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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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<strong>Psychosomatische</strong> <strong>Erkrankung</strong>en, Psychosomatik und <strong>Psychosomatische</strong> Medizin – ein Überblick<br />

Die psychosomatische Struktur – die „pensée opératoire“ und die Alexihymie<br />

1.4.2.5 Die psychosomatische Struktur – die „pensée opératoire“ und die Alexithymie<br />

„Wohl alle von der Psychoanalyse ausgehenden Psychosomatiker stimmen darüber überein, daß<br />

wir die primären Schädigungen, die zu schweren Psychosomatosen (...) geführt haben, in den<br />

sehr frühen Stadien der Ich-Entwicklung und Objektfindung suchen müssen. Aufmerks<strong>am</strong>en Be-<br />

obachtern war nicht entgangen, daß man bei diesen Patienten auf eine merkwürdige Armut an<br />

Phantasie stößt, ... die ... die französische psychosomatische Schule, ..., <strong>als</strong> ‚pensée opératoire‘<br />

beschrieben (hat, M. Hager).“ 261<br />

Der hier eingeführte Begriff der ‚pensée opératoire‘ wird <strong>als</strong>o von der Pariser <strong>Psychosomatische</strong>n<br />

Schule im Rahmen der Arbeit mit psychosomatisch erkrankten Menschen entwickelt und im<br />

Jahre 1962 zum ersten Mal einem breiteren Publikum anlässlich eines Psychoanalytikerkon-<br />

gresses vorgestellt. 262<br />

Unter diesem Begriff versteht man „... ein stets <strong>am</strong> Konkreten und Aktuellen verhaftetes, primär<br />

prozeßhaftes archaisches Denken... .“ 263<br />

Nach Franke handelt es sich dabei um ein so genanntes ‚heterogenes Modell‘, das von homo-<br />

genen Theorien abzugrenzen ist: „Homogene Theorien sind ... all jene, die die psychosomatische<br />

Störung <strong>als</strong> Konversionsphänomen betrachten, <strong>als</strong> Ausdruck von unbewußten Konflikten und<br />

Phantasien. Demgegenüber setzen die heterogenen Modelle eher <strong>am</strong> Freudschen Konzept der<br />

Aktualneurose an. Das psychosomatische Symptom hat keinen direkten Zus<strong>am</strong>menhang mit dem<br />

psychischen Konflikt. Es ist vielmehr Ausdruck einer chronisch erhöhten Spannung, die unter<br />

bestimmten Frustrationsbedingungen nicht psychisch verarbeitet, sondern in unspezifischen<br />

körperlichen Reaktionen abgeleitet wird.“ 264<br />

Ein eng d<strong>am</strong>it verknüpftes Phänomen beschreibt der etwas später von Nemiah und Sifneos<br />

entwickelte Begriff der Alexithymie. „Diese unglückliche Wortkonstruktion bedeutet soviel wie<br />

Unfähigkeit, die eigenen Gefühle wahrzunehmen oder auszudrücken. Personen mit Alexithymie<br />

bzw. pensée opératoire sind charakterisiert durch automatistisch-mechanistisches Denken, eine<br />

verarmte Phantasiewelt (...), Unfähigkeit zur Äußerung von Gefühlen (...), mangelnde Ausbildung<br />

261<br />

Wesiack in Loch 1998, S. 302<br />

262<br />

vgl. Köhler 1995, S. 22<br />

263<br />

vgl. Stephanos 1981, zitiert nach Köhler 1995, S. 22<br />

264<br />

Franke 1981, S. 37

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