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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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<strong>Psychosomatische</strong> <strong>Erkrankung</strong>en, Psychosomatik und <strong>Psychosomatische</strong> Medizin – ein Überblick<br />

Das Konversionsmodell<br />

Verständlich erscheint auch Klußmanns Definition der Konversion, die für ihn körperliche Symp-<br />

tome beschreibt, die <strong>als</strong> Teil eines körperlich-symbolisierenden Ausdrucksgeschehens aufzu-<br />

fassen sind. Sie können sowohl <strong>als</strong> Ersatzbefriedigungen <strong>als</strong> auch <strong>als</strong> Kompromissbildungen ver-<br />

standen werden; außerdem verschaffen sie teilweise eine Spannungsabfuhr. 192<br />

Nach Klußmann entsteht ein Konversionssymptom, wenn:<br />

„1. Ein Triebwunsch mit einer inneren Norm in Konflikt gerät und zu einer ‚unverträglichen<br />

Vorstellung‘ führt, die<br />

2. Aus dem Bewußtsein verdrängt werden muß und<br />

3. Der Konflikt sexueller Natur ist.<br />

4. Wird dieser Triebwunsch reaktualisiert und kann die psychische Bearbeitung (Unterdrückung<br />

und Verdrängung) nicht mehr aufrechterhalten werden, erfolgt eine Konversion, eine<br />

‚Wendung in die somatische Innervation‘, die<br />

5. In einem körperlichen Symptom resultiert. Das Symptom bringt den zugrundeliegenden<br />

Triebwunsch wie dessen Verbot in einem Kompromiß verschlüsselt symbolisch zum Aus-<br />

druck, hat <strong>als</strong>o eine Kommunikationsfunktion und ist verstehbar. Psychische Energie wird im<br />

Symptom gebunden, hält die unverträgliche Vorstellung unbewußt zurück, erfordert aber<br />

zusätzliche Aufmerks<strong>am</strong>keit und führt sekundär zu verstärkter libidinöser Besetzung -<br />

gleichzeitig <strong>als</strong>o Befriedigungs- und Bestrafungscharakter.<br />

6. Es gibt ein ‚somatisches Entgegenkommen‘ nach Freud: körperlicher Faktor für ‚Organwahl‘<br />

(genetische Disposition, Überbeanspruchung, besondere Körpererfahrungen aufgrund früh-<br />

kindlicher Erfahrungen).“ 193<br />

Im Gegensatz zu Freud hat Groddeck diesen Ansatz zusätzlich auf Organerkrankungen ausge-<br />

weitet und ist der Meinung, dass in ihnen symbolisch etwas repräsentiert wird, das dem Es ent-<br />

springt. 194<br />

„D<strong>am</strong>it wird der Konversionsbegriff auch auf innere Organe, die vom vegetativen Nervensystem<br />

gesteuert sind, angewendet. Es wird ausgegangen von einer primären Erogenität aller Organe<br />

und Organsysteme durch die sexuelle Libido. Auch Konflikte prägenitaler Art können <strong>als</strong> Abwehr<br />

192 vgl. Klußmann 1992, S. 38<br />

193 Klußmann 1992, S. 38<br />

194 vgl. Groddeck, zitiert nach Bräutig<strong>am</strong> & Christian 1981, S. 42

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