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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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72<br />

<strong>Psychosomatische</strong> <strong>Erkrankung</strong>en, Psychosomatik und <strong>Psychosomatische</strong> Medizin – ein Überblick<br />

Das Situationskreiskonzept v. Uexkülls<br />

die Ausdruckskrankheiten aus der Unverträglichkeit zwischen Es- und Über-Ich-Bereich resul-<br />

tieren. 292<br />

Insges<strong>am</strong>t scheint der Grad der Verdrängung den Unterschied auszumachen: „Die Verdrängung<br />

ist aber meist unvollständig und unzureichend und die Integrationsfähigkeit und Stabilität des<br />

Ich recht mangelhaft, ... . Demgegenüber ist die Verdrängung bei der Ausdruckskrankheit<br />

vollständig und richtet sich gegen ein bestimmtes aus dem Es st<strong>am</strong>mendes und für das Ich und<br />

Über-Ich unannehmbares Motiv, dessen Affektbetrag im Symptom (dem Handlungsbruchstück)<br />

geradezu einfriert. Noch tiefer und stärker scheint der Verdrängungsvorgang bei den Bereit-<br />

stellungskrankheiten zu sein, bei denen die Motivationen überhaupt nicht mehr nachgewiesen<br />

werden können und die Bereitstellungen und Stimmungen gewissermaßen dauernd leer lau-<br />

fen.“ 293<br />

Nach diesem Exkurs zu Uexkülls grundsätzlicher Sicht der Psychosomatik anhand seines Hand-<br />

lungsmodells soll nun sein Situationskreiskonzept dargestellt werden. Bereits zu Beginn des<br />

ersten Kapitels wurde darauf hingewiesen, dass weder die traditionelle medizinische Sichtweise<br />

linearer Ursache - Wirkungs - Ketten noch eine rein psychologische oder psychoanalytische<br />

Betrachtungsweise dem psychosomatisch Erkrankten in seiner Ganzheit gerecht wird. Diesem<br />

Missstand versucht v. Uexküll zu begegnen, indem er zunächst einmal das Problem der Be-<br />

ziehung zum Zentrum sämtlicher erkenntnis- und handlungstheoretischen Überlegungen macht.<br />

Dabei weist er auf zwei grundsätzliche Probleme hin, nämlich einmal dem der Beziehung zwi-<br />

schen dem Mensch und der Umgebung und dann dem der Beziehung zwischen der sozialen, psy-<br />

chischen und biologischen Dimension eines Menschen. 294<br />

Als Lösung für das Problem der Beziehungsdarstellung zwischen einem lebenden Organismus<br />

und seiner Umwelt betrachtet er Kreismodelle und das Modell des lebenden Systems: „Das gilt<br />

bereits für die Beziehungen zwischen Zellen, Geweben, Organen und ihrer innerkörperlichen<br />

Umgebung. ... . Statt der Frage nach den Zus<strong>am</strong>menhängen zwischen einem psychischen und<br />

einem physischen Bereich sind wir mit der Frage konfrontiert, wie Kreisvorgänge die Beziehung<br />

zwischen Organismus und dieser Umgebung abbilden und wie sich diese Beziehungen auf der<br />

292 vgl. Wesiack in Loch 1998, S. 310<br />

293 Wesiack in Loch 1998, S. 310<br />

294 vgl. Wesiack in Loch 1998, S. 313

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