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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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<strong>Psychosomatische</strong> <strong>Erkrankung</strong>en, Psychosomatik und <strong>Psychosomatische</strong> Medizin – ein Überblick<br />

Das Situationskreiskonzept v. Uexkülls<br />

Handlung überführt, wobei die verschiedenen Motive den unterschiedlichen Instanzen der<br />

Person 287 entspringen und derart verarbeitet werden, dass die Es-Motive durch das Ich adaptiert<br />

werden, das wiederum den Über-Ich-Anweisungen folgt. Schafft es das Ich aber nicht, die bei-<br />

spielsweise sehr gegensätzlichen Motive aus den Bereichen des Es und des Über-Ichs zu<br />

integrieren, kann die Folge nur in einem Bruchstück einer Handlung oder gar einer missglückten<br />

Handlung bestehen - nie aber in einer Handlung. Weil das Ich in diesen Fällen versucht, sich<br />

gegen die aus dem Es kommenden Wünsche zu wehren, wenn es nicht gelingt, Triebverzicht<br />

oder zumindest Triebaufschub zu erreichen, besteht das Ergebnis dann in Abwehrmechanismen,<br />

welche die Psychoanalyse beschreibt. 288<br />

„Wenn wir menschliche Physiologie und Pathologie mit dem Modell der Handlung interpretieren,<br />

dann haben wir erstm<strong>als</strong> ein holistisches, psychosomatisches Konzept, das ‚Körper‘ und ‚Seele‘<br />

<strong>als</strong> Einheit auffaßt und den Leib-Seele-Dualismus überwindet.“ 289 Mithilfe der bisherigen Aus-<br />

führungen kann <strong>als</strong>o festgehalten werden, dass Konversion letztlich bedeutet, dass ein un-<br />

bewusstes Motiv in Handlungsbruchstücke umgesetzt wird. Diese müssen wegen ihrer Aus-<br />

drucksbedeutung Bruchstücke bleiben, entziehen sich dadurch aber der Integration in andere<br />

Handlungen. 290<br />

Der Vollständigkeit halber müssen die Begriffe des ‚Motivs‘ und der ‚Handlung‘ aber noch durch<br />

die der ‚Stimmung‘ und ‚Bereitstellung‘ ergänzt werden : „Normalerweise, wenn es zur Handlung<br />

kommt, wird die Bereitstellung in der Handlung aufgebraucht, und das vegetative Nervensystem<br />

und die von ihm bereitgestellten Organe kehren zur mittleren Ausgangslage zurück, um für neue<br />

Bereitstellungen verfügbar zu sein. Im Bereich der Stimmung ist das in einem Gefühl der Ent-<br />

spannung und Befriedigung wahrzunehmen. Ein ganz anderes Bild bietet sich uns aber, wenn es<br />

nie zur entspannenden Handlung kommt, die Stimmung und Bereitstellung aber ununterbrochen<br />

weiterläuft.“ 291<br />

Die Gruppe der Ausdruckskrankheiten muss <strong>als</strong>o durch die der Bereitstellungskrankheiten er-<br />

weitert werden. Schließlich ist auch in diesem Zus<strong>am</strong>menhang auf die dritte Gruppe der funkti-<br />

onellen Syndrome hinzuweisen, die in der Regel keine Organschädigungen hinterlassen und wie<br />

287<br />

dem Es (unbewußte Triebe), dem Ich (bewußte Zielsetzungen) und dem Über-Ich (soziale Normen)<br />

288<br />

vgl. Wesiack in Loch 1998, S. 305 ff<br />

289<br />

Wesiack in Loch 1998, S. 308<br />

290<br />

vgl. v. Uexküll 1963, zitiert nach Wesiack in Loch 1998, S. 308<br />

291<br />

Wesiack in Loch 1998, S. 309<br />

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