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Psychosomatische Erkrankung als biographisches Ereignis am ...

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Patient 2 (Herr B)<br />

Anhang<br />

Patient 2 (Herr B)<br />

Interviewbedingungen: Herr A ist früh pensionierter Be<strong>am</strong>ter. Das Interview, das <strong>am</strong> 07. Juli<br />

2003 geführt wurde, fand in den Privaträumen des Interviewers zwischen 15.05 und 15.45 Uhr<br />

statt.<br />

Kontaktherstellung: Der Patient wurde von Prof. Csef vermittelt, weil er sich zur Zeit bei ihm<br />

einer Gruppentherapie unterzieht. Der Kontakt zwischen dem Interviewten und dem Interviewer<br />

wurde telefonisch hergestellt. Nach einem ersten vereinbarten Termin, den Herr B vergessen<br />

hatte, k<strong>am</strong> es zum oben genannten Zeitpunkt zum Gespräch.<br />

Gesprächsbedingungen: Der Patient zeigte sich offen und berichtete über seine Erfahrungen.<br />

Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass er bereits <strong>am</strong> Telefon sagte, dass während des Interviews<br />

doch auch Fragen gestellt werden sollten – der Forscher hatte dabei das Gefühl, dass sich Herr B<br />

im freien Erzählen unsicher fühlt.<br />

An<strong>am</strong>nese: Der Patient ist von seiner Ehefrau geschieden und lebt nun mit seiner neuen<br />

Lebensgefährtin im Eigenheim. Seine drei Kinder sind volljährig und leben zur Zeit noch bei<br />

seiner geschiedenen Ex-Frau. Zum Zeitpunkt des Interviews ist Herr B 60 Jahre alt. Herr B leidet<br />

seit vielen Jahren unter seelischer Erschöpfung, die sich nach der Scheidung von seiner Ehefrau<br />

verstärkt hatte.<br />

Ferner beklagt Herr B anfallsartig auftretende Herzbeschwerden, die mit Tachykardien und<br />

starker Angst verbunden seien und überwiegend in Ruhe oder nachts auftreten würden. EKG-<br />

Untersuchungen in Ruhe und unter Belastung waren befundfrei, eine Herzkatheteruntersuchung<br />

wurde nicht durchgeführt. Der Patient ist depressiv verstimmt und zeigt einen deutlichen<br />

Leidensdruck.<br />

Herr B wuchs mit einem um 7 Jahre jüngeren Bruder auf und schildert aus der Kindheit vor<br />

allem die Zeit bis zum 6. Lebensjahr, <strong>als</strong> er von seiner Mutter und zahlreichen Verwandten<br />

umsorgt wurde. Im 4. Lebensjahr k<strong>am</strong> sein bis dahin für ihn unbekannter Vater aus der<br />

Gefangenschaft nach Hause, blieb aber fremd für ihn. Die Mutter wird <strong>als</strong> kränklich geschildert<br />

– sie übertrug dem Patienten viel Verantwortung für den Haushalt. Auch seinen Bruder empfand<br />

er <strong>als</strong> störend. Nach dem Abitur begann er, <strong>als</strong> Be<strong>am</strong>ter im Landrats<strong>am</strong>t zu arbeiten. 1970<br />

heiratete er seine Ehefrau, von der er mittlerweile geschieden ist. Gerade in der Kindheit<br />

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