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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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<strong>Psychosomatische</strong> <strong>Erkrankung</strong>en, Psychosomatik und <strong>Psychosomatische</strong> Medizin – ein Überblick<br />

Theorie der zweiphasigen Verdrängung nach Mitscherlich<br />

Von ‚zweiphasiger Verdrängung‘ wird <strong>als</strong>o deshalb gesprochen, weil in einer ersten Phase der<br />

erfolglose Versuch unternommen wurde, eine sich chronifizierende Krise mittels Verdrängung<br />

und neurotischer Symptombildung zu bewältigen, während dann in einer zweiten Phase eine<br />

Verschiebung in die Dyn<strong>am</strong>ik körperlicher Vorgänge der Abwehr stattfindet. 234<br />

Dieser Meinung ist auch Klußmann, der Mitscherlich in gängiger Weise interpretiert und darauf<br />

hinweist, dass in einer ersten Phase der Verdrängung psychische Abwehrkräfte mit neurotischer<br />

Symptombildung um den Preis der Ich-Einengung mobilisiert werden. Eine zweite Phase der<br />

Verdrängung wird dann eingeleitet, wenn die Belastung anhält, hier findet dann eine Ver-<br />

drängung und Verschiebung in körperliche Symptome statt. 235<br />

<strong>Psychosomatische</strong> Symptombildung kann in Anlehnung an Wesiack <strong>als</strong>o folgendermaßen<br />

formuliert werden: „Aus methodischen und erkenntnistheoretischen Gründen können wir an der<br />

psychophysischen Totalität des Menschen eine somatische und eine psychische Organisation<br />

unterscheiden, ... . Das Ziel beider Organisationskerne ist die Homöostase. Durch spezifische<br />

Reizsituationen sowohl aus dem innerseelischen Raum wie aus dem Raum der sozialen Mit- und<br />

Umwelt wird diese Homöostase bedroht. Werden im psychischen Bereich diese Reizsituationen<br />

nicht bewältigt, bekommen sie Konfliktcharakter und lösen neurotische Abwehrmechanismen<br />

und Fehlanpassungen aus. Werden diese hochdifferenzierten Abwehrmechanismen überfordert,<br />

kommt es zur Regression auf niedrige Funktionskreise (Bereitstellung), wobei die Regulations-<br />

systeme höherer Ordnung auseinanderbrechen und undifferenzierte Formen der Abwehr in<br />

Erscheinung treten lassen. Bei der Entstehung psychosomatischer Symptombildung spielt da-<br />

rüber hinaus wohl immer ein mehr oder weniger großes somatisches Entgegenkommen eine<br />

wichtige Rolle.“ 236<br />

Festzuhalten bleibt ferner, dass Mitscherlich sein Konzept in Beziehung zu Schurs regressiver<br />

Resomatisierung setzt und sagt, dass ein realer oder phantasierter Objektverlust auslösend für<br />

eine psychosomatische <strong>Erkrankung</strong> sei, weil dieser zu einer Ich-Verarmung führe. „An die Stelle<br />

der äußeren Objekte treten archaische innere Objekte.“ 237<br />

234<br />

vgl. Mitscherlich 1953, 1954, zitiert nach Bräutig<strong>am</strong> & Christian 1981, S. 44<br />

235<br />

vgl. Klußmann 1992, S. 43<br />

236<br />

Wesiack in Loch 1998, S. 302<br />

237<br />

Bräutig<strong>am</strong> & Christian 1981, S. 44<br />

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