Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...
Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ... Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...
8 Anhang Patient 9 (Herr J) J: äh deswegen lasse ich mich auch auf dieses (Versprecher) Psychologisiererei jetzt einmal nicht I: hm ein; ähm im Gegenteil es war mir ja peinlich den Leuten sagen zu müssen äh `es tut mir Leid jetzt schleppen sie mich ab!´ ja? ins Krankenhaus, und ich meine in ein ungarisches Krankenhaus zu gehen, meine Frau hat einen Blinddarmdurchbruch gehabt, ist nicht gerade ein positives Erlebnis! J: äh ich wollte auf das Klo gehen da musste ich mir erst im OP die Tupfer holen damit ich mir den I: hm Hintern abwischen konnte, J: es ist also sehr karg! I: hm J: und es gibt auch nichts zu essen dafür ist die Familie zuständig; und ähm - - - also es war nicht I: hm etwa dass ich Sehnsucht nach nach äh Gemeinschaft hätte denn im Gegenteil ich habe mir ja ein Haus gemietet in Ungarn ein kleines Häuschen für vierzehn Euro am Tag, äh ein richtiges festes Haus: äh weil: ich Ruhe haben wollte, wissen Sie wenn ich Umtrieb haben will kann ich in die Schule gehen das reicht mir dann das brauche ich nicht; und äh - - - - also auch das ist nicht der Grund äh warum es mir so ergeht (Herr J hustet) - - - äh es ist schon eine Einschränkung und ich merke dass ich müder: geworden bin, müde nicht im Sinne des äh Schlafbedürfnisses ich brauche wenig Schlaf sondern äh müde dass ich nicht mehr dass dass es nicht mehr so flott von der Hand geht, man merkt dass man alt: wird: im nicht im Sinne des Lebensalters sondern eben den Ermattung: J: dass ich keine Schlafmütze bin das merken Sie an der Art wie ich erzähle! I: richtig! J: na ich meine man kann ja sagen `na ja das ist halt ein alter Trottel!´ I: nein nein also dazu stehen Sie glaube ich noch zu sehr im Leben als dass man das vermuten könnte! J: ja deswegen hat das / er hat ja vor ähm Professor Csef hat vor einem Jahr gesagt `ja wie lange wollen Sie denn noch leben?´ und dann habe ich gesagt `na ja so lange werde ich es nicht mehr machen.´ dann hat er gesagt `ja wenn Sie nicht sofort aufhören sind Sie in einem halben Jahr tot!´ jetzt ist ein Jahr vorbei ich habe nicht aufgehört ich lebe noch immer! I: was aufhören, was hat er damit gemeint? J: mit dem Arbeiten mit dem Beruf. I: aha!
J: äh ich stresse mich einfach sehr hinein ja? I: hm J: ja im Beruf: ja gut ja dass dass ich ab diesem Schuljahr Teilzeit mache, I: hm Anhang Patient 9 (Herr J) J: ich mache meine ganzen Studiendirektorsarbeiten noch, die kann ich mir ja so legen wie es mir passt, und äh unterrichte zehn Stunden und suche mir die Klassen heraus die ich unterrichten will das ist angenehm. I: und diese Teilzeitreduzierung kommt wegen der Krankheit? J: ja: schauen Sie es ist nicht: damit ich eher aufhören kann wie das ja viele machen das wissen I: ja ja! Sie auch mit dem Blockmodell dann krache ich halt ran: wenn es mir schlecht wird bin ich krank, Überstunden kann ich kaum mehr machen weil ich ja alles voll gestopft habe, J: äh das könnte ich nicht das könnte ich nicht ich habe auch gesagt ich hab- ich kann keine Ver- tretung mehr machen, bei uns sind drei vier Lehrer wegen Herzerkrankung außer Dienst zeit- weise! I: hm J: das wird schlimm wird das wenn das so weitergeht, aber das ist eine andere Sache. I: ja ich bin selbst auch in einer Schule ich bin hier in Würzburg in der Schule für Kranke