedoch an, so kommt es zu
Phase 3: Erschöpfungsphase. Die Anpassungsvorgänge können nicht länger aufrecht erhalten
werden, die Homöostase des Organismus ist gestört.“ 320
Weil Selye unter Stressoren, die ein derartiges Syndrom in Gang setzen können, sämtliche Reize
subsumiert, die hierzu fähig sind, werden auch emotionale und psychosoziale Reize nicht
ausgeklammert: „Psychosoziale Stressoren unterscheiden sich im Rahmen des Selyeschen Kon-
zepts von somatischen und physikalischen Noxen lediglich darin, über welche Bahnen sie das
Hypothalamus-Hypophysen-System, das corticale Steuerungssystem des AAS 321 stimulieren: ...
.“ 322
Das Interesse der Psychosomatik an diesem Modell ist dadurch begründet, dass
1. Eine physiologische Schablone beschrieben wird, die den Blick auf das Ganze des
organismischen, leibseelischen Reagierens eröffnet. Im Zentrum des Interesses stehen dabei
sowohl das autonome Nervensystem als auch endokrine Funktionen und Faktoren humoraler
Art. Psychosomatische Erkrankungen erscheinen im Rahmen dieser Funktionsschablonen in
einigen wenigen Grundformen; sie treten in enger Kohärenz mit der Umwelt auf.
2. In diesem Zusammenhang werden psychosomatische Erkrankungen sowohl als Antwort auf
körperliche wie auch auf seelische Stressoren verstanden. ‚Seelisches‘ erfährt also eine
Höherbewertung, weil es bezüglich Ursache und Symptomatik gleichrangig neben körper-
lichen Faktoren eingruppiert wird.
3. Der Stressbegriff wird im universalen Sinn des ‚psychosozialen Stress‘ verwendet. 323
320 Franke 1981, S. 40 f
321 allgemeines Adaptionssyndrom
322 Wichmann 1978, zitiert nach Franke 1981, S. 41
323 vgl. Bräutigam & Christian 1981, S. 57 f