also ich kenne das auch bei Kollegen also dieses Burn-out-Syndrom ich meine gut bei mir sind es J: ich weiß nicht ob man das Burn-out nennen kann wissen Sie damit kann man ja kokettieren nicht? I: die Medizin will allem und jedem einen Namen geben also das können Sie auch anders nennen das ist egal ich denke das ist individuell! J: nein die können einfach nicht mehr! I: ja! J: die können nicht mehr. I: und bei Ihnen ist es also auch so dass eben wegen dieser Herzgeschichte unter anderem oder J: ja dieser Ermattung die Sie genannt haben I: weil Sie so gewissenhaft sind einfach gesagt haben `ok!´ J: ich weiß nicht ob ich gewissenhaft bin, das sagen die anderen Leute. I: nein Sie: haben gerade gesagt Sie können nicht: sich einfach krankmelden das ist für mich ein Zeichen der Gewissenhaftigkeit! 9
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J: äh deswegen lasse ich mich auch auf dieses (Versprecher) Psychologisiererei jetzt einmal nicht<br />
I: hm<br />
ein; ähm im Gegenteil es war mir ja peinlich den Leuten sagen zu müssen äh `es tut mir Leid<br />
jetzt schleppen sie mich ab!´ ja? ins Krankenhaus, und ich meine in ein ungarisches Krankenhaus<br />
zu gehen, meine Frau hat einen Blinddarmdurchbruch gehabt, ist nicht gerade ein positives<br />
Erlebnis!<br />
J: äh ich wollte auf das Klo gehen da musste ich mir erst im OP die Tupfer holen d<strong>am</strong>it ich mir den<br />
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Hintern abwischen konnte,<br />
J: es ist <strong>als</strong>o sehr karg!<br />
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J: und es gibt auch nichts zu essen dafür ist die F<strong>am</strong>ilie zuständig; und ähm - - - <strong>als</strong>o es war nicht<br />
I: hm<br />
etwa dass ich Sehnsucht nach nach äh Gemeinschaft hätte denn im Gegenteil ich habe mir ja<br />
ein Haus gemietet in Ungarn ein kleines Häuschen für vierzehn Euro <strong>am</strong> Tag, äh ein richtiges<br />
festes Haus: äh weil: ich Ruhe haben wollte, wissen Sie wenn ich Umtrieb haben will kann ich in<br />
die Schule gehen das reicht mir dann das brauche ich nicht; und äh - - - - <strong>als</strong>o auch das ist<br />
nicht der Grund äh warum es mir so ergeht (Herr J hustet) - - - äh es ist schon eine<br />
Einschränkung und ich merke dass ich müder: geworden bin, müde nicht im Sinne des äh<br />
Schlafbedürfnisses ich brauche wenig Schlaf sondern äh müde dass ich nicht mehr dass dass es<br />
nicht mehr so flott von der Hand geht, man merkt dass man alt: wird: im nicht im Sinne des<br />
Lebensalters sondern eben den Ermattung:<br />
J: dass ich keine Schlafmütze bin das merken Sie an der Art wie ich erzähle!<br />
I: richtig!<br />
J: na ich meine man kann ja sagen `na ja das ist halt ein alter Trottel!´<br />
I: nein nein <strong>als</strong>o dazu stehen Sie glaube ich noch zu sehr im Leben <strong>als</strong> dass man das vermuten<br />
könnte!<br />
J: ja deswegen hat das / er hat ja vor ähm Professor Csef hat vor einem Jahr gesagt `ja wie lange<br />
wollen Sie denn noch leben?´ und dann habe ich gesagt `na ja so lange werde ich es nicht mehr<br />
machen.´ dann hat er gesagt `ja wenn Sie nicht sofort aufhören sind Sie in einem halben Jahr<br />
tot!´ jetzt ist ein Jahr vorbei ich habe nicht aufgehört ich lebe noch immer!<br />
I: was aufhören, was hat er d<strong>am</strong>it gemeint?<br />
J: mit dem Arbeiten mit dem Beruf.<br />
I: aha!